Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 20 übersetzt von Sintenis
Dig. XX6,
Quibus modis pignus vel hypotheca solvitur
Liber vicesimus
VI.

Quibus modis pignus vel hypotheca solvitur

(Von der Art und Weise, wie das Pfandrecht oder die Hypothek erlischt.)

1Pa­pi­nia­nus li­bro un­de­ci­mo re­spon­so­rum. De­bi­to­ris ab­sen­tis ami­cus neg­otia ges­sit et pi­g­no­ra ci­tra emp­tio­nem pe­cu­nia sua li­be­ra­vit: ius pris­ti­num do­mi­no re­sti­tu­tum vi­de­tur. igi­tur qui neg­otium ges­sit, uti­lem Ser­via­nam da­ri si­bi non rec­te de­si­de­ra­bit: si ta­men pos­si­deat, ex­cep­tio­ne do­li de­fen­di­tur. 1Cum ven­di­tor nu­me­ra­ta si­bi par­te pre­tii prae­dium quod ven­ie­rat pig­no­ri ac­ce­pis­set ac post­ea re­si­duum pre­tium emp­to­ri lit­te­ris ad eum mis­sis do­nas­set, eo­que de­func­to do­na­tio­nem qui­bus­dam mo­dis in­uti­lem es­se con­sta­bat. iu­re pig­no­ris fis­cum frus­tra pe­te­re prae­dium, qui suc­ces­se­rat in lo­cum ven­di­to­ris, ap­pa­ruit, cu­ius pig­no­ris so­lu­tum es­se pac­tum pri­ma vo­lun­ta­te do­na­tio­nis con­sta­bat, quon­iam in­uti­lem pe­cu­niae do­na­tio­nem lex fa­cit, cui non est lo­cus in pig­no­re li­be­ran­do. 2De­fen­sor ab­sen­tis cau­tio­nem iu­di­ca­tum sol­vi prae­sti­tit: in do­mi­num iu­di­cio post­ea trans­la­to fi­de­ius­so­res ob rem iu­di­ca­tam quos de­fen­sor de­dit non te­ne­bun­tur nec pi­g­no­ra quae de­de­runt.

1Papinian. lib. XI. Resp. Der Freund eines abwesenden Schuldners führte dessen Geschäfte und löste Pfänder, ohne zum Verkauf zu schreiten, mit seinem Gelde wieder ein; hier wird das ursprüngliche Recht des Eigenthümers für wiederhergestellt betrachtet. Mithin kann der Geschäftsführer die Ertheilung der analogen Servianischen Klage nicht für sich verlangen; wenn er sich aber im Besitz befindet, so kann er sich mit der Einrede der Arglist schützen. 1Als ein Verkäufer, nachdem ein Theil des Kaufgeldes für ein verkauftes Grundstück an ihn abgetragen worden war, dasselbe selbst [für den Ueberrest] zum Unterpfande eingesetzt erhalten, und darauf dem Käufer mittelst an ihn erlassener Briefe den Ueberrest vom Preise geschenkt hatte, nach dessen Tode aber die Schenkung auf gewisse Weise als ungültig befunden ward, so forderte der Fiscus, der an des Verkäufers Stelle getreten war, das Grundstück vermöge seines Pfandrechts vergebens; denn man nahm an, dass der Vertrag über dieses Pfand durch den ersten Willen der Schenkung aufgehoben worden sei, weil ein Gesetz die Schenkung des Geldes ungültig macht, was aber auf die Befreiung des Pfandes keinen Bezug hat. 2Der Vertreter eines Abwesenden stellte Sicherheit für die Zahlung einer Summe, wozu eine Verurtheilung erfolgt war; wenn nachher diese Sache wider den Hauptinteressenten fortgesetzt worden ist, so haften die vom Vertreter desselben gestellten Bürgen ebensowenig wegen der Verurtheilung, als die von ihnen gegebenen Unterpfänder.

2Gaius li­bro no­no ad edic­tum pro­vin­cia­le. Si cre­di­tor Ser­via­na ac­tio­ne pig­nus a pos­ses­so­re pe­tie­rit et pos­ses­sor li­tis aes­ti­ma­tio­nem ob­tu­le­rit et ab eo de­bi­tor rem vin­di­cet, non ali­ter hoc fa­ce­re con­ce­de­tur, ni­si prius ei de­bi­tum of­fe­rat.

2Gaj. lib. IX. ad Ed. prov. Wenn der Gläubiger ein Pfand mittelst der Servianischen Klage wider den Besitzer in Anspruch genommen, und der Besitzer sich zur Erlegung der Streitwürderung erboten hat, und der Schuldner wider denselben die Eigenthumsklage wegen der Sache erheben will, so wird er hierzu nur dann gelassen, wenn er ihm zuvor seine Schuld angeboten hat.

3Ul­pia­nus li­bro oc­ta­vo dis­pu­ta­tio­num. Si res dis­trac­ta fue­rit sic, ni­si in­tra cer­tum diem me­lio­rem con­di­cio­nem in­ve­nis­set, fue­rit­que tra­di­ta et for­te emp­tor, an­te­quam me­lior con­di­cio of­fe­re­tur, hanc rem pig­no­ri de­dis­set, Mar­cel­lus li­bro quin­to di­ges­to­rum ait fi­ni­ri pig­nus, si me­lior con­di­cio fue­rit al­la­ta, quam­quam, ubi sic res dis­trac­ta est, ni­si emp­to­ri dis­pli­cuis­set, pig­nus fi­ni­ri non pu­tet.

