Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Cels.dig. V
Digestorum lib.Celsi Digestorum libri

Digestorum libri

Ex libro V

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3 (1,2 %)De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 1,3,4Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. Ex his, quae for­te uno ali­quo ca­su ac­ci­de­re pos­sunt, iu­ra non con­sti­tuun­tur:

Celsus lib. V. Digestor. Darauf, was vielleicht in einem einzigen Fall geschehen kann, wird bei Abfassung von Rechtsbestimmungen nicht gesehen.

Dig. 8,1,9Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. Si cui sim­pli­cius via per fun­dum cu­ius­piam ce­da­tur vel re­lin­qua­tur, in in­fi­ni­to, vi­de­li­cet per quam­li­bet eius par­tem, ire age­re li­ce­bit, ci­vi­li­ter mo­do: nam quae­dam in ser­mo­ne ta­ci­te ex­ci­piun­tur. non enim per vil­lam ip­sam nec per me­dias vi­neas ire age­re si­nen­dus est, cum id ae­que com­mo­de per al­te­ram par­tem fa­ce­re pos­sit mi­no­re ser­vien­tis fun­di de­tri­men­to. ve­rum con­sti­tit, ut qua pri­mum viam di­re­xis­set, ea de­mum ire age­re de­be­ret nec am­plius mu­tan­dae eius po­tes­ta­tem ha­be­ret: sic­uti Sa­b­ino quo­que vi­de­ba­tur, qui ar­gu­men­to ri­vi ute­ba­tur, quem pri­mo qua­li­bet du­ce­re li­cuis­set, post­ea­quam duc­tus es­set, trans­fer­re non li­ce­ret: quod et in via ser­van­dum es­se ve­rum est.

Celsus lib. V. Dig. Wenn Jemandem die Dienstbarkeit des Fahrweges über Jemandes Landgut ohne genaue Bestimmung zugestanden oder letztwillig hinterlassen worden ist, so kann er ohne Einschränkung, d. h. über jeden Theil desselben gehen und fahren, aber auf schonende Weise. Denn manches wird bei Verträgen stillschweigend ausgenommen; so darf [z. B. der Berechtigte] weder durch das Landhaus noch mitten durch die Weinberge gehen oder fahren, da er dies ebenso bequem über einen andern Theil und zu geringerem Schaden des dienenden Grundstücks thun kann. Es ist aber ausgemacht, dass wo er zuerst seinen Weg genommen, er fortwährend gehen und fahren müsse, und ferner damit keine Veränderung vornehmen dürfe; so schien es auch dem Sabinus, der sich hierbei des Beispiels von einem Bach bediente, den man zwar zu Anfang leiten kann, wohin man will, nachher aber, wenn er seinen Lauf genommen, nicht verlegen darf; dies muss auch in Ansehung des Weges befolgt werden.

