Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 26 übersetzt von Hunger unter Redaction von Otto
Dig. XXVI5,
De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt
Liber vicesimus sextus
V.

De tutoribus et curatoribus datis ab his qui ius dandi habent, et qui et in quibus causis specialiter dari possunt

(Von den durch eine competente Obrigkeit bestellten Vormündern; ferner welche zu solchen Vormündern bestellt, und aus welchen Gründen diese eigentlich bestellt werden können1.)

1Siehe v. Glück a. a. O. S. 400—436.

1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo no­no ad Sa­binum. Si­ve pro­con­sul si­ve prae­ses si­ve et­iam prae­fec­tus Ae­gyp­ti si­ve pro­con­su­la­tum op­ti­neat pro­vin­ciae vel tem­po­ris cau­sa prae­si­de de­func­to vel quia ip­si pro­vin­cia re­gen­da com­mis­sa est, tu­to­rem da­re pot­erit. 1Le­ga­tus quo­que pro­con­su­lis ex ora­tio­ne di­vi Mar­ci tu­to­rem da­re pot­est. 2Quod au­tem per­mit­ti­tur tu­to­rem da­re pro­vin­ciae prae­si­di, eis tan­tum per­mit­ti­tur, cui11Die Großausgabe liest qui statt cui. sunt eius­dem pro­vin­ciae vel ibi­dem do­mi­ci­lium ha­bent.

1Ulp. lib. XXXIX. ad Sabin. Einen Vormund bestellen wird der Proconsul, der Präses, auch der Präfect von Aegypten, oder der, welchem die Verwesung des Proconsulates, oder die Leitung der Provinz zeitig, etwa aus dem Grunde, weil der Präses starb, oder ihm die Regierung der Provinz anvertraut wurde,22Die Basiliken (Tom. II. p. 829.) weichen hier etwas ab, nämlich die letzten Worte „vel quia ipsi regenda provincia comissa est“ fehlen, und der Grund einer zeitigen Verwesung ist blos der Tod des Statthalters. obliegt, können. 1Auch der Legat des Proconsuls kann nach der Rede des höchstseligen Marcus einen Vormund bestellen. 2Wenn aber der Präses der Provinz Vormünder bestellen kann, so erstreckt sich dies nur auf Personen derselben Provinz, oder solche, die dort ihren Wohnsitz haben.

2Idem li­bro tri­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Cum qui­dam tu­to­res da­ti ap­pel­las­sent, qui­dam au­tem non ad­es­sent, di­vus Pius re­scrip­sit dan­dum tem­po­ra­rium tu­to­rem, qui tu­te­la fun­ga­tur.

2Idem lib. XXXV. ad Ed. Da einige von des bestellten Vormündern [gegen den Richter, der ihre Entschuldigungsgründe verwarf] appellirten, andere aber nicht gegenwärtig waren, so befahl der höchstselige Pius, es solle zur Führung der Vormundschaft ein zeitiger Vormund bestellt werden.

3Idem li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Ius dan­di tu­to­res da­tum est om­ni­bus ma­gis­tra­ti­bus mu­ni­ci­pa­li­bus eo­que iu­re uti­mur, sed il­lum, qui ab eo­dem mu­ni­ci­pio vel agro eius­dem mu­ni­ci­pii est.

3Idem lib. XXXVI. ad Ed. Alle Municipalobrigkeiten haben das Recht, Vormünder zu geben: dies ist ein aufgenommener Rechtssatz; es muss aber dieser [Vormund] aus demselben Municipium, oder aus dem Gebiete desselben Municipiums sein.

4Idem li­bro no­no ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Prae­tor ip­se se tu­to­rem da­re non pot­est, sic­ut nec pe­da­neus iu­dex nec com­pro­mis­sa­rius ex sua sen­ten­tia fie­ri pot­est.

4Idem lib. IX. ad leg. Jul. et Pap. Ein Prätor kann sich ebenso wenig selbst zum Vormunde bestellen, als er sich zu einem Richter oder erwählten Schiedsrichter machen kann.