3Ad Dig. 20,6,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 89, Note 15.Ulp. lib. VIII. Disp. Wenn eine Sache unter der Bedingung verkauft worden ist, dass es dabei sein Bewenden behalten solle, wenn nicht bis zu einem bestimmten Tage annehmlichere Bedingungen geboten worden wären, und deren Uebergabe erfolgt ist, und etwa der Käufer, bevor eine solche geboten worden, die Sache verpfändet hat, so, sagt Marcellus im fünften Buche seiner Digesten, erlischt das Pfandrecht, sobald eine bessere Bedingung angetragen worden ist, obwohl er, wenn die Sache unter der Bedingung verkauft worden ist, dafern sie dem Käufer nicht missfallen sollte, der Ansicht ist, dass das Pfandrecht bestehend bleibe.

4Idem li­bro sep­tua­ge­si­mo ter­tio ad edic­tum. Si de­bi­tor, cu­ius res pig­no­ri ob­li­ga­tae erant, ser­vum quem eme­rat red­hi­bue­rit, an de­si­nat Ser­via­nae lo­cus es­se? et ma­gis est, ne de­si­nat, ni­si ex vo­lun­ta­te cre­di­to­ris hoc fac­tum est. 1Si in ven­di­tio­ne pig­no­ris con­sen­se­rit cre­di­tor vel ut de­bi­tor hanc rem per­mu­tet vel do­net vel in do­tem det, di­cen­dum erit pig­nus li­be­ra­ri, ni­si sal­va cau­sa pig­no­ris sui con­sen­sit vel ven­di­tio­ni vel ce­te­ris: nam so­lent mul­ti sal­va cau­sa pig­no­ris sui con­sen­ti­re. sed si ip­se ven­di­de­rit cre­di­tor, sic ta­men ven­di­tio­nem fe­cit, ne dis­ce­de­ret a pig­no­re, ni­si ei sa­tis­fiat, di­cen­dum erit ex­cep­tio­nem ei non no­ce­re. sed et si non con­ces­se­rat pig­nus ve­num­da­ri, sed ra­tam ha­buit ven­di­tio­nem, idem erit pro­ban­dum. 2Bel­le quae­ri­tur, si for­te ven­di­tio rei spe­cia­li­ter ob­li­ga­tae non va­leat, an no­ce­re haec res cre­di­to­ri de­beat quod con­sen­sit, ut pu­ta si qua ra­tio iu­ris ven­di­tio­nem im­pe­diat? di­cen­dum est pig­nus va­le­re.

4Idem lib. LXXIII. ad Ed. Wenn der Schuldner, dessen Vermögen verpfändet war, einen Sclaven, den er gekauft, dem Verkäufer wegen eines Mangels, womit er behaftet, zurückgegeben hat, fällt da die Serviane weg? Es spricht mehr für die verneinende Meinung, ausser wenn es mit Einwilligung des Gläubigers geschehen ist. 1Ad Dig. 20,6,4,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 249, Note 10.Wenn der Gläubiger in den Verkauf eines Pfandes eingewilligt [oder zugegeben] hat, dass der Schuldner den Gegenstand hat vertauschen, verschenken, oder zur Mitgift geben dürfen, so wird das Pfand befreiet, ausser wenn er in den Verkauf u. s. w. unbeschadet seines Pfandrechts gewilligt hat; denn es wird oft eine Einwilligung der Art mit Vorbehalt des Pfandrechts ertheilt. Wenn der Gläubiger aber selbst verkauft, jedoch dergestalt abgeschlossen hat, dass er sein Pfandrecht unter keiner andern Bedingung aufgebe, als dass ihm dagegen vollständige Befriedigung geworden, so steht ihm keine Einrede entgegen; wenn er hingegen zum Verkauf des Pfandes seine Einstimmung nicht ertheilt, aber den Verkauf genehmigt hat, wird dasselbe [wie oben gedacht] Statt finden. 2Sehr scharfsinnig ist die Frage erhoben worden, ob, wenn der Verkauf einer ausdrücklich verpfändeten Sache nicht von Gültigkeit befunden werde, dieser Umstand dem Gläubiger insofern Schaden bereiten dürfe, als er seine Einwilligung dazu ertheilt hat, z. B. wenn ein Rechtsgrund den Verkauf verhindert? Allein das Pfandrecht bleibt doch bestehend.

