Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Siebentes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VII8,
De usu et habitatione
Liber septimus
VIII.

De usu et habitatione

(Von dem Gebrauch und dem Wohnen.)

1Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Nunc vi­den­dum de usu et ha­bi­ta­tio­ne. 1Con­sti­tui­tur et­iam nu­dus usus, id est si­ne fruc­tu: qui et ip­se is­dem mo­dis con­sti­tui so­let, qui­bus et usus fruc­tus.

1Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Wir wollen nun vom Gebrauch und dem Wohnen sprechen. 1Es kann nämlich auch der blosse Gebrauch, d. h. ohne die Nutzung bestellt werden, und zwar ganz auf dieselbe Weise, wie der Niessbrauch.

2Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Cui usus re­lic­tus est, uti pot­est, frui non pot­est. et de sin­gu­lis vi­den­dum. 1Do­mus usus re­lic­tus est aut ma­ri­to aut mu­lie­ri: si ma­ri­to, pot­est il­lic ha­bi­ta­re non so­lus, ve­rum cum fa­mi­lia quo­que sua. an et cum li­ber­tis, fuit quaes­tio­nis, et Cel­sus scrip­sit, et cum li­ber­tis: pos­se hos­pi­tem quo­que re­ci­pe­re, nam ita li­bro oc­ta­vo de­ci­mo di­ges­to­rum scrip­sit, quam sen­ten­tiam et Tu­be­ro pro­bat. sed an et­iam in­qui­li­num re­ci­pe­re pos­sit, apud La­beo­nem me­mi­ni trac­ta­tum li­bro pos­te­rio­rum, et ait La­beo eum, qui ip­se ha­bi­tat, in­qui­li­num pos­se re­ci­pe­re: idem et hos­pi­tes et li­ber­tos suos

2Ulp. lib. XVII. ad Sabin. Wem der Gebrauch hinterlassen worden ist, der kann wohl den Gebrauch, nicht aber den Genuss ausüben. Wir wollen hier einzelne Fälle betrachten. 1Der Gebrauch eines Hauses ist entweder einem Ehemann oder einem Weibe vermacht worden; wenn einem Ehemann, so kann er darin nicht nur allein wohnen, sondern auch mit seiner Familie, ob auch mit seinen Freigelassenen, das war fraglich. Celsus schreibt, es sei zu bejahen; er könne auch Gäste aufnehmen, dies sagt er im achtzehnten Buche der Digesten, eine Meinung, der Tubero beitritt. Ob er aber auch einen Miethsmann einnehmen könne, darüber erinnere ich mich, dass Labeo in seinem Buch der Posteriorum handle. Labeo sagt, dass der, welcher selbst bewohnt auch einen Miethsmann einnehmen könne; nicht minder Gäste, seine Freigelassenen,

3Pau­lus li­bro ter­tio ad Vi­tel­lium. et clien­tes:
4Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. ce­te­rum si­ne eo ne hos qui­dem ha­bi­ta­re pos­se. Pro­cu­lus au­tem de in­qui­li­no no­tat non bel­le in­qui­li­num di­ci, qui cum eo ha­bi­tet. se­cun­dum haec et si pen­sio­nem per­ci­piat, dum ip­se quo­que in­ha­bi­tat, non erit ei in­vi­den­dum: quid enim si tam spa­tio­sae do­mus usus sit re­lic­tus ho­mi­ni me­dio­cri, ut por­tiun­cu­la con­ten­tus sit? sed et cum his, quos lo­co ser­vo­rum in ope­ris ha­bet, ha­bi­ta­bit, li­cet li­be­ri sint vel ser­vi alie­ni. 1Mu­lie­ri au­tem si usus re­lic­tus sit, pos­se eam et cum ma­ri­to ha­bi­ta­re Quin­tus Mu­cius pri­mus ad­mi­sit, ne ei ma­tri­mo­nio ca­ren­dum fo­ret, cum uti vult do­mo. nam per con­tra­rium quin uxor cum ma­ri­to pos­sit ha­bi­ta­re, nec fuit du­bi­ta­tum. quid er­go si vi­duae le­ga­tus sit, an nup­tiis con­trac­tis post con­sti­tu­tum usum mu­lier ha­bi­ta­re cum ma­ri­to pos­sit? et est ve­rum, ut et Pom­po­nius li­bro quin­to et Pa­pi­nia­nus li­bro no­no de­ci­mo quaes­tio­num pro­bat, pos­se eam cum vi­ro et post­ea nu­ben­tem ha­bi­ta­re. hoc am­plius Pom­po­nius ait et cum so­ce­ro ha­bi­ta­tu­ram.

4Ulp. lib. XVII. ad Sabin. übrigens dürften diese allein ohne ihn nicht darin wohnen. Proculus bemerkt aber über den Miethsmann, dass eigentlich der, welcher mit [dem Nutzniesser] zusammenwohne, unrichtig Miethsmann genannt werde. Hiernach ist es ihm wohl zu verstatten, wenn auch während er selbst darin wohnt, sich ein Miethsgeld geben lässt; denn wenn nun der Gebrauch eines so weitläufigen Hauses einem dürftigen Menschen hinterlassen worden ist, dass er sich mit einem ganz kleinen Theil [davon] begnügt? Er darf auch mit denen, die er statt Sclaven im Dienste hat, darin wohnen, wenn sie auch Freie oder fremde Sclaven sind. 1Wenn der Gebrauch aber einem Weibe hinterlassen worden ist, so erklärte sich zuerst Quintus Mucius dahin für sie, dass sie mit ihrem Ehemann das Haus bewohnen könne, damit sie nicht ehelos zu bleiben genöthigt wäre, wenn sie vom Hause Gebrauch machen wolle; umgekehrt, dass eine Ehefrau mit dem Ehemann zusammen wohnen könne, darüber hat nie Zweifel Statt gefunden. Wie nun, wenn [der Gebrauch] einer Wittwe vermacht worden ist, wird dieselbe, wenn sie, nach der Bestellung des Gebrauchs, sich wieder verheirathet hat, mit ihrem Ehemann darin wohnen dürfen? Es ist wahr, wie auch Pomponius im fünften Buche und Papinian im neunzehnten Buche seiner Quästionen lehren, dass sie auch, wenn sie nachher geheirathet, mit ihrem Mann zusammenwohnen dürfe. Noch mehr sagt Pomponius, sie kann auch mit ihrem Schwiegervater darin wohnen.