5Gaius li­bro duo­de­ci­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Il­lud sem­per con­sti­tit prae­si­dem pos­se tu­to­rem da­re tam ab­sen­tem quam prae­sen­tem et tam prae­sen­ti quam ab­sen­ti

5Gaj. lib. XII. ad Ed. prov. Es war jederzeit etwas Bekanntes, dass der Präses sowohl für einen abwesenden als gegenwärtigen Mündel einen abwesenden sowohl als gegenwärtigen Vormund bestellen könne.

6Ul­pia­nus li­bro oc­ta­vo de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. nec non igno­ran­ti et in­vi­to.

6Ulp. lib. VIII. de omnib. Trib. Ebensow ohne Vorwissen und wider den Willen des Mündels.

7Idem li­bro pri­mo de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. Non tan­tum ad do­tem dan­dam nup­tu­rae cu­ra­to­rem da­ri opor­tet, ve­rum et­iam ei quo­que, quae iam nup­ta est. sed et ad do­tem au­gen­dam da­tur et mu­tan­dae quo­que do­tis gra­tia cu­ra­tor da­ri pot­est.

7Idem lib. I. de omnib. Trib. Zur Bestellung der Mitgift darf man nicht nur einer im Heirathen begriffenen, sondern auch einer schon verheiratheten Frauensperson einen Vormund geben. Auch zur Erhöhung der Mitgift, und um eine Veränderung mit derselben vorzunehmen, kann ein Vormund bestellt werden.

8Idem li­bro oc­ta­vo de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. Nec man­dan­te prae­si­de alius tu­to­rem da­re pot­erit. 1Si prae­tor vel prae­ses pro­vin­ciae in fu­ro­re aut demen­tia con­sti­tu­tus de­de­rit tu­to­rem, non pu­to va­le­re: quam­vis enim prae­tor vel prae­ses sit nec fu­ror ei ma­gis­tra­tum ab­ro­get, at­ta­men da­tio nul­lius erit mo­men­ti. 2Da­ri tu­tor om­ni die pot­erit. 3Fu­rio­so et fu­rio­sae et mu­to et sur­do tu­tor vel cu­ra­tor a prae­to­re vel prae­si­de da­ri pot­erit.

8Idem lib. VIII. de omnib. Trib. Aber auch nicht einmal auf Antrag des Präses kann ein Anderer Jemanden zum Vormunde bestellen. 1Hat ein rasender oder wahnsinniger Prätor oder Präses der Provinz einen Vormund bestellt, so ist, nach meiner Meinung, dies ungültig. Denn obgleich er Prätor oder Präses ist, auch der Zustand von Raserei ihm sein Amt nicht entzieht, so wird doch seine Bevormundung ohne Wirkung sein. 2Ein Vormund kann an jedem Tage gegeben werden. 3Wahnsinnigen beiderlei Geschlechtes and Stummen und Tauben kann der Prätor oder Präses Tutoren oder Curatoren bestellen.

9Mar­cia­nus li­bro no­no in­sti­tu­tio­num. Im­pu­be­ri ad he­redi­ta­tem ad­eun­dam ut tu­tor de­tur, ex cau­sa per­mis­sum est.

9Marc. lib. IX. Instit. Aus Berücksichtigung der Lage wurde es erlaubt, dass einem Unmündigen zur Antretung der Erbschaft ein Vormund bestellt werde.

10Idem li­bro quin­to re­gu­la­rum. Tu­tor si pe­ti­tus fue­rit ha­ben­ti, sed ab­sen­te eo qua­si non ha­ben­ti da­tus sit, da­tio nul­la est: nam et quo­quo mo­do in pe­ti­tio­ne tu­to­ris si er­ra­tum fue­rit in fac­ti cau­sa, ma­xi­me post con­sti­tu­tio­nem di­vo­rum fra­trum non va­let tu­to­ris da­tio.