5Mar­cia­nus li­bro sin­gu­la­ri ad for­mu­lam hy­po­the­ca­riam. Sol­vi­tur hy­po­the­ca et si ab ea dis­ce­da­tur aut pa­cis­ca­tur cre­di­tor, ne pe­cu­niam pe­tat: ni­si si quis di­cat pac­tum in­ter­po­si­tum es­se, ut a per­so­na non pe­ta­tur. et quid si hoc ac­tum sit, cum for­te alius hy­po­the­cam pos­si­de­bit? sed cum pac­tum con­ven­tum ex­cep­tio­nem per­pe­tuam pa­riat, ea­dem et in hoc ca­su pos­sunt di­ci, ut et ab hy­po­the­ca dis­ce­da­tur. 1Si pa­cis­ca­tur cre­di­tor, ne in­tra an­num pe­cu­niam pe­tat, in­tel­le­gi­tur de hy­po­the­ca quo­que idem pac­tus es­se. 2Si con­ve­ne­rit, ut pro hy­po­the­ca fi­de­ius­sor da­re­tur, et da­tus sit, sa­tis­fac­tum vi­de­bi­tur, ut hy­po­the­ca li­be­re­tur. aliud est, si ius ob­li­ga­tio­nis ven­di­de­rit cre­di­tor et pe­cu­niam ac­ce­pe­rit: tunc enim ma­nent om­nes ob­li­ga­tio­nes in­te­grae, quia pre­tii lo­co id ac­ci­pi­tur, non so­lu­tio­nis no­mi­ne. 3Sa­tis­fac­tum es­se cre­di­to­ri in­tel­le­gi­tur et si ius­iu­ran­dum de­la­tum da­tum est hy­po­the­cae non es­se rem ob­li­ga­tam.

5Marcian. lib. sing. ad form. hyp. Eine Hypothek erlischt auch dann, wenn auf dieselbe Verzicht geleistet wird, oder der Gläubiger sich vertragsweise dazu versteht, sein Geld nicht fordern zu wollen, es müsste denn derselbe behaupten, es sei dieser Vertrag blos in Ansehung der Person eingegangen worden; und wie dann, wenn, während dies ausgemacht worden, ein Anderer die Hypothek besessen hat? Wenn man aber erwägt, dass ein vertragsmässiges Uebereinkommen eine immerdauernde Einrede begründet, so lässt sich auch in diesem Fall der Schluss ziehen, dass auf die Hypothek Verzicht geleistet worden sei. 1Wenn der Gläubiger sich vertragsweise dazu versteht, sein Geld binnen einem Jahre nicht fordern zu wollen, so wird dieses Uebereinkommen auch auf die Hypothek ausgedehnt verstanden. 2Wenn [der Gläubiger und Schuldner] mit einander ausgemacht haben, das Statt der Hypothek ein Bürge bestellt werden soll, und bestellt worden ist, so wird insofern Befriedigung als geschehen betrachtet, dass Befreiung von der Hypothek angenommen wird. Etwas Anderes ist es, wenn der Gläubiger seine Forderung verkauft und sein Geld dafür erhalten hat; dann bleiben alle Verbindlichkeiten unversehrt, weil dasselbe als Kaufpreis und nicht als Zahlung betrachtet wird. 3Befriedigung des Gläubigers wird auch dann angenommen, wenn [dem Schuldner] der Eid angetragen und geleistet worden ist, dass der [betreffende] Gegenstand pfandweise nicht verpflichtet worden sei.

6Ul­pia­nus li­bro sep­tua­ge­si­mo ter­tio ad edic­tum. Item li­be­ra­tur pig­nus, si­ve so­lu­tum est de­bi­tum si­ve eo no­mi­ne sa­tis­fac­tum est. sed et si tem­po­re fi­ni­tum pig­nus est, idem di­ce­re de­be­mus, vel si qua ra­tio­ne ob­li­ga­tio eius fi­ni­ta est. 1Qui pa­ra­tus est sol­ve­re, me­ri­to pig­nus vi­de­tur li­be­ras­se: qui ve­ro non sol­ve­re, sed sa­tis­fa­ce­re pa­ra­tus est, in di­ver­sa cau­sa est. er­go sa­tis­fe­cis­se prod­est, quia si­bi im­pu­ta­re de­bet cre­di­tor, qui sa­tis­fac­tio­nem ad­mi­sit vi­ce so­lu­tio­nis: at qui non ad­mit­tit sa­tis­fac­tio­nem, sed so­lu­tio­nem de­si­de­rat, cul­pan­dus non est. 2In sa­tis­da­tio­ne au­tem non uti­mur Ati­li­ci­ni sen­ten­tia, qui pu­ta­bat, si sa­tis­de­tur ali­cui cer­tae pe­cu­niae, re­ce­de­re eum a pig­no­ri­bus de­be­re.

6Ulp. lib. LXXIII. ad Ed. Es erlischt ferner das Pfandrecht, wenn die Schuld bezahlt, oder dafür Sicherheit bestellt worden ist. Dasselbe findet auch dann Statt, wenn das Pfandrecht durch Zeitablauf beendet, oder die [darauf bezügliche] Verbindlichkeit auf irgend eine Weise erledigt worden ist. 1Wer zur Zahlung bereit ist, von dessen Seiten wird Einlösung des Pfandes als geschehen angenommen; wer sich aber nicht zur Zahlung, sondern zur Sicherheitsbestellung bereit erklärt, ist nicht in demselben Fall. Mithin ist zwar die Bürgschaftbestellung insofern von Nutzen, als es sich der Gläubiger lediglich selbst zurechnen muss, wenn er dieselbe Statt der Zahlung angenommen hat; allein wenn derselbe keine Bürgschaftsbestellung angenommen hat, sondern auf Zahlung besteht, so kann ihm nichts zur Last gelegt werden. 2Bei der Bürgschaftsbestellung nehmen wir übrigens nicht die Ansicht des Atilicinus an, welcher glaubt, dass, wenn Jemandem für eine bestimmte Summe Bürgschaft bestellt werde, er sein Pfandrecht aufgeben müsse.

