Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Alf.dig. II
Digestorum lib.Alfeni Digestorum libri

Digestorum libri

Ex libro II

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Dig. 1,1De iustitia et iure (Von der Gerechtigkeit und dem Recht.)Dig. 1,2De origine iuris et omnium magistratuum et successione prudentium (Von dem Ursprung des Rechts und aller Staatsbeamten, so wie der Folge der Rechtsgelehrten.)Dig. 1,3De legibus senatusque consultis et longa consuetudine (Von den Gesetzen, den Senatsbeschlüssen und dem Gewohnheitsrechte.)Dig. 1,4De constitutionibus principum (Von den Constitutionen der Kaiser.)Dig. 1,5De statu hominum (Vom Zustand der Menschen.)Dig. 1,6De his qui sui vel alieni iuris sunt (Von denen, die eigenen Rechtens, und denen, die fremdem Rechte unterworfen sind.)Dig. 1,7De adoptionibus et emancipationibus et aliis modis quibus potestas solvitur (Von der Annahme an Kindes Statt, der Entlassung aus der [väterlichen] Gewalt, und andern Arten deren Aufhebung.)Dig. 1,8De divisione rerum et qualitate (Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)Dig. 1,9De senatoribus (Von den Senatoren.)Dig. 1,10De officio consulis (Von der Amtspflicht des Consuls.)Dig. 1,11De officio praefecti praetorio (Von der Amtspflicht des Präfectus Prätorio.)Dig. 1,12De officio praefecti urbi (Von der Amtspflicht des Stadtvorstehers.)Dig. 1,13De officio quaestoris (Von der Amtspflicht des Quästors.)Dig. 1,14De officio praetorum (Von der Amtspflicht der Prätoren.)Dig. 1,15De officio praefecti vigilum (Von der Amtspflicht des Wachtvorstehers.)Dig. 1,16De officio proconsulis et legati (Von der Amtspflicht des Proconsul und des Legaten.)Dig. 1,17De officio praefecti Augustalis (Von der Amtspflicht des Kaiserlichen Präfecten.)Dig. 1,18De officio praesidis (Von der Amtspflicht des Präsidenten.)Dig. 1,19De officio procuratoris Caesaris vel rationalis (Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)Dig. 1,20De officio iuridici (Von der Amtspflicht des Gerichtsverwalters.)Dig. 1,21De officio eius, cui mandata est iurisdictio (Von der Amtspflicht dessen, der mit der Gerichtsbarkeit beauftragt worden ist.)Dig. 1,22De officio adsessorum (Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)
Dig. 2,1De iurisdictione (Von der Gerichtsbarkeit.)Dig. 2,2Quod quisque iuris in alterum statuerit, ut ipse eodem iure utatur (Welche Rechtsgrundsätze Jemand gegen einen Andern aufgebracht hat, die sollen gegen ihn selbst in Anwendung gebracht werden dürfen.)Dig. 2,3Si quis ius dicenti non obtemperaverit (Wenn jemand dem, welcher Recht spricht, nicht gehorcht haben sollte.)Dig. 2,4De in ius vocando (Von der Berufung ins Gericht.)Dig. 2,5Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit (Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)Dig. 2,6In ius vocati ut eant aut satis vel cautum dent (Dass vor Gericht Berufene dahin gehen, oder Bürgen oder anders Sicherheit stellen.)Dig. 2,7Ne quis eum qui in ius vocabitur vi eximat (Dass Niemand den, welcher vor Gericht berufen wird, mit Gewalt entreisse.)Dig. 2,8Qui satisdare cogantur vel iurato promittant vel suae promissioni committantur (Von denen, welche gezwungen werden, Sicherheit zu stellen, oder ein eidliches Versprechen leisten, oder auf ihr einfaches Versprechen entlassen werden.)Dig. 2,9Si ex noxali causa agatur, quemadmodum caveatur (Wie Sicherheit gestellt wird, wenn eine Noxalklage erhoben [oder: wegen Schädenansprüchen geklagt] wird.)Dig. 2,10De eo per quem factum erit quominus quis in iudicio sistat (Von dem, welcher daran Schuld ist, dass sich Jemand nicht vor Gericht stellt.)Dig. 2,11Si quis cautionibus in iudicio sistendi causa factis non obtemperaverit (Wenn Jemand dem geleisteten Versprechen, sich vor Gerichte zu stellen, nicht nachgekommen ist.)Dig. 2,12De feriis et dilationibus et diversis temporibus (Von den Gerichtsferien und Aufschubsgestattungen und der Berechnung verschiedener Zeiten.)Dig. 2,13De edendo (Vom Vorzeigen.)Dig. 2,14De pactis (Von Verträgen.)Dig. 2,15De transactionibus (Von Vergleichen.)
