Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Sechstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VI1,
De rei vindicatione
Liber sextus
I.

De rei vindicatione

(Von der Eigenthumsklage.)

1Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Post ac­tio­nes, quae de uni­ver­si­ta­te pro­pos­i­tae sunt, sub­ici­tur ac­tio sin­gu­la­rum re­rum pe­ti­tio­nis. 1Quae spe­cia­lis in rem ac­tio lo­cum ha­bet in om­ni­bus re­bus mo­bi­li­bus, tam ani­ma­li­bus quam his quae ani­ma ca­rent, et in his quae so­lo con­ti­nen­tur. 2Per hanc au­tem ac­tio­nem li­be­rae per­so­nae, quae sunt iu­ris nos­tri, ut pu­ta li­be­ri qui sunt in po­tes­ta­te, non pe­tun­tur: pe­tun­tur igi­tur aut prae­iu­di­ciis aut in­ter­dic­tis aut co­gni­tio­ne prae­to­ria, et ita Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo sep­ti­mo: ni­si for­te, in­quit, ad­iec­ta cau­sa quis vin­di­cet: si quis ita pe­tit ‘fi­lium suum’ vel ‘in po­tes­ta­te ex iu­re Ro­ma­no’, vi­de­tur mi­hi et Pom­po­nius con­sen­ti­re rec­te eum egis­se: ait enim ad­iec­ta cau­sa ex le­ge Qui­ri­tium vin­di­ca­re pos­se. 3Per hanc au­tem ac­tio­nem non so­lum sin­gu­lae res vin­di­ca­bun­tur, sed pos­se et­iam gre­gem vin­di­ca­ri Pom­po­nius li­bro lec­tio­num vi­cen­si­mo quin­to scri­bit. idem et de ar­men­to et de equi­tio ce­te­ris­que, quae gre­ga­tim ha­ben­tur, di­cen­dum est. sed enim gre­gem suf­fi­ciet ip­sum nos­trum es­se, li­cet sin­gu­la ca­pi­ta nos­tra non sint: grex enim, non sin­gu­la cor­po­ra vin­di­ca­bun­tur.

1Ulp. lib. XVI. ad Edict. Nach denjenigen Klagen, welche wegen einer Gesammtheit begründet sind, folgt die Klage wegen Forderung einzelner Sachen. 1Diese besondere dingliche Klage hat bei allen beweglichen Sachen, sowohl lebenden als leblosen und solchen, die mit dem Boden zusammenhängen, Statt. 2Freie Personen, die unserm Rechte unterworfen sind, wie z. B. Kinder, die sich in unserer Gewalt befinden, können mit dieser Klage nicht gefordert werden. Sie werden vermittelst Untersuchungen über das Standesrecht, oder Interdicte, oder durch prätorische Untersuchung gefordert; so lehrt Pomponius im 37. Buche, wenn nicht etwa Jemand sie aus einem besondern hinzugefügten Grunde zurückfordert. Wenn Jemand nun seinen Sohn dergestalt zurückverlangt, oder [behauptet, dass er ihn] nach Römischem Rechte in seiner Gewalt [habe], so scheint mir auch Pomponius dahin einverstanden zu sein, dass er richtig gehandelt habe; denn er sagt, er könne ihn unter beigefügter Ursach aus dem Rechte der Quiriten zurückfordern. 3Ad Dig. 6,1,1,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 137, Note 6.Durch diese Klage können aber nicht allein einzelne Sachen zurückgefordert werden, sondern auch Heerden, wie Pomponius im 25. Buche seiner Lectionen schreibt. Da selbe ist auch vom Zugvieh, Pferden und andern Vieh, das heerdenweise geht, zu sagen. Es genügt aber, dass die Heerde selbst unser sei, wenn auch einzelne Stücke nicht unser sind; denn es wird die Heerde zurückverlangt, nicht die einzelnen Stücke.

2Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Sed si par nu­me­rus duo­rum in­ter­fue­rit, ne­uter so­li­dum gre­gem, sed ne par­tem di­mi­diam to­tius eius vin­di­ca­bit. sed si ma­io­rem nu­me­rum al­ter ha­beat, ut de­trac­to alie­no ni­hi­lo mi­nus gre­gem vin­di­ca­tu­rus sit, in re­sti­tu­tio­nem non ve­niunt alie­na ca­pi­ta.

2Ad Dig. 6,1,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 137, Note 6.Paul. lib. XXI. ad Ed. Gehört zweien eine gleiche Anzahl [von der Heerde], so kann keiner von ihnen [allein] die ganze Heerde, aber eben so wenig die Hälfe derselben zurückfordern. Gehört aber dem einen die grössere Zahl, so dass er mit Abzug des ihm nicht gehörigen Theils nichts desto weniger die Heerde [als solche] zurückfordern kann, so werden die ihm nicht gehörigen Stücke [Vieh] in die Herausgabe nicht begriffen.

3Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Mar­cel­lus li­bro quar­to di­ges­to­rum scri­bit: qui gre­gem ha­be­bat ca­pi­tum tre­cen­to­rum, amis­sis cen­tum red­emit to­ti­dem ca­pi­ta alie­na ab eo, qui do­mi­nium eo­rum ha­be­bat vel alie­na ab eo, qui bo­na fi­de ea pos­si­de­bat: et haec uti­que gre­gis, in­quit, vin­di­ca­tio­ne con­ti­ne­bun­tur. sed et si ea so­la su­per­sint ca­pi­ta, quae red­emp­ta sunt, ad­huc eum pos­se gre­gem vin­di­ca­re. 1Ar­ma­men­ta na­vis sin­gu­la erunt vin­di­can­da: sca­pha quo­que se­pa­ra­tim vin­di­ca­bi­tur. 2Pom­po­nius scri­bit, si quid quod eius­dem na­tu­rae est ita con­fu­sum est at­que com­mix­tum, ut de­du­ci et se­pa­ra­ri non pos­sint, non to­tum sed pro par­te es­se vin­di­can­dum. ut pu­ta meum et tuum ar­gen­tum in mas­sam red­ac­tum est: erit no­bis com­mu­ne, et unus­quis­que pro ra­ta pon­de­ris quod in mas­sa ha­be­mus vin­di­ca­bi­mus, et­si in­cer­tum sit, quan­tum quis­que pon­de­ris in mas­sa ha­bet.

3Ulp. lib. XVI. ad Ed. Ad Dig. 6,1,3 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 137, Note 6.Marcell schreibt im vierten Buche seiner Digesten; wenn Jemand eine Heerde von dreihundert Stück hat, und nach Verlust von hundert davon ebenso viel fremde Stück Vieh von Jemanden wieder dazu kauft, dem sie eigenthümlich gehörten, oder der sie im guten Glauben besitzt, so werden auch diese in die Zurückforderung der Heerde inbegriffen. Man kann aber auch, wenn nur noch diejenigen Stücke, welche wieder dazu gekauft worden, vorhanden sind, dennoch die ganze Heerde [als solche] zurückfordern. 1Die einzelnen Ausrüstungsstücke eines Schiffes müssen einzeln zurückgefordert werden; ebenso das Boot. 2Pomponius schreibt: wenn etwas von demselben Stoff so zusammengegossen und zusammengemischt ist, dass es nicht getrennt und getheilt werden kann, so kann man es nicht ganz, sondern nur zu seinem Antheile zurückfordern; z. B. mein und dein Silber ist in eine Masse zusammengeschmolzen, so gehört es uns gemeinschaftlich, und wir können es jeder nach dem Antheile des Gewichts, den wir an der Masse haben, zurückfordern, wenn es auch ungewiss ist, wieviel jeder an dem Gewicht der Masse hat;

4Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Quo qui­dem ca­su et­iam com­mu­ni di­vi­dun­do agi pot­erit: sed et fur­ti et ad ex­hi­ben­dum te­ne­bi­tur, qui do­lo ma­lo con­fun­den­dum id ar­gen­tum cu­ra­vit: ita ut in ad ex­hi­ben­dum ac­tio­ne pre­tii ra­tio ha­be­ri de­beat, in vin­di­ca­tio­ne vel com­mu­ni di­vi­dun­do ac­tio­ne hoc am­plius fe­rat, cu­ius ar­gen­tum pre­tio­sius fue­rat.

4Paul. lib. XXI. ad Ed. in welchem Fall auch die Theilungsklage eines Gemeingutes angestellt werden kann. Wer arglistiger Weise das Silber hat zusammenschmelzen lassen, haftet auch wegen Diebstahls und wegen Ersatzes11Ad exhib. s. Note zu Inst. II. 1. 29.; so dass bei der Klage auf den letztern, auf den Werth Rücksicht genommen werden muss, bei der Eigenthumsklage und der auf Theilung eines Gemeingutes aber auch das in Betracht kommt, wessen Silber werthvoller war.

5Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Idem Pom­po­nius scri­bit: si fru­men­tum duo­rum non vo­lun­ta­te eo­rum con­fu­sum sit, com­pe­tit sin­gu­lis in rem ac­tio in id, in quan­tum pa­ret in il­lo acer­vo suum cu­ius­que es­se: quod si vo­lun­ta­te eo­rum com­mix­ta sunt, tunc com­mu­ni­ca­ta vi­de­bun­tur et erit com­mu­ni di­vi­dun­do ac­tio. 1Idem scri­bit, si ex mel­le meo, vi­no tuo fac­tum sit mul­sum, quos­dam ex­is­ti­mas­se id quo­que com­mu­ni­ca­ri: sed pu­to ve­rius, ut et ip­se sig­ni­fi­cat, eius po­tius es­se qui fe­cit, quon­iam suam spe­ciem pris­ti­nam non con­ti­net. sed si plum­bum cum ar­gen­to mix­tum sit, quia de­du­ci pos­sit, nec com­mu­ni­ca­bi­tur nec com­mu­ni di­vi­dun­do age­tur, quia se­pa­ra­ri pot­est: age­tur au­tem in rem ac­tio. sed si de­du­ci, in­quit, non pos­sit, ut pu­ta si aes et au­rum mix­tum fue­rit, pro par­te es­se vin­di­can­dum: nec qua­quam erit di­cen­dum, quod in mul­so dic­tum est, quia utra­que ma­te­ria et­si con­fu­sa ma­net ta­men. 2Idem scri­bit, si equam meam equus tuus prae­gna­tem fe­ce­rit, non es­se tuum, sed meum, quod na­tum est. 3De ar­bo­re, quae in alie­num agrum trans­la­ta coaluit et ra­di­ces im­mi­sit, Va­rus et Ner­va uti­lem in rem ac­tio­nem da­bant: nam si non­dum coaluit, mea es­se non de­si­net. 4Cum in rem aga­tur, si de cor­po­re con­ve­niat, er­ror au­tem sit in vo­ca­bu­lo, rec­te ac­tum es­se vi­de­tur. 5Si plu­res sint eius­dem no­mi­nis ser­vi, pu­ta plu­res Ero­tes, nec ap­pa­reat de quo ac­tum sit, Pom­po­nius di­cit nul­lam fie­ri con­dem­na­tio­nem.

5Ulp. lib. XVI. ad Ed. Derselbe Pomponius schreibt: Wenn das Getraide zweier Personen ohne deren Willen zusammengeschüttet worden ist, so steht jedem Einzelnen eine dingliche Klage darauf zu, wieviel von jenem Haufen ihm zu gehören scheint; ist es mit ihrem Willen untereinander gemischt worden, so wird dasselbe als gemeinschaftlich geworden, angesehen, und der Gemeinguts-Theilungsklage Platz gegeben. 1Derselbe lehrt: wenn aus meinem Honig und deinem Weine Meth gemacht worden ist, so haben Einige geglaubt, dass auch dieser gemeinschaftlich werde; ich halte aber, wie er auch selbst bezeichnet, für richtiger, dass derselbe vielmehr dem gehöre, der ihn bereitet hat, weil die vorige Eigenthümlichkeit seiner [Bestandtheile] verloren geht. Wird aber Blei mit Silber vermischt, so wird es, weil Scheidung möglich ist, weder gemeinschaftlich, noch wird, weil Trennung geschehen kann, auf Gemeingutstheilung geklagt werden; es findet aber eine dingliche Klage Statt. Wenn hingegen, sagt er, keine Scheidung möglich ist, wie z. B. wenn Erz und Gold vermischt sind, so muss die Zurückforderung nach dem Antheile geschehen, und man kann hier das vom Meth Gesagte nicht anwenden, weil beide Stoffe, wenn auch zusammengemischt, dennoch fortdauern. 2Er sagt auch, wenn dein Hengst meine Stute bedeckt hat, so gehöre das Füllen nicht dir, sondern mir. 3Wegen des Baumes, der, in fremden Boden versetzt, angewachsen ist und Wurzel getrieben hat, gestatten Varus und Nerva eine analoge dingliche Klage; denn so lange er noch nicht angewachsen ist, hört er nicht auf, mein zu sein. 4Wenn eine dingliche Klage erhoben wird, und man über den [betreffenden] Körper einig ist, in der Benennung aber ein Irrthum Statt gefunden hat, so wird angenommen, es sei richtig geklagt. 5Sind mehrere Sclaven desselben Namens vorhanden, z. B. mehrere des Namens Eros, und keine Gewissheit zu ermitteln, wegen wessen geklagt worden, so sagt Pomponius, habe keine Verurtheilung Statt.

6Pau­lus li­bro sex­to ad edic­tum. Si in rem ali­quis agat, de­bet de­sig­na­re rem, et utrum to­tam an par­tem et quo­tam pe­tat: ap­pel­la­tio enim rei non ge­nus, sed spe­ciem sig­ni­fi­cat. Oc­ta­ve­nus ita de­fi­nit, quod in­fec­tae qui­dem ma­te­riae pon­dus, sig­na­tae ve­ro nu­me­rum, fac­tae au­tem spe­ciem di­ci opor­tet: sed et men­su­ra di­cen­da erit, cum res men­su­ra con­ti­ne­bi­tur. et si ves­ti­men­ta nos­tra es­se vel da­ri opor­te­re no­bis pe­ta­mus, utrum nu­me­rum eo­rum di­ce­re de­be­bi­mus an et co­lo­rem? et ma­gis est ut utrum­que: nam il­lud in­hu­ma­num est co­gi nos di­ce­re, tri­ta sint an no­va. quam­vis et in va­sis oc­cur­rat dif­fi­cul­tas, utrum lan­cem dum­ta­xat di­ci opor­teat an et­iam, qua­dra­ta vel ru­tun­da, vel pu­ra an cae­la­ta sint, quae ip­sa in pe­ti­tio­ni­bus quo­que ad­ice­re dif­fi­ci­le est. nec ita co­ar­tan­da res est: li­cet in pe­ten­do ho­mi­ne no­men eius di­ci de­beat et utrum puer an ad­ules­cens sit, uti­que si plu­res sint: sed si no­men eius igno­rem, de­mons­tra­tio­ne eius uten­dum erit: vel­uti ‘qui ex il­la he­redi­ta­te est’, ‘qui ex il­la na­tus est’. item fun­dum pe­ti­tu­rus no­men eius et quo lo­ci sit di­ce­re de­be­bit.

