Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Siebentes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VII9,
Usufructuarius quemadmodum caveat
Liber septimus
IX.

Usufructuarius quemadmodum caveat

(Von der Art und Weise der Sicherheitsbestellung des Niessbrauchers.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo no­no ad edic­tum. Si cu­ius rei usus fruc­tus le­ga­tus sit, ae­quis­si­mum prae­to­ri vi­sum est de utro­que le­ga­ta­rium ca­ve­re: et usu­rum se bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu et, cum usus fruc­tus ad eum per­ti­ne­re de­si­net, re­sti­tu­tu­rum quod in­de ex­sta­bit. 1Haec sti­pu­la­tio, si­ve mo­bi­lis res sit si­ve so­li, in­ter­po­ni de­bet. 2Il­lud scien­dum est ad fi­dei­com­mis­sa et­iam ap­ta­ri eam de­be­re. pla­ne et si ex mor­tis cau­sa do­na­tio­ne usus fruc­tus con­sti­tua­tur, ex­em­plo le­ga­to­rum de­be­bit haec cau­tio prae­sta­ri: sed et si ex alia qua­cum­que cau­sa con­sti­tu­tus fue­rit usus fruc­tus, idem di­cen­dum est. 3Ca­ve­re au­tem de­bet vi­ri bo­ni ar­bi­tra­tu per­cep­tu iri usum fruc­tum, hoc est non de­te­rio­rem se cau­sam usus fruc­tus fac­tu­rum ce­te­ra­que fac­tu­rum, quae in re sua fa­ce­ret. 4Rec­te au­tem fa­cient et he­res et le­ga­ta­rius, qua­lis res sit, cum frui in­ci­pit le­ga­ta­rius, si in tes­ta­tum red­ege­rint: ut in­de pos­sit ap­pa­re­re, an et qua­te­nus rem pe­io­rem le­ga­ta­rius fe­ce­rit. 5Uti­lis au­tem vi­sum est sti­pu­la­tio­ne de hoc ca­ve­ri, ut, si quis non vi­ri bo­ni ar­bi­tra­tu uta­tur, com­mit­ta­tur sti­pu­la­tio sta­tim, nec ex­pe­ta­bi­mus, ut amit­ta­tur usus fruc­tus. 6Ha­bet au­tem sti­pu­la­tio is­ta duas cau­sas, unam, si ali­ter quis uta­tur quam vir bo­nus ar­bi­tra­bi­tur, aliam de usu fruc­tu re­sti­tuen­do: qua­rum prior sta­tim com­mit­te­tur, quam ali­ter fue­rit usus, et sae­pius com­mit­te­tur, se­quens com­mit­te­tur fi­ni­to usu fruc­tu. 7Sed quod di­xi­mus id quod in­de ex­sta­bit re­sti­tu­tu iri, non ip­sam rem sti­pu­la­tur pro­prie­ta­rius (in­uti­li­ter enim rem suam sti­pu­la­ri vi­de­re­tur), sed sti­pu­la­tur re­sti­tu­tu iri quod in­de ex­sta­bit. in­ter­dum au­tem in­erit pro­prie­ta­tis aes­ti­ma­tio, si for­te fruc­tua­rius, cum pos­sit usu­ca­pio­nem in­ter­pel­la­re, neg­le­xit: om­nem enim rei cu­ram sus­ci­pit.