Dig. 8,6,6Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. nam sa­tis est fun­di no­mi­ne itum es­se. 1Si ego via, quae no­bis per vi­ci­ni fun­dum de­be­ba­tur, usus fue­ro, tu au­tem con­sti­tu­to tem­po­re ces­sa­ve­ris, an ius tuum amis­e­ris? et e con­tra­rio, si vi­ci­nus, cui via per nos­trum fun­dum de­be­ba­tur, per meam par­tem ie­rit ege­rit, tuam par­tem in­gres­sus non fue­rit, an par­tem tuam li­be­ra­ve­rit? Cel­sus re­spon­dit: si di­vi­sus est fun­dus in­ter so­cios re­gio­ni­bus, quod ad ser­vi­tu­tem at­ti­net, quae ei fun­do de­be­ba­tur, per­in­de est, at­que si ab in­itio duo­bus fun­dis de­bi­ta sit: et si­bi quis­que do­mi­no­rum usur­pat ser­vi­tu­tem, si­bi non uten­do de­per­dit nec am­plius in ea re cau­sae eo­rum fun­do­rum mis­cen­tur: nec fit ul­la in­iu­ria ei cu­ius fun­dus ser­vit, im­mo si quo me­lior, quon­iam al­ter do­mi­no­rum uten­do si­bi, non to­ti fun­do pro­fi­cit. 1aSed si is fun­dus qui ser­vie­rit ita di­vi­sus est, plus­cu­lum du­bi­ta­tio­nis ea res ha­bet: nam si cer­tus ac fi­ni­tus viae lo­cus est, tunc, si per lon­gi­tu­di­nem eius fun­dus di­vi­sus est, ea­dem om­nia ser­van­da erunt, quae si in­itio con­sti­tuen­dae eius ser­vi­tu­tis si­mi­li­ter hic duo fun­di fuis­sent: si ve­ro per la­ti­tu­di­nem viae fun­dus di­vi­sus est (nec mul­tum re­fert, ae­qua­li­ter id fac­tum est an in­ae­qua­li­ter), tunc ma­net idem ius ser­vi­tu­tis, quod fun­do in­di­vi­so fue­rat, nec aut usu de­ti­ne­ri aut non uten­do de­per­ire ni­si to­ta via pot­erit: nec si for­te in­ci­de­rit, ut se­mi­ta, quae per al­te­rum dum­ta­xat fun­dum erit, ute­re­tur, id­cir­co al­ter fun­dus li­be­ra­bi­tur, quon­iam unum at­que eo mo­do in­di­vi­duum viae ius est. 1bPos­sunt ta­men al­ter­utrum fun­dum li­be­ra­re, si mo­do hoc spe­cia­li­ter con­ve­nit: cer­te si is cui ser­vi­tus de­be­ba­tur al­te­rum ex ea di­vi­sio­ne fun­dum red­eme­rit, num id­eo mi­nus ea re fun­di al­te­rius ser­vi­tus per­ma­ne­bit? nec vi­deo, quid ab­sur­de con­se­cu­tu­rum sit eam sen­ten­tiam fun­do al­te­ro ma­nen­te ser­vo: si mo­do et ab in­itio po­tuit an­gus­tior con­sti­tui via quam le­ge fi­ni­ta est et ad­huc id lo­ci su­per­est in eo fun­do, cui re­mis­sa ser­vi­tus non est, ut suf­fi­ciat viae: quod si mi­nus lo­ci su­per­est quam viae suf­fi­ciat, uter­que fun­dus li­be­ra­bi­tur, al­ter prop­ter red­emp­tio­nem, al­ter, quia per eum lo­cum qui su­per­est via con­sti­tui non pot­est. 1cCe­te­rum si ita con­sti­tu­tum est ius viae, ut per quam­li­bet par­tem fun­di ire age­re li­ceat, id­que vel sub­in­de mu­ta­re ni­hil pro­hi­bet at­que ita di­vi­sus est fun­dus: si per quam­li­bet eius par­tem ae­que ire at­que agi pos­sit, tunc per­in­de ob­ser­va­bi­mus at­que si ab in­itio duo­bus fun­dis duae ser­vi­tu­tes in­iunc­tae fuis­sent, ut al­te­ra re­ti­ne­ri, al­te­ra non uten­do pos­sit de­per­ire. 1dNec me fal­lit alie­no fac­to ius al­te­rius im­mu­ta­tu iri, quon­iam an­te sa­tius fue­rat per al­te­ram par­tem ire age­re, ut idem ius ei in al­te­ra par­te fun­di re­ti­ne­re­tur: con­tra il­lud com­mo­dum aces­sis­se ei cui via de­be­ba­tur, quod per duas pa­ri­ter vias ire age­re pos­sit bi­s­que oc­to­nos in por­rec­tum et se­nos de­nos in an­frac­tum.