6Paul. lib. VI. ad Ed. Wenn Jemand Klage auf eine Sache erhebt, so muss er dieselbe bezeichnen, und ob er sie ganz oder einen Theil, und einen wie grossen er fordert, [angeben]; denn die Benennung der Sache bedeutet nicht die Gattung, sondern die bestimmte Sache selbst. Octavenus bestimmt dies so, man müsse unbearbeitete Stoffe nach dem Gewichte, bezeichnete nach der Zahl, und bearbeitete nach ihrer Gestalt angeben; auch nach dem Maasse, kann man sagen, wenn die Sache gemessen werden kann. Wenn wir Kleider als uns gehörig, oder die uns gegeben werden müssen, in Anspruch nehmen, müssen wir da ihre Zahl, oder auch ihre Farbe angeben? Es ist richtiger, beides zu bezeichnen; uns zu der Erklärung zu nöthigen, ob sie alte oder neue seien, wäre unbillig. Wenn auch unter Gefässen eine Verschiedenheit herrscht, [so fragt es sich dennoch] ob man blos [z. B.] eine Schüssel namhaft zu machen braucht, oder auch ob [sie] viereckig oder rund, glatt oder bunt sei? Dies den Klagen einzuverleiben, ist schwierig, und man muss hier nicht so enge Fesseln anlegen, wenn gleich bei der Forderung eines Sclaven sein Name angegeben werden muss, und ob er ein Knabe oder ein Erwachsener sei, besonders wenn es ihrer mehrere sind. Weiss man aber seinen Namen nicht, so kann man sich einer Umschreibung bedienen, wie z. B. der aus der und der Erbschaft herstammt, [oder] der von der und der geboren ist. Ebenso muss derjenige, wer ein Grundstück fordert, dessen Namen und Lage angeben.

7Idem li­bro un­de­ci­mo ad edic­tum. Si is, qui op­tu­lit se fun­di vin­di­ca­tio­ni, dam­na­tus est, ni­hi­lo mi­nus a pos­ses­so­re rec­te pe­ti­tur, sic­ut Pe­dius ait.

7Idem lib. XI. ad Ed. Wenn derjenige, welcher sich auf die Eigenthumsklage [wegen] eines Grundstücks muthwillig eingelassen hat, verurtheilt worden ist, so kann dasselbe nichts desto weniger, wie Pedius sagt, vom Besitzer mit vollem Rechte verlangt werden.

8Idem li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum. Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo sex­to pro­bat, si ex ae­quis par­ti­bus fun­dum mi­hi te­cum com­mu­nem tu et Lu­cius Ti­tius pos­si­dea­tis, non ab utris­que qua­dran­tes pe­te­re me de­be­re, sed a Ti­tio, qui non sit do­mi­nus, to­tum sem­is­sem. ali­ter at­que si cer­tis re­gio­ni­bus pos­si­dea­tis eum fun­dum: nam tunc si­ne du­bio et a te et a Ti­tio par­tes fun­di pe­te­re me de­be­re: quo­tiens enim cer­ta lo­ca pos­si­de­bun­tur, ne­ces­sa­rio in his ali­quam par­tem meam es­se: et id­eo te quo­que a Ti­tio qua­dran­tem pe­te­re de­be­re. quae di­stinc­tio ne­que in re mo­bi­li ne­que in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­ne lo­cum ha­bet: nun­quam enim pro di­vi­so pos­si­de­ri pot­est.

8Ad Dig. 6,1,8Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 142, Note 4.Idem lib. XII. ad Ed. Pomponius thut im 36. Buche dar, dass wenn ihr, du und Lucius Titius, ein mir mit dir zu gleichen Theilen gemeinschaftliches Grundstück besitzt, ich nicht von jedem von euch beiden ein Viertheil verlangen dürfe, sondern vom Titius, der nicht Eigenthümer ist, die ganze Hälfte. Anders aber ist es, wenn ihr ein Grundstück in bestimmten Abtheilungen22Regionibus s. Brisson. besitzt, dann muss ich ohne Zweifel sowohl von dir als vom Titius [meine] Antheile an demselben fordern. Denn sobald bestimmte Theile besessen werden, so muss nothwendig an beiden ein Theil mein sein, und daher musst du auch vom Titius ein Viertheil fordern. Dieser Unterschied findet weder bei einer beweglichen Sache noch bei der Erbschaftsklage Anwendung; hier kann getheilter Besitz nie Statt finden.

9Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Of­fi­cium au­tem iu­di­cis in hac ac­tio­ne in hoc erit, ut iu­dex in­spi­ciat, an reus pos­si­deat: nec ad rem per­ti­ne­bit, ex qua cau­sa pos­si­deat: ubi enim pro­ba­vi rem meam es­se, ne­ces­se ha­be­bit pos­ses­sor re­sti­tue­re, qui non ob­ie­cit ali­quam ex­cep­tio­nem. qui­dam ta­men, ut Pe­ga­sus, eam so­lam pos­ses­sio­nem pu­ta­ve­runt hanc ac­tio­nem com­plec­ti, quae lo­cum ha­bet in in­ter­dic­to uti pos­si­de­tis vel utru­bi. de­ni­que ait ab eo, apud quem de­po­si­ta est vel com­mo­da­ta vel qui con­du­xe­rit aut qui le­ga­to­rum ser­van­do­rum cau­sa vel do­tis ven­tris­ve no­mi­ne in pos­ses­sio­ne es­set vel cui dam­ni in­fec­ti no­mi­ne non ca­ve­ba­tur, quia hi om­nes non pos­si­dent, vin­di­ca­ri non pos­se. pu­to au­tem ab om­ni­bus, qui te­nent et ha­bent re­sti­tuen­di fa­cul­ta­tem, pe­ti pos­se.

9Ulp. lib. XVI. ad Ed. Die richterliche33A. Fab. Ration. ad h. l. will judex für magistratus nehmen. Ich halte dies nicht für unbedingt nötig. Pflicht bei dieser Klage besteht darin, dass der Richter darauf sehen muss, ob der Beklagte besitzt. Es thut nichts zur Sache, aus welchem Grunde er besitzt; denn habe ich bewiesen, dass mir die [fragliche] Sache gehöre, so muss sie der Besitzer herausgeben, wenn er keine Einrede vorgeschützt hat. Einige, wie Pegasus, glaubten jedoch, dass diese Klage blos denjenigen Besitz betreffe, der beim Interdict Wie ihr besitzet und Wo immer Statt findet. So44Denique s. Glück VIII. p. 194. n. 76. sagt er, es könne gegen denjenigen, bei dem eine Sache niedergelegt, oder dem sie geliehen, vermiethet, oder der zur Erhaltung von Vermächtnissen, oder wegen einer Mitgift, oder im Namen einer Leibesfrucht in deren Besitz gesetzt, oder dem wegen drohenden Schadens keine Sicherheit bestellt worden ist, die Eigenthumsklage nicht angestellt werden, weil alle diese nicht besitzen. Nach meiner Ansicht kann man aber von allen denjenigen, welche [eine Sache] inne haben, und die Fähigkeit zur Herausgabe besitzen, dieselbe fordern.

10Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si res mo­bi­lis pe­ti­ta sit, ubi re­sti­tui de­beat, sci­li­cet si prae­sens non sit? et non ma­lum est, si bo­nae fi­dei pos­ses­sor sit is cum quo agi­tur, aut ibi re­sti­tui ubi res sit: aut ubi agi­tur: sed sump­ti­bus pe­ti­to­ris, qui ex­tra ci­ba­ria in iter vel na­vi­ga­tio­nem fa­cien­di sunt.

10Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn eine bewegliche Sache gefordert worden ist, wo muss da, wenn sie nicht gegenwärtig ist, ihre Herausgabe Statt finden? Es ist nicht unrichtig, dass dieselbe, wenn der Beklagte Besitzer im guten Glauben ist, entweder da, wo sie sich befindet, oder wo geklagt wird, herausgegeben werden müsse, aber auf Kosten des Klägers, insofern solche ausser den Lebensmitteln auf die Reise oder Schifffahrt verwendet werden müssen.

11Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Ni­si si ma­lit pe­ti­tor suis im­pen­sis et pe­ri­cu­lo ibi, ubi iu­di­ca­tur, rem re­sti­tui: tunc enim de re­sti­tu­tio­ne cum sa­tis­da­tio­ne ca­ve­bi­tur.

11Ulp. lib. XVI. ad Ed. Der Kläger müsste denn wollen, dass die Herausgabe der Sache auf seine Kosten und Gefahr da, wo die Sache entschieden worden, geschehen solle; dann wird wegen der Herausgabe [vom Besitzer] mittelst Bürgschaft Sicherheit bestellt.

12Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si ve­ro ma­lae fi­dei sit pos­ses­sor, qui in alio lo­co eam rem nac­tus sit, idem sta­tui de­bet: si ve­ro ab eo lo­co, ubi lis con­tes­ta­ta est, eam sub­trac­tam alio trans­tu­le­rit, il­lic re­sti­tue­re de­bet, un­de sub­tra­xit, sump­ti­bus suis.

12Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn der Besitzer es aber im bösen Glauben ist, und die Sache an einem andern Orte erlangt hat, so muss dasselbe Statt finden; hat er sie aber von dem Orte, wo das Verfahren eingeleitet worden ist, heimlicher Weise wo anders hingebracht, so muss er sie da auf seine Kosten herausgeben, von wo er sie fortgeschafft hat.

13Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Non so­lum au­tem rem re­sti­tui, ve­rum et si de­te­rior res sit fac­ta, ra­tio­nem iu­dex ha­be­re de­be­bit: fin­ge enim de­bi­li­ta­tum ho­mi­nem vel ver­be­ra­tum vel vul­ne­ra­tum re­sti­tui: uti­que ra­tio per iu­di­cem ha­be­bi­tur, quan­to de­te­rior sit fac­tus. quam­quam et le­gis Aqui­liae ac­tio­ne con­ve­ni­ri pos­ses­sor pos­sit: un­de quae­ri­tur an non alias iu­dex aes­ti­ma­re dam­num de­beat, quam si re­mit­ta­tur ac­tio le­gis Aqui­liae. et La­beo pu­tat ca­ve­re pe­ti­to­rem opor­te­re le­ge Aqui­lia non ac­tu­rum, quae sen­ten­tia ve­ra est.

13Ulp. lib. XVI. ad Ed. Es muss jedoch nicht nur die Sache selbst herausgegeben werden, sondern der Richter auch darauf Rücksicht nehmen, wenn sie schlechter geworden ist. Denn man nehme den Fall, dass ein Sclav geschwächt, geprügelt oder verwundet herausgegeben werde; hier muss der Richter allemal darauf Rücksicht nehmen, um wieviel derselbe verschlechtert worden ist, wenn gleich der Besitzer auch mit der Klage aus dem Aquilischen Gesetz belangt werden kann. Daher fragt es sich, ob der Richter den Schaden anders schätzen dürfe, als gegen Verzicht auf die Aquilische Klage? Und Labeo glaubt, der Kläger müsse Sicherheit leisten, die Aquilische Klage nicht erheben zu wollen; diese Meinung ist richtig.

14Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Quod si ma­lit ac­tor po­tius le­gis Aqui­liae ac­tio­ne uti, ab­sol­ven­dus est pos­ses­sor. ita­que elec­tio ac­to­ri dan­da est, non ut tri­plum, sed du­plum con­se­qua­tur.

14Paul. lib. XXI. ad Ed. Will der Kläger lieber die Aquilische Klage anstellen, so muss der Besitzer losgesprochen werden. Dem Kläger steht daher die Wahl frei, so dass er nicht den dreifachen, sondern den doppelten Werth erlangt.

15Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Item si ver­be­ra­tum tra­di­dit, La­beo ait et­iam in­iu­ria­rum com­pe­te­re ac­tio­nem pe­ti­to­ri. 1Si quis rem ex ne­ces­si­ta­te dis­tra­xit, for­tas­sis huic of­fi­cio iu­di­cis suc­cur­re­tur, ut pre­tium dum­ta­xat de­beat re­sti­tue­re. nam et si fruc­tus per­cep­tos dis­tra­xit, ne cor­rum­pan­tur, ae­que non am­plius quam pre­tium prae­sta­bit. 2Item si for­te ager fuit qui pe­ti­tus est et mi­li­ti­bus ad­sig­na­tus est mo­di­co ho­no­ris gra­tia pos­ses­so­ri da­to, an hoc re­sti­tue­re de­beat? et pu­to prae­sta­tu­rum. 3Si ser­vus pe­ti­tus vel ani­mal aliud de­mor­tuum sit si­ne do­lo ma­lo et cul­pa pos­ses­so­ris, pre­tium non es­se prae­stan­dum ple­ri­que aiunt: sed est ve­rius, si for­te dis­trac­tu­rus erat pe­ti­tor si ac­ce­pis­set, mo­ram pas­so de­be­re prae­sta­ri: nam si ei re­sti­tuis­set, dis­tra­xis­set et pre­tium es­set lu­cra­tus.

15Ulp. lib. XVI. ad Ed. Ist [ein Sclav] geprügelt zurückgegeben worden, so sagt Labeo, stehe dem Kläger auch die Injurienklage zu. 1Hat Jemand eine Sache aus Nothwendigkeit verkauft, so wird ihm hier die richterliche Pflicht füglich55Fortassis s. Huber Enom. Rom. ad k. t. p. 299—300. zu Hülfe kommen, so dass er nur den Erlös herauszugeben braucht. Denn er braucht auch, wenn er gewonnene Früchte, damit sie nicht verderben, verkauft hat, nichts weiter als den Erlös zu erstatten. 2Wenn Acker der Gegenstand der Klage, und dieser den Soldaten, während dem Besitzer Ehren halber eine Kleinigkeit dafür gegeben ward, angewiesen worden ist, muss derselbe dies wieder herausgeben? Ich glaube ja. 3Wenn ein Sclav oder ein Thier, worauf Klage erhoben worden, ohne Arglist und Schuld des Besitzers gestorben ist, so glauben die Meisten, brauche der Werth nicht erlegt zu werden. Es ist aber richtiger, dass, dafern der Kläger etwa im Begriff stand, dasselbe zu verkaufen, wenn es ihm [gleich] gegeben worden wäre, [der Werth] dem den Verzug Erleidenden erstattet werden müsse; denn hätte der [Besitzer] die Herausgabe gleich geleistet, so würde er verkauft und den Werth gelöst haben.

16Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Uti­que au­tem et­iam mor­tuo ho­mi­ne ne­ces­sa­ria est sen­ten­tia prop­ter fruc­tus et par­tus et sti­pu­la­tio­nem de evic­tio­ne: non enim post li­tem con­tes­ta­tam uti­que et fa­tum pos­ses­sor prae­sta­re de­bet. 1Cul­pa non in­tel­le­gi­tur, si na­vem pe­ti­tam tem­po­re na­vi­ga­tio­nis trans ma­re mi­sit, li­cet ea per­ie­rit: ni­si si mi­nus ido­neis ho­mi­ni­bus eam com­mi­sit.

16Paul. lib. XXI. ad Ed. Aber auch wenn ein [streitiger] Sclav gestorben ist, ist wegen der Nutzungen der Kinder, und wegen der Stipulation über Entwährung ein Richtspruch durchaus nöthig; denn nach der Einleitung des Verfahrens braucht der Besitzer für den Zufall nicht schlechterdings zu haften66Der Sinn dieser Stelle (s. Glück VIII. p. 241.) ist so zu nehmen, dass der letzte Satz eigentlich mit einem Obgleich anfangen, und der erste mit einem concludirenden so muss doch u. s. w. folgen müsse. Man vgl. auch Hugo Donell. cit. l. T. XII. p. 546.. 1Schuld wird dann nicht als vorwaltend angenommen, wenn Jemand ein Schiff, worauf Klage erhoben worden, zur Zeit der Schifffahrt über das Meer sendet, wenn es auch untergeht, es sei denn, er habe es weniger geschickten Menschen anvertraut.

17Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Iu­lia­nus li­bro sex­to di­ges­to­rum scri­bit, si ho­mi­nem, qui Mae­vii erat, eme­ro a Ti­tio, de­in­de cum eum Mae­vius a me pe­te­ret, eun­dem ven­di­de­ro eum­que emp­tor oc­ci­de­rit, ae­quum es­se me pre­tium Mae­vio re­sti­tue­re. 1Idem Iu­lia­nus eo­dem li­bro scri­bit, si mo­ram fe­ce­rit in ho­mi­ne red­den­do pos­ses­sor et ho­mo mor­tuus sit, et fruc­tuum ra­tio­nem us­que ad rei iu­di­ca­tae tem­pus spec­tan­dam es­se. idem Iu­lia­nus ait non so­lum fruc­tus, sed et­iam om­nem cau­sam prae­stan­dam: et id­eo et par­tum venire in re­sti­tu­tio­nem et par­tuum fruc­tus. us­que ad­eo au­tem et cau­sae ve­niunt, ut Iu­lia­nus li­bro sep­ti­mo scri­bit, si per eum ser­vum pos­ses­sor ad­quisie­rit ac­tio­nem le­gis Aqui­liae, re­sti­tue­re co­gen­dum. quod si do­lo ma­lo ip­se pos­ses­sor de­sie­rit pos­si­de­re et ali­quis ho­mi­nem in­iu­ria oc­ci­de­rit, aut pre­tium ho­mi­nis aut ac­tio­nes suas prae­sta­re co­ge­tur, utrum eo­rum vo­lue­rit ac­tor. sed et fruc­tus, quos ab alio pos­ses­so­re per­ce­pit, re­sti­tue­re eum opor­tet: lu­crum enim ex eo ho­mi­ne, qui in li­te es­se coe­pe­rit, fa­ce­re non de­bet. sed fruc­tus eius tem­po­ris, quo tem­po­re pos­ses­sus est ab eo qui evi­ce­rit, re­sti­tue­re non de­bet: sed quod di­cit de ac­tio­ne le­gis Aqui­liae, pro­ce­dit, si post li­tem con­tes­ta­tam usu­ce­pit pos­ses­sor, quia ple­num ius in­ci­pit ha­be­re.

17Ulp. lib. XVI. ad Ed. Ad Dig. 6,1,17 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 327, Note 12.Julian schreibt im 36. Buche, dass, wenn ich einen Sclaven, der dem Mävius gehörte, vom Titius gekauft, nachher aber, als Mävius ihn von mir forderte, verkauft habe, und der Käufer ihn getödtet hat, ich billiger Weise dem Mävius den Erlös erstatten müsse. 1Derselbe Julian schreibt in dem nämlichen Buche, dass, wenn der Besitzer die Herausgabe eines Sclaven verzögert hat, und derselbe gestorben ist, auf die Nutzungen bis zur Zeit der Rechtskraft Rücksicht genommen werden müsse. Er sagt ferner, es müssten nicht nur die Nutzungen, sondern auch der vollständige Zubehör erstattet werden, und daher kommen bei der Herausgabe auch die Kinder und deren Nutzungen in Betracht. Der Zubehör dehnt sich aber soweit aus, dass Julian im siebenten Buche schreibt, der Besitzer des Sclaven, welcher durch denselben eine Aquilische Klage erlangt habe, müsse auch zu deren Abtretung gezwungen werden. Hat der Besitzer arglistiger Weise selbst sich des Besitzes entledigt, und Jemand den Sclaven widerrechtlicher Weise getödtet, so muss er, je nachdem der Kläger eines von beiden wählt, entweder dessen Werth herausgeben, oder seine Klagen abtreten. Auch die Nutzungen, welche er von einem andern Besitzer eingenommen hat, muss er erstatten; denn von einem Sclaven, der bereits Gegenstand eines Processes geworden, darf er keinen Gewinn ziehen. Die Nutzungen aus der Zeit, wo sich derjenige, welcher ihn entwährt hat, im Besitz befand, braucht er aber nicht zu erstatten. Was er über die Klage aus dem Aquilischen Gesetze sagt, findet Statt, wenn der Besitzer nach der Einleitung des Verfahrens ersessen hat, weil er von da an ein vollkommenes Recht hat.

18Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Si post ac­cep­tum iu­di­cium pos­ses­sor usu ho­mi­nem ce­pit, de­bet eum tra­de­re eo­que no­mi­ne de do­lo ca­ve­re: pe­ri­cu­lum est enim, ne eum vel pig­ne­ra­ve­rit vel ma­nu­mi­se­rit.

18Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Hat der Besitzer, nachdem er sich auf eine Klage eingelassen, einen Sclaven ersessen, so muss er ihn [dennoch] herausgeben, und deshalb für Arglist bürgen; denn es ist Gefahr vorhanden, dass er ihn verpfändet oder freigelassen hat.

19Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Ip­si quo­que reo ca­ven­dum es­se La­beo di­cit ‘his re­bus rec­te prae­sta­ri’, si for­te fun­di no­mi­ne dam­ni in­fec­ti ca­vit.

19Ulp. lib. XVI. ad Ed. Auch dem Beklagten selbst, sagt Labeo, muss Sicherheit bestellt werden, dass ihn in diesen Fällen kein Schaden treffe77His rebus recte praestari; s. Ulp. eigene Erklärung in l. 71. in f. D. de V. S. wenn er z. B. wegen drohenden Schadens für ein Grundstück Sicherheit geleistet hat.

20Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Prae­ter­ea re­sti­tue­re de­bet pos­ses­sor et quae post ac­cep­tum iu­di­cium per eum non ex re sua ad­quisi­vit: in quo he­redi­ta­tes quo­que le­ga­ta­que, quae per eum ser­vum ob­ve­ne­runt, con­ti­nen­tur. nec enim suf­fi­cit cor­pus ip­sum re­sti­tui, sed opus est, ut et cau­sa rei re­sti­tua­tur, id est ut om­ne ha­beat pe­ti­tor, quod ha­bi­tu­rus fo­ret, si eo tem­po­re, quo iu­di­cium ac­ci­pie­ba­tur, re­sti­tu­tus il­li ho­mo fuis­set. ita­que par­tus an­cil­lae re­sti­tui de­bet, quam­vis post­ea edi­tus sit, quam ma­trem eius, post ac­cep­tum sci­li­cet iu­di­cium, pos­ses­sor usu­ce­pe­rit: quo ca­su et­iam de par­tu, sic­ut de ma­tre, et tra­di­tio et cau­tio de do­lo ne­ces­sa­ria est.

20Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Ueberdies muss der Besitzer auch das herausgeben, was er durch den [Sclaven] nach der Einlassung auf die Klage, und zwar nicht aus seinem eigenen Vermögen, erworben hat. Hierin sind auch Erbschaften und Vermächtnisse, die ihm durch den Sclaven zugefallen sind, begriffen; denn es ist nicht genug, ihn selbst auszuliefern, sondern es muss auch aller Zubehör herausgegeben werden, d. h. der Kläger muss alles erhalten, was er gehabt haben würde, wenn ihm der Sclav zu der Zeit ausgeliefert worden wäre, wo sich der Andere auf die Klage einliess. Daher müssen Kinder von Sclavinnen herausgegeben werden, wenn sie auch erst, nachdem der Besitzer ihre Mutter nach der Einlassung auf die Klage ersessen hat, geboren werden; in welchem Fall auch wegen der Kinder ebenso wie wegen der Mutter Uebergabe und Sicherheitsstellung gegen Arglist nöthig ist.

21Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si a bo­nae fi­dei pos­ses­so­re fu­ge­rit ser­vus, re­qui­re­mus, an ta­lis fue­rit, ut et cus­to­di­ri de­bue­rit. nam si in­te­grae opi­nio­nis vi­de­ba­tur, ut non de­bue­rit cus­to­di­ri, ab­sol­ven­dus est pos­ses­sor, ut ta­men, si in­ter­ea eum usu­ce­pe­rat, ac­tio­ni­bus suis ce­dat pe­ti­to­ri et fruc­tus eius tem­po­ris quo pos­se­dit prae­stet. quod si non­dum eum usu­ce­pit, ab­sol­ven­dum eum si­ne cau­tio­ni­bus, ut ni­hil ca­veat pe­ti­to­ri de per­se­quen­da ea re: quo mi­nus enim pe­ti­tor eam rem per­se­qui pot­est, quam­vis in­ter­im, dum in fu­ga sit, usu­ca­piat? nec in­iquum id es­se Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo no­no ad edic­tum scri­bit. si ve­ro cus­to­dien­dus fuit, et­iam ip­sius no­mi­ne dam­na­ri de­be­bit, ut ta­men, si usu eum non ce­pit, ac­tor ei ac­tio­ni­bus suis ce­dat. Iu­lia­nus au­tem in his ca­si­bus, ubi prop­ter fu­gam ser­vi pos­ses­sor ab­sol­vi­tur, et­si non co­gi­tur ca­ve­re de per­se­quen­da re, ta­men ca­ve­re de­be­re pos­ses­so­rem, si rem nanc­tus fue­rit, ut eam re­sti­tuat, id­que Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo quar­to va­ria­rum lec­tio­num pro­bat: quod ve­rius est.

21Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn dem Besitzer im guten Glauben ein Sclav entflohen ist, so nehmen wir darauf Rücksicht, ob er ein solcher war, der hätte bewacht weden müssen; denn schien er untadelhaften Betragens zu sein, so dass Bewachung nicht nöthig war, so muss der Besitzer losgesprochen werden, jedoch, wenn er ihn unterdessen ersessen hatte, dem Kläger seine Klagen abtreten, und die Nutzungen von der Zeit, während welcher er besass, gewähren. Hat er ihn noch nicht ersessen so muss er ohne Sicherheitsstellung losgesprochen werden, dergestalt, dass er dem Kläger in Betreff der Verfolgung desselben, wegen nichts haftet; denn dieser kann ihn sogleich88Quominus: nach unserm Text muss diese Lesart mit Westphal (s. bei Glück VIII. p. 233. n. 72.) quid impeditquominus etc. erklärt werden. Allein die grossen Civilisten Cujaz, Faber, Pothier, Huber u. a. haben längst für die Lesart cominus = statim entschieden, wo das ? wegfällt. So lesen auch Contius und Haloander. Duaren bei Russardus billigt ebenfalls diese Lesart. verfolgen, wenn jener auch unterdessen, während er auf der Flucht ist, die Ersitzung beendet; dass dies nicht unbillig sei, schreibt Pomponius im 39. Buche zum Edict. Hätte er aber bewacht werden müssen, so muss auch der [Besitzer] desfalls [zur Erstattung des Werths] verurtheilt werden, ihm aber dagegen, wenn er ihn noch nicht ersessen hat, der Kläger die Klagen abtreten. Julian aber sagt, es müsse der Besitzer in den Fällen, wo er wegen der Flucht eines Slaven losgesprochen wird, wenn er auch nicht genöthigt werde, wegen der Verfolgung desselben zu bürgen, dennoch Sicherheit bestellen, den Sclaven, wenn er seiner wieder habhaft wird, herauszugeben. Dies billigt auch Pomponius im 34. Buche seiner vermischten Schriften, und es ist richtig.

22Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Quod si do­lo pos­ses­so­ris fu­ge­rit, dam­nan­dum eum, qua­si pos­si­de­ret.

22Ulp. lib. XVI. ad Ed. Ist [ein Sclav] mit Arglist des Besitzers entflohen, so muss letzterer verutheilt werden; wie wenn er besässe.

23Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. In rem ac­tio com­pe­tit ei, qui aut iu­re gen­tium aut iu­re ci­vi­li do­mi­nium ad­quisiit. 1Lo­ca sa­cra, item re­li­gio­sa, qua­si nos­tra in rem ac­tio­ne pe­ti non pos­sunt. 2Si quis rei suae alie­nam rem ita ad­ie­ce­rit, ut pars eius fie­ret, vel­uti si quis sta­tuae suae brac­chium aut pe­dem alie­num ad­ie­ce­rit, aut scy­pho an­sam vel fun­dum, vel can­de­la­bro sigil­lum, aut men­sae pe­dem, do­mi­num eius to­tius rei ef­fi­ci ve­re­que sta­tuam suam dic­tu­rum et scy­phum ple­ri­que rec­te di­cunt. 3Sed et id, quod in char­ta mea scri­bi­tur aut in ta­bu­la pin­gi­tur, sta­tim meum fit: li­cet de pic­tu­ra qui­dam con­tra sen­se­rint prop­ter pre­tium pic­tu­rae: sed ne­ces­se est ei rei ce­di, quod si­ne il­la es­se non pot­est. 4In om­ni­bus igi­tur is­tis, in qui­bus mea res per prae­va­len­tiam alie­nam rem tra­hit meam­que ef­fi­cit, si eam rem vin­di­cem, per ex­cep­tio­nem do­li ma­li co­gar pre­tium eius quod ac­ces­se­rit da­re. 5Item quae­cum­que aliis iunc­ta si­ve ad­iec­ta ac­ces­sio­nis lo­co ce­dunt, ea quam­diu co­hae­rent do­mi­nus vin­di­ca­re non pot­est, sed ad ex­hi­ben­dum age­re pot­est, ut se­pa­ren­tur et tunc vin­di­cen­tur: sci­li­cet ex­cep­to eo, quod Cas­sius de fer­ru­mi­na­tio­ne scri­bit. di­cit enim, si sta­tuae suae fer­ru­mi­na­tio­ne iunc­tum brac­chium sit, uni­ta­te ma­io­ris par­tis con­su­mi et quod se­mel alie­num fac­tum sit, et­iam­si in­de ab­rup­tum sit, red­ire ad prio­rem do­mi­num non pos­se. non idem in eo quod ad­plum­ba­tum sit, quia fer­ru­mi­na­tio per ean­dem ma­te­riam fa­cit con­fu­sio­nem, plum­ba­tu­ra non idem ef­fi­cit. id­eo­que in om­ni­bus his ca­si­bus, in qui­bus ne­que ad ex­hi­ben­dum ne­que in rem lo­cum ha­bet, in fac­tum ac­tio ne­ces­sa­ria est. at in his cor­po­ri­bus, quae ex di­stan­ti­bus cor­po­ri­bus es­sent, con­stat sin­gu­las par­tes re­ti­ne­re suam pro­priam spe­ciem, ut sin­gu­li ho­mi­nes, sin­gu­lae oves: id­eo­que pos­se me gre­gem vin­di­ca­re, quam­vis aries tuus sit im­mix­tus, sed et te arie­tem vin­di­ca­re pos­se. quod non idem in co­hae­ren­ti­bus cor­po­ri­bus eve­ni­ret: nam si sta­tuae meae brac­chium alie­nae sta­tuae ad­di­de­ris, non pos­se di­ci brac­chium tuum es­se, quia to­ta sta­tua uno spi­ri­tu con­ti­ne­tur. 6Tig­num alie­num ae­di­bus iunc­tum nec vin­di­ca­ri pot­est prop­ter le­gem duo­de­cim ta­bu­la­rum, nec eo no­mi­ne ad ex­hi­ben­dum agi ni­si ad­ver­sus eum, qui sciens alie­num iun­xit ae­di­bus: sed est ac­tio an­ti­qua de tigno iunc­to, quae in du­plum ex le­ge duo­de­cim ta­bu­la­rum de­scen­dit. 7Item si quis ex alie­nis ce­men­tis in so­lo suo ae­di­fi­ca­ve­rit, do­mum qui­dem vin­di­ca­re pot­erit, ce­men­ta au­tem reso­lu­ta prior do­mi­nus vin­di­ca­bit, et­iam si post tem­pus usu­ca­pio­nis dis­so­lu­tum sit ae­di­fi­cium, post­quam a bo­nae fi­dei emp­to­re pos­ses­sum sit: nec enim sin­gu­la ce­men­ta usu­ca­piun­tur, si do­mus per tem­po­ris spa­tium nos­tra fiat.