1Ulp. lib. LXXIX. ad Ed. Wenn der Niessbrauch an irgend einer Sache vermacht worden ist, so scheint es dem Prätor billig, dass der Vermächtnissinhaber wegen der beiden Umstände Sicherheit bestelle, den Gebrauch als ein guter Wirth ausüben und nach erreichter Endschaft des Niessbrauchs die Sache so, wie sie durch ordnungsmässigen Gebrauch geworden11quod inde extabit. s. Glück IX. p. 470., wieder herausgeben zu wollen. 1Diese Stipulation muss allemal Statt finden, die Sache [woran der Niessbrauch bestellt worden ist] mag beweglich oder unbeweglich sein. 2Es ist auch zu bemerken, dass dieselbe auf die Fideicommisse angewendet werden müsse. Wenn der Niessbrauch in Folge einer Schenkung auf den Todesfall bestellt wird, so muss ebenfalls diese Caution nach Art der Vermächtnisse bestellt werden; dasselbe gilt aber auch bei dem aus jedem andern Grunde bestellten Niessbrauch. 3Er muss aber dafür Sicherheit bestellen, der Niessbrauch solle nach der Handlungsweise eines guten Wirths gezogen werden, d. h. dass er den Zustand des Niessbrauchs nicht verschlechtern und übrigens ganz so damit, wie mit seiner eigenen Sache umgehen wolle. 4Der Erbe sowohl als der Vermächtnissinhaber werden aber sehr recht daran thun, wenn sie über den Zustand, worin sich die Sache bei Anfang deren Benutzung befindet, einen Befund aufnehmen lassen, um daraus nachher zu entnehmen, ob und inwieweit der Vermächtnissinhaber sie verschlechtert habe. 5Auch scheint es von Nutzen zu sein, darüber mittelst Stipulation Sicherheit zu stellen, dass wenn [der Vermächtnissinhaber] nicht wie ein guter Wirth den Gebrauch ausübt, die Stipulation gleich in Wirkung trete; dann braucht nicht gewartet zu werden, bis der Niessbrauch verloren geht. 6Jene Stipulation hat aber zwei Beziehungen, erstens, wenn man den Gebrauch anders als ein guter Wirth ausübt, und zweitens wegen der Wiederherausgabe des Niessbrauches. Die erstere wird gleich wirksam, sobald der Gebrauch anders ausgeübt wird, und kann es öfters werden; die letztere tritt erst bei Endigung des Niessbrauchs in Wirksamkeit. 7Wenn wir sagen, dass die Sache, wie sie nach ordnungsmässigem Gebrauch geworden, herausgeben werde, so [sagen wir damit nicht, dass] der Eigenheitsherr sich die Sache selbst stipulirt, denn die Stipulation seiner eigenen Sache würde ungültig sein, sondern nur die Rückgabe derselben in der Art, wie sie nach ordnungsmässigem Gebrauch geblieben ist. Zuweilen kann auch eine Schätzung der Eigenheit mit darin liegen, z. B. wenn der Niessbraucher es versäumt hat, eine Ersitzung, die er unterbrechen konnte, abzuwenden; denn er muss alle Sorge für die Sache tragen,

2Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Nam fruc­tua­rius cus­to­diam prae­sta­re de­bet.

2Paul. lib. LXXV. ad Ed. indem der Niessbraucher die Verwahrung [der Sache] übernehmen muss.

3Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo no­no ad edic­tum. Om­nes au­tem ca­sus con­ti­nen­tur huic sti­pu­la­tio­ni, qui­bus usus fruc­tus amit­ti­tur. 1De­si­ne­re per­ti­ne­re usum fruc­tum ac­ci­pie­mus et­iam si nec coe­pe­rit per­ti­ne­re, quam­vis le­ga­tus sit, et com­mit­te­tur ni­hi­lo mi­nus sti­pu­la­tio, qua­si de­si­nat per­ti­ne­re quod nec coe­pit. 2Si usus fruc­tus re­pe­ti­tus erit le­ga­to, quo­tiens­que amis­sus fue­rit (ni­si uti­li­ter fue­rit cau­tum), com­mit­te­tur is­ta sti­pu­la­tio: sed ex­cep­tio­ne opus erit. 3Sed et si quis usum fruc­tum ti­bi le­ga­ve­rit et sub con­di­cio­ne ‘si li­be­ros ha­bue­ris’ pro­prie­ta­tem, amis­so usu fruc­tu com­mit­te­tur qui­dem sti­pu­la­tio, sed ex­cep­tio lo­cum ha­be­bit. 4Si he­res alie­na­ve­rit pro­prie­ta­tem et post­ea amit­ta­tur usus fruc­tus, an ex sti­pu­la­tu age­re pos­sit, vi­dea­mus. et for­tius di­ci pot­est ip­so iu­re non com­mit­ti sti­pu­la­tio­nem, quia ne­que he­redi suc­ces­so­ri­bus­ve eius re­sti­tui pot­est ne­que is cui pot­est, id est ad quem per­ve­nit pro­prie­tas, per­ti­net ad sti­pu­la­tio­nem: sed is ad quem per­ve­nit tem­po­re quae­si­ti do­mi­nii si­bi pro­spi­ce­re alia cau­tio­ne de­bet: quod et­si non fe­ce­rit, ni­hi­lo mi­nus in rem ac­tio­ne uti pot­est.