Dig. 40,1De manumissionibus (Von den Freilassungen.)Dig. 40,2De manumissis vindicta (Von den durch den Stab freigelassenen [Sclaven].)Dig. 40,3De manumissionibus quae servis ad universitatem pertinentibus imponuntur (Von den Freilassungen, welche Sclaven ertheilt werden, welche einer Gemeinheit angehören.)Dig. 40,4De manumissis testamento (Von den durch ein Testament freigelassenen [Sclaven.])Dig. 40,5De fideicommissariis libertatibus (Von den fideicommissarischen Freiheiten.)Dig. 40,6De ademptione libertatis (Von der Zurücknahme der Freiheit.)Dig. 40,7De statuliberis (Von den Bedingtfreien.)Dig. 40,8Qui sine manumissione ad libertatem perveniunt (Welche [Sclaven] ohne Freilassung zur Freiheit gelangen.)Dig. 40,9Qui et a quibus manumissi liberi non fiunt et ad legem Aeliam Sentiam (Welche Sclaven durch die Freilassung wegen ihrer selbst, und wegen ihres Freilassers nicht frei werden, und zum Aelisch-Sentischen Gesetz.)Dig. 40,10De iure aureorum anulorum (Von dem Recht der goldenen Ringe.)Dig. 40,11De natalibus restituendis (Von der Zurückversetzung in den Geburtsstand.)Dig. 40,12De liberali causa (Von dem Rechtsstreit über die Freiheit.)Dig. 40,13Quibus ad libertatem proclamare non licet (Welche nicht auf die Freiheit Anspruch machen dürfen.)Dig. 40,14Si ingenuus esse dicetur (Wenn behauptet werden wird, dass [ein Freigelassener] ein Freigeborner sei.)Dig. 40,15Ne de statu defunctorum post quinquennium quaeratur (Dass der Rechtszustand Verstorbener nach fünf Jahren nicht untersucht werden soll.)Dig. 40,16De collusione detegenda (Von der Entdeckung eines heimlichen Einverständnisses.)
Dig. 43,1De interdictis sive extraordinariis actionibus, quae pro his competunt (Von den Interdicten und ausserordentlichen Klagen, die an deren Statt zuständig sind.)Dig. 43,2Quorum bonorum (Welchen Nachlass.)Dig. 43,3Quod legatorum (Was von Vermächtnissen.)Dig. 43,4Ne vis fiat ei, qui in possessionem missus erit (Dass Dem keine Gewalt geschehe, der in den Besitz gesetzt sein wird.)Dig. 43,5De tabulis exhibendis (Von der Auslieferung der Testamente.)Dig. 43,6Ne quid in loco sacro fiat (Dass an einem heiligen Orte Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,7De locis et itineribus publicis (Von öffentlichen Plätzen und Wegen.)Dig. 43,8Ne quid in loco publico vel itinere fiat (Dass an einem öffentlichen Platze oder Wege Etwas nicht geschehe.)Dig. 43,9De loco publico fruendo (Von dem Genuss eines öffentlichen Platzes.)Dig. 43,10De via publica et si quid in ea factum esse dicatur (Von öffentlichen Strassen und wenn etwas in demselben errichtet werden sein soll.)Dig. 43,11De via publica et itinere publico reficiendo (Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)Dig. 43,12De fluminibus. ne quid in flumine publico ripave eius fiat, quo peius navigetur (Von den Flüssen, dass Etwas in einem öffentlichen Flusse oder an dessen Ufer nicht geschehe, wodurch die Schifffahrt beeinträchtigt wird.)Dig. 43,13Ne quid in flumine publico fiat, quo aliter aqua fluat, atque uti priore aestate fluxit (Dass in einem öffentlichen Fluss Etwas nicht geschehe, wodurch der Wasserfluss gegen den im vorhergehenden Sommer geändert wird.)Dig. 43,14Ut in flumine publico navigare liceat (Dass die Schifffahrt an einem öffentlichen Flusse gestattet sei.)Dig. 43,15De ripa munienda (Von der Befestigung des Ufers.)Dig. 43,16De vi et de vi armata (Von der Gewalt und der Gewalt mit Waffen.)Dig. 43,17Uti possidetis (Wie ihr besitzet.)Dig. 43,18De superficiebus (Von Erbpachtungen.)Dig. 43,19De itinere actuque privato (Von Privatwegen.)Dig. 43,20De aqua cottidiana et aestiva (Vom täglichen Wasser und dem Sommerwasser.)Dig. 43,21De rivis (Von den Kanälen.)Dig. 43,22De fonte (Von den Quellen.)Dig. 43,23De cloacis (Von den Kloaken.)Dig. 43,24Quod vi aut clam (Was gewaltsam oder heimlich.)Dig. 43,25De remissionibus (Von den Remissionen.)Dig. 43,26De precario (Vom bittweisen [Besitzverhältniss].)Dig. 43,27De arboribus caedendis (Vom Baumfällen.)Dig. 43,28De glande legenda (Vom Auflesen der Eicheln.)Dig. 43,29De homine libero exhibendo (Von der Auslieferung freier Menschen.)Dig. 43,30De liberis exhibendis, item ducendis (Von der Auslieferung der Kinder und deren Abführung.)Dig. 43,31Utrubi (Vom (Interdicte) Wo immer.)Dig. 43,32De migrando (Vom Ausziehen lassen.)Dig. 43,33De Salviano interdicto (Vom Salvianischen Interdict.)
Dig. 8,5,17Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Si quan­do in­ter ae­des bi­nas pa­ries es­set, qui ita ven­trem fa­ce­ret, ut in vi­ci­ni do­mum se­mi­pe­dem aut am­plius pro­cum­be­ret, agi opor­tet ius non es­se il­lum pa­rie­tem ita pro­iec­tum in suum es­se in­vi­to se. 1Cum in do­mo Gaii Sei lo­cus qui­dam ae­di­bus an­ni ita ser­vi­ret, ut in eo lo­co po­si­tum ha­be­re ius Se­io non es­set, et Se­ius in eo sil­vam se­vis­set, in qua la­bra et te­nes cu­cumel­las po­si­tas ha­be­ret, an­nio con­si­lium om­nes iu­ris periti de­de­runt, ut cum eo age­ret ius ei non es­se in eo lo­co ea po­si­ta ha­be­re in­vi­to se. 2Se­cun­dum cu­ius pa­rie­tem vi­ci­nus ster­cu­li­num fe­ce­rat, ex quo pa­ries ma­d­es­ce­bat, con­su­le­ba­tur, quem­ad­mo­dum pos­set vi­ci­num co­ge­re, ut ster­cu­li­num tol­le­ret. re­spon­di, si in lo­co pu­bli­co id fe­cis­set, per in­ter­dic­tum co­gi pos­se, sed si in pri­va­to, de ser­vi­tu­te age­re opor­te­re: si dam­ni in­fec­ti sti­pu­la­tus es­set, pos­sit per eam sti­pu­la­tio­nem, si quid ex ea re si­bi dam­ni da­tum es­set, ser­va­re.