5Pau­lus li­bro ter­tio ad Sa­binum. Im­mo et so­cer cum nuru ha­bi­ta­bit, uti­que cum vir una sit.

5Paul. lib. III. ad Sabin. So darf auch der Schwiegervater mit der Schwiegertochter zusammen wohnen, indem sie eine [Person] mit dem Mann ist11d. h. der Schwiegervater, welcher den Gebrauch an einem Hause hat und seinen Sohn ohne allen Zweifel bei sich darf wohnen lassen, kann aus dem oben angegebenen Grunde auch seine Schwiegertochter zu sich in das Haus nehmen..

6Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Non so­lum au­tem cum ma­ri­to, sed et cum li­be­ris li­ber­tis­que ha­bi­ta­re et cum pa­ren­ti­bus pot­erit: et ita et Aris­to no­tat apud Sa­binum. et huc us­que erit pro­ce­den­dum, ut eos­dem quos mas­cu­li re­ci­pe­re et mu­lie­res pos­sint.

6Ulp. lib. XVII. ad Sabin. [Ein Weib] kann aber nicht allein mit ihrem Ehemann, sondern auch mit ihren Kindern, Freigelassenen und Eltern darin wohnen; so bemerkt Aristo zum Sabinus. Dies ist so weit auszudehnen, dass die Weiber ganz dieselben Personen, wie Mannspersonen einnehmen dürfen.

7Pom­po­nius li­bro quin­to ad Sa­binum. Non ali­ter au­tem mu­lier hos­pi­tem re­ci­pe­re pot­est, quam si is sit, qui ho­nes­te cum ea quae usum ha­beat ha­bi­ta­tu­rus sit.

7Pompon. lib. V. ad Sabin. Ein Weib, das den Gebrauch [eines Hauses] hat, darf aber einen Gast nur in dem Falle aufnehmen, wenn er mit ihr ehrbar zusammen lebt.

8Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Sed ne­que lo­ca­bunt se­or­sum ne­que con­ce­dent ha­bi­ta­tio­nem si­ne se nec ven­dent usum. 1Sed si usus ae­dium mu­lie­ri le­ga­tus sit ea con­di­cio­ne ‘si a vi­ro di­vor­tis­set’, re­mit­ten­dam ei con­di­cio­nem et cum vi­ro ha­bi­ta­tu­ram, quod et Pom­po­nius li­bro quin­to pro­bat.

8Ulp. lib. XVII. ad Sabin. Man darf aber weder das ganze Haus22seorsum ist so, wie oben gegeben ist, hier zu verstehen; es bedeutet eigentlich, dass der Gebraucher das Haus nicht vermiethen dürfe, ohne selbst mit darin zu wohnen. vermiethen, noch Jemandem das Wohnen, ohne dass man selbst [mitbewohnt] verstatten, noch den Gebrauch verkaufen. 1Ist aber der Gebrauch an Gebäuden einem Weibe unter der Bedingung vermacht worden, wenn sie sich von ihrem Mann scheiden lasse, so muss ihr die Bedingung erlassen werden, und sie kann mit ihrem Mann zusammen wohnen. Diesem tritt auch Pomponius im fünften Buche bei.

9Pau­lus li­bro ter­tio ad Sa­binum. Ce­te­ra­rum quo­que re­rum usu le­ga­to di­cen­dum est uxo­rem cum vi­ro in pro­mis­cuo usu eas res ha­be­re pos­se.

9Paul. lib. III. ad Sab. Auch wenn an andern Sachen der Gebrauch vermacht worden ist, darf die Ehefrau mit ihrem Mann einen gemeinschaftlichen Gebrauch von den Sachen machen.

10Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Si ha­bi­ta­tio le­ge­tur, an per­in­de sit at­que si usus, quae­ri­tur. et ef­fec­tu qui­dem idem pae­ne es­se le­ga­tum usus et ha­bi­ta­tio­nis et Pa­pi­nia­nus con­sen­sit li­bro oc­ta­vo de­ci­mo quaes­tio­num. de­ni­que do­na­re non pot­erit, sed eas per­so­nas re­ci­piet, quas et usua­rius: ad he­redem ta­men nec ip­sa trans­it nec non uten­do amit­ti­tur nec ca­pi­tis de­mi­nutio­ne. 1Sed si χρῆσις sit re­lic­ta, an usus sit, vi­den­dum: et Pa­pi­nia­nus li­bro sep­ti­mo re­spon­so­rum ait usum es­se, non et­iam fruc­tum re­lic­tum. 2Sed si sic re­lic­tus sit: ‘il­li do­mus usus fruc­tus ha­bi­tan­di cau­sa’, utrum ha­bi­ta­tio­nem so­lam an ve­ro et usum fruc­tum ha­beat, vi­den­dum. et Pro­cu­lus et Ne­ra­tius pu­tant so­lam ha­bi­ta­tio­nem le­ga­tam, quod est ve­rum. pla­ne si di­xis­set tes­ta­tor ‘usum ha­bi­tan­di cau­sa’, non du­bi­ta­re­mus, quin va­le­ret. 3Utrum au­tem unius an­ni sit ha­bi­ta­tio an us­que ad vi­tam, apud ve­te­res quae­si­tum est: et Ruti­lius do­nec vi­vat ha­bi­ta­tio­nem com­pe­te­re ait, quam sen­ten­tiam et Cel­sus pro­bat li­bro oc­ta­vo de­ci­mo di­ges­to­rum. 4Si usus fun­di sit re­lic­tus, mi­nus uti­que es­se quam fruc­tum lon­ge­que ne­mo du­bi­tat. sed quid in ea cau­sa sit, vi­den­dum. et La­beo ait ha­bi­ta­re eum in fun­do pos­se do­mi­num­que pro­hi­bi­tu­rum il­lo venire: sed co­lo­num non pro­hi­bi­tu­rum nec fa­mi­liam, sci­li­cet eam, quae agri co­len­di cau­sa il­lic sit: ce­te­rum si ur­ba­nam fa­mi­liam il­lo mit­tat, qua ra­tio­ne ip­se pro­hi­be­tur, et fa­mi­liam pro­hi­ben­dam eius­dem ra­tio­nis est. idem La­beo ait et cel­la vi­na­ria et olea­ria eum so­lum usu­rum, do­mi­num ve­ro in­vi­to eo non usu­rum.

10Ulp. lib. XVII. ad Sabin. Ad Dig. 7,8,10 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 208, Note 4.Es ist fraglich, ob, wenn das Wohnen vermacht wird, es einerlei sei, wie wenn der Gebrauch [vermacht worden wäre]. Dass das Vermächtniss des Gebrauchs und des Wohnens in Ansehung der Wirkung fast gleich sei; darin stimmt auch Papinian in achtzehnten Buche seiner Quästionen ein. Auch verschenken kann man [das Wohnen] nicht, sondern nur solche Personen einnehmen, wie der Gebraucher; auf den Erben geht [das Wohnen] ebensowenig über, als dasselbe durch Nichtgebrauch oder Standesrechtsveränderung verloren geht. 1Wenn die χρῆσις33χρῆσις heisst zwar in den Basiliken (z. B. T. II. L. XVI. Tit. 8. Const. 39. Pag. 299) stets soviel als ususfructus; dass indessen hier ein anderer Sinn zu verstehen sei, ist klar. Raevardus Varior. lib. II. c. 12. erklärt zwar χρῆσις für usus, erläutert es aber so, dass er ihm χτῆσις entgegensetzt, und darunter den alten Unterschied des dominii in quiritarium und bonitarium verstand; ich bemerke hierzu nur, dass wenigstens die Stelle im Cic. (ad Div. VII, 29) worauf er sich bezieht: χτῆσει μέν tuus, χτήσει δὲ Attici nostri, obigem Sinn nicht entspricht, sondern usus und posessio sich hier entgegenstehen — Ulpian hat hier nur eine Erklärung des Wortes χτῆσις geben wollen, und es ist nicht ethwa eine besondere servitus personalis, zu versteh, die zwischen usus und ususfructus stände. Ueber die weitere Erläuterung kann ich füglich auf Hombergh zu Vach Uebersetzung der Novellen, II., not. 10. Bezug nehmen. Nur will ich noch hinzufügen, dass die Basiliken χτῆσις für usus, ususfructus und habitatio zugleich brauchen, z. B. Lib. XVI. T. 8. C. 36. (T. II. 298) ἡ χρῆσις τῆς οἰκήσεως, οὔτε χρῆσις ἀπλή ἐστιν, οὕτε χρῆσις καρπῶν, ἀλλ᾽ἰδιάζον δίκαιον, u. s. w. und es nur durch besondere Beisätze unterscheiden. (Gebrauch) hinterlassen worden ist, so fragt es sich, ob hierunter der Gebrauch gemeint sei; Papinian im siebenten Buche seiner Gutachten sagt, es sei der Gebrauch zu verstehen, nicht auch die Benutzung. 2Ist so gesagt worden, dem (N.) vermache ich den Niessbrauch am Hause des Wohnens wegen, so fragt es sich, ob hier derselbe blos das Wohnen als Vermächtniss erhalte, oder auch den Niessbrauch. Priscus sowohl als Neratius glauben, dass nur das Wohnen vermacht sei; dies ist richtig. Hätte der Testator gesagt den Gebrauch des Wohnens wegen, so würde man keinen Zweifel darüber hegen. 3Bei den Alten war es fraglich, ob das Wohnen auf ein Jahr oder auf Lebenszeit zu verstehen sei. Rutilius glaubte, das Wohnen bleibe auf Lebenszeit zuständig. Dieser Ansicht tritt auch Celsus im achtzehnten Buche der Digesten bei. 4Dass wenn der Gebrauch von einem Landgute hinterlassen worden, hierin weit weniger enthalten sei, als in der Benutzung, darüber waltet kein Zweifel ob. Was aber in demselben enthalten sei, wollen wir nun betrachten. Labeo sagt, [der Berechtigte] könne auf dem Landgute wohnen, dem Eigenthümer verbieten, dahinzukommen, nicht aber dem Pächter noch dessen Gesinde, insofern es sich nämlich der Ackerbestellung wegen dort aufhält. Wenn er [der Eigenthümer] übrigens sein städtisches Gesinde dahin schicke, so könne dies aus demselben Grunde, wie er selbst, daran verhindert werden. Auch, sagt Labeo, könne er die Weinkeller und Oelkeller allein gebrauchen, der Eigenthümer sich derselben aber ohne seinen Willen nicht bedienen.

