Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Alf.dig. Paul. epit. IV
Digestorum a Paulo epitomatorum lib.Alfeni Digestorum a Paulo epitomatorum libri

Digestorum a Paulo epitomatorum libri

Ex libro IV

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 8,3,30Idem li­bro quar­to epi­to­ma­rum Al­fe­ni di­ges­to­rum. Qui duo prae­dia ha­be­bat, in unius ven­di­tio­ne aquam, quae in fun­do nas­ce­ba­tur, et cir­ca eam aquam la­te de­cem pe­des ex­ce­pe­rat: quae­si­tum est, utrum do­mi­nium lo­ci ad eum per­ti­neat an ut per eum lo­cum ac­ce­de­re pos­sit. re­spon­dit, si ita re­ce­pis­set: ‘cir­ca eam aquam la­te pe­des de­cem’, iter dum­ta­xat vi­de­ri ven­di­to­ris es­se.

Idem lib. IV. Epitom. Alfeni Dig. Jemand, der zwei Grundstücke hatte, hatte bei dem Verkauf des einen, das auf demselben entspringende Wasser und zehn Fuss um dasselbe herum breit davon ausgenommen; es entstand nun die Frage, ob das Eigenthum dieser Stelle ihm gehöre, oder er nur über dieselbe einen Zugang behalte? Er11Nämlich Alfenus. hat geantwortet, wenn der Vorbehalt so gefasst worden sei: zehn Fuss breit um das Wasser herum, so sei anzunehmen, dass dem Verkäufer blos der Fusssteig zustehe.

Dig. 10,4,19Pau­lus li­bro quar­to epi­to­ma­rum Al­fe­ni. Ad ex­hi­ben­dum pos­sunt age­re om­nes quo­rum in­ter­est. sed qui­dam con­su­luit, an pos­sit ef­fi­ce­re haec ac­tio, ut ra­tio­nes ad­ver­sa­rii si­bi ex­hi­be­ren­tur, quas ex­hi­be­ri mag­ni eius in­ter­es­set. re­spon­dit non opor­te­re ius ci­vi­le ca­lum­nia­ri ne­que ver­ba cap­ta­ri, sed qua men­te quid di­ce­re­tur, anim­ad­ver­te­re con­ve­ni­re. nam il­la ra­tio­ne et­iam stu­dio­sum ali­cu­ius doc­tri­nae pos­se di­ce­re sua in­ter­es­se il­los aut il­los li­bros si­bi ex­hi­be­ri, quia, si es­sent ex­hi­bi­ti, cum eos le­gis­set, doc­tior et me­lior fu­tu­rus es­set.

Ad Dig. 10,4,19ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 121, S. 395: Klage des Inhabers des Umlaufexemplars (Secunda) gegen den Verwahrer des Acceptexemplars (Prima) des Wechsels auf Herausgabe. Begründung der Klage.Paul. lib. IV. Epitom. Alfeni. Auf Auslieferung kann Jeder klagen, der ein Interesse dabei hat. Es fragte einer um Rath, ob diese Klage die Wirkung haben könne, dass die Rechnungen seines Gegners, an deren Auslieferung ihm sehr viel lag, ausgeliefert würden? Man hat geantwortet: das bürgerliche Recht dürfe nicht zur Chicane werden, und die Worte nicht falsch gedrehet, sondern es müsse der Sinn derselben richtig aufgefasst werden; denn nach dieser Auslegung könne auch ein irgend einer Wissenschaft Beflissener behaupten, es sei ihm an Auslieferung dieser oder jener Bücher gelegen, weil, wenn dies geschehen und er sie gelesen hätte, er Belehrung und Bildung daraus schöpfen würde.