Alfen. lib. II. Dig. Wenn zwischen zwei Gebäuden eine Wand ist, die sich dergestalt senkt, dass sie sich in des einen Nachbars Haus einen halben Fuss oder noch mehr hineinlehnt, so kann derselbe Klage erheben, dass kein Recht vorhanden sei, jene Wand soweit wider seinen Willen auf seinen Grund und Boden vorgeschoben zu haben. 1Als in dem Hause des Cajus Sejus eine Stelle dem Gebäude des Annius dergestalt dienstbar war, dass Sejus auf derselben nichts anlegen durfte, und Sejus auf derselben ein Gärtchen11Die Glosse interpretirt hortulariam. angelegt und in demselben Wasserbehälter und metallene Röhren angebracht hatte, so gaben dem Annius alle Rechtsgelehrten den Rath, er solle gegen jenen Klage erheben, dass er, wider seinen Willen auf jener Stelle dergleichen nicht anlegen dürfe. 2Ad Dig. 8,5,17,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 169, Note 7.Es hatte ein Nachbar längs der Wand eines andern eine Mistgrube angelegt, wovon Feuchtigkeit in die Wand drang; er bat um rechtlichen Rath, auf welche Weise er den Nachbar zwingen könne, die Mistgrube wieder abzuschaffen? Ich habe geantwortet, dass, wenn der Nachbar dies an einem öffentlichen Orte gethan hätte, er durch ein Interdict dazu genöthigt werden könne; wenn aber auf Privatgrund und Boden, so sei die Negatorienklage anzustellen22De servitute agere oportere.; wäre eine Stipulation wegen drohenden Schadens eingegangen worden, so könne jener auch dem aus jenem Umstand erwachsenen Schaden beikommen.

Dig. 9,1,5Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Aga­so cum in ta­ber­nam equum de­du­ce­ret, mu­lam equus ol­fe­cit, mu­la cal­cem re­ie­cit et crus aga­so­ni fre­git: con­su­le­ba­tur, pos­set­ne cum do­mi­no mu­lae agi, quod ea pau­pe­r­iem fe­cis­set. re­spon­di pos­se.

Alfen. lib. II. Dig. Ein Maulthiertreiber führte ein Pferd in eine Schenke, das Pferd beriecht ein Maulthier, das Maulthier schlägt aus, und zerbricht dem Treiber den Schenkel; es ward um Rath gebeten, ob wider den Eigenthümer des Maulthiers, das diesen Schaden angerichtet hat, Klage angestellt werden könne? Ich habe bejahend geantwortet.

