Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 26 übersetzt von Hunger unter Redaction von Otto
Dig. XXVI8,
De auctoritate et consensu tutorum et curatorum
Liber vicesimus sextus
VIII.

De auctoritate et consensu tutorum et curatorum

(Von der Ermächtigung1 und der Zustimmung der Vormünder und Curatoren.)

1Das Wort auctoritas geht blos auf die Vormünder, weil nur diese auctores esse possunt. Curatoren consentiren, aber auctoriren nicht.

1Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad Sa­binum. Quam­quam re­gu­la sit iu­ris ci­vi­lis in rem suam auc­to­rem tu­to­rem fie­ri non pos­se, ta­men pot­est tu­tor pro­prii sui de­bi­to­ris he­redi­ta­tem ad­eun­ti pu­pil­lo auc­to­ri­ta­tem ac­com­mo­da­re, quam­vis per hoc de­bi­tor eius ef­fi­cia­tur: pri­ma enim ra­tio auc­to­ri­ta­tis ea est, ut he­res fiat, per con­se­quen­tias con­tin­git, ut de­bi­tum sub­eat. se ta­men auc­to­re ab eo sti­pu­la­ri non pot­est. et cum qui­dam auc­to­ri­ta­tem ac­com­mo­da­ret pu­pil­lae suae, ut ser­vo suo sti­pu­lan­ti spon­de­ret, di­vus Pius An­to­ni­nus re­scrip­sit iu­re pu­pil­lam non te­ne­ri, sed in quan­tum lo­cu­ple­tior fac­ta est, dan­dam ac­tio­nem. sed si auc­tor fiat, ut fi­lio suo quid tra­da­tur, nul­la erit auc­to­ri­tas: evi­den­ter enim sua auc­to­ri­ta­te rem ad­quirit. 1Tu­tor si in­vi­tus re­ten­tus sit per vim, non va­let quod agi­tur: ne­que enim prae­sen­tia cor­po­ris suf­fi­cit ad auc­to­ri­ta­tem, ut si som­no aut mor­bo com­itia­li oc­cu­pa­tus ta­cuis­set.

1Ulp. lib. I. ad Sabin. Ob es gleich eine Vorschrift des bürgerlichen Rechtes ist, dass kein Vormund [dem Mündel] seine [Genehmigung] für seine Angelegenheit ertheilen könne, so kann er (der Vormund) doch den Mündel zur Erbschaftsantretung seines eigenen Schuldners ermächtigen, wenn dieser [Mündel] gleich dadurch sein Schuldner wird. Denn der erste Grund der Ermächtigung ist, dass der Mündel Erbe werde, und davon ist das Gerathen in das Schuldverhältniss blos eine Folge. Aber unter seiner eigenen Ermächtigung kann der Vormund sich nichts vom Mündel versprechen lassen. Da nun Jemand seine Pflegbefohlene ermächtigte, seinem Sclaven, der stipulirte, Etwas zu geloben, so verfügte der höchstselige Pius Antoninus, nach den Vorschriften des Rechts könne die Pflegbefohlene nicht in Anspruch genommen werden, allein darauf stehe eine Klage zu, um wieviel sie sich dadurch bereicherte. Ertheilte aber [der Vormund] sein Vollwort dazu, dass seinem Sohne Etwas übergeben werde, so ist diese Ermächtigung nichtig, denn augenscheinlich erwirbt er [hier] die Sache durch seine eigene Ermächtigung. 1Wird ein Vormund zu seiner Ermächtigung gezwungen, so ist das Geschäft ungültig. Denn die körperliche Gegenwart genügt nicht zur Ermächtigung, und es ist ebenso, als ob er durch Schlaf- oder die Fallsucht verhindert, nicht widersprochen hätte.

2Idem li­bro vi­ce­si­mo quar­to ad Sa­binum. Nul­la dif­fe­ren­tia est, non in­ter­ve­niat auc­to­ri­tas tu­to­ris an per­pe­ram ad­hi­bea­tur.

2Idem lib. XXIV. ad Sabin. Es ist kein Unterschied darin, ob gar keine Ermächtigung des Vormundes vorhanden ist, oder ob diese nicht gehörig ertheilt wurde.

