Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 46 übersetzt von Schneider unter Redaction von Otto
Dig. XLVI7,
Iudicatum solvi
Liber quadragesimus sextus
VII.

Iudicatum solvi

(Dass dem Urtheil Genüge geschehen solle1.)

1Diese cautio wird vor der Litiscontestation nur von Seiten des Beklagten geleistet, und zwar war im älteren Recht ein Unterschied, ob er a) mit einer dinglichen Klage, und zwar per formulam petitoriam, in Anspruch genommen war; dann musste, mochte er selbst oder ein Anderer im Namen desselben auftreten, er oder der Stellvertreter alle Mal caviren (Gaj. IV. 88—92.); oder ob er b) mit einer persönlichen Klage belangt war; trat in diesem Falle der Beklagte selbst auf, so war er in der Regel von Leistung der cautio frei (Gaj. ib. 102.), wenn aber statt seiner ein Stellvertreter, und zwar ein cognitor auftrat, so musste der Beklagte selbst, wenn ein procurator, tutor oder curator, so musste der Stellvertreter caviren. Gaj. ib. 101. Vat. Fr. §. 317. Vgl. auch pr. u. §. 1. I. de satisd. 4. 11. Im justin. Recht dagegen wird sie ohne Unterschied der Klagen nur dann geleistet, wenn ein Stellvertreter für den Beklagten auftritt, und zwar von diesem selbst, wenn ein praesentis procurator, von dem Stellvertreter aber, wenn ein absentis procurator oder defensor für den Beklagten handelt. §. 4. u. 5. I. eod. Ueber den tutor s. l. 28. §. 3. C. de admin. tut. 5. 37. Vgl. v. Glück III. S. 434 ff., Bethmann-Hollweg Vers. über d. Civ. Proc. S. 234 ff. u. Zimmern Gesch. d. R. Pr. R. B. 3. §. 65. S. 197. u. §. 161. S. 482 ff.

1Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo quar­to ad edic­tum. In sti­pu­la­tio­ne iu­di­ca­tum sol­vi post rem iu­di­ca­tam sta­tim dies ce­dit, sed ex­ac­tio in tem­pus reo prin­ci­pa­li in­dul­tum dif­fer­tur.

1Paul. lib. XXIV. ad Ed. Bei der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, fängt, nachdem die Sache durch das Urtheil entschieden ist, der Termin sogleich zu laufen an, aber die Einforderung wird bis auf [den Ablauf der] dem Hauptbeklagten verstatteten Frist22S. die Bem. zu l. 2. u. l. 4. §. 5., l. 7., l. 31. D. de re jud. 42. 1. verschoben.

2Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Cum li­te mor­tua nul­la res sit, id­eo con­stat fi­de­ius­so­res ex sti­pu­la­tu iu­di­ca­tum sol­vi non te­ne­ri.

2Idem lib. LXXI. ad Ed. Da nach untergegangenem Rechtsstreit33Lite mortua. Der Ausdruck lis moritur wird von Gaj. IV. 104. im technischen Sinne von der Processverjährung, welche die Lex Julias judicaria eingeführt hatte, gebraucht. Vgl. die Bem. zu l. 30. §. 1. D. ad L. Aq. 9. 2. u. zu l. 8. §. 1. D. rat. rem hab. 46. 8. Daher sind viele früher auf die Klagenverjährung bezogenen Stellen der justin. Rechtssammlung von jenem Institut zu verstehen. S. Dirksen Beiträge S. 271 ff. Dass aber auch in der vorliegenden Stelle lis mortua darauf zu beziehen sei, lässt sich nicht mit Bestimmtheit aus ihrem Inhalt erkennen, und es kann also auch von einem anderweitigen Untergang des judicium verstanden werden. S. Keller a. a. O. S. 154 u. 116. kein Gegenstand [der Verurtheilung] vorhanden ist, so sind deshalb die Bürgen bekanntlich nicht mehr aus der Stipulation, dass dem Urtheile Genüge geschehen solle, gehalten.

3Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo sep­ti­mo ad edic­tum. Si quis apud ali­quem iu­di­cem itu­rus sti­pu­la­tus est iu­di­ca­tum sol­vi et agit apud al­te­rum, non com­mit­ti­tur sti­pu­la­tio, quia non hu­ius iu­di­cis sen­ten­tiae fi­de­ius­so­res se sub­di­de­runt. 1Sti­pu­la­tio­nem iu­di­ca­tum sol­vi et pro­cu­ra­tor et tu­tor et cu­ra­tor sti­pu­la­ri pos­sunt. 2Pro­cu­ra­to­rem eum ac­ci­pe­re de­be­mus, cui man­da­tum est, si­ve hu­ius rei tan­tum man­da­tum sus­ce­pe­rit si­ve et­iam uni­ver­so­rum bo­no­rum. sed et si ra­tum fue­rit ha­bi­tum, pro­cu­ra­tor vi­de­tur. 3Sed et si for­te ex li­be­ris vel pa­ren­ti­bus ali­quis in­ter­ve­niat vel vir uxo­ris no­mi­ne, a qui­bus man­da­tum non ex­igi­tur, an com­mit­ta­tur sti­pu­la­tio, quae­ri­tur: ma­gis­que erit, ne com­mit­ti de­beat, ni­si fue­rit ei man­da­tum vel ra­tum ha­bi­tum: quod enim eis age­re per­mit­ti­tur edic­to prae­to­ris, non fa­cit eos pro­cu­ra­to­res. ita­que si ta­lis per­so­na in­ter­ve­niat, ex in­te­gro erit ca­ven­dum. 4Sed et quod de tu­to­re di­xi­mus, ita ac­ci­pien­dum est, ut, si is fue­rit, qui tu­te­lam ad­mi­nis­tra­bat, cum tu­tor non es­set, tu­to­ris ap­pel­la­tio­ne eum non con­ti­ne­ri. 5Sed et si qui­dem tu­tor sit, non ta­men qua­si tu­tor neg­otia ad­mi­nis­tret (vel dum igno­rat vel alia ex cau­sa), di­cen­dum erit non com­mit­ti sti­pu­la­tio­nem: nam edic­to prae­to­ris il­li tu­to­ri agen­di fa­cul­tas da­tur, cui a pa­ren­te ma­io­re­ve par­te tu­to­rum eo­rum­ve, cu­ius ea iu­ris­dic­tio fuit, tu­te­la per­mis­sa erit. 6Sed et cu­ra­to­rem ac­ci­pie­mus fu­rio­si fu­rio­sae, item pu­pil­li pu­pil­lae, ce­te­ro­rum quo­que cu­ra­to­res, pu­ta ad­ules­cen­tis: vel si al­te­rius cu­ius cu­ra­tor sit, com­mit­ti pu­to sti­pu­la­tio­nem. 7Si tu­tor es­se pro­po­na­tur re­gio­nis ali­cu­ius vel pro­vin­ciae vel re­rum Ita­li­ca­rum, con­se­quens erit di­ce­re, sti­pu­la­tio­nem ita de­mum com­mit­ti, si ex ea cau­sa ege­rint, quae ad ad­mi­nis­tra­tio­nem eo­rum per­ti­ne­bat. 8Si reus, post­quam iu­di­ca­tum sol­vi pro­mi­sit, demens fac­tus sit, an sti­pu­la­tio com­mit­ta­tur ob rem non de­fen­sam, quae­ri­tur: ma­gis­que est, ut com­mit­ta­tur, si ne­mo eum de­fen­dat. 9Ob rem non de­fen­sam sti­pu­la­tio non com­mit­ti­tur, quam­diu pot­est ex­is­te­re qui de­fen­dat. 10Si plu­res fue­rint fi­de­ius­so­res, post­ea­quam cum uno lis con­tes­ta­ta est ex clau­su­la ob rem non de­fen­sam, ip­se reus pot­est sus­ci­pe­re de­fen­sio­nem:

