Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Zweites Buch übersetzt von Heimbach unter Redaction von Otto
Dig. II15,
De transactionibus
Liber secundus
XV.

De transactionibus

(Von Vergleichen.)

1Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo ad edic­tum. Qui trans­igit, qua­si de re du­bia et li­te in­cer­ta ne­que fi­ni­ta trans­igit. qui ve­ro pa­cis­ci­tur, do­na­tio­nis cau­sa rem cer­tam et in­du­bi­ta­tam li­be­ra­li­ta­te re­mit­tit.

1Ulp. lib. I. ad Edict. Wer sich vergleicht, schliesst über eine gleichsam zweifelhafte Sache und einen ungewissen, noch nicht beendigten Process ab; wer aber einen Vertrag errichtet, erlässt einen gewissen und unzweifelhaften Gegenstand, um eine Geschenk zu machen.

2Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Trans­ac­tum ac­ci­pe­re quis pot­est non so­lum, si Aqui­lia­na sti­pu­la­tio fue­rit sub­iec­ta, sed et si pac­tum con­ven­tum fue­rit fac­tum.

2Idem lib. LXXXIV. ad Edict. Vergleich kann man aber nicht allein davon verstehen, wenn eine Aquilianische Stipulation, sondern auch davon, wenn ein Vertrag errichtet worden ist.

3Scae­vo­la li­bro pri­mo di­ges­to­rum. Im­pe­ra­to­res An­to­ni­nus et Ve­rus ita re­scrip­se­runt: ‘Pri­va­tis pac­tio­ni­bus non du­bium est non lae­di ius ce­te­ro­rum. qua­re trans­ac­tio­ne, quae in­ter he­redem et ma­trem de­func­ti fac­ta est, ne­que tes­ta­men­tum re­scis­sum vi­de­ri pos­se ne­que ma­nu­mis­sis vel le­ga­ta­riis ac­tio­nes suae ad­emp­tae. qua­re quid­quid ex tes­ta­men­to pe­tunt, scrip­tum he­redem con­ve­ni­re de­bent: qui in trans­ac­tio­ne he­redi­ta­tis aut ca­vit si­bi pro one­ri­bus he­redi­ta­tis, aut si non ca­vit, non de­bet neg­le­gen­tiam suam ad alie­nam in­iu­riam re­fer­re.’ 1Cum trans­ac­tio prop­ter fi­dei­com­mis­sum fac­ta es­set et post­ea co­di­cil­li re­per­ti sunt: quae­ro, an quan­to mi­nus ex trans­ac­tio­ne con­se­cu­ta ma­ter de­func­ti fue­rit quam pro par­te sua est, id ex fi­dei­com­mis­si cau­sa con­se­qui de­beat. re­spon­dit de­be­re. 2De­bi­tor, cu­ius pig­nus cre­di­tor dis­tra­xit, cum Mae­vio, qui se le­gi­ti­mum cre­di­to­ris he­redem es­se iac­ta­bat, mi­ni­mo trans­egit: post­ea tes­ta­men­to pro­la­to Sep­ti­cium he­redem es­se ap­pa­ruit. quae­si­tum est, si agat pig­ne­ra­ti­cia de­bi­tor cum Sep­ti­cio, an is uti pos­sit ex­cep­tio­ne trans­ac­tio­nis fac­tae cum Mae­vio, qui he­res eo tem­po­re non fue­rit: pos­sit­que Sep­ti­cius pe­cu­niam, quae Mae­vio ut he­redi a de­bi­to­re nu­me­ra­ta est, con­dic­tio­ne re­pe­te­re, qua­si sub prae­tex­tu he­redi­ta­tis ac­cep­tam. re­spon­dit se­cun­dum ea quae pro­po­ne­ren­tur non pos­se, quia ne­que cum eo ip­se trans­egit nec neg­otium Sep­ti­cii Mae­vius ge­rens ac­ce­pit.

3Scaevola lib. I. Digest. Die Kaiser Antoninus und Severus haben folgendermaassen rescribirt: durch Vergleich unter Privatpersonen wird ohne Zweifel das Recht der Uebrigen nicht verletzt. Durch Vergleich, welcher zwischen dem Erben und der Mutter des Verstorbenen geschlossen worden, scheine demnach weder das Testament rescindirt, noch den Freigelassenen oder den Legataren das Recht, Klagen anzustellen, genommen zu sein. Sie möchten nun aus dem Testamente verlangen, was sie wollten, immer müssten sie den eingesetzten Erben verklagen, der bei dem über die Erbschaft abgeschlossenen Vergleiche entweder sich schon in Bezug auf die Lasten der Erbschaft vorgesehen hat, oder, wenn er dies nicht gethan, seine Nachlässigkeit nicht benutzen darf, um Anderen Unrecht zu thun. 1Ad Dig. 2,15,3,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 414, Note 4.Es hat ein Vergleich über ein Fideicommiss Statt gefunden, und nachher hat man doch Codicille angetroffen: ich frage, ob die Mutter des Verstorbenen das in Bezug auf das Fideicommiss erhalten müsse, was sie durch den Vergleich nicht erhalten hat, und ihr doch noch zukommt? 2Ein Schuldner, dessen Pfand vom Gläubiger verkauft worden ist, hat sich mit dem Mävius, der sich als Intestat-Erben des Gläubigers ausgab, um ein sehr Geringes verglichen. Nachher wurde ein Testament vorgezeigt und man sah, dass Septicius Erbe sei. Nun hat man gefrag, ob der Schuldner, wenn er gegen den Septicius die Pfandklage anstellt, von der Einrede des mit dem Mävius, welcher zu der Zeit nicht Erbe war, abgeschlossenen Vergleichs Gebrauch machen könne, und ob Septicius das vom Schuldner an den Mävius als Erben gezahlte Geld vermittelst der Condiction zurückverlangen könne, als ob es nur unter dem Vorwande, dass dieser Erbe sei, gezahlt worden sei? Er habe geantwortet11Nach der Lesart bei Beck: respondi.: dem zufolge, wie die Sache dargestellt werde, sei dies nicht möglich, weil er weder mit ihm selbst sich verglichen, noch Mävius als Geschäftsführer des Septicius das Geld in Empfang genommen habe.

4Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Aqui­lia­na sti­pu­la­tio om­ni­mo­do om­nes prae­ce­den­tes ob­li­ga­tio­nes no­vat et per­emit ip­sa­que per­emi­tur per ac­cep­ti­la­tio­nem: et hoc iu­re uti­mur. id­eo­que et­iam le­ga­ta sub con­di­cio­ne re­lic­ta in sti­pu­la­tio­nem Aqui­lia­nam de­du­cun­tur.

4Ulp. lib. XLVI. ad Sabinum. Die Aquilianische Stipulation bewirkt ohne Zweifel in allen ihr vorangegangenen Forderungen eine Neuerung, und zerstört sie, und sie selbst wird durch Acceptilation zerstört: und dies ist als Recht bei und im Gebrauch. Eben deshalb pflegt auch bei bedingungsweise hinterlassenen Legaten die Aquilianische Stipulation in Anwendung gebracht zu werden.

5Pa­pi­nia­nus li­bro pri­mo de­fi­ni­tio­num. Cum Aqui­lia­na sti­pu­la­tio in­ter­po­ni­tur, quae ex con­sen­su red­di­tur, li­tes, de qui­bus non est co­gi­ta­tum, in suo sta­tu re­ti­nen­tur. li­be­ra­li­ta­tem enim cap­tio­sam in­ter­pre­ta­tio pru­den­tium fre­git.

5Papinian. lib. I. Definition. Wenn eine Aquilianische Stipulation, welche nur mit Einwilligung der Interessenten Statt findet, geschlossen wird, so bleiben Process, an die man nicht gedacht hat, auf ihrem alten Standpunkte. Denn die Deutung der Rechtsgelehrten hat daraus eine verfängliche Freigiebigkeit verbannt.

6Gaius li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. De his con­tro­ver­siis, quae ex tes­ta­men­to pro­fi­cis­cun­tur, ne­que trans­igi ne­que ex­qui­ri ve­ri­tas ali­ter pot­est quam in­spec­tis co­gni­tis­que ver­bis tes­ta­men­ti.

6Ad Dig. 2,15,6Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 414, Note 12.Gaj. lib. XVII. ad Edict. prov. In Streitigkeiten, welche aus einem Testamente entstehen, kann weder ein Vergleich getroffen, noch die Wahrheit auf andre Weise untersucht werden, als wenn man die Worte des Testaments eingesehen und kennen gelernt hat.

7Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo dis­pu­ta­tio­num. Et post rem iu­di­ca­tam trans­ac­tio va­let, si vel ap­pel­la­tio in­ter­ces­se­rit vel ap­pel­la­re po­tue­ris. 1Si fi­de­ius­sor con­ven­tus et con­dem­na­tus fuis­set, mox reus trans­egis­set cum eo, cui erat fi­de­ius­sor con­dem­na­tus: an trans­ac­tio va­leat quae­ri­tur: et pu­to va­le­re, qua­si om­ni cau­sa et ad­ver­sus reum et ad­ver­sus fi­de­ius­so­rem dis­so­lu­ta. si ta­men ip­se fi­de­ius­sor con­dem­na­tus trans­egit, et­si trans­ac­tio non per­emit rem iu­di­ca­tam, ta­men eo quod da­tum est rele­va­ri rem iu­di­ca­tam opor­tet. 2Us­que ad­eo au­tem quod da­tum est et­iam­si non pro­fi­cit ad trans­ac­tio­nem, ex­te­nuat ta­men rem iu­di­ca­tam, ut in­de sit et dic­tum et re­scrip­tum cir­ca ali­men­to­rum trans­ac­tio­nem ci­tra prae­to­ris auc­to­ri­ta­tem fac­tam, ut quod da­tum est pro­fi­ciat ad ali­men­ta: ita ut, si quid am­plius ex cau­sa ali­men­to­rum de­be­ri pot­est, id prae­ste­tur, quod au­tem da­tum est, im­pu­te­tur.

7Ulp. lib. VII. Disputat. Ein Vergleich wird auch nach Fällung des Urtehils gültig geschlossen, wenn entweder eine Appellation eingewendet worden ist, oder man sie wenigstens hätte einwenden können. 1Ist ein Bürge verklagt und verurtheilt worden, und hat der Hauptschuldner nachher mit dem sich verglichen, zu dessen Gunsten der Bürge verurtheilt worden, so entsteht die Frage, ob der Vergleich gilt? Und ich glaube, ja, als ob nämlich jedes Recht gegen Bürgen und Hauptschuldner dadurch aufgehoben worden sei. Wenn indess der verurtheilte Bürge den Vergleich geschlossen, so stösst er dadurch das Urtheil nicht um; jedoch muss die Quantität, zu deren Leistung er in demselben verurtheilt ist, um so viel, als des Vergleichs halber gegeben worden, verringert werden. 2Das, was deshalb gegeben worden ist, verringert doch die Quantität des Urtheils, ob es gleich zum Vergleiche nichts hilft, in soweit, dass man deshalb in Bezug auf einen über Alimente ohne des Prätors Einwilligung abgeschlossenen Vergleich gesagt und rescribirt hat, es gehöre das Gegebene zu den Alimenten, und zwar so, dass annoch bezahlt werde, wenn mehr aus der Verbindlichkeit, die Alimente zu verabreichen, geschuldet werden könne; das Gegebene jedoch dahin eingerechnet werde.