7Gaius li­bro sin­gu­la­ri ad for­mu­lam hy­po­the­ca­riam. Si con­sen­sit ven­di­tio­ni cre­di­tor, li­be­ra­tur hy­po­the­ca: sed in his pu­pil­li con­sen­sus non de­bet ali­ter ra­tus ha­be­ri, quam si prae­sen­te tu­to­re auc­to­re con­sen­se­rit aut et­iam ip­se tu­tor, sci­li­cet si com­mo­dum ali­quid vel sa­tis ei fie­ri ex eo iu­dex aes­ti­ma­ve­rit. 1Vi­de­bi­mus, si pro­cu­ra­tor om­nium bo­no­rum con­sen­sit vel ser­vus ac­tor, cui et sol­vi pot­est et in id prae­po­si­tus est, an te­n­eat con­sen­sus eo­rum. et di­cen­dum est non pos­se, ni­si spe­cia­li­ter hoc eis man­da­tum est. 2Sed si cum de­bi­to­ris pro­cu­ra­to­re con­ve­nit, ne sit res ob­li­ga­ta, di­cen­dum est id de­bi­to­ri per do­li ex­cep­tio­nem prod­es­se: cum au­tem cum ser­vo eius con­ve­ne­rit, per ip­sam pac­ti ex­cep­tio­nem con­ven­ti de­bet. 3Si con­ve­nit de par­te pro in­di­vi­so alie­nan­da, si cer­ta res est quae venit, pot­est di­ci de re­li­qua par­te ab in­itio agi opor­te­re nec ob­stat ex­cep­tio. 4Il­lud te­nen­dum est, si quis com­mu­nis rei par­tem pro in­di­vi­so de­de­rit hy­po­the­cae, di­vi­sio­ne fac­ta cum so­cio non uti­que eam par­tem cre­di­to­ri ob­li­ga­tam es­se, quae ei ob­tin­git qui pig­no­ri de­dit, sed utrius­que pars pro in­di­vi­so pro par­te di­mi­dia ma­ne­bit ob­li­ga­ta.

7Gaj. lib. sing. ad form. hyp. Wenn der Gläubiger in den Verkauf gewilligt hat, so erlischt die Hypothek; der Einwilligung eines Unmündigen wird jedoch in diesen Fällen nur dann Statt gegeben, wenn er dieselbe in Gegenwart seines Vormundes, oder dieser sie an seiner Statt selbst ertheilt hat, vorausgesetzt, dass der Richter daraus für ihn einen Vortheil oder Befriedigung wahrgenommen hat. 1Wird, wenn der Geschäftsbesorger für eines Andern gesammtes Vermögen, oder ein Verwaltersclav, dem auch [gültiger Weise] Zahlung geleistet werden kann, und der dazu bestellt ist, die Einwilligung ertheilt hat, dieselbe [für den Gläubiger] von Verbindlichkeit sein? Nein, nur wenn ein ausdrücklicher Auftrag dazu erfolgt ist. 2Wenn aber mit dem Geschäftsbesorger des Schuldners das Uebereinkommen getroffen worden ist, dass ein Gegenstand ferner nicht verpfändet sein solle, so wird dies dem Schuldner selbst [, nöthigen Falls] vermöge der Einrede der Arglist, von Nutzen sein. Wenn aber das Uebereinkommen mit dessen Sclaven getroffen worden ist, so muss dasselbe durch die Einrede des vertragsmässigen Uebereinkommens selbst Statt finden. 3Wenn man sich dahin geeinigt, dass die Hälfte [des Pfandes] als ungetheilt veräussert werden solle, so kann man, wenn der verkaufte Gegenstand eine bestimmte Sache war, behaupten, dass sodann nur in Betreff der andern Hälfte Klage erhoben werden könne, ohne dass eine Einrede entgegensteht. 4Das ist aber zu bemerken, dass, wenn Jemand die Hälfte an einer [ihm mit einem Andern] gemeinschaftlich gehörigen Sache zum Unterpfande bestellt hat, und Theilung zwischen ihm und seinem Mitgenossen erfolgt ist, nicht gerade die Hälfte, welche dem zugefallen, der das Pfand bestellt hat, dem Gläubiger verpflichtet ist, sondern es bleibt die Hälfte an beiden Antheilen ungetheilt verpflichtet.