3Pau­lus li­bro oc­ta­vo ad Sa­binum. Et­iam­si non in­ter­ro­ga­tus tu­tor auc­tor fiat, va­let auc­to­ri­tas eius, cum se pro­ba­re di­cit id quod agi­tur: hoc est enim auc­to­rem fie­ri.

3Paul. lib. VIII. ad Sabin. Wenn der Vormund auch unbefragt ermächtigt, so gilt dies, indem er dadurch seine Billigung des Geschäftes erklärt; denn dies ist ermächtigen.

4Pom­po­nius li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Et­si plu­ri­bus da­tis tu­to­ri­bus unius auc­to­ri­tas suf­fi­ciat, ta­men si tu­tor auc­to­re­tur, cui ad­mi­nis­tra­tio tu­te­lae con­ces­sa non est, id ra­tum a prae­to­re ha­be­ri non de­bet. et id­eo pu­to ve­rius es­se, quod Ofi­lio pla­ce­bat, si eo tu­to­re auc­to­re, qui tu­te­lam non ge­rat, emam a pu­pil­lo sciens alium eius tu­te­lam ge­re­re, do­mi­num me non pos­se fie­ri: item si eo auc­to­re emam, qui a tu­te­la fue­rit re­mo­tus: nec enim id ra­tum ha­be­ri.

4Pompon. lib. XVII. ad Sabin. Wenn auch gleich bei mehrern bestellten Vormündern die Ermächtigung eines Einzigen hinreicht, so darf der Prätor doch ein Geschäft nicht für gültig erklären, wenn es von einem solchen Vormunde vorgenommen wurde, dem die Verwaltung der Vormundschaft untersagt wurde, und deshalb halte ich die Meinung des Ofilius für die wahrere: nämlich dass ich nicht Eigenthümer werden könne, wenn ich unter Ermächtigung eines Vormundes, der die Vormundschaft nicht führt, vom Mündel etwas kaufe, wohl wissend, ein anderer Vormund führe die Verwaltung22Nach dieser Gesetzstelle gilt die Ermächtigung eines Vormundes, cui administratio concessa non est, durchaus nichts; nach dem Fr. 49. D. de adq. et omitt. hered. wird der Mündel obligirt, wenn er unter Ermächtigung sogar des Vormundes, qui tutelam non gerat, die Erbschaft antritt. Azo glaubt beide Stellen dadurch zu vereinigen, dass er die Worte: concessa non est mit interdicta est gleichbedeutend nimmt. Ihm stimmten Mehrere bei. Cujaz. (Vol. I. p. 1355.) hilft sich damit, dass er die hereditatis aditio für etwas erklärt, quod animi potius est quam facti vel administrationis. Eine venditio, traditio sei facti potius, quam animi. Der animus aber werde leichter quolibet tutore auctore ergänzt; eine Administration aber komme nur dem damit beauftragten Vormunde zu. Duaren (Oper. p. 597. edit. Lugd. 1584.) hält beide Stellen für unvereinbar, weil hier die Ansichten der R. Juristen verschieden waren. (Constat in hac re dissensionem fuisse veterum jjureconsultorum. Atque cum esset dissentio, Pomp. ait, sibi magis placere, quod Ofilio placebat.) Zu der letzteren Meinung möchte sich auch v. Glück hinneigen (XXIX. S. 188.). Ebenso verhält es sich, wenn ich unter Ermächtigung eines Vormundes kaufe, der von der Verwaltung entfernt wurde. Denn dies (Geschäft) erhält keine Gültigkeit.

5Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo ad Sa­binum. Pu­pil­lus ob­li­ga­ri tu­to­ri eo auc­to­re non pot­est. pla­ne si plu­res sint tu­to­res, quo­rum unius auc­to­ri­tas suf­fi­cit, di­cen­dum est al­te­ro auc­to­re pu­pil­lum ei pos­se ob­li­ga­ri, si­ve mu­tuam pe­cu­niam ei det si­ve sti­pu­le­tur ab eo. sed et cum so­lus sit tu­tor mu­tuam pe­cu­niam pu­pil­lo de­de­rit vel ab eo sti­pu­le­tur, non erit ob­li­ga­tus tu­to­ri: na­tu­ra­li­ter ta­men ob­li­ga­bi­tur in quan­tum lo­cu­ple­tior fac­tus est: nam in pu­pil­lum non tan­tum tu­to­ri, ve­rum cui­vis ac­tio­nem in quan­tum lo­cu­ple­tior fac­tus est dan­dam di­vus Pius re­scrip­sit. 1Pu­pil­lus ven­den­do si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te non ob­li­ge­tur sed nec in emen­do, ni­si in quan­tum lo­cu­ple­tior fac­tus est. 2Item ip­se tu­tor et emp­to­ris et ven­di­to­ris of­fi­cio fun­gi non pot­est: sed enim si con­tu­to­rem ha­beat, cu­ius auc­to­ri­tas suf­fi­cit, pro­cul du­bio eme­re pot­est. sed si ma­la fi­de emp­tio in­ter­ces­se­rit, nul­lius erit mo­men­ti id­eo­que nec usu­ca­pe­re pot­est. sa­ne si suae ae­ta­tis fac­tus com­pro­ba­ve­rit emp­tio­nem, con­trac­tus va­let. 3Sed si per in­ter­po­si­tam per­so­nam rem pu­pil­li eme­rit, in ea cau­sa est, ut emp­tio nul­lius mo­men­ti sit, quia non bo­na fi­de vi­de­tur rem ges­sis­se: et ita est re­scrip­tum a di­vo Se­ve­ro et An­to­ni­no. 4Sa­ne si ip­se qui­dem emit pa­lam, de­dit au­tem no­men non ma­la fi­de sed sim­pli­ci­ter, ut so­lent ho­nes­tio­res non pa­ti no­mi­na sua in­stru­men­tis in­scri­bi, va­let emp­tio: quod si cal­li­de, idem erit ac si per in­ter­po­si­tam per­so­nam emis­set. 5Sed et si cre­di­tor pu­pil­li dis­tra­hat, ae­que eme­re bo­na fi­de pot­erit. 6Si fi­lius tu­to­ris vel quae alia per­so­na iu­ri eius sub­iec­ta eme­rit, idem erit at­que si ip­se emis­set.

5Ulp. lib. XL. ad Sabin. Ein Mündel kann sich seinem Vormunde durch dessen [eigene] Ermächtigung nicht verbindlich machen. Freilich wenn mehrere Vormünder vorhanden sind, von denen jedes einzelnen Ermächtigung hinreicht, da muss man annehmen, der Mündel könne mit dem einen in ein obligatorisches Verhältniss treten, wenn der andere sein Vollwort ertheilt, mag es sich nun um ein Darlehn handeln, das der Mündel erhält, oder um ein Versprechen, das er leistet. Wenn aber nur ein Vormund da ist und dieser dem Mündel ein Gelddarlehn gab oder von ihm etwas stipulirt, so ist dadurch zwischen dem Mündel und dem Vormunde keine [bürgerliche, d. i. klagbare] Verbindlichkeit begründet. Eine natürliche jedoch auf das, um wieviel [der Mündel] dadurch reicher wurde, wird Statt finden; denn der höchstselige Pius verfügte, auf das, um wieviel der Mündel reicher wurde, solle nicht nur dem Vormunde, sondern einem Jeden eine Klage zustehen. 1Verkauft ein Mündel ohne Ermächtigung seines Vormundes, so tritt er dadurch in kein obligatorisches Verhältniss; dies ist auch nicht der Fall, wenn er kauft, es sei denn [,dass er belangt werde,] auf das, um wieviel er dadurch reicher wurde. 2Ebenso kann der Vormund selbst nicht die Stelle eines Käufers und Verkäufers vertreten. Hat er aber einen Mitvormund, dessen Vollwort zureicht, so kann er ohne Zweifel kaufen. Würde aber beim Kaufe [von Seiten des Vormundes] unredlich33Si mala fide emtio interc. Mala fides möchte doch wohl eher auf eine minore pretio emere etc. hindeuten, als mit: quia se auctore emit zu erklären sein, weil ja von der auctoritas eines Mitvormundes die Rede ist. gehandelt, so ist das Geschäft nichtig; und es kann auch deshalb keine Ersitzung Statt finden. Wenn aber der mündig Gewordene den Kauf billigte, dann hat der Vertrag seine Gültigkeit. 3Kaufte aber der Vormund eine Sache des Mündels durch eine Mittelsperson, so ist auch unter diesen Umständen der Kauf nichtig, weil er nicht redlich zu Werke gegangen zu sein scheint. So verfügten der höchstselige Severus und Antoninus. 4Wenn nun der Vormund zwar offen den Kauf abschloss, aber, nicht eben unredlicher Weise, sondern absichtslos, in die Urkunde einen [andern] Namen [,als den seinigen,] aufzeichnen liess, wie dies der Brauch bei angesehenern Leuten ist, die in den Urkunden gern ihre Namen verschwiegen wissen wollen, so hat der Kauf seine Gültigkeit. Waltet aber eine Arglist dabei ob, so wird dies eben die Wirkung haben, als ob er durch eine Mittelsperson gekauft hätte. 5Verkauft aber der Gläubiger des Mündels, so soll [der Vormund] ebenfalls, wenn er in gutem Glauben sich befindet, kaufen können. 6Wenn der Sohn des Vormundes, oder eine andere seiner Gewalt unterworfene Person kaufte, so werden eben dieselben Wirkungen eintreten, als wenn er selbst gekauft hätte.