Dig. 18,1,40Pau­lus li­bro quar­to epi­to­ma­rum Al­fe­ni di­ges­to­rum. Qui fun­dum ven­de­bat, in le­ge ita di­xe­rat, ut emp­tor in die­bus tri­gin­ta pro­xi­mis fun­dum me­ti­re­tur et de mo­do re­nun­tia­ret, et si an­te eam diem non re­nun­tias­set, ut ven­di­to­ris fi­des so­lu­ta es­set: emp­tor in­tra diem men­su­rae quo mi­no­rem mo­dum es­se cre­di­dit re­nun­tia­vit et pe­cu­niam pro eo ac­ce­pit: post­ea eum fun­dum ven­di­dit et cum ip­se emp­to­ri suo ad­me­ti­re­tur, mul­to mi­no­rem mo­dum agri quam pu­ta­ve­rat in­ve­nit: quae­re­bat, an id quod mi­nor is es­set con­se­qui a suo ven­di­to­re pos­set. re­spon­dit in­ter­es­se, quem­ad­mo­dum lex di­ce­re­tur: nam si ita dic­tum es­set, ut emp­tor die­bus tri­gin­ta pro­xi­mis fun­dum me­tia­tur et do­mi­no re­nun­tiet, quan­to mo­dus agri mi­nor sit, quo post diem tri­gen­si­mum re­nun­tias­set, ni­hil ei pro­fu­tu­rum: sed si ita pac­tum es­set, ut emp­tor in die­bus pro­xi­mis fun­dum me­tia­tur et de mo­do agri re­nun­tiet, et­si in die­bus tri­gin­ta re­nun­tias­set mi­no­rem mo­dum agri es­se, quam­vis mul­tis post an­nis pos­se eum quo mi­nor is mo­dus agri fuis­set re­pe­te­re. 1In le­ge fun­di aquam ac­ces­su­ram di­xit: quae­re­ba­tur, an et­iam iter aquae ac­ces­sis­set. re­spon­dit si­bi vi­de­ri id ac­tum es­se, et id­eo iter quo­que ven­di­to­rem tra­de­re opor­te­re. 2Qui agrum ven­de­bat, di­xit fun­di iu­ge­ra de­cem et oc­to es­se, et quod eius ad­men­sum erit, ad sin­gu­la iu­ge­ra cer­tum pre­tium sti­pu­la­tus erat: vi­gin­ti in­ven­ta sunt. pro vi­gin­ti de­be­ri pe­cu­niam re­spon­dit. 3Fun­di ven­di­tor fru­men­ta ma­nu sa­ta re­ce­pe­rat: in eo fun­do ex sti­pu­la se­ges erat ena­ta: quae­si­tum est, an pac­to con­ti­ne­re­tur. re­spon­dit ma­xi­me re­fer­re, quid est ac­tum: ce­te­rum se­cun­dum ver­ba non es­se ac­tum, quod ex sti­pu­la nas­ce­re­tur, non ma­gis quam si quid ex sac­co sac­ca­rii ce­ci­dis­set aut ex eo quod avi­bus ex ae­re ce­ci­dis­set na­tum es­set. 4Cum fun­dum quis ven­di­de­rat et om­nem fruc­tum re­ce­pe­rat, et arun­di­nem cae­duam et sil­vam in fruc­tu es­se re­spon­dit. 5Do­lia, quae in fun­do do­mi­ni es­sent, ac­ces­su­ra di­xit: et­iam ea, quae ser­vus qui fun­dum co­lue­rat emis­set pe­cu­lia­ria, emp­to­ri ces­su­ra re­spon­dit. 6Ro­ta quo­que, per quam aqua tra­he­re­tur, ni­hi­lo mi­nus ae­di­fi­cii est quam si­tu­la.

Paul. lib. IV. Epitom. Alfeni Dig. Jemand, welcher ein Landgut verkaufte, hatte im Contracte bestimmt, der Käufer solle in den nächsten dreissig Tagen das Landgut ausmessen und über den Flächeninhalt desselben Anzeige machen, und [er,] der Verkäufer solle seiner Verpflichtung entbunden sein, wenn ihm vor Ablauf dieser Zeit nicht Anzeige gemacht worden wäre; der Käufer zeigte innerhalb der zur Messung bestimmten Zeit an, um wieviel er den Flächeninhalt geringer glaube, und empfing deshalb eine verhältnissmässige Summe zurück: später verkaufte er dieses Landgut und als er selbst solches seinem Käufer zumass, fand er den Umfang des Grundstücks um vieles geringer, als er geglaubt hatte; nun entstand die Frage, ob er dafür, was dem Grundstücke an Flächeninhalt fehle, von seinem Verkäufer Ersatz nachverlangen könnte? Die Antwort war, es komme darauf an, wie der Contract laute; denn wenn so gesagt sei: der Käufer solle in den nächsten dreissig Tagen das Grundstück ausmessen, und dem [bisherigen] Eigenthümer Anzeige machen, wieviel der Flächeninhalt des Landguts weniger betrage, so werde es ihm, weil er nach Verlauf von dreissig Tagen erst Anzeige gemacht, nichts mehr frommen. War man aber dahin übereingekommen, der Käufer solle in den nächsten Tagen das Landgut ausmessen, und den Flächeninhalt des Ackers anzeigen, so könne er, wenn er innerhalb dreissig Tagen Anzeige gemacht, der Flächeninhalt des Ackers sei geringer, selbst nach vielen Jahren noch Ersatz dafür fordern, um wieviel der Flächeninhalt des Ackers zu klein gewesen ist. 1Im Kauf[contracte] über ein Grundstück wurde bestimmt, es solle auch das Recht, aus einem Quell oder Brunnen Wasser zu schöpfen, dazu gehörig sein; nun entstand die Frage, ob auch ein Fusssteig zum Wasser damit verbunden sei? [Alfenus] hat sich dahin ausgesprochen, ihm scheine solches in der Absicht der Parteien gelegen zu haben, und es müsse daher der Verkäufer auch den Fusssteig dazu übergeben. 2Jemand, welcher ein Grundstück verkaufte, sagte, das Landgut enthalte achtzehn Morgen und stipulirte sich für jeden Morgen, welcher zugemessen werde, einen bestimmten Preis; es ergaben sich zwanzig Morgen; er [, Alfenus,] entschied [auf Befragen, dass für zwanzig der Kaufpreis gezahlt werden müsse. 3Der Verkäufer eines Landgutes hatte sich das ausgesäte Getreide vorbehalten, und es sprosste auf diesem Landgute eine Saat aus den nicht aufgelesenen Aehren auf; es wurde nun angefragt, ob solche in dem Vertrage einbegriffen sei? Die Antwort war, es komme hauptsächlich auf die Absicht der Parteien an; nach den Worten übrigens sei der Aufwuchs aus den nicht aufgelesenen Aehren eben so wenig einbegriffen, als was sich aus den Körnern, die aus dem Sacke eines Sackträgers herausgefallen, oder welche die Vögel aus der Luft hätten fallen lassen, erzeugt habe. 4Als Jemand ein Landgut verkauft und alle Nutzungen sich vorbehalten hatte, wurde begutachtet, das Rohr und schlagbare Holz gehöre zu den Nutzungen. 5In einem Falle war vertragsmässig festgesetzt, dass die Fässer auf dem Landgute, welche dem Eigenthümer gehörten, dazugehören sollten; es wurde begutachtet, dass auch die, welche der Sclav, der das Landgut bewirthschaftete, aus seinem Sondergute gekauft hätte, dem Käufer abgetreten werden müssten. 6Auch das Rad, durch welches das Wasser heraufgezogen wird, gehört ebensogut zu dem Gebäude, als der Wassereimer.