8Mar­cia­nus li­bro sin­gu­la­ri ad for­mu­lam hy­po­the­ca­riam. Sic­ut de re cor­po­ra­li ex­tinc­ta, ita et usu fruc­tu ex­stinc­to pig­nus hy­po­the­ca­ve per­it. 1Cre­di­tor, ne pig­no­ri hy­po­the­cae­ve sit res, pa­cis­ci pot­est: et id­eo si he­redi pac­tus fue­rit, ei quo­que prod­erit pac­tum, cui re­sti­tuit he­redi­ta­tem ex se­na­tus con­sul­to Tre­bel­lia­no. 2Si pro­cu­ra­tor de­bi­to­ris in rem suam sit, non pu­to du­bi­ta­ri de­be­re, quin pac­tum no­ceat cre­di­to­ri. item­que si a par­te cre­di­to­ris pro­cu­ra­tor in rem suam ex­sti­te­rit, pa­cis­cen­do in­uti­lem si­bi fa­ciet hy­po­the­ca­riam ac­tio­nem, in tan­tum, ut pu­tem rec­te di­ci et do­mi­nis li­tis hoc ca­su no­ce­re hanc ex­cep­tio­nem. 3Si con­ve­ne­rit, ne pars di­mi­dia pro in­di­vi­so pig­no­ri sit, quae­cum­que fun­di eius pars a quo­li­bet pos­ses­so­re pe­ta­tur, di­mi­dia non rec­te pe­te­tur. 4Si plu­res de­de­rint pro in­di­vi­so et cum uno cre­di­tor pa­cis­ca­tur, ne hy­po­the­cae sit, de­in­de ab eo pe­tat, et­iam­si hic cum quo pac­tus est so­li­dum fun­dum pos­si­deat, pro in­di­vi­so quia de par­te con­ve­nis­set, non re­pel­lit eum a to­to. 5An pa­cis­ci pos­sint fi­lius fa­mi­lias et ser­vus, ne res pig­no­ri sit, quam pe­cu­lia­ri­ter hy­po­the­cam ac­ce­pe­rint et ha­bent li­be­ram ad­mi­nis­tra­tio­nem, vi­dea­mus, an quem­ad­mo­dum do­na­re non pos­sunt, ita nec pa­cis­ci ne pig­no­ri sit pos­sint. sed di­cen­dum est, ut con­ce­de­re pos­sint, sci­li­cet si pre­tium pro pac­tio­ne ac­ci­piant, qua­si ven­dant. 6Si vo­lun­ta­te cre­di­to­ris fun­dus alie­na­tus est, in­ve­re­cun­de ap­pli­ca­ri si­bi eum cre­di­tor de­si­de­rat, si ta­men ef­fec­tus sit se­cu­tus ven­di­tio­nis: nam si non ven­ie­rit, non est sa­tis ad re­pel­len­dum cre­di­to­rem, quod vo­luit venire. 7Su­per­va­cuum est quae­re­re agrum spe­cia­li­ter hy­po­the­cae da­tum per­mis­su cre­di­to­ris venis­se, si ip­se de­bi­tor rem pos­si­deat: ni­si quod pot­est fie­ri, ut de­bi­tor per­mis­su cre­di­to­ris ven­di­de­rit, de­in­de post­ea bo­na fi­de red­eme­rit ab eo­dem vel ab alio, ad quem per suc­ces­sio­nem ea res per­ti­ne­re coe­pis­set, aut si ip­se de­bi­tor emp­to­ri he­res ex­sti­te­rit: ve­rum­ta­men cum pe­cu­nia so­lu­ta non sit, do­li ma­li su­spi­cio in­erit trans­la­ta ad prae­sens tem­pus, ut pos­sit cre­di­tor re­pli­ca­tio­nem do­li ma­li ob­ice­re. 8Il­lud vi­dea­mus, si Ti­tius de­bi­tor vo­lun­ta­te cre­di­to­ris sui ven­di­de­rit Mae­vio vel ei, a quo Mae­vius eme­rit, et post­ea Mae­vius Ti­tio he­res ex­sti­te­rit et cre­di­tor ab eo pe­tat, quid iu­ris sit. sed in­iquum est au­fer­ri ei rem a cre­di­to­re, qui non suc­ces­sio­nis iu­re, sed alio mo­do rem nac­tus est. pot­est ta­men di­ci, cum Ti­tii do­lus in re ver­sa­re­tur, ne cre­di­tor a pos­ses­so­re pe­cu­niam re­ci­piat, in­iquis­si­mum es­se lu­di­fi­ca­ri eum. 9Quod si is fun­dus a Mae­vio ali­cui ob­li­ga­tus pos­si­dea­tur, cui non­dum sa­tis­fac­tum erit, tunc rur­sus ae­quum erit ex­ci­pi ‘si non vo­lun­ta­te cre­di­to­ris ven­iit’: li­cet enim do­lus ma­lus de­bi­to­ris in­ter­ve­niat qui non sol­vit, ta­men se­cun­dus cre­di­tor qui pig­no­ri ac­ce­pit po­tior est. 10Tu­tius ta­men est, si de­bi­tor a cre­di­to­re pe­tat, ut ei per­mit­tat pig­nus ven­de­re, quo ma­gis sa­tis­fa­ciat, an­te cau­tio­nem ac­ci­pe­re ab eo, qui rem emp­tu­rus erit, ut pre­tium rei ven­di­tae us­que ad sum­mam de­bi­ti cre­di­to­ri sol­va­tur. 11Ven­di­tio­nis au­tem ap­pel­la­tio­nem ge­ne­ra­li­ter ac­ci­pe­re de­be­mus, ut et si le­ga­re per­mi­sit, va­leat quod con­ces­sit: quod ita in­tel­le­ge­mus, ut, si le­ga­tum re­pu­dia­tum fue­rit, con­va­les­cat pig­nus. 12Si de­bi­tor ven­di­de­rit rem nec tra­di­de­rit, an non re­pel­la­tur cre­di­tor, qua­si ad­huc res in bo­nis sit de­bi­to­ris, an ve­ro, cum te­n­ea­tur ex emp­to, pig­nus ex­stin­gua­tur? quod et ma­gis est. sed quid si pre­tium ven­di­tor con­se­cu­tus non sit nec pa­ra­tus sit emp­tor da­re? tan­tun­dem pot­est di­ci. 13Sed si per­mi­se­rit cre­di­tor ven­de­re, de­bi­tor ve­ro do­na­ve­rit, an ex­cep­tio­ne il­lum sum­mo­veat? an fac­ti sit ma­gis quaes­tio, num­quid id­eo veniri vo­luit, ut pre­tio ac­cep­to ip­si quo­que res ex­pe­diat? quo ca­su non no­ce­bit con­sen­sus. quod­si in do­tem de­de­rit, ven­di­dis­se in hoc ca­su rec­te vi­de­tur prop­ter one­ra ma­tri­mo­nii. in con­tra­rium, si con­ces­sit do­na­re et ven­di­de­rit de­bi­tor, re­pel­le­tur cre­di­tor, ni­si si quis di­cat id­eo con­ces­sis­se do­na­ri, quod ami­cus erat cre­di­to­ri is cui do­na­ba­tur. 14Quod si con­ces­se­rit de­cem ven­de­re, il­le quin­que ven­di­de­rit, di­cen­dum est non es­se re­pel­len­dum cre­di­to­rem: in con­tra­rium non erit quae­ren­dum, quin rec­te ven­dit, si plu­ris ven­di­de­rit, quam con­ces­sit cre­di­tor. 15Non vi­de­tur au­tem con­sen­sis­se cre­di­tor, si scien­te eo de­bi­tor rem ven­di­de­rit, cum id­eo pas­sus est veniri, quod scie­bat ubi­que pig­nus si­bi du­ra­re. sed si sub­scrip­se­rit for­te in ta­bu­lis emp­tio­nis, con­sen­sis­se vi­de­tur, ni­si ma­ni­fes­te ap­pa­reat de­cep­tum es­se. quod ob­ser­va­ri opor­tet et si si­ne scrip­tis con­sen­se­rit. 16Si de­bi­to­ri con­ces­sum sit et he­res eius ven­di­de­rit, pot­est fac­ti quaes­tio es­se, quid in­tel­le­xit cre­di­tor. sed rec­te venis­se di­cen­dum est: hae enim sup­ti­li­ta­tes ab iu­di­ci­bus non ad­mit­tun­tur. 17Si de­bi­tor for­te con­ces­sa ven­di­tio­ne de­sie­rit pos­si­de­re et no­vus pos­ses­sor ven­di­de­rit, an du­ret pig­nus, qua­si per­so­nae per­mi­se­rit cre­di­tor? quod et ma­gis est: nam si no­vo pos­ses­so­ri, non de­bi­to­ri a quo hy­po­the­cam ac­ce­pit, con­ces­sit cre­di­tor ven­de­re, di­cen­dum est no­ce­re ei ex­cep­tio­nem. 18Sed si in­tra an­num aut bi­en­nium con­sen­se­rit cre­di­tor ven­de­re, post hoc tem­pus ven­den­do non au­fert pig­nus cre­di­to­ri. 19Si cre­di­tor hy­po­the­ca­ria usus a pos­ses­so­re li­tis aes­ti­ma­tio­nem con­se­cu­tus fue­rit et a de­bi­to­re pe­tat de­bi­tum, pu­to do­li ma­li ex­cep­tio­nem ei ob­sta­tu­ram.

