Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 18 übersetzt von Feust unter Redaction von Sintenis
Dig. XVIII1,
De contrahenda emptione et de pactis inter emptorem et venditorem compositis et quae res venire non possunt
Liber octavus decimus
I.

De contrahenda emptione et de pactis inter emptorem et venditorem compositis et quae res venire non possunt

(Vom Kaufcontract und von den [Neben]Verträgen zwischen Käufer und Verkäufer und den unveräusserlichen Sachen.)

1Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Ori­go emen­di ven­den­di­que a per­mu­ta­tio­ni­bus coe­pit. olim enim non ita erat num­mus ne­que aliud merx, aliud pre­tium vo­ca­ba­tur, sed unus­quis­que se­cun­dum ne­ces­si­ta­tem tem­po­rum ac re­rum uti­li­bus in­uti­lia per­mu­ta­bat, quan­do ple­rum­que eve­nit, ut quod al­te­ri su­per­est al­te­ri de­sit. sed quia non sem­per nec fa­ci­le con­cur­re­bat, ut, cum tu ha­be­res quod ego de­si­de­ra­rem, in­vi­cem ha­be­rem quod tu ac­ci­pe­re vel­les, elec­ta ma­te­ria est, cu­ius pu­bli­ca ac per­pe­tua aes­ti­ma­tio dif­fi­cul­ta­ti­bus per­mu­ta­tio­num ae­qua­li­ta­te quan­ti­ta­tis sub­ve­ni­ret. ea­que ma­te­ria for­ma pu­bli­ca per­cus­sa usum do­mi­nium­que non tam ex sub­stan­tia prae­bet quam ex quan­ti­ta­te nec ul­tra merx utrum­que, sed al­te­rum pre­tium vo­ca­tur. 1Sed an si­ne num­mis ven­di­tio di­ci ho­die­que pos­sit, du­bi­ta­tur, vel­uti si ego to­gam de­di, ut tu­ni­cam ac­ci­pe­rem. Sa­b­inus et Cas­sius es­se emp­tio­nem et ven­di­tio­nem pu­tant: Ner­va et Pro­cu­lus per­mu­ta­tio­nem, non emp­tio­nem hoc es­se. Sa­b­inus Ho­me­ro tes­te uti­tur, qui ex­er­ci­tum Grae­co­rum ae­re fer­ro ho­mi­ni­bus­que vi­num eme­re re­fert, il­lis ver­si­bus: ἔνθεν ἀρ’ οἰνίζοντο καρηκομόωντες Ἀχαιοί ἄλλοι μὲν χαλκῷ, ἄλλοι δ’ αἴθωνι σιδήρῳ, ἄλλοι δὲ ῥινοῖς, ἄλλοι δ’ αὐτῇσι βόεσσι, ἄλλοι δ’ ἀνδραπόδεσσιν. sed hi ver­sus per­mu­ta­tio­nem sig­ni­fi­ca­re vi­den­tur, non emp­tio­nem, sic­uti il­li: ἔνθ’ αὖτε Γλαύκῳ Κρονίδης φρένας ἐξέλετο Ζεύς, ὃς πρὸς Τυδείδην Διομήδεα τεύχε’ ἄμειβεν. ma­gis au­tem pro hac sen­ten­tia il­lud di­ce­re­tur, quod alias idem poe­ta di­cit: πρίατο κτεάτεσσιν ἑοῖσιν. sed ve­rior est Ner­vae et Pro­cu­li sen­ten­tia: nam ut aliud est ven­de­re, aliud eme­re, alius emp­tor, alius ven­di­tor, sic aliud est pre­tium, aliud merx: quod in per­mu­ta­tio­ne dis­cer­ni non pot­est, uter emp­tor, uter ven­di­tor sit. 2Est au­tem emp­tio iu­ris gen­tium, et id­eo con­sen­su per­agi­tur et in­ter ab­sen­tes con­tra­hi pot­est et per nun­tium et per lit­te­ras.

1Paul. lib. XXXIII. ad Ed. Der Ursprung des Kaufens und Verkaufens begann mit dem Tausche; vor Alters nämlich gab es noch keine Münze11Non ita erat numus = nullus omnino erat numus, Glück XVI. p. 2. n. 3. Die Glosse ergänzt sicut hodie., und man hatte noch nicht für das Eine den Namen Waare und für das Andere Kaufpreis, sondern ein Jeder vertauschte nach dem Bedürfnisse der Zeiten und Umstände ihm unbrauchbare Dinge gegen brauchbare, da es gemeiniglich der Fall ist, dass dem Einen das mangelt, was der Andere übrig hat. Weil es sich aber nicht immer und nicht leicht traf, dass wenn du hattest, was ich wünschte, auch ich dagegen hatte, was du erhalten wolltest; so wurde ein Stoff ausgewählt, dessen allgemeiner und unwandelbarer Werth den Schwierigkeiten des Tauschhandels durch Gleichheit des ihm durch das öffentliche Ansehen beigelegten Werthes22Quantitas, s. Glück a. a. O. n. 5. abhelfen sollte; und dieser mit einem öffentlichen Gepräge versehene Stoff verschafft uns Gebrauch und Eigenthumsrecht nicht sowohl durch seinen innern Gehalt, als durch seinen öffentlichen Werth, und es heisst fernerhin nicht Beides [was gegen einander gewechselt wird,] Waare, sondern das Eine Kaufpreis. 1Ob heutzutage ohne Münze von einem Kaufe die Rede sein könne, darüber ist man nicht einig; wie wenn ich eine Toga hingebe, um dafür eine Tunica zu erhalten. Sabinus und Cassius sind der Meinung, es sei solches ein Kauf und Verkauf33S. Anmerk. 1. zu Buch 19. A. d. R.; Nerva und Proculus aber, es sei ein Tausch, kein Kauf. Sabinus führt den Homer an, welcher erzählt44Ilias VII. Buch, V. 472—476. nach Voss., wie sich das Heer der Griechen am Erz, Eisen und Sclaven Wein kaufte, in jenen Versen: Dort nun kauften des Weins die hauptumlockten Achaier; Andere brachten Erz, und andere blinkendes Eisen, Andere dann Stierhäut’, und andere lebende Rinder, Andre Gefang’ne der Schlacht… Aber diese Verse scheinen auf einen Tauschhandel hinzudeuten, nicht auf einen Kauf, sowie jene55Ilias VI. Buch, V. 234. 235.: Doch den Glaukos erregte Zeus, dass er ohne Besinnung Gegen den Held Diomedes die Rüstungen… Wechselte… Mit mehr Grund könnte für diese Meinung angeführt werden, was derselbe Dichter an einer andern Stelle sagt66Odyssee I. Buch, V. 430.: … gekauft hatte mit seinem Vermögen. Aber der Wahrheit angemessener ist die Meinung des Nerva und Proculus; denn sowie das Verkaufen vom Kaufen, und der Käufer vom Verkäufer, so ist auch die Waare vom Kaufpreise verschieden, während sich bei dem Tauschhandel nicht unterscheiden lässt, welcher der Käufer und welcher der Verkäufer sei. 2Der Kauf ist Völkerrechtens, und deshalb kommt er durch gegenseitige Einwilligung zu Stande, und kann selbst zwischen Abwesenden contrahirt werden, sowohl mittelst eines Boten, als durch Briefe.

2Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad Sa­binum. In­ter pa­trem et fi­lium con­tra­hi emp­tio non pot­est, sed de re­bus cas­tren­si­bus pot­est. 1Si­ne pre­tio nul­la ven­di­tio est: non au­tem pre­tii nu­me­ra­tio, sed con­ven­tio per­fi­cit si­ne scrip­tis ha­bi­tam emp­tio­nem.

2Ulp. lib. I. ad Sabin. Zwischen Vater und [Haus-]Sohn kann kein Kauf geschlossen werden, ausser über solche Sachen, die zum Beutegut [des Letzteren] gehören. 1Ohne Kaufpreis findet kein Verkauf Statt; nicht aber die Zahlung des Kaufpreises, sondern [schon] die Uebereinkunft bringt den Kauf, wenn derselbe ohne Verfassung eines schriftlichen Aufsatzes abgeschlossen ist, zur Vollendung.

3Idem li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Si res ita dis­trac­ta sit, ut si dis­pli­cuis­set in­emp­ta es­set, con­stat non es­se sub con­di­cio­ne dis­trac­tam, sed resol­vi emp­tio­nem sub con­di­cio­ne.

3Idem lib. XXVIII. ad Sabin. Wenn eine Sache unter der Bedingung veräussert worden ist, dass dieselbe im Falle der Reue als nicht gekauft gelten solle, so ist zweifelsohne nicht der Abschluss, sondern die Wiederauflösung des Kaufs von einer Bedingung abhängig gemacht.

4Pom­po­nius li­bro no­no ad Sa­binum. Et li­be­ri ho­mi­nis et lo­ci sa­cri et re­li­gio­si, qui ha­be­ri non pot­est, emp­tio in­tel­le­gi­tur, si ab igno­ran­te emi­tur,

4Pompon. lib. IX. ad Sabin. Auch der Kauf eines freien Menschen, eines den Göttern geweihten und eines zum Begräbniss bestimmten Platzes, den man nicht besitzen kann, wird als solcher betrachtet, wenn jene von einem dessen Unkundigen gekauft werden,

5Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. quia dif­fi­ci­le di­nos­ci pot­est li­ber ho­mo a ser­vo.

5Paul. lib. V. ad Sabin. weil ein freier Mensch von einem Sclaven nicht zu unterscheiden ist.

6Pom­po­nius li­bro no­no ad Sa­binum. Sed Cel­sus fi­lius ait ho­mi­nem li­be­rum scien­tem te eme­re non pos­se nec cu­ius­cum­que rei si scias alie­na­tio­nem es­se: ut sa­cra et re­li­gio­sa lo­ca aut quo­rum com­mer­cium non sit, ut pu­bli­ca, quae non in pe­cu­nia po­pu­li, sed in pu­bli­co usu ha­bea­tur, ut est cam­pus Mar­tius. 1Si fun­dus an­nua bi­ma tri­ma die ea le­ge venis­set, ut, si in diem sta­tu­tum pe­cu­nia so­lu­ta non es­set, fun­dus in­emp­tus fo­ret et ut, si in­ter­im emp­tor fun­dum co­lue­rit fruc­tus­que ex eo per­ce­pe­rit, in­emp­to eo fac­to re­sti­tue­ren­tur et ut, quan­ti mi­no­ris post­ea alii venis­set, ut id emp­tor ven­di­to­ri prae­sta­ret: ad diem pe­cu­nia non so­lu­ta pla­cet ven­di­to­ri ex ven­di­to eo no­mi­ne ac­tio­nem es­se. nec con­tur­ba­ri de­be­mus, quod in­emp­to fun­do fac­to di­ca­tur ac­tio­nem ex ven­di­to fu­tu­ram es­se: in emp­tis enim et ven­di­tis po­tius id quod ac­tum, quam id quod dic­tum sit se­quen­dum est, et cum le­ge id dic­tum sit, ap­pa­ret hoc dum­ta­xat ac­tum es­se, ne ven­di­tor emp­to­ri pe­cu­nia ad diem non so­lu­ta ob­li­ga­tus es­set, non ut om­nis ob­li­ga­tio emp­ti et ven­di­ti utri­que sol­ve­re­tur. 2Con­di­cio, quae in­itio con­trac­tus dic­ta est, post­ea alia pac­tio­ne im­mu­ta­ri pot­est, sic­uti et­iam ab­iri a to­ta emp­tio­ne pot­est, si non­dum im­ple­ta sunt, quae utrim­que prae­sta­ri de­bue­runt.

6Pompon. lib. IX. ad Sabin. Aber Celsus der Sohn sagt, man könne keinen freien Menschen wissentlich kaufen, noch finde der Verkauf irgend einer Sache, wenn man [deren Unveräusserlichkeit]77Dieser Zusatz ist nach der richtigen Erklärung erforderlich, Glück a. a. O. p. 50. n. 53. kenne, Statt, wie den Göttern geweihte und zum Begräbniss bestimmte, oder solche Plätze, welche sich ausser dem Verkehr befinden, wie öffentliche, welche nicht zu dem Gemeindevermögen gehören, sondern zur allgemeinen Benutzung bestimmt sind, z. B. das Marsfeld. 1Wenn ein Landgut auf einjährige, zweijährige oder dreijährige Frist unter der Bedingung verkauft worden ist, dass, wenn der Kaufpreis bis zur bestimmten Zeit nicht gezahlt worden, das Landgut als nicht gekauft gelten sollte; dass ferner, falls unterdessen der Käufer das Landgut bebaut und die Früchte davon gewonnen hätte, solche nach Aufhebung des Kaufes zurückerstattet werden und der Käufer dem Verkäufer den später erzielten Mindererlös durch Verkauf an einen Andern vergüten solle; so kann der Verkäufer, wenn bis zum bestimmten Tage die Kaufsumme nicht berichtigt worden ist, deshalb die Klage aus dem Verkauf anstellen. Auch dürfen wir daran keinen Anstoss nehmen, dass, ungeachtet der Kauf des Landgutes als nicht geschehen betrachtet wird, die Klage aus dem Verkauf Statt finden solle; denn beim Kauf und Verkauf muss man mehr die Absicht, als die Worte [der Betheiligten] beachten, und wenn jene Verabredung getroffen worden ist, so liegt es am Tage, dass die Absicht der Parteien lediglich dahin ging, dass, falls der Kaufpreis bis zur bestimmten Zeit nicht gezahlt worden, der Verkäufer dem Käufer nicht verpflichtet, keineswegs aber, dass beide Theile von der aus dem Kaufe und Verkaufe entspringenden Verbindlichkeit frei sein sollten. 2Eine Bedingung, welche beim Abschlusse des Contracts festgesetzt worden, kann später durch einen andern Vertrag abgeändert werden; sowie man auch vom ganzen Kaufe abstehen kann, wenn die beiderseitigen Leistungen noch nicht erfüllt sind88Zum richtigen Verständniss muss man hier gegenseitige Einwilligung der Wiederaufhebung des Contracts hinzudenken, s. l. 3. de nesc. vend..

7Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Haec ven­di­tio ser­vi ‘si ra­tio­nes do­mi­ni com­pu­tas­set ar­bi­trio’ con­di­cio­na­lis est: con­di­cio­na­les au­tem ven­di­tio­nes tunc per­fi­ciun­tur, cum im­ple­ta fue­rit con­di­cio. sed utrum haec est ven­di­tio­nis con­di­cio, si ip­se do­mi­nus pu­tas­set suo ar­bi­trio, an ve­ro si ar­bi­trio vi­ri bo­ni? nam si ar­bi­trium do­mi­ni ac­ci­pia­mus, ven­di­tio nul­la est, quem­ad­mo­dum si quis ita ven­di­de­rit, si vo­lue­rit, vel sti­pu­lan­ti sic spon­deat ‘si vo­lue­ro, de­cem da­bo’: ne­que enim de­bet in ar­bi­trium rei con­fer­ri, an sit ob­stric­tus. pla­cuit ita­que ve­te­ri­bus ma­gis in vi­ri bo­ni ar­bi­trium id col­la­tum vi­de­ri quam in do­mi­ni. si igi­tur ra­tio­nes po­tuit ac­ci­pe­re nec ac­ce­pit, vel ac­ce­pit, fin­git au­tem se non ac­ce­pis­se, im­ple­ta con­di­cio emp­tio­nis est et ex emp­to ven­di­tor con­ve­ni­ri pot­est. 1Hu­ius­mo­di emp­tio ‘quan­ti tu eum emis­ti’, ‘quan­tum pre­tii in ar­ca ha­beo’, va­let: nec enim in­cer­tum est pre­tium tam evi­den­ti ven­di­tio­ne: ma­gis enim igno­ra­tur, quan­ti emp­tus sit, quam in rei ve­ri­ta­te in­cer­tum est. 2Si quis ita eme­rit: ‘est mi­hi fun­dus emp­tus cen­tum et quan­to plu­ris eum ven­di­de­ro’, va­let ven­di­tio et sta­tim im­ple­tur: ha­bet enim cer­tum pre­tium cen­tum, au­ge­bi­tur au­tem pre­tium, si plu­ris emp­tor fun­dum ven­di­de­rit.

7Ad Dig. 18,1,7ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 109, S. 427, 429: Ergänzung unbestimmt gelassener Vereinbarungen. Arbitrium boni viri.Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. Ad Dig. 18,1,7 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 93, Noten 4, 6.Der Verkauf eines Sclaven in der Art, wenn derselbe nach Ermessen seinem Herrn Rechnung abgelegt habe, ist ein bedingter; der bedingte Verkauf aber wird alsdann vollendet, wenn die Bedingung erfüllt worden ist. Ist aber diese Verkaufsbedingung auch dann vorhanden, wenn der Herr sein eigenes Ermessen gemeint hat, oder blos wenn dasjenige eines rechtlichen Mannes? Wenn wir das Ermessen des Herrn selbst annehmen, so ist der Verkauf nichtig, gleichwie wenn Jemand in der Art verkauft hätte, wenn er selbst wolle; oder einem Stipulirenden ein solches Versprechen macht, wenn ich will, gebe ich dir zehn[tausend Sestertien]99Zahlen ohne Beisatz sind stets als soviel tausend Sestertien zu verstehen. Avenan. Int. Jur. I. 24.; denn es darf nie dem Ermessen des Verpflichteten überlassen werden, ob er verbindlich sei. Daher haben die Alten dafür erachtet, es erscheine solches mehr dem Ermessen eines rechtlichen Mannes, als dem des Herrn anheimgestellt. Wenn derselbe daher die Rechnung abgelegt erhalten konnte, solche jedoch sich nicht ablegen liess, oder abgelegt erhielt und das Gegentheil vorgibt: so ist die Kaufsbedingung erfüllt, und der Verkäufer kann aus dem Kauf belangt werden. 1Ein Kauf der Art: so theuer du ihn gekauft hast, so viel Geld ich in der Kiste habe, ist gültig; denn der Preis ist nicht unbestimmt bei einem so klaren Verkaufe; die Contrahenten nämlich kennen vielmehr blos den Betrag des Kaufschillings nicht, ohne dass solcher jedoch in der That unbestimmt wäre. 2Wenn Jemand auf folgende Weise gekauft hat: das Landgut soll um hundert[tausend Sestertien] und um wieviel höher ich dasselbe wieder verkaufen werde, gekauft sein, so ist der Verkauf gültig und gelangt sogleich zur Vollendung; denn der Preis ist bestimmt auf hundert[tausend], erhöht sich aber, wenn der Käufer das Landgut theurer verkaufen wird.

