Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Achtes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VIII4,
Communia praediorum tam urbanorum quam rusticorum
Liber octavus
IV.

Communia praediorum tam urbanorum quam rusticorum

(Gemeinschaftliche Regeln über die städtischen und ländlichen Grundstücke.)

1Ul­pia­nus li­bro se­cun­do in­sti­tu­tio­num. Ae­di­fi­cia ur­ba­na qui­dem prae­dia ap­pel­la­mus: ce­te­rum et­si in vil­la ae­di­fi­cia sint, ae­que ser­vi­tu­tes ur­ba­no­rum prae­dio­rum con­sti­tui pos­sunt. 1Id­eo au­tem hae ser­vi­tu­tes prae­dio­rum ap­pel­lan­tur, quon­iam si­ne prae­diis con­sti­tui non pos­sunt: ne­mo enim pot­est ser­vi­tu­tem ad­quire­re vel ur­ba­ni vel rus­ti­ci prae­dii, ni­si qui ha­bet prae­dium nec quis­quam de­be­re, ni­si qui ha­bet prae­dium11Die Großausgabe lässt nec quis­quam de­be­re, ni­si qui ha­bet prae­dium aus..

1Ulp. lib. II. Instit. Städtische Gebäude nennt man zwar Grundstücke, übrigens aber können, auch wenn Gebäude auf einem Landgute stehen, ebensowohl Dienstbarkeiten städtischer Grundstücke [an denselben] bestellt werden. 1Diese Dienstbarkeiten heissen aber darum Dienstbarkeiten an Grundstücken, weil sie ohne solche nicht bestellt werden können. Denn Niemand kann eine Dienstbarkeit weder an einem ländlichen, noch an einem städtischen Grundstück erwerben, als wer selbst ein Grundstück besitzt.

2Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. De aqua per ro­tam tol­len­da ex flu­mi­ne vel hau­rien­da, vel si quis ser­vi­tu­tem cas­tel­lo im­po­sue­rit, qui­dam du­bi­ta­ve­runt, ne hae ser­vi­tu­tes non es­sent: sed re­scrip­to im­pe­ra­to­ris An­to­ni­ni ad Tul­lia­num ad­ici­tur, li­cet ser­vi­tus iu­re non va­luit, si ta­men hac le­ge com­pa­ra­vit seu alio quo­cum­que le­gi­ti­mo mo­do si­bi hoc ius ad­quisi­vit, tuen­dum es­se eum, qui hoc ius pos­se­dit.

2Idem lib. XVII. ad Ed. Was das Wasserziehen oder Schöpfen mittelst eines Rades aus einem Flusse betrifft, oder wenn Jemand einem Röhrkasten eine Dienstbarkeit auferlegt, so haben zwar Manche gezweifelt, ob dies Dienstbarkeiten seien; in einem Rescript des Kaisers Antonin an den Tullian wird aber bemerkt, dass derjenige, wer dieses Recht besessen, wenn er es sich besonders ausgemacht, oder auf irgend eine andere gesetzmässige Weise erworben habe, dabei zu schützen sei, wenn gleich [dasselbe als] Dienstbarkeit nach den Rechtsbegriffen nicht Statt findet.

3Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Duo­rum prae­dio­rum do­mi­nus si al­te­rum ea le­ge ti­bi de­de­rit, ut id prae­dium quod da­tur ser­viat ei quod ip­se re­ti­net, vel con­tra, iu­re im­po­si­ta ser­vi­tus in­tel­le­gi­tur.

3Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Wenn der Eigenthümer zweier Grundstücke dir das eine unter der Bedingung abtritt, dass das abgetretene demjenigen, welches er selbst zurückbehält, dienstbar sein soll, oder umgekehrt, so wird die Dienstbarkeit als mit vollem Rechte auferlegt angesehen.

4Ia­vo­le­nus li­bro de­ci­mo ex Cas­sio. Ca­ve­ri, ut ad cer­tam al­ti­tu­di­nem mo­nu­men­tum ae­di­fi­ce­tur, non pot­est, quia id, quod hu­ma­ni iu­ris es­se de­siit, ser­vi­tu­tem non re­ci­pit: sic­ut ne il­la qui­dem ser­vi­tus con­sis­te­re pot­est, ut cer­tus nu­me­rus ho­mi­num in uno lo­co hu­me­tur.

4Javolen. lib. X. ex Cassio. Dafür, dass ein Denkmal nur bis auf eine gewisse Höhe aufgeführt werden solle, kann keine Sicherheit bestellt werden, weil dasjenige, was menschlichen Rechtens zu sein aufgehört hat, keine Dienstbarkeit annimmt, sowie auch nicht einmal eine Dienstbarkeit in der Art bestehen kann, dass nur eine bestimmte Anzahl von Menschen an demselben Orte beerdigt werden solle.