8Marcian. lib. sing. ad form hyp. Sowie Pfand und Hypothek an einer körperlichen Sache mit deren Untergang erlöschen, so ist es auch beim [Erlöschen des] Niessbrauchs der Fall. 1Der Gläubiger kann darüber einen Vertrag eingehen, dass [an einer Sache] kein Pfandrecht oder Hypothek Statt finden solle; und wenn er daher mit einem Erben dahin übereingekommen ist, so ist dieser Vertrag auch dem von Nutzen, dem derselbe in Gemässheit des Trebellianischen Senatsbeschlusses die Erbschaft herausgegeben hat. 2Wenn der Geschäftsbesorger des Schuldners dies zu seinem eigenen Interesse ist, so ist ein der Art eingegangener Vertrag dem Gläubiger ohne Zweifel zum Nachtheil [von Gültigkeit]; ebenso wird auch der mit einem von Seiten des Gläubigers auftretenden Geschäftsbesorger für sein eignes Interesse abgeschlossene Vertrag die hypothecarische Klage meiner Ansicht nach insofern ihrer Wirksamkeit berauben, dass eine darauf gegründete Einrede dem Eigenthümer des Streites selbst von Nachtheil ist. 3Wenn man dahin übereingekommen ist, dass die Hälfte [eines Landgutes] ungetheilt nicht verpfändet sein solle, so wird die Hälfte desselben niemals in Anspruch genommen werden können, gleichviel welche und von welchem Besitzer sie gefordert werde. 4Wenn mehrere [Schuldner ein Unterpfand] ungetheilt bestellt haben, und der Gläubiger mit einem dahin übereinkommt, dass die Hypothek erlassen sein solle, nachher demselben aber doch darauf in Anspruch nimmt, so kann ihn dieser, wenn gleich er das ganze Landgut ungetheilt besitzt, dennoch nicht abhalten, sich an das ganze Landgut zu halten, weil er ihm das Zugeständniss nur in Betreff seines Theils gemacht hat. 5Es ist die Frage, ob ein Familiensohn und ein Sclav, denen11Unser Text hat durch einen druckfehler te statt et. die freie Verwaltung [ihres Sondergutes] überlassen worden ist, einen Vertrag der Art eingehen können, dass eine Sache, welche sie in Betreff ihres Sondergutes zum Unterpfande empfangen haben, davon frei sein solle; dürfen sie ebensowenig als sie etwas verschenken können, auch nicht dahin abschliessen, dass eine Hypothek wegfallen solle? Allein es ist ihnen dieses nachgelassen, vorausgesetzt, dass sie einen Preis für dieses Uebereinkommen erhalten, also gleichsam verkaufen. 6Wenn ein Landgut mit Einwilligung des Gläubigers veräussert worden ist, so würde das Verlangen des Gläubigers, sich daran halten zu wollen, unverschämt sein, vorausgesetzt, dass die Wirkung des Verkaufes erfolgt ist; denn ist der Verkauf nicht zu Stande gekommen, so ist der Wille, es zu verkaufen, nicht hinreichend, um den Gläubiger abzuweisen. 7Wenn der Schuldner selbst im Besitz des [verpfändeten] Gegenstandes ist, so ist die Frage überflüssig, ob der [z. B.] ausdrücklich verpfändete Acker mit Erlaubniss des Gläubigers verkauft worden sei, es müsste denn der Fall eintreten, dass der Schuldner mit Erlaubniss des Gläubigers verkauft, und nachher den Gegenstand von dem Käufer selbst, oder einem Andern, an den derselbe durch Erbgang gekommen, zurückgekauft habe, oder dass der Schuldner selbst des Käufers Erbe geworden sei. Wenn aber die Schuld nicht bezahlt worden ist, so entsteht daraus der Verdacht der Arglist, der auf die Gegenwart bezogen wird, so dass der Gläubiger [dem Schuldner, wenn er sich einredeweise auf die ertheilte Erlaubniss zum Verkaufe bezieht] die Replik der Arglist entgegensetzen kann. 8Es ist die Frage, was Rechtens sei, wenn der Schuldner Titius [ein Pfand] mit Einwilligung seines Gläubigers an den Mävius oder denjenigen verkauft hat, von dem es Mävius wieder erkauft hat, und Mävius Erbe des Titius geworden, und darauf vom Gläubiger in Anspruch genommen worden ist? Es ist aber unbillig, wenn der Gläubiger den Gegenstand von demjenigen sollte in Anspruch nehmen können, der nicht auf den Rechtsgrund des Erbgangs, sondern auf andere Weise denselben erworben hat; auf der andern Seite lässt sich jedoch, wenn eine Arglist des Titius dabei im Spiele gewesen ist, damit der Gläubiger vom Besitzer sein Geld nicht bekommen solle, behaupten, dass es die grösste Unbilligkeit sei, wenn jener ihm auf diese Weise mitspielen dürfe. 9Wenn aber Mävius Jemandem ein Landgut verpfändet hat, dem noch keine Befriedigung zu Theil geworden, und dieser sich im Besitz befindet, so ist es wiederum billig, dass die Einrede Platz ergreife: wenn dasselbe nicht mit Einwilligung des Gläubigers verkauft worden ist; denn wenn auch dann eine Arglist des Schuldners insofern im Spiele ist, dass er nicht Zahlung geleistet hat, so hat doch der zweite Gläubiger, dem dasselbe verpfändet worden ist, einen Vorzug. 