8Idem li­bro quin­to de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. Cum hi, qui­bus ali­men­ta re­lic­ta erant, fa­ci­le trans­ige­rent con­ten­ti mo­di­co prae­sen­ti: di­vus Mar­cus ora­tio­ne in se­na­tu re­ci­ta­ta ef­fe­cit, ne ali­ter ali­men­to­rum trans­ac­tio ra­ta es­set, quam si auc­to­re prae­to­re fac­ta. so­let igi­tur prae­tor in­ter­ve­ni­re et in­ter con­sen­tien­tes ar­bi­tra­ri, an trans­ac­tio vel quae ad­mit­ti de­beat. 1Eius­dem prae­to­ris no­tio ob trans­ac­tio­nem erit, si­ve ha­bi­ta­tio si­ve ves­tia­rium si­ve de prae­diis ali­men­tum le­ga­bi­tur. 2Haec ora­tio per­ti­net ad ali­men­ta, quae tes­ta­men­to vel co­di­cil­lis fue­rint re­lic­ta si­ve ad tes­ta­men­tum fac­tis si­ve ab in­tes­ta­to. idem erit di­cen­dum et si mor­tis cau­sa do­na­ta fue­rint re­lic­ta vel ab eo, cui mor­tis cau­sa do­na­ta sunt, re­lic­ta. sed et si con­di­cio­nis im­plen­dae gra­tia re­lic­ta sunt, ad­huc idem di­ce­mus. pla­ne de ali­men­tis, quae non mor­tis cau­sa do­na­ta sunt, li­ce­bit et si­ne prae­to­re auc­to­re trans­igi. 3Si­ve igi­tur in men­ses sin­gu­los si­ve in dies si­ve in an­nos fue­rint re­lic­ta, ora­tio lo­cum ha­bet. sed et si non fue­rint per­pe­tuo re­lic­ta, sed us­que ad an­nos cer­tos, idem est. 4Si in­te­gra quan­ti­tas ali­cui fue­rit le­ga­ta, ut ex usu­ris eius se alat et mor­tis tem­po­re pe­cu­nias re­sti­tuat: non ces­sa­bit ora­tio, li­cet non in an­nos sin­gu­los vi­dea­tur id re­lic­tum. 5Sed et si sit cer­ta quan­ti­tas re­lic­ta Ti­tio vel res ita, ut in­de ali­men­ta Se­io prae­sten­tur: ma­gis est ut trans­ige­re Ti­tius pos­sit, nec enim trans­ac­tio­ne Ti­tii mi­nuun­tur ali­men­ta Se­ii. idem­que est et si per fi­dei­com­mis­sum ali­men­ta ad hoc le­ga­ta­rio fue­rint re­lic­ta. 6Eam trans­ac­tio­nem ora­tio im­pro­bat, quae id­cir­co fit, ut quis re­prae­sen­ta­tam pe­cu­niam con­su­mat. quid er­go si quis ci­tra prae­to­ris auc­to­ri­ta­tem trans­ege­rit, ut quod per sin­gu­los an­nos erat ei re­lic­tum, con­se­que­re­tur per sin­gu­los men­ses? aut quid si, quod per sin­gu­los men­ses ei re­lic­tum erat, con­se­que­re­tur per sin­gu­los dies? quid de­in­de si, quod con­sum­ma­to an­no ut ac­ci­pe­ret, in­itio an­ni con­se­qua­tur? et pu­to eam trans­ac­tio­nem va­le­re, quia me­lio­rem con­di­cio­nem suam ali­men­ta­rius ta­li trans­ac­tio­ne fa­cit: no­luit enim ora­tio ali­men­ta per trans­ac­tio­nem in­ter­ci­pi. 7Ni­hil au­tem in­ter­est, utrum li­ber­ti­ni sint qui­bus ali­men­ta re­lic­ta sunt an in­ge­nui, sa­tis lo­cu­ple­tes an mi­nus. 8Vult igi­tur ora­tio apud prae­to­rem de is­tis quae­ri: in pri­mis de cau­sa trans­ac­tio­nis, de­in de mo­do, ter­tio de per­so­na trans­igen­tium. 9In cau­sa hoc erit re­qui­ren­dum, quae cau­sa sit trans­igen­di: si­ne cau­sa enim ne­mi­nem trans­igen­tem au­diet prae­tor. cau­sae fe­re hu­ius­mo­di so­lent al­le­ga­ri: si ali­bi do­mi­ci­lium he­res, ali­bi ali­men­ta­rius ha­beat: aut si de­sti­net do­mi­ci­lium trans­fer­re al­ter11Die Großausgabe liest al­ter­uter statt al­ter. eo­rum: aut si cau­sa ali­qua ur­gueat prae­sen­tis pe­cu­niae: aut si a plu­ri­bus ei ali­men­ta re­lic­ta sint et mi­nu­ta­tim sin­gu­los con­ve­ni­re dif­fi­ci­le ei sit: aut si qua alia cau­sa fuit, ut plu­res so­lent in­ci­de­re, quae prae­to­ri sua­deant trans­ac­tio­nem ad­mit­te­re. 10Mo­dus quo­que pe­cu­niae, quae in trans­ac­tio­nem venit, aes­ti­man­dus est: ut pu­ta quan­ti­tas trans­ac­tio­nis. nam et­iam ex mo­do fi­des trans­ac­tio­nis aes­ti­ma­bi­tur. mo­dus au­tem pro ae­ta­te eius, qui trans­igit, ar­bi­tran­dus est et va­le­tu­di­ne: nam alias cum pue­ro, alias cum iu­ve­ne, alias cum se­ne trans­igi pa­lam est: con­stat enim ali­men­ta cum vi­ta fi­ni­ri. 11Sed et per­so­na­rum con­tem­pla­tio ha­ben­da est, hoc est, cu­ius vi­tae sint hi, qui­bus ali­men­ta re­lic­ta sunt: utrum fru­gi vi­tae hi sint, qui alias suf­fi­ce­re si­bi pos­sint, an se­quio­ris, qui de ali­men­tis pen­deant. in per­so­na eius, a quo ali­men­ta re­lic­ta sunt, haec erunt spe­cien­da: in qui­bus sunt fa­cul­ta­ti­bus, cu­ius pro­pos­i­ti, cu­ius opi­nio­nis. tunc enim ap­pa­re­bit, num­quid cir­cum­ve­ni­re ve­lit eum, cum quo trans­igit. 12Qui trans­igit de ali­men­tis, non vi­de­bi­tur ne­que de ha­bi­ta­tio­ne ne­que de ves­tia­rio trans­egis­se, cum di­vus Mar­cus spe­cia­li­ter et­iam de is­tis trans­igi vo­lue­rit. 13Sed et si quis de ali­men­tis trans­ege­rit, non ha­be­bit ne­ces­se et­iam de ha­bi­ta­tio­ne vel ce­te­ris in­vi­tus trans­ige­re: pot­erit igi­tur vel de om­ni­bus si­mul vel de qui­bus­dam fa­ce­re trans­ac­tio­nem. 14De cal­cia­rio quo­que ar­bi­trio prae­to­ris trans­igen­dum est. 15Si uni plu­ri­bus­ve fun­dus ad ali­men­ta fue­rit re­lic­tus ve­lint­que eum dis­tra­he­re: ne­ces­se est prae­to­rem de dis­trac­tio­ne eius et trans­ac­tio­ne ar­bi­tra­ri. sed si plu­ri­bus fun­dus ad ali­men­ta fue­rit re­lic­tus et hi in­ter se trans­igant: si­ne prae­to­ris auc­to­ri­ta­te fac­ta trans­ac­tio ra­ta es­se non de­bet. idem est et si ager fue­rit in ali­men­ta ob­li­ga­tus: nam nec pig­nus ad hoc da­tum in­con­sul­to prae­to­re pot­erit li­be­ra­ri. 16Ar­bi­tra­tu prae­to­ris vel de uni­ver­sis ali­men­tis vel de par­te eo­rum trans­igi opor­te­re plus quam ma­ni­fes­tum est. 17Si prae­tor ad­itus ci­tra cau­sae co­gni­tio­nem trans­igi per­mi­se­rit, trans­ac­tio nul­lius erit mo­men­ti: prae­to­ri enim ea res quae­ren­da com­mis­sa est, non neg­le­gen­da nec do­nan­da. sed et si non de om­ni­bus in­qui­sie­rit, quae ora­tio man­dat, hoc est de cau­sa de mo­do de per­so­nis trans­igen­tium, di­cen­dum est, quam­vis de qui­bus­dam quae­sie­rit, trans­ac­tio­nem es­se ir­ri­tam. 18Sed nec man­da­re ex hac cau­sa iu­ris­dic­tio­nem vel prae­ses pro­vin­ciae vel prae­tor pot­erit. 19Trans­ac­tio­nes ali­men­to­rum et­iam apud pro­cu­ra­to­rem Cae­sa­ris fie­ri pos­sunt: sci­li­cet si a fis­co pe­tan­tur ali­men­ta. se­cun­dum quae et apud prae­fec­tos ae­ra­rii trans­igi pot­erit. 20Si cum lis qui­dem es­set de ali­men­tis, trans­ac­tum au­tem de li­te fuis­set: trans­ac­tio va­le­re in­con­sul­to prae­to­re non pot­est, ne cir­cum­ve­nia­tur ora­tio. fin­gi enim li­tes pot­erunt, ut trans­ac­tio et­iam ci­tra prae­to­ris fiat auc­to­ri­ta­tem. 21Si ei­dem ali­men­ta et prae­ter­ea le­ga­tum prae­sen­ti die da­tum sit, et trans­ac­tum fue­rit ci­tra prae­to­ris auc­to­ri­ta­tem: id quod da­tum est im­pu­ta­bi­tur prius in le­ga­tum quod prae­sen­ti die da­tum est, su­per­fluum in ali­men­ta­riam cau­sam. 22Si quis de ali­men­tis trans­ege­rit si­ne prae­to­ris auc­to­ri­ta­te, id quod da­tum est in prae­ter­ita ali­men­ta ce­det. nec in­ter­est tan­tum in quan­ti­ta­te sit de­bi­ta, quan­tum da­tum est, an mi­nus, an plus: nam et si mi­nus sit, ad­huc ta­men id quod in so­lu­tum da­tum est in prae­ter­ita ali­men­ta im­pu­ta­bi­tur. sa­ne si is, qui de ali­men­tis trans­egit, lo­cu­ple­tior fac­tus sit ea so­lu­tio­ne: in quod fac­tus sit lo­cu­ple­tior ae­quis­si­mum erit in eum da­ri re­pe­ti­tio­nem: nec enim de­bet ex alie­no dam­no es­se lo­cu­ples. 23Si in an­nos sin­gu­los cer­ta quan­ti­tas ali­cui fue­rit re­lic­ta ho­mi­ni ho­nes­tio­ris lo­ci vel­uti sa­la­rium an­nuum vel usus fruc­tus, trans­ac­tio et si­ne prae­to­re fie­ri pot­erit: ce­te­rum si usus fruc­tus mo­di­cus ali­men­to­rum vi­ce sit re­lic­tus, di­co trans­ac­tio­nem ci­tra prae­to­rem fac­tam nul­lius es­se mo­men­ti. 24Si cui non num­mus ad ali­men­ta, sed fru­men­tum at­que oleum et ce­te­ra, quae ad vic­tum ne­ces­sa­ria sunt, fue­rint re­lic­ta: non pot­erit de his trans­ige­re, si­ve an­nua si­ve mens­trua ei re­lin­quan­tur. si ta­men ita si­ne prae­to­re trans­ege­rit, ut in vi­cem eo­rum num­mum quot­an­nis vel quot­men­si­bus ac­ci­pe­ret et ne­que diem ne­que mo­dum per­mu­ta­vit, sed tan­tum ge­nus: vel ex con­tra­rio si pac­tus fue­rit, ut in ge­ne­ri­bus ali­men­ta ac­ci­pe­ret, quae in num­mis ei re­lic­ta fuis­sent: vel si vi­num pro oleo vel oleum pro vi­no vel quid aliud com­mu­ta­vit: vel lo­cum per­mu­ta­vit, ut quae erant ei Ro­mae ali­men­ta re­lic­ta, in mu­ni­ci­pio vel in pro­vin­cia ac­ci­pe­ret vel con­tra: vel per­so­nam com­mu­ta­vit, ut quod a plu­ri­bus erat ac­cep­tu­rus, ab uno ac­ci­pe­ret: vel alium pro alio de­bi­to­rem ac­ce­pe­rit: haec om­nia ha­bent dis­cep­ta­tio­nem prae­to­ris et pro uti­li­ta­te ali­men­ta­rii re­ci­pien­da sunt. 25Si ad ha­bi­ta­tio­nem cer­ta quan­ti­tas sit an­nua re­lic­ta et ita sit trans­ac­tum si­ne prae­to­re, ut ha­bi­ta­tio prae­ste­tur, va­let trans­ac­tio, quia fruc­tus ha­bi­ta­tio­nis prae­sta­tur, li­cet rui­nae vel in­cen­dio sub­iec­ta trans­ac­tio est. per con­tra­rium quo­que si pro ha­bi­ta­tio­ne, quae erat re­lic­ta, plac­ue­rit cer­tam quan­ti­ta­tem prae­sta­ri, trans­ac­tio ra­ta est et ci­tra prae­to­rem.