8Pom­po­nius li­bro no­no ad Sa­binum. Nec emp­tio nec ven­di­tio si­ne re quae ven­eat pot­est in­tel­le­gi. et ta­men fruc­tus et par­tus fu­tu­ri rec­te emen­tur, ut, cum edi­tus es­set par­tus, iam tunc, cum con­trac­tum es­set neg­otium, ven­di­tio fac­ta in­tel­le­ga­tur: sed si id ege­rit ven­di­tor, ne nas­ca­tur aut fiant, ex emp­to agi pos­se. 1Ali­quan­do ta­men et si­ne re ven­di­tio in­tel­le­gi­tur, vel­uti cum qua­si alea emi­tur. quod fit, cum cap­tum pis­cium vel avium vel mis­si­lium emi­tur: emp­tio enim con­tra­hi­tur et­iam si ni­hil in­ci­de­rit, quia spei emp­tio est: et quod mis­si­lium no­mi­ne eo ca­su cap­tum est si evic­tum fue­rit, nul­la eo no­mi­ne ex emp­to ob­li­ga­tio con­tra­hi­tur, quia id ac­tum in­tel­le­gi­tur.

8Pompon. lib. IX. ad Sabin. Ad Dig. 18,1,8 pr.BOHGE, Bd. 1 (1871), S. 141: Verhaftung des Verkäufers aus einer emtio rei speratae.Weder Kauf noch Verkauf lässt sich ohne eine Sache, welche verkauft werden soll, annehmen, doch können künftige Nutzungen und Junge gültig verkauft werden, so dass, sobald das Junge geworfen worden, der Verkauf als schon damals vollzogen betrachtet wird, wo das Geschäft contrahirt ward. Hat aber der Verkäufer die Geburt oder das Wachsthum verhindert, so kann er deshalb aus dem Kaufe belangt werden. 1Bisweilen wird jedoch auch ohne eine Sache ein Verkauf angenommen, wie wenn Einer gleichsam das Glück kauft; dies ist der Fall, wenn ein Fisch- oder Vogelfang, oder was man von ausgeworfenen Münzen erhaschen werde, gekauft wird; denn der Kauf bleibt gültig, wenn auch nichts gefangen [oder erhascht] wird, weil es ein Hoffnungskauf ist, und wenn die in jenem Falle erhaschten Münzen entwährt werden, so entspringt hieraus [für den Verkäufer] keine Verbindlichkeit aus dem Kauf, indem solches als in der Absicht der Parteien liegend betrachtet wird.

9Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. In ven­di­tio­ni­bus et emp­tio­ni­bus con­sen­sum de­be­re in­ter­ce­de­re pa­lam est: ce­te­rum si­ve in ip­sa emp­tio­ne dis­sen­tient si­ve in pre­tio si­ve in quo alio, emp­tio im­per­fec­ta est. si igi­tur ego me fun­dum eme­re pu­ta­rem Cor­ne­lia­num, tu mi­hi te ven­de­re Sem­pro­nia­num pu­tas­ti, quia in cor­po­re dis­sen­si­mus, emp­tio nul­la est. idem est, si ego me Sti­chum, tu Pam­phi­lum ab­sen­tem ven­de­re pu­tas­ti: nam cum in cor­po­re dis­sen­tia­tur, ap­pa­ret nul­lam es­se emp­tio­nem. 1Pla­ne si in no­mi­ne dis­sen­tia­mus, ve­rum de cor­po­re con­stet, nul­la du­bi­ta­tio est, quin va­leat emp­tio et ven­di­tio: ni­hil enim fa­cit er­ror no­mi­nis, cum de cor­po­re con­stat. 2In­de quae­ri­tur, si in ip­so cor­po­re non er­ra­tur, sed in sub­stan­tia er­ror sit, ut pu­ta si ace­tum pro vi­no ven­eat, aes pro au­ro vel plum­bum pro ar­gen­to vel quid aliud ar­gen­to si­mi­le, an emp­tio et ven­di­tio sit. Mar­cel­lus scribsit li­bro sex­to di­ges­to­rum emp­tio­nem es­se et ven­di­tio­nem, quia in cor­pus con­sen­sum est, et­si in ma­te­ria sit er­ra­tum. ego in vi­no qui­dem con­sen­tio, quia ea­dem pro­pe οὐσία est, si mo­do vi­num acuit: ce­te­rum si vi­num non acuit, sed ab in­itio ace­tum fuit, ut em­bam­ma, aliud pro alio venis­se vi­de­tur. in ce­te­ris au­tem nul­lam es­se ven­di­tio­nem pu­to, quo­tiens in ma­te­ria er­ra­tur.

9Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. Beim Kaufe und Verkaufe muss bekanntlich Uebereinstimmung herrschen, man mag also über den Kauf selbst, oder über den Preis, oder über irgend einen andern Punkt uneinig sein, so ist der Kauf nicht vollendet. Wenn ich demnach das Cornelianische Gut zu kaufen vermeinte, du aber das Sempronianische mir zu verkaufen gedachtest, so ist der Kauf nichtig, weil wir über den Gegenstand selbst uneinig gewesen sind. Derselbe Fall ist es, wenn ich den Stichus zu kaufen, du aber den abwesenden Pamphilus zu verkaufen im Sinne hattest; denn da wir über den Gegenstand uneins sind, so ist es klar, dass der Kauf nichtig sei. 1Wenn wir hinsichtlich des Namens nicht übereinstimmen, aber über den Gegenstand einig sind, so unterliegt es keinem Zweifel, dass der Kauf gültig sei; denn der Irrthum hinsichtlich des Namens ist von keinem Belang, wenn man in dem Gegenstand einig ist. 2Nun ist die Frage, ob, wenn man in dem Gegenstande einig ist, aber in der Substanz ein Irrthum obwaltet, z. B. wenn man Essig für Wein, Erz für Gold, Blei, oder etwas Anderes dem Silber Aehnliches, für Silber verkauft, der Kauf gültig sei? Marcellus schreibt im sechsten Buche der Digesten, der Kauf sei gültig, weil man in dem Gegenstand einig gewesen ist, obgleich man sich über den Stoff geirrt habe. Ich bin zwar hinsichtlich des Weines völlig derselben Meinung, weil es fast dieselbe οὐσία (d. i. dieselbe Substanz) ist, sobald der Wein blos sauer geworden ist; wenn aber der Wein nicht sauer geworden, sondern es vom Anfange an Essig war, wie gemachter Essig1010Embamma, Essig zu Speisen bereitet, s. Glück XVI. p. 150. n. 96., so wird etwas Anderes wie das Gemeinte als verkauft angesehen; in den übrigen Fällen aber halte ich dafür, dass der Verkauf nichtig sei, so oft ein Irrthum über den Stoff obwaltet;

10Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. Ali­ter at­que si au­rum qui­dem fue­rit, de­te­rius au­tem quam emp­tor ex­is­ti­ma­ret: tunc enim emp­tio va­let.

10Ad Dig. 18,1,10ROHGE, Bd. 22 (1878), Nr. 90, S. 392: Error in substantia, in qualitate, in bonitate.Paul. lib. V. ad Sabin. anders ist es, wenn es zwar Gold war, jedoch schlechteres, als der Käufer glaubte, denn alsdann ist der Kauf gültig.

11Ul­pia­nus li­bro vi­ce­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Alio­quin quid di­ce­mus, si cae­cus emp­tor fuit vel si in ma­te­ria er­ra­tur vel in mi­nus perito dis­cer­nen­da­rum ma­te­ria­rum? in cor­pus eos con­sen­sis­se di­ce­mus? et quem­ad­mo­dum con­sen­sit, qui non vi­dit? 1Quod si ego me vir­gi­nem eme­re pu­ta­rem, cum es­set iam mu­lier, emp­tio va­le­bit: in se­xu enim non est er­ra­tum. ce­te­rum si ego mu­lie­rem ven­de­rem, tu pue­rum eme­re ex­is­ti­mas­ti, quia in se­xu er­ror est, nul­la emp­tio, nul­la ven­di­tio est.

11Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. Denn wofür sollen wir uns sonst aussprechen, wenn der Käufer blind war, oder hinsichtlich des Stoffes ein Irrthum obwaltet, oder in Ansehung eines Individuums, das der Unterscheidung der Stoffe nicht hinlänglich kundig ist? Sollen wir annehmen, dass im Betreff des Gegenstandes Uebereinstimmung geherrscht habe? Wie kann solche bei demjenigen vorhanden sein, der nicht gesehen hat? 1Wenn ich eine Jungfrau zu kaufen glaubte, und dieselbe bereits Frau ist, so wird der Kauf gültig sein; denn es waltete in dem Geschlecht kein Irrthum ob. Wenn ich übrigens ein Weib verkaufte, du aber einen Sclavenknaben zu kaufen glaubtest, so ist Kauf und Verkauf nichtig, weil in dem Geschlechte ein Irrthum obwaltet.

12Pom­po­nius li­bro tri­ge­si­mo pri­mo ad Quin­tum Mu­cium. In hu­ius­mo­di au­tem quaes­tio­ni­bus per­so­nae emen­tium et ven­den­tium spec­ta­ri de­bent, non eo­rum, qui­bus ad­quiri­tur ex eo con­trac­tu ac­tio: nam si ser­vus meus vel fi­lius qui in mea po­tes­ta­te est me prae­sen­te suo no­mi­ne emat, non est quae­ren­dum, quid ego ex­is­ti­mem, sed quid il­le qui con­tra­hit.

12Pompon. lib. XXXI. ad Sabin. In dergleichen Fällen muss man aber auf die Person des Käufers und Verkäufers Rücksicht nehmen, nicht auf jene, für welche aus dem Vertrage ein Klagrecht erworben wird; denn wenn mein Sclav oder Sohn, der unter meiner Gewalt steht, in meiner Anwesenheit im eigenen Namen etwas kauft, so kommt es nicht auf meine, sondern auf die Meinung des Contrahirenden an.

13Idem li­bro no­no ad Sa­binum. Sed si ser­vo meo vel ei cui man­da­ve­ro ven­das sciens fu­gi­ti­vum il­lo igno­ran­te, me scien­te, non te­ne­ri te ex emp­to ve­rum est.

13Idem lib. IX. ad Sabin. Aber wenn du meinem Sclaven, oder demjenigen, welchem ich dazu Auftrag ertheilt habe, wissentlich einen entlaufenen Sclaven verkaufst, ohne dass Erstere davon Kunde haben, wohl aber ich solches weiss, so bleibt es richtig, dass du nicht aus dem Kaufe belangt werden kannst.

14Ul­pia­nus li­bro vi­ce­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Quid ta­men di­ce­mus, si in ma­te­ria et qua­li­ta­te am­bo er­ra­rent? ut pu­ta si et ego me ven­de­re au­rum pu­ta­rem et tu eme­re, cum aes es­set? ut pu­ta co­he­redes vi­rio­lam, quae au­rea di­ce­ba­tur, pre­tio ex­qui­si­to uni he­redi ven­di­dis­sent ea­que in­ven­ta es­set mag­na ex par­te ae­nea? ven­di­tio­nem es­se con­stat id­eo, quia au­ri ali­quid ha­buit. nam si in­au­ra­tum ali­quid sit, li­cet ego au­reum pu­tem, va­let ven­di­tio: si au­tem aes pro au­ro ven­eat, non va­let.

14Ad Dig. 18,1,14ROHGE, Bd. 22 (1878), Nr. 90, S. 392: Error in substantia, in qualitate, in bonitate.Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. Wofür sollen wir uns jedoch entscheiden, wenn sich beide Theile im Stoffe und der Beschaffenheit geirrt haben; z. B. wenn ich Gold zu verkaufen glaubte, und du Gold zu kaufen wähntest, während es Erz war? Z. B. es haben Miterben eine Armspange, die man für golden hielt, um einen ansehnlichen Preis einem Erben verkauft, und es hat sich ergeben, dass dieselbe grossentheils aus Erz sei? Dass der Verkauf gültig sei, unterliegt deshalb keinem Zweifel, weil solche etwas Gold enthielt; denn wenn eine Sache mit Gold vermischt1111Diese Bedeutung hat hier inauratum, s. Avenan. Int. Jur. I. 19, 7. ist, so ist, obgleich ich dieselbe für golden hielt, der Verkauf gültig; wenn aber Erz für Gold verkauft wird, ist der Verkauf ungültig.

15Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. Et si con­sen­sum fue­rit in cor­pus, id ta­men in re­rum na­tu­ra an­te ven­di­tio­nem es­se de­sie­rit, nul­la emp­tio est. 1Igno­ran­tia emp­to­ri prod­est, quae non in su­pi­num ho­mi­nem ca­dit. 2Si rem meam mi­hi igno­ran­ti ven­di­de­ris et ius­su meo alii tra­di­de­ris, non pu­tat Pom­po­nius do­mi­nium meum trans­ire, quon­iam non hoc mi­hi pro­pos­i­tum fuit, sed qua­si tuum do­mi­nium ad eum trans­ire: et id­eo et­iam si do­na­tu­rus mi­hi rem meam ius­su meo alii tra­das, idem di­cen­dum erit.

15Paul. lib. V. ad Sabin. Wenn auch über den Gegenstand selbst Einstimmung herrschte, derselbe jedoch vor dem Verkauf zu Grunde gegangen ist, so ist der Kauf nichtig. 1Ein solches Nichtwissen, welches nicht einen nachlässigen Menschen verräth, kommt dem Käufer zu Gute. 2Ad Dig. 18,1,15,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 72, Note 10.Wenn du eine mir eigenthümliche Sache, ohne dass ich solches wusste, an mich verkauft, und auf mein Geheiss einem Dritten übergeben hast, so geht, nach der Meinung des Pomponius, nicht mein Eigenthumsrecht [auf den Dritten] über, weil dies nicht meine Absicht war, sondern es geht gleichsam dein Eigenthum auf ihn über1212Es geht also in der That auf ihn über, und es soll blos der Gang, den der Uebergang nimmt, angedeutet werden, Glück IV. p. 149. n. 95.; mithin gilt auch, wenn du mir eine mir eigenthümliche Sache schenken willst, und dieselbe auf mein Geheiss einem Andern übergibst, ein Gleiches [aus demselben Grunde].

16Pom­po­nius li­bro no­no ad Sa­binum. Suae rei emp­tio non va­let, si­ve sciens si­ve igno­rans emi: sed si igno­rans emi, quod sol­ve­ro re­pe­te­re pot­ero, quia nul­la ob­li­ga­tio fuit. 1Nec ta­men emp­tio­ni ob­stat, si in ea re usus fruc­tus dum­ta­xat emen­tis sit:

16Pompon. lib. IX. ad Sabin. Der Kauf einer eigenen Sache ist ungültig, man mag sie wissentlich oder unwissentlich gekauft haben; hat man indessen, unwissentlich gekauft, so kann man, was man gezahlt hat, zurückfordern, weil eine Verbindlichkeit dazu nicht vorhanden war. 1Wenn aber der Käufer blos den Niessbrauch an der Sache hat, so steht der Gültigkeit des Kaufs nichts entgegen;

17Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. of­fi­cio ta­men iu­di­cis pre­tium mi­nue­tur.

17Paul. lib. XXXIII. ad Ed. doch wird [alsdann] der Preis vom Richter von Amtswegen vermindert werden.

18Pom­po­nius li­bro no­no ad Sa­binum. Sed si com­mu­nis ea res emp­to­ri cum alio sit, di­ci de­bet scis­so pre­tio pro por­tio­ne pro par­te emp­tio­nem va­le­re, pro par­te non va­le­re. 1Si ser­vus do­mi­ni ius­su in de­mons­tran­dis fi­ni­bus agri ven­di­ti vel er­ro­re vel do­lo plus de­mons­ta­ve­rit, id ta­men de­mons­tra­tum ac­ci­pi opor­tet, quod do­mi­nus sen­se­rit: et idem Al­fe­nus scrip­sit de va­cua pos­ses­sio­ne per ser­vum tra­di­ta.

18Pompon. lib. IX. ad Sabin. Wenn aber jene Sache dem Käufer gemeinschaftlich mit einem Andern zugehört, so muss der Kaufpreis nach dem Antheile getheilt und der Kauf für den einen Theil als gültig, für den andern Theil als ungültig erklärt werden. 1Wenn ein Sclav auf Geheiss seines Herrn, bei Bezeichnung der Grenzen eines verkauften Ackers, entweder aus Irrthum, oder aus Arglist, die Grenze zu weit hinaus angewiesen hat, so ist dennoch diejenige als angewiesen zu betrachten, welche der Herr im Sinne hatte; dasselbe behauptet Alfenus von der durch einen Sclaven geschehenen Uebergabe des Besitzes.

19Idem li­bro tri­gen­si­mo pri­mo ad Quin­tum Mu­cium. Quod ven­di­di non ali­ter fit ac­ci­pien­tis, quam si aut pre­tium no­bis so­lu­tum sit aut sa­tis eo no­mi­ne fac­tum vel et­iam fi­dem ha­bue­ri­mus emp­to­ri si­ne ul­la sa­tis­fac­tio­ne.

19Idem lib. XXXI. ad Quint. Muc. Was man verkauft, wird erst alsdann Eigenthum des Käufers, wenn entweder der Kaufpreis an uns bezahlt, oder Bürgschaft geleistet, oder dem Käufer ohne Bürgschaft Credit gegeben worden ist.

20Idem li­bro no­no ad Sa­binum. Sa­b­inus re­spon­dit, si quam rem no­bis fie­ri ve­li­mus et­iam, vel­uti sta­tuam vel vas ali­quod seu ves­tem, ut ni­hil aliud quam pe­cu­niam da­re­mus, emp­tio­nem vi­de­ri, nec pos­se ul­lam lo­ca­tio­nem es­se, ubi cor­pus ip­sum non de­tur ab eo cui id fie­ret: ali­ter at­que si aream da­rem, ubi in­su­lam ae­di­fi­ca­res, quon­iam tunc a me sub­stan­tia pro­fi­cis­ci­tur.

