Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Zweites Buch übersetzt von Heimbach unter Redaction von Otto
Dig. II1,
De iurisdictione
Liber secundus
I.

De iurisdictione

(Von der Gerichtsbarkeit.)

1Ul­pia­nus li­bro pri­mo re­gu­la­rum. Ius di­cen­tis of­fi­cium la­tis­si­mum est: nam et bo­no­rum pos­ses­sio­nem da­re pot­est et in pos­ses­sio­nem mit­te­re, pu­pil­lis non ha­ben­ti­bus tu­to­res con­sti­tue­re, iu­di­ces li­ti­gan­ti­bus da­re.

1Ulp. lib. I. Regular. Der Wirkungskreis dessen, welcher Recht spricht, ist von weitem Umfange; denn er kann auch Nachlassbesitz (bonorum possessio) gestatten, provisorischen Besitz verfügen, Mündeln, die keine Vormünder haben, dergleichen bestellen, stretenden Parteien Richter niedersetzen.

2Ia­vo­le­nus li­bro sex­to ex Cas­sio. Cui iu­ris­dic­tio da­ta est, ea quo­que con­ces­sa es­se vi­den­tur, si­ne qui­bus iu­ris­dic­tio ex­pli­ca­ri non po­tuit.

2Javolen. lib. VI. ex Cassio. Wem Recht zu sprechen verstattet ist, dem scheint auch das eingeräumt zu sein, ohne welches sich der Begriff Rechtsprechen nicht entfalten kann.

3Ul­pia­nus li­bro se­cun­do de of­fi­cio quaes­to­ris. Im­pe­rium aut me­rum aut mix­tum est. me­rum est im­pe­rium ha­be­re gla­dii po­tes­ta­tem ad anim­ad­ver­ten­dum fa­ci­no­ro­sos ho­mi­nes, quod et­iam po­tes­tas ap­pel­la­tur. mix­tum est im­pe­rium, cui et­iam iu­ris­dic­tio in­est, quod in dan­da bo­no­rum pos­ses­sio­ne con­sis­tit. iu­ris­dic­tio est et­iam iu­di­cis dan­di li­cen­tia.

3Ulp. lib. II. de offic. Quaest. Das Imperium ist entweder rein oder gemischt. Reines Imperium (merum imperium) heisst, die Macht haben, ein Schwert zu führen, um ruchlose Menschen zu bestrafen. Gemischtes (mixtum imperium), in welchem auch das Rechtsprechen stillschweigend enthalten ist, ist das, was in Verstattung des Nachlassbesitzes sich zeigt. Im Rechtsprechen liegt auch die Erlaubniss, einen Richter zu bestellen.

4Idem li­bro pri­mo ad edic­tum. Iu­be­re ca­ve­ri prae­to­ria sti­pu­la­tio­ne et in pos­ses­sio­nem mit­te­re im­pe­rii ma­gis est quam iu­ris­dic­tio­nis.

4Idem lib. I. ad Edictum. Befehle, man solle durch eine prätorische Stipulation Sicherheit stellen und provisorischen Besitz verfügen, gehören mehr dem Begriffe des Imperium als des Rechtsprechens an.

5Iu­lia­nus li­bro pri­mo di­ges­to­rum. Mo­re ma­io­rum ita com­pa­ra­tum est, ut is de­mum iu­ris­dic­tio­nem man­da­re pos­sit, qui eam suo iu­re, non alie­no be­ne­fi­cio ha­bet:

5Julian. lib. I. Digest. Durch Sitte der Altväter hat es sich allmählig gefügt, dass nur der die Gerichtsbarkeit einem Andern auftragen könne, der sie kraft seines Amtes, nicht aber dessen eines Andern, hat.

6Pau­lus li­bro se­cun­do ad edic­tum. et quia nec prin­ci­pa­li­ter ei iu­ris­dic­tio da­ta est nec ip­sa lex de­fert, sed con­fir­mat man­da­tam iu­ris­dic­tio­nem. id­eo­que si is, qui man­da­vit iu­ris­dic­tio­nem, de­ces­se­rit, an­te­quam res ab eo, cui man­da­ta est iu­ris­dic­tio, ge­ri coe­pe­rit, sol­vi man­da­tum La­beo ait, sic­ut in re­li­quis cau­sis.

