Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Gai.ed. aed. cur.
Ad edictum aedilium curulium lib.Gaii Ad edictum aedilium curulium libri

Ad edictum aedilium curulium libri

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Ex libro I

Dig. 21,1,3Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. vel pro­ter­vi vel gib­be­ro­si vel cur­vi vel pruri­gi­no­si vel sca­biosi, item mu­ti et sur­di:

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. oder muthwillig, oder buckelig, oder krumm oder grindig, oder krätzig, ingleichen stumm und taub [sind;]

Dig. 21,1,13Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Item clo­dus mor­bosus est.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Ingleichen ist ein Lahmer krank.

Dig. 21,1,18Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Si quid ven­di­tor de man­ci­pio ad­fir­ma­ve­rit id­que non ita es­se emp­tor que­ra­tur, aut red­hi­bi­to­rio aut aes­ti­ma­to­rio (id est quan­to mi­no­ris) iu­di­cio age­re pot­est: ver­bi gra­tia si con­stan­tem aut la­borio­sum aut cur­ra­cem vi­gi­la­cem es­se, aut ex fru­ga­li­ta­te sua pe­cu­lium ad­quiren­tem ad­fir­ma­ve­rit, et is ex di­ver­so le­vis pro­ter­vus de­si­dio­sus som­ni­cu­lo­sus pi­ger tar­dus com­esor in­ve­nia­tur. haec om­nia vi­den­tur eo per­ti­ne­re, ne id quod ad­fir­ma­ve­rit ven­di­tor ama­re ab eo ex­iga­tur, sed cum quo­dam tem­pe­ra­men­to, ut si for­te con­stan­tem es­se ad­fir­ma­ve­rit, non ex­ac­ta gra­vi­tas et con­stan­tia qua­si a phi­lo­so­pho de­si­de­re­tur, et si la­borio­sum et vi­gi­la­cem ad­fir­ma­ve­rit es­se, non con­ti­nuus la­bor per dies noc­tes­que ab eo ex­iga­tur, sed haec om­nia ex bo­no et ae­quo mo­di­ce de­si­de­ren­tur. idem et in ce­te­ris quae ven­di­tor ad­fir­ma­ve­rit in­tel­le­ge­mus. 1Ven­di­tor, qui op­ti­mum co­cum es­se di­xe­rit, op­ti­mum in eo ar­ti­fi­cio prae­sta­re de­bet: qui ve­ro sim­pli­ci­ter co­cum es­se di­xe­rit, sa­tis fa­ce­re vi­de­tur, et­iam­si me­dio­crem co­cum prae­stet. idem et in ce­te­ris ge­ne­ri­bus ar­ti­fi­cio­rum. 2Ae­que si quis sim­pli­ci­ter di­xe­rit pe­cu­lia­tum es­se ser­vum, suf­fi­cit, si is vel mi­ni­mum ha­beat pe­cu­lium.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Wenn der Verkäufer in Bezug auf den Sclaven Etwas versichert haben, und der Käufer sich beschweren sollte, dass das nicht so sei, so kann er entweder mit der Klage auf Zurücknahme, oder mit der Schätzungs-, das heisst, mit der Minderungsklage klagen; z. B. wenn [der Verkäufer] versichert haben sollte, dass [der Sclav] beständig, oder arbeitsam, oder schnelllaufend, wachsam sei, oder durch seine Wirthschaftlichkeit ein Sondergut erwerbe, und derselbe im Gegentheil als leichtsinnig, muthwillig, träg, schläfrig, faul, langsam, essgierig befunden werden sollte. Dies Alles scheint [aber] darauf zu beziehen zu sein, dass das, was der Verkäufer etwa versichert hat, nicht allzu streng, sondern mit einigem Maass von ihm gefordert werden müsse, so dass, wenn er etwa versichert haben sollte, dass [der Sclav] beständig sei, nicht eine vollkommene Festigkeit und Beständigkeit, wie von einem Philosophen, verlangt werde, und wenn er versichert haben sollte, dass er arbeitsam und wachsam sei, nicht eine ununterbrochene Arbeit, Tag und Nacht hindurch, von ihm gefordert werde; sondern dies Alles dem, was gut und billig ist, gemäss verlangt werde. Dasselbe werden wir auch bei dem Uebrigen, was der Verkäufer versichert haben wird, annehmen. 1Ein Verkäufer, welcher gesagt haben wird, dass [der Sclav] der beste Koch sei, muss den besten in dieser Kunst leisten; wer aber schlechthin gesagt haben wird, dass er ein Koch sei, scheint Genüge zu thun, wenn gleich er einen mittelmässigen Koch leisten sollte. Dasselbe [findet] auch bei den übrigen Gattungen von Künsten [Statt]. 2Auf gleiche Weise, wenn Jemand schlechthin gesagt haben wird, dass der Sclav mit einem Sondergut versehen sei, genügt es, wenn derselbe ein noch so kleines Sondergut haben sollte.