3Ulp. lib. LXXVII. ad Ed. Wenn Jemand, im Begriff, zu irgend einem Richter zu gehen, stipulirt hat, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, und bei einem anderen geklagt hat, so verfällt die Stipulation nicht, weil die Bürgen sich nicht der Entscheidung dieses Richters unterworfen haben. 1Die Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, können sowohl ein Procurator, als ein Vormund und ein Curator [des Klägers] stipuliren. 2Unter dem Procurator müssen wir einen solchen verstehen, welchem es aufgetragen worden ist, möge er nun blos wegen dieser Sache, oder wegen des gesammten Vermögens einen Auftrag übernommen haben. Aber auch wenn es genehmigt sein wird, scheint er ein Procurator zu sein. 3Aber wenn etwa eins von den Kindern oder Eltern, oder der Mann für die Ehefrau [als Kläger] eintreten sollte, von welchen nicht verlangt wird, dass sie einen Auftrag haben44S. g. mandatum praesuntum. Vgl. l. 35. D. de procur. 3. 3. u. v. Glück V. S. 225. ff., so fragt es sich, ob die Stipulation verfalle? Und es wird mehr dafür sein, dass sie nicht verfallen müsse, wenn es einem solchen nicht aufgetragen, oder es nicht genehmigt sein wird, [dass er klagt;] denn wenn ihnen auch durch das Edict des Prätors zu klagen erlaubt wird, so macht sie das doch nicht zu Procuratoren55Wenigstens insofern nicht, als sie nach dieser Stelle sich nicht die Caution judicatum solvi leisten lassen können, und als sie de rato caviren müssen. S. v. Glück a. a. O. S. 226. A. 73.. Wenn daher eine solche Person [als Kläger] eintreten sollte, so wird von Neuem Sicherheit zu leisten sein. 4Aber auch was wir vom Vormund gesagt haben, ist so zu verstehen, wenn es ein solcher gewesen ist, welcher die Vormundschaft verwaltete; wenn er nicht Vormund war, so ist er nicht unter der Benennung Vormund begriffen. 5Aber auch wenn er zwar Vormund sein, jedoch nicht als Vormund die Geschäfte verwalten sollte, entweder weil er es nicht weiss, oder aus einem anderen Grunde, so wird man sagen müssen, dass die Stipulation nicht verfalle; denn im Edict des Prätors66S. d. l. 3. D. de postul. 3. 1. wird einem solchen Vormund die Fähigkeit, zu klagen, ertheilt, welchem vom Vater, oder dem grösseren Theil der Vormünder, oder von Dem, welchem die richterliche Entscheidung darüber zugestanden hat, die Verwaltung der Vormundschaft gestattet sein wird. 6Aber wir werden auch den Curator eines Rasenden oder einer Rasenden, desgleichen eines Mündels oder einer Mündelin darunter verstehen; auch die Curatoren Anderer, z. B. eines Minderjährigen; oder wenn Jemand Curator irgend eines Anderen sein wird, so glaube ich, dass die Stipulation verfalle. 7Wenn man anführen sollte, dass Jemand Vormund in irgend einem Bezirk, oder einer Provinz, oder wegen der italischen Angelegenheiten sei, so wird man folgerichtig sagen müssen, dass die Stipulation nur dann verfalle, wenn sie aus einem solchen Verhältniss geklagt haben, welches zur Verwaltung derselben gehörte. 8Wenn der Beklagte, nachdem er versprochen hat, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, wahnsinnig geworden sein sollte, so fragt es sich, ob die Stipulation wegen nicht vertheidigter Sache verfalle. Und es ist mehr dafür, dass sie verfalle, wenn ihn Niemand vertheidigt. 9Die Stipulation verfällt wegen nicht vertheidigter Sache solange nicht, als Jemand auftreten kann, welcher den Beklagten vertheidigt. 10Wenn mehrere Vormünder vorhanden sein sollten, so kann, nachdem mit einem die Litiscontestation vorgenommen worden ist, der Beklagte selbst in Folge der Clausel wegen nicht vertheidigter Sache die Vertheidigung übernehmen;

4Iu­lia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. is au­tem, cum quo ac­tum fuit, ab­sol­vi de­bet.

