Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I5,
De statu hominum
Liber primus
V.

De statu hominum

(Vom Zustand der Menschen.)

1Gaius li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Om­ne ius quo uti­mur vel ad per­so­nas per­ti­net vel ad res vel ad ac­tio­nes.

1Gaj. lib. I. Instit. Das gesammte Recht, welches wir anwenden, bezieht sich entweder auf Personen, oder auf Sachen, oder auf Klagen.

2Her­mo­ge­nia­nus li­bro pri­mo iu­ris epi­to­ma­rum. Cum igi­tur ho­mi­num cau­sa om­ne ius con­sti­tu­tum sit, pri­mo de per­so­na­rum sta­tu ac post de ce­te­ris, or­di­nem edic­ti per­pe­tui se­cu­ti et his pro­xi­mos at­que con­iunc­tos ap­pli­can­tes ti­tu­los ut res pa­ti­tur, di­ce­mus.

2Hermogen. lib. I. Jur. Epitom. Da nun das gesammte Recht der Menschen wegen begründet worden ist, so werden wir zuerst vom persönlichen Zustand der Menschen und nachher von den übrigen [Lehren] nach der Ordnung des immerwährenden Edicts sprechen, und daran, wie es der Gegenstand zulässt, die nächsten und damit zusammenhängenden Titel knüpfen.

3Gaius li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Sum­ma ita­que de iu­re per­so­na­rum di­vi­sio haec est, quod om­nes ho­mi­nes aut li­be­ri sunt aut ser­vi.

3Gaj. lib. I. Institut. Die oberste Eintheilung des Personenrechts ist nun die, dass alle Menschen entweder Freie oder Sclaven sind.

4Flo­ren­ti­nus li­bro no­no in­sti­tu­tio­num. Li­ber­tas est na­tu­ra­lis fa­cul­tas eius quod cui­que fa­ce­re li­bet, ni­si si quid vi aut iu­re pro­hi­be­tur. 1Ser­vi­tus est con­sti­tu­tio iu­ris gen­tium, qua quis do­mi­nio alie­no con­tra na­tu­ram sub­ici­tur. 2Ser­vi ex eo ap­pel­la­ti sunt, quod im­pe­ra­to­res cap­ti­vos ven­de­re ac per hoc ser­va­re nec oc­ci­de­re so­lent: 3man­ci­pia ve­ro dic­ta, quod ab hos­ti­bus ma­nu ca­pian­tur.

4Florentin. lib. IX. Institut. Freiheit ist der natürliche Zustand dessen, was Jedem zu thun erlaubt ist, sobald nicht etwas durch Gewalt oder ein Recht verhindert wird. 1Sclaverei ist diejenige völkerrechtliche Einrichtung, vermöge deren ein Mensch wider die Natur der Herrschaft eines Andern unterworfen ist. 2Das Wort Sclav kommt daher, dass die Feldherren die Gefangenen zu verkaufen, und dadurch zu erhalten und nicht zu tödten pflegen. 3Handgenommene (mancipia) aber wurden sie davon genannt, weil sie vom Feinde mit der Hand gefangen werden (manu capiantur).

5Mar­cia­nus li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Et ser­vo­rum qui­dem una est con­di­cio: li­be­ro­rum au­tem ho­mi­num qui­dam in­ge­nui sunt, qui­dam li­ber­ti­ni. 1Ser­vi au­tem in do­mi­nium nos­trum red­igun­tur aut iu­re ci­vi­li aut gen­tium: iu­re ci­vi­li, si quis se ma­ior vi­gin­ti an­nis ad pre­tium par­ti­ci­pan­dum venire pas­sus est: iu­re gen­tium ser­vi nos­tri sunt, qui ab hos­ti­bus ca­piun­tur aut qui ex an­cil­lis nos­tris nas­cun­tur. 2In­ge­nui sunt, qui ex ma­tre li­be­ra na­ti sunt: suf­fi­cit enim li­be­ram fuis­se eo tem­po­re quo nas­ci­tur, li­cet an­cil­la con­ce­pit. et e con­tra­rio si li­be­ra con­ce­pe­rit, de­in­de an­cil­la pa­riat, pla­cuit eum qui nas­ci­tur li­be­rum nas­ci. nec in­ter­est ius­tis nup­tiis con­ce­pit an vul­go11Die Großausgabe liest vol­go statt vul­go., quia non de­bet ca­la­mi­tas ma­tris no­ce­re ei qui in ven­tre est. 3Ex hoc quae­si­tum est, si an­cil­la prae­gnas ma­nu­mis­sa sit, de­in­de an­cil­la post­ea fac­ta aut ex­pul­sa ci­vi­ta­te pe­pe­re­rit, li­be­rum an ser­vum pa­riat. et ta­men rec­tius pro­ba­tum est li­be­rum nas­ci et suf­fi­ce­re ei qui in ven­tre est li­be­ram ma­trem vel me­dio tem­po­re ha­buis­se.