Dig. 21,1,20Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Si ve­ro an­te ven­di­tio­nis tem­pus dic­tum in­ter­ces­se­rit, de­in­de post ali­quot dies in­ter­po­si­ta fue­rit sti­pu­la­tio, Cae­lius Sa­b­inus scri­bit ex prio­re cau­sa, quae sta­tim, in­quit, ut ven­iit id man­ci­pium, eo no­mi­ne pos­se age­re coe­pit.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Wenn aber vor der Zeit des Verkaufs Etwas gesagt, sodann nach einigen Tagen eine Stipulation eingegangen sein sollte, so, schreibt Cälius Sabinus, könne [der Käufer] aus dem früheren Verhältniss, welches sogleich, sagt er, als jener Sclav verkauft worden ist, angefangen hat, deshalb klagen11Die Verjährung der act. redhibit. wird also in dem Fall, wenn die Stipulation wegen der Eigenschaften oder Fehler mit dem Verkäufer noch vor dem Kaufe eingegangen war, doch erst von der Zeit des Kaufes selbst an gerechnet. Ueber die Construction dieser Stelle s. v. Glück a. a. O. S. 157..

Dig. 21,1,22Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. et ne­que per se ne­que per he­redem suum fu­tu­rum, quo mi­nus eum ho­mi­nem ven­di­tor ha­beat.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. und dass es weder durch ihn, noch durch seinen Erben geschehen werde, dass der Verkäufer jenen Menschen nicht habe.

Dig. 21,1,24Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Et ge­ne­ra­li­ter di­cen­dum est, quid­quid ex­tra rem emp­to­ris per eum ser­vum ad­quisi­tum est, id ius­tum vi­de­ri red­di opor­te­re.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Und im Allgemeinen muss man sagen, dass es gerecht zu sein scheine, dass, wenn irgend Etwas nicht durch das Vermögen des Käufers vermittelst des Sclaven erworben worden ist, dies zurückgegeben werden müsse.

Dig. 21,1,26Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Vi­dea­mus ta­men, ne in­iquum sit emp­to­rem com­pel­li di­mit­te­re cor­pus et ad ac­tio­nem iu­di­ca­ti mit­ti, si in­ter­dum ni­hil prae­sta­tur prop­ter in­opiam ven­di­to­ris, po­tius­que res ita or­di­nan­da sit, ut emp­tor ca­veat, si in­tra cer­tum tem­pus pe­cu­nia si­bi so­lu­ta sit, se man­ci­pium re­sti­tu­tu­rum.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. Es möchte jedoch wohl unbillig sein, dass der Käufer genöthigt würde, die [gekaufte] Sache (corpus) von sich zu lassen, und er zur Klage auf das Erkannte verwiesen würde, wenn wegen der Dürftigkeit des Verkäufers unterdessen nichts geleistet wird; und es möchte wohl die Sache vielmehr so anzuordnen sein, dass der Käufer Sicherheit gebe, er werde den Sclaven ausantworten, wenn ihm innerhalb einer gewissen Zeit das Geld gezahlt worden sei.

Dig. 21,1,28Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Si ven­di­tor de his quae edic­to ae­di­lium con­ti­nen­tur non ca­veat, pol­li­cen­tur ad­ver­sus eum red­hi­ben­di iu­di­cium in­tra duos men­ses vel quan­ti emp­to­ris in­ter­sit in­tra sex men­ses.

Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Wenn der Verkäufer wegen dessen, was im Edict der Aedilen enthalten ist, nicht Sicherheit geben sollte, so versprechen sie gegen ihn die Klage auf Zurücknahme innerhalb zwei Monaten, oder [die Klage auf soviel,] als das Interesse des Käufers beträgt, innerhalb sechs Monaten.

Dig. 21,1,45Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Red­hi­bi­to­ria ac­tio du­pli­cem ha­bet con­dem­na­tio­nem: mo­do enim in du­plum, mo­do in sim­plum con­dem­na­tur ven­di­tor. nam si ne­que pre­tium ne­que ac­ces­sio­nem sol­vat ne­que eum qui eo no­mi­ne ob­li­ga­tus erit li­be­ret, du­pli pre­tii et ac­ces­sio­nis con­dem­na­ri iu­be­tur: si ve­ro red­dat pre­tium et ac­ces­sio­nem vel eum qui eo no­mi­ne ob­li­ga­tus est li­be­ret, sim­pli vi­de­tur con­dem­na­ri.