10Idem lib. V. Reg. Wurde einem schon Bevormundeten, der aber abwesend ist, in der Meinung, als sei er noch unbevormundet, ein Vormund bestellt, so ist das Geschäft nichtig; denn es soll, worin nur immer der Irrthum in der Wahrheit beim Bevormunden liege, besonders nach der Verfügung der höchstseligen Brüder, die Bevormundung ungültig sein.

11Cel­sus li­bro un­de­ci­mo di­ges­to­rum. Cu­ra­tor pu­pil­lo vel pu­pil­lae non da­tur, si tu­tor eo­rum afue­rit.

11Cels. lib. XI. Dig. Ist ein Tutor da, so wird den unmündigen Kindern kein Curator bestellt.

12Ul­pia­nus li­bro ter­tio de of­fi­cio pro­con­su­lis. His qui in ea cau­sa sunt, ut su­per­es­se re­bus suis non pos­sint, da­re cu­ra­to­rem pro­con­su­lem opor­te­bit. 1Nec du­bi­ta­bit fi­lium quo­que pa­tri cu­ra­to­rem da­re: quam­vis enim con­tra sit apud Cel­sum et apud alios ple­ros­que re­la­tum, qua­si in­de­co­rum sit pa­trem a fi­lio re­gi, at­ta­men di­vus Pius Ins­tio Ce­le­ri, item di­vi fra­tres re­scrip­se­runt fi­lium, si so­brie vi­vat, pa­tri cu­ra­to­rem dan­dum ma­gis quam ex­tra­neum. 2Di­vus Pius ma­tris que­rel­lam de fi­liis prod­igis ad­mi­sit, ut cu­ra­to­rem ac­ci­piant, in haec ver­ba: ‘Non est no­vum quos­dam, et­si men­tis suae vi­de­bun­tur ex ser­mo­ni­bus com­po­tes es­se, ta­men sic trac­ta­re bo­na ad se per­ti­nen­tia, ut, ni­si sub­ve­nia­tur is, de­du­can­tur in eges­ta­tem. eli­gen­dus ita­que erit, qui eos con­si­lio re­gat: nam ae­quum est pro­spi­ce­re nos et­iam eis, qui quod ad bo­na ip­so­rum per­ti­net, fu­rio­sum fa­ciunt ex­itum’.

12Ulp. lib. III. de off. Proc. Denen, welche in einem Zustande der Unfähigkeit zur Verwaltung ihrer eigenen Geschäfte sich befinden, muss der Proconsul einen Curator geben. 1Ohne Zweifel kann hier der Sohn Curator des Vaters werden. Denn obgleich Celsus und viele Andere das Gegentheil anführen, als wäre es gegen das Gefühl des Anstandes, wenn der Vater unter der Leitung des Sohnes stehe; so hat dennoch der höchstselige Pius an den Justius Celer und ebenso haben die göttlichen Brüder verfügt: man solle lieber einen Sohn, wenn dieser ein nüchternes Leben führt, als eine fremde Person zum Curator bestellen. 2Der höchstselige Pius erhörte die Klage einer Mutter um einen Curator für ihre verschwenderischen Söhne in folgenden Worten: Es ist nichts Neues, dass Leute, wenn man sie auch nach ihren Aeusserungen für vernünftig hält, doch so mit ihrem Vermögen umgehen, dass, wenn man keine Maassregeln dagegen trifft, sie in Armuth gerathen, deshalb muss man Jemanden wählen, der sie mit Klugheit anleitet. Denn es ist Menschenpflicht auch für die Sorge zu tragen, welche rücksichtlich ihres Vermögens wie Wahnsinnige handeln.