5Marcian. lib. I. Instit. Der Zustand der Sclaven ist nur ein und derselbe; von den freien Menschen sind aber die einen Freigeborene, die andern Freigelassene. 1Sclaven kommen entweder nach bürgerlichem Recht oder nach Völkerrecht in unsere Gewalt; nach bürgerlichem Recht, wenn Jemand, der über zwanzig Jahre alt ist, sich, um Theil am Kaufpreis zu haben, selbst hat verkaufen lassen; nach Völkerrecht sind diejenigen unsere Sclaven, welche vom Feinde gefangen genommen oder von unsern Sclavinnen geboren werden. 2Freigeborene sind diejenigen, welche von einer freien Mutter geboren worden sind; denn es genügt, dass sie zur Zeit der Geburt frei gewesen sei, wenn sie auch als Sclavin empfangen hat, und auch im umgekehrten Fall, wenn sie als Freie schwanger geworden und nachher als Sclavin geboren hat, wird das Kind freigeboren. Auch ist es einerlei, ob sie in rechtmässiger Ehe empfangen hat, oder im gemeinen Umgange, weil der Leibesfrucht der Mutter Unglücksfall nicht schaden darf. 3Hieraus hat man die Frage aufgeworfen, ob wenn eine schwangere Sclavin freigelassen, nachher aber wieder Sclavin geworden, oder aus dem Staate verwiesen, wiederkommt, sie einen Freien oder einen Sclaven gebiert? — Es ist jedoch für richtiger befunden worden, dass [das Kind] freigeboren werde, und es für die Leibesfrucht genüge, auch nur in der dazwischen liegenden Zeit eine freie Mutter gehabt zu haben.

6Gaius li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Li­ber­ti­ni sunt, qui ex ius­ta ser­vi­tu­te ma­nu­mis­si sunt.

6Gaj. lib. I. Instit. Freigelassene sind diejenigen, welche aus einer rechtmässigen Sclaverei entlassen worden sind.

7Pau­lus li­bro sin­gu­la­ri de por­tio­ni­bus, quae li­be­ris dam­na­to­rum con­ce­dun­tur. Qui in ute­ro est, per­in­de ac si in re­bus hu­ma­nis es­set cus­to­di­tur, quo­tiens de com­mo­dis ip­sius par­tus quae­ri­tur: quam­quam alii an­te­quam nas­ca­tur ne­qua­quam pro­sit.

7Ad Dig. 1,5,7Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 52, Note 2.Paul. lib. singul. de portion. quae lib. damn. conced. Für die Leibesfrucht wird, sobald über deren Vortheile auf den Fall, dass sie geboren wird, Frage entsteht, stets so gesorgt, als wenn sie schon am Leben wäre, wiewohl sie einem andern, ehe sie geboren ist, in keiner Art Vortheil bringen kann.

8Pa­pi­nia­nus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Im­pe­ra­tor Ti­tus An­to­ni­nus re­scrip­sit non lae­di sta­tum li­be­ro­rum ob te­no­rem in­stru­men­ti ma­le con­cep­ti.

8Papinian. lib. III. Quaest. Der Kaiser Titus Antoninus verordnete, dass der Zustand der Kinder wegen des Inhalts falsch abgefasster Urkunden keine Anfechtung erleiden solle.