6Paul. lib. II. ad Edictum. Und weil nun einem solchen [dem die Gerichtsbarkeit von einem Andern übertragen worden ist] die Gerichtsbarkeit weder vom Anfange her verliehen ist, noch das Gesetz selbst sie ihm übermacht, sondern nur bestätigt, wenn sie ihm schon übertragen worden; so sagt deshalb Labeo, dass hier die Uebertragung, wie in den übrigen Fällen, erlischt, wenn der, welcher die Gerichtsbarkeit übertragen, früher sterbe, als das Geschäft von dem, welchem sie übertragen worden, zu führen angefangen worden sei.

7Ul­pia­nus li­bro ter­tio ad edic­tum. Si quis id, quod iu­ris­dic­tio­nis per­pe­tuae cau­sa, non quod pro­ut res in­ci­dit, in al­bo vel in char­ta vel in alia ma­te­ria pro­pos­i­tum erit, do­lo ma­lo cor­ru­pe­rit: da­tur in eum quin­gen­to­rum au­reo­rum iu­di­cium, quod po­pu­la­re est. 1Ser­vi quo­que et fi­lii fa­mi­lias ver­bis edic­ti con­ti­nen­tur: sed et utrum­que se­xum prae­tor com­ple­xus est. 2Quod si dum pro­po­ni­tur vel an­te pro­pos­i­tio­nem quis cor­ru­pe­rit, edic­ti qui­dem ver­ba ces­sa­bunt, Pom­po­nius au­tem ait sen­ten­tiam edic­ti por­ri­gen­dam es­se ad haec. 3In ser­vos au­tem, si non de­fen­dun­tur a do­mi­nis, et eos qui in­opia la­bo­rant cor­pus tor­quen­dum est. 4Do­li ma­li au­tem id­eo in ver­bis edic­ti fit men­tio, quod, si per im­pe­ritiam vel rus­ti­ci­ta­tem vel ab ip­so prae­to­re ius­sus vel ca­su ali­quis fe­ce­rit, non te­ne­tur. 5Hoc ve­ro edic­to te­ne­tur et qui tol­lit, quam­vis non cor­ru­pe­rit: item et qui suis ma­ni­bus fa­cit et qui alii man­dat. sed si alius si­ne do­lo ma­lo fe­cit, alius do­lo ma­lo man­da­vit, qui man­da­vit te­ne­bi­tur: si uter­que do­lo ma­lo fe­ce­rit, am­bo te­ne­bun­tur: nam et si plu­res fe­ce­rint vel cor­ru­pe­rint vel man­da­ve­rint, om­nes te­ne­bun­tur:

7Ulp. lib. III. ad Edictum. Wenn Einer das, was des ununterbrochenen Rechtsprechens wegen, nicht aber besonderer Fälle halber, auf der weissen Tafel, oder auf Papier oder auf anderm Stoffe, öffentlich ausgestellt ist, mit bösem Vorsatze beschädigt hat, so ist gegen ihn eine Klage gestattet auf 50 Goldstücke, zu welcher Jeder aus dem Volke Erlaubniss hat. 1Auch Sclaven und Haussöhne sind in den Worten des Edicts enthalten, aber auch beide Geschlechter hat der Prätor umfasst. 2Wenn aber, während die öffentliche Ausstellung vor sich geht, oder vor derselben es [das öffentlich Ausgestellte] Jemand beschädigt hat, so werden zwar die Worte des Edicts nicht anwendbar sein; Pomponius jedoch sagt, dass die Bestimmung des Edicts auf diese Fälle auszudehnen sei. 3Bei Sclaven aber, wenn sie nicht von ihren Herren gerichtlichen Beistand erhalten, und denen, welche Mangel leiden, tritt Lebensstrafe [Folterung] ein. 4Des bösen Vorsatzes geschieht aber deshalb in den Worten des Edicts Erwähnung, weil, wenn Einer aus Unerfahrenheit, oder schuldloser Unvorsichtigkeit, oder auf eigenen Befehl des Prätors, oder durch Zufall es gethan, er nicht gestraft wird. 5Und gegen diesen Theil des Edicts handelt auch, wer es wegreisst, ohne es zu beschädigen; ebenfalls wer es mit eignen Händen thut, und wer es einem Andern aufträgt. Aber wenn Einer ohne bösen Vorsatz es that, ein Anderer es ihm aber mit bösem Vorsatz auftrug, so wird der, welcher es aufgetragen hat, bestraft werden: denn auch, wenn Mehrere gehandelt, entweder beschädigt oder es aufgetragen habe, werden Alle strafbar sein,

8Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. ad­eo qui­dem, ut non suf­fi­ciat unum eo­rum poe­nam lue­re.

8Gajus lib. I. ad Edictum prov. und das in soweit, dass es nicht hinreicht, dass einer allein von ihnen die Strafe leide.

9Pau­lus li­bro ter­tio ad edic­tum. Si fa­mi­lia ali­cu­ius al­bum cor­ru­pe­rit, non si­mi­li­ter hic edi­ci­tur ut in fur­to, ne in re­li­quos ac­tio de­tur, si tan­tum do­mi­nus, cum de­fen­de­re vo­luit, unius no­mi­ne prae­sti­te­rit, quan­tum li­ber prae­sta­ret: for­tas­se quia hic et con­temp­ta ma­ies­tas prae­to­ris vin­di­ca­tur et plu­ra fac­ta in­tel­le­gun­tur: quem­ad­mo­dum cum plu­res ser­vi in­iu­riam fe­ce­runt vel dam­num de­de­runt, quia plu­ra fac­ta sunt, non ut in fur­to unum. Oc­ta­ve­nus hic quo­que do­mi­no suc­cur­ren­dum ait: sed hoc pot­est di­ci, si do­lo ma­lo cu­ra­ve­rint, ut ab alio al­bum cor­rum­pe­re­tur, quia tunc unum con­si­lium sit, non plu­ra fac­ta. idem Pom­po­nius li­bro de­ci­mo no­tat.

9Paul. lib. III. ad Edictum. Wenn mehrere Sclaven, die Einem gehören, die weisse Tafel beschädigt haben sollten, so wird hier nicht, wie beim Diebstahle im Edicte bekannt gemacht, es solle gegen die Uebrigen keine Klage gestattet werden, wofern nämlich der Herr, wenn er gerichtlichen Beistand zu leisten gesonnen war, nur im Namen eines Einzigen das erlegt haben sollte, was ein Freier erlegen würde; vielleicht aus dem Grunde, weil hier die Verachtung der Würde des Prätors bestraft wird, und mehrere Handlungen angenommen werden, wie dies der Fall ist, wenn mehrer Sclaven Jemanden beleidigten oder Schaden zufügten, weil hier eine Mehrzahl von Handlungen da ist, nicht eine einzige, wie beim Diebstahle. Octavenus glaubt, man müsse auch hier dem Herrn beistehen. Doch das kann nur dann gesagt werden, wenn sie mir bösem Vorsatze von einem Andern die weisse Tafel beschädigen liessen, weil dann Eine Absicht Statt findet, und keine Mehrheit der Handlungen. Dasselbe bemerkt Pomponius im 10. Buche.

10Ul­pia­nus li­bro ter­tio ad edic­tum. Qui iu­ris­dic­tio­ni prae­est, ne­que si­bi ius di­ce­re de­bet ne­que uxo­ri vel li­be­ris suis ne­que li­ber­tis vel ce­te­ris, quos se­cum ha­bet.

10Ad Dig. 2,1,10ROHGE, Bd. 21 (1877), Nr. 31, S. 86: Rechtsweg gegen einen Beschluß der Gesellschafter über Ausschließung eines Socius.Ulp. lib. III. ad Edictum. Wer der Gerichstbarkeit vorsteht, darf weder für sich Recht sprechen, noch für seine Frau oder Kinder, noch für seine Freigelassenen oder die übrigen, die er bei sich hat.