Dig. 21,2,45Idem li­bro quar­to di­ges­to­rum a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. Qui fun­dum tra­di­de­rat iu­ge­rum cen­tum, fi­nes mul­to am­plius emp­to­ri de­mons­tra­ve­rat. si quid ex his fi­ni­bus evin­ce­re­tur, pro bo­ni­ta­te eius emp­to­ri prae­stan­dum ait, quam­vis id quod re­lin­que­re­tur cen­tum iu­ge­ra ha­be­ret.

Idem lib. IV. Digestor. a Paulo epitom. Jemand, der ein Grundstück von hundert Morgen übergeben hatte, hatte dem Käufer die Grenzen [desselben] viel weiter hinaus gezeigt; [Alfenus] sagte, wenn Etwas aus diesen Grenzen heraus entwährt würde, so sei dem Käufer [Entschädigung] nach Verhältniss der Güte des [entwährten Theils] zu leisten, obwohl das, was übrig bliebe, hundert Morgen enthalte.

Dig. 39,3,24Al­fe­nus li­bro quar­to di­ges­to­rum a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. Vi­ci­nus lo­ci su­pe­rio­ris pra­tum ita ara­bat, ut per sul­cos item­que por­cas aqua ad in­fe­rio­rem veniret: quae­si­tum est, an per ar­bi­trum aquae plu­viae ar­cen­dae pos­sit co­gi, ut in al­te­ram par­tem ara­ret, ne sul­ci in eius agrum spec­ta­rent. re­spon­dit non pos­se eum fa­ce­re, quo mi­nus agrum vi­ci­nus quem­ad­mo­dum vel­let ara­ret. 1Sed si quos sul­cos trans­ver­sos aqua­rios fa­ce­ret, per quos in eius agrum aqua de­flue­ret, hos­ce ut ope­ri­ret, per ar­bi­trum aquae plu­viae ar­cen­dae pos­se co­ge­re. 2Sed et si fos­sas fe­cis­set, ex qui­bus aqua plu­via pos­set no­ce­re, ar­bi­trum, si ap­pa­reat fu­tu­rum, ut aqua plu­via no­ce­ret, co­ge­re opor­te­re fos­sas eum ex­ple­re et, ni­si fa­ce­ret, con­dem­na­re, tam­et­si an­te­quam ad­iu­di­ca­ret, aqua per fos­sas nun­quam flu­xis­set. 3La­cus cum aut cres­ce­rent aut de­cres­ce­rent, num­quam ne­que ac­ces­sio­nem ne­que de­ces­sio­nem in eos vi­ci­nis fa­ce­re li­cet.