9Idem li­bro tri­gen­si­mo pri­mo quaes­tio­num. In mul­tis iu­ris nos­tri ar­ti­cu­lis de­te­rior est con­di­cio fe­mi­na­rum quam mas­cu­lo­rum.

9Id. lib. XXXI. Quaest. In vielen Theilen unsers Rechts ist die Lage der Frauen weniger vortheilhaft, als die der Männer.

10Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad Sa­binum. Quae­ri­tur: her­ma­phro­di­tum cui com­pa­ra­mus? et ma­gis pu­to eius se­xus aes­ti­man­dum, qui in eo prae­va­let.

10Ulp. lib. I. ad Sabin. Es ist die Frage entstanden, welchem [Geschlecht] Hermaphroditen beizuzählen seien? Ich glaube, dass es auf das Geschlecht ankomme, welches in ihnen das vorherrschende ist.

11Pau­lus li­bro oc­ta­vo de­ci­mo re­spon­so­rum. Pau­lus re­spon­dit eum, qui vi­ven­te pa­tre et igno­ran­te de con­iunc­tio­ne fi­liae con­cep­tus est, li­cet post mor­tem avi na­tus sit, ius­tum fi­lium ei ex quo con­cep­tus est es­se non vi­de­ri.

11Paul. lib. XVIII. Responsor. Paulus hat sich dahin ausgesprochen, dass wer von einer Tochter bei Lebzeiten deren Vaters, und ohne dessen Kenntniss von ihrer Verbindung, empfangen worden, selbst wenn er erst nach des Grossvaters Tode geboren worden ist, als rechtmässiger Sohn dessen, von dem er empfangen worden, nicht angesehen werden könne.

12Idem li­bro no­no de­ci­mo re­spon­so­rum. Sep­ti­mo men­se nas­ci per­fec­tum par­tum iam re­cep­tum est prop­ter auc­to­ri­ta­tem doc­tis­si­mi vi­ri Hip­po­cra­tis: et id­eo cre­den­dum est eum, qui ex ius­tis nup­tiis sep­ti­mo men­se na­tus est, ius­tum fi­lium es­se.

12Id. lib. XIX. Respons. Dass eine Kind im siebenten Monat den Grad der Ausbildung erreicht habe, wo es weitern Lebens fähig ist11S. Glück II. p. 87. n. 41., ist schon wegen der Auctorität des gelehrten Hippocrates angenommen worden; daher ist auch anzunehmen, dass, wer aus rechtmässiger Ehe im siebenten Monat geboren worden ist, ein rechtmässiger Sohn sei.

13Her­mo­ge­nia­nus li­bro pri­mo iu­ris epi­to­ma­rum. Ser­vus in cau­sa ca­pi­ta­li for­tu­nae iu­di­cii11Die Großausgabe liest iu­di­ci statt iu­di­cii. a do­mi­no com­mis­sus, et­si fue­rit ab­so­lu­tus, non fit li­ber.

13Hermogenian. lib. I. Jur. epitom. Ein Sclav, der in einer Criminalsache von seinem Herrn dem Schicksal der Untersuchung überlassen worden ist, wird, selbst wenn er freigesprochen worden, nicht frei.

14Pau­lus li­bro quar­to sen­ten­tia­rum. Non sunt li­be­ri, qui con­tra for­mam hu­ma­ni ge­ne­ris con­ver­so mo­re pro­crean­tur: vel­uti si mu­lier mons­tro­sum ali­quid aut prod­igio­sum eni­xa sit. par­tus au­tem, qui mem­bro­rum hu­ma­no­rum of­fi­cia am­plia­vit, ali­qua­te­nus vi­de­tur ef­fec­tus et id­eo in­ter li­be­ros con­nu­me­ra­bi­tur.

14Paul. lib. IV. Sententiar. Diejenigen, welche ohne menschliche Gestalt und unnatürlich gebildet geboren werden, werden nicht für Kinder gehalten, z. B. wenn ein Weib eine Missgeburt oder Mondkalb zu Welt bringt; diejenige Geburt aber, welche mit mehrern menschlichen Gliedmassen versehen ist, wird für theilweise ausgebildet angesehen und daher den Kindern beigezählt.