4Julian. lib. LV. Dig. derjenige aber, gegen welchen geklagt worden ist, muss freigesprochen werden.

5Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo sep­ti­mo ad edic­tum. Tam ta­men fi­de­ius­so­re, qui iu­di­cium ac­ce­pe­rat, dam­na­to frus­tra de­fen­sio­nem reus sus­ci­pit: ce­te­rum et si so­lu­tum fue­rit, post­ea­quam iu­di­ca­tum est, re­pe­ti­tio­nem con­sti­tue­ri­mus eius quod so­lu­tum est. 1Unus ex fi­de­ius­so­ri­bus vel he­redi­bus plu­ri­bus alio ces­san­te sus­ci­pe­re de­fen­sio­nem pot­est. 2In hac sti­pu­la­tio­ne quia plu­res cau­sae sunt una quan­ti­ta­te con­clu­sae, si com­mit­te­re­tur sta­tim sti­pu­la­tio ex uno ca­su, am­plius ex alio com­mit­ti non pot­est. 3Nunc vi­dea­mus, qua­lis de­fen­sio ex­iga­tur, ne com­mit­ta­tur sti­pu­la­tio, et qua­rum per­so­na­rum. et si qui­dem ex per­so­nis enu­me­ra­tis in de­fen­sio­nem quis suc­ce­dat, pa­lam est rec­te rem de­fen­di nec com­mit­ti sti­pu­la­tio­nem. si ve­ro ex­strin­se­cus per­so­na de­fen­so­ris in­ter­ve­niat, ae­que sti­pu­la­tio non com­mit­te­tur, si mo­do il­le pa­ra­tus sit rem bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu de­fen­de­re, hoc est sa­tis­da­re: sic enim vi­de­tur de­fen­de­re, si sa­tis­det: ce­te­rum si sim­pli­ci­ter pa­ra­tus sit in­ter­ve­ni­re nec ad­mit­ta­tur, com­mit­te­tur is­ta sti­pu­la­tio ob rem non de­fen­sam. quod si quis eum vel cum sa­tis­da­tio­ne vel si­ne sa­tis­da­tio­ne ad­mi­se­rit, con­se­quens erit di­ce­re, sti­pu­la­tio­nis is­tius nul­lam par­tem com­mit­ti, quia si­bi im­pu­ta­re de­bet, qui ta­lem de­fen­so­rem ad­mi­sit. 4Si ex fi­de­ius­so­ri­bus, qui iu­di­ca­tum sol­vi ca­ve­rant, ex­is­tat de­fen­sor, pla­cuit ob rem iu­di­ca­tam sti­pu­la­tio­nem non com­mit­ti ce­te­ra­que ea­dem es­se, at­que si ex­tra­neus de­fen­sor ex­is­tat. 5In hac sti­pu­la­tio­ne hoc trac­ta­tur, an hi qui fi­de­ius­se­rint, si de­fen­sio­nem omi­se­rint, man­da­ti iu­di­cio te­nean­tur. et est ve­rius non te­ne­ri: hi enim in quan­ti­ta­tem in­ter­ve­ne­runt et hoc il­lis fuit man­da­tum, non in de­fen­sio­ne. 6Quid ta­men, si et hoc si­bi ad­sump­se­rint, ut de­fen­dant, an man­da­ti pos­sint age­re? et si qui­dem vic­ti sunt, uti­que quod ob rem iu­di­ca­tam prae­sti­te­runt con­se­quen­tur: sump­tus ta­men li­tis mi­ni­me pe­tent. si au­tem op­ti­nue­runt, pot­erunt sump­tus li­tis con­se­qui, qua­si iux­ta man­da­tum, et­si non man­da­tum fe­ce­rint. 7Si ta­men plu­res fi­de­ius­so­res de­fen­de­re fue­rint pa­ra­ti, vi­dea­mus, utrum unum de­fen­so­rem de­bent da­re, an ve­ro suf­fi­ciat, ut unus­quis­que eo­rum pro par­te sua de­fen­dat vel de­fen­so­rem sub­sti­tuat. et ma­gis est, ut, ni­si unum dent pro­cu­ra­to­rem, de­si­de­ran­te sci­li­cet hoc ac­to­re, com­mit­ta­tur sti­pu­la­tio ob rem non de­fen­sam: nam et plu­res he­redes rei ne­ces­se ha­be­bunt unum da­re pro­cu­ra­to­rem, ne de­fen­sio per plu­res scis­sa in­com­mo­do ali­quo ad­fi­ciat ac­to­rem. aliud est in he­redi­bus ac­to­ris, qui­bus ne­ces­si­tas non im­po­ni­tur, ut per unum li­ti­gent. 8Il­lud scien­dum est ibi rem es­se de­fen­den­dam, ut rec­te de­fen­da­tur, ubi de­bet agi.