8Idem lib. V. de omnibus Tribunalibus. Weil die, welchen Alimente hinterlassen worden waren, leicht sich zu vergleichen pflegten, indem sie mit einer mässigen, aber gleich jetzt im Ganzen zu zahlenden Summe zufrieden waren, hat der höchstselige Marcus durch Ablesung eines Vortrags im Senate bewirkt, dass kein Vergleich über Alimente gültig sei, er müsse denn mit Zuziehung des Prätors geschlossen worden sein. Es pflegt also der Prätor dazwischen zu treten und, im Falle der Einwilligung von beiden Seiten, sein Gutachten darüber abzugeben, ob der Vergleich und welchermaassen zu gestatten sei. 1Eben dieses Prätors Urtheil wird in Bezug auf den Vergleich nothwendig sein, wenn Wohnung, oder Geld zu Kleidern, oder aus gewissen Grundstücken zu reichende Alimente vermacht werden. 2Dieser Vortrag des Marcus bezieht sich auf Alimente, die in Testamenten oder in Codicillen verlassen worden sind, es mögen nun die Codicille zum Testamente oder ohne dasselbe errichtet worden sein. Dasselbe wird zu sagen sein, wenn sie als Geschenk auf den Fall des Todes verlassen oder deren Verabreichung dem auferlegt worden ist, welchem sie auf den Todesfall geschenkt waren. Aber dasselbe werden wir auch sagen, wenn sei, um eine Bedingung zu erfüllen, verlassen worden. Allerdings darf man über Alimente, welche nicht auf den Todesfall geschenkt worden sind, auch ohne Zuziehung des Prätors sich vergleichen. 3Sie mögen von Monat zu Monat, von Tag zu Tag, oder von Jahr zu Jahr verlassen worden sein, immer müssen die Vorschriften des Vortrags verfolgt werden. Und sind sie nicht auf immer, sondern nur bis auf gewisse Jahre verlassen, so findet dasselbe Statt. 4Ist Jemandem eine Summe im Ganzen verlassen worden, damit er sich aus den Zinsen derselben erhalte, und bei seinem Tode die Gelder zurückerstatte, so wird der Vortrag nicht ohne Wirkung sein, obgleich dies Vermächtniss nicht auf einzelne Jahre geschehen zu sein scheint. 5Aber auch, wenn dem Titius eine bestimmte Quantität vermacht ist, oder auch eine Sache, so dass daraus dem Sejus Alimente verabreicht werden sollen ist mehr dafür vorhanden, dass Titius einen Vergleich schliessen könne. Denn durch des Titius Vergleich werden die Alimente des Sejus nicht geschmälert. Und dasselbe findet auch Statt, wenn vermöge eines Fideicommisses dem Legatare auferlegt worden ist, Alimente zu verabreichen. 6Einen deshalb abgeschlossenen Verlgeich, damit Jemand das jetzt im Ganzen gezahlte Geld verzehre, verwirft der Vortrag. Wie nun, wenn Einer ohne Zuziehung des Prätors sich dahin verglichen hat, das, was er von Jahr zu Jahr erhalten sollte, von Monat zu Monat zu erhalten? oder wie, wenn dahin, dass er das, was ihm von Monat zu Monat hinterlassen war, von Tag zu Tag erhalte? Wie ferner, wenn er das, was er nach Ablauf des Jahres erhalten würde, am Anfange des Jahres haben soll? Und ich bin der Meinung, dass ein solcher Vergleich gültig sei, weil der, welchem die Lebensmittel verabreicht werden sollen, durch einen Vergleich der Art nur seinen Zustand verbessert; denn es wollte ja nur der Vortrag, dass die Alimente durch den Vergleich nicht aufhören sollten. 7Es ist aber kein Unterschied, ob es Freigelassene sind, welchen die Alimente hinterlassen sind, oder ob Freigeborne; ob reich oder nicht. 8Es will also der Vortrag, dass beim Prätor über Folgendes Untersuchung angestellt werde: vorzüglich über den Grund des Vergleichs, über die Quantität und die Personen, welche sich vergleichen. 9In Bezug auf die Ursache muss vorzüglich beobachtet werden, welcher Grund zur Eingehung des Vergleichs da ist. Denn ohne einen solchen wird der Prätor Keinem Gehör geben, welcher sich vergleichen will. Man pflegt ohngefähr folgende Gründe anzugeben: wenn der Erbe an einem andern orte seinen Aufenthalt hat, als der, welcher Alimente erhalten soll, oder wenn Einer von ihnen Willens ist, seinen Aufenthalt wo andershin zu verlegen, oder wenn irgend eine Angelegenheit baares Geld erheischt, oder wenn Mehreren auferlegt worden ist, Einem Alimente zu reichen, und es diesem gleichwohl schwerer ist, sie einzeln zu verklagen; oder wenn irgend ein anderer Grund vorhanden ist, so wie deren mehrere sich einzustellen pflegen, um den Prätor dazu zu bringen, dass er den Vergleich zulasse. 10Auch die Quantität an Geld, über die man sich vergleichen will, ist zu bestimmen. Denn auch nach der Quantität wird die Zuverlässigkeit des Vergleichs berechnet werden. Sie ist nach dem Lebensalter des, welcher sich vergleicht, und dessen Gesundheitszustande zu bestimmen; denn das ist klar, dass man anders mit einem ganz jungen Menschen, als einem Erwachsenen und Greise abschliesst, da die Alimente gewiss mit dem Leben auch zu Ende gehen. 11Aber man muss auch auf die Personen Rücksicht nehmen, d. h. welcher Lebensart die zugewöhnt sind, welchen die Alimente hinterlassen worden; ob sie ein frugales Leben führen und demnach in andern Umständen sich selbst ernähren können, oder nicht, und folglich ganz von den Alimenten abhängen. In Rücksicht auf die Person dessen, welcher mit Ausantwortung der Alimente belastet worden, sind folgende Stücke zu prüfen: welche Vermögensumstände, welchen Zweck, welche Ansicht er hat. Denn dann wird es klar werden, ob er etwa in irgend einer Hinsicht den überlisten wolle, mit welchem er sich vergleicht. 12Wer sich über Alimente vergleicht, von dem nimmt man nicht an, als habe er sich auch über Wohnung und Geld zu Schuhwerk verglichen, da der höchstselige Marcus gewollt hat, dass man auch darüber sich besonders vergleiche. 13Und wenn sich Jemand über Alimente verglichen hat, wird er nicht gegen seinen Willen genöthigt sein, sich auch über Wohnung und die übrigen Gegenstände der Art zu vergleichen. Er wird demnach entweder über Alles zusammen, oder auch nur über einige Theile sich vergleichen können. 14Auch über Geld zu Schuhwerk muss man mit Zuziehung des Prätors sich vergleichen. 15Wenn Einem oder Mehreren ein Grundstück zu Alimenten hinterlassen worden ist, und sie dasselbe verkaufen wollen, so ist es nothwendig, dass der Prätor über dessen Veräusserung und den Vergleich sein Urtheil abgebe. Und wenn Mehreren Ein Grundstück zu Alimenten hinterlassen worden ist, und diese sich unter einander vergleiche wollen, so ist der Vergleich ohne Wirkung, im Falle er ohne Zuziehung des Prätors abgeschlossen worden. Dasselbe findet auch dann Statt, wenn ein Grundstück zum Pfande eingesetzt ist, damit Alimente verabreicht werden. Denn nicht einmal ein deshalb bestelltes Pfandrecht kann ohne Befragung des Prätors aufgehoben werden. 16Dass man mit Zuziehung des Prätors über die ganze Summe der Alimente oder über einen Theil derselben sich vergleichen müsse, ist mehr als zu deutlich. 17Wenn der deshalb angegangene Prätor erlaubt hat, den Vergleich ohne vorhergehende Untersuchung abzuschliessen, so ist der Vergleich nichtig; denn dem Prätor ist es aufgetragen worden, die Sache zu untersuchen, nicht sie zu vernachlässigen oder zu verschenken. Selbst wenn er nur nicht über alles, was die Rede vorschreibt, Untersuchung angestellt hat, d. h. über Ursache, Quantität und die Personen, welche abschliessen wollen, so muss man sagen, dass, ob er gleich Einzelnes untersucht hat, der Vergleich doch ungültig sei. 18Aber es wird weder der Vorsteher einer Provinz, noch der Prätor in diesem Falle seine Gerichtsbarkeit auf einen Andern übertragen dürfen. 19Verträge über Alimente können auch beim Procurator des Kaisers abgeschlossen werden, nämlich für den Fall, dass diese vom Fiscus verlangt werden: in diesem kann man auch bei den Vorstehern des Aerariums sich vergleichen. 20Wenn über Alimente Process obwaltete, über diesen aber Vergleich abgeschlossen worden, so kann der Vergleich ohne Befragen des Prätors nicht gültig sein, damit man nicht die Worte des Vortrags umgehe. Denn Processe werden schon erdichtet werden können, um ohne Zuziehung des Prätors abzuschliessen. 21Wenn einem und demselben Alimente, und ausserdem ein jetzt zu zahlendes Legat hinterlassen sind, und man sich darüber ohne Befragen des Prätors verglichen hat, so wird das, was gegeben worden ist, zuerst auf das jetzt zu zahlende Legat, der Ueberschuss davon aber auf die Alimente eingerechnet werden. 22Hat Jemand sich über Alimente ohne Zuziehung des Prätors verglichen, so wird das, was gegeben ist, für verfallene Alimente berechnet; und es ist kein Unterschied, ob eben so viel, als gegeben ist, die Quantität der Schuld beträgt, oder mehr oder weniger; denn selbst wenn es weniger beträgt, so wird doch das, was gegeben ist, um die Schuld zu tilgen, auf die verfallenen Alimente gerechnet werden. Freilich, wenn der, welcher über Almente sich verglich, durch diese Zahlung reicher geworden ist, so ist es ganz billig, dass man Zurückerstattung dessen gewähre, auf wie hoch sein Vorteil sich beläuft. Denn er darf mit Andrer Schaden sich nicht bereichern. 23Wenn eine bestimmte Quantität einem Manne von höherem Stande auf einzelne Jahre hinterlassen worden ist, z. B. ein Jahrgeld, oder ein Niessbrauchsrecht an einer unbedeutenderen Sache anstatt der Alimente vermacht wurde, so behaupte ich, dass der ohne den Prätor geschlossene Vergleich ungültig sei. 24Ist Jemandem kein Geld, sondern Getreide, Oel und irgend etwas zum häuslichen Unterhalte Gehöriges als Alimente vermacht worden, so wird man sich darüber nicht vergleichen können; es mag nun das oben Genannte Jahr für Jahr, oder Monat für Monat ausgezahlt werden müssen. Hat man indess ohne den Prätor sich dahin verglichen, anstatt dieser Gegenstände jährlich oder monatlich Geld zu empfangen, und dabei weder Quantität, noch Termin, sondern nur die Gattung verändert; oder hat man im Gegentheile ausgemacht, die Alimente, welche in Geld hinterlassen worden in Früchten zu empfangen, oder hat man Wein an die Stelle von Oel, und Oel an die Stelle von Wein gesetzt, oder den Ort der Auszahlung verändert, dass z. B. das, was zu Rom gezahlt werden sollte, in einer Municipalstadt oder einer Provinz ausgezahlt werde, oder umgekehrt, oder die Person, dass man demnach von Einem empfange, was man sonst von Mehreren zu empfangen hätte, oder hat man einen Schuldner für den andern angenommen; so gehört dies Alles zur Untersuchung des Prätors, und ist zum Nutzen dessen, welcher die Alimente erhält, auszulegen. 25Wenn eine bestimmte jährlich zu zahlende Summe zum Behuf der Wohnung hinterlassen worden ist, und man sich ohne den Prätor dahin verglichen hat, dass die Wohnung selbst gegeben werde, so gilt der Vergleich, weil der Vortheil, eine Wohnung zu haben, erreicht wird, obgleich der Vertrag im Fall des Einsturzes oder einer Feuersbrunst leicht schädlich werden könnte. Und umgekehrt, wenn man anstatt des vermachten Wohnungsrechtes eine bestimmte Summe annehmen zu wollen ausgemacht hat, so ist der Vergleich auch ohne den Prätor gültig.