5Idem li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Pro­prium so­lum ven­den­do an ser­vi­tu­tem ta­lem in­iun­ge­re pos­sim, ut mi­hi et vi­ci­no ser­viat? si­mi­li­ter si com­mu­ne so­lum ven­do, ut mi­hi et so­cio ser­viat, an con­se­qui pos­sim? re­spon­di: ser­vi­tu­tem re­ci­pe­re ni­si si­bi ne­mo pot­est: ad­iec­tio ita­que vi­ci­ni pro su­per­va­cuo ha­ben­da est, ita ut to­ta ser­vi­tus ad eum, qui re­ce­pe­rit, per­ti­neat. so­lum au­tem com­mu­ne ven­den­do ut mi­hi et so­cio ser­viat, ef­fi­ce­re non pos­sum, quia per unum so­cium com­mu­ni so­lo ser­vi­tus ad­quiri non pot­est.

5Idem lib. II. Epistol. Ich verkaufe ein mir allein gehöriges Grundstück; kann ich demselben eine Dienstbarkeit in der Art auferlegen, dass mir und meinem Nachbar dieselbe zustehen solle? Ferner, gesetzt, ich verkaufe ein mir mit einem Andern gemeinschaftlich gehöriges Gut, kann ich da ausmachen, dass es mir und meinem Mitgenossen dienstbar bleiben soll? Ich habe geantwortet, eine Dienstbarkeit kann nur jeder für sich selbst ausmachen. Der Zusatz in Betreff des Nachbars ist daher für überflüssig zu halten, so dass die Dienstbarkeit dem, welcher sie sich vorbehalten hat, allein zukommt. Bei dem Verkauf eines gemeinschaftlichen Grundstücks kann ich schon darum nicht bewirken, dass es mir und meinem Mitgenossen dienstbar sein solle, weil für ein gemeinschaftliches Grundstück durch einen Miteigenthümer keine Dienstbarkeit erworben werden kann.

6Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Si quis duas ae­des ha­beat et al­te­ras tra­dat, pot­est le­gem tra­di­tio­ni di­ce­re, ut vel is­tae quae non tra­dun­tur ser­vae sint his quae tra­dun­tur, vel con­tra ut tra­di­tae re­ten­tis ae­di­bus ser­viant: par­vi­que re­fert, vi­ci­nae sint am­bae ae­des an non. idem erit et in prae­diis rus­ti­cis: nam et si quis duos fun­dos ha­beat, alium alii pot­est ser­vum fa­ce­re tra­den­do. duas au­tem ae­des si­mul tra­den­do non pot­est ef­fi­ce­re al­te­ras al­te­ris ser­vas, quia ne­que ad­quire­re alie­nis ae­di­bus ser­vi­tu­tem ne­que im­po­ne­re pot­est. 1Si quis par­tem ae­dium tra­det vel par­tem fun­di, non pot­est ser­vi­tu­tem im­po­ne­re, quia per par­tes ser­vi­tus im­po­ni non pot­est, sed nec ad­quiri. pla­ne si di­vi­sit fun­dum re­gio­ni­bus et sic par­tem tra­di­dit pro di­vi­so, pot­est al­ter­utri ser­vi­tu­tem im­po­ne­re, quia non est pars fun­di, sed fun­dus. quod et in ae­di­bus pot­est di­ci, si do­mi­nus pa­rie­te me­dio ae­di­fi­ca­to unam do­mum in duas di­vi­se­rit, ut ple­ri­que fa­ciunt: nam et hic pro dua­bus do­mi­bus ac­ci­pi de­bet. 2Item si duo ho­mi­nes bi­nas ae­des com­mu­nes ha­bea­mus, si­mul tra­den­do idem ef­fi­ce­re pos­su­mus, ac si ego so­lus pro­prias bi­nas ae­des ha­be­rem. sed et si se­pa­ra­tim tra­di­de­ri­mus, idem fiet, sic ta­men, ut no­vis­si­ma tra­di­tio ef­fi­ciat et­iam prae­ce­den­tem tra­di­tio­nem ef­fi­ca­cem. 3Si ta­men al­te­rae unius pro­priae sint ae­des, al­te­rae com­mu­nes, ne­utris ser­vi­tu­tem vel ad­quire­re vel im­po­ne­re me pos­se Pom­po­nius li­bro oc­ta­vo ex Sa­b­ino scrip­sit. 3aSi in ven­di­tio­ne quis di­xe­rit ser­vas fo­re ae­des quas ven­di­dit, ne­ces­se non ha­bet li­be­ras tra­de­re: qua­re vel suis ae­di­bus eas ser­vas fa­ce­re pot­est vel vi­ci­no con­ce­de­re ser­vi­tu­tem, sci­li­cet an­te tra­di­tio­nem. pla­ne si Ti­tio ser­vas fo­re di­xit, si qui­dem Ti­tio ser­vi­tu­tem con­ces­se­rit, ab­so­lu­tum est: si ve­ro alii con­ces­se­rit, ex emp­to te­ne­bi­tur. a quo non ab­hor­ret, quod Mar­cel­lus li­bro sex­to di­ges­to­rum scri­bit, si quis in tra­den­do di­xe­rit fun­dum Ti­tio ser­vi­re, cum ei non ser­vi­ret, es­set au­tem ob­li­ga­tus ven­di­tor Ti­tio ad ser­vi­tu­tem prae­stan­dam, an age­re pos­sit ex ven­di­to, ut emp­tor ser­vi­tu­tem im­po­ni pa­tia­tur prae­dio quod mer­ca­tus est: ma­gis­que pu­tat per­mit­ten­dum age­re. idem­que ait et si pos­sit ven­di­tor Ti­tio ser­vi­tu­tem ven­de­re, ae­que age­re per­mit­ten­dum. haec ita de­mum, si re­ci­pien­dae ser­vi­tu­tis gra­tia id in tra­di­tio­ne ex­pres­sum est: ce­te­rum si quis, in­quit, ve­ri­tus, ne ser­vi­tus Ti­tio de­bea­tur, id­eo hoc ex­ce­pit, non erit ex ven­di­to ac­tio, si nul­lam ser­vi­tu­tem pro­mi­sit.

