Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Gai.cott. III
Rerum cottidianarum sive aureorum lib.Gaii Rerum cottidianarum sive aureorum libri

Rerum cottidianarum sive aureorum libri

Ex libro III

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 44,7,4Gaius li­bro ter­tio au­reo­rum. Ex ma­le­fi­cio nas­cun­tur ob­li­ga­tio­nes, vel­uti ex fur­to, ex dam­no, ex ra­pi­na, ex in­iu­ria. quae om­nia unius ge­ne­ris sunt: nam hae re tan­tum con­sis­tunt, id est ip­so ma­le­fi­cio, cum alio­quin ex con­trac­tu ob­li­ga­tio­nes non tan­tum re con­sis­tant, sed et­iam ver­bis et con­sen­su.

Gaj. lib. II. Rer quotid. Aus Missethaten entspringen Verbindlichkeiten, z. B. aus dem Diebstahl, aus Beschädigung, aus Raub, aus Injurien; dieses ist Alles von einer Gattung, denn diese [Verbindlichkeiten] bestehen nur durch eine Thatsache, d. h. durch die Missethat selbst, dahingegen ausserdem die Verbindlichkeiten aus einem Contracte nicht blos durch eine Sache bestehen, sondern auch durch Worte und Einwilligung.

Dig. 44,7,5Idem li­bro ter­tio au­reo­rum. Si quis ab­sen­tis neg­otia ges­se­rit, si qui­dem ex man­da­tu, pa­lam est ex con­trac­tu nas­ci in­ter eos ac­tio­nes man­da­ti, qui­bus in­vi­cem ex­per­i­ri pos­sunt de eo, quod al­te­rum al­te­ri ex bo­na fi­de prae­sta­re opor­tet: si ve­ro si­ne man­da­tu, pla­cuit qui­dem sa­ne eos in­vi­cem ob­li­ga­ri eo­que no­mi­ne pro­di­tae sunt ac­tio­nes, quas ap­pel­la­mus neg­otio­rum ges­to­rum, qui­bus ae­que in­vi­cem ex­per­i­ri pos­sunt de eo, quod ex bo­na fi­de al­te­rum al­te­ri prae­sta­re opor­tet. sed ne­que ex con­trac­tu ne­que ex ma­le­fi­cio ac­tio­nes nas­cun­tur: ne­que enim is qui ges­sit cum ab­sen­te cre­di­tur an­te con­tra­xis­se, ne­que ul­lum ma­le­fi­cium est si­ne man­da­tu sus­ci­pe­re neg­otio­rum ad­mi­nis­tra­tio­nem: lon­ge ma­gis is, cu­ius neg­otia ges­ta sunt, igno­rans aut con­tra­xis­se aut de­li­quis­se in­tel­le­gi pot­est: sed uti­li­ta­tis cau­sa re­cep­tum est in­vi­cem eos ob­li­ga­ri. id­eo au­tem id ita re­cep­tum est, quia ple­rum­que ho­mi­nes eo ani­mo per­egre pro­fi­cis­cun­tur qua­si sta­tim red­itu­ri nec ob id ul­li cu­ram neg­otio­rum suo­rum man­dant, de­in­de no­vis cau­sis in­ter­ve­nien­ti­bus ex ne­ces­si­ta­te diu­tius ab­sunt: quo­rum neg­otia dis­per­ire in­iquum erat, quae sa­ne dis­per­irent, si vel is, qui ob­tu­lis­set se neg­otiis ge­r­un­dis, nul­lam ha­bi­tu­rus es­set ac­tio­nem de eo, quod uti­li­ter de suo im­pen­dis­set, vel is, cu­ius ges­ta es­sent, ad­ver­sus eum, qui in­va­sis­set neg­otia eius, nul­lo iu­re age­re pos­set. 1Tu­te­lae quo­que iu­di­cio qui te­nen­tur, non pro­prie ex con­trac­tu ob­li­ga­ti in­tel­le­gun­tur (nul­lum enim