6Pom­po­nius li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Tu­to­res, qui­bus ad­mi­nis­tra­tio de­cre­ta non es­set, tam­quam ex­tra­neos rec­te a pu­pil­lo eme­re pla­cet.

6Pompon. lib. XVII. ad Sabin. Vormünder, denen die Verwaltung nicht zugewiesen wurde, dürfen rechtlich von dem Mündel, wie dritte Personen, kaufen.

7Ul­pia­nus li­bro qua­dra­ge­si­mo ad Sa­binum. Quod di­ci­mus in rem suam auc­to­ri­ta­tem ac­com­mo­da­re tu­to­rem non pos­se, to­tiens ve­rum est, quo­tiens per se­met vel sub­iec­tas si­bi per­so­nas ad­quiri­tur ei sti­pu­la­tio: ce­te­rum neg­otium ei ge­ri per con­se­quen­tias, ut dic­tum est, ni­hil pro­hi­bet auc­to­ri­tas. 1Si duo rei sint sti­pu­lan­di et al­ter me auc­to­re a pu­pil­lo sti­pu­le­tur, al­ter al­te­ro tu­to­re auc­to­re, di­cen­dum est sti­pu­la­tio­nem va­le­re, sic ta­men, si auc­to­ri­tas tu­to­ris unius suf­fi­ciat: ce­te­rum si non suf­fi­ciat, di­cen­dum erit in­uti­lem es­se sti­pu­la­tio­nem. 2Si et pa­ter et fi­lius qui in po­tes­ta­te eius fuit tu­to­res fue­runt et pa­ter sit sti­pu­la­tus fi­lio auc­to­re, nul­lius mo­men­ti erit sti­pu­la­tio id­cir­co, quia in rem pa­tris auc­tor es­se fi­lius non pot­est.

7Ulp. lib. XL. ad Sabin. Der Satz, dass der Vormund nicht in seiner eigenen Angelegenheit sein Vollwort [dem Mündel] ertheilen könne, ist immer insofern wahr, als ihm durch sich selbst, oder durch ihm unterworfene Personen eine Stipulation erworben wird; dass aber eine Geschäftsführung für ihn als Folge [einer erlaubten Handlung] Statt finde, verhindert, wie [schon] gesagt wurde, die Ermächtigung nicht. 1Wenn zwei Theilhaber einer Stipulation vorhanden sind und der Eine unter meiner Ermächtigung vom Mündel stipulirte, der Andere aber unter Ermächtigung des anderen Vormundes, so muss man sagen, die Stipulation sei gültig; jedoch unter der Voraussetzung, wenn die Ermächtigung eines einzigen Vormundes [zu gültiger Abschliessung von Geschäften] hinreichend ist. Wenn übrigens dies nicht der Fall ist, so soll man die Stipulation für nutzlos erklären. 2Wenn ein Vater und sein Sohn, der unter seiner Gewalt stand, Vormünder waren, und der Vater unter Ermächtigung seines Sohnes stipulirte, so wird diese Stipulation deswegen ohne Bedeutung sein, weil zum Besten des Vaters der Sohn nicht ermächtigen kann.