6Ulp. lib. XXVIII. ad Sabin. Ad Dig. 8,4,6 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 209, Note 9.Wenn Jemand zwei Gebäude hat, und das eine davon weggibt, so kann er bei der Uebergabe die Bedingung stellen, dass entweder das zurückbehaltene demjenigen, welches weggegeben worden, oder umgekehrt, das weggegebene dem zurückbehaltenen dienstbar sein solle, und es ist kein Unterschied, ob beide Gebäude an einander grenzen oder nicht. Dasselbe wird auch bei ländlichen Grundstücken der Fall sein, denn wer zwei Landgüter hat, der kann das eine dem andern durch Uebergabe [an Jemand] dienstbar machen. Bei der Uebergabe zweier Gebäude auf einmal kann er das eine dem andern nicht dienstbar machen, weil man fremden Gebäuden weder eine Dienstbarkeit erwerben noch auferlegen kann. 1Wenn Jemand einen Theil eines Gebäudes, oder einen Theil eines Landgutes übergibt, so kann er [demselben] keine Dienstbarkeit auferlegen, weil eine Dienstbarkeit Theilen [eines Grundstücks] nicht auferlegt, aber auch ebensowenig erworben werden kann. Hat man hingegen ein Landgut nach bestimmten Abtheilungen getheilt und dann einen Theil als abgetheilt[es Ganze] übergeben, so kann einem von beiden eine Dienstbarkeit auferlegt werden, weil dann kein Theil eines Landgutes, sondern ein eigenes Landgut vorhanden ist. Dies kann man auch von Gebäuden sagen, wenn der Eigenthümer durch eine mitten durch gezogene Wand ein Haus in zwei abtheilt, wie es oft geschieht; auch hier müssen dann zwei Häuser angenommen werden. 2Ebenso können wir, wenn wir unserer zwei Leute zwei gemeinschaftliche Gebäude haben, bei einer zu gleicher Zeit Statt findenden Uebergabe beider, dasselbe bewirken, wie wenn ich allein beide Gebäude eigenthümlich besässe. Auch wenn wir sie jedes für sich übergeben, wird dasselbe der Fall sein, jedoch so, dass die zuletzt Statt findende Uebergabe auch die vorhergehende wirksam macht. 3Wenn aber eins von beiden Häusern einem allein gehörig, und das andere gemeinschaftlich ist, so kann ich, schreibt Pomponius im achten Buche aus dem Sabinus, für keines [von dem andern] eine Dienstbarkeit erwerben oder [gegen das andere] auferlegen. 3aWenn Jemand bei dem Verkauf eines Gebäudes sagt, dass dasselbe dienstbar sein solle, so hat er nicht nöthig, es frei [von Dienstbarkeiten] zu übergeben; er kann dasselbe daher entweder seinem eigenen Gebäude dienstbar machen, oder einem Nachbar die Dienstbarkeit, versteht sich vor der Uebergabe, zugestehen. Hat er gesagt, dass es dem Titius dienstbar sein solle, und dem Titius die Dienstbarkeit zugestanden, so ist die Sache abgemacht; hat er sie aber einem Andern zugestanden, [als für den er sie vorbehielt,] so haftet er aus dem Kauf. Hiermit stimmt überein, was Marcell im sechsten Buche seiner Digesten schreibt, [wo er die Frage] ob, wenn Jemand bei der Uebergabe eines Grundstücks gesagt hat, es sei dem Titius dienstbar, während es nicht dienstbar, der Verkäufer aber dem Titius zur Gewährung einer Dienstbarkeit verpflichtet ist, [der Verkäufer] aus dem Verkauf Klage erheben könne, dass der Käufer die Auflage einer Dienstbarkeit auf das erkaufte Grundstück gestatte? dahin beantwortet, die Klage sei zulässig, und hinzusetzt, dass auch [Titius] klagen dürfe, wenn der Verkäufer dem Titius die Dienstbarkeit verkaufen könne. Dies ist so, wenn es wegen der Auflage der Dienstbarkeit bei der Uebergabe [des Grundstücks] ausdrücklich bevorwortet worden ist; wenn übrigens Jemand, sagt er, aus Besorgniss, dass eine Verpflichtung zur Dienstbarkeit gegen den Titius vorhanden sein möchte, sich deshalb dagegen verwahrt hat, so findet, wenn er keine Dienstbarkeit versprochen hat, auch keine Klage aus dem Verkaufe gegen ihn Statt.