Dig. 9,2,52Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Si ex pla­gis ser­vus mor­tuus es­set ne­que id me­di­ci in­scien­ta aut do­mi­ni neg­le­gen­tia ac­ci­dis­set, rec­te de in­iu­ria oc­ci­so eo agi­tur. 1Ta­ber­na­rius in se­mi­ta noc­tu su­pra la­pi­dem lu­cer­nam po­sue­rat: qui­dam prae­ter­iens eam sus­tu­le­rat: ta­ber­na­rius eum con­se­cu­tus lu­cer­nam re­pos­ce­bat et fu­gien­tem re­ti­ne­bat: il­le fla­gel­lo, quod in ma­nu ha­be­bat, in quo do­lor in­erat, ver­be­ra­re ta­ber­na­rium coe­pe­rat, ut se mit­te­ret: ex eo ma­io­re ri­xa fac­ta ta­ber­na­rius ei, qui lu­cer­nam sus­tu­le­rat, ocu­lum ef­fo­de­rat: con­su­le­bat, num dam­num in­iu­ria non vi­de­tur de­dis­se, quon­iam prior fla­gel­lo per­cus­sus es­set. re­spon­di, ni­si da­ta ope­ra ef­fo­dis­set ocu­lum, non vi­de­ri dam­num in­iu­ria fe­cis­se, cul­pam enim pe­nes eum, qui prior fla­gel­lo per­cus­sit, re­si­de­re: sed si ab eo non prior va­pu­las­set, sed cum ei lu­cer­nam eri­pe­re vel­let, ri­xa­tus es­set, ta­ber­na­rii cul­pa fac­tum vi­de­ri. 2In cli­vo Ca­pi­to­li­no duo plos­tra on­us­ta mu­lae du­ce­bant: prio­ris plos­tri mu­lio­nes con­ver­sum plos­trum sub­le­va­bant, quo fa­ci­le mu­lae du­ce­rent: in­ter su­pe­rius plos­trum ces­sim ire coe­pit et cum mu­lio­nes, qui in­ter duo plos­tra fue­runt, e me­dio ex­is­sent, pos­te­rius plos­trum a prio­re per­cus­sum re­tro red­ie­rat et pue­rum cu­ius­dam ob­tri­ve­rat: do­mi­nus pue­ri con­su­le­bat, cum quo se age­re opor­te­ret. re­spon­di in cau­sa ius es­se po­si­tum: nam si mu­lio­nes, qui su­pe­rius plos­trum sus­ti­nuis­sent, sua spon­te se sub­du­xis­sent et id­eo fac­tum es­set, ut mu­lae plos­trum re­ti­ne­re non pos­sint at­que one­re ip­so re­tra­he­ren­tur, cum do­mi­no mu­la­rum nul­lam es­se ac­tio­nem, cum ho­mi­ni­bus, qui con­ver­sum plos­trum sus­ti­nuis­sent, le­ge Aqui­lia agi pos­se: nam ni­hi­lo mi­nus eum dam­num da­re, qui quod sus­ti­ne­ret mit­te­ret sua vo­lun­ta­te, ut id ali­quem fe­ri­ret: vel­uti si quis asel­lum cum agi­tas­set non re­ti­nuis­set, ae­que si quis ex ma­nu te­lum aut aliud quid im­mis­sis­set, dam­num in­iu­ria da­ret. sed si mu­lae, quia ali­quid re­for­mi­das­sent et mu­lio­nes ti­mo­re per­mo­ti, ne op­pri­me­ren­tur, plos­trum re­li­quis­sent, cum ho­mi­ni­bus ac­tio­nem nul­lam es­se, cum do­mi­no mu­la­rum es­se. quod si ne­que mu­lae ne­que ho­mi­nes in cau­sa es­sent, sed mu­lae re­ti­ne­re onus ne­quis­sent aut cum co­ni­te­ren­tur lap­sae con­ci­dis­sent et id­eo plos­trum ces­sim red­is­set at­que hi quo con­ver­sum fuis­set onus sus­ti­ne­re ne­quis­sent, ne­que cum do­mi­no mu­la­rum ne­que cum ho­mi­ni­bus es­se ac­tio­nem. il­lud qui­dem cer­te, quo­quo mo­do res se ha­be­ret, cum do­mi­no pos­te­rio­rum mu­la­rum agi non pos­se, quon­iam non sua spon­te, sed per­cus­sae re­tro red­is­sent. 3Qui­dam bo­ves ven­di­dit ea le­ge, uti da­ret ex­per­i­un­dos: post­ea de­dit ex­per­i­un­dos: emp­to­ris ser­vus in ex­per­i­un­do per­cus­sus ab al­te­ro bo­ve cor­nu est: quae­re­ba­tur, num ven­di­tor emp­to­ri dam­num prae­sta­re de­be­ret. re­spon­di, si emp­tor bo­ves emp­tos ha­be­ret, non de­be­re prae­sta­re: sed si non ha­be­ret emp­tos, tum, si cul­pa ho­mi­nis fac­tum es­set, ut a bo­ve fe­ri­re­tur, non de­be­re prae­sta­ri, si vi­tio bo­vis, de­be­re. 4Cum pi­la com­plu­res lu­de­rent, qui­dam ex his ser­vu­lum, cum pi­lam per­ci­pe­re co­na­re­tur, im­pu­lit, ser­vus ce­ci­dit et crus fre­git: quae­re­ba­tur, an do­mi­nus ser­vu­li le­ge Aqui­lia cum eo, cu­ius im­pul­su ce­ci­de­rat, age­re pot­est. re­spon­di non pos­se, cum ca­su ma­gis quam cul­pa vi­de­re­tur fac­tum.

Alfen. lib. II. Dig. Ad Dig. 9,2,52 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 258, Note 18.Wenn ein Sclav an Wunden gestorben, und dies weder durch Unwissenheit des Arztes, noch durch Nachlässigkeit des Eigenthümers herbeigeführt worden ist, so kann mit vollem Rechte wegen widerrechtlicher Tödtung geklagt werden. 1Ein Schenkwirth hatte an einen Fusssteig bei Nacht auf einen Stein eine Laterne gesetzt; ein Vorübergehender nahm sie an sich; der Schenkwirth holte ihn ein, forderte die Laterne zurück, und hielt ihn, als er davonlaufen wollte, fest; dieser fing an, den Schenkwirth mit einer Peitsche, die er in Händen hatte, worin ein Dolch steckte, zu schlagen, damit dieser ihn losliesse; hieraus entstand eine Prügelei, worin der Wirth dem, der die Laterne weggenommen hatte, ein Auge ausschlug. Derselbe fragte nun an, ob angenommen werden könne, dass er einen widerrechtlichen Schaden zugefügt habe, da er doch zuerst mit der Peitsche geschlagen worden sei? Ich habe geantwortet, dass wenn er das Auge nicht absichtlich ausgeschlagen hätte, nicht anzunehmen sei, dass er einen widerrechtlichen Schaden gestiftet habe, denn die Verschuldung sei auf dessen Seite, der zuerst mit der Peitsche geschlagen habe; wäre er hingegen von jenem nicht zuerst geschlagen worden, sondern mit ihm, während er ihm die Laterne entreissen wollen, in ein Handgemenge gerathen, so werde Verschuldung des Schenkwirthes angenommen. 2Es zogen Maulthiere zwei beladene Lastwagen den Capitolinischen Hügel hinauf; die Fuhrleute des vordern unterstützten den rückwärts gehenden Wagen in den Rädern, um den Maulthieren die Last zu erleichtern; unterdessen fing aber der vordere Wagen an, zurückzurollen, und da die sich zwischen beiden Wagen befindenden Fuhrleute aus dem Zwischenraume herausgetreten waren, so rollte der hintere Wagen, von dem vordern geschoben, [ebenfalls] zurück und räderte Jemandes Sclavenknaben; der Eigenthümer des Knaben fragte nun um Rath, gegen wen er Klage zu erheben habe? — Ich habe geantwortet: es hänge hier die rechtliche Beurtheilung von den Umständen ab, denn wenn die Fuhrleute, welche den vordern Wagen unterstützten, ohne Veranlassung dazu weggegangen wären, und es daher gekommen sei, dass die Maulthiere den Wagen nicht hätten halten können, sondern von der Last selbst zurückgezogen worden wären, so finde gegen den Eigenthümer der Maulthiere keine Klage Statt; wider die Leute aber, welche den zurückgehenden Wagen unterstützt hätten, könne aus, dem Aquilischen Gesetz Klage erhoben werden; denn auch derjenige stifte einen Schaden, der mit seinem Willen dasjenige, was er halten soll, fahren lässt, so dass es Jemanden verletzt, denn wer z. B. einen Esel, den er [am Zügel] führt, laufen lässt, kann ebensowohl einen widerrechtlichen Schaden stiften, als derjenige, welcher eine Waffe oder etwas Anderes aus der Hand geschleudert hat. — Wenn hingegen die Maulthiere scheu geworden sind, und sich vom Wagen losgerissen haben, und die Fuhrleute dann, aus Furcht, gequetscht zu werden, [ebenfalls haben zurückspringen und den Wagen im Stich lassen müssen], so findet keine Klage wider die Fuhrleute Statt, sondern wider den Eigenthümer der Maulthiere. Wenn aber weder die Maulthiere, noch die Leute die Ursache gewesen sind, sondern die erstern die Last nicht haben halten können, oder während der Anstrengung dazu niedergestürzt sind, und dadurch der Wagen zurückgerollt ist, sie aber, sobald er zurückgerollt, die Last nicht mehr haben halten können, so findet weder wider den Eigenthümer der Maulthiere, noch wider die Fuhrleute eine Klage Statt. Das übrigens ist ausser Zweifel, dass, die Sache mag nun sein, wie sie will, wider den Eigenthümer der hintern Maulthiere nicht geklagt werden kann, weil diese nicht freiwillig, sondern gedrängt zurückgewichen sind. 3Es hatte Jemand Zugochsen unter der Bedingung verkauft, dass er sie [dem Käufer] erst zur Probe geben sollte, und sie demselben darauf gegeben; ein Sclav des Käufers ward beim Probiren von dem einen Ochsen mit dem Horn gestossen; es ward nun die Frage erhoben, ob der Verkäufer dem Käufer Schadensersatz leisten müsse? Ich habe geantwortet: wenn der Käufer die Ochsen bereits gekauft habe, so brauche er den Schaden nicht zu ersetzen; habe er sie aber noch nicht gekauft, so brauche er, wenn es durch Verschuldung des Sclaven gekommen, dass er gestossen worden sei, keinen Ersatz zu leisten, wohl aber, wenn durch Tücke des Ochsen. 4Während Mehrere mit dem Ball spielten, stiess einer, als er den Ball zu fangen suchte, einen kleinen Sclaven um, dieser fiel, und zerbrach ein Bein; es entstand nun die Frage, ob der Eigenthümer des Sclaven wider den, durch dessen Anstoss er gefallen war, Klage aus dem Aquilischen Gesetz erheben könne? Ich habe geantwortet, er könne nicht klagen, indem das Ereigniss mehr durch einen Zufall, als durch Verschuldung herbeigeführt worden sei.