13Pa­pi­nia­nus li­bro un­de­ci­mo quaes­tio­num. Si im­pu­be­ri li­ber­tas et he­redi­tas per fi­dei­com­mis­sum da­ta sit et in­sti­tu­tus ad­ire no­lit, se­na­tus cen­suit eum, si im­pu­be­ris no­mi­ne de­si­de­re­tur, ad­ire co­gen­dum, ut ta­men pu­pil­lo pu­pil­lae tu­tor ab eo, cui ius dan­di erit, de­tur, qui tu­te­lam re­ti­neat, quo­ad re­sti­tua­tur he­redi­tas et rem sal­vam fo­re ab he­rede ca­vea­tur. post­ea di­vus Ha­d­ria­nus, ut idem in eo ser­ve­tur, cui di­rec­ta li­ber­tas da­ta fue­rit, re­scrip­sit. 1Quam­vis au­tem a pa­tro­no rem sal­vam pu­pil­lo fo­re non fa­ci­le cau­tio ex­iga­tur, ta­men se­na­tus pro ex­tra­neo ha­be­ri vo­luit eum, qui, quod in ip­so fuit, et­iam li­ber­ta­te pri­va­vit im­pu­be­rem: et ius qui­dem li­ber­ti, quod ha­bet, quia ex cau­sa fi­dei­com­mis­si ma­nu­mit­tit, non est ei ab­la­tum, tu­te­la ve­ro si­ne vin­cu­lo cau­tio­nis non com­mit­ti­tur. quid er­go si non ca­veat? non du­bie tu­te­la non erit apud pa­tro­num. 2Sed si puel­la duo­de­ci­mum an­num im­ple­ve­rit, tu­tor de­si­nit es­se: quon­iam ta­men mi­no­ri­bus an­no­rum de­si­de­ran­ti­bus cu­ra­to­res da­ri so­lent, si cu­ra­tor pa­tro­nus pe­ta­tur, fi­des in­qui­si­tio­nis pro vin­cu­lo ce­det cau­tio­nis.

13Papin. lib. XI. Quaest. Es gab Jemand einem Unmündigen [Sclaven] die Freiheit und Erbschaft in einem Fideicommisse, der eingesetzte Erbe aber wollte die Erbschaft nicht antreten. In diesem Falle beschloss der Senat, der Erbe dürfe, wenn im Namen des Mündels dies verlangt werde, zur Antretung gezwungen werden, doch so, dass von einer dazu bemächtigten Person das unmündige Kind einen Vormund erhalte. Dieser soll im Besitze der Vormundschaft bis zur Rückerstattung der Erbschaft verbleiben, und sich vom Erben gegen jeden verschuldeten Verlust Sicherheit leisten lassen. Späterhin verordnete der höschtselige Hadrianus, dasselbe solle auch bei einem solchen Kinde, welchem unmittelbar die Freiheit gegeben wurde, beobachtet werden. 1Ob aber gleich nicht so leicht vom Freilasser Sicherheitsleistung für den Mündel wegen [seiner] redlichen Verwaltung gefordert wird, so war doch der Wille des Senates, dass ein solcher Freilasser, der, soviel an ihm lag, den Mündel auch der Freiheit entzogen hätte, ebenso wie jeder Andere behandelt werde. Es ist ihm zwar sein Recht gegen den Freigelassenen, weil er ihn aus dem Grunde fideicommissarischer Verfügung frei gab, nicht entzogen, aber die Vormundschaft wird ihm nicht ohne die Last einer Sicherheitsleistung anvertraut. Wie nun, wenn er keine Sicherheit leistet? Ohne Zweifel wird er dann nicht Vormund werden. 2Hat ein Mädchen das zwölfte Jahr erreicht, so hat die Vormundschaft ein Ende. Weil jedoch Minderjährigen auf ihr Begehren Curatoren bestellt werden, so soll, wenn die Wahl [dieser] auf den Freilasser fiel, hier nun die Glaubwürdigkeit der Untersuchung die Last einer Sicherheitsleistung vertreten.

14Idem li­bro duo­de­ci­mo quaes­tio­num. Li­ber­tus non aliis pa­tro­ni pa­tro­nae­ve li­be­ris tu­tor es­se co­gi­tur, quam qui iu­ra pa­tro­na­tus spe­ra­re pos­sunt.