Celsus. lib. V. Dig. denn es genügt, dass auf den Grund [der Berechtigung] eines Landgutes [überhaupt] gegangen worden ist. 1Wenn ich einen Weg über des Nachbars Landgut, zu dem mir und dir ein Recht zustand, gebraucht habe, du aber während der gesetzlichen [Verjährungs-]Zeit nicht, hast du da dein Recht verloren? und umgekehrt, wenn der Nachbar, der zu einem Fahrweg über unser Landgut berechtigt war, über den mir gehörigen Theil gegangen oder gefahren ist, deinen Theil aber nicht betreten hat, ist dadurch dein Theil befreiet worden? Celsus antwortet: wenn das Landgut zwischen den Miteigenthümern nach Antheilen getheilt ist, so ist es, in Betreff der Dienstbarkeit, zu der das Landgut berechtigt ist, gerade so, wie wenn sie von Anfang an zwei [verschiedenen] Landgütern gebührt hätte; jeder der Eigenthümer behält daher durch den Gebrauch eine besondere Dienstbarkeit für sich, und jeder verliert sie für sich durch Nichtgebrauch, und es findet in dieser Beziehung weder eine Gemeinschaft zwischen den Landgütern weiter Statt, noch geschieht dem ein Unrecht, dessen Landgut dienstbar ist, ja er kann sogar einen Vortheil haben, weil ein Eigenthümer durch den Gebrauch [der Dienstbarkeit] nicht dem ganzen Landgute, sondern nur seinem Theile davon nützt. 1aWenn hingegen das dienstbare Grundstück auf diese Weise11Ita divisus; nämlich regionibus. Hotomanns Conjectur, (Obs. I. 33. p. 75. Ed. Basil. 1571.) will zwar via oder semita lesen, und denkt sich hier schon den erst nachher folgenden Fall (s. die nächste Note); allein dies ist unrichtig; denn es folgen nachher die beiden Möglichkeiten, welche durch Theilung eines Grundstücks in Ansehung eines darüber führenden Weges vorhanden sein können. getheilt ist, dann ist die Sache mehr Zweifeln unterworfen. Ist die Stelle des Weges ein für allemal bestimmt, dann ist, wenn das Landgut der Länge nach getheilt worden, ganz dasselbe zu beobachten, wie wenn gleich Anfangs bei der Bestellung der Dienstbarkeit zwei Landgüter vorhanden gewesen wären; ist aber das Landgut der Breite des Weges nach getheilt worden, so bleibt das Recht der Dienstbarkeit unverändert, wie es war, als das Landgut noch nicht getheilt war, und es that nichts, ob es gleich oder ungleich getheilt worden ist; auch kann dann nur der ganze Weg durch Gebrauch erhalten, oder durch Nichtgebrauch verloren werden, und es wird, wenn es etwa der Fall sein sollte, dass man nur von dem über eines der beiden Landgüter führenden, Fusssteige Gebrauch machte, darum das andere Landgut nicht befreiet, weil das Recht des Weges ein einziges und auf dieselbe Weise [wie vorher] ungetheiltes ist. 1bEs kann jedoch Befreiung eines von beiden Grundstücken Statt finden, wenn man deshalb ein besonderes Uebereinkommen trifft. Wenn nun derjenige, welcher zur Dienstbarkeit22Man muss, um diese Stelle richtig zu verstehen, fortwährend den oben als zweiten bezeichneten Fall vor Augen behalten; es ist also zu verstehen, dass der zu einem zwischen dem Landgute des A. und B., welches früherhin ein einziges Landgut war, laufenden Wege Berechtigte, eines von jenen gekauft hat, mithin nun eine Seite des Weges eigenthümlich erwirbt. berechtigt war, das eine Landgut nach jener Theilung an sich gekauft hat, bleibt da die Dienstbarkeit an dem andern deshalb nichts desto weniger fortbestehend? Ich sehe nicht ein, was Widersinniges daraus folgen würde, indem das eine Landgut dienstbar bleibt, sobald nur überhaupt der Weg von Anfang an schmäler hätte bestellt werden können, als im Vertrage ausgemacht worden ist, und noch soviel Raum auf dem andern Landgute, dem die Dienstbarkeit nicht erlassen worden, übrig ist, dass er zum Fahrwege hinreicht. Ist aber weniger Raum vorhanden, als ein Fahrweg erfordert, so werden beide Landgüter befreiet, das eine wegen des Kaufes [durch Vereinigung], das andere, weil auf der übriggebliebenen Stelle kein Fahrweg bestellt werden kann. 1cWenn übrigens das Fahrwegsrecht in der Art bestellt worden ist, dass es erlaubt ist, über jeden Theil eines Landgutes zu gehen und zu fahren, und auch nachher einer [beliebigen] Veränderung nichts im Wege steht, und das Landgut in der Art getheilt worden ist, so wird, wenn über jeden Theil desselben gegangen oder gefahren werden kann, die Sache so angesehen, wie wenn ursprünglich zwei [verschiedenen] Landgütern zwei [verschiedene] Dienstbarkeiten auferlegt worden wären, so dass die eine behalten werden, und die andere durch Nichtgebrauch verloren gehen kann. 1dIch sehe recht wohl, dass hier das Recht des Einen durch die Handlung eines Andern verändert werden werde, weil es vorher hinreichend war, über einen Theil zu gehen und zu fahren, um dasselbe Recht auch an dem andern Theile des Landgutes zu erhalten; allein hiergegen entsteht für den Fahrwegsberechtigten der Vortheil, dass er nun über zwei Theile zugleich gehen und fahren kann, und also zweimal acht Fuss in gerader Linie und sechzehn in der Biegung.