20Ad Dig. 18,1,20ROHGE, Bd. 23 (1878), Nr. 30, S. 87: Grenze zwischen Kauf- und Werkverdingung. Anfertigung und Ausstellung einer Maschine, Lieferung der Materialien.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 401, Note 13.Idem lib. IX. ad Sabin. Sabinus ertheilte auf Befragen den Bescheid, dass, wenn man eine Sache gemacht haben wolle, z. B. eine Statue, ein Gefäss, oder ein Kleid, ohne etwas Anders, als Geld dafür zu geben, so sei dieses auch als ein Kauf anzusehen; denn es könne keine Verdingung vorhanden sein, wo nicht der Gegenstand selbst von dem dazu gegeben werde, für den etwas davon gemacht werden solle, ein Anderes sei der Fall, wenn ich den Platz hergebe, auf den du ein Haus bauen sollst, weil alsdann die Substanz von mir herkommt.

21Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. La­beo scrip­sit ob­scu­ri­ta­tem pac­ti no­ce­re po­tius de­be­re ven­di­to­ri qui id di­xe­rit quam emp­to­ri, quia po­tuit re in­te­gra aper­tius di­ce­re.

21Paul. lib. V. ad Sabin. Labeo schreibt, die Dunkelheit eines Vertrages müsse eher zum Nachtheile des Verkäufers, der ihn aufgestellt habe, als zu dem des Käufers ausgelegt werden, weil ersterer vor der Abfassung des Vertrags sich deutlicher habe ausdrücken können.

22Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Hanc le­gem ven­di­tio­nis ‘si quid sa­cri vel re­li­gio­si est, eius venit ni­hil’ su­per­va­cuam non es­se, sed ad mo­di­ca lo­ca per­ti­ne­re. ce­te­rum si om­ne re­li­gio­sum vel sa­crum vel pu­bli­cum ven­ie­rit, nul­lam es­se emp­tio­nem,

22Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. Die Verkaufsbedingung: wenn ein Theil des verkauften Platzes den Göttern geweiht, oder zum Begräbniss bestimmt wäre, solle solcher nicht mit verkauft sein, ist nicht überflüssig, sondern von dem Falle zu verstehen, wenn die Plätze nicht übermässig gross sind. Ist aber der ganze verkaufte Platz zum Begräbniss bestimmt, oder den Göttern geweiht, oder ein öffentlicher; so ist der Kauf nichtig;

23Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. (et quod sol­ve­rit eo no­mi­ne, emp­tor con­di­ce­re pot­est)

23Ad Dig. 18,1,23ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 43, S. 150: Verpflichtungen aus dem Verkaufe eines nicht existirenden Kaufobjekts. Eigener Wechsel an eigene Ordre. Einfluß des Irrthums.Paul. lib. V. ad Sabin. und der Käufer kann, was er dafür bezahlt hat, zurückfordern;

24Ul­pia­nus li­bro vi­ce­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. in mo­di­cis au­tem ex emp­to es­se ac­tio­nem, quia non spe­cia­li­ter lo­cus sa­cer vel re­li­gio­sus venit, sed emp­tio­ni ma­io­ris par­tis ac­ces­sit.

24Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. sind jene Plätze nicht übermässig gross, so findet [, wenn obgedachter Vorbehalt nicht geschehen,] die Klage aus dem Kaufe Statt, weil der den Göttern geweihte oder zum Begräbniss bestimmte Platz nicht gesondert verkauft worden ist, sondern in dem Kaufe des grössern Theils mit begriffen war.

25Idem li­bro tri­ge­si­mo quar­to ad Sa­binum. Si ita dis­tra­ha­tur ‘il­la aut il­la res’, utram eli­get ven­di­tor, haec erit emp­ta. 1Qui ven­di­dit ne­ces­se non ha­bet fun­dum emp­to­ris fa­ce­re, ut co­gi­tur qui fun­dum sti­pu­lan­ti spopon­dit.

25Idem lib. XXXIV. ad Sabin. Wenn in der Art verkauft wird: diese oder jene Sache; so gilt diejenige, welche der Käufer wählt, als gekauft. 1Der Verkäufer braucht dem Käufer nicht das Eigenthum des verkauften Landguts zu verschaffen, wie solches derjenige muss, der ein Landgut im Wege der Stipulation versprochen hat.

26Pom­po­nius li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Si sciens emam ab eo cui bo­nis in­ter­dic­tum sit vel cui tem­pus ad de­li­be­ran­dum de he­redi­ta­te ita da­tum sit, ut ei de­mi­nuen­di po­tes­tas non sit, do­mi­nus non ero: dis­si­mi­li­ter at­que si a de­bi­to­re sciens cre­di­to­rem frau­da­ri eme­ro.

26Pompon. lib. XVII. ad Sabin. Wenn ich wissentlich von Jemandem kaufe, dem Gerichts wegen die Verwaltung seines Vermögens untersagt, oder dem eine Bedenkzeit zur Erklärung über den Erbschaftsantritt in der Art verstattet worden ist, dass er dieselbe zu vermindern keine Befugniss haben solle, so werde ich nicht Eigenthümer. Anders verhält es sich, wenn ich von einem Schuldner gekauft habe und es mir nicht unbekannt war, dass hierdurch dessen Gläubiger übervortheilt werde.

27Pau­lus li­bro oc­ta­vo ad Sa­binum. Qui a quo­li­bet rem emit, quam pu­tat ip­sius es­se, bo­na fi­de emit: at qui si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te a pu­pil­lo emit, vel fal­so tu­to­re auc­to­re, quem scit tu­to­rem non es­se, non vi­de­tur bo­na fi­de eme­re, ut et Sa­b­inus scrip­sit.

27Paul. lib. VIII. ad Sabin. Wer von Jemandem eine Sache, die er für dessen Eigenthum hält, kauft, der kauft im guten Glauben. Wer aber von einem Unmündigen, ohne Ermächtigung des Vormunds, oder auf Ermächtigung eines Nichtvormunds, wissentlich dass dieser nicht Vormund sei, kauft, der scheint nicht im guten Glauben zu kaufen, wie auch Sabinus schrieb.

28Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Rem alie­nam dis­tra­he­re quem pos­se nul­la du­bi­ta­tio est: nam emp­tio est et ven­di­tio: sed res emp­to­ri au­fer­ri pot­est.

28Ulp. lib. XLI. ad Sabin. Es ist kein Zweifel, dass man eine fremde Sache veräussern könne; denn es ist Kauf und Verkauf vorhanden; aber die Sache kann dem Käufer entwährt werden,

29Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Quo­tiens ser­vus venit, non cum pe­cu­lio dis­tra­hi­tur: et id­eo si­ve non sit ex­cep­tum, si­ve ex­cep­tum sit, ne cum pe­cu­lio ven­eat, non cum pe­cu­lio dis­trac­tus vi­de­tur. un­de si qua res fue­rit pe­cu­lia­ris a ser­vo sub­rep­ta, con­di­ci pot­est vi­de­li­cet qua­si fur­ti­va: hoc ita, si res ad emp­to­rem per­ve­nit.

29Idem lib. XLIII. ad Sabin. Wenn ein Sclav verkauft wird, so wird er nicht mit seinem Sondergute verkauft; es mag daher ausbedungen sein, oder nicht, dass er nicht mit seinem Sondergute verkauft werde, er gilt nicht als mit seinem Sondergute verkauft. Wenn daher eine zum Sondergute gehörige Sache von dem Sclaven untergeschlagen worden ist, so kann sie, gleichsam als gestohlen, mittelst der Condiction zurückgefordert werden; solches jedoch unter der Vorausetzung, dass die Sache in die Hände des Käufers gelangt ist.

30Idem li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Sed ad ex­hi­ben­dum agi pos­se ni­hi­lo mi­nus et ex ven­di­to pu­to.

30Idem lib. XXXII. ad Ed. Ich aber glaube, dass man ebensowohl die Klage auf Auslieferung, wie die Klage aus dem Verkaufe anstellen könne.

31Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Sed et si quid post­ea ac­ces­sit pe­cu­lio, red­den­dum est ven­di­to­ri, vel­uti par­tus et quod ex ope­ris vi­ca­rii per­cep­tum est.

31Pompon. lib. XXII. ad Sabin. Es muss aber auch ein späterhin sich etwa ergebender Zuwachs des Sonderguts dem Verkäufer zurückgegeben werden, z. B. Kinder [von Sclaven] und was aus den Dienstleistungen eines Untersclaven vereinnahmt worden ist.

32Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo quar­to ad Sa­binum. Qui ta­ber­nas ar­gen­ta­rias vel ce­te­ras quae in so­lo pu­bli­co sunt ven­dit, non so­lum, sed ius ven­dit, cum is­tae ta­ber­nae pu­bli­cae sunt, qua­rum usus ad pri­va­tos per­ti­net.

32Ulp. lib. XLIV. ad Sabin. Wer Wechsler-, oder andere Läden verkauft, die auf öffentlichem Grunde und Boden stehen, verkauft nicht Grund und Boden, sondern die darauf haftende Gerechtigkeit; denn jene Läden sind öffentliches Eigenthum, deren Benutzung blos den Privaten zusteht.

33Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Cum in le­ge ven­di­tio­nis ita sit scrip­tum: ‘flu­mi­na stil­li­ci­dia uti nunc sunt, ut ita sint’, nec ad­di­tur, quae flu­mi­na vel stil­li­ci­dia, pri­mum spec­ta­ri opor­tet, quid ac­ti sit: si non id ap­pa­reat, tunc id ac­ci­pi­tur quod ven­di­to­ri no­cet: amb­igua enim ora­tio est.

33Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn es im Kaufcontract so heisst: Abfluss und Traufe sollen in ihrem dermaligen Zustande verbleiben, und nicht beigesetzt ist, welcher Abfluss oder Traufe, so muss man vorerst darauf sehen, was die Parteien beabsichtigt haben: ist dies nicht zu ermitteln, so wird die dem Verkäufer nachtheiligere Auslegung angenommen; denn der Ausdruck ist zweideutig.

34Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Si in emp­tio­ne fun­di dic­tum sit ac­ce­de­re Sti­chum ser­vum ne­que in­tel­le­ga­tur, quis ex plu­ri­bus ac­ces­se­rit, cum de alio emp­tor, de alio ven­di­tor sen­se­rit, ni­hi­lo mi­nus fun­di ven­di­tio­nem va­le­re con­stat: sed La­beo ait eum Sti­chum de­be­ri quem ven­di­tor in­tel­le­xe­rit. nec re­fert, quan­ti sit ac­ces­sio, si­ve plus in ea sit quam in ip­sa re cui ac­ce­dat an mi­nus: ple­ras­que enim res ali­quan­do prop­ter ac­ces­sio­nes emi­mus, sic­uti cum do­mus prop­ter mar­mo­ra et sta­tuas et ta­bu­las pic­tas ema­tur. 1Om­nium re­rum, quas quis ha­be­re vel pos­si­de­re vel per­se­qui pot­est, ven­di­tio rec­te fit: quas ve­ro na­tu­ra vel gen­tium ius vel mo­res ci­vi­ta­tis com­mer­cio ex­ue­runt, ea­rum nul­la ven­di­tio est. 2Li­be­rum ho­mi­nem scien­tes eme­re non pos­su­mus. sed nec ta­lis emp­tio aut sti­pu­la­tio ad­mit­ten­da est: ‘cum ser­vus erit’, quam­vis di­xe­ri­mus fu­tu­ras res emi pos­se: nec enim fas est eius­mo­di ca­sus ex­spec­ta­re. 3Item si et emp­tor et ven­di­tor scit fur­ti­vum es­se quod venit, a ne­utra par­te ob­li­ga­tio con­tra­hi­tur: si emp­tor so­lus scit, non ob­li­ga­bi­tur ven­di­tor nec ta­men ex ven­di­to quic­quam con­se­qui­tur, ni­si ul­tro quod con­ve­ne­rit prae­stet: quod si ven­di­tor scit, emp­tor igno­ra­vit, utrin­que ob­li­ga­tio con­tra­hi­tur, et ita Pom­po­nius quo­que scri­bit. 4Rei suae emp­tio tunc va­let, cum ab in­itio id aga­tur, ut pos­ses­sio­nem emat, quam for­te ven­di­tor ha­buit, et in iu­di­cio pos­ses­sio­nis po­tior es­set. 5Alia cau­sa est de­gus­tan­di, alia me­tien­di: gus­tus enim ad hoc pro­fi­cit, ut im­pro­ba­re li­ceat, men­su­ra ve­ro non eo pro­fi­cit, ut aut plus aut mi­nus ven­eat, sed ut ap­pa­reat, quan­tum ema­tur. 6Si emp­tio ita fac­ta fue­rit: ‘est mi­hi emp­tus Sti­chus aut Pam­phi­lus’, in po­tes­ta­te est ven­di­to­ris, quem ve­lit da­re, sic­ut in sti­pu­la­tio­ni­bus, sed uno mor­tuo qui su­per­est dan­dus est: et id­eo prio­ris pe­ri­cu­lum ad ven­di­to­rem, pos­te­rio­ris ad emp­to­rem re­spi­cit. sed et si pa­ri­ter de­ces­se­runt, pre­tium de­be­bi­tur: unus enim uti­que pe­ri­cu­lo emp­to­ris vi­xit. idem di­cen­dum est et­iam, si emp­to­ris fuit ar­bi­trium quem vel­let ha­be­re, si mo­do hoc so­lum ar­bi­trio eius com­mis­sum sit, ut quem vo­luis­set emp­tum ha­be­ret, non et il­lud, an emp­tum ha­be­ret. 7Tu­tor rem pu­pil­li eme­re non pot­est: idem­que por­ri­gen­dum est ad si­mi­lia, id est ad cu­ra­to­res pro­cu­ra­to­res et qui neg­otia alie­na ge­runt.

34Paul. lib. XXXIII. ad Ed. Wenn bei dem Kaufe eines Landguts bedungen worden ist, der Sclav Stichus solle dazu gehören, und nicht zu entnehmen ist, welcher von mehreren, [diesen Namen führenden Sclaven] als dazu gehörig, [betrachtet werden solle,] indem Käufer und Verkäufer jeder einen andern im Sinne gehabt, so ist dennoch der Verkauf des Landgutes ohne Zweifel gültig. Aber Labeo behauptet, es müsse derjenige Stichus gegeben werden, welchen der Verkäufer gemeint habe; es macht auch keinen Unterschied, welchen Werth der Zubehör habe, ob er mehr, oder weniger als die Hauptsache werth sei; denn viele Gegenstände kauft man zuweilen wegen ihres Zubehörs, z. B. wenn ein Haus wegen seines Marmors, seiner Statuen und Gemälde, gekauft wird. 1Alle Gegenstände, welche man eigenthümlich haben, oder besitzen, oder klagbar verfolgen kann, können gültig verkauft werden; der Verkauf solcher aber, welche nach dem Natur- oder Völkerrechte, oder den Staatsgesetzen dem Verkehre entzogen sind, ist nichtig. 2Einen freien Menschen kann man wissentlich nicht kaufen; selbst ein Kauf oder eine Stipulation der Art ist unzulässig, wenn er Sclav wird, obgleich wir behauptet haben, dass künftig entstehende Sachen gekauft werden können; denn man darf den Eintritt solcher Fälle nicht erwarten. 3Ebenso entsteht, wenn Käufer und Verkäufer wissen, die verkaufte Sache sei gestohlen, auf keiner Seite eine Verbindlichkeit. Weiss es der Käufer allein, so wird der Verkäufer nicht verpflichtet; doch kann er aus dem Verkaufe keine Forderung ableiten, wenn er nicht selbst dem Uebereinkommen gemäss seine Verbindlichkeit aus freien Stücken erfüllt; wenn es dagegen der Verkäufer weiss, der Käufer aber nicht, so werden beide Theile verpflichtet. Und so schreibt auch Pomponius. 4Der Kauf der eigenen Sache ist in dem Falle gültig, wenn man ursprünglich den Besitz, den zufällig der Verkäufer inne hatte, zu kaufen beabsichtigt, um in einem Rechtsstreite über den Besitz der obsiegende Theil zu sein. 5Das Ausproben und Messen hat verschiedene Zwecke; das Ausproben bewirkt, dass der Käufer zurücktreten darf, das Messen aber bezweckt nicht, dass mehr oder weniger verkauft, sondern kund werden solle, wie viel gekauft werde. 6Wenn der Kauf so lautet: Stichus oder Pamphilus soll von mir gekauft sein; so steht es in der Macht des Verkäufers, welchen er will, abzugeben, wie bei Stipulationen. Ist indessen der eine gestorben, so muss der Ueberlebende abgegeben werden; daher hat die Gefahr des Erstern der Verkäufer, jene des Letztern der Käufer zu tragen; wenn aber auch beide sterben, so muss der Kaufpreis dennoch gezahlt werden, denn einer wenigstens lebte auf Gefahr des Käufers. Dasselbe gilt auch, wenn es dem Ermessen des Käufers überlassen war, welchen er haben wolle, wenn anders nur das seinem Ermessen überlassen blieb, dass derjenige, welchen er gewollt habe, als gekauft gelten sollte; und nicht ob er überhaupt kaufen wolle. 7Der Vormund kann eine Sache seines Mündels nicht kaufen; diess muss auch auf ähnliche Fälle ausgedehnt werden, wie auf Curatoren, Geschäftsbesorger, und alle diejenigen, welche die Geschäfte Anderer führen.