neg­otium in­ter tu­to­rem et pu­pil­lum con­tra­hi­tur): sed quia sa­ne non ex ma­le­fi­cio te­nen­tur, qua­si ex con­trac­tu te­ne­ri vi­den­tur. et hoc au­tem ca­su mu­tuae sunt ac­tio­nes: non tan­tum enim pu­pil­lus cum tu­to­re, sed et con­tra tu­tor cum pu­pil­lo ha­bet ac­tio­nem, si vel im­pen­de­rit ali­quid in rem pu­pil­li vel pro eo fue­rit ob­li­ga­tus aut rem suam cre­di­to­ri eius ob­li­ga­ve­rit. 2He­res quo­que, qui le­ga­tum de­bet, ne­que ex con­trac­tu ne­que ex ma­le­fi­cio ob­li­ga­tus es­se in­tel­le­gi­tur: nam ne­que cum de­func­to ne­que cum he­rede con­tra­xis­se quic­quam le­ga­ta­rius in­tel­le­gi­tur: ma­le­fi­cium au­tem nul­lum in ea re es­se plus quam ma­ni­fes­tum est. 3Is quo­que, qui non de­bi­tum ac­ci­pit per er­ro­rem sol­ven­tis, ob­li­ga­tur qui­dem qua­si ex mu­tui da­tio­ne et ea­dem ac­tio­ne te­ne­tur, qua de­bi­to­res cre­di­to­ri­bus: sed non pot­est in­tel­le­gi is, qui ex ea cau­sa te­ne­tur, ex con­trac­tu ob­li­ga­tus es­se: qui enim sol­vit per er­ro­rem, ma­gis dis­tra­hen­dae ob­li­ga­tio­nis ani­mo quam con­tra­hen­dae da­re vi­de­tur. 4Si iu­dex li­tem suam fe­ce­rit, non pro­prie ex ma­le­fi­cio ob­li­ga­tus vi­de­tur, sed quia ne­que ex con­trac­tu ob­li­ga­tus est uti­que pec­cas­se ali­quid in­tel­le­gi­tur, li­cet per im­pru­den­tiam, id­eo vi­de­tur qua­si ex ma­le­fi­cio te­ne­ri. 5Is quo­que, ex cu­ius ce­na­cu­lo (vel pro­prio ip­sius vel con­duc­to vel in quo gra­tis ha­bi­ta­bat) de­iec­tum ef­fu­sum­ve ali­quid est ita, ut ali­cui no­ce­ret, qua­si ex ma­le­fi­cio te­ne­ri vi­de­tur: id­eo au­tem non pro­prie ex ma­le­fi­cio ob­li­ga­tus in­tel­le­gi­tur, quia ple­rum­que ob al­te­rius cul­pam te­ne­tur ut ser­vi aut li­be­ri. cui si­mi­lis est is, qui ea par­te, qua vol­go iter fie­ri so­let, id po­si­tum aut sus­pen­sum ha­bet, quod pot­est, si ce­ci­de­rit, ali­cui no­ce­re. id­eo si fi­lius fa­mi­lias se­or­sum a pa­tre ha­bi­ta­ve­rit et quid ex ce­na­cu­lo eius de­iec­tum ef­fu­sum­ve sit si­ve quid po­si­tum sus­pen­sum­ve ha­bue­rit, cu­ius ca­sus pe­ri­cu­lo­sus est, Iu­lia­no pla­cuit in pa­trem ne­que de pe­cu­lio ne­que noxa­lem dan­dam es­se ac­tio­nem, sed cum ip­so fi­lio agen­dum. 6Item ex­er­ci­tor na­vis aut cau­po­nae aut sta­bu­li de dam­no aut fur­to, quod in na­ve aut cau­po­na aut sta­bu­lo fac­tum sit, qua­si ex ma­le­fi­cio te­ne­ri vi­de­tur, si mo­do ip­sius nul­lum est ma­le­fi­cium, sed ali­cu­ius eo­rum, quo­rum ope­ra na­vem aut cau­po­nam aut sta­bu­lum ex­er­ce­ret: cum enim ne­que ex con­trac­tu sit ad­ver­sus eum con­sti­tu­ta haec ac­tio et ali­qua­te­nus cul­pae reus est, quod ope­ra ma­lo­rum ho­mi­num ute­re­tur, id­eo qua­si ex ma­le­fi­cio te­ne­ri vi­de­tur.