23Paul. lib. XXI. ad Ed. Eine dingliche Klage steht dem zu, wer entweder nach Völkerrecht oder nach bürgerlichem Rechte das Eigenthum erlangt hat. 1Heilige und religiöse Plätze können, als gleichsam unsere, mit der dinglichen Klage nicht gefordert werden. 2Wenn Jemand eine fremde Sache mit der seinigen so verbunden hat, dass sie ein Theil derselben geworden ist, z. B. seiner Statue einen fremden Arm oder Fuss, oder an ein Gefäss einen Henkel, oder Boden, oder an einen Armleuchter ein Schild, oder an einen Tisch einen Fuss angesetzt hat, so sagen die Meisten ganz richtig, dass er Eigenthümer der ganzen Sache werde, und mit Recht die Statue und das Gefäss [u. s. w.] sein nennen könne. 3Auch dasjenige, was auf mein Papier geschrieben, oder auf meine Tafel gemalt wird, wird sogleich mein, obwohl Einige in Betreff der Malerei, wegen deren Werthes, das Gegentheil geglaubt haben; denn es ist nothwendig, dass sie der Sache folge, weil sie ohne dieselbe nicht bestehen kann. 4In allen den Fällen aber, wo meine Sache durch ihr Uebergewicht eine fremde Sache nach sich zieht, und zur meinigen macht, muss ich, wenn ich dieselbe eigenthümlich verlange, zu Folge der Einrede der Arglist, den hinzugekommenen Werth herausgeben. 5Ad Dig. 6,1,23,5Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 137, Note 6; Bd. I, § 189, Note 1.Was irgend mit etwas Anderem verbunden, oder hinzugefügt wird, das kann der Eigenthümer, so lange es damit zusammenhängt, nicht eigenthümlich zurückverlangen; auf Herausgabe aber, so dass es getrennt und nachher zurückverlangt wird, kann er klagen, jedoch mit Ausnahme dessen, was Cassius über das Anschweissen sagt. Denn er sagt, wenn seiner Statue ein [fremder] Arm durch Anschweissen angesetzt worden sei, so werde derselbe durch die Vereinigung mit dem grössern Theile verzehrt, und was einmal einem Andern gehörig geworden sei, könne, selbst wenn es wieder abgerissen worden, nicht an seinen frühern Eigenthümer zurückgelangen. Anders sei es bei dem, was angelöthet worden, weil das Anschweissen durch denselben [bindenden] Stoff eine Vermischung bewirkt, das Anlöthen aber nicht. In allen den Fällen, wo daher weder eine Klage auf Herausgabe, noch eine dingliche Statt hat, ist eine Klage auf das Geschehene nothwendig. In denjenigen Körpern hingegen, welche [wieder] aus abgesonderten Körpern bestehen, behalten bekanntlich die einzelnen Theile ihre besondere Eigenthümlichkeit, wie einzelne Sclaven, einzelne Schaafe; daher kann ich meine Heerde zurückfordern, wenn auch dein Bock darunter ist, aber auch du kannst deinen Bock wieder fordern. Bei aneinander hängenden Körpern würde dies nicht der Fall sein; denn wenn du meiner Statue den Arm einer andern ansetzest, so kann man nicht sagen, dass dieser Arm dir gehöre, weil die Statue ein einziges Ganzes ausmacht. 6Ein fremder in ein Gebäude eingelegter Balken kann weder, wegen des Zwölftafelgesetzes, zurückgefordert, noch seinetwegen auf Herausgabe angetragen werden, ausser gegen denjenigen, der wissentlich einen fremden Balken in sein Gebäude verbauet hat; es gibt aber eine alte Klage wegen des verbaueten Balkens, die aus dem Zwölftafelgesetz abstammt und auf das Doppelte geht. 7Ad Dig. 6,1,23,7Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 175a, Note 2; Bd. I, § 182, Note 13.Ebenso kann derjenige, der aus fremden Backsteinen auf eigenem Boden gebauet hat, zwar wegen des Hauses die Eigenthumsklage anstellen, der frühere Eigenthümer der Backsteine aber dieselben, wenn sie wieder abgerissen worden, zurückfordern, selbst wenn das Gebäude erst nach der Zeit der Ersitzung niedergerissen und während dessen von einem Käufer im guten Glauben besessen worden ist; denn wenn ein Haus durch den Ablauf von Zeit unser wird, so ersitzen wir [dadurch] die einzelnen Steine [, woraus es besteht,] nicht.

24Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Is qui de­sti­na­vit rem pe­te­re anim­ad­ver­te­re de­bet, an ali­quo in­ter­dic­to pos­sit nan­cis­ci pos­ses­sio­nem, quia lon­ge com­mo­dius est ip­sum pos­si­de­re et ad­ver­sa­rium ad one­ra pe­ti­to­ris com­pel­le­re quam alio pos­si­den­te pe­te­re.

24Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Derjenige, welcher beschlossen hat, eine Sache zu fordern, muss darauf Acht haben, ob er nicht den Besitz durch ein Interdict erlangen kann, weil es weit bequemer ist, selbst zu besitzen und den Gegner zu der Beschwerlichkeit, des Klägers Rolle zu übernehmen99D. h. die Beweislast., zu nöthigen, als, während ein Anderer besitzt, selbst Klage anzustellen.

25Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo ad edic­tum. Is qui se op­tu­lit rei de­fen­sio­ni si­ne cau­sa, cum non pos­si­de­ret nec do­lo fe­cis­set, quo mi­nus pos­si­de­ret: si ac­tor igno­ret, non est ab­sol­ven­dus, ut Mar­cel­lus ait: quae sen­ten­tia ve­ra est. sed hoc post li­tem con­tes­ta­tam: ce­te­rum an­te iu­di­cium ac­cep­tum non de­ci­pit ac­to­rem qui se ne­gat pos­si­de­re, cum ve­re non pos­si­de­ret: nec vi­de­tur se li­ti op­tu­lis­se qui dis­ces­sit.

25Ulp. lib. LXX. ad Ed. Derjenige, welcher sich ohne allen Grund, ohne zu besitzen, und ohne durch Arglist sich des Besitzes entledigt zu haben, muthwillig auf eine dingliche Klage eingelassen hat, wird, wenn der Kläger davon nichts weiss, wie Marcell sagt, nicht losgesprochen; eine Ansicht, die richtig ist. Dies [gilt] nach der Einlassung auf die Klage; denn wer vor der Klagenerhebung den Besitz leugnet, wenn er wirklich nicht besitzt, betrügt den Kläger nicht; auch kann man den nicht als muthwillig auf die Klage sich einlassend annehmen, wer ungehorsam ausbleibt.

26Pau­lus li­bro se­cun­do ad Plau­tium. Nam si ac­tor scit, tunc is non ab alio, sed a se de­ci­pi­tur: et id­eo reus ab­sol­vi­tur.

26Paul. lib. II. ad Plaut. Denn weiss es der Kläger, so betrügt ihn kein Anderer, sondern er sich selbst, und daher wird der Beklagte losgesprochen.

27Idem li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Sin au­tem cum a Ti­tio pe­te­re vel­lem, ali­quis di­xe­rit se pos­si­de­re et id­eo li­ti se op­tu­lit, et hoc ip­sum in re agen­da tes­ta­tio­ne pro­ba­ve­ro, om­ni­mo­do con­dem­nan­dus est. 1Pos­si­de­re au­tem ali­quis de­bet uti­que et li­tis con­tes­ta­tae tem­po­re et quo res iu­di­ca­tur. quod si li­tis con­tes­ta­tio­nis tem­po­re pos­se­dit, cum au­tem res iu­di­ca­tur si­ne do­lo ma­lo amis­it pos­ses­sio­nem, ab­sol­ven­dus est pos­ses­sor. item si li­tis con­tes­ta­tae tem­po­re non pos­se­dit, quo au­tem iu­di­ca­tur pos­si­det, pro­ban­da est Pro­cu­li sen­ten­tia, ut om­ni­mo­do con­dem­ne­tur: er­go et fruc­tuum no­mi­ne ex quo coe­pit pos­si­de­re dam­na­bi­tur. 2Si ho­mo pe­ti­tus do­lo pos­ses­so­ris de­te­rior fac­tus sit, de­in­de si­ne cul­pa eius ex alia cau­sa mor­tuus sit, aes­ti­ma­tio non fiet eius, quod de­te­rio­rem eum fe­ce­rat, quia ni­hil in­ter­est pe­ti­to­ris: sed haec quan­tum ad in rem ac­tio­nem: le­gis au­tem Aqui­liae ac­tio du­rat. 3Sed et is, qui an­te li­tem con­tes­ta­tam do­lo de­siit rem pos­si­de­re, te­ne­tur in rem ac­tio­ne: id­que ex se­na­tus con­sul­to col­li­gi pot­est, quo cau­tum est, ut di­xi­mus, ut do­lus prae­ter­itus in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­nem ve­niat: cum enim in he­redi­ta­tis pe­ti­tio­ne, quae et ip­sa in rem est, do­lus prae­ter­itus fer­tur, non est ab­sur­dum per con­se­quen­tias et in spe­cia­li in rem ac­tio­ne do­lum prae­ter­itum de­du­ci. 4Si per fi­lium aut per ser­vum pa­ter vel do­mi­nus pos­si­deat et is si­ne cul­pa pa­tris do­mi­ni­ve rei iu­di­can­dae tem­po­re ab­sit: vel tem­pus dan­dum vel ca­ven­dum est de pos­ses­sio­ne re­sti­tuen­da. 5In rem pe­ti­tam si pos­ses­sor an­te li­tem con­tes­ta­tam sump­tus fe­cit, per do­li ma­li ex­cep­tio­nem ra­tio eo­rum ha­be­ri de­bet, si per­se­ve­ret ac­tor pe­te­re rem suam non red­di­tis sump­ti­bus. idem est et­iam, si noxa­li iu­di­cio ser­vum de­fen­dit et dam­na­tus prae­sti­tit pe­cu­niam, aut in area quae fuit pe­ti­to­ris per er­ro­rem in­su­lam ae­di­fi­ca­vit: ni­si ta­men pa­ra­tus sit pe­ti­tor pa­ti tol­le­re eum ae­di­fi­cium. quod et in area uxo­ri do­na­ta per iu­di­cem, qui de do­te co­gnos­cit, fa­cien­dum di­xe­runt. sed si pue­rum meum, cum pos­si­de­res, eru­dis­ses, non idem ob­ser­van­dum Pro­cu­lus ex­is­ti­mat, quia ne­que ca­re­re ser­vo meo de­beam nec pot­est re­me­dium idem ad­hi­be­ri, quod in area di­xi­mus:

27Idem lib. XXI. ad Ed. Wenn aber Jemand, während ich den Titius verklagen wollte, gesagt, dass er Besitzer sei, und sich also muthwillig auf den Process eingelassen hat, und ich dies im Laufe der Verhandlungen durch die Zeugen, vor denen ich ihm demgemäss meine Erklärung abgegeben habe1010Testatio, s. Glück VIII. p. 204. n. 2., darthue, so muss er jeden Falls verurtheilt werden. 1In Besitz muss sich aber Jemand sowohl zur Zeit der Einleitung des Verfahrens als der rechtlichen Entscheidung befinden. Hat er zur Zeit der Einleitung des Verfahrens sich im Besitz befunden, zu der der rechtlichen Entscheidung aber ohne Arglist den Besitz verloren, so muss der Besitzer freigesprochen werden. Wenn er aber zur Zeit der Einleitung des Verfahrens nicht besitzt, zu der der rechtlichen Entscheidung aber in den Besitz gekommen ist, so ist die Meinung des Proculus zu billigen, dass er jeden Falls verurtheilt werden muss. Er wird daher auch wegen der Nutzungen von da an, wo er zu besitzen angefangen hat, verurtheilt werden. 2Ad Dig. 6,1,27,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 258, Note 15.Ist ein streitiger Sclav durch die Arglist des Besitzers schlechter geworden, nachher aber ohne dessen Schuld aus einem andern Grunde gestorben, so geschieht keine Schätzung dessen, um was er ihn schlechter gemacht hat, weil dem Kläger nichts mehr daran gelegen sein kann. Dies betrifft aber nur die dingliche Klage, die aus dem Aquilischen Gesetz dauert fort. 3Auch wer vor der Einleitung des Verfahrens sich arglistiger Weise des Besitzes entledigt hat, wird mit der dinglichen Klage gehalten; dies kann man aus dem Senatsschluss abnehmen, worin, wie wir gesagt haben, vorgeschrieben ist, dass eine schon der Vergangenheit angehörige Arglist bei der Erbschaftsklage in Betracht komme. Denn wenn diese, die auch eine dingliche Klage ist, eine solche Arglist in sich begreift, so ist es nicht unpassend, eine der Vergangenheit angehörige Arglist in Folge dessen auch bei der eigentlichen Klage auf eine Sache zu berücksichtigen. 4Besitzt der Vater durch den Sohn, oder der Herr durch den Sclaven, und ist dieser oder jener ohne Schuld des Vaters oder Herrn zur Zeit der Entscheidung abwesend, so ist entweder eine Frist zu ertheilen, oder für die Herausgabe des Besitzes Sicherheit zu bestellen. 5Wenn der Besitzer vor der Einleitung des Verfahrens auf die streitige Sache Kosten verwendet hat, so muss vermöge der Einrede der Arglist auf dieselben Rücksicht genommen werden, wenn der Kläger bei der Forderung seiner Sache ohne Kostenerstattung beharrt; dasselbe ist1111Nämlich in Bezug auf den etwa entwährenden Eigenthümer des Sclaven; das zur Erhaltung desselben gezahlte Geld wird dann als Aufwand angesehen. der Fall, wenn Jemand in einer Schädensklage einen Sclaven vertheidigt, und, dazu verurtheilt, Zahlung geleistet hat, oder auf einem dem Kläger gehörigen leeren Platze ein Gebäude aufführt, der Kläger wäre denn bereit, ihm zu erlauben, das Gebäude wieder wegzunehmen. Man behauptet auch, dass dies durch den Richter, der die Erörterung über eine Mitgift leitet, in Betreff einer solchen, der Ehefrau geschenkten, Stelle geschehen müsse. Wenn du aber meinem Sclavenknaben, während du ihn besassest, Unterricht hast ertheilen lassen, so meint Proculus, finde dies nicht Statt, weil ich weder meines Sclaven zu entbehren brauche, noch dasselbe Mittel, wie bei einem leeren Platze angewendet werden kann.

28Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. for­te quod pic­to­rem aut li­bra­rium do­cue­ris. di­ci­tur non ali­ter of­fi­cio iu­di­cis aes­ti­ma­tio­nem ha­be­ri pos­se,

28Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Hast du ihn etwa Maler oder Bücherabschreiber werden lassen, so kann die richterliche Amtspflicht nur dann zur Schätzung schreiten,

29Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad Quin­tum Mu­cium. ni­si si ve­na­lem eum ha­beas et plus ex pre­tio eius con­se­cu­tu­rus sis prop­ter ar­ti­fi­cium,

29Pompon. lib. XXI. ad Quint. Muc. wenn du ihn feil hältst, und wegen seiner Kunst einen grössern Preis zu erhalten in Begriff stehst,

30Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. aut si an­te de­nun­tia­tum sit ac­to­ri, ut im­pen­sam sol­ve­ret, et eo dis­si­mu­lan­te po­si­ta sit do­li ma­li ex­cep­tio.

30Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. oder wenn dem Kläger vorher Anzeige geschehen ist, dass er die Kosten bezahlen möge und er geleugnet hat [, dass der Sclav ihm gehöre, und dann nachher] die Einrede der Arglist vorgeschützt worden ist.

31Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ce­te­rum cum de fruc­ti­bus ser­vi pe­ti­ti quae­ri­tur, non tan­tum pu­ber­tas eius spec­tan­da est, quia et­iam im­pu­be­ris ali­quae ope­rae es­se pos­sunt. im­pro­be ta­men de­si­de­ra­bit pe­ti­tor fruc­tus aes­ti­ma­ri, qui ex ar­ti­fi­cio eius per­ci­pi po­tue­runt, quod ar­ti­fi­cium sump­ti­bus pos­ses­so­ris di­di­cit.

31Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn übrigens Frage über die Nutzungen eines streitigen Sclaven entsteht, so braucht dabei nicht blos auf die Mündigkeit desselben Rücksicht genommen zu werden, weil auch ein Unmündiger Dienstleistungen verrichten kann. Unredlich aber wäre es, vom Kläger auch die Schätzung der Nutzungen zu verlangen, die aus einer Kunstfertigkeit desselben gelöst werden konnten, welche er auf Kosten des Besitzers erlernt hat.

32Mo­des­ti­nus li­bro oc­ta­vo dif­fe­ren­tia­rum. Quod si ar­ti­fi­cem fe­ce­rit, post vi­cen­si­mum quin­tum an­num eius, qui ar­ti­fi­cium con­se­cu­tus est, im­pen­sae fac­tae pot­erunt pen­sa­ri.

32Modestin. lib. VIII. Different. Hat er ihn aber eine Kunst erlernen lassen, so können die nach dem 25. Jahre dessen, der die Kunst erlernt hat, aufgewendeten Kosten [auf die Nutzungen] abgerechnet werden.

33Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Fruc­tus non mo­do per­cep­ti, sed et qui per­ci­pi ho­nes­te po­tue­runt aes­ti­man­di sunt: et id­eo si do­lo aut cul­pa pos­ses­so­ris res pe­ti­ta per­ie­rit, ve­rio­rem pu­tat Pom­po­nius Tre­ba­tii opi­nio­nem pu­tan­tis eo us­que fruc­tuum ra­tio­nem ha­ben­dam, quo us­que ha­be­re­tur, si non per­is­set, id est ad rei iu­di­can­dae tem­pus: quod et Iu­lia­no pla­cet. hac ra­tio­ne si nu­dae pro­prie­ta­tis do­mi­nus pe­tie­rit et in­ter mo­ras usus fruc­tus amis­sus sit, ex eo tem­po­re, quo ad pro­prie­ta­tem usus fruc­tus re­ver­sus est, ra­tio fruc­tuum ha­be­tur.

33Paul. lib. XXI. ad Ed. Es werden nicht nur die [wirklich] gezogenen Nutzungen geschätzt, sondern auch diejenigen, welche ehrbarer Weise gezogen werden konnten, und wenn daher die streitige Sache durch Arglist oder Schuld des Besitzers verloren gegangen ist, so hält Pomponius die Ansicht des Trebatius für richtig, welcher glaubt, es werde auf die Nutzungen insoweit Rücksicht genommen, wie es geschehen würde, wenn [die Sache] nicht verloren gegangen wäre, d. h. bis auf die Zeit der rechtlichen Entscheidung; diesem pflichtet auch Julian bei. Aus diesem Grunde wird daher, wenn der Eigenheitsherr Klage erhoben hat, und der Niessbrauch während dessen erloschen ist, von der Zeit an auf die Nutzungen Rücksicht genommen, wo der Niessbrauch zur Eigenheit zurückgekehrt ist.

34Iu­lia­nus li­bro sep­ti­mo di­ges­to­rum. Idem est et si per al­lu­vio­nem pars fun­do ac­ces­se­rit.

34Julian. lib. VII. Dig. Derselbe Fall ist dann vorhanden, wenn einem Grundstück durch Anschwemmung ein Theil angewachsen ist.

35Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Et ex di­ver­so si pe­ti­tor li­te con­tes­ta­ta usum fruc­tum le­ga­ve­rit, ex eo tem­po­re, ex quo dis­ces­sit a pro­prie­ta­te, fruc­tuum ra­tio­nem non ha­ben­dam qui­dam rec­te pu­tant. 1Ubi au­tem alie­num fun­dum pe­tii et iu­dex sen­ten­tia de­cla­ra­vit meum es­se, de­bet et­iam de fruc­ti­bus pos­ses­so­rem con­dem­na­re: eo­dem enim er­ro­re et de fruc­ti­bus con­dem­na­tu­rum: non de­be­re enim lu­cro pos­ses­so­ris ce­de­re fruc­tus, cum vic­tus sit: alio­quin, ut Mau­ri­cia­nus ait, nec rem ar­bi­tra­bi­tur iu­dex mi­hi re­sti­tui, et qua­re ha­beat quod non es­set ha­bi­tu­rus pos­ses­sor, si sta­tim pos­ses­sio­nem re­sti­tuis­set? 2Pe­ti­tor pos­ses­so­ri de evic­tio­ne ca­ve­re non co­gi­tur rei no­mi­ne, cu­ius aes­ti­ma­tio­nem ac­ce­pit: si­bi enim pos­ses­sor im­pu­ta­re de­bet, qui non re­sti­tuit rem. 3Eo­rum quo­que, quae si­ne in­ter­itu di­vi­di non pos­sunt, par­tem pe­te­re pos­se con­stat.

35Paul. lib. XXI. ad Ed. Umgekehrt, wenn der Kläger nach der Einleitung des Verfahrens den Niessbrauch vermacht hat, wird, nach der richtigen Meinung, von der Zeit an, wo derselbe von der Eigenheit abging, auf die Nutzungen keine Rücksicht weiter genommen. 1Habe ich aber auf ein fremdes1212D. h. weder mir noch dem Besitzer gehöriges. Grundstück Klage erhoben, und der Richter durch Urtheilsspruch es für das meinige erklärt, so muss er den Besitzer auch wegen der Nutzungen verurtheilen. Denn in demselben Irrthum kann er nun die Verurtheilung auch auf die Nutzungen erstrecken, indem dieselben nicht dem Vortheil des Besitzers, wenn er einmal den Process verloren hat, anheim fallen dürfen; und sonst wird auch, wie Mauritian sagt, der Richter nicht annehmen, dass mir die Sache [vollständig] herausgegeben werde. Und warum soll der Besitzer etwas behalten, was er nicht erhalten haben würde, wenn er den Besitz gleich abgetreten hätte? 2Der Kläger braucht dem Besitzer wegen einer Sache, deren abgeschätzten Werth er empfangen hat, für Entwährung keine Sicherheit zu leisten, denn der Besitzer muss es sich selbst zuschreiben, wenn er die Sache nicht herausgegeben hat. 3Dass auch auf einen Theil dessen, was ohne Vernichtung nicht getrennt werden kann, Klage erhoben werden könne, ist bekannt.

36Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Qui pe­ti­to­rio iu­di­cio uti­tur, ne frus­tra ex­pe­ria­tur, re­qui­re­re de­bet, an is, cum quo in­sti­tuat ac­tio­nem, pos­ses­sor sit vel do­lo de­siit pos­si­de­re. 1Qui in rem con­ve­ni­tur, et­iam cul­pae no­mi­ne con­dem­na­tur. cul­pae au­tem reus est pos­ses­sor, qui per in­si­dio­sa lo­ca ser­vum mi­sit, si is per­iit, et qui ser­vum a se pe­ti­tum in ha­re­na es­se con­ces­sit, et is mor­tuus sit: sed et qui fu­gi­ti­vum a se pe­ti­tum non cus­to­dit, si is fu­git, et qui na­vem a se pe­ti­tam ad­ver­so tem­po­re na­vi­ga­tum mi­sit, si ea nau­fra­gio per­emp­ta est.

36Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Wer eine dingliche Klage erhebt, muss, um nicht vergeblich sich zu bemühen, sich davon unterrichten, ob derjenige, den er belangen will, Besitzer sei, oder arglistig sich des Besitzes entledigt habe. 1Wer mit einer dinglichen Klage belangt wird, wird auch wegen Verschuldung verurtheilt. Verschuldung trifft [z. B.] den Besitzer, der einen Sclaven durch unsichere Gegenden geschickt hat, wenn derselbe umgekommen, oder wer einen von ihm gefordert werdenden Sclaven auf dem Kampfplatz gelassen, wenn derselbe getödtet worden ist; oder auch wer einen von ihm gefordert werdenden Flüchtling nicht bewacht hat, wenn derselbe entflohen ist, oder wer ein von ihm gefordert werdendes Schiff zu ungünstiger Jahreszeit absegeln lässt, wenn es durch Schiffbruch untergeht.

37Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Iu­lia­nus li­bro oc­ta­vo di­ges­to­rum scri­bit: si in alie­na area ae­di­fi­cas­sem, cu­ius bo­nae fi­dei qui­dem emp­tor fui, ve­rum eo tem­po­re ae­di­fi­ca­vi, quo iam scie­bam alie­nam, vi­dea­mus, an ni­hil mi­hi ex­cep­tio pro­sit: ni­si for­te quis di­cat prod­es­se de dam­no sol­li­ci­to. pu­to au­tem huic ex­cep­tio­nem non prod­es­se: nec enim de­buit iam alie­nam cer­tus ae­di­fi­cium po­ne­re: sed hoc ei con­ce­den­dum est, ut si­ne dis­pen­dio do­mi­ni areae tol­lat ae­di­fi­cium quod po­suit.

37Ulp. lib. XVII. ad Ed. Julian schreibt im achten Buche der Digesten: wenn ich auf fremdem Boden gebauet habe, den ich zwar im guten Glauben gekauft, aber zu einer Zeit gebauet habe, wo ich schon wusste, dass derselbe einem Andern gehöre, so fragt es sich, ob mir die Einrede nichts nützt; denn man könnte sagen, sie nütze [wenigstens] in Betreff eines befürchtet werdenden Schadens. Ich glaube aber, dass in diesem Fall die Einrede nichts helfe, denn man hätte nicht auf einen Boden, den man schon als fremden kannte, ein Gebäude setzen sollen. Das aber ist dem [Bauenden] zu gestatten, dass er, ohne dem Eigenthümer des Bodens zu schaden, das Gebäude, was er dahin gesetzt hat, wieder wegnehmen dürfe.

38Cel­sus li­bro ter­tio di­ges­to­rum. In fun­do alie­no, quem im­pru­dens eme­ras, ae­di­fi­cas­ti aut con­se­ruis­ti, de­in­de evin­ci­tur: bo­nus iu­dex va­rie ex per­so­nis cau­sis­que con­sti­tuet. fin­ge et do­mi­num ea­dem fac­tu­rum fuis­se: red­dat im­pen­sam, ut fun­dum re­ci­piat, us­que eo dum­ta­xat, quo pre­tio­sior fac­tus est, et si plus pre­tio fun­di ac­ces­sit, so­lum quod im­pen­sum est. fin­ge pau­pe­rem, qui, si red­de­re id co­ga­tur, la­ri­bus se­pul­chris avi­tis ca­ren­dum ha­beat: suf­fi­cit ti­bi per­mit­ti tol­le­re ex his re­bus quae pos­sis, dum ita ne de­te­rior sit fun­dus, quam si in­itio non fo­ret ae­di­fi­ca­tum. con­sti­tui­mus ve­ro, ut, si pa­ra­tus est do­mi­nus tan­tum da­re, quan­tum ha­bi­tu­rus est pos­ses­sor his re­bus ab­la­tis, fiat ei po­tes­tas: ne­que ma­li­tiis in­dul­gen­dum est, si tec­to­rium pu­ta, quod in­du­xe­ris, pic­tu­ras­que cor­ra­de­re ve­lis, ni­hil la­tu­rus ni­si ut of­fi­cias. fin­ge eam per­so­nam es­se do­mi­ni, quae re­cep­tum fun­dum mox ven­di­tu­ra sit: ni­si red­dit, quan­tum pri­ma par­te red­di opor­te­re di­xi­mus, eo de­duc­to tu con­dem­nan­dus es.

38Celsus lib. III. Dig. Auf einem fremden Grundstück, das du unvorsichtiger Weise gekauft hast, hast du gebauet oder gesäet, und nachher wird es dir entwährt; hier wird ein geschickter Richter in Betracht der Personen und der Sache verschiedenfach zu erkennen haben. Denn nimm an, dass der Eigenthümer dasselbe gethan haben würde; dann muss er, um das Grundstück zu erhalten, die Kosten insoweit wieder erstatten, um wieviel es am Werth gewonnen, und wenn dasselbe einen grössern Werth [als die Kosten betragen]1313Glosse. erhalten hat, nur den Kostenbetrag. Nimm an, dass es ein armer Mann sei, der, wenn er zur Zurückerstattung gezwungen würde, es sich an seiner nothdürftigsten häuslichen Einrichtung entbrechen müsste; hier ist es hinreichend, dir zu erlauben, wieder wegzunehmen, so viel du kannst, wenn es nur so geschieht, dass das Grundstück nicht schlechter wird, als wenn von Anfang an gar nicht gebauet worden wäre. [Umgekehrt] haben wir den Grundsatz angenommen, dass, wenn der Eigenthümer soviel zu zahlen bereit ist, wie der Besitzer, wenn das [Hinzugethane] wieder getrennt worden, erhalten würde, ihm dies freistehn solle; und man muss hier der Bosheit nicht freien Spielraum lassen, wenn Jemand z. B. eine ausgelegte Gypsbekleidung oder Gemälde wieder abkratzen wollte, ohne davon weiter etwas zu haben, und nur um es zu zerstören. Nimm an, dass der Eigenthümer in Begriff steht, das wieder erlangte Grundstück in kurzem zu verkaufen; gibt er dir da nicht das heraus, was er, wie wir vorher gesagt haben, herausgeben muss, so kannst du nur mit dessen Abzug verurtheilt werden.

39Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Red­emp­to­res, qui suis ce­men­tis ae­di­fi­cant, sta­tim ce­men­ta fa­ciunt eo­rum, in quo­rum so­lo ae­di­fi­cant. 1Iu­lia­nus rec­te scri­bit li­bro duo­de­ci­mo di­ges­to­rum mu­lie­rem, quae in­ter­ce­dens fun­dum pig­no­ri de­dit, quam­vis a cre­di­to­re dis­trac­tum pos­se in rem ac­tio­ne pe­te­re:

39Ulp. lib. XVII. ad Ed. Baumeister, die mit eigenen Steinen [auf fremdem Boden] bauen, machen die Steine gleich zum Eigenthum derer, auf deren Boden sie bauen. 1Julian schreibt ganz richtig im zwölften Buche seiner Digesten, dass eine Frau, welche sich verbürgend ein Grundstück zum Pfande bestellt hat, dasselbe dennoch, wenn es auch vom Gläubiger verkauft worden, mit der dinglichen Klage wieder fordern könne,

40Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. quia nul­lum pig­nus cre­di­tor ven­di­dis­se vi­de­tur.

40Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. weil gar nicht angenommen wird, als habe der Gläubiger ein Pfand verkauft.

41Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Si quis hac le­ge eme­rit, ut, si alius me­lio­rem con­di­cio­nem at­tu­le­rit, re­ce­da­tur ab emp­tio­ne, post al­la­tam con­di­cio­nem iam non pot­est in rem ac­tio­ne uti. sed et si cui in diem ad­dic­tus sit fun­dus, an­te­quam ad­iec­tio sit fac­ta, uti in rem ac­tio­ne pot­est: post­ea non pot­erit. 1Si ser­vus mi­hi vel fi­lius fa­mi­lias fun­dum ven­di­dit et tra­di­dit ha­bens li­be­ram pe­cu­lii ad­mi­nis­tra­tio­nem, in rem ac­tio­ne uti pot­ero. sed et si do­mi­ni vo­lun­ta­te do­mi­ni rem tra­dat, idem erit di­cen­dum: quem­ad­mo­dum cum pro­cu­ra­tor vo­lun­ta­te do­mi­ni ven­di­dit vel tra­di­dit, in rem ac­tio­nem mi­hi prae­sta­bit.

41Ulp. lib. XVII. ad Ed. Hat Jemand unter der Bedingung gekauft, dass, wenn ein Anderer bessere Bedingungen anböte, der Kauf aufgehoben sein solle, so kann er nach geschehenem Anerbieten der [bessern] Bedingung keine dingliche Klage erheben. Ist aber Jemandem ein Grundstück unter Vorbehalt wegen bessern Gebots bis auf einen bestimmten Tag zugesagt worden, so kann er, so lange noch nicht ein solches Gebot geschehen, die dingliche Klage anstellen, nachher nicht mehr. 1Wenn mir ein Sclav oder Familiensohn ein Grundstück verkauft und übergeben hat, der die freie Verwaltung seines Sondergutes hat, so kann ich die dingliche Klage anstellen. Dasselbe ist der Fall, wenn er mit dem Willen des Herrn mir eine Sache des Herrn übergibt; ebensowohl als, wenn ein Geschäftsführer mit dem Willen des Eigenthümers verkauft oder übergeben hat, er mir [dadurch] die dingliche Klage gewährt.

42Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo sex­to ad edic­tum. Si in rem ac­tum sit, quam­vis he­res pos­ses­so­ris, si non11Die Großausgabe fügt pos­si­deat, ab­sol­va­tur, ta­men si quid ex ein. per­so­na de­func­ti com­mis­sum sit, om­ni­mo­do in dam­na­tio­nem ve­niet.

42Paul. lib. XXVI. ad Ed. Wenn eine dingliche Klage [gegen einen Verstorbenen] erhoben worden ist, so wird der Erbe des Besitzers, wenn er nicht besitzt, zwar losgesprochen, wenn aber der Erblasser [zum Nachtheil des Klägers] etwas gethan1414S. Hugo Donell. cit. loc. T. XII. p. 512. hat, dies jeden Falls bei der Beurtheilung in Betracht gezogen.

43Idem li­bro vi­gen­si­mo sep­ti­mo ad edic­tum. Quae re­li­gio­sis ad­hae­rent, re­li­gio­sa sunt et id­cir­co nec la­pi­des in­ae­di­fi­ca­ti post­quam re­mo­ti sunt vin­di­ca­ri pos­sunt: in fac­tum au­tem ac­tio­ne pe­ti­to­ri ex­tra or­di­nem sub­ve­ni­tur, ut is, qui hoc fe­cit, re­sti­tue­re eos com­pel­la­tur. sed si alie­ni si­ne vo­lun­ta­te do­mi­ni in­ae­di­fi­ca­ti fue­rint et non­dum func­to mo­nu­men­to in hoc de­trac­ti erunt, ut ali­bi re­po­ne­ren­tur, pot­erunt a do­mi­no vin­di­ca­ri. quod si in hoc de­trac­ti erunt, ut re­po­ne­ren­tur, si­mi­li­ter do­mi­num eos re­pe­te­re pos­se con­stat.

43Idem lib. XXVII. ad Ed. Was zu religiösen Sachen gehört, ist [selbst] religiös. Darum können auch verbauete Steine, wenn sie wieder abgerissen worden, nicht eigenthümlich gefordert werden; man kommt aber dem Kläger ausserordentlicher Weise mit einer Klage auf das Geschehene zu Hülfe, so dass derjenige, der es gethan, zur Herausgabe angehalten wird. Sind aber fremde [Steine] ohne den Willen des Eigenthümers verbauet, und ohne dass das Grabmal zu seiner Bestimmung benutzt worden, zu dem Ende herausgenommen worden, um sie anderswo einzusetzen, so kann der Eigenthümer sie zurückverlangen. Ebenso kann sie der Eigenthümer zurückfordern, wenn sie zu dem Zweck herausgenommen worden sind, um sie wieder einzusetzen.

44Gaius li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum pro­vin­cia­le. Fruc­tus pen­den­tes pars fun­di vi­den­tur.

44Gaj. lib. XXIX. ad Ed. prov. Hängende Früchte werden als Theil des Grundstücks angesehen.

45Ul­pia­nus li­bro se­xa­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Si ho­mo sit, qui post con­ven­tio­nem re­sti­tui­tur, si qui­dem a bo­nae fi­dei pos­ses­so­re, pu­to ca­ven­dum es­se de do­lo so­lo, de­be­re ce­te­ros et­iam de cul­pa sua: in­ter quos erit et bo­nae fi­dei pos­ses­sor post li­tem con­tes­ta­tam.

45Ad Dig. 6,1,45Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 193, Note 13.Ulp. lib. LXVIII. ad Ed. Wenn ein Sclav, nachdem er abgefordert worden, und ohne dass der Besitzer es auf einen Process hat wollen ankommen lassen1515S. Glück VIII. p. 231. n. 66., herausgegeben worden ist, so braucht, wenn derselbe im guten Glauben besass, blos für Arglist Bürgschaft gestellt zu werden; alle übrigen Besitzer müssen auch wegen Verschuldung Sicherheit leisten, wozu nach der Einleitung des Verfahrens der Besitzer im guten Glauben auch gehört.

46Pau­lus li­bro de­ci­mo ad Sa­binum. Eius rei, quae per in rem ac­tio­nem pe­ti­ta tan­ti aes­ti­ma­ta est, quan­ti in li­tem ac­tor iu­ra­ve­rit, do­mi­nium sta­tim ad pos­ses­so­rem per­ti­net: trans­egis­se enim cum eo et de­ci­dis­se vi­deor eo pre­tio, quod ip­se con­sti­tuit.

46Paul. lib. X. ad Sabin. Das Eigenthum an derjenigen Sache, worauf eine dingliche Klage erhoben, und die so hoch geschätzt worden ist, als der Kläger sie eidlich gewürdert hat, geht sofort auf den Besitzer über, denn es wird angenommen, als sei [der Kläger] mit ihm vergleichsweise um den Preis einig geworden, den er selbst bestimmt hat.

47Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Haec si res prae­sens sit: si ab­sens, tunc cum pos­ses­sio­nem eius pos­ses­sor nac­tus sit ex vo­lun­ta­te ac­to­ris: et id­eo non est alie­num non ali­ter li­tem aes­ti­ma­ri a iu­di­ce, quam si ca­ve­rit ac­tor, quod per se non fiat pos­ses­sio­nem eius rei non tra­di­tum iri.

47Idem lib. XVII. ad Plaut. Dies, wenn die Sache in den Händen des Beklagten ist1616Averan. Interpr. Jur. I. 15. 6 sq. Auch die Glosse erklärt ebenso das praesens und absens.; ist sie dies nicht, dann, wenn derselbe in deren Besitz gekommen ist, nach dem Willen des Klägers1717Quod semper praesumitur, cum litis aestimation. habeat, sagt die Glosse.. Daher ist es passend, dass der Streitgegenstand unter keiner andern Bedingung vom Richter gewürdert werde, als wenn der Kläger dafür Sicherheit bestellt hat, dass es nicht an ihm liegen solle, dass der Besitz der [betreffenden] Sache nicht übergeben werden werde.

48Pa­pi­nia­nus li­bro se­cun­do re­spon­so­rum. Sump­tus in prae­dium, quod alie­num es­se ap­pa­ruit, a bo­na fi­de pos­ses­so­re fac­ti ne­que ab eo qui prae­dium do­na­vit ne­que a do­mi­no pe­ti pos­sunt, ve­rum ex­cep­tio­ne do­li po­si­ta per of­fi­cium iu­di­cis ae­qui­ta­tis ra­tio­ne ser­van­tur, sci­li­cet si fruc­tuum an­te li­tem con­tes­ta­tam per­cep­to­rum sum­mam ex­ce­dant: et­enim ad­mis­sa com­pen­sa­tio­ne su­per­fluum sump­tum me­lio­re prae­dio fac­to do­mi­nus re­sti­tue­re co­gi­tur.

48Papin. lib. II. Resp. Kosten, die auf ein [geschenkt erhaltenes] Grundstück, wovon es gewiss geworden, dass es ein fremdes sei, von einem Besitzer im guten Glauben verwendet worden sind, können weder von dem, der dasselbe verschenkt hat, noch vom Eigenthümer gefordert werden, aber man erhält sie, mittelst Vorschützung der Einrede der Arglist, durch die richterliche Pflicht aus dem Grunde der Billigkeit, sobald sie den Betrag der vor der Einleitung des Verfahrens gezogenen Nutzungen übersteigen; denn den Ueberrest der Kosten nach geschehener Gegenrechnung muss der Eigenthümer, weil das Grundstück verbessert worden, erstatten.

49Cel­sus li­bro oc­ta­vo de­ci­mo di­ges­to­rum. So­lum par­tem es­se ae­dium ex­is­ti­mo nec alio­quin sub­ia­ce­re uti ma­re na­vi­bus. 1Meum est, quod ex re mea su­per­est, cu­ius vin­di­can­di ius ha­beo.

49Cels. lib. XVIII. Dig. Den Boden halte ich für einen Theil der Gebäude und er steht nicht in solchem1818Nec alio quin = et non alio mode; uti = sicut, Accurs. Verhältniss dazu, wie18 das Meer zu den Schiffen. 1Was von meiner Sache übrig bleibt, gehört mein, und ich habe ein Recht, es zu verlangen.

50Cal­lis­tra­tus li­bro se­cun­do edic­ti mo­ni­to­rii. Si ager ex emp­tio­nis cau­sa ad ali­quem per­ti­neat, non rec­te hac ac­tio­ne agi pot­erit, an­te­quam tra­di­tus sit ager tunc­que pos­ses­sio amis­sa sit. 1Sed he­res de eo quod he­redi­ta­ti ob­ve­ne­rit rec­te aget, et­iam­si pos­ses­sio­nem eius ad­huc non ha­bue­rit.

50Callistrat. lib. II. Ed. monitorii. Wenn Jemandem Acker auf den Grund eines Kaufes gehört, so kann er rechtlichermaassen die dingliche Klage nicht eher erheben, als ihm der Acker übergeben und dann der Besitz verloren gegangen ist. 1Der Erbe kann aber dessenwegen, was zur Erbschaft gehört, mit Recht Klage erheben, wenn er auch dessen Besitz noch nicht erhalten hat.

51Pom­po­nius li­bro sex­to de­ci­mo ad Sa­binum. Si in rem ac­tum sit et in he­redem pos­ses­so­ris iu­di­cium da­tum sit, cul­pa quo­que et do­lus ma­lus he­redis in hoc iu­di­cium venit.

51Pompon. lib. XVI. ad Sabin. Wenn eine dingliche Klage erhoben, und gegen den Erben des Besitzers ein Verfahren ertheilt worden ist, so kommt in demselben auch die Schuld und die Arglist des Erben in Betracht.

52Iu­lia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Cum au­tem fun­di pos­ses­sor an­te li­tem con­tes­ta­tam do­lo ma­lo fun­dum pos­si­de­re de­siit, he­redes eius in rem qui­dem ac­tio­nem sus­ci­pe­re co­gen­di non sunt, sed in fac­tum ac­tio ad­ver­sus eos red­di de­be­bit, per quam re­sti­tue­re co­gan­tur, quan­to lo­cu­ple­tes ex ea re fac­ti fue­runt.

52Julian. lib. LV. Dig. Hat aber der Besitzer eines Grundstücks sich dessen Besitzes vor der Einleitung des Verfahrens arglistiger Weise entledigt, so können zwar seine Erben nicht gezwungen werden, sich mit einer dinglichen Klage belangen zu lassen, aber eine Klage auf das Geschehene wird gegen sie ertheilt werden müssen, wodurch sie dasjenige herauszugeben genöthigt werden, um wie viel sie dadurch bereichert worden sind.

53Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Si fun­di pos­ses­sor eum ex­co­luis­set se­vis­set­ve et post­ea fun­dus evin­ca­tur, con­si­ta tol­le­re non pot­est.

53Pompon. lib. XXXI. ad Sabin. Wenn der Besitzer eines Grundstückes dasselbe bebauet und besäet hat, und ihm nachher dasselbe entwährt wird, so kann er die Saat nicht zurücknehmen.

54Ul­pia­nus li­bro sex­to opi­nio­num. In­ter of­fi­cium ad­vo­ca­tio­nis et rei suae de­fen­sio­nem mul­tum in­ter­est: nec prop­ter­ea quis, si post­ea co­gno­ve­rit rem ad se per­ti­ne­re, quod alii eam vin­di­can­ti tunc igno­rans suam es­se ad­sis­te­bat, do­mi­nium suum amis­it.

54Ulp. lib. VI. Opin. Zwischen der Pflicht der Rechtsanwaltschaft und der Vertheidigung einer eigenen Sache ist ein grosser Unterschied, und wenn Jemand eine Sache als ihm gehörig späterhin erkennt, so hat er dadurch, dass er einem Andern, sie eigenthümlich verlangenden, früher, ohne zu wissen, dass sie ihm selbst gehöre, beigestanden, sein Eigenthum nicht verloren.

55Iu­lia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si pos­ses­sor fun­di an­te iu­di­cium ac­cep­tum duo­bus he­redi­bus re­lic­tis de­ces­se­rit et ab al­te­ro ex his, qui to­tum fun­dum pos­si­de­bat, to­tus pe­ti­tus fue­rit, quin in so­li­dum con­dem­na­ri de­beat, du­bi­ta­ri non opor­tet.

55Julian. lib. LV. Dig. Wenn der Besitzer eines Grundstücks vor Einleitung der Klage mit Hinterlassung zweier Erben gestorben, und von dem einen derselben, der es ganz besass, das ganze Grundstück gefordert worden ist, so darf es keinem Zweifel unterliegen, dass er auf das Ganze verurtheilt werden müsse.

56Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo oc­ta­vo di­ges­to­rum. Vin­di­ca­tio non ut gre­gis, ita et pe­cu­lii re­cep­ta est, sed res sin­gu­las is, cui le­ga­tum pe­cu­lium est, pe­tet.

56Idem lib. LXXVIII. Dig. Wie wegen einer Heerde die Eigenthumsklage aufgenommen worden, ist sie es nicht auch in Betreff eines Sondergutes, sondern hier muss derjenige, dem [z. B.] ein Sondergut vermacht worden ist, die einzelnen Sachen fordern.