8Idem li­bro qua­dra­ge­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Et­si con­di­cio­na­lis con­trac­tus cum pu­pil­lo fiat, tu­tor de­bet pu­re auc­tor fie­ri: nam auc­to­ri­tas non con­di­cio­na­li­ter, sed pu­re in­ter­po­nen­da est, ut con­di­cio­na­lis con­trac­tus con­fir­me­tur.

8Idem lib. XLVIII. ad Sabin. Wenn auch mit dem Mündel ein bedingter Vertrag abgeschlossen wird, so muss doch der Vormund sein Vollwort unbedingt ertheilen; denn dies darf nicht bedingt, sondern muss unbedingt erfolgen, auf dass der bedingte Vertrag Kraft erhalte.

9Gaius li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Ob­li­ga­ri ex om­ni con­trac­tu pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te non pot­est: ad­quire­re au­tem si­bi sti­pu­lan­do et per tra­di­tio­nem ac­ci­pien­do et­iam si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pot­est: sed cre­den­do ob­li­ga­re si­bi non pot­est, quia si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te ni­hil alie­na­re pot­est. 1Ex hoc au­tem, quod pu­pil­lus nul­lam rem si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te alie­na­re pot­est, ap­pa­ret nec ma­nu­mit­te­re eum si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pos­se. hoc am­plius li­cet tu­to­ris auc­to­ri­ta­te ma­nu­mit­tat, de­bet e le­ge Ae­lia Sen­tia apud con­si­lium cau­sam pro­ba­re. 2Pu­pil­lus ex om­ni­bus cau­sis sol­ven­do si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te ni­hil agit, quia nul­lum do­mi­nium trans­fer­re pot­est: si ta­men cre­di­tor bo­na fi­de pe­cu­niam pu­pil­li con­sump­se­rit, li­be­ra­bi­tur pu­pil­lus. 3He­redi­ta­tem ad­ire pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te non pot­est, quam­vis lu­cro­sa sit nec ul­lum ha­beat dam­num. 4Nec ex se­na­tus con­sul­to Tre­bel­lia­no he­redi­ta­tem re­ci­pe­re pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pot­est. 5Tu­tor sta­tim in ip­so neg­otio prae­sens de­bet auc­tor fie­ri, post tem­pus ve­ro aut per epis­tu­lam in­ter­po­si­ta eius auc­to­ri­tas ni­hil agit. 6Et­iam­si non ex­au­diat tu­to­ris auc­to­ri­ta­tem is qui cum pu­pil­lo con­tra­hit, scrip­tis ta­men hoc ad­pro­be­tur, rec­te neg­otium ge­ri­tur, vel­uti si ab­sen­ti pu­pil­lo per epis­tu­lam ven­dam ali­quid aut lo­cem et is tu­to­ris auc­to­ri­ta­te con­sen­tiat.

9Gaj. lib. XII. ad Ed. prov. Ein Mündel kann ohne Ermächtigung des Vormundes nicht aus jedem Vertrage verbindlich gemacht werden, erwerben aber aus einer Stipulation oder durch Annahme einer Uebergabe kann er sich auch ohne des Vormundes Vollwort. Durch das Geben eines Darlehns44Accursius erklärt credendo durch numerando alicui pecuniam ex causa mutui. aber kann er sich (Andere) nicht verbindlich machen, weil er ohne Ermächtigung des Vormundes nichts veräussern kann. 1Aus dem Satze aber, dass der Mündel nichts ohne Vollwort des Vormundes veräussern dürfe, ergibt sich, dass er auch nicht freilassen könne ohne des Vormundes Vollwort. Ferner wenn er auch gleich mit Zustimmung des Vormundes freilässt, so muss er doch nach der [Bestimmung] des Aelisch-Sentischen Gesetzes den Beweggrund [des Freilassens] vor der Rathsversammlung (apud consilium) darthun. 2Zahlt ein Mündel ohne Ermächtigung des Vormundes, so hat dies in keinem Falle die (beabsichtigte] Wirkung, weil er kein Eigenthum übertragen kann. Hat jedoch der Gläubiger das vom Mündel [bezahlte] Geld im guten Glauben verbraucht, so wird der Mündel [von seiner Verbindlichkeit] befreit. 3Eine Erbschaft kann der Mündel ohne Ermächtigung des Vormundes nicht antreten, wenn diese auch vortheilhaft, und ohne alle nachtheiligen Folgen wäre. 4Es kann auch der Mündel ohne seines Vormundes Ermächtigung keine Erbschaft nach dem Trebellianischen Senatsschlusse annehmen. 5Der Vormund muss sogleich bei [der Eingehung des] Geschäftes selbst, ermächtigen. Geschieht dies erst späterhin oder schriftlich, so bleibt es ohne Berücksichtigung. 6Das Geschäft ist rechtlich geschlossen, wenn auch der, welcher mit dem Mündel es einging, des Vormundes Ermächtigung nicht hörte, diese jedoch schriftlich bewiesen wird, wie z. B. wenn ich an den abwesenden Mündel etwas verkaufen oder vermiethen will, und dieser auf die Genehmhaltung seines Vormundes seine Zustimmung erklärt.