11Gaius li­bro se­cun­do re­rum cot­ti­dia­na­rum si­ve au­reo­rum. In­que eo fun­do hac­te­nus ei mo­ra­ri li­cet, ut ne­que do­mi­no fun­di mo­les­tus sit ne­que his, per quos ope­ra rus­ti­ca fiunt, im­pe­d­imen­to sit: nec ul­li alii ius quod ha­bet aut ven­de­re aut lo­ca­re aut gra­tis con­ce­de­re pot­est.

11Gaj. lib. II. Rerum quotidianarum sive aureorum. Auf dem Acker darf er so lange verweilen, als er dem Eigenthümer desselben weder lästig, noch denen, welche die Feldarbeit verrichten, hinderlich ist. An einen Andern kann er das Recht, was er hat, weder verkaufen, noch vermiethen, oder umsonst abtreten.

12Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Ple­num au­tem usum de­bet ha­be­re, si et vil­lae et prae­to­rii ei re­lic­tus est. venire pla­ne pro­prie­ta­rium ad fruc­tus per­ci­pien­dos ma­gis di­cen­dum est, et per tem­po­ra fruc­tuum col­li­gen­do­rum et­iam ha­bi­ta­re il­lic pos­se ad­mit­ten­dum est. 1Prae­ter ha­bi­ta­tio­nem quam ha­bet, cui usus da­tus est de­am­bu­lan­di quo­que et ges­tan­di ius ha­be­bit. Sa­b­inus et Cas­sius et lig­nis ad usum cot­ti­dia­num et hor­to et po­mis et ho­le­ri­bus et flo­ri­bus et aqua usu­rum, non us­que ad com­pen­dium, sed ad usum, sci­li­cet non us­que ad ab­usum: idem Ner­va, et ad­icit stra­men­tis et sar­men­tis et­iam usu­rum, sed ne­que fo­liis ne­que oleo ne­que fru­men­to ne­que fru­gi­bus usu­rum. sed Sa­b­inus et Cas­sius et La­beo et Pro­cu­lus hoc am­plius et­iam ex his quae in fun­do nas­cun­tur, quod ad vic­tum si­bi suis­que suf­fi­ciat sump­tu­rum et ex his quae Ner­va ne­ga­vit: Iu­ven­tius et­iam cum con­vi­vis et hos­pi­ti­bus pos­se uti: quae sen­ten­tia mi­hi ve­ra vi­de­tur: ali­quo enim lar­gius cum usua­rio agen­dum est pro dig­ni­ta­te eius, cui re­lic­tus est usus. sed ute­tur his, ut pu­to, dum­ta­xat in vil­la: po­mis au­tem et ole­ri­bus et flo­ri­bus et lig­nis vi­den­dum, utrum eo­dem lo­co uta­tur dum­ta­xat an et­iam in op­pi­dum ei de­fer­ri pos­sint: sed me­lius est ac­ci­pe­re et in op­pi­dum de­fe­ren­da, ne­que enim gra­ve onus est ho­rum, si ab­un­dent in fun­do. 2Sed si pe­co­ris ei usus re­lic­tus est, pu­ta gre­gis ovi­lis, ad ster­co­ran­dum usu­rum dum­ta­xat La­beo ait, sed ne­que la­na ne­que ag­nis ne­que lac­te usu­rum: haec enim ma­gis in fruc­tu es­se. hoc am­plius et­iam mo­di­co lac­te usu­rum pu­to: ne­que enim tam stric­te in­ter­pre­tan­dae sunt vo­lun­ta­tes de­func­to­rum. 3Sed si boum ar­men­ti usus re­lin­qua­tur, om­nem usum ha­be­bit et ad aran­dum et ad ce­te­ra, ad quae bo­ves ap­ti sunt. 4Equi­tii quo­que le­ga­to usu vi­den­dum, ne et do­ma­re pos­sit et ad ve­hen­dum sub iu­go uti. et si for­te au­ri­ga fuit, cui usus equo­rum re­lic­tus est, non pu­to eum cir­cen­si­bus his usu­rum, quia qua­si lo­ca­re eos vi­de­tur: sed si tes­ta­tor sciens eum hu­ius es­se in­sti­tu­ti et vi­tae re­li­quit, vi­de­tur et­iam de hoc usu sen­sis­se. 5Si usus mi­nis­te­rii ali­cui fue­rit re­lic­tus, ad suum mi­nis­te­rium ute­tur et ad li­be­ro­rum con­iu­gis­que, ne­que vi­de­bi­tur alii con­ces­sis­se, si si­mul cum ip­sis uta­tur: quam­quam, si fi­lio fa­mi­lias usus ser­vi sit re­lic­tus vel ser­vo, pa­tri do­mi­no­ve ad­quisi­tus ip­sius dum­ta­xat usum ex­igat, non et­iam eo­rum qui sunt in po­tes­ta­te. 6Ope­ras au­tem ser­vi usua­rii non lo­ca­bit ne­que alii uten­do con­ce­det, et ita La­beo: quem­ad­mo­dum enim con­ce­de­re alii ope­ras pot­erit, cum ip­se uti de­beat? idem ta­men La­beo pu­tat, si fun­dum con­du­xe­rit quis, usua­rium ser­vum pos­se ibi ope­ra­ri: quid enim in­ter­est, in qua re ope­ra eius uta­tur? qua­re et si la­nam con­du­xe­rit usua­rius ex­pe­dien­dam, pot­erit et­iam per usua­rias an­cil­las opus per­fi­ce­re, idem­que, si ves­ti­men­ta te­xen­da red­eme­rit vel in­su­lam vel na­vem fa­b­ri­can­dam, pot­erit ad haec ope­ris uti usua­rii: nec of­fen­de­tur il­la Sa­b­ini sen­ten­tia an­cil­lae usu da­to ad la­ni­fi­cium eam non mit­ti nec ex ope­ris mer­ce­dem ca­pi, sed si­bi la­nam fa­ce­re iu­re co­ge­re: si­bi enim fa­ce­re vi­de­tur, qui non ope­ras eius lo­ca­vit, sed opus quod con­du­xit ex­pe­diit. idem et Oc­ta­ve­nus pro­bat.