Dig. 10,3,26Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Com­mu­nis ser­vus cum apud al­te­rum es­set, crus fre­git in ope­re: quae­re­ba­tur, al­ter do­mi­nus quid cum eo, pe­nes quem fuis­set, age­ret. re­spon­di, si quid cul­pa il­lius ma­gis quam ca­su res com­mu­nis dam­ni ce­pis­set, per ar­bi­trum com­mu­ni di­vi­dun­do pos­se re­ci­pe­ra­re.

Alfen. Varus lib. II. Dig. Ein Zweien gehöriger Sclav brach, während er sich bei dem Einen befand, bei der Arbeit ein Bein; es ward Frage erhoben, was der andere Herr wider den, bei dem er gewesen, für eine Klage anstellen müsse? Ich habe geantwortet: wenn der gemeinschaftliche Sclav mehr durch die Schuld jenes, als durch Zufall Schaden gelitten habe, so könne Ersatz durch einen Schiedsrichter mittelst der Gemeingutstheilungsklage gefordert werden.

Dig. 11,3,16Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Do­mi­nus ser­vum dis­pen­sa­to­rem ma­nu­mi­sit, post­ea ra­tio­nes ab eo ac­ce­pit et cum eis non con­sta­ret, con­perit apud quan­dam mu­lier­cu­lam pe­cu­niam eum con­sump­sis­se: quae­re­ba­tur, pos­set­ne age­re ser­vi cor­rup­ti cum ea mu­lie­re, cum is ser­vus iam li­ber es­set. re­spon­di pos­se, sed et­iam fur­ti de pe­cu­niis quas ser­vus ad eam de­tu­lis­set.

Alfen. Varus lib. II. Dig. Ein Herr ertheilte seinem Sclaven, der Verwalter war, die Freiheit, empfing, von demselben nachher die Rechnungen, und erfuhr, als es mit denselben nicht richtig stand, dass er das Geld bei einer Dirne durchgebracht habe; es entstand nun die Frage, ob er wider das Frauenzimmer wegen der Verführung des Sclaven klagen könne, da doch der Sclav schon frei war? Ich habe zur Antwort ertheilt, er könne es allerdings, jedoch könne er auch die Diebstahlsklage wegen der Gelder, die der Sclav derselben zugesteckt habe, erheben.