35Gaius li­bro de­ci­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Quod sae­pe ar­rae no­mi­ne pro emp­tio­ne da­tur, non eo per­ti­net, qua­si si­ne ar­ra con­ven­tio ni­hil pro­fi­ciat, sed ut evi­den­tius pro­ba­ri pos­sit con­ve­nis­se de pre­tio. 1Il­lud con­stat im­per­fec­tum es­se neg­otium, cum eme­re vo­len­ti sic ven­di­tor di­cit: ‘quan­ti ve­lis, quan­ti ae­quum pu­ta­ve­ris, quan­ti aes­ti­ma­ve­ris, ha­be­bis emp­tum’. 2Ve­ne­ni ma­li qui­dam pu­tant non con­tra­hi emp­tio­nem, quia nec so­cie­tas aut man­da­tum fla­gi­tio­sae rei ul­las vi­res ha­bet: quae sen­ten­tia pot­est sa­ne ve­ra vi­de­ri de his quae nul­lo mo­do ad­iec­tio­ne al­te­rius ma­te­riae usu no­bis es­se pos­sunt: de his ve­ro quae mix­ta aliis ma­te­riis ad­eo no­cen­di na­tu­ram de­po­nunt, ut ex his an­ti­do­ti et alia quae­dam sal­u­bria me­di­ca­men­ta con­fi­cian­tur, aliud di­ci pot­est. 3Si quis ami­co per­egre eun­ti man­da­ve­rit, ut fu­gi­ti­vum suum quae­rat et si in­ve­ne­rit ven­dat, nec ip­se con­tra se­na­tus con­sul­tum com­mit­tit, quia non ven­di­dit, ne­que ami­cus eius, quia prae­sen­tem ven­dit: emp­tor quo­que, qui prae­sen­tem emit, rec­te neg­otium ge­re­re in­tel­le­gi­tur. 4Si res ven­di­ta per fur­tum per­ie­rit, prius anim­ad­ver­ten­dum erit, quid in­ter eos de cus­to­dia rei con­ve­ne­rat: si ni­hil ap­pa­reat con­ve­nis­se, ta­lis cus­to­dia de­si­de­ran­da est a ven­di­to­re, qua­lem bo­nus pa­ter fa­mi­lias suis re­bus ad­hi­bet: quam si prae­sti­te­rit et ta­men rem per­di­dit, se­cu­rus es­se de­bet, ut ta­men sci­li­cet vin­di­ca­tio­nem rei et con­dic­tio­nem ex­hi­beat emp­to­ri. un­de vi­de­bi­mus in per­so­nam eius, qui alie­nam rem ven­di­de­rit: cum is nul­lam vin­di­ca­tio­nem aut con­dic­tio­nem ha­be­re pos­sit, ob id ip­sum dam­nan­dus est, quia, si suam rem ven­di­dis­set, po­tuis­set eas ac­tio­nes ad emp­to­rem trans­fer­re. 5In his quae pon­de­re nu­me­ro men­su­ra­ve con­stant, vel­uti fru­men­to vi­no oleo ar­gen­to, mo­do ea ser­van­tur quae in ce­te­ris, ut si­mul at­que de pre­tio con­ve­ne­rit, vi­dea­tur per­fec­ta ven­di­tio, mo­do ut, et­iam­si de pre­tio con­ve­ne­rit, non ta­men ali­ter vi­dea­tur per­fec­ta ven­di­tio, quam si ad­men­sa ad­pen­sa ad­nu­me­ra­ta­ve sint. nam si om­ne vi­num vel oleum vel fru­men­tum vel ar­gen­tum quan­tum­cum­que es­set uno pre­tio ven­ie­rit, idem iu­ris est quod in ce­te­ris re­bus. quod si vi­num ita ven­ie­rit, ut in sin­gu­las am­pho­ras, item oleum, ut in sin­gu­los me­tre­tas, item fru­men­tum, ut in sin­gu­los mo­dios, item ar­gen­tum, ut in sin­gu­las li­bras cer­tum pre­tium di­ce­re­tur, quae­ri­tur, quan­do vi­dea­tur emp­tio per­fi­ci. quod si­mi­li­ter sci­li­cet quae­ri­tur et de his quae nu­me­ro con­stant, si pro nu­me­ro cor­po­rum pre­tium fue­rit sta­tu­tum. Sa­b­inus et Cas­sius tunc per­fi­ci emp­tio­nem ex­is­ti­mant, cum ad­nu­me­ra­ta ad­men­sa ad­pen­sa­ve sint, quia ven­di­tio qua­si sub hac con­di­cio­ne vi­de­tur fie­ri, ut in sin­gu­los me­tre­tas aut in sin­gu­los mo­dios quos quas­ve ad­men­sus eris, aut in sin­gu­las li­bras quas ad­pen­de­ris, aut in sin­gu­la cor­po­ra quae ad­nu­me­ra­ve­ris. 6Er­go et si grex ven­ie­rit, si qui­dem uni­ver­sa­li­ter uno pre­tio, per­fec­ta vi­de­tur, post­quam de pre­tio con­ve­ne­rit: si ve­ro in sin­gu­la cor­po­ra cer­to pre­tio, ea­dem erunt, quae pro­xi­me trac­ta­vi­mus. 7Sed et si ex do­lea­rio pars vi­ni ven­ie­rit, vel­uti me­tre­tae cen­tum, ve­ris­si­mum est (quod et con­sta­re vi­de­tur) an­te­quam ad­me­tia­tur, om­ne pe­ri­cu­lum ad ven­di­to­rem per­ti­ne­re: nec in­ter­est, unum pre­tium om­nium cen­tum me­tre­ta­rum in se­mel dic­tum sit an in sin­gu­los eos. 8Si quis in ven­den­do prae­dio con­fi­nem ce­la­ve­rit, quem emp­tor si au­dis­set, emp­tu­rus non es­set, te­ne­ri ven­di­to­rem.

35Gaj. lib. X. ad Ed. prov. Die beim Kaufe häufig vorkommende Daraufgabe erfolgt nicht deshalb, als wäre das Uebereinkommen ohne Daraufgabe ohne Erfolg, sondern zum bessern Beweise, dass man sich über den Kaufpreis vereinigt habe. 1Darüber ist man einig, dass das Geschäft unvollendet sei, wenn der Verkäufer zu demjenigen, welcher zu kaufen beabsichtigt, also spricht: so hoch, als du willst, als du es für billig erachtest, als du es schätzest, sollst du gekauft haben. 2Mehrere sind der Meinung, über Gift könne man keinen Kauf schliessen, weil weder ein Gesellschaftscontract, noch ein Auftrag zum Zwecke eines schändlichen Unternehmens von Kraft sei; diese Meinung kann allerdings hinsichtlich derjenigen Gifte als richtig angesehen werden, welche auf keine Weise durch Beimischung eines andern Stoffes uns nützlich werden können; im Betreff derjenigen aber, welche, vermischt mit andern Stoffen, ihre Schädlichkeit in dem Grade verlieren, dass aus ihnen Gegengifte und andere Heilmittel bereitet werden, kann das Gegentheil behauptet werden. 3Wenn Jemand seinem über Land gehenden Freunde aufgetragen hat, seinen entlaufenen Sclaven aufzusuchen, und im Falle er ihn fände, solchen zu verkaufen, so vergeht er sich weder selbst gegen den Senatsschluss1313Nach der Glosse ist hier ein Senatsschluss zu verstehen, wonach der Kauf und Verkauf entlaufener Sclaven verboten worden ist; der Name desselben fehlt uns. A. d. R., da nicht er ihn verkauft hat, noch sein Freund, indem dieser einen anwesenden Sclaven verkauft; auch der Käufer, der einen anwesenden Sclaven kauft, schliesst ein gültiges Rechtsgeschäft ab. 4Ad Dig. 18,1,35,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 389, Note 8d.Wenn eine verkaufte Sache durch Diebstahl verloren gegangen ist, so muss man vorerst darauf sehen, welche Uebereinkunft hinsichtlich der Verwahrung der Sache zwischen den Contrahenten getroffen worden. Mangelt es an einer solchen Uebereinkunft, so kann eine solche Verwahrung vom Verkäufer gefordert werden, wie sie ein guter Wirth in seinen Angelegenheiten anzuwenden pflegt; wenn er diese geleistet, und dennoch die Sache verloren hat, so ist er sicher gegen jeden Anspruch, doch muss er dem Käufer die Eigenthumsklage, sowie die Condiction [auf Zurückforderung des Entwendeten] abtreten; hieraus ergibt sich auch die Entscheidung im Betreffe dessen, wer eine fremde Sache verkauft hat. Da demselben keine Eigenthumsklage oder Condiction zustehen kann, so muss eben deshalb seine Verurtheilung erfolgen; denn hätte er eine ihm eigenthümliche Sache verkauft, so wäre er im Stande gewesen, jene Klagen auf den Käufer zu übertragen. 5Bei denjenigen Gegenständen, welche gewogen, gezählt oder gemessen werden, z. B. bei dem Getreide, dem Weine, Oel, Silber, wird es bald so gehalten, wie bei den übrigen, dass sobald als man über den Preis übereingekommen, der Verkauf als vollendet betrachtet wird, bald so, dass, wenn man auch über den Preis übereingekommen, doch der Verkauf nicht eher als vollendet betrachtet wird, als bis die Zumessung, Zuwägung, oder Zuzählung erfolgt ist. Denn wenn aller Wein oder alles Oel, oder alles Getreide, oder alles Silber, soviel es nur immer sein möge, um einen Gesammtpreis verkauft wurde, so ist hiebei dasselbe Rechtens, wie bei den übrigen Gegenständen. Wenn man aber Wein, Oel, Getreide und Silber in der Art verkauft, dass der Preis flaschen-, fass-, scheffel- und pfundweise bestimmt wird, so fragt es sich, wenn eher der Kauf als vollendet anzusehen sei? Dieselbe Frage entsteht bei denjenigen Gegenständen, welche gezählt werden, wenn der Preis nach der Anzahl festgesetzt wurde. Sabinus und Cassius glauben, dass dann der Kauf zur Vollendung komme, wenn die Zuzählung, Zumessung oder Zuwägung erfolgt ist, weil der Verkauf gleichsam unter der Bedingung abgeschlossen worden zu sein scheint, dass [der Preis] nach den einzelnen Fässern, oder Scheffeln, die zugemessen, oder den einzelnen Pfunden, die zugewogen, oder den einzelnen Körpern, die zugezählt werden, [bestimmt sein soll]. 6Ad Dig. 18,1,35,6ROHGE, Bd. 5 (1872), S. 406: Beim Kaufe nach Gewicht ist für die Preisbestimmung der Zeitpunkt der Ablieferung entscheidend.Wenn also eine Heerde, verkauft wurde, und solches im Ganzen um einen Gesammtpreis geschehen ist, so wird der Kauf als vollendet betrachtet, sobald man über den Preis übereingekommen ist; wenn aber Stück für Stück um einen bestimmten Preis verkauft wurde, so tritt derselbe Fall ein, welchen wir so eben abgehandelt haben. 7Auch wenn aus einem Keller ein Theil des Weines, wie z. B. hundert Fass, verkauft wird, ist es am richtigsten, und wird wohl auch als geltend angenommen, dass vor dem Zumessen die Gefahr auf dem Verkäufer hafte. Und es ist von keinem Belang, ob für alle hundert Fass ein Gesammtpreis bestimmt, oder der Preis fässerweise festgesetzt wurde. 8Wenn Jemand bei dem Verkaufe eines Grundstücks einen Grenznachbar verheimlicht hat, und der Käufer, wenn er solchen gekannt hätte, dasselbe nicht gekauft haben würde, so bleibt der Verkäufer dafür verantwortlich.

36Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Cum in ven­di­tio­ne quis pre­tium rei po­nit do­na­tio­nis cau­sa non ex­ac­tu­rus, non vi­de­tur ven­de­re.

36Ulp. lib. XLIII. ad Ed. Wenn Jemand bei dem Verkaufe den Kaufpreis festsetzt, aber ihn schenken, und nicht einforderung will, so gilt solches nicht als Verkauf.

37Idem li­bro ter­tio dis­pu­ta­tio­num. Si quis fun­dum iu­re he­redi­ta­rio si­bi de­la­tum ita ven­di­dis­set: ‘erit ti­bi emp­tus tan­ti, quan­ti a tes­ta­to­re emp­tus est’, mox in­ve­nia­tur non emp­tus, sed do­na­tus tes­ta­to­ri, vi­de­tur qua­si si­ne pre­tio fac­ta ven­di­tio, id­eo­que si­mi­lis erit sub con­di­cio­ne fac­tae ven­di­tio­ni, quae nul­la est, si con­di­cio de­fe­ce­rit.

37Idem lib. III. Disp. Wenn Jemand ein von ihm ererbtes Grundstück in der Art verkauft hat, es soll dir so theuer verkauft sein, als solches der Erblasser gekauft, und sich hernach zeigt, dass der Erblasser dasselbe nicht gekauft, sondern geschenkt erhalten habe, so ist der Verkauf ebenso anzusehen, als wenn keine Preisbestimmung geschehen wäre, und es hat mit demselben deshalb gleiche Bewandtniss, wie mit dem unter einer Bedingung abgeschlossenen Verkaufe, welcher nichtig ist, wenn die Bedingung nicht eintritt.

38Idem li­bro sep­ti­mo dis­pu­ta­tio­num. Si quis do­na­tio­nis cau­sa mi­no­ris ven­dat, ven­di­tio va­let: to­tiens enim di­ci­mus in to­tum ven­di­tio­nem non va­le­re, quo­tiens uni­ver­sa ven­di­tio do­na­tio­nis cau­sa fac­ta est: quo­tiens ve­ro vi­lio­re pre­tio res do­na­tio­nis cau­sa dis­tra­hi­tur, du­bium non est ven­di­tio­nem va­le­re. hoc in­ter ce­te­ros: in­ter vi­rum ve­ro et uxo­rem do­na­tio­nis cau­sa ven­di­tio fac­ta pre­tio vi­lio­re nul­lius mo­men­ti est.

38Idem lib. VII. Disp. Wenn Jemand Schenkungshalber um einen geringern Preis verkauft, so ist der Verkauf gültig; denn wir sagen nur dann, der Verkauf sei ganz und gar ungültig, wenn der ganze Verkauf Schenkungs halber geschehen ist; sobald aber die Sache Schenkungs halber um einen niedrigern Preis veräussert wird, ist die Gültigkeit des Verkaufs keinem Zweifel unterworfen. So bei allen übrigen Personen; wenn hingegen zwischen Mann und Frau Schenkungs halber ein Verkauf zu einem niedrigern Preise abgeschlossen wurde, so ist solcher kraftlos.

39Iu­lia­nus li­bro quin­to de­ci­mo di­ges­to­rum. Si de­bi­tor rem pig­ne­ra­tam a cre­di­to­re red­eme­rit, qua­si suae rei emp­tor ac­tio­ne ex ven­di­to non te­ne­tur et om­nia in in­te­gro sunt cre­di­to­ri. 1Ve­ri­si­mi­le est eum, qui fruc­tum oli­vae pen­den­tis ven­di­dis­set et sti­pu­la­tus est de­cem pon­do olei quod na­tum es­set, pre­tium con­sti­tuis­se ex eo quod na­tum es­set us­que ad de­cem pon­do olei: id­cir­co so­lis quin­que col­lec­tis non am­plius emp­tor pe­te­re pot­est quam quin­que pon­do olei, quae col­lec­ta es­sent, a ple­ris­que re­spon­sum est.

39Jul. lib. XV. Dig. Wenn der Schuldner sein Pfand von dem Gläubiger an sich kauft, so kann er, als Käufer seiner eigenen Sache, aus dem Verkaufe nicht belangt werden, und dem Gläubiger verbleiben alle seine Rechte wie früher. 1Es ist wahrscheinlich, dass derjenige, welcher die noch am Baume hängenden Oliven verkauft und dagegen [als Kaufpreis] sich [den Werth von] zehn Pfund des Oels, welches gewonnen werden würde, stipulirt hat, den Kaufpreis so verstanden habe, was bis zu zehn Pfund wirklich gewonnen werden würde; wenn daher [überhaupt] nur fünf Pfund gewonnen worden sind, so kann er vom Käufer nicht mehr verlangen, als [den Werth] von den fünf Pfund Oel, welche wirklich gewonnen1414Die Uebersetzung des obigen schwierigen Paragraphen, die vom Unterzeichneten herrührt, ist dessen Ueberzeugung nach, zufolge der angestellten Vergleichung der Erklärungsversuche von Brencmann (Göttinger C. J. Ausgabe in der Note) Glück (Commentar IV. 198. n. 12.) und der bei diesem angeführten von Westphal und Pothier, die allein zulässige. Brencmann sagt: mihi videtur hic casus subesse: vendidit quis fructum olivae pendentis, pretii loco ex ea sibi stipulatus 10 pondo olei, quod natum esset, cura et sumtibus emtoris sibi praestandum; si plus colligitur quam 10 pondo id omne cedet lucro emtoris, sin minus, quodcunque natum erit, suis impensis praestabit venditori. Allein, will man den Fall stricte so verstehen, so wäre ja eine locatio conductio und keine venditio vorhanden, oder wenigstens ein contractus innominatus, und keinen Falls eine emtio venditio. In Glücks Erklärung ist blos das richtig, dass der Preis von zehn Pfunden Oel gemeint sei. Allein des Käufers Verbindlichkeit ist nicht so zu verstehen, als müsse er jedenfalls, die Ernte möge ausfallen wie sie wolle, den Preis von zehn Pfund Oel erlegen (wozu Glück nur durch die gewöhnliche Lesart emtor petere potest, die den ganzen Sinn der Stelle verrückt, bewogen ward; allein Pothiers Conjectur, ab emtore petere potest, die unser Text mit Brencmann angenommen hat, hat unstreitig sehr viel für sich,) sondern dass er höchstens den von zehnen entrichten soll, wenn er aber weniger gewinnt, natürlich den von diesen allen zu entrichten hat, ohne dann jedoch zu mehr verpflichtet zu sein. A. d. R. worden sind; so wurde von den Meisten begutachtet.