11Gaius li­bro pri­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Si idem cum eo­dem plu­ri­bus ac­tio­ni­bus agat, qua­rum sin­gu­la­rum quan­ti­tas in­tra iu­ris­dic­tio­nem iu­di­can­tis sit, co­acer­va­tio ve­ro om­nium ex­ce­dat mo­dum iu­ris­dic­tio­nis eius: apud eum agi pos­se Sa­b­ino Cas­sio Pro­cu­lo pla­cuit: quae sen­ten­tia re­scrip­to im­pe­ra­to­ris An­to­ni­ni con­fir­ma­ta est. 1Sed et si mu­tuae sunt ac­tio­nes et al­ter mi­no­rem quan­ti­ta­tem, al­ter ma­io­rem pe­tat, apud eun­dem iu­di­cem agen­dum est ei qui quan­ti­ta­tem mi­no­rem pe­tit, ne in po­tes­ta­te ca­lum­nio­sa ad­ver­sa­rii mei sit, an apud eum li­ti­ga­re pos­sim. 2Si una ac­tio com­mu­nis sit plu­rium per­so­na­rum, vel­uti fa­mi­liae er­cis­cun­dae11Die Großausgabe liest her­cis­cun­dae statt er­cis­cun­dae., com­mu­ni di­vi­dun­do, fi­nium re­gun­do­rum, utrum sin­gu­lae par­tes spec­tan­dae sunt cir­ca iu­ris­dic­tio­nem eius qui co­gnos­cit, quod Ofi­lio et Pro­cu­lo pla­cet, quia unus­quis­que de par­te sua li­ti­gat: an po­tius to­ta res, quia et to­ta res in iu­di­cium venit et vel uni ad­iu­di­ca­ri pot­est, quod Cas­sio et Pe­ga­so pla­cet: et sa­ne eo­rum sen­ten­tia pro­ba­bi­lis est.

11Gaj. lib. I. ad Edictum prov. Wenn ein und derselbe gegen einen und denselben mehrere Klagen anstellt und der Betrag jeder einzelnen innerhalb der Grenzen der Gerichtsbarkeit dessen, welcher richtet, ist, alle zusammengerechnet aber den Betrag seiner Gerichtsbarkeit übersteigen: so kann man bei ihm klagen nach dem Urtheil des Sabinus, Cassius, Proculus; eine Meinung, die durch ein Rescript des Kaisers Antoninus bestätigt worden ist. 1Aber auch wenn Widerklagen vorliegen, und der Eine eine geringere, der Andere eine grössere Summe verlangen sollte, so muss der, welcher die kleinere Summe verlangt, bei demselben Richter klagen, damit nicht die Entscheidung der Frage, ob ich bei demselben klagen könne, der Chicane meines Gegners überlassen sei. 2Gehört einer Klage mehrern Personen gemeinschaftlich, wie die auf Erbtheilung, auf Theilung einer gemeinschaftlichen Sache, auf Berichtigung der Grenzen eines Grundstücks, sind dann in Bezug auf die Gerichtsbarkeit des Richters die Antheile der Einzelnen in Obacht zu nehmen? Dies ist die Meinung des Ofilius und Proculus, weil ein jeder für seinen Antheil streitet —; oder vielmehr der Gegenstand im Ganzen? weil auch die ganze Sache Streitgegenstand wird und sogar nur Einem gerichtlich zugeschlagen werden kann. Dies ist die Meinung des Cassius und Pegasus; und allerdings ist ihre Ansicht beifallswürdiger.

12Ul­pia­nus li­bro oc­ta­vo de­ci­mo ad edic­tum. Ma­gis­tra­ti­bus mu­ni­ci­pa­li­bus sup­pli­cium a ser­vo su­me­re non li­cet, mo­di­ca au­tem cas­ti­ga­tio eis non est de­ne­gan­da.