Gaj. lib. III. Aureor. Wenn Jemand eines Abwesenden Geschäfte geführt hat, und zwar in Folge eines Auftrags, so ist es klar, dass zwischen ihnen aus dem Contracte die Auftragsklagen entstehen, deren sie sich gegen einander desfalls bedienen mögen, was der Eine dem Andern dem guten Glauben nach leisten muss; wenn aber ohne geschehenen Auftrag, so hat man zwar ebenfalls angenommen, dass sie sich gegenseitig verbindlich werden, und desfalls sind die Klagen begründet, die Geschäftsführungsklagen heissen, deren sie sich ebenfalls wider einander in Betreff Dessen bedienen können, was vermöge des guten Glaubens Einer dem Andern leisten muss, allein diese Klagen entspringen weder aus einem Contract, noch aus einer Missethat; denn, wer ein Geschäft geführt hat, von dem kann nicht angenommen werden, dass er mit dem Abwesenden vorher contrahirt habe, und ebensowenig ist es eine Missethat, die Verwaltung der Geschäfte eines Andern ohne seinen Auftrag zu übernehmen; noch weit weniger kann aber von Dem, dessen Geschäfte geführt worden sind, und der gar nichts davon gewusst hat, angenommen werden, als habe er contrahirt, oder verbrochen; sondern es ist blos des Nutzens wegen11Wider das strenge Recht. angenommen worden, dass sie einander gegenseitig verpflichtet werden. Dies ist darum so angenommen worden, weil Viele in dem Gedanken auswärts verreisen, bald zurückzukehren, und deshalb Niemandem die Besorgung ihrer Geschäfte auftragen, nachher aber, wenn unvorhergesehene Umstände eintreten, nothgedrungen länger ausbleiben, wo es denn unbillig sein würde, ihre Geschäfte liegen zu lassen. Dies würde aber der Fall sein, wenn Derjenige, welcher sich zur Geschäftsführung versteht, deshalb keine Klage haben sollte, was er nützlicherweise aus eigenen Mitteln aufgewendet hat, oder Der, dessen Geschäfte geführt worden sind, kein Recht hätte, wider Den zu klagen, der sich seiner Geschäfte eigenmächtig angenommen hat. 1Auch Diejenigen werden nicht eigentlich als aus einem Contracte verbindlich betrachtet, die durch die Vormundschaftsklage haften, denn zwischen Vormund und Mündel wird kein Geschäft contrahirt, aber weil sie denn doch aus keiner Missethat haften, so wird angenommen, dass sie gleichsam aus einem Contract haften. Auch in diesem Fall sind die Klagen gegenseitige; denn es hat nicht blos der Mündel wider den Vormund eine Klage, sondern auch umgekehrt der Vormund wider den Mündel, wenn er Etwas auf des Mündels Angelegenheiten verwendet, oder sich für denselben verpflichtet, oder eine ihm gehörige Sache dessen Gläubiger verpfändet hat. 2Ebensowenig wird der Erbe, welcher ein Vermächtniss zu entrichten hat, weder aus einer Missethat, noch aus einem Contract als verpflichtet betrachtet; denn man kann nicht sagen, dass der Vermächtnissinhaber mit dem Erblasser oder dem Erben contrahirt habe, und dass keine Missethat hier vorwalte, ist mehr als klar. 3Es wird ferner Der, wer aus Irrthum des Zahlenden eine Nichtschuld in Empfang genommen hat, gleichsam wie durch ein Darlehn verbindlich, und durch die nemliche Klage gehalten, wie die Schuldner den Gläubigern; allein wer aus diesem Grunde haftet, der kann nicht als aus einem Contracte haftend betrachtet werden, denn wer aus Irrthum gezahlt hat, von dem ist vielmehr anzunehmen, dass er in der Absicht gebe, eine Verbindlichkeit aufzulösen als zu contrahiren. 4Wenn ein Richter einen Rechtsstreit durch einen falschen Ausspruch auf seine Gefahr übernimmt, so wird er nicht eigentlich als durch eine Missethat verbindlich betrachtet, sondern weil er auch nicht aus einem Contracte verbindlich ist, dennoch aber22Utique, nach Flor. angenommen werden muss, dass er einen Fehler begangen habe, wenn auch aus Unverstand, so wird er als gleichsam aus einer Missethat haftend betrachtet. 5Ingleichen wird Derjenige als gleichsam aus einer Missethat haftend betrachtet, aus dessen Stockwerk, gleichviel ob einem eigenen, einem gemietheten, oder solchem, das er umsonst inne hatte, etwas herabgeworfen oder gegossen worden ist, sodass es Jemandem schadet; als eigentlich aus einer Missethat haftend wird er darum nicht betrachtet, weil er meistens wegen eines Andern Schuld, eines Sclaven oder Freien haftet. Diesem steht Der gleich, der da, wo die gewöhnliche Passage vorübergeht, Etwas aufgestellt oder gehangen hat, was, wenn es herabfällt, Jemandem schaden kann. Wenn daher ein Haussohn von seinem Vater getrennt wohnt, und aus seinem Stockwerk Etwas herausgegossen oder geworfen worden ist, oder er Etwas aufgestellt oder aufgehangen hat, dessen Herabfall gefährlich ist, so hat Julianus angenommen, dass wider den Vater weder die Klage wegen des Sonderguts, noch eine Noxalklage ertheilt werden dürfe, sondern wider den Sohn selbst Klage erhoben werden müsse. 6So wird auch ferner der Schiffsrheder, oder der in einer Herberge oder Stallung die Wirthschaft hat, in Rücksicht des Schadens oder Diebstahls, der auf dem Schiff, in der Herberge, oder dem Stall geschehen, als gleichsam aus einer Missethat haftend betrachtet, sobald er nur selbst sich keine Missethat hat zu Schulden kommen lassen, sondern einer von Denen, die auf dem Schiffe, in der Herberge oder der Stallung ihm Dienste leisten; denn da wider ihn keine Klage aus einem Contracte begründet ist, und er dennoch einigermaassen als mit Verschuldung behaftet erscheint, weil er sich des Dienstes schlechter Leute bedient, so wird angenommen, dass er deshalb gleichsam aus einer Missethat hafte.

Dig. 50,13,6Gaius li­bro ter­tio re­rum cot­ti­dia­na­rum si­ve au­reo­rum. Si iu­dex li­tem suam fe­ce­rit, non pro­prie ex ma­le­fi­cio ob­li­ga­tus vi­de­tur: sed quia ne­que ex con­trac­tu ob­li­ga­tus est et uti­que pec­cas­se ali­quid in­tel­le­gi­tur, li­cet per in­pru­den­tiam, id­eo vi­de­tur qua­si ex ma­le­fi­cio te­ne­ri in fac­tum ac­tio­ne, et in quan­tum de ea re ae­quum re­li­gio­ni iu­di­can­tis vi­sum fue­rit, poe­nam sus­ti­ne­bit.

Übersetzung nicht erfasst.