Dig. 15,3,16Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Qui­dam fun­dum co­len­dum ser­vo suo lo­ca­vit et bo­ves ei de­de­rat: cum hi bo­ves non es­sent ido­nei, ius­se­rat eos venire et his num­mis qui re­cep­ti es­sent alios re­pa­ra­ri: ser­vus bo­ves ven­di­de­rat, alios red­eme­rat, num­mos ven­di­to­ri non sol­ve­rat, post­ea con­tur­ba­ve­rat: qui bo­ves ven­di­de­rat num­mos a do­mi­no pe­te­bat ac­tio­ne de pe­cu­lio aut quod in rem do­mi­ni ver­sum es­set, cum bo­ves pro qui­bus pe­cu­nia pe­te­re­tur pe­nes do­mi­num es­sent. re­spon­dit non vi­de­ri pe­cu­lii quic­quam es­se, ni­si si quid de­duc­to eo, quod ser­vus do­mi­no de­buis­set, re­li­quum fie­ret: il­lud si­bi vi­de­ri bo­ves qui­dem in rem do­mi­ni ver­sos es­se, sed pro ea re sol­vis­se tan­tum, quan­ti prio­res bo­ves venis­sent: si quo am­plio­ris pe­cu­niae pos­te­rio­res bo­ves es­sent, eius opor­te­re do­mi­num con­dem­na­ri.

Alfen. lib. II. Digest. Es überliess Jemand ein Grundstück, um es zu bauen, seinem Sclaven, und hatte ihm Ochsen gegeben; da diese Ochsen nicht tauglich waren, so hatte er anbefohlen, dieselben feil zu bieten, und mit dem daraus gelösten Gelde andere anzuschaffen; der Sclav hatte die Ochsen verkauft, andere angeschafft, das Geld dem Verkäufer nicht bezahlt, und nachmals Schwierigkeiten gemacht; der die Ochsen verkauft hatte, forderte das Geld vom Herrn durch eine Klage aus dem Sondergute, oder weil eine Verwendung in den Nutzen des Herrn vorhanden sei, da die Ochsen, für welche das Geld gefordert würde, sich bei dem Herrn befänden. Er hat darauf erklärt, es scheine von Sondergut nichts vorhanden zu sein, wenn sonst nicht nach Abzug dessen, was der Sclav dem Herrn schuldig gewesen, ein Ueberschuss entstände, er sei der Ansicht, die Ochsen seien zwar in den Nutzen des Herrn verwendet worden, jedoch nur an die Stelle dessen gekommen, für wieviel die früheren verkauft worden wären; wenn etwa die spätern Ochsen einen grössern Geldwerth hätten, in soviel dürfe der Herr verurtheilt werden.

Dig. 18,6,12Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Si ven­di­ta in­su­la com­bus­ta es­set, cum in­cen­dium si­ne cul­pa fie­ri non pos­sit, quid iu­ris sit? re­spon­dit, quia si­ne pa­tris fa­mi­lias cul­pa fie­ri pot­est ne­que, si ser­vo­rum neg­le­gen­tia fac­tum es­set, con­ti­nuo do­mi­nus in cul­pa erit, quam ob rem si ven­di­tor eam di­li­gen­tiam ad­hi­buis­set in in­su­la cus­to­dien­da, quam de­bent ho­mi­nes fru­gi et di­li­gen­tes prae­sta­re, si quid ac­ci­dis­set, ni­hil ad eum per­ti­ne­bit.

Ad Dig. 18,6,12ROHGE, Bd. 6 (1872), S. 216: Klage des Mandanten gegen den Mandatar auf Ersatz des durch Verabsäumung der vertragsmäßigen Diligenz verursachten Schadens. Beweislast der DiligenzAlfen. Varus lib. II. Digest. Wenn ein verkauftes Gehöfte abgebrannt ist, was ist alsdann, da ein Brand ohne irgend eine Verschuldung nicht entstehen kann, Rechtens? Antwort: da ein solcher ohne Verschuldung des Hausvaters entstehen kann, und wenn derselbe durch Nachlässigkeit der Sclaven veranlasst wird, den Herrn darum noch nicht der Vorwurf eines Verschuldens trifft, so hat der Verkäufer für ein Ereigniss der Art keine Haftung, wenn er auf die Verwahrung des Gehöftes diejenige Aufmerksamkeit verwendet hat, die man von rechtschaffenen und sorgsamen Menschen zu fordern berechtigt ist.

Dig. 19,1,26Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Si quis, cum fun­dum ven­de­ret, do­lia cen­tum, quae in fun­do es­se ad­fir­ma­bat, ac­ces­su­ra di­xis­set, quam­vis ibi nul­lum do­lium fuis­set, ta­men do­lia emp­to­ri de­be­bit.

Alfen. Varus lib. II. Dig. Wenn Jemand beim Verkauf eines Landgutes versichert hat, dass hundert Fässer dazu gehörig sein sollten, welche sich auf demselben befänden, so wird er, selbst wenn kein einziges dagewesen, dem Käufer dennoch zu den Fässern verpflichtet sein.

Dig. 19,2,27Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Ha­bi­ta­to­res non, si pau­lo mi­nus com­mo­de ali­qua par­te cae­na­cu­li ute­ren­tur, sta­tim de­duc­tio­nem ex mer­ce­de fa­ce­re opor­tet: ea enim con­di­cio­ne ha­bi­ta­to­rem es­se, ut, si quid trans­ver­sa­rium in­ci­dis­set, quam­ob­rem do­mi­num ali­quid de­mo­li­ri opor­te­ret, ali­quam par­tem par­vu­lam in­com­mo­di sus­ti­ne­ret: non ita ta­men, ut eam par­tem cae­na­cu­li do­mi­nus ape­ruis­set, in quam mag­nam par­tem usus ha­bi­ta­tor ha­be­ret. 1Ite­rum in­ter­ro­ga­tus est, si quis ti­mo­ris cau­sa emi­gras­set, de­be­ret mer­ce­dem nec­ne. re­spon­dit, si cau­sa fuis­set, cur pe­ri­cu­lum ti­me­ret, quam­vis pe­ri­cu­lum ve­re non fuis­set, ta­men non de­be­re mer­ce­dem: sed si cau­sa ti­mo­ris ius­ta non fuis­set, ni­hi­lo mi­nus de­be­re.