7Pau­lus li­bro quin­to ad Sa­binum. In tra­den­dis unis ae­di­bus ab eo, qui bi­nas ha­bet, spe­cies ser­vi­tu­tis ex­pri­men­da est, ne, si ge­ne­ra­li­ter ser­vi­re dic­tum erit, aut ni­hil va­leat, quia in­cer­tum sit, quae ser­vi­tus ex­cep­ta sit, aut om­nis ser­vi­tus im­po­ni de­beat. 1In­ter­po­si­tis quo­que alie­nis ae­di­bus im­po­ni pot­est, vel­uti ut al­tius tol­le­re vel non tol­le­re li­ceat vel et­iam si iter de­bea­tur, ut ita con­va­les­cat, si me­diis ae­di­bus ser­vi­tus post­ea im­po­si­ta fue­rit: sic­uti per plu­rium prae­dia ser­vi­tus im­po­ni et­iam di­ver­sis tem­po­ri­bus pot­est. quam­quam di­ci pot­est, si tria prae­dia con­ti­nua ha­beam et ex­tre­mum ti­bi tra­dam, vel tuo vel meis prae­diis ser­vi­tu­tem ad­quiri pos­se: si ve­ro ex­tre­mo, quod re­ti­neam, quia et me­dium meum sit, ser­vi­tu­tem con­sis­te­re, sed si rur­sus aut id, cui ad­quisi­ta sit ser­vi­tus, aut me­dium alie­na­ve­ro, in­ter­pel­la­ri eam, do­nec me­dio prae­dio ser­vi­tus im­po­na­tur.

7Paul. lib. V. ad Sabin. Bei der Uebergabe eines Gebäudes von Seiten Jemandes, der zwei hat, muss die Art der Dienstbarkeit ganz genau ausgedrückt werden, damit nicht, wenn im Allgemeinen von einer Statt finden sollenden Dienstbarkeit die Rede gewesen, dies entweder wegen der Unbestimmtheit, was für eine Dienstbarkeit vorbehalten worden, ohne Gültigkeit sei, oder jede Dienstbarkeit auferlegt werden könne. 1Auch wenn Gebäude eines Dritten dazwischen liegen, kann eine Dienstbarkeit auferlegt werden, z. B. dass das Höherbauen erlaubt oder nicht erlaubt sein solle, oder auch, wenn Verpflichtung zu einem Fusssteige vorhanden ist, diese dann in Wirksamkeit treten solle, wenn diese Dienstbarkeit auch dem dazwischenliegenden Grundstück hernach auferlegt worden sein würde, sowie eine Dienstbarkeit über die Grundstücke Mehrerer auch zu verschiedenen Zeiten bestellt werden kann; wiewohl11Unser Text hat vor quamquam einen Punct, wo offenbar nur ein Semikolon stehen kann, denn es fehlt jeder Nachsatz. man sagen kann, dass, wenn ich drei an einander grenzende Grundstücke habe, und das an einem Ende gelegene dir übergebe, sowohl für das [nunmehr] deinige, als für meine [beiden andern] eine Dienstbarkeit erworben werden könne, wenn aber für das am andern Ende gelegene, was ich behalte, [allein,] so könne die Dienstbarkeit22Z. B. des Fusssteigs durch das nunmehr übergebene, am andern Ende gelegene. [allerdings darum] bestehen, weil das mittlere auch mein ist. Wenn ich aber dasjenige, für welches die Dienstbarkeit erworben worden ist, oder das in der Mitte gelegene wiederum veräussere, so wird die [Dienstbarkeit]33Eum hat unser Text. Indess ist für das eam der Vulgate längst entschieden. unterbrochen, bis eine solche dem in der Mitte gelegenen Grundstück auferlegt worden ist.

8Pom­po­nius li­bro oc­ta­vo ad Sa­binum. Si cum duas ha­be­rem in­su­las, duo­bus eo­dem mo­men­to tra­di­de­ro, vi­den­dum est, an ser­vi­tus al­ter­utris im­po­si­ta va­leat, quia alie­nis qui­dem ae­di­bus nec im­po­ni nec ad­quiri ser­vi­tus pot­est. sed an­te tra­di­tio­nem per­ac­tam suis ma­gis ad­quirit vel im­po­nit is qui tra­dit id­eo­que va­le­bit ser­vi­tus.