12Ulp. lib. XVII. ad Sabin. Den vollen Gebrauch muss er aber haben, wenn ihm [der Gebrauch] von einem Landhause und von einem Wohnhause hinterlassen worden ist. Dass der Eigenheitsherr zur Einerntung der Früchte dahin kommen dürfe, versteht sich von selbst, und es ist ihm auch zu gestatten, zur Zeit der Ernte daselbst zu wohnen. 1Ausser dem Wohnen, wozu der berechtigt ist, dem der Gebrauch gegeben worden, hat er auch das Recht zum Spatzierengehen und Reiten. Sabinus und Cassius [sagen,] er könne auch Holz zum täglichen Bedarf entnehmen, und den Garten, Obst, Küchengewächs, Blumen und Wasser brauchen, nicht um Gewinn daraus zu ziehen, sondern zum Gebrauch, d. h. nicht bis zum Missbrauch. Dasselbe sagt Nerva und setzt hinzu, er könne auch die Streue gebrauchen, aber weder Blätter noch Oel, noch Getraide, noch Früchte. Sabinus aber, Cassius, Labeo und Proculus [sagen], er könne allerdings von Allem, was auf dem Landgute wachse, den Bedarf für sich und die Seinigen nehmen, auch von dem, was Nerva in Abrede gestellt hat. Juventius sagt, er könne auch für seine Gäste und Gastfreunde davon Gebrauch machen. Diese Ansicht scheint mir richtig, denn dem, welchem der Gebrauch hinterlassen worden ist, muss seinem Stande gemäss schon etwas mehr zugestanden werden. Er darf jedoch, nach meinem Dafürhalten, nur im Landhause selbst den Gebrauch machen; ob er auch Obst, Küchengewächse, Blumen und Holz nur an Ort und Stelle gebrauchen, oder es auch nach der Stadt zu sich hinbringen lassen dürfe, das ist fraglich. Richtiger ist die Annahme, dass ihm auch das Letztere frei stehe; denn wenn auf dem Landgute Ueberfluss daran herrscht, so ist dies keine grosse Beschwerde. 2Ist aber der Gebrauch von Vieh hinterlassen worden, z. B. einer Schaafheerde, so sagt Labeo, erstrecke sich der Gebrauch nur auf die Düngung; Wolle, Lämmer und Milch sind davon ausgeschlossen; diese gehören mehr zur Nutzung. Ich glaube aber, dass er auch einigen Gebrauch von der Milch machen könne; denn der Wille des Verstorbenen ist nicht so streng auszulegen. 3Ist aber der Gebrauch von Zugochsen hinterlassen worden, so hat man den vollen Gebrauch, sowohl zum Pflügen, als zu andern Dingen, wozu Ochsen tauglich sind. 4Wenn [Jemandem] der Gebrauch von einem Gespann Pferden vermacht worden ist, so fragt es sich, ob er sie auch zureiten oder einspannen dürfe. War der, dem der Gebrauch von den Pferden vermacht worden ist, ein Fuhrmann, so kann er sie zu den Circensischen Spielen [z. B.] nicht gebrauchen, weil er sie dann gleichsam zu vermiethen schiene; hat sie ihm aber der Testator wissentlich, dass er zu den Leuten dieser Classe gehöre, hinterlassen, so wird angenommen, als habe er auch diesen Gebrauch gemeint. 5Ist Jemandem der Gebrauch von Dienstleistungen [eines Sclaven] hinterlassen worden, so kann er sich desselben zu seiner Bedienung und der seiner Gattin und Kinder bedienen, und es wird nicht so angesehen, als habe er sie einem Andern abgetreten, wenn er sich ihrer mit denselben zugleich bedient; obschon, wenn einem Familiensohn oder Sclaven der Gebrauch eines Sclaven hinterlassen und für den Vater oder Herrn erworben worden ist, derselbe sich nur auf Letztere [mit] erstreckt, und nicht auch auf diejenigen, welche sich in deren Gewalt befinden. 6Vermiethen, oder einem Audern zum Gebrauch bewilligen, darf man die Dienstleistungen eines Gebrauchssclaven nicht; dies sagt Labeo. Denn wie kann er einem Andern Dienstleistungen abtreten, wenn er selbst davon Gebrauch machen soll? Doch glaubt Labeo, dass wenn man ein Landgut erpachtet habe, man einen Gebrauchssclaven daselbst beschäftigen könne. Denn was kommt darauf an, wobei seine Dienstleistungen verwendet werden? — Hat daher ein Gebraucher Wolle zu spinnen miethweise übernommen, so kann er dies auch durch Gebrauchssclaven besorgen lassen; ebenso kann er, wenn er Kleider zu weben, oder ein Haus oder Schiff zu bauen übernommen hat, sich dabei der Dienstleistungen eines Gebrauchssclaven bedienen. Hierdurch wird auch der Ansicht des Sabinus, dass man, wenn der Gebrauch von einer Sclavin verliehen worden sei, sie nicht in eine Wollspinnerei schicken, noch aus den Dienstleistungen einen Gewinn ziehen dürfe, sondern sie nur mit Recht zwingen könne, Wolle für sich selbst zu spinnen, nicht zu nahe getreten; denn, wer deren Dienstleistungen nicht vermiethet, sondern durch sie eine auf Miethe übernommene Arbeit besorgen lässt, der wird auch als für sich handelnd angesehen; diesem tritt auch Labeo bei.

13Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Sed ip­si ser­vo an­cil­lae­ve pro ope­ra mer­ce­dem im­po­ni pos­se La­beo­ni pla­cet.

13Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Dass dem Sclaven oder der Sclavin selbst statt ihrer Dienste ein Lohn auferlegt werden könne, scheint dem Labeo zulässig.

14Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Per ser­vum usua­rium si sti­pu­ler vel per tra­di­tio­nem ac­ci­piam, an ad­quiram, quae­ri­tur, si ex re mea vel ex ope­ris eius. et si qui­dem ex ope­ris eius, non va­le­bit, quon­iam nec lo­ca­re ope­ras eius pos­su­mus: sed si ex re mea, di­ci­mus ser­vum usua­rium sti­pu­lan­tem vel per tra­di­tio­nem ac­ci­pien­tem mi­hi ad­quire­re, cum hac ope­ra eius utar. 1Usus fruc­tus an fruc­tus le­ge­tur, ni­hil in­ter­est, nam fruc­tui et usus in­est, usui fruc­tus de­est: et fruc­tus qui­dem si­ne usu es­se non pot­est, usus si­ne fruc­tu pot­est. de­ni­que si ti­bi fruc­tus de­duc­to usu le­ga­tus sit, in­uti­le es­se le­ga­tum Pom­po­nius li­bro quin­to ad Sa­binum scri­bit: et si for­te usu fruc­tu le­ga­to fruc­tus ad­ima­tur, to­tum vi­de­ri ad­emp­tum scri­bit: sed si fruc­tus si­ne usu, usum vi­de­ri con­sti­tu­tum, qui et ab in­itio con­sti­tui pot­est. sed si usu fruc­tu le­ga­to usus ad­ima­tur, Aris­to scri­bit nul­lam es­se ad­emp­tio­nem: quae sen­ten­tia be­ni­gnior est. 2Usu le­ga­to si ei­dem fruc­tus le­ge­tur, Pom­po­nius ait con­fun­di eum cum usu. idem ait et si ti­bi usus, mi­hi fruc­tus le­ge­tur, con­cur­re­re nos in usu, me so­lum fruc­tum ha­bi­tu­rum. 3Pot­erit au­tem apud alium es­se usus, apud alium fruc­tus si­ne usu, apud alium pro­prie­tas: vel­uti si qui ha­bet fun­dum, le­ga­ve­rit Ti­tio usum, mox he­res eius ti­bi fruc­tum le­ga­ve­rit vel alio mo­do con­sti­tue­rit.

14Ulp. lib. XVII. ad Sabin. Wenn ich durch einen Gebrauchssclaven eine Stipulation eingehe, oder etwas durch Uebergabe erhalte oder erwerbe, so kommt es darauf an, ob es von meinem eigenen Vermögen oder durch seine Dienstleistungen [entstanden] sei; wenn durch seine Dienstleistungen, so gilt es nicht, weil man dieselben auch nicht vermiethen darf; wenn aber aus meinem Vermögen, so erwirbt der Gebrauchssclav durch Stipulation oder Empfang durch Uebergabe für mich, indem ich hierin von seinem Dienste Gebrauch mache. 1Ad Dig. 7,8,14,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 202, Note 1.Ob der Niessbrauch oder [blos] die Benutzung vermacht wird, ist ganz gleich; denn in der Benutzung liegt auch der Gebrauch, dem Gebrauch fehlt aber die Benutzung; und die Benutzung kann zwar ohne den Gebrauch nicht bestehen, wohl aber der Gebrauch ohne die Benutzung. Ist dir daher die Benutzung mit Abzug des Gebrauchs vermacht worden; so ist, wie Pomponius im fünften Buche zum Sabinus schreibt, das Vermächtniss ungültig, und wenn der Niessbrauch vermacht und die Benutzung entzogen worden ist, so schreibt er, werde das Ganze als wieder entzogen angesehn. Wenn aber die Benutzung ohne Gebrauch, so werde der letztere44s. Noodt de usufr. II. 1. p. 392. Opp. omn. für bestellt angesehen, weil er ursprünglich so bestellt werden kann. Wird aber die Benutzung vermacht, und der Gebrauch entzogen, so schreibt Aristo, werde die Entziehung als ungültig angesehen; diese Ansicht ist gelinder. 2Ad Dig. 7,8,14,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 202, Note 1.Wird Jemandem, dem der Gebrauch schon vermacht worden ist, auch noch die Benutzung vermacht, so sagt Papinianus, falle dieselbe mit dem Gebrauch zusammen. Auch sagte derselbe, wenn dir der Gebrauch und mir die Benutzung vermacht worden ist, so haben wir den Gebrauch gemeinschaftlich, ich aber die Benutzung allein. 3Es kann aber der Eine den Gebrauch, der Andere die Benutzung ohne den Gebrauch und der Dritte die Eigenheit haben; z. B. wenn Jemand, der ein Landgut hat, dem Titius den Gebrauch vermacht, und kurz darnach sein Erbe dir die Benutzung vermacht, oder auf andere Weise bestellt hat.