Alfen. lib. II. Dig. Die Bewohner dürfen, wenn der Gebrauch eines Theiles von einem Stockwerk mit einigen wenigen Unbequemlichkeiten verknüpft ist, nicht gleich einen Abzug vom Pachtzins machen; denn man bewohnt [ein gemiethetes Haus] unter der Bedingung, dass, wenn etwas in die Quere kommt, weshalb der Eigenthümer genöthigt sein möchte, etwas einzureissen, man auch ein kleines Theil Unbequemlichkeit ertragen müsse, freilich nicht in der Art, wenn der Eigenthümer denjenigen Theil eines Stockwerkes abdeckt, wovon der Bewohner hauptsächlichst Gebrauch macht. 1Ad Dig. 19,2,27,1ROHGE, Bd. 8 (1873), S. 341: Befugniß des Schiffsmanns auf Dienstentlassung wegen Kriegsgefahr nach ausgebrochenem Kriege.Auch ist die Frage erhoben worden, ob derjenige, wer aus Furcht ausgezogen, den Pachtzins zu entrichten habe, oder nicht? Die Antwort ist dahin gegangen, dass, wenn Grund, Gefahr zu befürchten, vorhanden gewesen wäre, wiewohl diese noch nicht, wirklich eingetreten ist, dennoch keine Verpflichtung zum Miethszins begründet sei; wenn hingegen kein hinreichender Grund zu Besorgnissen da gewesen, so dauere die Verbindlichkeit zum Miethzins nichts desto weniger fort.

Dig. 39,2,43Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Dam­ni in­fec­ti qui­dam vi­ci­no re­pro­mis­se­rat: ex eius ae­di­fi­cio te­gu­lae ven­to de­iec­tae ce­ci­de­rant in vi­ci­ni te­gu­las eas­que fre­ge­rant: quae­si­tum est, an ali­quid prae­sta­ri opor­tet. re­spon­dit, si vi­tio ae­di­fi­cii et in­fir­mi­ta­te fac­tum es­set, de­be­re prae­sta­ri: sed si tan­ta vis ven­ti fuis­set, ut quam­vis fir­ma ae­di­fi­cia con­vel­le­ret, non de­be­re. et quod in sti­pu­la­tio­ne est ‘si­ve quid ibi ruet’, non vi­de­ri si­bi rue­re, quod aut ven­to aut om­ni­no ali­qua vi ex­trin­se­cus ad­mo­ta ca­de­ret, sed quod ip­sum per se con­ci­de­ret. 1Cum pa­rie­tem com­mu­nem ae­di­fi­ca­re quis cum vi­ci­no vel­let, prius­quam ve­te­rem de­mo­li­ret, dam­ni in­fec­ti vi­ci­no re­pro­mi­sit ad­eo­que re­sti­pu­la­tus est: post­ea­quam pa­ries sub­la­tus es­set et ha­bi­ta­to­res ex vi­ci­nis ce­na­cu­lis emi­gras­sent, vi­ci­nus ab eo mer­ce­dem, quam ha­bi­ta­to­res non red­de­rent, pe­te­re vult: quae­si­tum est, an rec­te pe­tet. re­spon­dit non opor­tuis­se eos, cum com­mu­nem pa­rie­tem ae­di­fi­ca­rent, in­ter se re­pro­mit­te­re ne­que ul­lo mo­do al­te­rum ab al­te­ro co­gi po­tuis­se: sed si ma­xi­me re­pro­mit­te­rent, ta­men non opor­tuis­se am­plius quam par­tis di­mi­diae, quo am­plius ne ex­tra­rio qui­dem quis­quam, cum pa­rie­tem com­mu­nem ae­di­fi­ca­ret, re­pro­mit­te­re de­be­ret. sed quon­iam iam in to­tum re­pro­mi­sis­sent, om­ne, quod de­tri­men­ti ex mer­ce­de vi­ci­nus fe­cis­set, prae­sta­tu­rum. 2Idem con­su­le­bat, pos­set­ne, quod ob eam rem de­dis­set, rur­sus re­pe­te­re, quon­iam re­sti­pu­la­tus es­set a vi­ci­no, si quid ob eam rem, quod ibi ae­di­fi­ca­tum es­set, si­bi dam­num da­tum es­set, id red­di, cum et ip­sam hanc pe­cu­niam, quam da­ret, prop­ter il­lud opus per­de­ret. re­spon­dit non pos­se prop­ter­ea quia non ope­ris vi­tio, sed ex sti­pu­la­tio­ne id amit­te­ret.