15Try­pho­ni­nus li­bro de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. Ares­cu­sa, si tres pe­pe­re­rit li­be­ra es­se tes­ta­men­to ius­sa, pri­mo par­tu unum, se­cun­do tres pe­pe­rit: quae­si­tum est, an et quis eo­rum li­ber es­set. haec con­di­cio li­ber­ta­ti ad­po­si­ta iam im­plen­da mu­lie­ri est. sed non du­bi­ta­ri de­bet, quin ul­ti­mus li­ber nas­ca­tur: nec enim na­tu­ra per­mi­sit si­mul uno im­pe­tu duos in­fan­tes de ute­ro ma­tris ex­ce­de­re, ut or­di­ne in­cer­to nas­cen­tium non ap­pa­reat, uter in ser­vi­tu­te li­ber­ta­te­ve nas­ca­tur. in­ci­pien­te igi­tur par­tu ex­is­tens con­di­cio ef­fi­cit, ut ex li­be­ra eda­tur quod post­ea nas­ci­tur, vel­uti si quae­li­bet alia con­di­cio li­ber­ta­ti mu­lie­ris ad­po­si­ta par­tu­rien­te ea ex­is­tat. vel ma­nu­mis­sa sub hac con­di­cio­ne, si de­cem mi­lia he­redi Ti­tio­ve de­de­rit, eo mo­men­to quo pa­rit per alium im­ple­ve­rit con­di­cio­nem: iam li­be­ra pe­pe­ris­se cre­den­da est.

15Tryphonin. lib. X. Disput. [Eine Sclavin, Namens] Arescusa, der in einem Testamente die Freiheit auf den Fall ertheilt worden war, wenn sie drei Kinder geboren haben würde, gebar bei der ersten Niederkunft ein Kind und bei der zweiten drei; es fragte sich nun, ob und welches von den letztern frei sein solle? — Die der Freiheit gestellte Bedingung muss nun zwar das Weib schon erfüllen, allein darüber darf kein Zweifel Statt finden, dass das letzte Kind freigeboren wird; denn die Natur gestattet nicht, dass zwei Kinder auf einmal aus Mutterleibe kommen können, so dass, da es unbestimmt wäre, wer zuerst und wer zuletzt geboren sei, man mit Gewissheit nicht entnehmen könnte, wer von beiden als Sclav und wer als Freier geboren sei. Die mit dem Anfang der Geburt eintretende Bedingung bewirkt also nun, dass das Kind, welches nachher zur Welt kommt, von ihr als Freien geboren wird, gleichwie wenn irgend eine andere der Freiheit eines Weibes beigefügte Bedingung, auf den Fall, dass sie niederkommt, eintritt, oder dieselbe, dafern sie unter der Bedingung freigelassen worden ist, wenn sie dem Erben oder dem Titius 10,000 [Sestertien] gegeben haben würde, und in dem Augenblick, wo sie gebiert, die Bedingung durch einen andern erfüllt hat, schon als Freie geboren zu haben angenommen wird.

16Ul­pia­nus li­bro sex­to dis­pu­ta­tio­num. Idem erit, si ea­dem Ares­cu­sa pri­mo duo pe­pe­re­rat, post­ea ge­mi­nos edi­de­rat: di­cen­dum est enim non pos­se di­ci utrum­que in­ge­nuum nas­ci, sed eum qui pos­te­rior nas­ci­tur. quaes­tio er­go fac­ti po­tius est, non iu­ris.

16Ulp. lib. VI. Disput. Dasselbe wird der Fall sein, wenn jene Sclavin Arescusa zuerst zwei geboren hatte und nachher mit Zwillingen niedergekommen ist; denn hier kann man nicht sagen, dass beide als Freie geboren würden, sondern nur der zuletztgeborene. Die Frage betrifft also vielmehr eine Thatsache, und keine Rechtsbestimmung.

17Idem li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. In or­be Ro­ma­no qui sunt ex con­sti­tu­tio­ne im­pe­ra­to­ris An­to­ni­ni ci­ves Ro­ma­ni ef­fec­ti sunt.