3Ulp. lib. LXXIX. ad Ed. Diese Stipulation erstreckt sich aber auf alle Fälle, in denen der Niessbrauch verloren geht. 1Dass der Niessbrauch beendet sei, nehmen wir auch dann an, wenn er niemals Jemandem gehörig zu sein angefangen hat, obschon er vermacht worden ist; nichts desto weniger ist die Stipulation wirksam, gleichsam, wie wenn dasjenige, was mir zubehörig zu sein angefangen hat, es zu sein aufhöre. 2Wenn der Niessbrauch, so oft er verloren gegangen, durch das Vermächtniss von Neuem bestellt worden ist, so wird zwar jene Stipulation allemal wirksam, es müsste denn die Sicherheit blos auf den Fall des gänzlichen Verlustes22Utiliter; übersetzen lässt sich dies mit einem Worte nicht; ich bin daher der Erklärung der Glosse gefolgt. bestellt worden sein, aber es ist dann eine Einrede nöthig. 3Auch wenn dir Jemand den Niessbrauch vermacht hat, und die Eigenheit unter der Bedingung, wenn du Kinder haben werdest, wird bei dem Verluste des Niessbrauchs die Stipulation wirksam, aber auch der Einrede Platz gegeben. 4Wenn der Erbe die Eigenheit veräussert hat, und nachher der Niessbrauch verloren geht, so fragt es sich, ob er dann noch aus der Stipulation klagen könne. Man kann hier mit Sicherheit behaupten, dass, dem Rechte selbst zu Folge, die Stipulation nicht in Wirksamkeit trete, weil die Herausgabe ebenso wenig an den Erben und seinen Nachfolger geschehen kann, als derjenige, an den sie geleistet werden kann, d. h. der die Eigenheit erlangt hat, an der Stipulation Theil nimmt. Derjenige aber, der [die Eigenheit] überkommen hat, muss sich zu der Zeit, wo er auf das [volle] Eigenthum Anspruch macht, mit einer andern Sicherheitsbestellung versehen; er kann aber auch, wenn er es nicht gethan hat, nichts desto weniger die dingliche Klage erheben.

4Ve­nu­leius li­bro duo­de­ci­mo sti­pu­la­tio­num. Si fruc­tua­rius pro­prie­ta­tem ad­se­cu­tus fue­rit, de­si­nit qui­dem usus fruc­tus ad eum per­ti­ne­re prop­ter con­fu­sio­nem: sed si ex sti­pu­la­tu cum eo aga­tur, aut ip­so iu­re in­uti­li­ter agi di­cen­dum est, si vi­ri bo­ni ar­bi­trium huc us­que por­ri­gi­tur, aut in fac­tum ex­ci­pe­re de­be­bit.

4Venulej. lib. XII. Stipul. Wenn der Niessbraucher die Eigenheit erlangt hat, so hört zwar der Niessbrauch wegen der Vereinigung auf, ihm zu gehören; wenn aber die Klage aus der Stipulation gegen ihn erhoben wird, so ist die Klage entweder dem Rechte selbst zu Folge vergeblich, wenn sich die Beobachtung des Gebrauchs als guter Wirth auch bis hieher erstreckt hat, oder er muss eine Einrede wegen des Geschehenen vorschützen.

5Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo no­no ad edic­tum. Huic sti­pu­la­tio­ni ‘do­lum ma­lum ab­es­se afu­tu­rum­que es­se’ con­ti­ne­tur: et cum in rem sit do­li ma­li men­tio con­cep­ta, om­nium do­lum com­pre­hen­de­re vi­de­tur suc­ces­so­rum et ad­op­ti­vi pa­tris. 1Sed si usus si­ne fruc­tu le­ga­tus erit, ad­emp­ta fruc­tus cau­sa sa­tis­da­ri iu­bet prae­tor: hoc me­ri­to, ut de so­lo usu, non et­iam de fruc­tu ca­vea­tur. 2Er­go et si fruc­tus si­ne usu op­ti­ge­rit, sti­pu­la­tio lo­cum ha­be­bit. 3Et si ha­bi­ta­tio vel ope­rae ho­mi­nis vel cu­ius al­te­rius ani­ma­lis re­lic­tae fue­rint, sti­pu­la­tio lo­cum ha­be­bit, li­cet per om­nia haec usum fruc­tum non imi­tan­tur.