Ad Dig. 21,1,45Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 394, Note 2.Gaj. lib. I. ad Ed. Aedil. cur. Die Klage auf Zurücknahme hat eine doppelte Verurtheilung, bald nämlich wird der Verkäufer in das Doppelte, bald in das Einfache verurtheilt. Denn wenn er weder den Preis, noch das Hinzugekommene zahlt, noch den [Käufer], welcher deshalb verbindlich sein wird, befreit, so wird befohlen, ihn in das Doppelte des Preises und des Hinzugekommenen zu verurtheilen, wenn er aber den Preis und das Hinzugekommene zurückgibt, oder den [Käufer], welcher deshalb verbindlich ist, befreit, so scheint er in das Einfache verurtheilt zu werden.

Ex libro II

Dig. 21,1,32Gaius li­bro se­cun­do ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Ita­que sic­ut su­pe­rius ven­di­tor de mor­bo vi­tio­ve et ce­te­ris quae ibi com­pre­hen­sa sunt prae­di­ce­re iu­be­tur, et prae­ter­ea in his cau­sis non es­se man­ci­pium ut pro­mit­tat prae­ci­pi­tur: ita et cum ac­ce­dat alii rei ho­mo, ea­dem et prae­di­ce­re et pro­mit­te­re com­pel­li­tur. quod non so­lum hoc ca­su in­tel­le­gen­dum est, quo no­mi­na­tim ad­ici­tur ac­ces­su­rum fun­do ho­mi­nem Sti­chum, sed et­iam si ge­ne­ra­li­ter om­nia man­ci­pia quae in fun­do sint ac­ce­dant ven­di­tio­ni.

Gaj. lib. II. ad Ed. Aedil. cur. Sowie daher oben dem Verkäufer befohlen wird, Krankheit oder Fehler und das Uebrige, was dort bemerkt worden ist, vorher zu sagen, und überdies vorgeschrieben wird, dass er verspreche, der Sclav befinde sich nicht in solchen Zuständen, so wird er auch genöthigt, wenn ein Mensch zu einer andern Sache hinzukommt, dasselbe sowohl vorher zu sagen, als zu versprechen; und das muss man nicht blos in dem Fall so verstehen, wenn namentlich beigefügt wird, dass der Mensch Stichus zu dem [fraglichen] Grundstück hinzukommen werde, sondern auch wenn im Allgemeinen alle Sclaven, welche sich in dem Grundstück befinden, zu der verkauften Sache hinzukommen.

Dig. 21,2,57Gaius li­bro se­cun­do ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Ha­be­re li­ce­re rem vi­de­tur emp­tor et si is, qui emp­to­rem in evic­tio­ne rei vi­ce­rit, an­te ab­la­tam vel ab­duc­tam rem si­ne suc­ces­so­re de­ces­se­rit, ita ut ne­que ad fis­cum bo­na per­ve­ni­re pos­sint ne­que pri­va­tim a cre­di­to­ri­bus dis­tra­hi: tunc enim nul­la com­pe­tit emp­to­ri ex sti­pu­la­tu ac­tio, quia rem ha­be­re ei li­cet. 1Quod cum ita est, vi­dea­mus, num et si ab eo qui vi­ce­rit do­na­ta le­ga­ta­ve res fue­rit emp­to­ri, ae­que di­cen­dum sit ex sti­pu­la­tu ac­tio­nem non nas­ci, sci­li­cet si an­te­quam ab­du­ce­ret vel au­fer­ret do­na­ve­rit aut le­ga­ve­rit: alio­quin se­mel com­mis­sa sti­pu­la­tio resol­vi non pot­est.

Gaj. lib. II. ad Ed. Aedil. cur. Es scheint auch [dann] dem Käufer vergönnt zu sein, die Sache zu behalten, wenn der, welcher den Käufer bei der Entwährung der Sache besiegt hat, ehe er die Sache wegtrug oder wegführte, ohne Nachfolger gestorben sein wird, so [jedoch] dass das Vermögen weder an den Fiscus kommen, noch privatim von den Gläubigern verkauft werden kann22Wenn also weder der Fiscus von seinem Recht, den erblosen Nachlass an sich zu nehmen, innerhalb der gesetzlichen vierjährigen Frist Gebrauch gemacht hat, noch die Gläubiger, um Befriedigung zu bekommen, den Nachlass haben verkaufen müssen.; dann nämlich steht dem Käufer keine Klage aus der Stipulation zu, weil es ihm vergönnt ist, die Sache zu behalten. 1Und da sich dies so verhält, so wollen wir sehen, ob auch wenn die Sache von dem, welcher gesiegt haben wird, dem Käufer geschenkt oder legirt sein wird, auf gleiche Weise zu sagen ist, dass die Klage aus der Stipulation nicht entstehe; [allerdings,] nämlich wenn [der Sieger], ehe er sie wegführte oder wegtrug, sie geschenkt oder legirt haben wird, sonst kann eine einmal verfallene Stipulation nicht wieder in Kraft gesetzt werden (resolvi).