5Ulp. lib. LXXVII. ad Ed. Wenn jedoch der Bürge, welcher sich auf die Klage eingelassen hatte, schon verurtheilt worden ist, so übernimmt der Schuldner die Vertheidigung vergeblich; sonst würden wir auch dann, wenn, nachdem das Urtheil gesprochen, gezahlt worden ist, eine Zurückforderung Dessen, was gezahlt worden ist, annehmen müssen. 1Einer von mehreren Bürgen oder Erben kann, wenn der andere säumt, die Vertheidigung übernehmen. 2Wenn bei dieser Stipulation, weil [bei ihr] mehrere Fälle77S. l. 6. h. t. in einer einzigen Summe zusammengefasst sind, die Stipulation sogleich wegen eines einzigen Falles verfallen war, so kann sie nicht mehr wegen eines anderen verfallen. 3Nun wollen wir sehen, welche Vertheidigung und von welchen Personen sie erfordert werde, damit die Stipulation nicht verfalle. Und wenn nun von den aufgezählten Personen Jemand zur Vertheidigung schreitet, so ist es offenbar, dass die Sache recht vertheidigt werde, und die Stipulation nicht verfalle; wenn aber die Person des Vertheidigers von Aussen her (ein Fremder) eintreten sollte, so wird die Stipulation auf gleiche Weise nicht verfallen, wenn nur jener bereit ist, die Sache nach dem Ermessen eines redlichen Mannes zu vertheidigen, das heisst, Bürgschaft zu stellen; dann nemlich scheint er zu vertheidigen, wenn er Bürgschaft bestellt; sonst, wenn er schlechthin einzutreten bereit sein, aber nicht zugelassen werden sollte, so wird jene Stipulation wegen nicht vertheidigter Sache verfallen. Wenn ihn aber ein [Kläger] entweder mit Bürgschaft, oder ohne Bürgschaft zugelassen haben sollte, so wird man folgerichtig sagen müssen, dass kein Theil von jener Stipulation verfalle, weil er es sich zurechnen muss, dass er einen solchen Vertheidiger zugelassen hat. 4Wenn unter den Bürgen, welche Sicherheit gegeben hatten, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, ein Vertheidiger auftreten sollte, so hat man angenommen, dass die Stipulation: wegen der durch Urtheil entschiedenen Sache, nicht verfalle, und das Uebrige sich ebenso verhalte, als wenn ein Fremder als Vertheidiger auftrete. 5Rücksichtlich dieser Stipulation wird über die Frage verhandelt, ob Die, welche sich verbürgt haben, auf die Auftragsklage gehalten seien, wenn sie die Vertheidigung unterlassen haben? Und es ist richtiger, dass sie nicht gehalten seien; denn sie haben sich wegen der schuldigen Summe, — und das ist ihnen aufgetragen gewesen, — nicht wegen der Vertheidigung verbindlich gemacht. 6Wie jedoch, wenn sie auch Das auf sich genommen haben, dass sie vertheidigen wollten? ob sie dann mit der [Gegen]auftragsklage klagen können? Und wenn sie besiegt worden sind, so werden sie durchaus Das, was sie wegen der durch das Urtheil entschiedenen Sache geleistet haben, erlangen, die Processkosten werden sie aber keinesweges fordern können; wenn sie aber gesiegt haben, so werden sie die Processkosten erlangen können, gleich als wäre es dem Auftrag gemäss, wenn es auch nicht aufgetragen gewesen ist. 7Wenn aber mehrere Bürgen bereit gewesen sind, zu vertheidigen, so wollen wir sehen, ob sie einen einzigen Vertheidiger stellen müssen, oder aber es genüge, dass ein jeder von ihnen für seinen Theil vertheidige, oder einen Vertheidiger stelle. Und es ist mehr dafür, dass, wenn sie nicht einen einzigen Procurator bestellen, nemlich wenn dies der Kläger verlangt, die Stipulation wegen der nicht vertheidigten Sache verfalle. Denn auch mehrere Erben des Beklagten werden nothwendig einen Procurator bestellen müssen, damit nicht die unter mehreren getheilte Vertheidigung dem Kläger irgend einen Nachtheil zufüge. Anders verhält es sich bei den Erben des Klägers, welchen die Nothwendigkeit, durch einen einzigen zu streiten, nicht auferlegt wird. 8Das muss man wissen, dass die Sache, damit sie richtig vertheidigt werde, da zu vertheidigen sei, wo geklagt werden muss.

6Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio tres clau­su­las in unum col­la­tas ha­bet: de re iu­di­ca­ta, de re de­fen­den­da, de do­lo ma­lo.

6Ulp. lib. LXXVIII. ad Ed. Die Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, enthält drei in Eins vereinigte Clauseln: wegen der durch das Urtheil entschiedenen Sache, wegen der zu vertheidigenden Sache, wegen der bösen Absicht88S. die Bem. zu l. 15. pr. D. de procur. et def. 3. 3..

7Gaius li­bro vi­cen­si­mo sep­ti­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Si an­te ac­cep­tum iu­di­cium pro­hi­bi­tus fue­rit pro­cu­ra­tor a do­mi­no et ac­tor igno­rans pro­hi­bi­tum eum es­se ege­rit, an sti­pu­la­tio com­mit­ta­tur? et ni­hil aliud di­ci pot­est quam com­mit­ti. quod si quis sciens pro­hi­bi­tum es­se ege­rit, Iu­lia­nus non pu­tat sti­pu­la­tio­nem com­mit­ti: nam ut com­mit­ta­tur, non suf­fi­ce­re ait cum ea per­so­na ac­cep­tum es­se iu­di­cium, quae sti­pu­la­tio­ni com­pre­hen­sa est, sed opor­te­re et­iam cau­sam per­so­nae ean­dem es­se, quae sti­pu­la­tio­nis in­ter­po­nen­dae tem­po­re fuit. et id­eo si is, qui pro­cu­ra­tor da­tus est, he­res ex­sti­te­rit do­mi­no at­que ita ac­ce­pe­rit iu­di­cium si­ve et­iam pro­hi­bi­tus ac­ce­pe­rit, non com­mit­ti­tur sti­pu­la­tio: nam et alias re­spon­sum es­se, si quis ab­sen­tem de­fen­dens sa­tis­de­de­rit, de­in­de, vel pro­cu­ra­tor ab eo da­tus vel post­quam he­res ei ex­ti­tit, iu­di­cium ac­ce­pe­rit, fi­de­ius­so­res non te­ne­ri.

7Gaj. lib. XXVII. ad Ed. prov. Wenn vor der Einlassung auf die Klage dem Procurator von dem Geschäftsherrn (Beklagten) [die Vertheidigung] untersagt sein, und der Kläger ohne zu wissen, dass sie demselben untersagt sei, geklagt haben sollte, ob wohl dann die Stipulation verfällt? Und man kann nichts Anderes sagen, als dass sie verfalle. Wenn aber Jemand, wissend, dass die Vertheidigung dem [Procurator] untersagt sei, geklagt haben sollte, so glaubt Julianus nicht, dass die Stipulation verfalle; denn damit sie verfalle, reiche es nicht hin, sagt er, dass man sich mit der Person auf die Klage eingelassen habe, welche in der Stipulation angegeben ist, sondern es müsse auch das Verhältniss der Person dasselbe sein, welches es zu der Zeit, als man die Stipulation einging, gewesen ist; und darum verfalle die Stipulation nicht, wenn Der, welcher zum Procurator bestellt worden ist, Erbe des Geschäftsherrn (Beklagten) geworden sei, und sich dann [als Erbe] auf die Klage eingelassen, oder auch sich gegen ein Verbot eingelassen habe; und in einem anderen Falle habe man das Gutachten ertheilt, wenn Jemand, welcher einen Abwesenden vertheidigte, Bürgschaft bestellt, sodann entweder als von demselben bestellter Procurator oder nachdem er Erbe desselben geworden, sich auf die Klage eingelassen habe, so seien die Bürgen nicht gehalten.

8Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si pe­ti­tor post sa­tis­da­tio­nem an­te iu­di­cium ac­cep­tum he­res pos­ses­so­ri ex­sti­te­rit, ex­tin­gui­tur sti­pu­la­tio.

8Paul. lib. LXXIV. ad Ed. Wenn der Kläger nach der Bestellung der Bürgschaft vor der Einlassung auf die Klage Erbe des Beklagten geworden ist, so erlöscht die Stipulation.

9Ul­pia­nus li­bro quar­to de­ci­mo ad edic­tum. Iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio ex­pe­di­tam ha­bet quan­ti­ta­tem: in tan­tum enim com­mit­ti­tur, in quan­tum iu­dex pro­nun­tia­ve­rit.

9Ulp. lib. XIV. ad Ed. Die Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, enthält eine bestimmte Summe99Expeditam habet quantitatem, nemlich nach dem Urtheil, also kein Widerspruch mit l. 2. §. 2. D. de stip. praet. 46. 5.; denn sie verfällt auf so viel, als der Richter durch das Urtheil ausgesprochen haben wird.

10Mo­des­ti­nus li­bro quar­to pan­dec­ta­rum. Si ad de­fen­den­dum pro­cu­ra­tor da­tus fue­rit, sa­tis­da­re iu­be­tur iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­ne, quae non ab ip­so pro­cu­ra­to­re, sed a do­mi­no li­tis in­ter­po­ni­tur. quod si pro­cu­ra­tor ali­quem de­fen­dat, ip­se co­gi­tur sa­tis­da­re iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­ne.

10Modestin. lib. IV. Pandect. Wenn ein Procurator zur Vertheidigung bestellt sein sollte, so wird befohlen, Bürgschaft vermittelst der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, zu stellen, welche nicht vom Procurator selbst, sondern vom Herrn des Processes eingegangen wird. Wenn aber der Procurator Jemanden vertheidigen sollte, so wird er gezwungen, selbst vermittelst der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, Bürgschaft zu stellen1010In dieser Stelle ist ein offenbarer Widerspruch enthalten, indem zwei gleiche Fälle verschieden behandelt werden. Dass aber der erste Satz derselben interpolirt sei, und in demselben zwei Mal statt procurator ursprünglich cognitor gestanden habe, (s. Gaj. IV. 101. Fr. Vat. 317.) haben Keller a. a. O. S. 328., Schilling a. a. O. S. 264 ff. Anm. 728., sowie die von demselben S. 421. citirten Bethmann-Hollweg u. v. Buchholtz, endlich auch Zimmern a. a. O. S. 483. Anm. 16. nachgewiesen. Was dagegen Smallenburg l. l. p. 145. bemerkt hat, ist unerheblich, insbes. ist die l. 8. §. 3. D. de procur. 3. 3., auf welche er sich bezieht, selbst, ebenso wie unsere Stelle u. mehrere andere, nach dem §. 4. I. de satisd. 4. 11. interpolirt. S. Bethmann-Hollweg a. a. O. S. 238. Anm. 156. Freilich für das justin. Recht sind alle Stellen, welche sich ursprünglich auf den cognitor bezogen, auf den praesentis procurator zu beziehen, und dann ist in dem zweiten Satz unserer Stelle der procurator für einen absentis procurator zu nehmen. §. 4. u. 5. I. eod..

11Pau­lus li­bro sep­tua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si ser­vus, qui in rem ac­tio­ne pe­te­ba­tur, li­te con­tes­ta­ta de­ces­se­rit, de­in­de pos­ses­sor li­tem de­se­rue­rit, qui­dam fi­de­ius­so­res eius pro li­te da­tos non te­ne­ri pu­tant, quia mor­tuo ho­mi­ne nul­la iam res sit: quod fal­sum est, quon­iam ex­pe­dit de evic­tio­ne ac­tio­nis con­ser­van­dae cau­sa, item fruc­tuum no­mi­ne rem iu­di­ca­ri.

11Paul. lib. LXXIV. ad Ed. Einige glauben, dass, wenn ein Sclave, welcher durch eine dingliche Klage gefordert wurde, nach der Litiscontestation verstorben sei, sodann der Beklagte den Rechtsstreit habe liegen lassen, die für den Rechtsstreit1111Pro lite. S. die Bem. zu l. 33. D. de fidej. 46. 1. u. vgl. mit dieser Stelle l. 16. D. de rei vind. 6. 1. u. l. 8. D. de re jud. 42. 1. bestellten Bürgen desselben nicht gehalten seien, weil, nachdem der Sclave gestorben, nun kein Gegenstand [der Verurtheilung] mehr vorhanden sei. Das ist aber falsch, weil es, um die Klage wegen der Entwährung zu erhalten, desgleichen wegen der Früchte von Nutzen ist, dass die Sache durch das Urtheil entschieden werde.

12Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Si reus post iu­di­ca­tum sol­vi ab eo da­tum in ma­gis­tra­tu sit nec in­vi­tus in ius vo­ca­ri pos­sit, ta­men, ni­si res bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu de­fen­da­tur, fi­de­ius­so­res te­nen­tur.