Dig. 12,1,32Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. Si et me et Ti­tium mu­tuam pe­cu­niam ro­ga­ve­ris et ego meum de­bi­to­rem ti­bi pro­mit­te­re ius­se­rim, tu sti­pu­la­tus sis, cum pu­ta­res eum Ti­tii de­bi­to­rem es­se, an mi­hi ob­li­ga­ris? sub­sis­to, si qui­dem nul­lum neg­otium me­cum con­tra­xis­ti: sed pro­pius est ut ob­li­ga­ri te ex­is­ti­mem, non quia pe­cu­niam ti­bi cre­di­di (hoc enim ni­si in­ter con­sen­tien­tes fie­ri non pot­est): sed quia pe­cu­nia mea ad te per­ve­nit, eam mi­hi a te red­di bo­num et ae­quum est.

Ad Dig. 12,1,32Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 270, Noten 10, 13, 15.Cels. lib. V. Digest. Wenn du sowohl mich, als den Titius um Geld als Darlehn gebeten haben solltest und ich meinen Schuldner befohlen haben sollte, es dir zu versprechen, du es stipulirt haben solltest, indem du glaubtest, dass er der Schuldner des Titius sei, wirst du mir [in diesem Falle] verbindlich gemacht? Ich trage Bedenken, insofern du ja kein Geschäft mit mir contrahirt hast; doch ist mehr [dafür,] dass ich meine, du werdest verbindlich gemacht33Wenn also der Empfänger eines Darlehns in dem Irrthum sich befand, das Dargeliehene von einem Andern, als von dem es in der That herrührte, empfangen zu haben, so hat der wirklicher Geber, — obgleich sonst ein die freie Einwilligung hindernder Irrthum der Gültigkeit eines Vertrags entgegensteht, — dennoch aus Billigkeit gegen den Empfänger des Darlehns die Condiction auf Wiedererlangung des Darlehns. Die Neueren pflegen wohl die condictio in diesem Falle Juventiana zu nennen, weil die obige Stelle von Juventius Celsus herrührt. S. v. Glück a. a. O. Th. XII. S. 23 ff., nicht weil ich dir Geld geliehen habe, — denn dies kann ausser unter denen, welche übereinstimmen, nicht geschehen —, sondern weil es gut und billig ist, dass mein Geld, welches an dich gekommen ist, mir von dir zurückgegeben werde.

Dig. 42,1,11Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. Si ka­len­dis fie­ri ali­quid sti­pu­la­tus sum, nem­pe quan­do­cum­que post ka­len­das ac­cep­to iu­di­cio tan­ti ta­men aes­ti­man­da lis est, quan­ti in­ter­fuit mea ka­len­dis id fie­ri: ex eo enim tem­po­re quid­que aes­ti­ma­tur, quod no­vis­si­me sol­vi pot­erit.

Ad Dig. 42,1,11Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 258, Note 7.Celsus lib. V. Dig. Wenn ich mir eine Leistung auf den ersten des Monats habe angeloben lassen, und nun zu irgend einer Zeit nach diesem ersten die Sache anhängig wird, so muss die Verurtheilung auf so viel gerichtet werden, als ich Nutzen davon gehabt hätte, wenn es den ersten geschehen wäre; denn ein jedes Ding ist nach dem letzten Zeitpunkte, zu welchem es geleistet werden konnte, zu schätzen.

Dig. 50,16,86Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. Quid aliud sunt ‘iu­ra prae­dio­rum’ quam prae­dia qua­li­ter se ha­ben­tia: ut bo­ni­tas, sal­u­bri­tas, am­pli­tu­do?

Übersetzung nicht erfasst.