9Idem li­bro pri­mo opi­nio­num. Qui cum tu­to­ri­bus suis de so­la por­tio­ne ad­mi­nis­tra­tae tu­te­lae suae ege­rat et trans­ege­rat, ad­ver­sus eos­dem tu­to­res ex per­so­na fra­tris sui, cui he­res ex­ti­te­rat, agens prae­scrip­tio­ne fac­tae trans­ac­tio­nis non sum­mo­ve­tur. 1Trans­ac­tio quae­cum­que fit, de his tan­tum, de qui­bus in­ter con­ve­nien­tes pla­cuit, in­ter­po­si­ta cre­di­tur. 2Qui per fal­la­ciam co­he­redis igno­rans uni­ver­sa, quae in ve­ro erant, in­stru­men­tum trans­ac­tio­nis si­ne Aqui­lia­na sti­pu­la­tio­ne in­ter­po­suit, non tam pa­cis­ci­tur quam de­ci­pi­tur. 3Ei qui, non­dum cer­tus ad se que­rel­lam con­tra pa­tris tes­ta­men­tum per­ti­ne­re, de aliis cau­sis cum ad­ver­sa­riis pac­to trans­egit, tan­tum in his in­ter­po­si­tum pac­tum no­ce­bit, de qui­bus in­ter eos ac­tum es­se pro­ba­tur. his tan­tum trans­ac­tio ob­est, quam­vis ma­ior an­nis vi­gin­ti quin­que eam in­ter­po­suit, de qui­bus ac­tum pro­ba­tur. nam ea, quo­rum ac­tio­nes com­pe­te­re ei post­ea con­per­tum est, in­iquum est per­emi pac­to. id de quo co­gi­ta­tum non do­ce­tur.