15Pau­lus li­bro ter­tio ad Sa­binum. Fun­di usu le­ga­to li­ce­bit usua­rio et ex penu quod in an­num dum­ta­xat suf­fi­ciat ca­pe­re, li­cet me­dio­cris prae­dii eo mo­do fruc­tus con­su­man­tur: quia et do­mo et ser­vo ita ute­re­tur, ut ni­hil alii fruc­tuum no­mi­ne su­per­es­set. 1Sic­uti is, cui usus fun­di le­ga­tus est, quo mi­nus do­mi­nus agri co­len­di cau­sa ibi ver­se­tur, pro­hi­be­re non pot­est (alio­quin et frui do­mi­num pro­hi­be­bit), ita nec he­res quic­quam fa­ce­re de­bet, quo mi­nus is cui usus le­ga­tus est uta­tur, ut bo­nus pa­ter fa­mi­lias uti de­bet.

15Paul. lib. III. ad Sabin. Wenn der Gebrauch von einem Landgute vermacht worden ist, so wird dem Gebraucher frei stehen, seinen jährlichen Bedarf an [auf demselben wachsenden] Speisen zu entnehmen, selbst wenn die Nutzungen eines weniger grossen Landguts dadurch verzehrt werden, weil er auch [z. B.] von einem Hause, oder einem Sclaven einen solchen Gebrauch machen könnte, dass keinem Andern von deren Nutzung etwas übrig bliebe. 1So wenig derjenige, dem der Gebrauch eines Landgutes vermacht worden ist, dem Eigenthümer behindern darf, der Bestellung des Landes wegen daselbst zu verweilen, indem er denselben sonst in der Benutzung stören würde, so darf auch der Erbe nichts unternehmen, wodurch derjenige, dem der Gebrauch vermacht worden ist, im Gebrauch, wie ihn ein guter Wirth zu ziehn pflegt, gehindert würde.

16Pom­po­nius li­bro quin­to ad Sa­binum. Si ita le­ga­tus es­set usus fun­di, ut in­struc­tus es­set, ea­rum re­rum, quae in­stru­men­to fun­di es­sent, per­in­de ad le­ga­ta­rium usus per­ti­net ac si no­mi­na­tim ei ea­rum re­rum usus le­ga­tus fuis­set. 1Do­mi­nus pro­prie­ta­tis et­iam in­vi­to usu­fruc­tua­rio vel usua­rio fun­dum vel ae­des per sal­tua­rium vel in­su­la­rium cus­to­di­re pot­est: in­ter­est enim eius fi­nes prae­dii tue­ri. ea­que om­nia di­cen­da sunt, quo­li­bet mo­do con­sti­tu­tus usus fruc­tus vel usus fue­rit. 2Ser­vo, cu­ius usum dum­ta­xat, non et­iam fruc­tum ha­be­mus, pot­est et a no­bis quid do­na­ri vel et­iam ex pe­cu­nia nos­tra neg­otia­tum es­se, ut quid­quid eo mo­do ad­quisie­rit, in pe­cu­lio nos­tro sit.

16Pompon. lib. V. ad Sabin. Wenn der Gebrauch eines Landgutes dergestalt vermacht worden ist, dass es mit allem Schiff und Geschirr versehen sein sollte, so wird mithin auch der Gebrauch von allen hierin begriffenen Sachen dem Vermächtnissinhaber zukommen, wie wenn ihm an allen denselben der Gebranch namentlich vermacht worden wäre. 1Der Eigenheitsherr darf auch wider Willen des Niessbrauchers oder Gebrauchers das Landgut oder die Gebäude durch einen Feldhüter oder Hauswächter bewachen lassen; denn er ist dabei interessirt, dass die Grenzen des Grundstücks geschützt werden. Alles dies gilt allemal, der Niessbrauch oder Gebrauch mag bestellt sein, auf welche Weise er will. 2Einem Sclaven, an dem man blos den Gebrauch und nicht die Benutzung hat, kann man auch Etwas schenken, oder ihn mit unserm Gelde ein Geschäft treiben lassen, so dass, was er auf diese Weise erworben hat, zu unserm Vermögen gehörig wird.

17Afri­ca­nus li­bro quin­to quaes­tio­num. Fi­lio fa­mi­lias vel ser­vo ae­dium usu le­ga­to et uti­le le­ga­tum es­se ex­is­ti­mo et eo­dem mo­do per­se­cu­tio­nem eius com­pe­ti­tu­ram, quo com­pe­te­ret, si fruc­tus quo­que le­ga­tus es­set. ita­que non mi­nus ab­sen­te quam prae­sen­te fi­lio ser­vo­ve pa­ter do­mi­nus­ve in his ae­di­bus ha­bi­ta­bit.

17African. lib. V. Quaest. Wenn einem Familiensohn oder einem Sclaven der Gebrauch von einem Gebäude vermacht worden ist, so ist das Vermächtniss nach meinem Erachten ebensowohl gültig, als auf dieselbe Weise seine rechtliche Verfolgung zuständig, wie sie es sein würde, wenn auch die Benutzung vermacht worden wäre. Daher kann der Vater und Herr ebensowohl in Abwesenheit als in Gegenwart des Sohnes und Sclaven in dem Gebäude wohnen.

18Pau­lus li­bro no­no ad Plau­tium. Si do­mus usus le­ga­tus sit si­ne fruc­tu, com­mu­nis re­fec­tio est rei in sar­tis tec­tis tam he­redis quam usua­rii. vi­dea­mus ta­men, ne, si fruc­tum he­res ac­ci­piat, ip­se re­fi­ce­re de­beat, si ve­ro ta­lis sit res, cu­ius usus le­ga­tus est, ut he­res fruc­tum per­ci­pe­re non pos­sit, le­ga­ta­rius re­fi­ce­re co­gen­dus est: quae di­stinc­tio ra­tio­nem ha­bet.