Alfen. Var. lib. II. Dig. Jemand hatte seinem Nachbar wegen drohenden Schadens Sicherheit geleistet; es wurden von seinem Gebäude durch den Wind Dachziegel herabgeworfen, die auf die Dachziegel des Nachbars fielen, und sie zerbrachen. Es ward die Anfrage gestellt, ob ein Ersatz geleistet werden müsse? Das Gutachten war: wenn es durch die Schadhaftigkeit des Gebäudes und dessen Mangel an Festigkeit geschehen sei, so müsse Ersatz geleistet werden; wäre hingegen die Macht des Windes so gross gewesen, dass dieselbe auch feste Gebäude erschüttern konnte, so brauche kein Ersatz geleistet zu werden; und was den in der Stipulation enthaltenen Satz: „Oder wenn daselbst Etwas einstürzen wird,“ betrifft; so scheine ihm Dasjenige nicht einzustürzen, was entweder durch den Wind, oder überhaupt durch eine äussere Gewalt einfalle, sondern blos jenes, was von selbst falle. 1Jemand leistete, als er eine ihm mit seinem Nachbar gemeinschaftliche Wand bauen wollte, bevor er die alte niederriss, seinem Nachbar Sicherheit wegen drohenden Schadens, und liess sich auch seinerseits [von demselben] Sicherheit bestellen: nachdem die gemeinschaftliche Wand eingelegt worden, und aus den Stockwerken des Nachbars die Miethleute ausgezogen waren, wollte dieser das Miethgeld, welches die Miethbewohner nicht mehr entrichteten, von ihm ersetzt haben. Es ward angefragt, ob er es mit Recht fordere? Das Gutachten war: die Parteien hätten, da sie eine gemeinschaftliche Wand bauten, sich keine wechselseitige Sicherheit zu leisten nöthig gehabt, und es hätte auch auf keine Weise Einer von dem Andern dazu gezwungen werden können. Aber wenn dieselben doch Sicherheit leisten wollen, so hätten sie es für nicht mehr als den halben Theil nöthig gehabt, für ein Mehreres brauchte Keiner, wenn er eine gemeinschaftliche Wand baute, nicht einmal einem Dritten, Sicherheit zu leisten: weil er aber einmal für das Ganze Sicherheit geleistet hätte, so müsse er auch den ganzen Verlust, welchen der Nachbar an dem Miethgelde erlitten, vergüten. 2Derselbe fragte an, ob er, was er desfalls gegeben, wieder zurückfordern könne: weil er sich von seinem Nachbar wiederum Sicherheit habe leisten lassen, dass ihm, wenn er durch den Bau einen Schaden erleiden sollte, dieser erstattet werde; da er doch gerade dieses Geld, welches er zahle, auch durch jenes Bauwerk einbüsse. Das Gutachten war: er könne es nicht; aus dem Grunde, weil er nicht durch Schadhaftigkeit des Bauwerks, sondern durch die Stipulation dieses Geld verliere.

Dig. 44,1,14Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Fi­lius fa­mi­lias pe­cu­lia­rem ser­vum ven­di­dit, pre­tium sti­pu­la­tus est: is ho­mo red­hi­bi­tus et post­ea mor­tuus est. et pa­ter eius pe­cu­niam ab emp­to­re pe­te­bat, quam fi­lius sti­pu­la­tus erat. pla­cuit ae­quum es­se in fac­tum ex­cep­tio­nem eum ob­ice­re: ‘quod pe­cu­nia ob ho­mi­nem il­lum ex­pro­mis­sa est, qui red­hi­bi­tus est’.

Ad Dig. 44,1,14Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 321, Note 2; Bd. II, § 355, Note 6.Alfen. Var. lib. II. Dig. Ein Haussohn verkaufte einen Sondergutssclaven, und stipulirte den Preis; dieser Sclave hatte zurückgenommen werden müssen, und war nachher gestorben, der Vater foderte aber vom Käufer die Summe, welche der Sohn stipulirt hatte; hier nahm man an, es sei billig, ihm die Einrede auf das Geschehene entgegenzusetzen, dass das Geld wegen eines Sclaven versprochen worden, der hat zurückgenommen werden müssen.

Dig. 44,7,20Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Ser­vus non in om­ni­bus re­bus si­ne poe­na do­mi­no dic­to au­diens es­se so­let, sic­uti si do­mi­nus ho­mi­nem oc­ci­de­re aut fur­tum ali­cui fa­ce­re ser­vum ius­sis­set. qua­re quam­vis do­mi­ni ius­su ser­vus pi­ra­ti­cam fe­cis­set, iu­di­cium in eum post li­ber­ta­tem red­di opor­tet. et quod­cum­que vi fe­cis­set, quae vis a ma­le­fi­cio non ab­es­set, ita opor­tet poe­nas eum pen­de­re. sed si ali­qua ri­xa ex li­ti­bus et con­ten­tio­ne na­ta es­set aut ali­qua vis iu­ris re­ti­nen­di cau­sa fac­ta es­set et ab his re­bus fa­ci­nus ab­es­set, tum non con­ve­nit prae­to­rem, quod ser­vus ius­su do­mi­ni fe­cis­set, de ea re in li­be­rum iu­di­cium da­re.

Alfen. lib. II. Dig. Ein Sclave kann nicht in allen Dingen dem Befehle seines Herrn ungestraft Gehorsam leisten; z. B. wenn ihm sein Herr anbefohlen hätte, einen Menschen zu tödten, oder Jemanden zu bestehlen. Wenn daher auch der Sclave auf Geheiss seines Herrn eine Seeräuberei begangen hat33Piraticam facere, s. Eckhard. Herm. p. 202., so muss dennoch wider ihn, wenn er nachmals zur Freiheit gelangt ist, eine Klage ertheilt werden. Und für Alles, was er gewaltsamerweise gethan hat44Ita = tunc, Bynkershoek Obs. I. 23., muss er, sobald die Gewaltthätigkeit an Missethat grenzt, alsdann4 die Strafe büssen55Wenn er freigeworden ist; Glosse.. Ist hingegen aus Streiterei und Wortwechsel ein Zank entstanden, oder zur Innebehaltung eines Rechts eine Gewaltthätigkeit vorgefallen, und es durchaus zu keiner Uebelthat gekommen, so ist es nicht angemessen, dass der Prätor deshalb, was der Sclave auf Geheiss des Herrn gethan, wider ihn, wenn er freigeworden, eine Klage ertheile.

Dig. 50,16,202Al­fe­nus Va­rus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Cum in tes­ta­men­to scrip­tum es­set, ut he­res in fu­ne­re aut in mo­nu­men­to ‘dum­ta­xat au­reos cen­tum’ con­su­me­ret, non li­cet mi­nus con­su­me­re: si am­plius vel­let, li­cet ne­que ob eam rem con­tra tes­ta­men­tum fa­ce­re vi­de­tur.

Übersetzung nicht erfasst.