57Al­fe­nus li­bro sex­to di­ges­to­rum. Is a quo fun­dus pe­ti­tus erat ab alio eius­dem fun­di no­mi­ne con­ven­tus est: quae­re­ba­tur, si al­ter­utri eo­rum ius­su iu­di­cis fun­dum re­sti­tuis­set et post­ea se­cun­dum al­te­rum pe­ti­to­rem res iu­di­ca­re­tur, quem­ad­mo­dum non du­plex dam­num tra­he­ret. re­spon­di, uter prior iu­dex iu­di­ca­ret, eum opor­te­re ita fun­dum pe­ti­to­ri re­sti­tui iu­be­re, ut pos­ses­so­ri ca­ve­ret vel sa­tis­da­ret, si al­ter fun­dum evi­cis­set, eum prae­sta­re.

57Alfen. lib. VI. Dig. Jemand, der wegen eines Grundstückes [bereits] belangt war, ward wegen desselben von einem Zweiten verklagt; es entstand nun die Frage, inwiefern er, wenn er dem Einen von beiden auf Geheiss des Richters das Grundstück herausgegeben hätte, und nachher die Sache [auch] für den zweiten Kläger entschieden worden wäre, einen doppelten Schaden vermeiden könne? Ich habe geantwortet: der Richter, welcher in beiden Sachen zuerst erkennt, muss die Herausgabe des Grundstückes an den Kläger unter der Bedinging anbefehlen, dass er dem [bisherigen] Besitzer Sicherheit oder Bürgschaft stelle, ihn zu vertreten, wenn der Andere das Grundstück entwähren sollte.

58Pau­lus li­bro ter­tio epi­to­ma­rum Al­fe­ni di­ges­to­rum. A quo ser­vus pe­te­ba­tur et eius­dem ser­vi no­mi­ne cum eo fur­ti age­ba­tur, quae­re­bat, si utro­que iu­di­cio con­dem­na­tus es­set, quid se fa­ce­re opor­te­ret. si prius ser­vus ab eo evic­tus es­set, re­spon­dit, non opor­te­re iu­di­cem co­ge­re, ut eum tra­de­ret, ni­si ei sa­tis­da­tum es­set, quod pro eo ho­mi­ne iu­di­cium ac­ce­pis­set, si quid ob eam rem da­tum es­set, id rec­te prae­sta­ri. sed si prius de fur­to iu­di­cium fac­tum es­set et ho­mi­nem no­xae de­dis­set, de­in­de de ip­so ho­mi­ne se­cun­dum pe­ti­to­rem iu­di­cium fac­tum es­set, non de­be­re ob eam rem iu­di­cem, quod ho­mi­nem non tra­de­ret, li­tem aes­ti­ma­re, quon­iam ni­hil eius cul­pa ne­que do­lo con­ti­gis­set, quo mi­nus ho­mi­nem tra­de­ret.

58Paul. lib. III. Epitom. Alfeni. Dig. Jemand, von dem ein Sclav gefordert ward, und der wegen desselben Sclaven auch mit der Diebstahlsklage belangt worden war, fragte an, was, wenn er in beiden Processen verurtheilt worden wäre, er thun müsse, wenn ihm der Sclav vorher entwährt worden sei? Die Antwort ging dahin, der Richter müsse ihn nur unter der Bedingung zur Uebergabe desselben nöthigen, wenn ihm Bürgschaft deshalb gestellt worden, dass er in Betreff dieses Sclaven belangt worden sei, und1919Haloand. und auch schon Ed. Frad. (1527) haben vor si: et, was das bessere Verständniss erfordert. wenn er etwas wegen desselben gegeben habe2020Nämlich wegen einer noxa., er deshalb schadlos gehalten werden solle2121S. oben B. VI. 1. l. 19. in der Note.. Wäre aber die Klage wegen Diebstahl zuerst angestellt, und der Sclav von ihm an Schädens Statt ausgeliefert, und nachher, die wegen des Sclaven selbst, und in dieser zu Gunsten dessen, der den Sclaven eigenthümlich verlangt, entschieden worden, so dürfe der Richter deshalb, dass der Beklagte den Sclaven nicht ausliefere, nicht zur Schätzung des Streitgegenstandes schreiten, indem es ohne dessen Arglist oder Schuld dahin gediehen, dass er den Sclaven nicht [mehr] herausgeben könne.

59Iu­lia­nus li­bro sex­to ex Mi­n­icio. Ha­bi­ta­tor in alie­na ae­di­fi­cia fe­nes­tras et os­tia im­po­suit, ea­dem post an­num do­mi­nus ae­di­fi­cio­rum demp­sit: quae­ro, is qui im­po­sue­rat pos­set­ne ea vin­di­ca­re. re­spon­dit pos­se: nam quae alie­nis ae­di­fi­ciis co­ne­xa es­sent, ea quam­diu iunc­ta ma­ne­rent, eo­run­dem ae­di­fi­cio­rum es­se, si­mul at­que in­de demp­ta es­sent, con­ti­nuo in pris­ti­nam cau­sam re­ver­ti.

59Ad Dig. 6,1,59Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 188, Note 21.Julian. lib. VI. ex Minicio. Ein Inwohner hat in fremde Gebäude Fenster und Thüren gesetzt, und der Eigenthümer der erstern nach Jahresfrist dieselben hinweggenommen; es entsteht die Frage, kann derjenige, welcher sie eingesetzt hat, dieselben eigenthümlich zurückfordern? Antwort: ja; denn was mit fremden Gebäuden verbunden ist, das gehört, so lange es verbunden bleibt, zu denselben Gebäuden, sobald es aber hinweggenommen worden, kehrt es sofort in seinen frühern Zustand zurück.

60Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo no­no ad Sa­binum. Quod in­fans vel fu­rio­sus pos­ses­sor per­di­dit vel cor­ru­pit, im­pu­ni­tum est.

60Pompon. lib. XXIX. ad Sabin. Was ein Besitzer, der sich im Zustande der Kindheit oder des Wahnsinns befindet, verloren oder verdorben hat, zieht keine Strafe nach sich.

61Iu­lia­nus li­bro sex­to ex Mi­n­icio. Mi­n­icius in­ter­ro­ga­tus, si quis na­vem suam alie­na ma­te­ria re­fe­cis­set, num ni­hi­lo mi­nus eius­dem na­vis ma­ne­ret, re­spon­dit ma­ne­re. sed si in ae­di­fi­can­da ea idem fe­cis­set, non pos­se. Iu­lia­nus no­tat: nam pro­prie­tas to­tius na­vis ca­ri­nae cau­sam se­qui­tur.

61Julian. lib. VI. ex Minicio. Minicius beantwortete die ihm vorgelegte Frage, ob, wenn Jemand ein eigenes Schiff mit fremdem Stoff ausgebessert habe, das Schiff demungeachtet sein bleibe, bejahend. Hätte er aber bei dessen Erbauung dasselbe gethan, so, bemerkt Julian, könne das Gegentheil Statt finden; denn die Eigenheit des ganzen Schiffes richtet sich nach dem Kiel.

62Pa­pi­nia­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Si na­vis a ma­lae fi­dei pos­ses­so­re pe­ta­tur, et fruc­tus aes­ti­man­di sunt, ut in ta­ber­na et area quae lo­ca­ri so­lent. quod non est ei con­tra­rium, quod de pe­cu­nia de­po­si­ta, quam he­res non at­tin­git, usu­ras prae­sta­re non co­gi­tur: nam et­si ma­xi­me vec­tu­ra sic­ut usu­ra non na­tu­ra per­ve­nit, sed iu­re per­ci­pi­tur, ta­men id­eo vec­tu­ra de­si­de­ra­ri pot­est, quon­iam pe­ri­cu­lum na­vis pos­ses­sor pe­ti­to­ri prae­sta­re non de­bet, cum pe­cu­nia pe­ri­cu­lo dan­tis fae­ne­re­tur. 1Ge­ne­ra­li­ter au­tem cum de fruc­ti­bus aes­ti­man­dis quae­ri­tur, con­stat anim­ad­ver­ti de­be­re, non an ma­lae fi­dei pos­ses­sor frui­tus sit, sed an pe­ti­tor frui po­tue­rit, si ei pos­si­de­re li­cuis­set. quam sen­ten­tiam Iu­lia­nus quo­que pro­bat.

62Papinian. lib. VI. Quaest. Wird ein Schiff von einem Besitzer im schlechten Glauben gefordert, so müssen auch die Nutzungen in Anschlag gebracht werden, wie bei einem Laden oder Hofplatz, die vermiethet zu werden pflegen. Dies steht dem Umstande, dass der [vermeintliche]2222Glosse. Erbe von dem Gelde, welches der Erblasser als Nothpfennig baar liegen gehabt2323S. Glück VIII. p. 297. n. 55., wenn er es unberührt gelassen, keine Zinsen zu geben brauche, [etwa analog angewendet,] nicht entgegen; denn wenn auch Fuhrlohn allerdings, sowie Zinsen, nicht von Natur entsteht, sondern seinen Ursprung erst einem Rechts[geschäft] verdankt, so kann das Entgehen desselben doch aus dem Grunde in Anschlag gebracht werden, weil der Besitzer die Gefahr des Schiffes dem Kläger nicht zu vertreten braucht, dahingegen das [Erbe-]Geld auf die Gefahr des Auszahlers auf Zins verliehen wird. 1Ueberhaupt aber muss, wenn die Frage wegen in Anschlag zu bringender Nutzungen entsteht, wie bekannt, darauf Acht gehabt werden, nicht ob der Besitzer im schlechten Glauben sie gezogen haben würde, sondern ob der Kläger sie hätte ziehen können, wenn ihm der Besitz verstattet gewesen wäre. Diese Meinung billigt auch Julian.

63Idem li­bro duo­de­ci­mo quaes­tio­num. Si cul­pa, non frau­de quis pos­ses­sio­nem amis­e­rit, quon­iam pa­ti de­bet aes­ti­ma­tio­nem, au­dien­dus erit a iu­di­ce, si de­si­de­ret, ut ad­ver­sa­rius ac­tio­ne sua ce­dat: cum ta­men prae­tor au­xi­lium quan­do­que la­tu­rus sit quo­li­bet alio pos­si­den­te, nul­la cap­tio­ne ad­fi­cie­tur. ip­so quo­que, qui li­tis aes­ti­ma­tio­nem per­ce­pe­rit, pos­si­den­te de­bet ad­iu­va­ri: nec fa­ci­le au­dien­dus erit il­le, si ve­lit post­ea pe­cu­niam, quam ex sen­ten­tia iu­di­cis pe­ri­cu­lo iu­di­ca­ti re­ce­pit, re­sti­tue­re.

63Ad Dig. 6,1,63Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 337, Noten 2, 5.Idem lib. XII. Quaest. Wenn Jemand durch Verschuldung, nicht durch betrügerische Handlungsweise, um den Besitz gekommen ist, so ist ihm, weil er sich dann die Schätzung des Streitgegenstandes gefallen lassen muss, vom Richter Gehör zu gewähren, wenn er verlangt, dass der Gegner ihm seine Klage abtrete; da jedoch der Prätor ihm auf jeden Fall Hülfe verspricht, es mag Besitzer sein, wer da will, so läuft er keine Gefahr2424D. h. es ist nicht einmal Cassion nöthig. Glück VIII. p. 211. n. 21.. Ja, es muss ihm selbst dann geholfen werden, wenn sich derjenige, welcher die Schätzung des Streitgegenstandes empfangen hat, im Besitz befindet, und diesem darf kein Gehör gegeben werden, wenn er nachher das Geld, das er durch den richterlichen Spruch auf Gefahr des Verurtheilten2525Judicati = condemnati. Accurs. empfangen hat, wieder zurückgeben will.

64Idem li­bro vi­cen­si­mo quaes­tio­num. Cum in rem agi­tur, eo­rum quo­que no­mi­ne, quae usui non fruc­tui sunt, re­sti­tui fruc­tus cer­tum est.

64Idem lib. XX. Quaest. Bei der Klage auf eine Sache wird der Ersatz der Nutzungen auch auf das, was nur zum Gebrauch, und nicht zur Benutzung dient, bezogen.

65Idem li­bro se­cun­do re­spon­so­rum. Emp­tor prae­dium, quod a non do­mi­no emit, ex­cep­tio­ne do­li po­si­ta non ali­ter re­sti­tue­re do­mi­no co­ge­tur, quam si pe­cu­niam cre­di­to­ri eius so­lu­tam, qui pig­no­ri da­tum prae­dium ha­buit, usu­ra­rum­que me­dii tem­po­ris su­per­fluum re­ci­pe­ra­ve­rit, sci­li­cet si mi­nus in fruc­ti­bus an­te li­tem per­cep­tis fuit: nam eos usu­ris no­vis dum­ta­xat com­pen­sa­ri sump­tuum in prae­dium fac­to­rum ex­em­plo ae­quum est. 1An­cil­lam, quae non in do­tem da­ta, sed in pe­cu­lium fi­liae con­ces­sa est, pe­cu­lio fi­liae non le­ga­to man­ci­pium he­redi­ta­rium es­se con­ve­nit. si ta­men pa­ter do­tis ac pe­cu­lii con­tem­pla­tio­ne fi­liam ex­he­redavit et ea ra­tio­ne red­di­ta ni­hil ei tes­ta­men­to re­li­quit aut eo mi­nus le­ga­vit, fi­liam de­fen­sio tue­bi­tur vo­lun­ta­tis.

65Idem lib. II. Respons. Wer ein Grundstück von einem Nichteigenthümer gekauft hat, wird, wenn die Einrede der Arglist vorgeschützt worden, zur Herausgabe an den Eigenthümer nur unter der Bedingung genöthigt, wenn er das an dessen Gläubiger, der das Grundstück pfandweise inne hatte, gezahlte Capital und den Ueberschuss der Zinsen von der in der Mitte liegenden Zeit wieder erhalten hat, dafern nämlich die vor der Klage [erhobenen] Nutzungen weniger betrugen; denn es ist billig, dass diese nur gegen die neuern2626D. h. diejenigen, welche der Käufer vom Eigenthümer nach der Zahlung von Zeit dieser an fordert. Azo. Zinsen, nach Art der auf das Grundstück verwendeten Kosten, in Rechnung gestellt werden. 1Eine Sclavin, welche nicht als zum Brautschatz mitgegeben, sondern zum Sondergut der Tochter mit bestellt worden ist, wird, wenn der Tochter das Sondergut [beim Ableben des Vaters von diesem] nicht vermacht worden ist, ein Erbschaftsstück. Wenn aber der Vater die Tochter in Betracht ihrer Mitgift und ihres Sonderguts enterbt hat, und mit Angabe dieses Grundes ihr im Testamente nichts hinterlassen, oder ihr um so viel weniger vermacht hat, so wird die Einrede des [väterlichen] Willens die Tochter schützen.

66Pau­lus li­bro se­cun­do quaes­tio­num. Non id­eo mi­nus rec­te quid nos­trum es­se vin­di­ca­bi­mus, quod ab­ire a no­bis do­mi­nium spe­ra­tur, si con­di­cio le­ga­ti vel li­ber­ta­tis ex­ti­te­rit.

66Paul. lib. II. Quaest. Deshalb, dass die Möglichkeit vorhanden ist, es werde uns das Eigenthum an einem Gegenstande entgehen, wenn die Bedingung eines Vermächtnisses oder der Freiheitsertheilung in Erfüllung gegangen sein wird, können wir denselben nicht weniger mit allem Rechte als unser eigenthümlich verlangen.