40Pau­lus li­bro quar­to epi­to­ma­rum Al­fe­ni di­ges­to­rum. Qui fun­dum ven­de­bat, in le­ge ita di­xe­rat, ut emp­tor in die­bus tri­gin­ta pro­xi­mis fun­dum me­ti­re­tur et de mo­do re­nun­tia­ret, et si an­te eam diem non re­nun­tias­set, ut ven­di­to­ris fi­des so­lu­ta es­set: emp­tor in­tra diem men­su­rae quo mi­no­rem mo­dum es­se cre­di­dit re­nun­tia­vit et pe­cu­niam pro eo ac­ce­pit: post­ea eum fun­dum ven­di­dit et cum ip­se emp­to­ri suo ad­me­ti­re­tur, mul­to mi­no­rem mo­dum agri quam pu­ta­ve­rat in­ve­nit: quae­re­bat, an id quod mi­nor is es­set con­se­qui a suo ven­di­to­re pos­set. re­spon­dit in­ter­es­se, quem­ad­mo­dum lex di­ce­re­tur: nam si ita dic­tum es­set, ut emp­tor die­bus tri­gin­ta pro­xi­mis fun­dum me­tia­tur et do­mi­no re­nun­tiet, quan­to mo­dus agri mi­nor sit, quo post diem tri­gen­si­mum re­nun­tias­set, ni­hil ei pro­fu­tu­rum: sed si ita pac­tum es­set, ut emp­tor in die­bus pro­xi­mis fun­dum me­tia­tur et de mo­do agri re­nun­tiet, et­si in die­bus tri­gin­ta re­nun­tias­set mi­no­rem mo­dum agri es­se, quam­vis mul­tis post an­nis pos­se eum quo mi­nor is mo­dus agri fuis­set re­pe­te­re. 1In le­ge fun­di aquam ac­ces­su­ram di­xit: quae­re­ba­tur, an et­iam iter aquae ac­ces­sis­set. re­spon­dit si­bi vi­de­ri id ac­tum es­se, et id­eo iter quo­que ven­di­to­rem tra­de­re opor­te­re. 2Qui agrum ven­de­bat, di­xit fun­di iu­ge­ra de­cem et oc­to es­se, et quod eius ad­men­sum erit, ad sin­gu­la iu­ge­ra cer­tum pre­tium sti­pu­la­tus erat: vi­gin­ti in­ven­ta sunt. pro vi­gin­ti de­be­ri pe­cu­niam re­spon­dit. 3Fun­di ven­di­tor fru­men­ta ma­nu sa­ta re­ce­pe­rat: in eo fun­do ex sti­pu­la se­ges erat ena­ta: quae­si­tum est, an pac­to con­ti­ne­re­tur. re­spon­dit ma­xi­me re­fer­re, quid est ac­tum: ce­te­rum se­cun­dum ver­ba non es­se ac­tum, quod ex sti­pu­la nas­ce­re­tur, non ma­gis quam si quid ex sac­co sac­ca­rii ce­ci­dis­set aut ex eo quod avi­bus ex ae­re ce­ci­dis­set na­tum es­set. 4Cum fun­dum quis ven­di­de­rat et om­nem fruc­tum re­ce­pe­rat, et arun­di­nem cae­duam et sil­vam in fruc­tu es­se re­spon­dit. 5Do­lia, quae in fun­do do­mi­ni es­sent, ac­ces­su­ra di­xit: et­iam ea, quae ser­vus qui fun­dum co­lue­rat emis­set pe­cu­lia­ria, emp­to­ri ces­su­ra re­spon­dit. 6Ro­ta quo­que, per quam aqua tra­he­re­tur, ni­hi­lo mi­nus ae­di­fi­cii est quam si­tu­la.

40Paul. lib. IV. Epitom. Alfeni Dig. Jemand, welcher ein Landgut verkaufte, hatte im Contracte bestimmt, der Käufer solle in den nächsten dreissig Tagen das Landgut ausmessen und über den Flächeninhalt desselben Anzeige machen, und [er,] der Verkäufer solle seiner Verpflichtung entbunden sein, wenn ihm vor Ablauf dieser Zeit nicht Anzeige gemacht worden wäre; der Käufer zeigte innerhalb der zur Messung bestimmten Zeit an, um wieviel er den Flächeninhalt geringer glaube, und empfing deshalb eine verhältnissmässige Summe zurück: später verkaufte er dieses Landgut und als er selbst solches seinem Käufer zumass, fand er den Umfang des Grundstücks um vieles geringer, als er geglaubt hatte; nun entstand die Frage, ob er dafür, was dem Grundstücke an Flächeninhalt fehle, von seinem Verkäufer Ersatz nachverlangen könnte? Die Antwort war, es komme darauf an, wie der Contract laute; denn wenn so gesagt sei: der Käufer solle in den nächsten dreissig Tagen das Grundstück ausmessen, und dem [bisherigen] Eigenthümer Anzeige machen, wieviel der Flächeninhalt des Landguts weniger betrage, so werde es ihm, weil er nach Verlauf von dreissig Tagen erst Anzeige gemacht, nichts mehr frommen. War man aber dahin übereingekommen, der Käufer solle in den nächsten Tagen das Landgut ausmessen, und den Flächeninhalt des Ackers anzeigen, so könne er, wenn er innerhalb dreissig Tagen Anzeige gemacht, der Flächeninhalt des Ackers sei geringer, selbst nach vielen Jahren noch Ersatz dafür fordern, um wieviel der Flächeninhalt des Ackers zu klein gewesen ist. 1Im Kauf[contracte] über ein Grundstück wurde bestimmt, es solle auch das Recht, aus einem Quell oder Brunnen Wasser zu schöpfen, dazu gehörig sein; nun entstand die Frage, ob auch ein Fusssteig zum Wasser damit verbunden sei? [Alfenus] hat sich dahin ausgesprochen, ihm scheine solches in der Absicht der Parteien gelegen zu haben, und es müsse daher der Verkäufer auch den Fusssteig dazu übergeben. 2Jemand, welcher ein Grundstück verkaufte, sagte, das Landgut enthalte achtzehn Morgen und stipulirte sich für jeden Morgen, welcher zugemessen werde, einen bestimmten Preis; es ergaben sich zwanzig Morgen; er [, Alfenus,] entschied [auf Befragen, dass für zwanzig der Kaufpreis gezahlt werden müsse. 3Der Verkäufer eines Landgutes hatte sich das ausgesäte Getreide vorbehalten, und es sprosste auf diesem Landgute eine Saat aus den nicht aufgelesenen Aehren auf; es wurde nun angefragt, ob solche in dem Vertrage einbegriffen sei? Die Antwort war, es komme hauptsächlich auf die Absicht der Parteien an; nach den Worten übrigens sei der Aufwuchs aus den nicht aufgelesenen Aehren eben so wenig einbegriffen, als was sich aus den Körnern, die aus dem Sacke eines Sackträgers herausgefallen, oder welche die Vögel aus der Luft hätten fallen lassen, erzeugt habe. 4Als Jemand ein Landgut verkauft und alle Nutzungen sich vorbehalten hatte, wurde begutachtet, das Rohr und schlagbare Holz gehöre zu den Nutzungen. 5In einem Falle war vertragsmässig festgesetzt, dass die Fässer auf dem Landgute, welche dem Eigenthümer gehörten, dazugehören sollten; es wurde begutachtet, dass auch die, welche der Sclav, der das Landgut bewirthschaftete, aus seinem Sondergute gekauft hätte, dem Käufer abgetreten werden müssten. 6Auch das Rad, durch welches das Wasser heraufgezogen wird, gehört ebensogut zu dem Gebäude, als der Wassereimer.

41Iu­lia­nus li­bro ter­tio ad Ur­seium Fe­ro­cem. Cum ab eo, qui fun­dum alii ob­li­ga­tum ha­be­bat, qui­dam sic emp­tum ro­gas­set, ut es­set is si­bi emp­tus, si eum li­be­ras­set, dum­mo­do an­te ka­len­das Iu­lias li­be­ra­ret, quae­si­tum est, an uti­li­ter age­re pos­sit ex emp­to in hoc, ut ven­di­tor eum li­be­ra­ret. re­spon­dit: vi­dea­mus, quid in­ter emen­tem et ven­den­tem ac­tum sit. nam si id ac­tum est, ut om­ni mo­do in­tra ka­len­das Iu­lias ven­di­tor fun­dum li­be­ra­ret, ex emp­to erit ac­tio, ut li­be­ret, nec sub con­di­cio­ne emp­tio fac­ta in­tel­le­ge­tur, vel­uti si hoc mo­do emp­tor in­ter­ro­ga­ve­rit: ‘erit mi­hi fun­dus emp­tus ita, ut eum in­tra ka­len­das Iu­lias li­be­res’, vel ‘ita ut eum in­tra ka­len­das a Ti­tio red­imas’. si ve­ro sub con­di­cio­ne fac­ta emp­tio est, non pot­erit agi, ut con­di­cio im­plea­tur. 1Men­sam ar­gen­to co­oper­tam mi­hi igno­ran­ti pro so­li­da ven­di­dis­ti im­pru­dens: nul­la est emp­tio pe­cu­nia­que eo no­mi­ne da­ta con­di­ce­tur.

41Julian. lib. III. ad Urs. Feroc. Jemand behandelte ein Landgut von dem, der es an einen Andern verpfändet hatte, in der Art, dass es gekauft sein solle, wenn der [Eigenthümer] es pfandfrei gemacht hätte, falls dies nur vor dem ersten Tage des Julius geschehe; es wurde hier die Anfrage gestellt, ob er mit der analogen Klage aus dem Kauf darauf dringen könne, dass der Verkäufer dasselbe pfandfrei mache? Die Antwort war, man müsse darauf sehen, was von dem Käufer und Verkäufer gemeint worden sei; denn wenn beabsichtigt worden ist, dass der Verkäufer auf jeden Fall bis zum ersten Tage des Julius das Landgut auslösen sollte, so kann mit der Klage aus dem Kauf auf die Auslösung geklagt werden; auch kann der Kauf nicht als unter einer Bedingung abgeschlossen angesehen werden, wenn z. B. der Käufer auf diese Weise [das Landgut] behandelt hat: das Landgut soll von mir gekauft sein, so dass du dasselbe bis zum ersten Tage des Julius von [der Pfandverbindlichkeit] befreien musst, oder in der Art: dass du dasselbe bis zum ersten Julius von Titius einlösen sollst. Wenn dagegen der Kauf unter einer Bedingung abgeschlossen ist, so kann man nicht auf Erfüllung der Bedingung klagen. 1Du hast mir einen mit Silber belegten Tisch, ohne dass auch ich solches wusste, aus Unkunde für massiv silbern verkauft; der Kauf ist nichtig, und der desfalls verabfolgte Kaufschilling kann zurückgefordert werden.

42Mar­cia­nus li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Do­mi­ni ne­que per se ne­que per pro­cu­ra­to­res suos pos­sunt sal­tem cri­mi­no­sos ser­vos ven­de­re, ut cum bes­tiis pug­na­rent. et ita di­vi fra­tres re­scrip­se­runt.

42Marcian. lib. I. Instit. Die Herren können ihre Sclaven, selbst wenn sie eines Verbrechens schuldig sind, weder selbst, noch auch durch ihre Geschäftsbesorger, zum Kampfe mit wilden Thieren verkaufen. So haben auch die Kaiserlichen Gebrüder verordnet.

43Flo­ren­ti­nus li­bro oc­ta­vo in­sti­tu­tio­num. Ea quae com­men­dan­di cau­sa in ven­di­tio­ni­bus di­cun­tur, si pa­lam ap­pa­reant, ven­di­to­rem non ob­li­gant, vel­uti si di­cat ser­vum spe­cio­sum, do­mum be­ne ae­di­fi­ca­tam: at si di­xe­rit ho­mi­nem lit­te­ra­tum vel ar­ti­fi­cem, prae­sta­re de­bet: nam hoc ip­so plu­ris ven­dit. 1Quae­dam et­iam pol­li­ci­ta­tio­nes ven­di­to­rem non ob­li­gant, si ita in promp­tu res sit, ut eam emp­tor non igno­ra­ve­rit, vel­uti si quis ho­mi­nem lu­mi­ni­bus ef­fos­sis emat et de sa­ni­ta­te sti­pu­le­tur: nam de ce­te­ra par­te cor­po­ris po­tius sti­pu­la­tus vi­de­tur, quam de eo, in quo se ip­se de­ci­pie­bat. 2Do­lum ma­lum a se ab­es­se prae­sta­re ven­di­tor de­bet, qui non tan­tum in eo est, qui fal­len­di cau­sa ob­scu­re lo­qui­tur, sed et­iam qui in­si­dio­se ob­scu­re dis­si­mu­lat.

43Florent. lib. VIII. Instit. Alles, was zur Empfehlung bei Verkäufen gesagt wird, verpflichtet den Verkäufer nicht, wenn es sinnlich wahrnehmbar ist, z. B. wenn der Verkäufer sagt, der Sclav sei wohlgestaltet, das Haus gut gebaut; hat er aber gesagt, der Sclav sei wissenschaftlich gebildet, oder ein Künstler, so muss er dafür haften; denn eben deswegen verkauft er um einen höhern Preis. 1Ad Dig. 18,1,43,1ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 355: Der Verkäufer ist nicht bloß zur Vertretung der heimlichen, sondern schlechthin aller nicht angezeigten, nicht unerheblichen Mängel verbunden, sofern er nicht beweist, daß der Käufer sie gekannt hat oder kennen mußte.Selbst manche Versprechungen verpflichten den Verkäufer nicht, wenn die Sache so augenscheinlich ist, dass sie dem Käufer nicht unbekannt bleiben konnte, z. B. wenn Jemand einen Sclaven mit ausgestochenen Augen kauft, und dessen Gesundheit sich stipulirt. Denn er scheint mehr in Betreff des übrigen Theils von dessen Körper stipulirt zu haben, als dessen, über welchen er sich selbst täuschte. 2Ad Dig. 18,1,43,2ROHGE, Bd. 4 (1872), S. 319: Civilrechtlicher Dolus verübt durch Verschweigen von Thatsachen.Der Verkäufer muss dafür gutstehen, dass er sich keines Betrugs schuldig gemacht habe; ein solcher ist aber nicht nur von Seiten dessen vorhanden, der, um zu betrügen, sich dunkel ausdrückt, sondern auch dessen, der hinterlistiger Weise etwas verheimlicht.

44Mar­cia­nus li­bro ter­tio re­gu­la­rum. Si duos quis ser­vos eme­rit pa­ri­ter uno pre­tio, quo­rum al­ter an­te ven­di­tio­nem mor­tuus est, ne­que in vi­vo con­stat emp­tio.

44Ad Dig. 18,1,44ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 44, S. 155: Mehrheit von Gegenständen. Mehrheit von Rechtsgeschäften.Marcian. lib. III. Regul. Wenn Einer zwei Sclaven zusammen um einen Gesammtpreis gekauft hat, von denen der eine vor dem Verkaufe gestorben ist, so besteht auch hinsichtlich des am Leben Verbliebenen der Kauf nicht fort.

45Idem li­bro quar­to re­gu­la­rum. La­beo li­bro pos­te­rio­rum scri­bit, si ves­ti­men­ta in­ter­po­la quis pro no­vis eme­rit, Tre­ba­tio pla­ce­re ita emp­to­ri prae­stan­dum quod in­ter­est, si igno­rans in­ter­po­la eme­rit. quam sen­ten­tiam et Pom­po­nius pro­bat, in qua et Iu­lia­nus est, qui ait, si qui­dem igno­ra­bat ven­di­tor, ip­sius rei no­mi­ne te­ne­ri, si scie­bat, et­iam dam­ni quod ex eo con­tin­git: quem­ad­mo­dum si vas au­ri­chal­cum pro au­ro ven­di­dis­set igno­rans, te­ne­tur, ut au­rum quod ven­di­dit prae­stet.

45Ad Dig. 18,1,45ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 355: Der Verkäufer ist nicht bloß zur Vertretung der heimlichen, sondern schlechthin aller nicht angezeigten, nicht unerheblichen Mängel verbunden, sofern er nicht beweist, daß der Käufer sie gekannt hat oder kennen mußte.ROHGE, Bd. 22 (1878), Nr. 44, S. 200: Interesse eines Aktienzeichners, der durch Täuschung des Kommittes zu Einzahlungen veranlaßt worden.Idem lib. IV. Regul. Labeo schreibt im Buche seiner nachgelassenen Schriften, wenn Jemand aufgeputzte Kleidungsstücke für neue gekauft habe, so müsse nach der Meinung des Trebatius dem Käufer in dem Falle das Interesse vergütet werden, wenn er ohne zu wissen, dass sie aufgeputzt seien, gekauft habe; diese Meinung billigt auch Pomponius, und auch Julianus theilt solche, indem er sagt: wenn der Verkäufer es selbst nicht wusste, so hafte er [blos] für die Sache selbst, wusste er es, [so haftet er] auch für den daraus entspringenden Schaden; so wie er, wenn er ein Gefäss von Messing, ohne es zu wissen, für Gold verkauft hat, dafür haftet, dass das Gold, welches er verkauft hat, abgeliefert werde.

46Idem li­bro sin­gu­la­ri de de­la­to­ri­bus. Non li­cet ex of­fi­cio, quod ad­mi­nis­trat quis, eme­re quid vel per se vel per aliam per­so­nam: alio­quin non tan­tum rem amit­tit, sed et in qua­dru­plum con­ve­ni­tur se­cun­dum con­sti­tu­tio­nem Se­ve­ri et An­to­ni­ni: et hoc ad pro­cu­ra­to­rem quo­que Cae­sa­ris per­ti­net. sed hoc ita se ha­bet, ni­si spe­cia­li­ter qui­bus­dam hoc con­ces­sum est.

46Ad Dig. 18,1,46Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 440, Note 7.Idem lib. sing. de Delator. Es ist verboten, von solchen Gegenständen, die man amtlich verwaltet, etwas selbst zu kaufen, oder durch eine andere Person für sich kaufen zu lassen; im Uebertretungsfalle verliert man nicht nur die Sache, sondern kann auch auf den vierfachen Preis derselben, gemäss der Constitution der Kaiser Severus und Antoninus, in Anspruch genommen werden; dies erstreckt sich auch auf den Procurator des Kaisers. Es ist dies jedoch mit Ausnahme des Falles zu verstehen, wenn man besondere Erlaubniss dazu ertheilt erhalten hat.

47Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad Sa­binum. Si aquae duc­tus de­bea­tur prae­dio, et ius aquae trans­it ad emp­to­rem, et­iam­si ni­hil dic­tum sit, sic­ut et ip­sae fis­tu­lae, per quas aqua du­ci­tur,

47Ulp. lib. XXIX. ad Sabin. Wenn eine Wasserleitung zu einem Grundstück gehört, so geht dieses Recht auf den Käufer über, wenn auch deshalb nichts bestimmt wurde, sowie auch die Röhren selbst, durch welche das Wasser geleitet wird,

48Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. li­cet ex­tra ae­des sint:

48Paul. lib. V. ad Sabin. wenn solche auch ausserhalb des Gebäudes sind.

49Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad Sa­binum. et quam­quam ius aquae non se­qua­tur, quod amis­sum est, at­ta­men fis­tu­lae et ca­na­les dum si­bi se­quun­tur, qua­si pars ae­dium ad emp­to­rem per­ve­niunt. et ita Pom­po­nius li­bro de­ci­mo pu­tat.

49Ulp. lib. XXIX. ad Sabin. Und wenn auch das Wasserleitungsrecht nicht übergeht, weil es etwa verloren gegangen, so gehören doch die Röhren und die Canäle, wenn sie anders auf den Käufer übergehen, demselben gleichsam als ein Theil des Gebäudes; diese Meinung hegt auch Pomponius im zehnten Buche.

50Idem li­bro un­de­ci­mo ad edic­tum. La­beo scri­bit, si mi­hi bi­blio­the­cam ita ven­di­de­ris, si de­cu­rio­nes Cam­pa­ni lo­cum mi­hi ven­di­dis­sent, in quo eam po­ne­rem, et per me stet, quo mi­nus id a Cam­pa­nis im­pe­trem, non es­se du­bi­tan­dum, quin prae­scrip­tis ver­bis agi pos­sit. ego et­iam ex ven­di­to agi pos­se pu­to qua­si im­ple­ta con­di­cio­ne, cum per emp­to­rem stet, quo mi­nus im­plea­tur.

50Idem lib. XI. ad Ed. Labeo schreibt: Wenn du mir eine Büchersammlung unter der Bedingung verkauft hast, dass die Campanischen Decurionen mir einen Platz verkaufen würden, wo ich dieselbe aufstellen könnte, und an mir die Schuld der Nichterlangung von den Campanern liegt, so ist es keinem Zweifel unterworfen, dass eine Klage aus bestimmten Worten Statt finde. Meiner Meinung nach kann auch die Klage aus dem Verkauf angestellt werden, als ob nämlich die Bedingung erfüllt sei, weil die Erfüllung derselben in der Macht des Käufers steht.

51Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Li­to­ra, quae fun­do ven­di­to con­iunc­ta sunt, in mo­dum non com­pu­tan­tur, quia nul­lius sunt, sed iu­re gen­tium om­ni­bus va­cant: nec viae pu­bli­cae aut lo­ca re­li­gio­sa vel sa­cra. ita­que ut pro­fi­ciant ven­di­to­ri, ca­ve­ri so­let, ut viae, item li­to­ra et lo­ca pu­bli­ca in mo­dum ce­dant.

51Paul. lib. XXI. ad Ed. Das [Meer- oder Fluss-]Ufer, welches sich bei dem verkauften Landgute befindet, wird in den Flächeninhalt nicht mit eingerechnet, weil solches Niemanden gehört, sondern nach dem Völkerrechte Allen freisteht; ebensowenig öffentliche Wege, oder den Göttern geweihte, oder zum Begräbniss bestimmte Plätze. Daher pflegt zum Vortheil des Verkäufers bedungen zu werden, dass Wege, Ufer und öffentliche Plätze in den Flächeninhalt mit eingerechnet werden sollen.

52Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Se­na­tus cen­suit, ne quis do­mum vil­lam­ve dir­ue­ret, quo plus si­bi ad­quire­re­tur ne­ve quis neg­otian­di cau­sa eo­rum quid eme­ret ven­de­ret­ve: poe­na in eum, qui ad­ver­sus se­na­tus con­sul­tum fe­cis­set, con­sti­tu­ta est, ut du­plum eius quan­ti emis­set in ae­ra­rium in­fer­re co­ge­re­tur, in eum ve­ro, qui ven­di­dis­set, ut ir­ri­ta fie­ret ven­di­tio. pla­ne si mi­hi pre­tium sol­ve­ris, cum tu du­plum ae­ra­rio de­beas, re­pe­tes a me: quod a mea par­te ir­ri­ta fac­ta est ven­di­tio. nec so­lum huic se­na­tus con­sul­to lo­cus erit, si quis suam vil­lam vel do­mum, sed et si alie­nam ven­di­de­rit.

52Idem lib. LII. ad Ed. Der Senat verordnete, Niemand solle ein Haus oder ein Landhaus niederreissen lassen, um mehr daraus zu erlösen; auch solle Niemand Geschäfts halber dergleichen kaufen oder verkaufen. Als Strafe wider den, der sich wider den Senatsschluss vergangen, wurde festgesetzt, dass er das Doppelte des Kaufpreises an die Schatzkammer zu zahlen haben, gegen den Verkäufer aber, dass der Verkauf ungültig sein sollte. Hast du mir den Kaufpreis schon gezahlt, so kannst du solchen ohne Anstand, da du das Doppelte an die Schatzkammer zu entrichten hast, zurückfordern, weil auch auf meiner Seite der Verkauf ungültig gemacht worden ist. Dieser Senatsschluss erleidet nicht blos alsdann Anwendung, wenn Jemand sein eigenes Haus oder sein Landhaus, sondern auch, wenn Jemand das eines Andern verkauft hat.

53Gaius li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Ut res emp­to­ris fiat, ni­hil in­ter­est, utrum so­lu­tum sit pre­tium an eo no­mi­ne fi­de­ius­sor da­tus sit. quod au­tem de fi­de­ius­so­re di­xi­mus, ple­nius ac­cep­tum est, qua­li­bet ra­tio­ne si ven­di­to­ri de pre­tio sa­tis­fac­tum est, vel­uti ex­pro­mis­so­re aut pig­no­re da­to, pro­in­de sit, ac si pre­tium so­lu­tum es­set.

53Gaj. lib. XXVIII. ad Ed. prov. In Betreff des Uebergangs des Eigenthums an der gekauften Sache auf den Käufer ist es einerlei, ob der Kaufpreis gezahlt oder dafür ein Bürge gestellt worden ist. Der Ausdruck Bürge ist aber hier in weiterer Bedeutung zu verstehen; gleichviel auf welche Weise nämlich der Verkäufer wegen des Kaufpreises sichergestellt wird, wie etwa durch einen Stellvertreter in der Verbindlichkeit1515Expromissor. oder Pfandbestellung, es steht dies der Zahlung des Kaufschillings gleich.

54Pau­lus li­bro pri­mo ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Res bo­na fi­de ven­di­ta prop­ter mi­ni­mam cau­sam in­emp­ta fie­ri non de­bet.

54Paul. lib. I. ad Ed. Aedil. curul. Ein im guten Glauben abgeschlossener Verkauf kann nicht wegen einer unerheblichen Ursache für ungültig erklärt werden.

55Idem li­bro se­cun­do ad edic­tum ae­di­lium cu­ru­lium. Nu­da et ima­gi­na­ria ven­di­tio pro non fac­ta est et id­eo nec alie­na­tio eius rei in­tel­le­gi­tur.

55Idem lib. II. ad Ed. Ein blosser Scheinverkauf wird als nicht abgeschlossen betrachtet; daher gilt auch die Sache nicht als veräussert.

56Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo ad edic­tum. Si quis sub hoc pac­to ven­di­de­rit an­cil­lam, ne pro­sti­tua­tur et, si con­tra fac­tum es­set, uti li­ce­ret ei ab­du­ce­re, et­si per plu­res emp­to­res man­ci­pium cu­cur­re­rit, ei qui pri­mo ven­dit ab­du­cen­di po­tes­tas fit.

56Idem lib. L. ad Ed. Wenn Jemand eine Sclavin unter der Verabredung verkauft hat, sie solle nicht öffentlich preisgegeben werden, und im Falle des Zuwiderhandelns ihm gestattet sein, sie wieder zu sich zu nehmen, so ist der erste Verkäufer, wenn die Sclavin auch durch die Hände mehrerer Käufer gegangen ist, befugt, sie wieder zu sich zu nehmen.

57Pau­lus li­bro quin­to ad Plau­tium. Do­mum emi, cum eam et ego et ven­di­tor com­bus­tam igno­ra­re­mus. Ner­va Sa­b­inus Cas­sius ni­hil venis­se, quam­vis area ma­neat, pe­cu­niam­que so­lu­tam con­di­ci pos­se aiunt. sed si pars do­mus ma­ne­ret, Ne­ra­tius ait hac quaes­tio­ne mul­tum in­ter­es­se, quan­ta pars do­mus in­cen­dio con­sump­ta per­ma­neat, ut, si qui­dem am­plior do­mus pars ex­us­ta est, non com­pel­la­tur emp­tor per­fi­ce­re emp­tio­nem, sed et­iam quod for­te so­lu­tum ab eo est re­pe­tet: sin ve­ro vel di­mi­dia pars vel mi­nor quam di­mi­dia ex­us­ta fue­rit, tunc co­ar­tan­dus est emp­tor ven­di­tio­nem ad­im­ple­re aes­ti­ma­tio­ne vi­ri bo­ni ar­bi­tra­tu ha­bi­ta, ut, quod ex pre­tio prop­ter in­cen­dium de­cres­ce­re fue­rit in­ven­tum, ab hu­ius prae­sta­tio­ne li­be­re­tur. 1Sin au­tem ven­di­tor qui­dem scie­bat do­mum es­se ex­us­tam, emp­tor au­tem igno­ra­bat, nul­lam ven­di­tio­nem sta­re, si to­ta do­mus an­te ven­di­tio­nem ex­us­ta sit: si ve­ro quan­ta­cum­que pars ae­di­fi­cii re­ma­neat, et sta­re ven­di­tio­nem et ven­di­to­rem emp­to­ri quod in­ter­est re­sti­tue­re. 2Si­mi­li quo­que mo­do ex di­ver­so trac­ta­ri opor­tet, ubi emp­tor qui­dem scie­bat, ven­di­tor au­tem igno­ra­bat: et hic enim opor­tet et ven­di­to­rem sta­re et om­ne pre­tium ab emp­to­re ven­di­to­ri, si non de­pen­sum est, sol­vi vel si so­lu­tum sit, non re­pe­ti. 3Quod si uter­que scie­bat et emp­tor et ven­di­tor do­mum es­se ex­us­tam to­tam vel ex par­te, ni­hil ac­tum fuis­se do­lo in­ter utram­que par­tem com­pen­san­do et iu­di­cio, quod ex bo­na fi­de de­scen­dit, do­lo ex utra­que par­te ve­nien­te sta­re non con­ce­den­te.

57Paul. lib. V. ad Plaut. Ich habe ein Haus gekauft, ohne dass ich oder der Verkäufer es wussten, dass solches abgebrannt sei. Nerva, Sabinus und Cassius sagen, der Verkauf sei ungültig, obgleich die Brandstätte noch vorhanden sei, und der bezahlte Kaufschilling könne zurückgefordert werden. Wenn aber ein Theil des Hauses stehen geblieben ist, so kommt bei Lösung der Frage, nach der Behauptung des Neratius, viel darauf an, ein wie grosser Theil des abgebrannten Hauses übriggeblieben ist, so dass, wenn der grössere Theil des Hauses abgebrannt ist, der Käufer nicht gezwungen werden kann, den Kauf zu vollziehen; ja er kann sogar, was er etwa schon gezahlt hat, zurückfordern. Ist aber die Hälfte, oder noch weniger als die Hälfte abgebrannt, dann ist der Käufer gehalten, den Kauf in der Art zu erfüllen, dass er, nach vorangegangener Ermittelung der Abschätzung nach dem Ermessen eines redlichen Mannes, um soviel, als der Werth des Hauses durch den Brand verringert, befunden wird, weniger zu entrichten hat. 1Wenn aber zwar der Verkäufer wusste, dass das Haus abgebrannt sei, der Käufer hingegen keine Kunde davon hatte, so besteht der Verkauf nicht zu Recht, wenn das ganze Haus vor dem Verkauf abgebrannt ist; ist aber ein Theil des Gebäudes, von was immer für Umfang, stehen geblieben, so ist der Verkauf gültig, und der Verkäufer muss dem Käufer [blos] das Interesse vergüten. 2Auf gleiche Weise muss im entgegengesetzten Falle verfahren werden, wenn zwar der Käufer davon unterrichtet war, der Verkäufer aber nicht; auch hier nämlich ist nicht nur der Verkauf als gültig zu betrachten, sondern der Käufer muss auch dem Verkäufer den ganzen Kaufpreis, wenn er solchen noch nicht entrichtet hat, bezahlen, oder er kann, wenn die Bezahlung erfolgt ist, denselben nicht zurückfordern. 3Wussten beide, der Käufer und Verkäufer, dass das Haus entweder ganz oder nur zum Theil abgebrannt sei, so ist der Contract ohne Wirkung, weil sich die Arglist gegenseitig aufhebt, und eine aus dem guten Glauben entspringende Klage im Fall einer beiderseitigen Arglist, das Geschäft nicht aufrecht erhalten kann.

58Pa­pi­nia­nus li­bro de­ci­mo quaes­tio­num. Ar­bo­ri­bus quo­que ven­to de­iec­tis vel ab­sump­tis ig­ne dic­tum est emp­tio­nem fun­di non vi­de­ri es­se con­trac­tam, si con­tem­pla­tio­ne il­la­rum ar­bo­rum, vel­uti oli­ve­ti, fun­dus com­pa­ra­ba­tur, si­ve scien­te si­ve igno­ran­te ven­di­to­re: si­ve au­tem emp­tor scie­bat vel igno­ra­bat vel uter­que eo­rum, haec op­ti­nent, quae in su­pe­rio­ri­bus ca­si­bus pro ae­di­bus dic­ta sunt.

58Papinian. lib. X. Quaest. Auch wenn Bäume vom Sturm umgeworfen oder durch Feuer verzehrt worden sind, wird der Kauf des Landgutes als nicht abgeschlossen betrachtet, wenn das Landgut aus Rücksicht auf jene Bäume, z. B. einen Oelgarten, erkauft ward, gleichviel ob es der Verkäufer wusste oder nicht. Ob1616Dieser Zusatz wird für interpolirt erachtet, s. Glück XVI. 39. n. 14. der Käufer es aber gewusst habe oder nicht, oder er so wenig wie der Verkäufer, darüber gilt ganz dasselbe, was in den obigen Fällen hinsichtlich der Häuser gesagt worden ist.

59Cel­sus li­bro oc­ta­vo di­ges­to­rum. Cum ven­de­res fun­dum, non di­xis­ti ‘ita ut op­ti­mus ma­xi­mus­que’: ve­rum est, quod Quin­to Mu­cio pla­ce­bat, non li­be­rum, sed qua­lis es­set, fun­dum prae­sta­ri opor­te­re. idem et in ur­ba­nis prae­diis di­cen­dum est.

59Celsus. lib. VIII. Digest. Beim Verkauf eines Landgutes hast du nicht versichert, dass solches ganz frei von Dienstbarkeiten aller Art1717Optimus maximus, s. Brisson. h. v. sei; richtig sagt von diesem Falle Quintus Mucius, dass das Landgut nicht frei von jeder Dienstbarkeit, sondern lediglich in dem Zustande, worin es sich befindet, übergeben zu werden brauche. Gleiches gilt von städtischen Grundstücken.

60Mar­cel­lus li­bro sex­to di­ges­to­rum. Com­pre­hen­sum erat le­ge ven­di­tio­nis do­lia se­xa­gin­ta emp­to­ri ac­ces­su­ra: cum es­sent cen­tum, in ven­di­to­ris fo­re po­tes­ta­te re­spon­sum est quae vel­let da­re.

60Marcell. lib. VI. Digest. Es hiess in einein Kaufcontract, dass dem Käufer sechzig Fässer dareingegeben werden sollten; da nun deren hundert vorhanden waren, so ward [auf Befragen] der Bescheid gegeben, es stehe dem Verkäufer frei, welche er hergeben wolle.

61Idem li­bro vi­cen­si­mo di­ges­to­rum. Ex­is­ti­mo pos­se me id quod meum est sub con­di­cio­ne eme­re, quia for­te spe­ra­tur meum es­se de­si­ne­re.

61Idem lib. XX. Digest. Ich halte dafür, dass ich mein Eigenthum bedingungsweise kaufen kann, weil ich etwa muthmaasse, dass solches aufhören werde, mein Eigenthum zu sein.

62Mo­des­ti­nus li­bro quin­to re­gu­la­rum. Qui of­fi­cii cau­sa in pro­vin­cia agit vel mi­li­tat, prae­dia com­pa­ra­re in ea­dem pro­vin­cia non pot­est, prae­ter­quam si pa­ter­na eius a fis­co dis­tra­han­tur. 1Qui ne­sciens lo­ca sa­cra vel re­li­gio­sa vel pu­bli­ca pro pri­va­tis com­pa­ra­vit, li­cet emp­tio non te­n­eat, ex emp­to ta­men ad­ver­sus ven­di­to­rem ex­pe­rie­tur, ut con­se­qua­tur quod in­ter­fuit eius, ne de­ci­pe­re­tur. 2Res in aver­sio­ne emp­ta, si non do­lo ven­di­to­ris fac­tum sit, ad pe­ri­cu­lum emp­to­ris per­ti­ne­bit, et­iam­si res ad­sig­na­ta non sit.

62Ad Dig. 18,1,62ROHGE, Bd. 16 (1875), Nr. 43, S. 150: Verpflichtungen aus dem Verkaufe eines nicht existirenden Kaufobjekts. Eigener Wechsel an eigene Ordre. Einfluß des Irrthums.Modestin. lib. XV. Regul. Wer sich in einer Provinz seines öffentlichen Amts halber aufhält, oder als Soldat dient, kann keine Grundstücke in derselben Provinz kaufen, ausser wenn die seines Vaters vom Fiscus veräussert werden. 1Ad Dig. 18,1,62,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 307, Note 5; Bd. II, § 315, Note 7.Wer ohne sein Wissen den Göttern geweihte oder zum Begräbnisse bestimmte oder öffentliche Plätze für Privatplätze gekauft hat, kann, obgleich [für ihn selbst] der Kauf nicht verbindlich ist, doch gegen den Verkäufer mittelst der Klage aus dem Kauf auf Erstattung des Interesses, nicht betrogen worden zu sein, klagen. 2Ist eine Sache, ohne dass der Verkäufer sich dabei der Arglist schuldig gemacht, im Bausch und Bogen gekauft worden; so trägt der Käufer die Gefahr, wenn auch die Anweisung noch nicht erfolgt ist.