8Pompon. lib. VIII. ad Sabin. Wenn ich zwei einzeln stehende Häuser habe, und sie zwei verschienen Personen in demselben Augenblick übergebe, so fragt es sich, ob eine, dem einen von beiden [zu Gunsten des andern] auferlegte Dienstbarkeit gültig sei, weil fremden Gebäuden weder eine solche auferlegt, noch erworben werden kann? Die Dienstbarkeit wird aber darum bestehen können, weil der Uebergebende vor geschehener Uebergabe vielmehr noch für seine eigenen [Gebäude] erwirbt oder denselben eine solche auferlegt.

9Idem li­bro de­ci­mo ad Sa­binum. Si ei, cu­ius prae­dium mi­hi ser­vie­bat, he­res ex­sti­ti et eam he­redi­ta­tem ti­bi ven­di­di, re­sti­tui in pris­ti­num sta­tum ser­vi­tus de­bet, quia id agi­tur, ut qua­si tu he­res vi­dea­ris ex­sti­tis­se.

9Idem lib. X. ad Sabin. Wenn ich Erbe dessen werde, dessen Grundstück mir dienstbar war, und dir diese Erbschaft verkauft habe, so muss die Dienstbarkeit wieder in den vorigen Stand eingesetzt werden, weil du dann gleichsam als Erbe angesehen wirst.

10Ul­pia­nus li­bro de­ci­mo ad Sa­binum. Quid­quid ven­di­tor ser­vi­tu­tis no­mi­ne si­bi re­ci­pe­re vult, no­mi­na­tim re­ci­pi opor­tet: nam il­la ge­ne­ra­lis re­cep­tio ‘qui­bus est ser­vi­tus uti­que est’ ad ex­tra­neos per­ti­net, ip­si ni­hil pro­spi­cit ven­di­to­ri ad iu­ra eius con­ser­van­da: nul­la enim ha­buit, quia ne­mo ip­se si­bi ser­vi­tu­tem de­bet: quin im­mo et si de­bi­ta fuit ser­vi­tus, de­in­de do­mi­nium rei ser­vien­tis per­ve­nit ad me, con­se­quen­ter di­ci­tur ex­tin­gui ser­vi­tu­tem.

10Ulp. lib. X. ad Sabin. Was der Verkäufer [eines Grundstücks] Namens einer Dienstbarkeit sich vorbehalten will, muss namentlich bevorwortet werden; denn ein Vorbehalt in allgemeinen Ausdrücken, wie: wer eine Dienstbarkeit habe, dem solle sie verbleiben, betrifft dritte Personen und hilft dem Verkäufer zur Aufrechterhaltung seiner Gerechtsame zu nichts; denn er hat keine gehabt, weil sich Niemand selbst zu einer Dienstbarkeit verpflichtet sein kann; ja, selbst wenn mir früher [ein Grundstück] zu einer Dienstbarkeit verpflichtet gewesen wäre, das Eigenthum desselben aber nachher an mich gekommen ist, so sagt man ganz folgerichtig, die Dienstbarkeit sei erloschen.

11Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Re­fec­tio­nis gra­tia ac­ce­den­di ad ea lo­ca, quae non ser­viant, fa­cul­tas tri­bu­ta est his, qui­bus ser­vi­tus de­be­tur, qua ta­men ac­ce­de­re eis sit ne­ces­se, ni­si in ces­sio­ne ser­vi­tu­tis no­mi­na­tim prae­fi­ni­tum sit, qua ac­ce­de­re­tur: et id­eo nec se­cun­dum ri­vum nec su­pra eum (si for­te sub ter­ra aqua du­ca­tur) lo­cum re­li­gio­sum do­mi­nus so­li fa­ce­re pot­est, ne ser­vi­tus in­ter­eat: et id ve­rum est. sed et de­pres­su­rum vel ad­le­va­tu­rum ri­vum, per quem aquam iu­re du­ci po­tes­ta­tem ha­bes, ni­si si ne id fa­ce­res cau­tum sit. 1Si pro­pe tuum fun­dum ius est mi­hi aquam ri­vo du­ce­re, ta­ci­ta haec iu­ra se­quun­tur, ut re­fi­ce­re mi­hi ri­vum li­ceat, ut ad­ire, qua pro­xi­me pos­sim, ad re­fi­cien­dum eum ego fa­b­ri­que mei, item ut spa­tium re­lin­quat mi­hi do­mi­nus fun­di, qua dex­tra et si­nis­tra ad ri­vum ad­eam et quo ter­ram li­mum la­pi­dem ha­re­nam cal­cem ia­ce­re pos­sim.

11Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Denjenigen, welche ein Recht auf eine Dienstbarkeit haben, steht die Erlaubniss zu, der Ausbesserung wegen auch solche Stellen zu betreten, welche nicht dienstbar sind, wenn sie nothwendiger Weise dieselben betreten müssen, es wäre denn bei der Bestellung der Dienstbarkeit ausdrücklich vorgeschrieben worden, wo man [in diesem Fall] herzugehen solle; darum kann auch der Eigenthümer des [dienstbaren] Grundstücks weder längs eines [zur Wasserleitung bestimmten] Baches, noch über demselben, wenn etwa das Wasser unter der Erde entlang geleitet wird, einen Begräbnissplatz anlegen, damit die Dienstbarkeit nicht verloren gehe. Dies ist richtig; man kann aber auch den Bach, durch welchen man das Recht hat, Wasser zu leiten, aushöhen oder vertiefen, es müsste denn Sicherheit bestellt worden sein, dass dies nicht geschehen solle. 1Wenn ich das Recht habe, Wasser über44Prope. Ich halte das per der Vulg. für richtiger. dein Grundstück in einem Bache zu leiten, so folgt hieraus stillschweigend das Recht, dass ich und meine Arbeiter, um den Bach ausbessern zu können, zu diesem Ende auf dem nächsten Wege hinzugehen dürfe, sowie, dass mir der Eigenthümer des Landgutes Raum lassen müsse, zur Rechten und zur Linken an den Bach gehen zu können, und [um etwas zu haben], wo man Erde, Schlamm, Steine, Sand und Kalk hinwerfen kann.

12Pau­lus li­bro quin­to de­ci­mo ad Sa­binum. Cum fun­dus fun­do ser­vit, ven­di­to quo­que fun­do ser­vi­tu­tes se­quun­tur. ae­di­fi­cia quo­que fun­dis et fun­di ae­di­fi­ciis ea­dem con­di­cio­ne ser­viunt.

12Paul. lib. XV. ad Sabin. Wenn ein Landgut dem andern dienstbar ist, so folgen die Dienstbarkeiten demselben, auch wenn es verkauft worden ist; in derselben Art dienen auch Gebäude Landgütern und Landgüter Gebäuden.

13Ul­pia­nus li­bro sex­to opi­nio­num. Ven­di­tor fun­di Ge­ro­nia­ni fun­do Bo­tria­no, quem re­ti­ne­bat, le­gem de­de­rat, ne con­tra eum pis­ca­tio thyn­na­ria ex­er­cea­tur. quam­vis ma­ri, quod na­tu­ra om­ni­bus pa­tet, ser­vi­tus im­po­ni pri­va­ta le­ge non pot­est, quia ta­men bo­na fi­des con­trac­tus le­gem ser­va­ri ven­di­tio­nis ex­pos­cit, per­so­nae pos­si­den­tium aut in ius eo­rum suc­ce­den­tium per sti­pu­la­tio­nis vel ven­di­tio­nis le­gem ob­li­gan­tur. 1Si con­stat in tuo agro la­pi­di­ci­nas es­se, in­vi­to te nec pri­va­to nec pu­bli­co no­mi­ne quis­quam la­pi­dem cae­de­re pot­est, cui id fa­cien­di ius non est: ni­si ta­lis con­sue­tu­do in il­lis la­pi­di­ci­nis con­sis­tat, ut si quis vo­lue­rit ex his cae­de­re, non ali­ter hoc fa­ciat, ni­si prius so­li­tum so­la­cium pro hoc do­mi­no prae­stat: ita ta­men la­pi­des cae­de­re de­bet, post­quam sa­tis­fa­ciat do­mi­no, ut ne­que usus ne­ces­sa­rii la­pi­dis in­ter­clu­da­tur ne­que com­mo­di­tas rei iu­re do­mi­no ad­ima­tur.

13Ulp. lib. VI. Opin. Der Verkäufer des Geronianischen Landgutes hatte für das Botrianische, welches er zurückbehalten hatte, die Bedingung gestellt, dass längs desselben die Seefischerei nicht betrieben werden solle. Wiewohl nun dem Meere, welches der Natur nach Jedem offensteht, durch ein Privatabkommen keine Dienstbarkeit auferlegt werden kann, so werden dennoch die Besitzer, oder die Nachfolger in deren Recht, durch eine [solche] Stipulations- oder Verkaufsbedingung verbindlich, weil der gute Glaube eines Contracts die Aufrechterhaltung der Verkaufsbedingungen erfordert. 1Wenn auf deinem Acker Steinbrüche sind, so darf wider deinen Willen Niemand, der dazu kein Recht hat, weder zu einem öffentlichen noch zu einem Privatzweck, daselbst Steine brechen, ausser wenn in jenen Steinbrüchen eine Gewohnheit in der Art besteht, dass, wenn Jemand daraus brechen will, er es, gegen Zahlung des dafür üblichen Bruchgeldes an den Eigenthümer, thun dürfe. Auch nach dessen Entrichtung an den letztern darf er jedoch die Steine nur in der Art brechen, dass weder der Bedarf nothwendiger Steine dadurch geschmälert, noch die Bequemlichkeit der Sache dem Eigenthümer durch jene Gewohnheit55Jure. Die Glosse interpretirt: jure i. occasione juris consuetudinarii. entzogen werde.