12Ulp. lib. XVIII. ad Edictum. Den Obrigkeiten in Municipalstädten ist es nicht erlaubt, Lebensstrafe über einen Sclaven zu verhängen; doch ist das Recht einer mässigen Züchtigung denselben nicht abzusprechen.

13Idem li­bro quin­qua­gen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Eum qui iu­di­ca­re iu­bet ma­gis­tra­tum es­se opor­tet. 1Ma­gis­tra­tus au­tem vel is qui in po­tes­ta­te ali­qua sit, ut pu­ta pro­con­sul vel prae­tor vel alii qui pro­vin­cias re­gunt, iu­di­ca­re iu­be­re eo die, quo pri­va­ti fu­tu­ri es­sent, non pos­sunt.

13Id. lib. LI. ad Sabinum. Der, welcher zu richten befiehlt, muss eine Obrigkeit sein. 1Die Obrigkeit aber oder der, welcher eine mit dem Imperium versehene Stelle bekleidet, zum Beispiel ein Proconsul oder Prätor oder andere, welche über Provinzen gesetzt sind, können nicht befehlen, das Richteramt an dem Tage zu übernehmen, an welchem sie in den Privatstand zurückgetreten sein werden.

14Idem li­bro tri­gen­si­mo no­no ad edic­tum. Est re­cep­tum eo­que iu­re uti­mur, ut si quis ma­ior vel ae­qua­lis sub­iciat se iu­ris­dic­tio­ni al­te­rius, pos­sit ei et ad­ver­sus eum ius di­ci.

14Id. lib. XXXIX. ad Edictum. Man hat es angenommen, und es ist noch jetzt Rechtens, dass wenn Eines Gerichtsbarkeit sich ein höherer oder gleichstehender unterwirft, für und gegen ihn Recht gesprochen werde.

15Idem li­bro se­cun­do de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. Si per er­ro­rem alius pro alio prae­tor fue­rit ad­itus, ni­hil va­le­bit quod ac­tum est. nec enim fe­ren­dus est qui di­cat con­sen­sis­se eos in prae­si­dem, cum, ut Iu­lia­nus scri­bit, non con­sen­tiant qui er­rent: quid enim tam con­tra­rium con­sen­sui est quam er­ror, qui im­pe­ritiam de­te­git?

15Ad Dig. 2,1,15ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 328: Voraussetzung der stillschweigenden Prorogation des Gerichtsstandes.Id. lib. II. de omnibus Tribunalibus. Wenn aus Irrthum ein Prätor anstatt des andern um Hülfe Rechtens ersucht worden ist, so wird die Verhandlung nichtig sein. Denn es ist nicht zu dulden, wenn einer sagen wollte, sie hätten sich über den Vorstand des Gerichts vereinigt, weil ja, wie Julian schreibt, die, welche im Irrthum sind, sich nicht vereinigen. Denn was ist der gegenseitigen Vereinigung so entgegen, als Irrthum, welcher Unwissenheit verräth?

16Idem li­bro ter­tio de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. So­let prae­tor iu­ris­dic­tio­nem man­da­re: et aut om­nem man­dat aut spe­ciem unam: et is cui man­da­ta iu­ris­dic­tio est fun­ge­tur vi­ce eius qui man­da­vit, non sua.

16Id. lib. III. de omn. Tribun. Der Prätor pflegt seine Gerichtsbarkeit [zuweilen] einem Andern zu übertragen; und er überträgt sie entweder ganz, oder nur einen Theil davon. Und der, welchem die Gerichtsbarkeit übertragen worden, wird nur die Stelle dessen vertreten, der sie übertragen, nicht sie als seine eigne verwalten.

17Idem li­bro pri­mo opi­nio­num. Prae­tor sic­ut uni­ver­sam iu­ris­dic­tio­nem man­da­re alii pot­est, ita et in per­so­nas cer­tas vel de una spe­cie pot­est, ma­xi­me cum ius­tam cau­sam sus­cep­tae an­te ma­gis­tra­tum ad­vo­ca­tio­nis al­te­rius par­tis ha­bue­rat.