63Ia­vo­le­nus li­bro sep­ti­mo ex Cas­sio. Cum ser­vo do­mi­nus rem ven­de­re cer­tae per­so­nae ius­se­rit, si alii ven­di­dis­set, quam cui ius­sus erat, ven­di­tio non va­let: idem iu­ris in li­be­ra per­so­na est: cum per­fi­ci ven­di­tio non po­tuit in eius per­so­na, cui do­mi­nus venire eam no­luit. 1De­mons­tra­tio­ne fun­di fac­ta fi­nes no­mi­na­ri su­per­va­cuum est: si no­mi­nen­tur, et­iam ip­sum ven­di­to­rem no­mi­na­re opor­tet, si for­te alium agrum con­fi­nem pos­si­det.

63Javolen. lib. VII. ex Cassio. Wenn ein Herr seinem Sclaven befohlen hat, eine Sache einer bestimmten Person zu verkaufen; so ist der Verkauf ungültig, wenn der Sclav solche an einen Andern verkauft hat, als ihm anbefohlen war. Dasselbe ist auch in Ansehung einer freien Person Rechtens, weil mit jener Person, an welche der Herr die Sache nicht veräussern wollte, der Verkauf nicht zur Vollendung gelangen kann. 1Wenn eine Beschreibung des Grundstückes erfolgt ist, so ist es überflüssig, die Angrenzer zu benennen; werden dieselben benannt, so muss sich der Verkäufer auch selbst nennen, wenn er etwa noch einen andern angrenzenden Acker besitzt.

64Idem li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Fun­dus il­le est mi­hi et Ti­tio emp­tus: quae­ro, utrum in par­tem an in to­tum ven­di­tio con­sis­tat an ni­hil ac­tum sit. re­spon­di per­so­nam Ti­tii su­per­va­cuo ac­ci­pien­dam pu­to id­eo­que to­tius fun­di emp­tio­nem ad me per­ti­ne­re.

64Idem lib. II. Epistol. Ich habe ein Landgut für mich und den Titius gekauft; besteht hier der Verkauf in Betreff des ganzen Landgutes, oder nur der Hälfte, oder ist er ganz ungültig? Die Antwort lautete: Die Person des Titius sei als überflüssig anzunehmen, und ich trete deshalb in den Kauf des ganzen Grundstücks ein.

65Idem li­bro un­de­ci­mo epis­tu­la­rum. Con­ve­nit mi­hi te­cum, ut cer­tum nu­me­rum te­gu­la­rum mi­hi da­res cer­to pre­tio quod ut fa­ce­res: utrum emp­tio sit an lo­ca­tio? re­spon­dit, si ex meo fun­do te­gu­las ti­bi fac­tas ut da­rem con­ve­nit, emp­tio­nem pu­to es­se, non con­duc­tio­nem: to­tiens enim con­duc­tio ali­cu­ius rei est, quo­tiens ma­te­ria, in qua ali­quid prae­sta­tur, in eo­dem sta­tu eius­dem ma­net: quo­tiens ve­ro et im­mu­ta­tur et alie­na­tur, emp­tio ma­gis quam lo­ca­tio in­tel­le­gi de­bet.

65Idem lib. XI. Epistol. Ich habe mit dir die Uebereinkunft getroffen, dass du mir eine bestimmte Anzahl Dachziegel um einen bestimmten Preis liefern sollst; ist die Leistung Kauf oder Verdingung? Das Gutachten lautete: wenn wir die Uebereinkunft trafen, dass ich dir aus meiner Lehmgrube1818Fundus kan hier in dieser Bedeutung genommen werden; eigentlich ist materia ex fundo zu verstehen. verfertigte Ziegel liefern solle, so halte ich es für einen Kauf und nicht für eine Verdingung1919S. Note 1) zum folgenden Buche.; denn die Verdingung einer Sache findet allemal dann Statt, wenn der Stoff, in welchem etwas geliefert wird, in seinem bisherigen Zustande verbleibt; sobald derselbe aber verändert und veräussert wird, ist vielmehr ein Kauf, als eine Verdingung anzunehmen.

66Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo pri­mo ad Quin­tum Mu­cium. In ven­den­do fun­do quae­dam et­iam si non di­can­tur, prae­stan­da sunt, vel­uti ne fun­dus evin­ca­tur aut usus fruc­tus eius, quae­dam ita de­mum, si dic­ta sint, vel­uti viam iter ac­tum aquae duc­tum prae­sta­tu iri: idem et in ser­vi­tu­ti­bus ur­ba­no­rum prae­dio­rum. 1Si cum ser­vi­tus ven­di­tis prae­diis de­be­re­tur nec com­me­mo­ra­ve­rit ven­di­tor, sed sciens es­se re­tic­ue­rit et ob id per igno­ran­tiam rei emp­tor non uten­do per sta­tu­tum tem­pus eam ser­vi­tu­tem amis­e­rit, qui­dam rec­te pu­tant ven­di­to­rem te­ne­ri ex emp­to ob do­lum. 2Quin­tus Mu­cius scri­bit, qui scribsit ‘ru­ta cae­sa quae­que ae­dium fun­di­ve non sunt’, bis idem scrip­tum: nam ru­ta cae­sa ea sunt quae ne­que ae­dium ne­que fun­di sunt.

66Pompon. lib. XXXI. ad Quint. Muc. Beim Verkauf eines Landgutes muss für Manches gehaftet werden, obgleich solches nicht verabredet worden ist, z. B. dafür, dass das Landgut nicht selbst entwährt werde, oder dessen Niessbrauch; für Einiges lediglich alsdann, wenn deshalb eine Verabredung getroffen worden ist, z. B. für die Bestellung eines Fahrweges oder Fusssteiges, einer Uebertrift oder Wasserleitung. Dasselbe gilt von den Dienstbarkeiten städtischer Grundstücke. 1Wenn, während den verkauften Grundstücken eine Dienstbarkeit zusteht, der Verkäufer davon keine Erwähnung gethan, sondern dieselbe, obwohl er sie kannte, verheimlicht hat, und deshalb der Käufer, aus Unkunde dieses Umstandes, durch den, während der gesetzlich bestimmten Zeit fortgesetzten Nichtgebrauch, der Dienstbarkeit verlustig geworden ist, so halten Einige mit Recht dafür, dass der Verkäufer wegen seiner Arglist mit der Klage aus dem Kaufe belangt werden könne. 2Quintus Mucius schreibt, wenn es [in einem Contract] heisse: was herausgehauen und herausgegraben worden ist und weder zu den Gebäuden, noch zum Grund und Boden gehört, so liege darin eine Wiederholung; denn herausgehauen und herausgegraben ist dasjenige, was weder zu den Gebäuden, noch zum Grund und Boden gehört.

67Idem li­bro tri­gen­si­mo no­no ad Quin­tum Mu­cium. Alie­na­tio cum fit, cum sua cau­sa do­mi­nium ad alium trans­fe­ri­mus, quae es­set fu­tu­ra, si apud nos ea res man­sis­set, id­que to­to iu­re ci­vi­li ita se ha­bet, prae­ter­quam si ali­quid no­mi­na­tim sit con­sti­tu­tum.

67Idem lib. XXXIX. ad Quint. Muc. Wenn eine Veräusserung erfolgt, so übertragen wir das Eigenthum mit allen Zubehörungen, die sich ergeben haben würden, wenn die Sache uns verblieben wäre, auf den Andern. Dies verhält sich so im ganzen Umfange des bürgerlichen Rechts, ausser wenn etwas Anderes namentlich festgesetzt worden ist.

68Pro­cu­lus li­bro sex­to epis­tu­la­rum. Si, cum fun­dum ven­de­res, in le­ge di­xis­ses, quod mer­ce­dis no­mi­ne a con­duc­to­re ex­egis­ses, id emp­to­ri ac­ces­su­rum es­se, ex­is­ti­mo te in ex­igen­do non so­lum bo­nam fi­dem, sed et­iam di­li­gen­tiam prae­sta­re de­be­re, id est non so­lum ut a te do­lus ma­lus ab­sit, sed et­iam ut cul­pa. 1Fe­re ali­qui so­lent haec ver­ba ad­ice­re: ‘do­lus ma­lus a ven­di­to­re ab­erit’, qui et­iam si ad­iec­tum non est, ab­es­se de­bet. 2Nec vi­de­tur ab­es­se, si per eum fac­tum est aut fiet, quo mi­nus fun­dum emp­tor pos­si­deat. erit er­go ex emp­to ac­tio, non ut ven­di­tor va­cuam pos­ses­sio­nem tra­dat, cum mul­tis mo­dis ac­ci­de­re pot­erit, ne tra­de­re pos­sit, sed ut, si quid do­lo ma­lo fe­cit aut fa­cit, do­lus ma­lus eius aes­ti­ma­re­tur.

68Procul. lib. VI. Epistol. Wenn du bei dem Verkaufe eines Guts in dem Contract bestimmt hast, dass dasjenige, was du von dem Pachter als Pachtgeld einnehmen würdest, dem Käufer zufallen solle, so glaube ich, dass du beim Einfordern nicht nur mit Rechtlichkeit zu Werke gehen, sondern auch Aufmerksamkeit darauf verwenden, d. h. nicht blos für Arglist, sondern auch für Verschuldung haften musst. 1Manche pflegen diese Worte beizusetzen: der Verkäufer solle sich keine Arglist zu Schulden kommen lassen; wenn es aber auch an diesem Beisatze fehlt, so darf er sich dennoch der Arglist nicht schuldig machen. 2Arglist scheint ihm aber dann nicht fremd zu sein, wenn es an ihm gelegen hat oder liegt, dass der Käufer nicht zum Besitze des Guts gelange. Es findet demnach gegen ihn die Klage aus dem Kaufe Statt, und zwar nicht zu dem Endzweck, dass der Verkäufer den ausschliesslichen Besitz übergebe, da ihm solches durch mannigfache Veranlassungen unmöglich werden kann, sondern auf Schätzung der Arglist, der er etwas gethan hat oder thut.

69Idem li­bro un­de­ci­mo epis­tu­la­rum. Ruti­lia Pol­la emit la­cum sa­ba­te­nem an­gu­la­rium et cir­ca eum la­cum pe­des de­cem: quae­ro, num­quid et de­cem pe­des, qui tunc ac­ces­se­runt, sub aqua sint, quia la­cus cre­vit, an pro­xi­mi pe­des de­cem ab aqua Ruti­liae pol­lae iu­ris sint. Pro­cu­lus re­spon­dit: ego ex­is­ti­mo ea­te­nus la­cum, quem emit Ruti­lia pol­la, venis­se qua­te­nus tunc fuit, et cir­ca eum de­cem pe­des qui tunc fue­runt, nec ob eam rem, quod la­cus post­ea cre­vit, la­tius eum pos­si­de­re de­bet quam emit.

69Idem lib. XI. Epistol. Rutilia Polla kaufte den an einer Ecke liegenden Sabatenischen See und zehn Fuss Landes um denselben herum. Ich frage nun, ob, wenn die zehn Fuss, welche damals zum See gehörten, unter Wasser stehen, weil der See gewachsen ist, die nächsten zehn Fuss Landes, vom Wasser an, Eigenthum der Rutilia Polla sind? Proculus antwortete: ich glaube, dass der See, welchen Rutilia Polla erkauft hat, nur in jenem Umfange verkauft worden ist, den er damals gehabt, und mit ihm lediglich jene zehn Fuss, die damals um denselben herumlagen; wenn nun der See angewachsen ist, so kann sie ihn darum in keinem grössern Umfange besitzen, als worin derselbe erkauft worden.

70Li­cin­nius Ru­fi­nus li­bro oc­ta­vo re­gu­la­rum. Li­be­ri ho­mi­nis emp­tio­nem con­tra­hi pos­se ple­ri­que ex­is­ti­ma­ve­runt, si mo­do in­ter igno­ran­tes id fiat. quod idem pla­cet et­iam, si ven­di­tor sciat, emp­tor au­tem igno­ret. quod si emp­tor sciens li­be­rum es­se eme­rit, nul­la emp­tio con­tra­hi­tur.

70Licin. Rufin. lib. VIII. Regul. Die Meisten sind der Ansicht gewesen, der Kauf eines freien Menschen sei gültig, sobald derselbe zwischen dessen Unkundigen abgeschlossen werde. Dasselbe wird behauptet, wenn solches der Verkäufer, nicht aber der Käufer weiss; hat der Käufer wissentlich einen freien Menschen gekauft, so ist der Kauf nichtig.

71Pa­pi­rius Ius­tus li­bro pri­mo con­sti­tu­tio­num. Im­pe­ra­to­res An­to­ni­nus et Ve­rus Au­gus­ti Sex­tio Ve­ro in haec ver­ba re­scrip­se­runt: ‘qui­bus men­su­ris aut pre­tiis neg­otia­to­res vi­na com­pa­ra­rent, in con­tra­hen­tium po­tes­ta­te es­se: ne­que enim quis­quam co­gi­tur ven­de­re, si aut pre­tium aut men­su­ra dis­pli­ceat, prae­ser­tim si ni­hil con­tra con­sue­tu­di­nem re­gio­nis fiat.’

71Papir. Just. lib. I. Constitut. Die Kaiser Antoninus und Verus rescribirten an Septius Verus in folgenden Worten: Es stehe in der Willkür der contrahirenden Geschäftsmänner, nach welchem Maasse, oder zu welchem Preise sie Wein einkaufen wollen; denn es werde auch Niemand zum Verkaufe gezwungen, wenn er mit dem Maasse oder Preise unzufrieden sei; zumal wenn solches nicht der Landesgewohnheit zuwider laufe.

72Pa­pi­nia­nus li­bro de­ci­mo quaes­tio­num. Pac­ta con­ven­ta, quae post­ea fac­ta de­tra­hunt ali­quid emp­tio­ni, con­ti­ne­ri con­trac­tui vi­den­tur: quae ve­ro ad­iciunt, cre­di­mus non in­es­se. quod lo­cum ha­bet in his, quae ad­mi­ni­cu­la sunt emp­tio­nis, vel­uti ne cau­tio du­plae prae­ste­tur aut ut cum fi­de­ius­so­re cau­tio du­plae prae­ste­tur. sed quo ca­su agen­te emp­to­re non va­let pac­tum, idem vi­res ha­be­bit iu­re ex­cep­tio­nis agen­te ven­di­to­re. an idem di­ci pos­sit auc­to post­ea vel de­mi­nu­to pre­tio, non im­me­ri­to quae­si­tum est, quon­iam emp­tio­nis sub­stan­tia con­sti­tit ex pre­tio. Paulus notat: si om­ni­bus in­te­gris ma­nen­ti­bus de au­gen­do vel de­mi­nuen­do pre­tio rur­sum con­ve­nit, re­ces­sum a prio­re con­trac­tu et no­va emp­tio in­ter­ces­sis­se vi­de­tur. 1Papinianus: Le­ge ven­di­tio­nis il­la fac­ta ‘si quid sa­cri aut re­li­gio­si aut pu­bli­ci est, eius ni­hil venit’, si res non in usu pu­bli­co, sed in pa­tri­mo­nio fis­ci erit, ven­di­tio eius va­le­bit, nec ven­di­to­ri prod­erit ex­cep­tio, quae non ha­buit lo­cum.

72Papin. lib. X. Quaest. Ein vertragsmässiges Uebereinkommen, welches später errichtet, etwas von dem Kaufe abzieht, gilt als Theil des Contracts, nicht aber ein solches, das etwas hinzusetzt; dies hat Statt bei den Bestärkungsmitteln des Kaufes, z. B. dass die Sicherheit des Doppelten nicht geleistet, oder durch einen Bürgen geleistet werden solle. Im Fall aber ein Vertrag ungültig ist, wenn der Käufer daraus klagt, so kann er als Einrede geltend gemacht werden, wenn der Verkäufer klagt. Ob sich Gleiches behaupten lasse, wenn der Kaufpreis später erhöht, oder vermindert worden, ist nicht mit Unrecht gefragt worden, weil der Kaufpreis zu den Hauptbestandtheilen des Kaufs gehört. Paulus bemerkt: wenn man vor Vollziehung des Kaufes2020Glück IV. p. 262. n. 90. über die Vergrösserung oder Verminderung des Preises wieder eine neue Uebereinkunft getroffen habe, so scheinen die Parteien vom vorigen Contract abgegangen zu sein, und ein neuer Kauf in Mitte zu liegen. 1Papinianus sagt: Wenn im Kaufcontract [über ein Landgut] die Verabredung getroffen worden, falls ein Theil den Göttern geweiht, oder zum Begräbniss bestimmt, oder öffentliches Eigenthum ist, soll solcher nicht mitverkauft sein, und [das verkaufte Landgut] nicht öffentliches, sondern Eigenthum des Fiscus ist, so ist der Verkauf desselben gültig, und der Verkäufer kann sich nicht auf die bedungene Ausnahme berufen, weil solche hier nicht Platz greift.

73Idem li­bro ter­tio re­spon­so­rum. Ae­de sa­cra ter­rae mo­tu di­ru­ta lo­cus ae­di­fi­cii non est pro­fa­nus et id­eo venire non pot­est. 1In­tra ma­ce­riam se­pul­chro­rum hor­tis vel ce­te­ris cul­tu­ris lo­ca pu­ra ser­va­ta, si ni­hil ven­di­tor no­mi­na­tim ex­ce­pit, ad emp­to­rem per­ti­nent.