10Pau­lus li­bro vi­ce­si­mo quar­to ad edic­tum. Tu­tor, qui per va­le­tu­di­nem vel ab­sen­tiam vel aliam ius­tam cau­sam auc­tor fie­ri non po­tuit, non te­ne­tur.

10Paul. lib. XXIV. ad Ed. Ein Vormund, der wegen Krankheit oder Abwesenheit oder aus einer anderen rechtlich[gebilligten] Ursache sein Vollwort nicht ertheilen konnte, ist deshalb nicht verantwortlich.

11Gaius li­bro quin­to de­ci­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Si ad pu­pil­lum aut fu­rio­sum bo­no­rum pos­ses­sio per­ti­neat, ex­pe­dien­da­rum re­rum gra­tia et in agnos­cen­da et in re­pu­dian­da bo­no­rum pos­ses­sio­ne vo­lun­ta­tem tu­to­ris cu­ra­to­ris­que spec­ta­ri de­be­re pla­cuit: qui sci­li­cet si quid eo­rum con­tra com­mo­dum pu­pil­li fu­rio­si­ve fe­ce­rint, tu­te­lae cu­ra­tio­nis­ve iu­di­cio te­ne­bun­tur.

11Gaj. lib. XV. ad Ed. prov. Wenn einem Mündel oder Wahnsinnigen der Nachlassbesitz zusteht, so muss, wie man angenommen hat, zur Erledigung dieser Angelegenheit in Betreff sowohl des Nachsuchens als des Ausschlagens dieses Nachlassbesitzes der Wille des Vormundes oder Curators berücksichtigt werden. Diese sind aber auch der Klage aus der Vormundschaft oder Geschäftsführung unterworfen, wenn sie nämlich hierin etwas gegen den Vortheil des Mündels oder Wahnsinnigen gethan haben.

12Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Si ser­vus com­mu­nis tuus et Ti­tii a pu­pil­la tua te auc­to­re ali­quam rem per tra­di­tio­nem ac­ce­pe­rit, to­ta ad Ti­tium per­ti­ne­bit. Marcellus notat: nam quod­cum­que ad om­nes do­mi­nos non pot­est per­ti­ne­re, id pro so­li­do ad eum, cui ad­quiri pot­est, per­ti­ne­re ve­te­res com­pro­ba­ve­runt.

12Jul. lib. XXI. Dig. Wenn ein Sclav, welcher dir und dem Titius gemeinschaftlich gehört, unter deiner Ermächtigung etwas von deiner Pflegbefohlenen durch Uebergabe erhielt, so wird dies ganz dem Titius gehören. Denn nach einer Bemerkung des Marcellus stellten die alten Juristen den Satz auf, dass Alles, was nicht allen Eigenthümern [eines Sclaven] gehören55Beck leist hier pertinere, Andere pervenire. kann, dem ungetheilt erworben werde, welcher Eigenthümer davon werden kann.

13Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Im­pu­be­res tu­to­re auc­to­re ob­li­gan­tur, et­iam­si ta­ceant: nam cum pe­cu­niam mu­tuam ac­ce­pe­rint, quam­vis ni­hil di­cant, auc­to­ri­ta­te tu­to­ris in­ter­po­si­ta te­nen­tur. qua­re et si non de­bi­ta pe­cu­nia his per­so­nis so­lu­ta fue­rit, quam­vis tac­ue­rint, in­ter­po­si­ta tu­to­ris auc­to­ri­tas suf­fi­cit, ut con­dic­tio­ne te­nean­tur.