12Pompon. lib. XXVI. ad Sabin. Wenn der Beklagte, nachdem von ihm Bürgschaft gestellt ist, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, sich in einem obrigkeitlichen Amte befinden sollte, und also nicht wider Willen vor Gericht gefordert werden kann, so sind doch, wenn die Sache nicht nach dem Ermessen eines redlichen Mannes vertheidigt wird, die Bürgen gehalten.

13Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo dis­pu­ta­tio­num. Cum quae­re­ba­tur, si in­ter­po­si­ta iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­ne, cum quis rem non de­fen­de­ret, post­ea ex ere­mo­di­cio sen­ten­tiam es­set pas­sus, an ob rem iu­di­ca­tam clau­su­la com­mit­ta­tur: di­ce­bam unam clau­su­lam in sti­pu­la­tio­ne iu­di­ca­tum sol­vi et ob rem non de­fen­sam et ob rem iu­di­ca­tam in se ha­be­re: cum igi­tur iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio una clu­da­tur clau­su­la, si­ve res iu­di­ce­tur si­ve res non de­fen­da­tur, me­ri­to quae­ri­tur, si al­te­ra cau­sa com­mit­ta­tur, an ex al­te­ra rur­sum com­mit­ti pos­sit. ec­ce enim si quis sti­pu­le­tur: ‘si na­vis ex Asia ve­ne­rit, aut si Ti­tius con­sul fue­rit’, con­stat, si­ve na­vis prior ve­ne­rit si­ve Ti­tius con­sul an­te fac­tus sit, com­mit­ti sti­pu­la­tio­nem: sed ubi com­mis­sa est ex prio­re cau­sa, ex al­te­ra, li­cet ex­is­tat con­di­cio, am­plius non com­mit­ti­tur: al­te­ra cau­sa enim, non utra­que in­erat sti­pu­la­tio­ni. pro­in­de vi­den­dum, sti­pu­la­tio ob rem non de­fen­sam utrum com­mis­sa est re non de­fen­sa an non prius cre­di­tur com­mis­sa, ni­si ex sti­pu­la­tio­ne lis fue­rit con­tes­ta­ta? quod ma­gis est: et id­eo nec fi­de­ius­so­ri­bus vi­de­tur sta­tim dies ce­de­re, ubi res coe­pe­rat non de­fen­di. pro­in­de si for­te lis fi­ni­ta fue­rit, ad quam de­fen­sio erat ne­ces­sa­ria, vel so­lu­tio­ne vel trans­ac­tio­ne vel ac­cep­ti­la­tio­ne vel quo alio mo­do, con­se­quen­ter pla­cuit eva­nes­ce­re ob rem non de­fen­sam clau­su­lam. 1Si fue­ro a fi­de­ius­so­re pro­cu­ra­to­ris sti­pu­la­tus iu­di­ca­tum sol­vi qua­si in rem ac­tu­rus et post­ea in per­so­nam ege­ro, vel alia ac­tio­ne ac­tu­rus, aliam au­tem dic­ta­ve­ro ac­tio­nem, non com­mit­ti­tur sti­pu­la­tio, quia de alia ac­tum vi­de­tur, de alia sti­pu­la­tio in­ter­po­si­ta.

13Ulp. lib. VII. Disputat. Als gefragt wurde: ob, wenn nach eingegangener Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, der [Versprecher] die Sache nicht vertheidigte, nachher in Folge der Versäumniss1212Eremodicio. Ueber den Begriff dieses Wortes s. v. Glück III. S. 493. ff. u. Zimmern a. a. O. §. 136. das Urtheil gegen ihn gesprochen wäre, die Clausel wegen der durch das Urtheil entschiedenen Sache verfalle? so sagte ich: In der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, enthalte eine einzige Clausel sowohl [den Fall] wegen nicht vertheidigter Sache, als auch [den] wegen der entschiedenen Sache in sich. Da also die Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, in einer einzigen Clausel abgefasst wird, so fragt es sich, — mag nun die Sache durch das Urtheil entschieden, oder mag die Sache nicht vertheidigt werden, — mit Recht, ob die Stipulation, wenn sie aus dem einen Grund verfalle, noch aus dem anderen verfallen könne? So z. B. wenn Jemand stipuliren sollte: Wenn das Schiff aus Asien gekommen sein wird, oder wenn Titius Consul gewesen sein wird, so ist gewiss, dass, möge das Schiff zuerst gekommen, oder Titius zuvor Consul geworden sein, die Stipulation verfalle; aber wenn sie aus dem ersten Grund verfallen ist, so verfällt sie aus dem zweiten nicht mehr, wenngleich die Bedingung eintritt; denn einer von beiden Gründen, nicht beide waren in der Stipulation enthalten. Nun ist zu untersuchen, ob die Stipulation wegen nicht vertheidigter Sache [sogleich] verfallen ist, wenn die Sache nicht vertheidigt worden ist, oder nicht eher für verfallen gehalten wird, als bis die Litiscontestation in Folge der Stipulation erfolgt ist? Und dafür spricht mehr, und darum scheint auch für die Bürgen der Termin nicht sogleich zu laufen anzufangen, sobald die Sache nicht vertheidigt wurde. Deshalb hat man folgerichtig angenommen, dass, wenn etwa der Rechtsstreit beendigt sei, zu welchem die Vertheidigung nothwendig war, entweder durch Zahlung, oder durch Vergleich, oder durch Acceptilation, oder auf irgend eine andere Weise, die Clausel wegen nicht vertheidigter Sache erlösche1313Hierin liegt die Antwort auf die in dem Anfang der Stelle aufgeworfene Frage. Denn wenn das Urtheil gegen den Versprecher gefällt wurde, als er sich schon auf die Klage aus der Clausel ob rem non defensam eingelassen hatte, so kann die Clausel ob rem judicatam nicht mehr verfallen, da dies schon mit jener der Fall gewesen ist. Umgekehrt kann die Clausel ob rem non defensam nicht mehr verfallen, wenn, bevor aus derselben geklagt wurde, das Urtheil gesprochen wird, denn nun verfällt die ob rem judicatam. S. Pothier l. l. h. t. num. 24.. 1Wenn ich vom Bürgen des Procurators stipulirt haben werde, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, gleich als wollte ich eine dingliche Klage anstellen, und nachher mit einer persönlichen Klage geklagt haben werde, oder als wollte ich eine gewisse Klage anstellen, nachher aber eine andere Klage erhoben haben werde, so verfällt die Stipulation nicht, weil wegen einer anderen Sache geklagt zu sein scheint, als wegen der, in Bezug auf welche die Stipulation eingegangen worden ist.