73Idem lib. III. Resp. Wenn ein den Göttern geweihtes Gebäude durch ein Erdbeben eingestürzt ist, so ist der Platz, worauf das Gebäude stand, nicht profan, und kann also nicht verkauft werden. 1Die innerhalb der Mauer der Begräbnisse befindlichen reinen, zu Gärten oder sonstigen Anlagen verwendeten Plätze gehören dem Käufer, wenn solche der Verkäufer nicht namentlich ausgenommen hat.

74Idem li­bro pri­mo de­fi­ni­tio­num. Cla­vi­bus tra­di­tis ita mer­cium in hor­reis con­di­ta­rum pos­ses­sio tra­di­ta vi­de­tur, si cla­ves apud hor­rea tra­di­tae sint: quo fac­to con­fes­tim emp­tor do­mi­nium et pos­ses­sio­nem ad­ipis­ci­tur, et­si non ape­rue­rit hor­rea: quod si ven­di­to­ris mer­ces non fue­runt, usu­ca­pio con­fes­tim in­choa­bi­tur.

74Idem lib. I. Defin. Durch Einhändigung der Schlüssel wird lediglich alsdann der Besitz der in den Magazinen aufbewahrten Waaren übergeben, wenn die Schlüssel bei den Magazinen überliefert worden sind; hierdurch erlangt der Käufer sofort Eigenthum und Besitz, wenn er auch die Magazine nicht geöffnet hat; sind die darin befindlichen Waaren nicht Eigenthum des Verkäufers gewesen, so beginnt von Stunde an die Ersitzung.

75Her­mo­ge­nia­nus li­bro se­cun­do iu­ris epi­to­ma­rum. Qui fun­dum ven­di­dit, ut eum cer­ta mer­ce­de con­duc­tum ip­se ha­beat vel, si ven­dat, non alii, sed si­bi dis­tra­hat vel si­mi­le ali­quid pa­cis­ca­tur: ad com­plen­dum id, quod pe­pi­ge­runt, ex ven­di­to age­re pot­erit.

75Ad Dig. 18,1,75ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 75, S. 227: Zahlung des Kaufgeldes nicht baar, sondern in Actien.Hermogenian. lib. II. Jur. Epitom. Wer ein Landgut unter der Bedingung verkauft hat, dass ihm solches um einen bestimmten Pachtzins verpachtet werden, oder dass der Käufer, wenn er es wieder verkauft, es keinem Anderen, als ihm verkaufen solle, oder etwas Aehnliches sich bedingt, der kann die Erfüllung der Uebereinkunft mit der Klage aus dem Verkaufe verlangen.

76Pau­lus li­bro sex­to re­spon­so­rum. Do­lia in hor­reis de­fos­sa si non sint no­mi­na­tim in ven­di­tio­ne ex­cep­ta, hor­reo­rum ven­di­tio­ni ces­sis­se vi­de­ri. 1Eum, qui in lo­cum emp­to­ris suc­ces­sit, is­dem de­fen­sio­ni­bus uti pos­se, qui­bus ven­di­tor eius uti po­tuis­set, sed et lon­gae pos­ses­sio­nis prae­scrip­tio­ne, si utrius­que pos­ses­sio im­pleat tem­po­ra con­sti­tu­tio­ni­bus sta­tu­ta.

76Paul. lib. VI. Resp. Die Fässer, welche in den Magazinen eingegraben sind, gelten, wenn sie nicht beim Verkaufe namentlich ausgenommen wurden, als in den Verkauf der Magazine mit einbegriffen. 1Derjenige, welcher an die Stelle des Käufers tritt, kann sich derselben Vertheidigungsgründe bedienen, deren sich sein Verkäufer hätte bedienen können, auch auf die ordentliche Verjährung berufen, wenn die Dauer des beiderseitigen Besitzstandes die in den Constitutionen bestimmte Zeit erreicht.

77Ia­vo­le­nus li­bro quar­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. In le­ge fun­di ven­dun­di la­pi­di­ci­nae in eo fun­do ubi­que es­sent ex­cep­tae erant, et post mul­tum tem­po­ris in eo fun­do re­per­tae erant la­pi­di­ci­nae. eas quo­que ven­di­to­ris es­se Tu­be­ro re­spon­dit: La­beo re­fer­re quid ac­tum sit: si non ap­pa­reat, non vi­de­ri eas la­pi­di­ci­nas es­se ex­cep­tas: ne­mi­nem enim nec ven­de­re nec ex­ci­pe­re quod non sit, et la­pi­di­ci­nas nul­las es­se, ni­si quae ap­pa­rent et cae­dan­tur: ali­ter in­ter­pre­tan­ti­bus to­tum fun­dum la­pi­di­ci­na­rum fo­re, si for­te to­to eo sub ter­ra es­set la­pis. hoc pro­bo.

77Javolen. lib. IV. ex Poster. Labeon. In dem Kaufcontract über ein Landgut waren die darauf befindlichen Steinbrüche, wo sie immer sein möchten, ausgenommen, und nach langer Zeit auf diesem Landgute Steinbrüche gefunden worden; Tubero begutachtete, dass auch sie dem Verkäufer gehörten; Labeo aber, es komme auf die Absicht der Contrahenten an; sei dieselbe nicht zu ermitteln, so erschienen jene Steinbrüche nicht als ausgenommen. Denn Niemand verkaufe oder nehme Etwas aus, was nicht vorhanden ist, Steinbrüche aber seien als nicht vorhanden zu betrachten, wenn sie nicht wirklich schon da sind und bearbeitet werden; bei einer anderen Auslegung müsste man das ganze Landgut als Steinbruch ansehen, wenn etwa auf dessen ganzem Umfang unter der Erde Stein wäre; dieser Meinung schliesse ich mich an.

78La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Fis­tu­las emp­to­ri ac­ces­su­ras in le­ge dic­tum erat: quae­re­ba­tur, an cas­tel­lum, ex quo fis­tu­lis aqua du­ce­re­tur, ac­ce­de­ret. re­spon­di ap­pa­re­re id ac­tum es­se, ut id quo­que ac­ce­de­ret, li­cet scrip­tu­ra non con­ti­ne­tur. 1Fun­dum ab eo emis­ti, cu­ius fi­lii post­ea tu­te­lam ad­mi­nis­tras, nec va­cuam ac­ce­pis­ti pos­ses­sio­nem. di­xi tra­de­re te ti­bi pos­ses­sio­nem hoc mo­do pos­se, ut pu­pil­lus et fa­mi­lia eius de­ce­dat de fun­do, tunc de­mum tu in­gre­dia­ris pos­ses­sio­nem. 2Qui fun­dum ea le­ge eme­rat, ut so­lu­ta pe­cu­nia tra­de­re­tur ei pos­ses­sio, duo­bus he­redi­bus re­lic­tis de­ces­sit: si unus om­nem pe­cu­niam sol­ve­rit, par­tem fa­mi­liae her­cis­cun­dae iu­di­cio ser­va­bit: nec, si par­tem sol­vat, ex emp­to cum ven­di­to­re aget, quon­iam ita con­trac­tum aes alie­num di­vi­di non po­tuit. 3Fru­men­ta quae in her­bis erant cum ven­di­dis­ses, di­xis­ti te, si quid vi aut tem­pes­ta­te fac­tum es­set, prae­sta­tu­rum: ea fru­men­ta ni­ves cor­ru­pe­runt: si im­mo­de­ra­tae fue­runt et con­tra con­sue­tu­di­nem tem­pes­ta­tis, agi te­cum ex emp­to pot­erit.

78Labeo. lib. IV. Pithan. a Javoleno epitom. In einem Contracte war bestimmt worden, dass die Wasserröhren dem Käufer darein gegeben sein sollten. Es wurde angefragt, ob auch der Wasserkasten, aus welchem mittelst der Röhren das Wasser hergeleitet wird, als Zubehör anzusehen sei? Ich antwortete, es liege am Tage, dass die Betheiligten auch diesen als Zubehör betrachtet haben, wenn gleich die Kaufurkunde solches nicht ausspreche. 1Du hast ein Landgut von Jemandem gekauft, ohne noch zum Besitze desselben zu gelangen, und später die Vormundschaft über den Sohn des Verkäufers zur Verwaltung erhalten. Hier habe ich mich [auf Befragen] dahin ausgesprochen, du könnest dir selbst den Besitz auf die Art übergeben, dass der Unmündige und dessen Gesinde das Grundstück verlassen, und darauf du den Besitz antrittst. 2Jemand, welcher ein Grundstück unter der Bedingung gekauft hatte, dass ihm nach Bezahlung des Kaufpreises der Besitz übergeben werden sollte, starb mit Hinterlassung zweier Erben; wenn einer von diesen den ganzen Kaufschilling bezahlt, so erhält er [vom Andern] die Hälfte durch die Erbtheilungsklage ersetzt; wenn er aber blos seinen Theil zahlt, so kann er den Verkäufer aus dem Kaufe nicht belangen, weil eine der Art eingegangene Schuld nicht theilbar ist. 3Als du Getreide auf dem Halme verkauftest, versprachst du, du würdest, wenn dasselbe durch ein unabwendbares Naturereigniss2121Vis; es ist vis major zu verstehen. oder Ungewitter beschädigt würde, den Schaden ersetzen; das Getreide wurde durch den Schnee zu Grunde gerichtet; wenn der Schnee zu stark und ungewöhnlich war, so findet gegen dich die Klage aus dem Kaufe Statt.

79Ia­vo­le­nus li­bro quin­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Fun­di par­tem di­mi­diam ea le­ge ven­di­dis­ti, ut emp­tor al­te­ram par­tem, quam re­ti­ne­bas, an­nis de­cem cer­ta pe­cu­nia in an­nos sin­gu­los con­duc­tam ha­beat. La­beo et Tre­ba­tius ne­gant pos­se ex ven­di­to agi, ut id quod con­ve­ne­rit fiat. ego con­tra pu­to, si mo­do id­eo vi­lius fun­dum ven­di­dis­ti, ut haec ti­bi con­duc­tio prae­sta­re­tur: nam hoc ip­sum pre­tium fun­di vi­de­re­tur, quod eo pac­to ven­di­tus fue­rat: eo­que iu­re uti­mur.

79Ad Dig. 18,1,79ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 75, S. 227: Zahlung des Kaufgeldes nicht baar, sondern in Actien.Javolen. lib. V. ex Posterior. Labeon. Du hast die Hälfte eines Landgutes unter der Bedingung verkauft, dass der Käufer die andere Hälfte, welche du behieltest, zehn Jahre lang, um ein bestimmtes jährliches Pachtgeld in Pacht nehmen solle. Labeo und Trebatius stellen in Abrede, dass auf Erfüllung dieser Uebereinkunft die Klage aus dem Verkaufe erhoben werden könne. Ich bin der entgegengesetzten Meinung, wenn du anders das Landgut deshalb wohlfeiler verkauft hast, damit dieser Pacht Statt finde; denn der unter diesem Vertrag abgeschlossene Verkauf kann gewissermaassen als Kaufpreis selbst betrachtet werden; und dies ist Rechtens.

80La­beo li­bro quin­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Cum ma­nu sa­ta in ven­di­tio­ne fun­di ex­ci­piun­tur, non quae in per­pe­tuo sa­ta sunt ex­ci­pi vi­de­ren­tur, sed quae sin­gu­lis an­nis se­ri so­lent, ita ut fruc­tus eo­rum tol­la­tur: nam ali­ter in­ter­pre­tan­ti­bus vi­tes et ar­bo­res om­nes ex­cep­tae vi­de­bun­tur. 1Hu­ius rei emp­tio­nem pos­se fie­ri di­xi: ‘quae ex meis ae­di­bus in tuas ae­des pro­iec­ta sunt, ut ea mi­hi ita ha­be­re li­ceat’, de­que ea re ex emp­to agi. 2Sil­va cae­dua in quin­quen­nium ven­ie­rat: quae­re­ba­tur, cum glans de­ci­dis­set, utrius es­set. scio Ser­vium re­spon­dis­se, pri­mum se­quen­dum es­se quod ap­pa­re­ret ac­tum es­se: quod si in ob­scu­ro es­set, quae­cum­que glans ex his ar­bo­ri­bus quae cae­sae non es­sent ce­ci­dis­set, ven­di­to­ris es­se, eam au­tem, quae in ar­bo­ri­bus fuis­set eo tem­po­re cum haec cae­de­ren­tur, emp­to­ris. 3Ne­mo pot­est vi­de­ri eam rem ven­di­dis­se, de cu­ius do­mi­nio id agi­tur, ne ad emp­to­rem trans­eat, sed hoc aut lo­ca­tio est aut aliud ge­nus con­trac­tus.

80Labeo lib. V. Posterior. a Javol. epit. Wenn man bei dem Verkaufe eines Landgutes die Saat davon ausnimmt, so gilt nicht die einmal für immer geschehene Aussaat als ausbedungen, sondern diejenige, welche alle Jahr ausgesäet und abgeerntet wird; denn bei einer andern Auslegung würden alle Weinstöcke und Bäume als ausbedungen zu betrachten sein. 1Nach meiner Behauptung kann das Recht gekauft werden, dass mir gestattet sein solle, die aus meinem Hause in das deinige hineingeschobenen2222Der Zusammenhang ergibt, dass projectum hier für immissum steh. A. d. R. Balken so behalten zu dürfen, und es findet deshalb die Klage aus dem Kaufe Statt. 2Es war [die Nutzung]2323Dies ist hier hinzuzudenken, und zwar erstreckte sich die Nutzung auf den je fünfjährigen Schlag. A. d. R. ein [es] alle fünf Jahre schlagbaren Waldes verkauft worden; nun wurde die Frage erhoben, welchem von beiden Theilen die herabgefallenen Eicheln gehörten? Ich weiss, dass Servius begutachtet hat, man müsse vorerst auf die Absicht der Betheiligten, wenn solche zu ermitteln sei, sehen; wenn über diese aber Dunkelheit obwalte, so gehörten die, von den noch nicht gefällten Bäumen herabgefallenen Eicheln dem Verkäufer, diejenigen aber, welche zu der Zeit sich auf den Bäumen befänden, wo diese gefällt wurden, dem Käufer. 3Niemand kann als Verkäufer einer Sache betrachtet werden, deren Eigenthum, nach der Absicht der Betheiligten, auf den Käufer nicht übergehen sollte; sondern es ist dies entweder eine Vermiethung, oder eine andere Art von Contract.

81Scae­vo­la li­bro sep­ti­mo di­ges­to­rum. Ti­tius cum mu­tuos ac­ci­pe­ret tot au­reos sub usu­ris, de­dit pig­no­ri si­ve hy­po­the­cae prae­dia et fi­de­ius­so­rem Lu­cium, cui pro­mi­sit in­tra tri­en­nium pro­xi­mum se eum li­be­ra­tu­rum: quod si id non fe­ce­rit die su­pra scrip­ta et sol­ve­rit de­bi­tum fi­de­ius­sor cre­di­to­ri, ius­sit prae­dia emp­ta es­se, quae cre­di­to­ri­bus ob­li­ga­ve­rat. quae­ro, cum non sit li­be­ra­tus Lu­cius fi­de­ius­sor a Ti­tio, an, si sol­ve­rit cre­di­to­ri, emp­ta ha­be­ret su­pra scrip­ta prae­dia. re­spon­dit, si non ut in cau­sam ob­li­ga­tio­nis, sed ut emp­ta ha­beat, sub con­di­cio­ne emp­tio fac­ta est et con­trac­tam es­se ob­li­ga­tio­nem. 1Lu­cius Ti­tius pro­mi­sit de fun­do suo cen­tum mi­lia mo­dio­rum fru­men­ti an­nua prae­sta­re prae­diis Gaii Se­ii: post­ea Lu­cius Ti­tius ven­di­dit fun­dum ad­di­tis ver­bis his: ‘quo iu­re qua­que con­di­cio­ne ea prae­dia Lu­cii Ti­tii ho­die sunt, ita ven­eunt ita­que ha­be­bun­tur’: quae­ro, an emp­tor Gaio Se­io ad prae­sta­tio­nem fru­men­ti sit ob­no­xius. re­spon­dit emp­to­rem Gaio Se­io se­cun­dum ea quae pro­po­ne­ren­tur ob­li­ga­tum non es­se.

81Scaevola lib. VII. Digest. Ad Dig. 18,1,81 pr.ROHGE, Bd. 15 (1875), Nr. 20, S. 49: Verkauf einer Sache unter Compensation des Kaufgeldes mit einer Schuld des Verkäufers. Kauf, Hingabe an Zahlungsstatt?Titius gab, als er so und so viele Goldstücke verzinslich dargeliehen erhielt, zum Unterpfande oder zur Hypothek mehrere Grundstücke, und stellte den Lucius als Bürgen; diesem versprach er, ihn in den nächsten drei Jahren der Bürgschaft zu entledigen; wenn er solches bis zur bestimmten Zeit nicht gethan, und der Bürge dem Gläubiger die Schuld bezahlt haben würde, so sollten die den Gläubigern verpfändeten Grundstücke [an ihn] verkauft sein. Ich frage, ob, wenn Lucius seiner Bürgschaft von Titius nicht entledigt worden ist, die obenerwähnten Grundstücke als an ihn verkauft zu betrachten seien, im Falle er den Gläubiger befriedigt hat? Das Gutachten lautete: wenn der Kauf nicht als auf den Grund der [Pfand-]Verbindlichkeit, sondern dergestalt, dass ein wirklicher Kauf eintreten solle, bedingt abgeschlossen worden ist, so werde auch dadurch eine Verbindlichkeit contrahirt, [so dass die Klage aus dem Kaufe Statt findet]2424S. Glück XIV. p. 101. A. d. R.. 1Lucius Titius versprach, von seinem Landgute jährlich hunderttausend römische Scheffel Getreide an die Grundstücke des Cajus Sejus zu liefern; in der Folge verkaufte Lucius Titius dieses Landgut unter dem Beisatze in dem Rechtszustande und dem Verhältniss, wie sich die Grundstücke des Lucius Titius gegenwärtig befinden, so werden sie verkauft, und so sollen sie besessen werden. Ich frage, ob der Käufer dem Cajus Sejus zur Ablieferung des Getreides verbunden sei? Das Gutachten war: den vorliegenden Umständen zufolge sei der Käufer dem Cajus Sejus nicht verpflichtet.