14Idem lib. XII. Quaest. Ein Freigelassener wird nur über solche Kinder des Freilassers oder der Freilasserin gezwungen Vormund zu sein, welche die Patronatsrechte über ihn zu erwarten haben.

15Pau­lus li­bro se­cun­do ad edic­tum. In om­nem rem cu­ra­tor dan­dus est in eius tu­to­ris lo­cum, qui rei pu­bli­cae cau­sa afuit:

15Paul. lib. II. ad Ed. Zu jedem Geschäfte kann an die Stelle des Vormundes, der des Staates wegen abwesend ist, ein Curator gegeben werden;

16Idem li­bro sep­tua­ge­si­mo ter­tio ad edic­tum. nec il­le de­si­nit tu­tor es­se. quod et in om­ni­bus, qui ad tem­pus ex­cu­san­tur, iu­ris est.

16Idem lib. LXXIII. ad Ed. es hört auch jener nicht auf, Vormund zu sein. Und dies ist so Rechtens bei allen, welche bis zu einer bestimmten Zeit hin entschuldigt sind.

17Ul­pia­nus li­bro no­no ad edic­tum. Ei, qui de sta­tu suo li­ti­gat, tu­to­rem da­ri pos­se Pom­po­nius scri­bit et ve­rum est, ut ita de­mum te­n­eat da­tio, si li­ber est.

17Ulp. lib. IX. ad Ed. Pomponius schreibt, dem, welcher über seinen bürgerlichen Zustand noch in einem Rechtsstreite sich befindet, könne wohl ein Vormund gegeben werden. Dies ist auch wahr. Es gilt aber dann erst die Bevormundung, wenn für die Freiheit entschieden wurde.

18Idem li­bro se­xa­ge­si­mo pri­mo ad edic­tum. In dan­do tu­to­re ex in­qui­si­tio­ne et in eum in­qui­ri­tur, qui se­na­tor est: et ita Se­ve­rus re­scrip­sit.

18Idem lib. LXI. ad Ed. Auch ein Senator muss einer Untersuchung sich unterziehen bei solchen Bevormundungen, welche dies erheischen. Dies sagte Severus in einem Rescripte.

19Pau­lus li­bro sex­to de­ci­mo ad Plau­tium. Ubi ab­sunt hi, qui tu­to­res da­re pos­sunt, de­cu­rio­nes iu­ben­tur da­re tu­to­res, dum­mo­do ma­ior pars con­ve­niat: ubi non est du­bium, quin unum ex se da­re pos­sint. 1Ma­gis­tra­tus mu­ni­ci­pa­lis col­le­gam suum quin da­re tu­to­rem pos­sit, non est du­bium.

19Paul. lib. XVI. ad Plaut. Wenn die zu Bevormundungen gesetzlich bestimmten Personen abwesend sind, so liegt diese Nothwendigkeit den Decurionen ob, wenn nur die Mehrzahl (dabei) übereinstimmt. Ohne Zweifel können diese einen Vormund aus ihrer Zahl bestellen. 1Es unterliegt keinem Zweifel, dass Municipalbeamte einen Mitbeamten zum Vormunde bestellen können33V. Glück a. a. O. S. 462. u. 463., wo er mit Cujacius und Anderen gegen den Scipio Gentilis die Wahrheit dieser Gesetzesstelle vertheidigt..

20Mo­des­ti­nus li­bro sep­ti­mo dif­fe­ren­tia­rum. Ven­tri tu­tor a ma­gis­tra­ti­bus po­pu­li Ro­ma­ni da­ri non pot­est, cu­ra­tor pot­est: nam de cu­ra­to­re con­sti­tuen­do edic­to com­pre­hen­sum est. 1Cu­ra­to­rem ha­ben­ti quo mi­nus alius cu­ra­tor de­tur, re­gu­la iu­ris non est im­pe­d­imen­to.