14Iu­lia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Si ex duo­bus fi­de­ius­so­ri­bus, qui iu­di­ca­tum sol­vi spopon­de­rant, al­ter ob rem non de­fen­sam par­tem suam sol­ve­rit, ni­hi­lo mi­nus res de­fen­di pot­erit. nec ta­men is, qui sol­ve­rit, re­pe­tet: sti­pu­la­tio enim pro par­te eius per­emp­ta est, per­in­de ac si ac­cep­tum ei fac­tum fuis­set. 1Quo­tiens ex sti­pu­la­tio­ne iu­di­ca­tum sol­vi ob rem non de­fen­sam agi­tur cum fi­de­ius­so­ri­bus, non est in­iquum ca­ve­ri do­mi­num prio­re iu­di­cio ab­sol­vi, quia omis­sa cau­tio­ne fi­de­ius­so­res man­da­ti iu­di­cio non con­se­quen­tur aut cer­te co­gan­tur do­mi­num prio­re iu­di­cio de­fen­de­re.

14Julian. lib. LV. Dig. Wenn von zwei Bürgen, welche gelobt hatten, dass dem Urtheil Genüge geschehn solle, der eine wegen nicht vertheidigter Sache seinen Antheil bezahlt haben wird, so wird die Sache nichtsdestoweniger vertheidigt werden können, und doch der, welcher gezahlt haben wird, [das Gezahlte] nicht zurückfordern; denn die Stipulation ist nach Verhältniss seines Antheils vernichtet, ebenso wie wenn sie ihm durch Acceptilation erlassen gewesen wäre. 1So oft aus der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, wegen nicht vertheidigter Sache gegen die Bürgen geklagt wird, ist es nicht unbillig, dass Sicherheit gegeben werde, dass der Geschäftsherr (Beklagte) von der früheren Klage freigesprochen werde, weil, wenn diese Sicherheitsbestellung unterlassen worden ist, die Bürgen auf die Auftragsklage Nichts [vom Beklagten] erlangen werden, oder wenigstens werden gezwungen werden, den Geschäftsherrn bei der früheren Klage zu vertheidigen.

15Afri­ca­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Haec sti­pu­la­tio ‘quam­diu res non de­fen­da­tur’, si­mul at­que de­fen­di coe­pe­rit aut de­fen­di de­be­re de­sie­rit, resol­vi­tur.

15African. lib. VI. Quaest. Diese Stipulation: Solange als die Sache nicht vertheidigt wird, wird sogleich aufgehoben, sowie man angefangen haben wird, zu vertheidigen, oder nicht mehr vertheidigt zu werden braucht.

16Ne­ra­tius li­bro ter­tio mem­bra­na­rum. Ex iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­ne ob rem non de­fen­sam cum uno ex fi­de­ius­so­ri­bus age­re vo­lo: is, quod pro par­te eius fit, sol­ve­re mi­hi pa­ra­tus est: non de­bet mi­hi in eum da­ri iu­di­cium. ne­que enim ae­quum est aut iu­di­cio de­strin­gi aut ad in­fi­tia­tio­nem com­pel­li eum, qui si­ne iu­di­ce da­re pa­ra­tus est, quo non am­plius ad­ver­sa­rius eius per iu­di­cem ab eo con­se­cu­tu­rus est.

16Ad Dig. 46,7,16Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 479, Note 10.Nerat. lib. III. Membran. Ich will aus der Stipulation, dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, wegen nicht vertheidigter Sachen gegen einen von den Bürgen klagen; dieser ist bereit, mir zu zahlen, was auf seinen Theil komme. Es darf mir gegen diesen keine Klage gegeben werden; denn es ist ja nicht billig, dass Derjenige mit einer Klage in Anspruch genommen, oder zum Leugnen genöthigt werde, welcher ohne Dazwischenkunft des Richters so viel zu geben bereit ist, als sein Gegner durch den Richter von ihm würde erlangen können.

17Ve­nu­leius li­bro sex­to sti­pu­la­tio­num. Ex clau­su­la re iu­di­ca­ta, do­lo ma­lo, ob rem non de­fen­sam in so­li­dum com­mit­ti­tur sti­pu­la­tio: non enim vi­de­bi­tur de­fen­sa res bo­ni vi­ri ar­bi­tra­tu, quae non in so­li­dum de­fen­sa sit.

17Venulej. lib. VI. Stipulat. In Folge der Clausel wegen der durch das Urtheil entschiedenen Sache, wegen böser Absicht, wegen nicht vertheidigter Sache verfällt die Stipulation aufs Ganze; denn die Sache wird nicht nach dem Ermessen eines redlichen Mannes vertheidigt zu sein scheinen, welche nicht aufs Ganze vertheidigt worden ist.

18Idem li­bro sep­ti­mo dis­pu­ta­tio­num. Vir bo­nus non ar­bi­tra­tur in­de­fen­sam es­se rem, de qua prae­tor iu­di­cium ac­ci­pe­re non co­gat.

18Idem lib. VII. Disputat. Ein redlicher Mann hält die Sache nicht für unvertheidigt, wegen welcher der Prätor nicht zur Einlassung auf die Klage zwingt.