14Iu­lia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Iter ni­hil pro­hi­bet sic con­sti­tui, ut quis in­ter­diu dum­ta­xat eat: quod fe­re cir­ca prae­dia ur­ba­na et­iam ne­ces­sa­rium est.

14Julian. lib. XLI. Dig. Es steht nichts entgegen, einen Fusssteig in der Art zu bestellen, dass man nur bei Tage solle gehen dürfen; dies ist bei städtischen Grundstücken sogar fast nothwendig.

15Pau­lus li­bro pri­mo epi­to­ma­rum Al­fe­ni di­ges­to­rum. Qui per cer­tum lo­cum iter aut ac­tum ali­cui ces­sis­set, eum plu­ri­bus per eun­dem lo­cum vel iter vel ac­tum ce­de­re pos­se ve­rum est: quem­ad­mo­dum si quis vi­ci­no suas ae­des ser­vas fe­cis­set, ni­hi­lo mi­nus aliis quot vel­let mul­tis eas ae­des ser­vas fa­ce­re pot­est.

15Paul. lib. I. Epitom. Alfeni Dig. Wer Jemandem einen Fusssteig oder eine Uebertrift über einen bestimmten Ort zugestanden hat, der darf dieselben Rechte über denselben Ort auch Mehreren zugestehen. So kann ja auch derjenige, welcher sein Gebäude seinem Nachbar dienstbar gemacht hat, nichts desto weniger auch Andern, soviel er will, dasselbe Gebäude dienstbar machen.

16Gaius li­bro se­cun­do re­rum cot­ti­dia­na­rum si­ve au­reo­rum. Pot­est et­iam in tes­ta­men­to he­redem suum quis dam­na­re, ne al­tius ae­des suas tol­lat, ne lu­mi­ni­bus ae­dium vi­ci­na­rum of­fi­ciat, vel ut pa­tia­tur eum tig­num in pa­rie­tem im­mit­te­re, vel stil­li­ci­dia ad­ver­sus eum ha­be­re, vel ut pa­tia­tur vi­ci­num per fun­dum suum vel he­redis ire age­re aquam­ve ex eo du­ce­re.

16Gaj. lib. II. Rer. quotid. sive Aureor. Auch in seinem Testament kann man seinem Erben auferlegen, sein Gebäude nicht zu erhöhen, um die Hellung der Nachbargebäude nicht zu schmälern, oder zu erlauben, dass [der Nachbar] einen Balken in die Wand [jenes Gebäudes] legen, oder ein Traufrecht wider ihn, [den Erben,] ausüben, oder zu gestatten, dass derselbe über sein [des Testators] oder des Erben Landgut gehen, fahren oder Wasser daher leiten dürfe.

17Pa­pi­nia­nus li­bro sep­ti­mo quaes­tio­num. Si pre­ca­rio vi­ci­nus in tuo ma­ce­riam du­xe­rit, in­ter­dic­to ‘quod pre­ca­rio ha­bet’ agi non pot­erit, nec ma­ce­ria po­si­ta do­na­tio ser­vi­tu­tis per­fec­ta in­tel­le­gi­tur, nec uti­li­ter in­ten­de­tur ius si­bi es­se in­vi­to te ae­di­fi­ca­tum ha­be­re, cum ae­di­fi­cium so­li con­di­cio­nem se­cu­tum in­uti­lem fa­ciat in­ten­tio­nem. ce­te­rum si in suo ma­ce­riam pre­ca­rio, qui ser­vi­tu­tem ti­bi de­buit, du­xe­rit, ne­que li­ber­tas usu­ca­pie­tur et in­ter­dic­to ‘quod pre­ca­rio ha­bet’ uti­li­ter cum eo age­tur. quod si do­na­tio­nis cau­sa per­mi­se­ris, et in­ter­dic­to age­re non poteris et ser­vi­tus do­na­tio­ne tol­li­tur.

17Papin. lib. VII. Quaest. Wenn ein Nachbar auf deinem Grund und Boden, nachdem er dich vorher um Erlaubniss gebeten, eine Mauer gezogen hat, so kann er, weil er nur bittweise besitzt, kein Interdict anstellen; durch das Aufbauen der Mauer wird auch keine Schenkung einer Dienstbarkeit als vorhanden angenommen. Ebensowenig kann Jener mit Erfolg verlangen, dass er ein Recht habe, wider deinen Willen ein Gebäude zu halten, indem das Gebäude dem Boden folgt, und dadurch jene Forderung unzulässig macht. Wenn übrigens Jemand, der dir zu einer Dienstbarkeit verpflichtet ist, auf seinem eigenen Boden bittweise eine Mauer aufgeführt hat, so wird dadurch die Befreiung [von der Dienstbarkeit] nicht ersessen, sondern es kann, weil er nur bittweise besitzt, ein Interdict mit Erfolg wider ihn angestellt werden. Hat man es schenkungsweise erlaubt, so kann man nicht nur kein Interdict anstellen, sondern es wird auch die Dienstbarkeit durch die Schenkung aufgehoben.