5Ulp. lib. LXXIX. ad Ed. In dieser Stipulation wird auch mit inbegriffen, dass nichts in böser Absicht geschehe, noch geschehen werde; ist aber deren Erwähnung in der Art geschehen, dass sie auf die Sache selbst bezogen worden ist, so ist darin die böse Absicht aller Nachfolger [des Niessbrauchers], auch des Adoptivvaters, mitbegriffen. 1Ist aber der Gebrauch ohne die Benutzung vermacht worden, so verfügt der Prätor die Bürgschaftsstellung mit Weglassung des auf die Benutzung Bezüglichen, also in der Art, dass blos für den Gebrauch und nicht auch für den Niessbrauch Sicherheit bestellt werde. 2Daher findet nun auch die Stipulation Statt, wenn die Benutzung ohne den Gebrauch Statt findet. 3Ist das Wohnen, oder sind die Dienste eines Sclaven oder irgend eines Thieres hinterlassen worden, so leidet die Stipulation auch Anwendung, wenn gleich diese [Rechtsverhältnisse] dem Niessbrauch nicht in allem gleich kommen.

6Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Idem est et in red­itu prae­dii, sic­uti si vin­de­mia le­ga­ta es­set vel mes­sis, quam­vis ex usu fruc­tu ea per­ci­pian­tur, quae le­ga­to mor­te le­ga­ta­rii ad he­redem red­eunt.

6Paul. lib. LXXV. ad Ed. Dasselbe findet rücksichtlich des Einkommens von Grundstücken Statt, sowie wenn eine Weinlese oder Ernte vermacht worden ist, wenn schon diejenigen Vermächtnisse, welche durch den Tod des Vermächtnissinhabers an den Erben zurückfallen, nach den Grundsätzen des Niessbrauchs gezogen werden.

7Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo no­no ad edic­tum. Si usus fruc­tus no­mi­ne re tra­di­ta sa­tis­da­tum non fue­rit, Pro­cu­lus ait pos­se he­redem rem vin­di­ca­re, et si ob­icia­tur ex­cep­tio de re usus fruc­tus no­mi­ne tra­di­ta, re­pli­can­dum erit. quae sen­ten­tia ha­bet ra­tio­nem: sed et ip­sa sti­pu­la­tio con­di­ci pot­erit. 1Cum usus fruc­tus pe­cu­niae le­ga­tus es­set, ex­pri­mi de­bent hi duo ca­sus in sti­pu­la­tio­ne: ‘cum mo­rie­ris aut ca­pi­te mi­nue­ris, da­ri’: id­cir­co hi duo so­li ca­sus, quon­iam pe­cu­niae usus ali­ter amit­ti non pot­est quam his ca­si­bus.

7Ulp. lib. LXXIX. ad Ed. Ist, wenn Uebergabe einer Sache, Namens des Niessbrauches Statt gefunden, keine Bürgschaft bestellt worden, so kann, wie Proculus sagt, der Erbe die Sache eigenthümlich zurückfordern, und wenn einredeweise auf die wegen des Niessbrauchs Statt gefundene Uebergabe Bezug genommen wird, so muss eine Replik entgegengesetzt werden. Diese Ansicht ist wohl begründet; doch kann auch die Stipulation selbst klagbar gemacht werden. 1Wenn der Niessbrauch an Gelde vermacht worden ist, so müssen in der Stipulation die beiden Fälle ausdrücklich berücksichtigt werden: wenn du gestorben sein, oder eine persönliche Standesrechtsveränderung erlitten haben wirst; diese beiden Fälle allein aber nur deswegen, weil der Gebrauch von Geld auf keine andere Weise verloren gehn kann.

8Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Si ti­bi usus fruc­tus et mi­hi pro­prie­tas le­ga­ta sit, mi­hi ca­ven­dum est: sed si mi­hi sub con­di­cio­ne pro­prie­tas le­ga­ta sit, qui­dam et Mar­cia­nus et he­redi et mi­hi ca­ven­dum es­se pu­tant: quae sen­ten­tia ve­ra est. item si mi­hi le­ga­ta sit et, cum ad me per­ti­ne­re de­sie­rit, alii, et hic utris­que ca­ven­dum ut su­pra pla­cuit. quod si duo­bus con­iunc­tim usus fruc­tus le­ga­tus sit, et in­vi­cem si­bi ca­ve­re de­be­bunt et he­redi in ca­sum il­lum: ‘si ad so­cium non per­ti­neat usus fruc­tus, he­redi red­di’.