13Idem lib. XXI. Dig. Unmündige werden durch die Ermächtigung ihres Vormundes, selbst wenn sie dazu schweigen, verbindlich gemacht. Denn wenn sie ein Darlehn in Folge vormündlicher Ermächtigung empfingen, so sind sie [zur Rückgabe] verbindlich, wenn sie auch kein Wort dabei sprechen. Würde ihnen daher ein Geld als Nichtschuld gezahlt, so ist, wenn sie auch darüber sich nicht aussprachen, doch die Ermächtigung des Vormundes zu einer Condiction (indebiti) gegen sie hinreichend.

14Idem li­bro tri­ge­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Non mul­tum in­ter­est, afue­rit tu­tor, cum neg­otium con­tra­he­re­tur, an prae­sens igno­ra­ve­rit, qua­le es­set quod con­tra­he­ba­tur.

14Idem lib. XXXI. Dig. Es ist kein grosser Unterschied ob der Vormund bei Eingehung eines Geschäfts abwesend66Manche lesen hier adfuerit aus Missverständnis der Florentine, welche (nach einer Randbemerkung) immer adf. statt abf. liest., oder zwar gegenwärtig, aber mit der Beschaffenheit des eingegangenen Geschäfts nicht bekannt war.

15Mar­cia­nus li­bro se­cun­do re­gu­la­rum. Ac­ci­pien­tis et eden­tis iu­di­cium idem tu­tor auc­tor utri­que fit. sed hoc utrum ita est, si bis auc­tor fac­tus est, an et una auc­to­ri­tas suf­fi­ciat eo ani­mo, ut ad utrum­que per­ti­neat? du­bi­tat qui­dem Pom­po­nius, sed for­ti­ter de­fen­di­tur suf­fi­ce­re unam auc­to­ri­ta­tem.

15Marc. lib. II. Regul. Hat der Beklagte und der Kläger denselben Vormund, so kann dieser beide ermächtigen. Ist dies aber so zu nehmen, wenn er zweimal ermächtigte, oder reicht auch eine Ermächtigung, in der Absicht [ertheilt], dass sie auf Beide sich beziehe, hin? Pomponius ist darüber in Zweifel; allein man verficht mit Nachdruck die Meinung, dass eine einzige Ermächtigung hinreiche.

16Pau­lus li­bro pri­mo ad le­gem Ae­liam Sen­tiam. Et­iam­si tu­tor cae­cus fac­tus sit, auc­tor fie­ri pot­est.

16Paul. lib. I. ad leg. Ael. Sent. Ein Vormund kann sein Vollwort ertheilen, auch wenn er blind geworden ist.

17Idem li­bro sex­to ad edic­tum. Si tu­tor pu­pil­lo no­lit auc­tor fie­ri, non de­bet eum prae­tor co­ge­re, pri­mum quia in­iquum est, et­iam­si non ex­pe­dit pu­pil­lo, auc­to­ri­ta­tem eum prae­sta­re, de­in­de et­si ex­pe­dit, tu­te­lae iu­di­cio pu­pil­lus hanc iac­tu­ram con­se­qui­tur.

17Idem lib. VI. ad Ed. Will der Vormund sein Vollwort nicht ertheilen, so darf der Prätor ihn nicht dazu zwingen, weil es erstens vernunftwidrig ist, da eine Ermächtigung [erzwingen] zu wollen, wo der Mündel keinen Vortheil hat, und weil zweitens der Mündel seinen Verlust mit der Vormundschaftsklage verfolgen kann, wenn [die Ermächtigung] ihm vortheilhaft ist.

18Idem li­bro pri­mo ad Plau­tium. Pot­est pu­pil­lus tu­to­re auc­to­re de­bi­to­rem suum Ti­tio dele­ga­re: sed cum tu­tor de­bet pu­pil­lo, di­cen­dum est ne­que dele­ga­ri eum ne­que pro­cu­ra­to­rem ad­ver­sus tu­to­rem da­ri ip­so tu­to­re auc­to­re pos­se, quia fu­tu­rum sit, ut auc­to­ri­ta­te sua li­be­re­tur.

18Idem lib. I. ad Plaut. Ein Mündel kann unter Ermächtigung seines Vormundes seinen Schuldner dem Titius delegiren. Ist aber der Vormund Schuldner des Mündels, so soll dieser (Vormund) weder delegirt, noch ein Procurator (Geschäftsbesorger) gegen ihn, unter seiner (des Vormundes) Ermächtigung, gegeben werden können, weil dies auf nichts Anderes, als eine Befreiung des Vormundes durch eigene Ermächtigung hinauslaufen würde.