18Pau­lus li­bro pri­mo ma­nua­lium. Re­cep­tum est, ut plu­res do­mi­ni et non pa­ri­ter ce­den­tes ser­vi­tu­tes im­po­nant vel ad­quirant, ut ta­men ex no­vis­si­mo ac­tu et­iam su­pe­rio­res con­fir­men­tur per­in­de­que sit, at­que si eo­dem tem­po­re om­nes ces­sis­sent. et id­eo si is qui pri­mus ces­sit vel de­func­tus sit vel alio ge­ne­re vel alio mo­do par­tem suam alie­na­ve­rit, post de­in­de so­cius ces­se­rit, ni­hil age­tur: cum enim pos­tre­mus ce­dat, non re­tro ad­quiri ser­vi­tus vi­de­tur, sed per­in­de ha­be­tur, at­que si, cum pos­tre­mus ce­dat, om­nes ces­sis­sent: igi­tur rur­sus hic ac­tus pen­de­bit, do­nec no­vus so­cius ce­dat. idem iu­ris est et si uni ex do­mi­nis ce­da­tur, de­in­de in per­so­na so­cii ali­quid ho­rum ac­ci­de­rit. er­go et ex di­ver­so si ei, qui non ces­sit, ali­quid ta­le eo­rum con­ti­ge­rit, ex in­te­gro om­nes ce­de­re de­be­bunt: tan­tum enim tem­pus eis re­mis­sum est, quo da­re fa­ce­re pos­sunt, vel di­ver­sis tem­po­ri­bus pos­sint, et id­eo non pot­est uni vel unus ce­de­re. idem­que di­cen­dum est et si al­ter ce­dat, al­ter le­get ser­vi­tu­tes. nam si om­nes so­cii le­gent ser­vi­tu­tes et pa­ri­ter eo­rum ad­ea­tur he­redi­tas, pot­est di­ci uti­le es­se le­ga­tum: si di­ver­sis tem­po­ri­bus, in­uti­li­ter dies le­ga­ti ce­dit: nec enim sic­ut vi­ven­tium, ita et de­func­to­rum ac­tus sus­pen­di re­cep­tum est.

18Paul. lib. I. Manual. Man hat als Regel angenommen, dass mehrere Eigenthümer, auch wenn sie nicht zu gleicher Zeit ihre Erklärung abgeben, Dienstbarkeiten auferlegen oder erwerben können, jedoch so, dass durch die Handlung des letzten erst die frühern bestätigt werden, und in Folge dessen es ganz ebenso ist, wie wenn alle sie zu gleicher Zeit abgetreten hätten. Wenn daher derjenige, welcher sich zuerst erklärt hat, gestorben ist, oder auf eine andere Art und Weise seinen Antheil veräussert hat, und nachher erst der Mitgenosse eingewilligt hat, so ist die Handlung ungültig; denn wenn der letzte einwilligt, so wird die Dienstbarkeit nicht als rückwärts erworben angesehen, sondern die Einwilligung Aller wird erst dann als geschehen angenommen, wenn der letzte einwilligt. Es bleibt also hier die Sache so lange obschwebend, bis der neue Mitgenosse einwilligt. Ganz dasselbe tritt dann ein, wenn [eine Dienstbarkeit] einem von den Miteigenthümern abgetreten wird, und nachher in der Person eines Mitgenossen sich etwas von der Art ereignet. Wenn daher umgekehrt auch einem, der noch nicht eingewilligt hat, etwas der Art widerfährt, so müssen Alle von neuem einwilligen. Denn es findet nur in Ansehung der Zeit eine Nachsicht Statt, worin sie die Dienstbarkeit bestellen können, so dass dies zu verschiedenen Zeiten geschehen darf, und darum kann nicht einer allein dieselbe zugestehen, oder ihm dieselbe zugestanden werden. Dasselbe findet Statt, wenn der eine [von zwei Miteigenthümern] Dienstbarkeiten unter den Lebendigen abtritt, und der andere sie vermacht. Denn wenn alle Miteigenthümer dieselben vermachen und deren Erbschaft gleichmässig angetreten wird, so kann man sagen, dass das Vermächtniss gültig sei; wenn aber zu verschiedenen Zeiten, so wird das Vermächtniss vergebens gefällig, denn man hat nicht auch angenommen, dass die Einwilligung der Gestorbenen, sowie die der Lebenden, obschwebend bleiben könne.