9Idem lib. I. Opin. Wer mit seinen Vormündern über einen Theil blosser Verwaltung der Vormundschaft Process gehabt, und sich darüber verglichen hat, wird, wenn er gegen dieselben Vormünder für seinen Bruder, dessen Erbe er geworden, klagt, nicht durch die Ausflucht des geschlossenen Vergleichs abgewiesen. 1Es mag ein Vergleich geschehen, wie er nur wolle, immer nimmt man an, dass er nur darüber abgeschlossen worden sei, worüber die Interessenten übereinkamen. 2Wer, durch List des Miterben verhindert, nicht den wirklichen Betrag der Erbmasse kannte, und eine Vergleichsurkunde ohne Aquilianische Stipulation errichtet hat, scheint nicht sowohl sich zu vergleichen, als betrogen zu werden. 3Wer noch nicht gewiss weiss, ob ihm eine klage gegen das väterliche Testament zustehe, und sich mit seinen Gegnern über andere Angelegenheiten verglichen hat, wird durch Errichtung des Vertrags nur in den Angelegenheiten Schaden erleiden, über welche er mit ihnen erweislichermaassen verhandelt hat. Ueberhaupt kann ein Vergleich, sollte ihn auch Jemand, der das 25. Lebensjahr bereits überschritt, abgeschlossen haben, nur in Beziehung auf diejenigen Gegenstände, über welche wirklich verhandelt worden ist, nachtheilig sein. Denn in Betreff derjenigen Angelegenheiten, rücksichtlich welcher man erst nach der Zeit von seinem Klagrechte Kenntniss erhielt, ist es unbillig, dass durch den Vergleich das aufgehoben werde, woran nicht erweislich gedacht worden ist.