67Scae­vo­la li­bro pri­mo re­spon­so­rum. A tu­to­re pu­pil­li do­mum mer­ca­tus ad eius re­fec­tio­nem fa­b­rum in­du­xit: is pe­cu­niam in­ve­nit: quae­ri­tur ad quem per­ti­neat. re­spon­di, si non then­sau­ri fue­runt, sed pe­cu­nia for­te per­di­ta vel per er­ro­rem ab eo ad quem per­ti­ne­bat non ab­la­ta, ni­hi­lo mi­nus eius eam es­se, cu­ius fue­rat.

67Scaevola lib. I. Respons. Es hatte Jemand von dem Vormunde eines Unmündigen ein Haus gekauft, und zu dessen Ausbauung einen Maurer angenommen, dieser fand darin Geld; es entstand die Frage, wem es gehöre? Ich habe geantwortet, dass, wenn es kein Schatz, sondern etwa verlornes Geld, oder aus Irrthum von dem, welchem es gehörte, nicht hinweg genommen worden ist, es nichts desto weniger dem zukomme, dessen es gewesen ist.

68Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Qui re­sti­tue­re ius­sus iu­di­ci non pa­ret con­ten­dens non pos­se re­sti­tue­re, si qui­dem ha­beat rem, ma­nu mi­li­ta­ri of­fi­cio iu­di­cis ab eo pos­ses­sio trans­fer­tur et fruc­tuum dum­ta­xat om­nis­que cau­sae no­mi­ne con­dem­na­tio fit. si ve­ro non pot­est re­sti­tue­re, si qui­dem do­lo fe­cit quo mi­nus pos­sit, is, quan­tum ad­ver­sa­rius in li­tem si­ne ul­la ta­xa­tio­ne in in­fi­ni­tum iu­ra­ve­rit, dam­nan­dus est. si ve­ro nec pot­est re­sti­tue­re nec do­lo fe­cit quo mi­nus pos­sit, non plu­ris quam quan­ti res est, id est quan­ti ad­ver­sa­rii in­ter­fuit, con­dem­nan­dus est. haec sen­ten­tia ge­ne­ra­lis est et ad om­nia, si­ve in­ter­dic­ta, si­ve ac­tio­nes in rem si­ve in per­so­nam sunt, ex qui­bus ar­bi­tra­tu iu­di­cis quid re­sti­tui­tur, lo­cum ha­bet.

68Ad Dig. 6,1,68Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 193, Note 2.Ulp. lib. LI. ad Ed. Wer dem richterlichen Befehl zur Herausgabe nicht Gehorsam leistet, und behauptet, dass er nicht herausgeben könne, dem wird, wenn er die [herauszugebende] Sache inne hat, der Besitz von richterlichen Amtswegen mit Gewalt2727Manus militaris, s. Glück VIII. 228. n. 59. genommen, und die Hülfe2828Condemnatio interpretirt die Glosse durch exceptio condemnationis. nur wegen der Nutzungen und des vollständigen Zubehörs vollstreckt. Kann er aber die Herausgabe nicht leisten, so muss er, wenn er sich des Besitzes mit Arglist entledigt hat, in die [Zahlung] einer so hohen Summe verurtheilt werden, als der Gegner den Streitgegenstand ohne alle Abschätzung, und sei es in’s Unendliche, eidlich würdert. Wenn er aber weder herausgeben kann, noch sich arglistiger Weise ausser Stand dazu gesetzt hat, so darf er zu nicht mehr, als die Sache werth ist, d. h. wie gross das Interesse des Gegners war, verurtheilt werden. Dies ist ein allgemeiner Grundsatz, und findet in Bezug auf alle [Klagen], seien es Interdicte, oder dingliche, oder persönliche Klagen, wodurch nach Ermessen des Richters etwas herausgegeben wird, Anwendung.

69Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Is qui do­lo fe­cit quo mi­nus pos­si­de­ret hoc quo­que no­mi­ne pu­ni­tur, quod ac­tor ca­ve­re ei non de­bet ac­tio­nes, quas eius rei no­mi­ne ha­beat, se ei prae­sta­tu­rum.

69Paul. lib. XIII. ad Sabin. Wer sich des Besitzes arglistiger Weise entledigt hat, wird auch dadurch gestraft, dass ihm der Kläger keine Sicherheit wegen Abtretung der Klagen, welche er in Betreff der [fraglichen] Sache hat, zu stellen braucht,

70Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo no­no ad Sa­binum. Nec qua­si Pu­bli­cia­nam qui­dem ac­tio­nem ei dan­dam pla­cuit, ne in po­tes­ta­te cu­ius­que sit per ra­pi­nam ab in­vi­to do­mi­no rem ius­to pre­tio com­pa­ra­re.

70Pompon. lib. XXIX. ad Sabin. und man gibt ihm nicht einmal die Publiciane, damit es nicht in Jedermanns Gewalt stehe, sich durch Raub wider den Willen des Eigenthümers eine Sache für den wahren Werth zu verschaffen.

71Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad Sa­binum. Quod si pos­ses­sor qui­dem do­lo fe­cit, ac­tor ve­ro iu­ra­re non vult, sed quan­ti res sit ad­ver­sa­rium con­dem­na­ri ma­luit, mos ei ge­ren­dus est.

71Paul. lib. XIII. ad Sabin. Wenn der Besitzer arglistig gehandelt hat, der Kläger aber den Würderungs[-Eid] nicht leisten will, sondern wünscht, dass der Gegner zu soviel als die Sache werth ist, verurtheilt werde, so ist ihm zu willfahren.

72Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Si a Ti­tio fun­dum eme­ris Sem­pro­nii et ti­bi tra­di­tus sit pre­tio so­lu­to, de­in­de Ti­tius Sem­pro­nio he­res ex­ti­te­rit et eun­dem alii ven­di­de­rit et tra­di­de­rit, ae­quius est, ut tu po­tior sis. nam et si ip­se ven­di­tor eam rem a te pe­te­ret, ex­cep­tio­ne eum sum­mo­ve­res. sed et si ip­se pos­si­de­ret et tu pe­te­res, ad­ver­sus ex­cep­tio­nem do­mi­nii re­pli­ca­tio­ne ute­re­ris.

72Ulp. lib. XVI. ad Ed. Wenn du vom Titius ein Grundstück des Sempronius gekauft hast, und dir dasselbe gegen Zahlung des Preises übergeben worden ist, nachher aber Titius des Sempronius Erbe wird, und dasselbe [Grundstück] an einen Andern verkauft und übergeben hat, so ist es billig, dass du vorgehest. Denn du würdest auch, wenn der Verkäufer selbst die Sache von dir zurückfordert, ihn mit einer Einrede abwehren können; du kannst dich aber auch, wenn er sich im Besitz befindet und du Klage erhebst, gegen die Einrede des Eigenthums der Replik bedienen.

73Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. In spe­cia­li ac­tio­ne non co­gi­tur pos­ses­sor di­ce­re, pro qua par­te eius sit: hoc enim pe­ti­to­ris mu­nus est, non pos­ses­so­ris: quod et in Pu­bli­cia­na ob­ser­va­tur. 1Su­per­fi­cia­rio,

73Idem lib. XVII. ad Ed. Bei der besondern Klage auf eine Sache wird der Besitzer nicht genöthigt, sich zu erklären, zum wievielsten Theile sie ihm gehöre; denn das ist Sache des Klägers, nicht des Beklagten. Dies findet auch bei der Publiciane Statt. 1Dem Erbpächter,

74Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. id est qui in alie­no so­lo su­per­fi­ciem ita ha­beat, ut cer­tam pen­sio­nem prae­stet,

74Paul. lib. XXI. ad Ed. d. h. demjenigen, welcher fremden Grund und Boden in Erbpacht hat, so dass er eine bestimmte Summe [jährlich] zahlt,

75Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. prae­tor cau­sa co­gni­ta in rem ac­tio­nem pol­li­ce­tur.

75Ulp. lib. XVI. ad Ed. verspricht der Prätor nach Erwägung der Sache eine dingliche Klage.

76Gaius li­bro sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Quae de to­ta re vin­di­can­da dic­ta sunt, ea­dem et de par­te in­tel­le­gen­da sunt, of­fi­cio­que iu­di­cis con­ti­ne­tur pro mo­do par­tis ea quo­que re­sti­tui iu­be­re, quae si­mul cum ip­sa par­te re­sti­tui de­bent. 1In­cer­tae par­tis vin­di­ca­tio da­tur, si ius­ta cau­sa in­ter­ve­niat. ius­ta au­tem cau­sa es­se pot­est, si for­te le­gi Fal­ci­diae lo­cus sit in tes­ta­men­to, prop­ter in­cer­tam de­trac­tio­nem ex le­ga­tis, quae vix apud iu­di­cem exa­mi­na­tur: ius­tam enim ha­bet igno­ran­tiam le­ga­ta­rius, cui ho­mo le­ga­tus est, quo­tam par­tem vin­di­ca­re de­beat: ita­que ta­lis da­bi­tur ac­tio. ea­dem et de ce­te­ris re­bus in­tel­le­ge­mus.

76Gaj. lib. VII. ad Ed. prov. Dasselbe, was von der Rückforderung ganzer Sachen gesagt worden ist, ist auch von Theilen zu verstehen, und es ist Gegenstand der Amtspflicht des Richters, anzubefehlen, dass auch dasjenige nach Maassgabe des Antheils herausgegeben werde, was zugleich mit dem Theile selbst herausgegeben werden muss. 1Die Rückforderung eines unbestimmten Theiles wird dann gestattet, wenn ein rechtmässiger Grund dazu vorhanden ist. Ein rechtmässiger Grund kann [z. B.] dann vorhanden sein, wenn etwa das Falcidische Gesetz auf ein Testament Anwendung leidet, wegen des unbestimmten Abzugs von den Vermächtnissen, [ein Umstand] worüber der Richter kaum eine Prüfung anstellt; denn der Vermächtnissinhaber, dem [z. B.] ein Sclav vermacht ist, hat eine[n] rechtmässige[n Grund zur Entschuldigung seiner] Unwissenheit, den wievielsten Theil er verlangen soll. Daher wird eine solche Klage ertheilt werden; dasselbe verstehen wir auch von andern Sachen.

77Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Quae­dam mu­lier fun­dum non ma­ri­to do­na­vit per epis­tu­lam et eun­dem fun­dum ab eo con­du­xit: pos­se de­fen­di in rem ei com­pe­te­re, qua­si per ip­sam ad­quisie­rit pos­ses­sio­nem vel­uti per co­lo­nam. pro­po­ne­ba­tur, quod et­iam in eo agro qui do­na­ba­tur fuis­set, cum epis­tu­la emit­te­re­tur: quae res suf­fi­cie­bat ad tra­di­tam pos­ses­sio­nem, li­cet con­duc­tio non in­ter­ve­nis­set.

77Ulp. lib. XVII. ad Ed. Eine Frau verschenkte ein Grundstück an einen Andern, als ihren Ehemann, in einem Briefe, und erpachtete dasselbe von ihm wieder; hier kann man sagen, dass jenem die dingliche Klage zustehe, als wenn er durch sie selbst, wie durch eine Pächterin den Besitz erlangt habe; es kam auch der Fall vor, dass sich der [Beschenkte] gerade auf dem Acker, der ihm geschenkt ward, befand, als er den Brief erhielt; dieser Umstand reichte zur Uebergabe des Besitzes hin, wenn auch keine Verpachtung Statt fand.

78La­beo li­bro quar­to pi­tha­non a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. Si eius fun­di, quem alie­num pos­si­de­res, fruc­tum non co­egis­ti, ni­hil eius fun­di fruc­tuum no­mi­ne te da­re opor­tet. Paulus. Im­mo, quae­ri­tur: hu­ius fruc­tus id­cir­co fac­tus est, quod is eum suo no­mi­ne per­ce­pe­rit? per­cep­tio­nem fruc­tus ac­ci­pe­re de­be­mus non si per­fec­ti col­lec­ti, sed et­iam coep­ti ita per­ci­pi, ut ter­ra con­ti­ne­re se fruc­tus de­sie­rint: vel­uti si oli­vae uvae lec­tae, non­dum au­tem vi­num oleum ab ali­quo fac­tum sit: sta­tim enim ip­se ac­ce­pis­se fruc­tum ex­is­ti­man­dus est.

78Labeo lib. IV. Pithanon a Paulo epitomator. Wenn du die Früchte von einem fremden Grundstück, das du besitzest, nicht zubereitet hast2929Cogere, s. Cujac. Observ. XI. 39., so hast du nichts nöthig, von den Früchten dieses Grundstücks herauszugeben. Paulus: Im Gegentheil, es fragt sich; die Früchte werden schon deshalb sein, dass er sie in seinem Namen abgenommen hat. Denn das Abnehmen der Früchte müssen wir nicht [blos] dann [als geschehen] betrachten, wenn sie vollständig eingebracht worden, sondern auch wenn man angefangen, sie insoweit abzunehmen, dass ihr Zusammenhang mit dem Boden aufgehört hat, also z. B. Oliven oder Trauben gelesen, aber noch kein Wein oder Oel daraus von Jemand gepresst worden ist; hier wird gleich angenommen, dass er die Früchte gezogen habe.

79Idem li­bro sex­to pi­tha­non a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. Si ho­mi­nem a me pe­tie­ris et is post li­tem con­tes­ta­tam mor­tuus sit, fruc­tus quo­ad is vi­xe­rit aes­ti­ma­ri opor­tet. Paulus. Ita id ve­rum es­se pu­to, si non prius is ho­mo in eam va­le­tu­di­nem in­ci­de­rit, prop­ter quam ope­rae eius in­uti­les fac­tae sunt: nam ne si vi­xis­set qui­dem in ea va­le­tu­di­ne, fruc­tus eius tem­po­ris no­mi­ne aes­ti­ma­ri con­ve­ni­ret.

79Idem lib. VI. Pithanon a Paulo epitom. Wenn du einen Sclaven von mir gefordert hast, und derselbe nach der Einleitung des Verfahrens gestorben ist, so müssen die Nutzungen von demselben, so lange er gelebt hat, in Anschlag gebracht werden. Paulus: Ich halte dies unter der Bedingung für richtig, wenn der Sclav nicht früher in die Krankheit verfallen ist, deren wegen seine Dienste haben ausgesetzt werden müssen: denn, selbst wenn er aus jener Krankheit mit dem Leben davon gekommen wäre, so könnte man die Nutzungen während dieser Zeit auch nicht in Anschlag bringen.

80Fu­rius An­thia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum. In rem ac­tio­nem pa­ti non com­pel­li­mur, quia li­cet ali­cui di­ce­re se non pos­si­de­re, ita ut, si pos­sit ad­ver­sa­rius con­vin­ce­re rem ab ad­ver­sa­rio pos­si­de­ri, trans­fe­rat ad se pos­ses­sio­nem per iu­di­cem, li­cet suam es­se non ad­pro­ba­ve­rit.

80Ad Dig. 6,1,80ROHGE, Bd. 21 (1877), Nr. 84, S. 261: Folgen leichtsinnigen Leugnens.Furius Anthian. lib. I. ad Ed. Man wird nicht gezwungen, sich in eine dingliche Klage einzulassen, weil man erklären kann, dass man nicht besitze; wenn jedoch dann der Gegner Einen überführen kann, dass er [dennoch] die Sache besitze, so verschafft er sich mittelst richterlicher Hülfe dadurch den Besitz, wenn er auch nicht bewiesen hat, dass die Sache ihm gehöre.