Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Achtes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VIII1,
De servitutibus
Liber octavus
I.

De servitutibus

(Von den Dienstbarkeiten.)

1Mar­cia­nus li­bro ter­tio re­gu­la­rum. Ser­vi­tu­tes aut per­so­na­rum sunt, ut usus et usus fruc­tus, aut re­rum, ut ser­vi­tu­tes rus­ti­co­rum prae­dio­rum et ur­ba­no­rum.

1Marcian. lib. III. Regul. Dienstbarkeiten sind entweder persönliche, wie der Gebrauch und der Niessbrauch oder dingliche, wie die Dienstbarkeiten ländlicher und städtischer Grundstücke.

2Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Unus ex do­mi­nis com­mu­nium ae­dium ser­vi­tu­tem im­po­ne­re non pot­est.

2Ulp. lib. XVII. ad Ed. Einer von mehreren Eigenthümern eines gemeinschaftlichen Gebäudes kann [demselben] keine Dienstbarkeit auferlegen.

3Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ser­vi­tu­tes prae­dio­rum aliae in so­lo, aliae in su­per­fi­cie con­sis­tunt.

3Paul. lib. XXI. ad Ed. Die Dienstbarkeiten von Grundstücken bestehen theils am grund und Boden, theils an der Oberfläche.

4Pa­pi­nia­nus li­bro sep­ti­mo quaes­tio­num. Ser­vi­tu­tes ip­so qui­dem iu­re ne­que ex tem­po­re ne­que ad tem­pus ne­que sub con­di­cio­ne ne­que ad cer­tam con­di­cio­nem (ver­bi gra­tia ‘quam­diu vo­lam’) con­sti­tui pos­sunt: sed ta­men si haec ad­ician­tur, pac­ti vel per do­li ex­cep­tio­nem oc­cur­re­tur con­tra pla­ci­ta ser­vi­tu­tem vin­di­can­ti: id­que et Sa­binum re­spon­dis­se Cas­sius ret­tu­lit et si­bi pla­ce­re. 1Mo­dum ad­ici ser­vi­tu­ti­bus pos­se con­stat: vel­uti quo ge­ne­re ve­hi­cu­li aga­tur vel non aga­tur (vel­uti ut equo dum­ta­xat) vel ut cer­tum pon­dus ve­ha­tur vel grex il­le trans­du­ca­tur aut car­bo por­te­tur. 2In­ter­val­la die­rum et ho­ra­rum non ad tem­po­ris cau­sam, sed ad mo­dum per­ti­nent iu­re con­sti­tu­tae ser­vi­tu­tis.

4Papin. lib. VII. Quaest. Dienstbarkeiten können dem Rechte selbst zu Folge zwar weder von einem bestimmten Zeitpunct an, noch bis zu einem solchen, weder unter einer Bedingung, noch bis zu einer bestimmten Bedingung, z. B. so lange als ich will, bestellt werden; wenn jedoch etwas dergleichen [ausdrücklich] hinzugefügt worden ist, so kann demjenigen, welcher die Dienstbarkeit gegen das Uebereinkommen in Anspruch nimmt, mit der Einrede des Vertrags oder der Arglist begegnet werden. Dahin, berichtet Cassius, habe sich sowohl Sabinus gutachtlich ausgesprochen, als sei er auch selbst dieser Meinung. 1Dass den Dienstbarkeiten eine bestimmte Art der Ausübung hinzugefügt werden könne, ist bekannt, z. B. mit welcher Art von Fuhrwerk gefahren, oder nicht gefahren werden soll, etwa nur mit Pferden, oder bis auf ein bestimmtes Gewicht beladen, oder dass nur eine bestimmte Heerde übergeführt, oder Kohlen getragen werden dürfen. 2[Bestimmte] Zwischenräume von Tagen und Stunden enthalten keine Bestimmung der Zeit, sondern der Art der Ausübung einer rechtlich bestellten Dienstbarkeit.

5Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Via iter ac­tus duc­tus aquae is­dem fe­re mo­dis con­sti­tui­tur, qui­bus et usum fruc­tum con­sti­tui di­xi­mus. 1Usus ser­vi­tu­tium tem­po­ri­bus se­cer­ni pot­est, for­te ut quis post ho­ram ter­tiam us­que in ho­ram de­ci­mam eo iu­re uta­tur vel ut al­ter­nis die­bus uta­tur.

5Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. [Die Dienstbarkeiten des] Fahrwegs, des Fusssteigs und der Trift, sowie der Wasserleitung werden fast auf dieselbe Weise bestellt, wie wir es vom Niessbrauch gesagt haben. 1Die Ausübung der Dienstbarkeiten kann durch bestimmte Zeiträume getrennt werden, z. B. so dass Jemand von nach drei Uhr bis um zehn Uhr sich eines gewissen Rechts bedienen solle, oder einen Tag um den andern.

6Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ad cer­tam par­tem fun­di ser­vi­tus tam re­mit­ti quam con­sti­tui pot­est.

6Paul. lib. XXI. ad Ed. prov. An einem bestimmten Theil eines Grundstücks kann eine Dienstbarkeit sowohl erlassen, als bestellt werden.

7Ul­pia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Ius cloa­cae mit­ten­dae ser­vi­tus est.

7Ulp. lib. XIII. ad Leg. Jul. et Pap. Das Recht, einen Cloak anzulegen, ist auch eine Dienstbarkeit.

8Pau­lus li­bro quin­to de­ci­mo ad Plau­tium. Ut po­mum de­cer­pe­re li­ceat et ut spa­tia­ri et ut cena­re in alie­no pos­si­mus, ser­vi­tus im­po­ni non pot­est. 1Si prae­dium tuum mi­hi ser­viat, si­ve ego par­tis prae­dii tui do­mi­nus es­se coe­pe­ro si­ve tu mei, per par­tes ser­vi­tus re­ti­ne­tur, li­cet ab in­itio per par­tes ad­quiri non pot­erat.

8Paul. lib. XV. ad Plaut. Ad Dig. 8,1,8 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 209, Note 5.Das man [hin und wider] einen Apfel abbrechen, spatzierengehen, und auf fremden Boden zu Abend essen könne, deshalb kann keine Dienstbarkeit bestellt werden. 1Wenn mir dein Landgut dienstbar ist, und ich entweder Eigenthümer eines Theiles des deinigen werde, oder du von einem des meinigen, so besteht die Dienstbarkeit theilweise fort, wenn sie gleich ursprünglich theilweise nicht erworben werden kann.

9Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum. Si cui sim­pli­cius via per fun­dum cu­ius­piam ce­da­tur vel re­lin­qua­tur, in in­fi­ni­to, vi­de­li­cet per quam­li­bet eius par­tem, ire age­re li­ce­bit, ci­vi­li­ter mo­do: nam quae­dam in ser­mo­ne ta­ci­te ex­ci­piun­tur. non enim per vil­lam ip­sam nec per me­dias vi­neas ire age­re si­nen­dus est, cum id ae­que com­mo­de per al­te­ram par­tem fa­ce­re pos­sit mi­no­re ser­vien­tis fun­di de­tri­men­to. ve­rum con­sti­tit, ut qua pri­mum viam di­re­xis­set, ea de­mum ire age­re de­be­ret nec am­plius mu­tan­dae eius po­tes­ta­tem ha­be­ret: sic­uti Sa­b­ino quo­que vi­de­ba­tur, qui ar­gu­men­to ri­vi ute­ba­tur, quem pri­mo qua­li­bet du­ce­re li­cuis­set, post­ea­quam duc­tus es­set, trans­fer­re non li­ce­ret: quod et in via ser­van­dum es­se ve­rum est.