10Idem li­bro pri­mo re­spon­so­rum. De re fi­lio­rum, quos in po­tes­ta­te non ha­buit, trans­igen­tem pa­trem mi­ni­me eis ob­es­se pla­cet.

10Idem lib. I. Respons. Wenn ein Vater über seinen Söhnen, die er nicht in seiner Gewalt gehabt hat, zugehörigen Gegenstand sich vergleicht, so schadet ihnen dies keineswegs.

11Idem li­bro quar­to ad edic­tum. Post rem iu­di­ca­tam et­iam­si11Die Großausgabe liest et­iam si statt et­iam­si. pro­vo­ca­tio non est in­ter­po­si­ta, ta­men si ne­ge­tur iu­di­ca­tum es­se vel igno­ra­ri pot­est an iu­di­ca­tum sit: quia ad­huc lis sub­es­se pos­sit, trans­ac­tio fie­ri pot­est.

11Idem lib. IV. ad Edict. Nach Fällung des Endurtheils kann, auch wenn keine Appellation eingewendet worden, dennoch, im Fall man läugnet, es sei das Endurtheil schon da, oder wenigstens nicht wissen kann, ob es schon gefällt ist, ein Vergleich abgeschlossen werden, weil leicht noch Streit obwalten könnte.

12Cel­sus li­bro ter­tio di­ges­to­rum. Non est fe­ren­dus qui ge­ne­ra­li­ter in his, quae tes­ta­men­to ei re­lic­ta sunt, trans­ege­rit, si post­ea cau­se­tur de eo so­lo se co­gi­tas­se, quod pri­ma par­te tes­ta­men­ti ac non et­iam quod pos­te­rio­re le­ga­tum sit. si ta­men post­ea co­di­cil­li pro­fe­run­tur, non im­pro­be mi­hi dic­tu­rus vi­de­tur de eo dum­ta­xat se co­gi­tas­se, quod il­la­rum ta­bu­la­rum, quas tunc no­ve­rat, scrip­tu­ra con­ti­ne­re­tur.