17Id. lib. I. Opinionum. Der Prätor kann, so wie er die ganze Gerichtsbarkeit einem Andern übertragen darf, sie auch gegen gewisse Personen und für einen Fall übertragen, besonders wenn er gerechte Ursache gehabt hatte, vor Antretung seiner obrigkeitlichen Stelle die Advocatur für die eine Partei zu übernehmen.

18Afri­ca­nus li­bro sep­ti­mo quaes­tio­num. Si con­ve­ne­rit, ut alius prae­tor, quam cu­ius iu­ris­dic­tio es­set, ius di­ce­ret et prius­quam ad­ire­tur mu­ta­ta vo­lun­tas fue­rit, pro­cul du­bio ne­mo com­pel­le­tur eius­mo­di con­ven­tio­ni sta­re.

18African. lib. VII. Quaestionum. Ist man dahin übereingekommen, dass ein anderer Prätor, als der, welchem die Gerichtsbarkeit angehört, Recht sprechen solle, und es hat, bevor man ihn um Hülfe Rechtens ersuchte, der Entschluss sich geändert, so wird ohne Zweifel Niemand gezwungen werden, die Uebereinkunft zu halten.

19Ul­pia­nus li­bro sex­to fi­dei­com­mis­so­rum. Cum quae­dam puel­la apud com­pe­ten­tem iu­di­cem li­tem sus­ce­pe­rat, de­in­de con­dem­na­ta erat, post­ea­que ad vi­ri ma­tri­mo­nium alii iu­ris­dic­tio­ni sub­iec­ti per­ve­ne­rat, quae­re­ba­tur, an prio­ris iu­di­cis sen­ten­tia ex­se­qui pos­sit. di­xi pos­se, quia an­te fue­rat sen­ten­tia dic­ta: sed et si post sus­cep­tam co­gni­tio­nem an­te sen­ten­tiam hoc eve­niet, idem pu­ta­rem, sen­ten­tia­que a prio­re iu­di­ce rec­te fer­tur. quod ge­ne­ra­li­ter et in om­ni­bus hu­ius­ce­mo­di ca­si­bus ob­ser­van­dum est. 1Quo­tiens de quan­ti­ta­te ad iu­ris­dic­tio­nem per­ti­nen­te quae­ri­tur, sem­per quan­tum pe­ta­tur quae­ren­dum est, non quan­tum de­bea­tur.

19Ulp. lib. VI. Fideicommissorum. Als ein gewisses Mädchen bei dem competenten Richter auf eine Klage sich eingelassen hatte, darauf verurtheilt worden, und nachher in die Ehe mit einem einer andern Gerichtsbarkeit unterworfenen Manne getreten war, so entstand die Frage, ob des erstern Richters Urtheil vollstreckt werden dürfe? Ich habe gesagt, es dürfe, weil vor Eingehung der Ehe das Urtheil gesprochen war. Aber auch, wenn nach Uebernahme der Untersuchung jedoch vor dem Endurtheil, dies vorfallen sollte, so möchte ich dasselbe für wahr halten, und das Urtheil wird vom frühern Richter mit Recht gesprochen. Und dies ist auch in allen Fällen dieser Art im Allgemeinen zu befolgen. 1So oft die Summe, bis zu welcher sich die Competenz der Gerichtsbarkeit erstreckt, in Frage kommt, so muss immer untersucht werden, wieviel verlangt werde, nicht, wieviel die Schuld betrage.

20Pau­lus li­bro pri­mo ad edic­tum. Ex­tra ter­ri­to­rium ius di­cen­ti im­pu­ne non pa­re­tur. idem est et si su­pra iu­ris­dic­tio­nem suam ve­lit ius di­ce­re.

20Paul. lib. I. ad Edictum. Wer ausser den Grenzen seiner Gerichtsbarkeit Recht spricht, dem verweigert man ungestraft den Gehorsam. Dasselbe findet Statt auch dann, wenn Jemand über das Maass seiner Gerichtsbarkeit hinaus Rechts sprechen wollte.