10Sicherer ist es jedoch, wenn der Schuldner den Gläubiger um Erlaubniss bittet, das Pfand verkaufen zu dürfen, um ihm Befriedigung gewähren zu können, sich zuvor von dem, der den [verpfändeten] Gegenstand kaufen will, dafür Sicherheit bestellen zu lassen, dass er die dem Gläubiger geschuldet werdende Summe vom Kaufpreise [abschlägig an diesen selbst] zahlen wolle. 11Der Ausdruck Verkauf muss aber in grösster Ausdehnung verstanden werden, so dass, auch wenn er die Erlaubniss zu einem Vermächtniss ertheilt hat, sein Zugeständniss von Gültigkeit ist; dies ist jedoch so zu nehmen, dass wenn das Vermächtniss ausgeschlagen worden, das Pfandrecht wieder in Gültigkeit tritt. 12Wenn der Schuldner [mit Bewilligung des Gläubigers] eine [verpfändete] Sache verkauft, aber noch nicht übergeben hat, wird der Gläubiger da nicht abgewiesen werden, [wenn er auf das Pfand Anspruch erhebt,] als gehöre es noch zum Vermögen des Schuldners, oder wird das Pfandrecht als erloschen betrachtet, weil [der Schuldner als Verkäufer] mittelst der Klage aus dem Kaufe haftet? Das letztere ist zu bejahen; wie aber wenn der Verkäufer den Kaufpreis nicht erlangt hat, und der Käufer sich nicht dazu verstehen will? Auch hier kann nur dasselbe gesagt werden. 13Wenn aber der Gläubiger seine Einwilligung zum Verkauf gegeben, und der Schuldner den Gegenstand verschenkt hat, wird letzterer dem erstern da mit einer Einrede begegnen können, oder betrifft die Frage mehr eine Thatsache, als habe er in den Verkauf darum gewilligt, damit aus der Vereinnahmung des Preises für ihn selbst ein Vortheil entspringe? In einem solchen Fall wird ihm die Ertheilung der Einwilligung keinen Eintrag thun. Hat ihn derselbe aber zur Mitgift bestellt, so wird, in Betracht der Lasten der Ehe, dies als ein Verkauf angesehen. Im umgekehrten Fall, wenn der Gläubiger Erlaubniss ertheilt hat, [die verpfändete Sache] zu verschenken, und der Schuldner sie verkauft hat, wird der erstere abgewiesen werden; er müsste denn behaupten, dass er das Verschenken darum gestattet habe, weil der Beschenkte ein Freund seiner, des Gläubigers, sei. 14Hat der Gläubiger den Verkauf [des Pfandes] für zehn[tausend Sestertien] erlaubt, jener aber dasselbe für fünf[tausend] verkauft, so wird der erstere nicht abgewiesen. Im umgekehrten Fall, wenn er dasselbe theurer verkauft, als der Gläubiger ausbedungen hat, kommt die Frage von der Gültigkeit des Verkaufs gar nicht in Betracht. 15Wenn der Schuldner aber das Pfand [blos] mit Vorwissen des Gläubigers verkauft hat, so wird keine Einwilligung des letztern angenommen, indem er den Verkauf darum hat geschehen lassen, weil er wusste, dass ihm sein Pfandrecht überall vorbehalten bleibe; hat er hingegen den Kaufcontract etwa mit unterschrieben, so wird seine Einwilligung daraus gefolgert, es müsste denn klar am Tage liegen, dass er betrogen worden sei; dies gilt auch, wenn er seine Einwilligung nicht schriftlich ertheilt hat. 16Wenn dem Schuldner der Verkauf zugestanden worden ist, und sein Erbe erst dazu geschritten ist, so kann Frage über die Thatsache entstehen, was der Gläubiger gemeint habe? Allein man wird mit Recht behaupten, dass diesem der Verkauf auch freigestanden habe, denn dergleichen Spitzfündigkeiten werden von den Richtern verworfen. 17Wenn der Schuldner, nachdem ihm der Verkauf zugestanden worden, den Besitz verloren, und der neue Besitzer verkauft hat, wird das Pfandrecht da fortdauern, als habe der Gläubiger die Erlaubniss blos auf die Person eingeschränkt? Allerdings; wenn aber22Nam für sed; Glück XIX. p. 425. n. 11. der Gläubiger die Erlaubniss zum Verkauf dem neuen Besitzer selbst, und nicht dem Schuldner, der ihm die Hypothek eingeräumt, ertheilt hat, so findet auch eine Einrede wider ihn Statt. 18Wenn aber der Gläubiger die Erlaubniss zum Verkauf binnen Zeit eines oder zweier Jahre ertheilt hat, so wird ihm [der Schuldner] durch einen später Statt gefundenen Verkauf das Pfand nicht entziehen. 19Wenn der Gläubiger die hypothecarische Klage angestellt, und vom Besitzer [des Pfandes] die Streitwürderung erlangt hat, und vom Schuldner [dann nochmals] seine Anforderung verlangt, so wird ihm, meiner Ansicht nach, die Einrede der Arglist entgegenstehen.