20Modestin. lib. VII. Diff. Einem Embryo kann kein Römischer Beamter einen Tutor, wohl aber einen Curator geben. Denn über die Bestellung eines Curators [in diesem Falle] handelt das Edict. 1Es steht keine Rechtsvorschrift im Wege, dass Jemandem, der schon einen Curator hat, noch ein anderer Curator gegeben werden könne.

21Idem li­bro pri­mo ex­cu­sa­tio­num. Εἰδέναι δεῖ τοὺς ἄρχοντας, ὅτι κουράτορας ἀφήλιξι γυναῖκας οὐ χειροτονήσουσιν. 1Ἐὰν μήτηρ ἐπὶ ταύτῃ τῇ αἱρέσει γράψῃ υἱοὺς κληρονόμους ἐὰν ἀπολυθῶσι τῆς τοῦ πατρὸς ἐξουσίας, ἀπολυθέντων τούτων καὶ διὰ τοῦτο κληρονομησάντων αὐτὸς ὁ πατὴρ κουράτωρ χειροτονηθῆναι οὐ δύναται, κἂν βούληται, ἵνα μὴ ἄλλῃ ὁδῷ τοῦτο ὅπερ οὐκ ἠβουλήθη ἡ διαθεμένη γένηται. καὶ τοῦτο οὕτως ὑπὸ τοῦ θείου Σεβήρου νενομοθέτηται. 2Ἀλλὰ κἄν τις ἀπὸ γονέων κωλυθῇ ἐπιτροπεύειν, τοῦτον οὔτε χειροτονεῖσθαι προσήκει· κἂν χειροτονηθεὶς μὴ παραιτήσηται, κωλύεσθαι αὐτὸν ἐπιτροπεύειν μενούσης τῆς ἐπιτιμίας. 3Τοὺς ἐν πρεσβείᾳ ὄντας μὴ χειροτονείτωσαν ἐπιτρόπους ἢ κουράτορας οἱ ἄρχοντες, ἐπειδήπερ παρ’ ὃν χρόνον πρεσβεύουσιν, ὁ κίνδυνος αὐτοῖς οὐ διαφέρει. 4Ἐὰν ἐπαρχιακὸν ἄνθρωπον πρεσβεύοντα ὁ ἐν Ῥώμῃ ἄρχων δῷ ἐπίτροπον, ἀφεθήσεται. 5Πρὸς τοῖς λοιποῖς δικαίοις δεῖ τὸν ἄρχοντα καὶ τοὺς τρόπους τῶν μελλόντων χειροτονηθήσεσθαι σκοπεῖν· οὔτε γὰρ οὐσία οὔτε ἀξίωμα οὕτως ἱκανὸν πρὸς πίστιν, ὡς ἀγαθὴ προαίρεσις καὶ χρηστοὶ τρόποι. 6Διὰ παντὸς δὲ μάλιστα τοῦτο παρατηρείτωσαν οἱ ἄρχοντες μὴ χειροτονεῖν τοὺς βουλομένους ἐπιρρίπτειν ἑαυτούς, ἵνα χειροτονηθῶσι, καὶ ἀργύριον διδόντασ· τούτους γὰρ καὶ κολάσει ὑπευθύνους εἶναι νενομοθέτηται.