18Paul. lib. IX. ad Plaut. Wenn der Gebrauch eines Hauses oder dessen Benutzung vermacht worden ist, so kann sowohl der Erbe wie der Gebraucher die Ausbesserungen in Dach und Fach tragen müssen. Denn wenn der Erbe die Nutzungen zieht, so muss er die Ausbesserungen allein tragen, ist aber die Sache, wovon der Gebrauch vermacht worden ist, von solcher Beschaffenheit, dass der Erbe gar keine Nutzungen ziehen kann, so muss der Vermächtnissinhaber die Ausbesserung übernehmen. Diese Unterscheidung hat Grund.

19Idem li­bro ter­tio ad Vi­tel­lium. Usus pars le­ga­ri non pot­est: nam frui qui­dem pro par­te pos­su­mus, uti pro par­te non pos­su­mus.

19Idem. lib. III. ad Vitellium. Ein Theil des Gebrauchs kann nicht vermacht werden; denn Nutzungen kann man wohl theilweise ziehn, theilweise gebrauchen kann man aber nicht.

20Mar­cel­lus li­bro ter­tio de­ci­mo di­ges­to­rum. Ser­vus, cu­ius mi­hi usus le­ga­tus est, ad­quirit mi­hi, si in­sti­tor erit et ope­ris eius utar in ta­ber­na: nam mer­ci­bus ven­dun­dis emen­dis­que ad­quirit mi­hi: sed et si ius­su meo per tra­di­tio­nem ac­ci­piet.

20Marcell. lib. XIII. Dig. Ein Sclav, an dem mir der Gebrauch vermacht worden ist, erwirbt für mich; wenn ich ihn zum Factor mache und seine Dienstleistungen in einem Laden gebrauche; denn durch den Kauf und Verkauf von Waaren erwirbt er für mich; auch [erwirbt er], wenn er auf meinen Befehl durch Uebergabe etwas empfängt.

21Mo­des­ti­nus li­bro se­cun­do re­gu­la­rum. Usus aquae per­so­na­lis est et id­eo ad he­redem usua­rii trans­mit­ti non pot­est.

21Modestin. lib. II. Regul. Der Gebrauch von Wasser ist persönlich und kann deher auf den Erben des Gebrauchers nicht übertragen werden.

22Pom­po­nius li­bro quin­to ad Quin­tum Mu­cium. Di­vus Ha­d­ria­nus, cum qui­bus­dam usus sil­vae le­ga­tus es­set, sta­tuit fruc­tum quo­que eis le­ga­tum vi­de­ri, quia ni­si li­ce­ret le­ga­ta­riis cae­de­re sil­vam et ven­de­re, quem­ad­mo­dum usu­fruc­tua­riis li­cet, ni­hil ha­bi­tu­ri es­sent ex eo le­ga­to. 1Li­cet tam an­gus­tus est le­ga­ta­rius, cui do­mus usus le­ga­tus est, ut non pos­sit oc­cu­pa­re to­tius do­mus usum, ta­men eis quae va­ca­bunt pro­prie­ta­rius non ute­tur, quia li­ce­bit usua­rio aliis et aliis tem­po­ri­bus to­ta do­mo uti, cum in­ter­dum do­mi­ni quo­que ae­dium, pro­ut tem­po­ris con­di­cio ex­igit, qui­bus­dam utan­tur, qui­bus­dam non utan­tur. 2Usu le­ga­to si plus usus sit le­ga­ta­rius quam opor­tet, of­fi­cio iu­di­cis, qui iu­di­cat quem­ad­mo­dum uta­tur, quid con­ti­ne­tur? ne ali­ter quam de­bet uta­tur.

22Pompon. lib. V. ad Quint. Mucium. In einem Fall, wo Mehrern der Gebrauch von einem Walde vermacht worden war, verordnete der Kaiser Hadrian, dass auch die Benutzung als ihnen vermacht anzusehen sei, weil, wenn den Vermächtnissinhabern nicht wie den Niessbrauchern frei stände, das Holz zu hauen und zu verkaufen, sie gar nichts von dem Vermächtniss haben würden. 1Wenn auch der Vermächtnissinhaber, dem der Gebrauch eines Hauses vermacht worden ist, so wenig Raum bedarf, dass er vom ganzen Hause keinen Gebrauch machen kann, so darf der Eigenheitsherr doch die leeren Gemächer nicht gebrauchen, weil dem Gebraucher frei steht, von Zeit zu Zeit das ganze Haus zu gebrauchen, da ja auch zuweilen die Eigenthümer je nach den Zeitumständen bald manche [Zimmer] ihres Hauses gebrauchen, bald nicht gebrauchen. 2Wenn derjenige, dem der Gebrauch vermacht worden ist, denselben über die Gebühr ausgedehnt hat, wie muss der erkennende Richter da den Umfang des Gebrauchs feststellen? — Dass er nur, so weit er darf, den Gebrauch ausübe.

23Pau­lus li­bro pri­mo ad Ne­ra­tium. Ne­ra­tius: usua­riae rei spe­ciem is cu­ius pro­prie­tas est nul­lo mo­do com­mu­ta­re pot­est. Pau­lus: de­te­rio­rem enim cau­sam usua­rii fa­ce­re non pot­est: fa­cit au­tem de­te­rio­rem et­iam in me­lio­rem sta­tum com­mu­ta­ta.

23Paul. lib. I. ad Neratium. Neratius: Die Gestalt einer Sache, woran [einem Andern] der Gebrauch zusteht, darf derjenige, dessen eigen sie ist, auf keine Weise verändern. Paulus: denn er darf dem Zustande, worin der Gebraucher sich befinder, keinen Eintrag thun, und dies geschieht, auch wenn die Sache in einen bessern Zustand versetzt wird.