19Idem li­bro no­no re­spon­so­rum. Cu­ra­to­rem et­iam im­pu­be­ri da­ri pos­se, sed ad ea, quae sol­lem­ni­ta­tem iu­ris de­si­de­rant, ex­pli­can­da tu­to­re auc­to­re opus es­se.

19Idem lib. IX. Resp. Auch einem Unmündigen kann ein Curator gegeben werden, allein zu Geschäften, deren Vollziehung Formalitäten des Rechts erfordern, ist die Ermächtigung des Vormundes nöthig.

20Scae­vo­la li­bro de­ci­mo di­ges­to­rum. In­ter pu­pil­los pa­ter­nae he­redi­ta­tis di­vi­sio fac­ta est prae­sen­te tu­to­re, sed non ad­sig­nan­te in­stru­men­to di­vi­sio­nis: quae­si­tum est, an ei sta­ri opor­te­ret. re­spon­dit, si tu­tor auc­tor fuis­set, non id­cir­co mi­nus stan­dum es­se di­vi­sio­ni, quod non ad­sig­nas­set.

20Scaevola lib. X. Dig. Zwei Mündel theilten die väterliche Erbschaft unter sich. Der Vormund war zwar zugegen, allein er unterzeichnete77Azo erklärt adsignare durch Aufzeichnen, welchen Theil jeder Mündel erhalten habe. Briss. v. adsignare. die Theilungsurkunde nicht. Es war nun die Frage, ob es bei dieser verbleiben müsse? Die Antwort ist folgende: hätte der Vormund dazu Ermächtigung ertheilt, so müsse es bei dieser Theilung, obschon er nicht unterzeichnete, nichts desto weniger verbleiben.

21Idem li­bro vi­ce­si­mo sex­to di­ges­to­rum. De­fen­den­te tu­to­re pu­pil­lus con­dem­na­tus ex con­trac­tu pa­tris ac­ce­pit cu­ra­to­rem, in­ter quem et cre­di­to­rem ac­ta fac­ta sunt apud pro­cu­ra­to­rem Cae­sa­ris in­fra scrip­ta. Pris­cus pro­cu­ra­tor Cae­sa­ris di­xit: ‘fa­ciat iu­di­ca­ta’. no­vel­lius cu­ra­tor di­xit: ‘abs­ti­neo pu­pil­lum’. Pris­cus pro­cu­ra­tor Cae­sa­ris di­xit: ‘re­spon­sum ha­bes: scis, quid age­re de­beas’. quae­si­tum est, an se­cun­dum haec ac­ta ad­ules­cens a bo­nis pa­tris abs­ten­tus sit. re­spon­dit pro­po­ni abs­ten­tum.

21Idem lib. XXVI. Dig. Unter der Vertheidigung seines Vormundes wurde ein Mündel aus einem Vertrage seines Vaters verurtheilt, und erhielt sodann einen Curator. Zwischen diesem und dem Gläubiger wurden nun bei dem Procurator des Kaisers die unten beschriebenen Verhandlungen vorgenommen. Der kaiserliche Procurator Priscus sagte: [der Mündel] soll nach dem Urtheile zahlen. Der Curator Novellius sagte: ich lasse den Mündel nicht Erbe sein. Der kaiserliche Procurator Priscus entgegnete: hier hast du die Antwort, du weisst nun, was du thun musst. Es war nun die Frage, ob nach diesen Verhandlungen der Minderjährige von der Erbschaft seines Vaters losgesprochen sei? Die Antwort war bejahend.

22La­beo li­bro quin­to pi­tha­non. Si quid est, quod pu­pil­lus agen­do tu­to­rem suum li­be­ra­tu­rus est, id ip­so tu­to­re auc­to­re agi rec­te non pot­est.

22Labeo lib. V. Pithan. Wenn es um ein Geschäft sich handelt, wodurch der Mündel, wenn er es vornimmt, seinen Vormund [von einer Leistung gegen ihn] befreien würde, so kann dies unter Ermächtigung des Vormundes nicht mit Recht vorgenommen werden.