9Celsus lib. V. Dig. Wenn Jemandem die Dienstbarkeit des Fahrweges über Jemandes Landgut ohne genaue Bestimmung zugestanden oder letztwillig hinterlassen worden ist, so kann er ohne Einschränkung, d. h. über jeden Theil desselben gehen und fahren, aber auf schonende Weise. Denn manches wird bei Verträgen stillschweigend ausgenommen; so darf [z. B. der Berechtigte] weder durch das Landhaus noch mitten durch die Weinberge gehen oder fahren, da er dies ebenso bequem über einen andern Theil und zu geringerem Schaden des dienenden Grundstücks thun kann. Es ist aber ausgemacht, dass wo er zuerst seinen Weg genommen, er fortwährend gehen und fahren müsse, und ferner damit keine Veränderung vornehmen dürfe; so schien es auch dem Sabinus, der sich hierbei des Beispiels von einem Bach bediente, den man zwar zu Anfang leiten kann, wohin man will, nachher aber, wenn er seinen Lauf genommen, nicht verlegen darf; dies muss auch in Ansehung des Weges befolgt werden.

10Idem li­bro oc­ta­vo de­ci­mo di­ges­to­rum. Si iter le­ga­tum sit, qua ni­si ope­re fac­to iri non pos­sit, li­ce­re fo­dien­do sub­struen­do iter fa­ce­re Pro­cu­lus ait.

10Idem lib. XVIII. Dig. Wenn [die Dienstbarkeit] eines Fusssteiges vermacht worden ist, wo man, ohne einen Bau nicht gehen kann, so ist es erlaubt, durch Ausgraben oder Unterbauen einen Weg anzulegen, wie Proculus sagt.

11Mo­des­ti­nus li­bro sex­to dif­fe­ren­tia­rum. Pro par­te do­mi­nii ser­vi­tu­tem ad­quiri non pos­se vol­go tra­di­tur: et id­eo si quis fun­dum ha­bens viam sti­pu­le­tur et par­tem fun­di sui post­ea alie­net, cor­rum­pit sti­pu­la­tio­nem in eum ca­sum de­du­cen­do, a quo sti­pu­la­tio in­ci­pe­re non pos­sit. pro par­te quo­que ne­que le­ga­ri ne­que ad­imi via pot­est et, si id fac­tum est, ne­que le­ga­tum ne­que ad­emp­tio va­let.

11Modestin. lib. VI. Differentiar. Dass eine Dienstbarkeit nicht je nach dem Antheil am Eigenthum erworben werden könne, ist eine allgemein bekannte Sache. Wenn daher Jemand, der ein Landgut hat, sich einen Fahrweg stipulirt, und einen Theil seines Landguts nachher veräussert, so macht er die Stipulation unwirksam, indem er sie in einen Fall versetzt, wo dieselbe ursprünglich nicht entstehen konnte. Die Wege[gerechtigkeit] kann auch weder theilweise vermacht, noch genommen werden, und wenn es geschehen ist, so gilt weder das Vermächtniss, noch die Wegnahme.

12Ia­vo­le­nus li­bro quar­to epis­tu­la­rum. Non du­bi­to, quin fun­do mu­ni­ci­pum per ser­vum rec­te ser­vi­tus ad­quira­tur.

12Javolen. lib. IV. Epist. Ich finde keinen Zweifel, dass dem Grundstück einer städtischen Gemeinde nicht durch einen Sclaven eine Dienstbarkeit mit allem Rechte solle erworben werden können.

13Pom­po­nius li­bro quar­to de­ci­mo ad Quin­tum Mu­cium. Si tam an­gus­ti lo­ci de­mons­tra­tio­ne fac­ta via con­ces­sa fue­rit, ut ne­que ve­hi­cu­lum ne­que iu­men­tum ea in­ire pos­sit, iter ma­gis quam via aut ac­tus ad­quisi­tus vi­de­bi­tur: sed si iu­men­tum ea du­ci pot­erit, non et­iam ve­hi­cu­lum, ac­tus vi­de­bi­tur ad­quisi­tus.