8Paul. lib. LXXV. ad Ed. Wenn dir der Niessbrauch und mir die Eigenheit vermacht worden ist, so muss mir Sicherheit bestellt werden; ist mir aber die Eigenheit unter einer Bedingung vermacht worden, so glauben Einige, und unter diesen auch Marcian, dass mir und dem Erben Sicherheit zu bestellen sei; diese Meinung ist richtig. Ebenso hat man den Grundsatz angenommen, dass wenn mir [die Eigenheit] vermacht worden ist und auf den Fall des Verlustes einem Andern, auch hier uns beiden, wie obgedacht, Sicherheit bestellt werden müsse. Ist Zweien der Niessbrauch zusammen vermacht worden, so müssen sie sich sowohl gegenseitig Sicherheit leisten, als auch dem Erben auf den Fall, dass wenn der Niessbrauch für den einen der Genossen verloren gehe, er dem Erben wiedergegeben werden solle.

9Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si usus fruc­tus mi­hi le­ga­tus sit eum­que re­sti­tue­re sim Ti­tio ro­ga­tus, vi­den­dum est, quis de­beat ca­ve­re, utrum Ti­tius an ego qui le­ga­ta­rius sum: an il­lud di­ci­mus me­cum he­redem ac­tu­rum, cum fi­dei­com­mis­sa­rio me age­re de­be­re? et est ex­pe­di­tius hoc di­ce­re: si mi­hi spes ali­qua du­rat usus fruc­tus et, cum tu amis­e­ris, pot­est ad me rec­ci­de­re, hoc est ad le­ga­ta­rium, ita rem ex­pe­di­ri, ut tu mi­hi, ego do­mi­no pro­prie­ta­tis ca­veam. quod si fi­dei­com­mis­sa­rii cau­sa usus fruc­tus mi­hi re­lic­tus est nec est ul­la spes ad me re­ver­ten­di fruc­tus, rec­ta via fi­dei­com­mis­sa­rium ca­ve­re opor­tet do­mi­no pro­prie­ta­tis. 1Il­lud scien­dum est si­ve iu­re ip­so quis usum fruc­tum ha­bet si­ve et­iam per tui­tio­nem prae­to­ris, ni­hi­lo mi­nus co­gen­dum es­se fruc­tua­rium ca­ve­re aut ac­tio­nes sus­ci­pe­re. 2Pla­ne si ex die pro­prie­tas ali­cui le­ga­ta sit, usus fruc­tus pu­re, di­cen­dum es­se Pom­po­nius ait re­mit­ten­dam es­se hanc cau­tio­nem fruc­tua­rio, quia cer­tum sit ad eum pro­prie­ta­tem vel ad he­redem eius per­ven­tu­ram. 3Si ves­tis usus fruc­tus le­ga­tus sit, scrip­sit Pom­po­nius, quam­quam he­res sti­pu­la­tus sit fi­ni­to usu fruc­tu ves­tem red­di, at­ta­men non ob­li­ga­ri pro­mis­so­rem, si eam si­ne do­lo ma­lo ad­tri­tam red­di­de­rit. 4Si plu­res do­mi­ni sint pro­prie­ta­tis, unus­quis­que pro sua par­te sti­pu­la­bi­tur.

9Ulp. lib. LI. ad Ed. Wenn mir der Niessbrauch vermacht, und ich gebeten worden bin, denselben dem Titius herauszugeben, so fragt es sich, wer Sicherheit bestellen muss, ob Titius, oder ich, der ich Vermächtnissinhaber bin? Sollte es nicht richtig sein, dass der Erbe mich in Anspruch nehmen müsse, und ich wieder den Fideicommissinhaber? Es ist allerdings am besten, dass, wenn ich noch einige Hoffnung auf die Erlangung des Niessbrauchs habe, und derselbe, wenn du ihn verloren hast, an mich, den Vermächtnissinhaber, zurückfallen kann, die Sache so abgemacht werde, dass du mir und ich dem Eigenheitsherrn Sicherheit bestelle. Ist der Niessbrauch des Fideicommissinhabers wegen mir hinterlassen worden, und keine Hoffnung, dass derselbe je an mich zurückfallen werde, so muss der Fideicommissinhaber dem Eigenheitsherrn unmittelbar Sicherheit bestellen. 1Das ist zu merken, dass, möge Jemand den Niessbrauch, dem Rechte selbst zu Folge oder durch den Schutz des Prätors erhalten haben, der Niessbraucher nichts desto weniger gezwungen werde, Sicherheit zu bestellen, oder die Klage [auf seine Gefahr] zu übernehmen. 2Ist aber Jemandem die Eigenheit von einem bestimmten Tage an vermacht worden, und der Niessbrauch unbedingt, so wird, wie Pomponius sagt, dem Niessbraucher diese Sicherheitsbestellung erlassen, indem es gewiss ist, dass die Eigenheit an ihn oder seinen Erben gelangen werde. 3Ist der Niessbrauch an einem Kleidungsstück vermacht worden, so, lehrt Pomponius, werde, selbst wenn der Erbe stipulirt habe, dass ihm nach Beerdigung des Niessbrauchers dasselbe wiedergegeben werden solle, der Versprecher dennoch [zu keinem Schadensersatz] verbindlich, wenn er es ohne böse Absicht abgetragen zurückgibt. 4Sind mehrere Eigenheitsherrn vorhanden, so muss jeder für seinen Antheil stipuliren.