21Idem lib. I. Excus. Obrigkeitliche Personen müssen es wissen, dass sie Minderjährigen keine Weiber zu Curatoren wählen dürfen. 1Wenn eine Mutter Söhne unter der Bedingung: wenn sie von der väterlichen Gewalt frei sein werden, zu Erben einsetzt, so kann, wenn sie frei und Erben geworden sind, der Vater selbst, auch wenn er es wollte, nicht zu ihrem Curator erwählt werden, damit nicht auf einem anderen Wege Etwas gegen den Willen der Erblasserin geschehe. Dies wurde so vom höchstseligen Severus verordnet. 2Es darf auch derjenige, dessen Wahl die Eltern ausdrücklich sich verbaten, nicht zum Vormunde gewählt werden. Würde er aber doch gewählt und machte keine Einwendungen dagegen, so kann er, jedoch ohne Verletzung seiner Ehre44Das griechische Wort επιτιμία veranlasste den Accursius zu einer falschen Erklärung, Anton Augustin übersetzte es durch existimatio., von der Vormundschaft zurückgewiesen werden. 3Personen, die in Gesandschaften stehen, sollen die Obrigkeiten nicht zu Tutoren oder Curatoren wählen, weil sie, während der Zeit ihrer Gesandschaft, für keinen Schaden haften. 4Wenn eine Obrigkeit in Rom einen gewesenen Präfect, der bei einer Gesandschaft sich befindet, zum Vormunde gab, so wird er entlassen werden. 5In Verbindung mit anderen rechtlichen Bedingungen muss die Obrigkeit den Charakter der zu Erwählenden untersuchen; denn es bürgen weder Reichthum noch Würde so für ihre Redlichkeit, wie eine gewissenhafte Wahl und ein edler Charakter. 6Jederzeit aber muss die Obrigkeit darauf sehen, dass sie nicht solche wählt, die sich selbst der Wahl aufdrängen, oder Geld zu diesem Zwecke geben; denn diese sind nach einer [kaiserlichen] Verordnung der Strafe verfallen.

22Idem li­bro quin­to ex­cu­sa­tio­num. Καὶ οἱ μὴ βουλευταὶ βουλευτῶν παισὶ χειροτονοῦνται ἐπίτροποι, ὥσπερ καὶ βουλευταὶ τοῖς μὴ ἐκ βουλευτῶν.

22Idem lib. V. Excus. Auch solche, die keine Decurionen sind, können zu Vormündern über Kinder von Decurionen erwählt werden, sowie auch Decurionen für die, welche nicht von Decurionen abstammen.

23Idem li­bro quar­to pan­dec­ta­rum. Si­mul plu­res tu­to­res da­ri pos­sunt.

23Idem lib. IV. Pand. Es können auch zugleich mehrere Vormünder bestellt werden.

24Pau­lus li­bro no­no re­spon­so­rum. ‘Di­vi Mar­cus et ve­rus Cor­ne­lio Pro­cu­lo. si quan­do de­sint in ci­vi­ta­te, ex qua pu­pil­li ori­un­di sunt, qui ido­nei vi­dean­tur es­se tu­to­res, of­fi­cium sit ma­gis­tra­tuum in­qui­re­re ex vi­ci­nis ci­vi­ta­ti­bus ho­nes­tis­si­mum quem­que et no­mi­na prae­si­di pro­vin­ciae mit­te­re, non ip­sos ar­bi­trium dan­di si­bi vin­di­ca­re’.

24Paul. lib. IX. Resp. Der höchstselige Marcus und Verus rescribirten an den Cornelius Proculus: Wenn einmal in der Gemeinde, wo der Mündel geboren wurde, kein tüchtiger Vormund aufzufinden ist, so sei es Pflicht der Obrigkeit, in der benachbarten Gemeinde die ehrbarsten Männer aufzusuchen, und ihre Namen dem Statthalter der Provinz zu übersenden, nicht aber sollten sie sich das Recht selbst zu bevormunden anmaassen.

25Idem li­bro de­ci­mo re­spon­so­rum. Cu­ra­to­rem im­pu­be­ri da­tum qua­cum­que ex cau­sa per­se­ve­ra­re in diem pu­ber­ta­tis in ea­dem cu­ra re­spon­di: er­go post pu­ber­ta­tem alium cu­ra­to­rem si­bi pe­te­re de­be­bit.

25Idem lib. X. Resp. Wurde aus was für immer einer Veranlassung einem Unmündigen ein Curator gegeben, so soll diese Curatel fortdauern bis zur Zeit der Mündigkeit; dies ist meine Antwort. Deshalb wird der Mündiggewordene sich dann einen anderen Curator zu erbitten haben.