13Pompon. lib. XIV. ad Quint. Mucium. Wenn ein Fahrweg mit der Bezeichnung eines so schmalen Raumes bewilligt worden ist, dass weder ein Wagen noch ein Gespann darauf fortkommen kann, so ist anzunehmen, dass hier mehr ein Fusssteig als ein Fahrweg oder Uebertrift erworben worden sei; kann aber zwar Vieh, jedoch kein Wagen darauf fortkommen, so wird eine Uebertrift als erworben angenommen.

14Pau­lus li­bro quin­to de­ci­mo ad Sa­binum. Ser­vi­tu­tes prae­dio­rum rus­ti­co­rum et­iam­si cor­po­ri­bus ac­ce­dunt, in­cor­po­ra­les ta­men sunt et id­eo usu non ca­piun­tur: vel id­eo, quia ta­les sunt ser­vi­tu­tes, ut non ha­beant cer­tam con­ti­nuam­que pos­ses­sio­nem: ne­mo enim tam per­pe­tuo, tam con­ti­nen­ter ire pot­est, ut nul­lo mo­men­to pos­ses­sio eius in­ter­pel­la­ri vi­dea­tur. idem et in ser­vi­tu­ti­bus prae­dio­rum ur­ba­no­rum ob­ser­va­tur. 1Ser­vi­tus iti­ne­ris ad se­pul­chrum pri­va­ti iu­ris ma­net et id­eo re­mit­ti do­mi­no fun­di ser­vien­tis pot­est: et ad­quiri et­iam post re­li­gio­nem se­pul­chri haec ser­vi­tus pot­est. 2Pu­bli­co lo­co in­ter­ve­nien­te vel via pu­bli­ca haus­tus ser­vi­tus im­po­ni pot­est, aquae duc­tus non pot­est: a prin­ci­pe au­tem pe­ti so­let, ut per viam pu­bli­cam aquam du­ce­re si­ne in­com­mo­do pu­bli­co li­ceat. sa­cri et re­li­gio­si lo­ci in­ter­ven­tus et­iam iti­ne­ris ser­vi­tu­tem im­pe­dit, cum ser­vi­tus per ea lo­ca nul­li de­be­ri pot­est.

14Paul. lib. XV. ad Sabin. Ad Dig. 8,1,14 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 163, Note 11.Die Dienstbarkeiten an ländlichen Grundstücken sind, wenn sie auch Körpern anhängen, doch unkörperlich, und können deshalb nicht ersessen werden, oder auch darum, weil sie Dienstbarkeiten von der Art sind, dass sie keinen bestimmten ununterbrochenen Besitz möglich machen; denn Niemand kann [z. B.] so ununterbrochen und fortwährend gehen, dass sein Besitz auch nicht in einem Augenblick als unterbrochen angesehen werden kann. Dasselbe gilt von den Dienstbarkeiten an städtischen Grundstücken11Es ist unverkennbar, dass in diesem Gesetz, das auf die vielbesprochene Lex Scribonia (s. Glück IX. p. 112.) Bezug nimmt, Unsinn enthalten sei. Man wirft daher dem Paulus vor, er habe das letztere nicht verstanden.. 1Die Dienstbarkeit des Fusssteiges zu einem Begräbniss bleibt privatrechtlich, und kann daher dem Eigenthümer des dienenden Grundstücks erlassen werden; dieselbe kann auch erst nach Errichtung des Begräbnisses erworben werden. 2Wenn ein öffentlicher Platz, oder ein öffentlicher Weg dazwischen kommt, so kann einem Grundstück zwar die Dienstbarkeit des Wasserschöpfens auferlegt werden, nicht aber die einer Wasserleitung; man pflegt sich jedoch an den Kaiser zu wenden, um eine Wasserleitung ohne allgemeinen Nachtheil über eine öffentliche Strasse zu führen. Liegt ein heiliger oder religiöser Ort dazwischen, so hindert dies sogar die Dienstbarkeit des Fusssteiges, indem über einen Platz der Art Niemand ein Recht auf eine Dienstbarkeit haben kann.

15Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Quo­tiens nec ho­mi­num nec prae­dio­rum ser­vi­tu­tes sunt, quia ni­hil vi­ci­no­rum in­ter­est, non va­let, vel­uti ne per fun­dum tuum eas aut ibi con­sis­tas: et id­eo si mi­hi con­ce­das ius ti­bi non es­se fun­do tuo uti frui, ni­hil agi­tur: ali­ter at­que si con­ce­das mi­hi ius ti­bi non es­se in fun­do tuo aquam quae­re­re mi­nuen­dae aquae meae gra­tia. 1Ser­vi­tu­tium non ea na­tu­ra est, ut ali­quid fa­ciat quis, vel­uti vi­ri­dia tol­lat aut amoe­nio­rem pro­spec­tum prae­stet, aut in hoc ut in suo pin­gat, sed ut ali­quid pa­tia­tur aut non fa­ciat.

15Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Sobald eine Dienstbarkeit weder [zum Vortheil] eines Menschen noch eines Grundstückes bestellt worden ist, so gilt sie nicht, weil dann dem Nachbar nichts daran gelegen sein kann; z. B. dass du nicht über dein eigenes Landgut gehen oder darauf verweilen wollest; wenn du mir daher zugestehen wolltest, dass du kein Recht mehr haben wollest, dein eigenes Grundstück zu brauchen und zu benutzen, so ist dies ungültig; etwas Anderes ist es aber, wenn du mir zugestehen wolltest, dass du, um mein Wasser nicht zu vermindern, kein Recht habest, auf deinem Grundstück Wasser zu schöpfen. 1Das Wesen der Dienstbarkeiten besteht nicht darin, dass Jemand etwas thue, z. B. Grasgärten abschaffe, oder für eine angenehmere Aussicht sorge, oder dass er auf seinem eigenen Boden Gemälde ausstelle22Pingat, s. Brisson. h. v., sondern darin, dass Jemand etwas leide, oder nicht thue.

16Iu­lia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo no­no di­ges­to­rum. Ei, qui pig­no­ri fun­dum ac­ce­pit, non est in­iquum uti­lem pe­ti­tio­nem ser­vi­tu­tis da­ri, sic­uti ip­sius fun­di uti­lis pe­ti­tio da­bi­tur. idem ser­va­ri con­ve­nit et in eo, ad quem vec­ti­ga­lis fun­dus per­ti­net.

16Jul. lib. XLIX. Dig. Demjenigen, den mein Grundstück als Pfand eingeräumt worden ist, wird billiger Weise eine analoge Klage wegen der Dienstbarkeit ebenso verstattet, wie wegen des Grundstückes selbst. Dasselbe gilt nun auch in Ansehung dessen, dem ein Zinsgut gehört.

17Pom­po­nius li­bro sin­gu­la­ri re­gu­la­rum. Viae iti­ne­ris ac­tus aquae duc­tus pars in ob­li­ga­tio­nem de­du­ci non pot­est, quia usus eo­rum in­di­vi­sus est: et id­eo si sti­pu­la­tor de­ces­se­rit plu­ri­bus he­redi­bus re­lic­tis, sin­gu­li so­li­dam viam pe­tunt: et si pro­mis­sor de­ces­se­rit plu­ri­bus he­redi­bus re­lic­tis, a sin­gu­lis he­redi­bus so­li­da pe­ti­tio est.

17Pompon. lib. singul. Regul. Ein Theil eines Fahrweges, Fusssteiges, einer Uebertrift und Wasserleitung kann nicht Gegenstand einer Verbindlichkeit werden, weil deren Gebrauch nicht getheilt Statt finden kann; wenn daher derjenige, welcher sich [eines dieser Rechte] stipulirt hat, mit Hinterlassung mehrerer Erben gestorben ist, so kann jeder einzelne Klage auf den ganzen Weg erheben, und wenn der Versprechende mit Hinterlassung mehrerer Erben gestorben, so findet die Klage auf das Ganze gegen jeden einzelnen Statt.

18Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo pri­mo quaes­tio­num Pa­pi­nia­ni no­tat. In om­ni­bus ser­vi­tu­ti­bus, quae ad­itio­ne con­fu­sae sunt, re­spon­sum est do­li ex­cep­tio­nem no­ci­tu­ram le­ga­ta­rio, si non pa­tia­tur eas ite­rum im­po­ni.

18Paul. lib. XXXI. Quaest. Papin. notat. Bei allen Dienstbarkeiten, in Ansehung deren durch einen Erbantritt Vereinigung [des dienenden Grundstücks mit dem berechtigten] erfolgt ist, hat man den Grundsatz angenommen, dass dem Vermächtnissinhaber die Einrede der Arglist entgegenstehe, wenn er deren fernern Fortbestand nicht dulden will33Diese Gesetzstelle ist auch mit den Ergänzungen zur Erläuterung schwer zu verstehen. Man denke sich den Fall: A. hat ein Grundstück, an welchem dem B. eine Dienstbarkeit zusteht; er stirbt und setzt den B. zum Universalerben ein, vermacht aber sein dienendes Grundstück dem C. unter einer Bedingung. Bis diese eintritt, gehört nun dem B. das Grundstück des A., mithin wird die Dienstbarkeit durch die Vereinigung des dienstbaren und des berechtigten Grundstücks aufgehoben. Wenn nun aber die Bedingung für C. eintritt, und B. das Grundstück herausgeben muss, so lebt die Dienstbarkeit seines Grundstückes daran wieder auf, und wenn dann C. ex testamento klagt, ohne die Dienstbarkeit anerkennen zu wollen, so steht ihm die Einrede der Arglist entgegen. — Dieses Gesetz hat den sehr natürlichen Grund, weil ohne dies jedem Besitzer eines dienstbaren Grundstücks dasselbe von der Dienstbarkeit befreien könnte..

19La­beo li­bro quar­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Ei fun­do, quem quis ven­dat, ser­vi­tu­tem im­po­ni, et si non uti­lis sit, pos­se ex­is­ti­mo: vel­uti si aquam ali­cui de­de­re du­ce­re non ex­pe­di­ret, ni­hi­lo mi­nus con­sti­tui ea ser­vi­tus pos­sit: quae­dam enim de­be­re ha­be­re pos­su­mus, quam­vis ea no­bis uti­lia non sunt.

19Labeo lib. IV. Posterior. a Javoleno epitom. Dass dem Landgute, welches Jemand verkauft, eine Dienstbarkeit auferlegt werden könne, selbst wenn sie von keinem Nutzen, ist, glaube ich wohl; so z. B. kann, wenn Jemandem eine Wasserleitung gar nichts helfen würde, dennoch diese Dienstbarkeit nichts desto weniger bestellt werden; denn wir können, ein Recht auf Etwas haben, ohne dass es uns von Nutzen ist.

20Ia­vo­le­nus li­bro quin­to ex pos­te­rio­ri­bus La­beo­nis. Quo­tiens via aut ali­quid ius fun­di eme­re­tur, ca­ven­dum pu­tat es­se La­beo per te non fie­ri, quo mi­nus eo iu­re uti pos­sit, quia nul­la eius­mo­di iu­ris va­cua tra­di­tio es­set. ego pu­to usum eius iu­ris pro tra­di­tio­ne pos­ses­sio­nis ac­ci­pien­dum es­se id­eo­que et in­ter­dic­ta vel­uti pos­ses­so­ria con­sti­tu­ta sunt.

20Javolen. lib. V. ex Posteriorib. Labeon. Sobald ein Fahrweg, oder irgend ein Recht eines Landguts erkauft worden ist, so glaubt Labeo, müsse Sicherheit bestellt werden, dass von deiner Seite der Ausübung des Rechtes kein Hinderniss in den Weg gelegt werden werde, weil keine ausschliessliche Uebergabe eines Rechts dieser Art geschehen könne. Ich aber glaube, dass die Ausübung desselben als Besitzübergabe des Rechts anzunehmen sei, weshalb auch eine Art von Besitz-Interdicten dafür begründet sind.