10Pau­lus li­bro qua­dra­gen­si­mo ad edic­tum. Si ser­vi, qui no­bis com­mu­nis erat, usum fruc­tum ti­bi le­ga­ve­ro, ne­ces­sa­ria erit haec cau­tio he­redi meo: quam­vis enim de pro­prie­ta­te pos­sit com­mu­ni di­vi­dun­do ex­per­i­ri, ta­men cau­sa usus fruc­tus, qui tuus pro­prius est, ad of­fi­cium com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cis non per­ti­ne­bit.

10Paul. lib. XL. ad Ed. Wenn ich dir an einem uns gemeinschaftlich gehörigen Sclaven den Niessbrauch vermacht habe, so wird die Sicherheitsbestellung an meinen Erben nöthig; denn wenn er gleich rücksichtlich der Eigenheit Klage auf Theilung des Gemeinguts erheben kann, so gehört doch die Angelegenheit wegen des Niessbrauchs, der dein eigen ist, nicht in das Bereich des über die Gemeingutstheilungsklage erkennenden Richters.

11Pa­pi­nia­nus li­bro sep­ti­mo re­spon­so­rum. Usu quo­que do­mus re­lic­to vi­ri bo­ni ar­bi­tra­tu cau­tio­nem in­ter­po­ni opor­tet: nec mu­tat, si pa­ter he­redes fi­lios si­mul ha­bi­ta­re cum uxo­re le­ga­ta­ria vo­luit.

11Papin. lib. II. Respons. Auch wenn der Gebrauch an einem Hause hinterlassen worden ist, muss [wegen des] nach Ermessen eines guten Wirths [zu übenden Gebrauches] Sicherheit bestellt werden, und es ändert nichts, wenn der [testirende] Vater gewollt hat, dass seine zu Erben eingesetzten Söhne zugleich mit der Vermächtnissweise dazu berechtigten Mutter darin wohnen sollen.

12Ul­pia­nus li­bro oc­ta­vo de­ci­mo ad Sa­binum. Si va­so­rum ip­so­rum usus fruc­tus re­lic­tus sit, non erit cau­tio se­na­tus con­sul­ti ne­ces­sa­ria, sed il­la so­la ‘bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu usu­rum frui­tu­rum’. si igi­tur tra­di­ta sunt fruen­di cau­sa, ne­mo du­bi­tat non fie­ri eius qui ac­ce­pit: non enim id­eo tra­dun­tur, ut do­mi­nium re­ce­dat ab eo qui tra­dit, sed ut uta­tur frua­tur le­ga­ta­rius. er­go cum non fiant fruc­tua­rii va­sa, vin­di­ca­ri a pro­prie­ta­rio pos­sunt cau­tio­ne non da­ta. vi­den­dum est de con­dic­tio­ne, an pos­sit lo­cum ha­be­re: et pro­di­tum est ne­mi­nem rem suam ni­si fu­ri con­di­ce­re pos­se.

12Ulp. lib. XVIII. ad Sabin. Wenn der Niessbrauch an Gefässen hinterlassen worden ist, so ist keine Sicherheitsbestellung nach dem Senatsbeschluss nöthig, sondern blos insofern: dass der Niessbrauch nach Ermessen eines guten Wirths geschehen solle. Ist also die Uebergabe derselben wegen der Benutzung geschehen, so wird Niemand zweifeln, dass sie nicht Eigenthum des Empfängers werden; denn die Uebergabe findet nicht darum Statt, dass dem Uebergebenden das Eigenthum abgehe, sondern damit der Vermächtnissinhaber den Niessbrauch ausübe. Da mithin die Gefässe nicht dem Niessbraucher gehörig werden, so kann sie der Eigenheitsherr, wenn keine Sicherheit bestellt worden, eigenthümlich zurückfordern. Es fragt sich nun nur noch, ob auch eine Condiction hier Statt habe; allein es ist bekannt, dass Niemand seine eigene Sache mittelst Condiction in Anspruch nehmen könne, ausser vom Diebe.