19Idem li­bro no­no sti­pu­la­tio­num. No­vis­si­ma clau­su­la iu­di­ca­tum sol­vi sti­pu­la­tio­nis ‘do­lum ma­lum ab­es­se afu­tu­rum­que es­se’ et in fu­tu­rum tem­pus per­ma­nens fac­tum de­mons­trat. ita­que et si for­te de­ces­se­rit is, qui do­lo fe­ce­rit, te­ne­bi­tur he­res eius: ver­bum enim ‘afu­tu­rum­que es­se’ ple­nis­si­mum est et ad om­ne tem­pus re­fer­tur, ut, si ali­quo tem­po­re non afue­rit do­lus, quon­iam ve­rum sit non afuis­se, com­mit­ta­tur haec clau­su­la. 1Si au­tem ad­iec­tum sit: ‘si hu­ius rei do­lus ma­lus non ab­erit, quan­ti ea res est, da­ri spon­des?’, et ob ex­tra­nei do­lum pro­mis­sor poe­na te­ne­bi­tur. 2Do­li au­tem ma­li clau­su­la, sic­ut re­li­quae sti­pu­la­tio­nes, in qui­bus tem­pus no­mi­na­tim ad­iec­tum non est, ad prin­ci­pium sti­pu­la­tio­nis re­fer­tur.

19Idem lib. IX. Stipulat. Die letzte Clausel der Stipulation: dass dem Urtheil Genüge geschehen solle, [nemlich die:] dass böse Absicht fern sei und fern sein werde, bezeichnet eine, auch in die Zukunft fortdauernde Handlungsweise. Daher wird, wenn auch etwa Der, welcher mit böser Absicht gehandelt hat, verstorben ist, sein Erbe gehalten sein; denn der Ausdruck; fern sein werde, ist sehr umfassend und bezieht sich auf alle Zeit, so dass, wenn zu irgend einer Zeit die böse Absicht nicht fern gewesen sein wird, diese Clausel verfällt, weil es wahr ist, dass sie nicht fern gewesen sei. 1Wenn aber hinzugefügt sein sollte: Gelobst du auf den Fall, wenn von dieser Sache die böse Absicht nicht fern sein wird, so viel zu geben, als diese Sache beträgt? so wird der Versprecher auch wegen der bösen Absicht eines Fremden auf die Strafe gehalten sein. 2Die Clausel der bösen Absicht wird aber, ebenso wie die übrigen Stipulationen, bei welchen die Zeit nicht namentlich hinzugefügt worden ist, auf den Anfang der Stipulation bezogen1414D. h. wegen eines vor der Stipulation vorgekommenen dolus verfällt die doli mali clausula nicht, kann also Der, welcher die cautio judicatum solvi bestellt hat, nicht in Anspruch genommen werden..

20Scae­vo­la li­bro vi­cen­si­mo di­ges­to­rum. Cum apud Sem­pro­nium iu­di­cem da­tum reus de­fen­de­re­tur, sti­pu­la­tio­ne cau­tum est, ut, quod Sem­pro­nius iu­dex iu­di­cas­set, prae­sta­re­tur: a cu­ius sen­ten­tia pe­ti­tor ap­pel­la­vit et, cum apud com­pe­ten­tem ap­pel­la­tio­ni iu­di­cem res age­re­tur, de­fen­so­re con­dem­na­to quae­si­tum est, an sti­pu­la­tio com­mis­sa es­set. re­spon­dit se­cun­dum ea quae pro­po­ne­ren­tur non es­se iu­re com­mis­sam. Claudius: id­eo sti­pu­la­tio­ne ad­ici­tur: ‘qui­ve in eius lo­cum sub­sti­tu­tus erit’.

20Scaevola lib. XX. Dig. Als bei dem [von der Obrigkeit] bestellten Richter Sempronius, der Beklagte, vertheidigt wurde, ist durch Stipulation Sicherheit bestellt worden, dass Das, was der Richter Sempronius durch das Urtheil entschieden hätte, geleistet werden sollte; gegen die Entscheidung desselben hat der Kläger appellirt, und, als die Sache bei dem rücksichtlich der Appellation competenten Richter verhandelt wurde, hat man gefragt, ob, wenn der Vertheidiger verurtheilt worden, die Stipulation verfallen wäre? [Scaevola] hat das Gutachten ertheilt, den angeführten Umständen gemäss sei sie dem Rechte nach nicht verfallen. Claudius1515S. oben die Bem. zu l. 88. D. de solut. 46. 3. [bemerkt hierzu:] darum wird in der Stipulation hinzugefügt: Oder wer an die Stelle desselben gesetzt sein wird.

21Idem li­bro sin­gu­la­ri quaes­tio­num pu­bli­ce trac­ta­ta­rum. Si unus ex fi­de­ius­so­ri­bus ob rem non de­fen­sam con­ven­tus sit, de­in­de post­ea res de­fen­da­tur, al­ter fi­de­ius­so­rum ob rem iu­di­ca­tam con­ve­ni­ri pot­est. et si reus pro­mit­ten­di duo­bus he­redi­bus re­lic­tis de­ces­se­rit, al­ter rem non de­fen­dat, al­ter de­fen­dat: is qui non de­fen­dat ob rem non de­fen­sam con­ve­ni­ri pot­est, il­le qui de­fen­dat ob rem iu­di­ca­tam, quon­iam in unius eius­dem­que per­so­na non pos­se com­mit­ti has duas clau­su­las cre­di­tur et nos di­ci­mus sem­per prae­va­le­re rei iu­di­ca­tae clau­su­lam eam­que so­lam com­mit­ti.

21Idem lib. sing. Quaest. publ. tract. Wenn einer von den Bürgen wegen nicht vertheidigter Sache belangt sein, sodann nachher die Sache vertheidigt werden sollte, so kann der andere von den Bürgen wegen der durch das Urtheil entschiedenen Sache belangt werden. Und wenn ein Beklagter mit Hinterlassung von zwei Erben verstorben sein [und], der eine die Sache nicht vertheidigen, der andere sie vertheidigen sollte, so kann Der, welcher sie nicht vertheidigt, wegen nicht vertheidigter Sache belangt werden, Jener, welcher vertheidigt, wegen der durch das Urtheil entschiedenen Sache, weil man annimmt, dass diese beiden Clauseln nicht in der Person eines und desselben verfallen können; und wir behaupten, dass die Clausel der durch das Urtheil entschiedenen Sache immer den Vorzug habe und sie allein verfalle1616Nemlich in der Person eines einzigen Versprechers..