17Id. lib. XXII. ad Ed. Alle Menschen, welche sich im Umkreis des Römischen Reichs befinden, haben nach der Constitution des Kaisers Antonin das Römische Bürgerrecht erhalten.

18Idem li­bro vi­cen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Im­pe­ra­tor Ha­d­ria­nus Pu­bli­cio Mar­cel­lo re­scrip­sit li­be­ram, quae prae­gnas ul­ti­mo sup­pli­cio dam­na­ta est, li­be­rum pa­re­re et so­li­tum es­se ser­va­ri eam, dum par­tum ede­ret. sed si ei, quae ex ius­tis nup­tiis con­ce­pit, aqua et ig­ni in­ter­dic­tum est, ci­vem Ro­ma­num pa­rit et in po­tes­ta­te pa­tris.

18Id. lib. XXVII. ad Sabin. Der Kaiser Hadrian rescribirte an den Publius Marcellus, dass eine Freie, welche schwanger zum Tode verurtheilt worden, ein freies Kind zur Welt bringe, und dass es Gebrauch sei, sie so lange am Leben zu lassen, bis sie geboren habe. Auch wenn einer Frau, welche aus rechtmässiger Ehe schwanger geworden, Feuer und Wasser verboten worden ist, gebiert sie einen Römischen Bürger, der sich in der Gewalt seines Vaters befindet.

19Cel­sus li­bro vi­cen­si­mo no­no di­ges­to­rum. Cum le­gi­ti­mae nup­tiae fac­tae sint, pa­trem li­be­ri se­quun­tur: vul­go11Die Großausgabe liest vol­go statt vul­go. quae­si­tus ma­trem se­qui­tur.

19Cels. lib. XXIX. Dig. Wenn eine rechtmässige Heirath vollzogen worden ist, so folgen die Kinder dem Vater, die aus gemeinem Umgang erzeugten aber der Mutter.

20Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Qui fu­re­re coe­pit, et sta­tum et dig­ni­ta­tem in qua fuit et ma­gis­tra­tum et po­tes­ta­tem vi­de­tur re­ti­ne­re, sic­ut rei suae do­mi­nium re­ti­net.

20Ulp. lib. XXXVIII. ad Sabin. Wer wahnsinnig wird, behält sowohl seinen persönlichen Zustand, als die Würde, welche er bekleidet hat, als sein Amt und seine Gewalt, wie er das Eigenthum seines Vermögens behält.

21Mo­des­ti­nus li­bro sep­ti­mo re­gu­la­rum. Ho­mo li­ber, qui se ven­di­dit, ma­nu­mis­sus non ad suum sta­tum re­ver­ti­tur, quo se ab­di­ca­vit, sed ef­fi­ci­tur li­ber­ti­nae con­di­cio­nis.

21Modestin. lib. VII. Regular. Ein freier Mensch, der sich verkauft hat, tritt, wenn er freigelassen worden, nicht in seinen [frühern] Stand wieder ein, dem er entsagt hat, sondern erhält die Stellung eines Freigelassenen.

22Idem li­bro duo­de­ci­mo re­spon­so­rum. He­ren­nius Mo­des­ti­nus re­spon­dit, si eo tem­po­re eni­xa est an­cil­la, quo se­cun­dum le­gem do­na­tio­nis ma­nu­mis­sa es­se de­buit, cum ex con­sti­tu­tio­ne li­be­ra fue­rit, in­ge­nuum ex ea na­tum.

22Id. lib. XII. Respons. Herennius Modestinus hat sich dahin ausgesprochen, dass wenn eine Sclavin zu der Zeit niederkommt, wo sie einem Schenkungsvertrag zufolge hätte freigelassen werden müssen, das Kind als Freigeborener zur Welt komme, indem sie, einer Constitution zufolge, frei gewesen sei.

23Idem li­bro pri­mo pan­dec­ta­rum. Vul­go11Die Großausgabe liest Vol­go statt Vul­go. con­cep­ti di­cun­tur qui pa­trem de­mons­tra­re non pos­sunt, vel qui pos­sunt qui­dem, sed eum ha­bent, quem ha­be­re non li­cet. qui et spu­rii ap­pel­lan­tur παρὰ τὴν σποράν.