26Scae­vo­la li­bro se­cun­do re­spon­so­rum. Se­iae egres­sae an­nos duo­de­cim de­cre­to prae­to­ris ex in­qui­si­tio­ne da­tus est tu­tor qua­si mi­no­ri: quae­ro an ex­cu­sa­re se de­be­ret. re­spon­di se­cun­dum ea quae pro­po­ne­ren­tur ne­que ex­cu­sa­tio­nem ne­ces­sa­riam es­se ne­que ob­li­ga­ri quod non ge­re­ret.

26Scaevola lib. II. Resp. Einer gewissen Seja, die schon das zwölfte Jahr zurückgelegt hat, wurde durch ein prätorisches Decret nach vorgängiger Untersuchung ein Tutor als einer Minderjährigen gegeben. Nun frage ich, ob dieser sich dagegen entschuldigen müsse? Meine Antwort ist, nach dem Gegebenen braucht er weder einen Entschuldigungsgrund anzuführen, noch befindet er sich deshalb in einem obligatorischen Verhältnisse, weil er die Vormundschaft nicht verwaltete.

27Her­mo­ge­nia­nus li­bro se­cun­do iu­ris epi­to­ma­to­rum. Pu­pil­lo, qui tam Ro­mae quam in pro­vin­cia fa­cul­ta­tes ha­bet, re­rum quae sunt Ro­mae prae­tor, pro­vin­cia­lium prae­ses tu­to­rem da­re pot­est. 1Li­ber­ti­no tu­to­res li­ber­ti dan­di sunt: sed et si in­ge­nuus de­tur nec se ex­cu­sa­ve­rit, tu­tor per­se­ve­ra­bit.

27Hermogen. lib. II. Jur. Epitom. Einem Unmündigen, dessen Vermögen theils in Rom, theils in einer Provinz sich befindet, kann in Bezug des Vermögens zu Rom der Prätor, in Bezug des Vermögens in der Provinz der Statthalter einen Vormund geben. 1Für einen Freigelassenen müssen wieder Freigelassene zu Vormündern bestimmt werden. Wird aber ein Freigeborner gegeben, so wird er Vormund bleiben, wenn er die Vormundschaft nicht ablehnte.

28Pau­lus li­bro se­cun­do de­cre­to­rum. Ro­ma­nius Ap­pu­lus ab iu­di­ce ap­pel­la­ve­rat di­cens se non de­buis­se da­ri in tu­te­la col­le­gam ei, quem ip­se, cum ma­gis­tra­tus es­set, no­mi­nas­set suo pe­ri­cu­lo, ne in una tu­te­la du­plex pe­ri­cu­lum sus­ti­ne­ret. de­cre­vit im­pe­ra­tor pos­se quem et fi­de­ius­so­rem pro tu­to­re es­se et ni­hi­lo mi­nus tu­to­rem da­ri: ita­que de­ten­tus est in tu­te­la.

28Paul. lib. II. Decret. Romanius Appulus berief sich (appellirte) vom richterlichen Ausspruch weiter, indem er anführte, er habe nicht dem zum Mitvormunde gegeben werden dürfen, den er selbst, da er noch obrigkeitliche Person war, auf seine Gefahr vorschlug, damit er nicht in einer Vormundschaft zweifach für Schaden hafte. Der Kaiser entschied, es könne Jemand Bürge für den Vormund sein und nichts desto weniger selbst zum Vormund bestellt werden. Deshalb musste er auch Vormund bleiben.

29Idem li­bro sin­gu­la­ri de co­gni­tio­ni­bus. Si per­egre agant qui tu­to­res vel cu­ra­to­res da­ti sunt, ut in­tra diem tri­ge­si­mum no­tum his a ma­gis­tra­ti­bus fiat, di­vus Mar­cus re­scrip­sit.

29Idem lib. sing. de Cogn. Sind die, welche zu Tutoren oder Curatoren bestimmt wurden, verreist, so sollen sie nach einem Rescripte des göttlichen Marcus innerhalb dreissig Tage davon durch die Obrigkeit in Kenntniss gesetzt werden.