Alfen. lib. IV. Dig. a Paulo epit. Ein Nachbar pflügte eine höher liegende Wiese um, so dass durch die Gräben und Furchen das Wasser zu dem niedriger liegenden [Grundstücke] kam. Es wurde die Anfrage gemacht, ob solcher [von dem Besitzer des niedriger liegenden Grundstücks] mittels der Klage auf Abhaltung des Regenwassers gezwungen werden könne, auf die andere Seite hin zu pflügen, damit die Furchen nicht gegen dessen Acker liefen? Er [Alfenus] begutachtete, derselbe könne den Nachbar nicht hindern, seinen Acker so zu pflügen, wie er wolle. 1Wenn aber Einer in die Quere Wasserfurchen ziehe, durch welche das Wasser in Jemandes22Statt ejus dürfte cujus, d. h. aljenus, zu lesen sein. Acker abfliesse, so könne derselbe durch den [zur Entscheidung] der Klage auf Abhaltung des Regenwassers [bestellten] Schiedsrichter gezwungen werden, solche wieder zuzumachen. 2Aber auch wenn derselbe Gräben gemacht habe, durch welche das Regenwasser schaden könne, müsse der Schiedsrichter ihn zwingen, die Gräben auszufüllen, wenn ersichtlich sei, dass das Regenwasser Schaden verursachen werde, und, im Falle er solches nicht thue, ihn verurtheilen: obschon, vor dem Urtheilsspruche, das Wasser noch nicht durch die Gräben geflossen. 3Seen mögen steigen oder fallen, so kann dadurch den [angrenzenden] Nachbarn weder ein Gebietszuwachs, noch eine Gebietsverminderung zugehen33Man vergl. l. 69. D. de c. e. v. l. 12. D. de a. r. d..

Dig. 41,1,38Al­fe­nus Va­rus li­bro quar­to di­ges­to­rum a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. At­tius fun­dum ha­be­bat se­cun­dum viam pu­bli­cam: ul­tra viam flu­men erat et ager Lu­cii Ti­tii: fluit flu­men pau­la­tim pri­mum om­nium agrum, qui in­ter viam et flu­men es­set, amb­edit et viam sus­tu­lit, post­ea rur­sus mi­nu­ta­tim re­ces­sit et al­lu­vio­ne in an­ti­quum lo­cum red­iit. re­spon­dit, cum flu­men agrum et viam pu­bli­cam sus­tu­lis­set, eum agrum eius fac­tum es­se, qui trans flu­men fun­dum ha­buis­set: post­ea cum pau­la­tim re­tro red­is­set, ad­emis­se ei, cu­ius fac­tus es­set, et ad­di­dis­se ei, cu­ius trans viam es­set, quon­iam eius fun­dus pro­xi­mus flu­mi­ni es­set. id au­tem, quod pu­bli­cum fuis­set, ne­mi­ni ac­ces­sis­set. nec ta­men im­pe­d­imen­to viam es­se ait, quo mi­nus ager, qui trans viam al­lu­vio­ne re­lic­tus est, At­tii fie­ret: nam ip­sa quo­que via fun­di es­set.

Alfen. Var. lib. IV. Dig. a Paulo epit. Attius hatte längs einer öffentlichen Strasse ein Landgut, jenseits der Strasse war ein Fluss und der Acker des Lucius Titius; der Fluss rückte allmählig näher, wusch zuerst den ganzen Acker, der sich zwischen der Strasse und dem Flusse befand, und dann die Strasse weg; nachher trat er nach und nach wieder zurück, und kehrte durch Anschwemmung an seine vorige Stelle zurück. Antwort: da der Fluss den Acker und die öffentliche Strasse weggewaschen hat, so ist der Acker Dem gehörig geworden, der jenseits des Flusses ein Landgut hatte; als er nachher allmählig wieder zurücktrat, so nahm er es Dem wieder, dessen es geworden war, und wendete es wiederum Dem zu, dem der Acker jenseits der Strasse gehörte, weil sein Landgut das nächste am Flusse war; was aber öffentliches Gut gewesen, ist Niemandem zugewachsen; doch, sagt er, sei die Strasse kein Hinderniss, dass nicht der Acker, der jenseits derselben durch die Auschwemmung hinterlassen worden, dem Attius gehörig würde, denn die Strasse selbst gehörte ja [nun] zum Landgute.

Dig. 47,2,58Al­fe­nus li­bro quar­to di­ges­to­rum a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. Si cre­tae fo­di­un­dae cau­sa spe­cum quis fe­cis­set et cre­tam abs­tu­lis­set, fur est, non quia fo­dis­set, sed quia abs­tu­lis­set.

Übersetzung nicht erfasst.

Dig. 50,16,205Idem li­bro quar­to epi­to­ma­rum Al­fe­ni. Qui fun­dum ven­di­dit, ‘po­mum’ re­ce­pit: nu­ces et fi­cos et uvas dum­ta­xat du­ra­ci­nas et pur­pu­reas et quae eius ge­ne­ris es­sent, quas non vi­ni cau­sa ha­be­re­mus, quas Grae­ci τρωξίμους ap­pel­la­rent, re­cep­ta vi­de­ri.

Übersetzung nicht erfasst.