12Ad Dig. 2,15,12Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 414, Note 4.Celsus lib. III. Digest. Man darf keine Rücksicht auf den nehmen, welcher im Allgemeinen sich über das verglichen hat, was ihm im Testamente hinterlassen worden, wenn er nachher vorgibt, er habe nur daran gedacht, was ihm im ersten Theile des Testamentes vermacht worden sei. Wenn indess nachher Codicille aufgefunden werden, so scheint er nicht mit Unrecht zu behaupten, dass er nur an das gedacht, was in dem ihm bekannten schriftlichen Testamente gesagt worden sei.

13Ae­mi­lius Ma­cer li­bro pri­mo ad le­gem vi­cen­si­mam he­redi­ta­tium. Nul­li pro­cu­ra­to­rum prin­ci­pis in­con­sul­to prin­ci­pe trans­ige­re li­cet.

13Aemilius Macer lib. I. ad Legem vices. hereditatum. Keinem Procurator des Fürsten ist es erlaubt, ohne Befragen des Fürsten Vergleich zu schliessen.

14Scae­vo­la li­bro se­cun­do re­spon­so­rum. Con­tro­ver­sia in­ter le­gi­ti­mum et scrip­tum he­redem or­ta est ea­que trans­ac­tio­ne fac­ta cer­ta le­ge fi­ni­ta est: quae­ro cre­di­to­res quem con­ve­ni­re pos­sunt? re­spon­dit, si idem cre­di­to­res es­sent, qui trans­ac­tio­nem fe­cis­sent, id ob­ser­van­dum de ae­re alie­no, quod in­ter eos con­ve­nis­set: si alii cre­di­to­res es­sent, prop­ter in­cer­tum suc­ces­sio­nis pro par­te he­redi­ta­tis, quam uter­que in trans­ac­tio­ne ex­pres­se­rit, uti­li­bus ac­tio­ni­bus con­ve­nien­dus est.

14Ad Dig. 2,15,14Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. III, § 566, Note 3.Scaevola lib. II. Respon. Es ist zwischen dem Intestat-Erben und dem testamentarischen ein Streit entstanden, und dieser durch Vergleich unter gewissen Bedingungen beigelegt worden. Ich frage: wen können die Gläubiger verklagen? Er hat geantwortet: wenn diese die nämlichen wären, welche den Vergleich geschlossen, so sei das zu beobachten, was sie in Bezug auf die Schuldner festgesetzt hätten; wären die Gläubiger Andere, so müsse Jeder mit analogen Klagen, wegen der Unbestimmtheit der Theile der Erbschaft, auf den Theil verklagt werden, welchen sie in dem Vergleiche ausgedrückt haben.

15Pau­lus li­bro pri­mo sen­ten­tia­rum. Pac­to con­ven­to Aqui­lia­na qui­dem sti­pu­la­tio sub­ici so­let: sed con­sul­tius est huic poe­na­lem quo­que sti­pu­la­tio­nem sub­iun­ge­re, quia re­scis­so for­te pac­to poe­na ex sti­pu­la­tu pe­ti pot­est.

15Paul. lib. I. Sentent. Einem Vertrage pflegt man zwar die Aquilianische Stipulation anzufügen: indess ist es rathsamer, auch zu ihr noch eine Stipulation auf Conventionalstrafe hinzuzusetzen, weil, wenn der Vertrag vielleicht aufgelöst sein sollte, wenigstens die Strafe aus der Stipulation eingeklagt werden kann.

16Her­mo­ge­nia­nus li­bro pri­mo iu­ris epi­to­ma­rum. Qui fi­dem li­ci­tae trans­ac­tio­nis ru­pit, non ex­cep­tio­ne tan­tum sum­mo­ve­bi­tur, sed et poe­nam, quam, si con­tra pla­ci­tum fe­ce­rit ra­to ma­nen­te pac­to, sti­pu­lan­ti rec­te pro­mi­se­rat, prae­sta­re co­ge­tur.

16Hermogen. lib. I. juris Epitomarum. Wer einen erlaubten Vertrag gebrochen hat, wird nicht allein durch die Einrede entfernt, sondern auch gezwungen werden, die Strafe zu erlegen, welche er dem andern Theile versprochen hat, im Fall er gegen die Uebereinkunft gehandelt, doch so, dass der Vertrag noch fest bleibt.

17Pa­pi­nia­nus li­bro se­cun­do quaes­tio­num. Ven­di­tor he­redi­ta­tis emp­to­ri man­da­tis ac­tio­ni­bus cum de­bi­to­re he­redi­ta­rio, qui igno­ra­bat ven­di­tam es­se he­redi­ta­tem, trans­egit: si emp­tor he­redi­ta­tis hoc de­bi­tum ab eo ex­ige­re ve­lit, ex­cep­tio trans­ac­ti neg­otii de­bi­to­ri prop­ter igno­ran­tiam suam ac­com­mo­dan­da est. idem re­spon­den­dum est et in eo, qui fi­dei­com­mis­sam re­ce­pit he­redi­ta­tem, si he­res cum igno­ran­te de­bi­to­re trans­egit.

17Ad Dig. 2,15,17Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 331, Note 9.Papinian. lib. II. Quaest. Der Verkäufer einer Erbschaft hat dem Käufer die Klagen daraus überlassen, und nachher mit einem Erbschaftsschuldner, welcher von dem geschehenen Verkaufe der Erbschaft nichts wusste, sich verglichen: wenn nun der Käufer der Erbschaft diese Schuld von ihm erheben will, so muss dem Schuldner wegen seiner Unwissenheit die Einrede des geschlossenen Vergleichs gestattet werden. Dasselbe ist auch bei dem zu antworten, welcher eine Erbschaft durch Fideicommiss erhielt, im Fall der wahre Erbe mit dem Schuldner, der nichts davon wusste, sich verglichen hat.