23Id. lib. I. Pandectar. Aus gemeinem Umgang empfangen werden diejenigen genannt, welche nicht sagen können, wer ihr Vater sei, oder die es zwar können, aber Jemanden zum Vater haben, der es nicht sein sollte; diese heissen auch spurii, παρὰ τὴν σποράν22Diese Spracherklärung lässt sich nicht übersetzen..

24Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Lex na­tu­rae haec est, ut qui nas­ci­tur si­ne le­gi­ti­mo ma­tri­mo­nio ma­trem se­qua­tur, ni­si lex spe­cia­lis aliud in­du­cit.

24Ulp lib. XXVII. ad Sabin. Das Naturgesetz lautet so, dass, wer ausser einer gesetzmässigen Ehe geboren wird, der Mutter folgt, wenn nicht ein besonderes Gesetz etwas anderes bestimmt.

25Idem li­bro pri­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. In­ge­nuum ac­ci­pe­re de­be­mus et­iam eum, de quo sen­ten­tia la­ta est, quam­vis fue­rit li­ber­ti­nus: quia res iu­di­ca­ta pro ve­ri­ta­te ac­ci­pi­tur.

25Id. lib. I. ad Leg. Jul et Pap. Für freigeboren muss man auch den annehmen, der durch ein rechtliches Erkenntniss dafür anerkannt worden ist, selbst wenn er ein Freigelassener gewesen sein sollte, weil hier die Rechtskraft statt der Wahrheit gilt.

26Iu­lia­nus li­bro se­xa­gen­si­mo no­no di­ges­to­rum. Qui in ute­ro sunt, in to­to pae­ne iu­re ci­vi­li in­tel­le­gun­tur in re­rum na­tu­ra es­se. nam et le­gi­ti­mae he­redi­ta­tes his re­sti­tuun­tur: et si prae­gnas mu­lier ab hos­ti­bus cap­ta sit, id quod na­tum erit post­li­mi­nium ha­bet, item pa­tris vel ma­tris con­di­cio­nem se­qui­tur: prae­ter­ea si an­cil­la prae­gnas sub­rep­ta fue­rit, quam­vis apud bo­nae fi­dei emp­to­rem pe­pe­re­rit, id quod na­tum erit tam­quam fur­ti­vum usu non ca­pi­tur: his con­se­quens est, ut li­ber­tus quo­que, quam­diu pa­tro­ni fi­lius nas­ci pos­sit, eo iu­re sit, quo sunt qui pa­tro­nos ha­bent.

26Julian. lib. LXIX. Digestor. Die Leibesfrucht wird fast im gesammten bürgerlichen Recht als schon lebend betrachtet. Denn es werden derselben sowohl gesetzmässige Erbschaften ausgeantwortet, als es geniesst auch das Kind eines vom Feinde gefangen genommenen Weibes [, welches in der Gefangenschaft geboren worden ist,] des Heimkehrrechts und folgt dem Stande des Vaters und der Mutter. Ist übrigens eine schwangere Sclavin heimlich entführt worden, so wird das von ihr geborene Kind, wenn sie auch bei einem Besitzer im guten Glauben geboren hat, als ein gestohlenes, demnach nicht ersessen. Diesem gemäss ist auch das, dass ein Freigelassener sich, so lange ein Sohn seines [verstorbenen] Freilassers geboren werden kann, in demselben Rechtsverhältnis befindet, wie diejenigen, deren Freilasser am Leben sind.

27Ul­pia­nus li­bro quin­to opi­nio­num. Eum, qui se li­ber­ti­num es­se fa­te­tur, nec ad­op­tan­do pa­tro­nus in­ge­nuum fa­ce­re po­tuit.

27Ulp. lib. V. Opinion. Denjenigen, welcher gesteht, ein Freigelassener zu sein, kann der Freilasser, auch wenn er ihn an Kindes Statt annehmen will, nicht zum Freigeborenen machen.