9Mo­des­ti­nus li­bro quar­to re­spon­so­rum. Ti­tius Sem­pro­nio fun­dum pig­no­ri de­dit et eun­dem fun­dum post­ea Gaio Se­io pig­no­ri de­dit, at­que ita idem Ti­tius Sem­pro­nio et Gaio Se­io fun­dum eun­dem in as­sem ven­di­dit, qui­bus pig­no­ri an­te de­de­rat in so­li­dum sin­gu­lis. quae­ro, an ven­di­tio­ne in­ter­po­si­ta ius pig­no­ris ex­stinc­tum sit ac per hoc ius so­lum emp­tio­nis apud am­bos per­man­se­rit. Mo­des­ti­nus re­spon­dit do­mi­nium ad eos de qui­bus quae­ri­tur emp­tio­nis iu­re per­ti­ne­re: cum con­sen­sum mu­tuo ven­di­tio­ni de­dis­se pro­po­nan­tur, in­vi­cem pig­ne­ra­ti­ciam ac­tio­nem eos non ha­be­re. 1Ti­tius Se­io pe­cu­niam sub pig­no­re fun­di de­de­rat: qui fun­dus cum es­set rei pu­bli­cae an­te ob­li­ga­tus, se­cun­dus cre­di­tor pe­cu­niam rei pu­bli­cae eam sol­vit: sed Mae­vius ex­sti­tit, qui di­ce­bat an­te rem pu­bli­cam si­bi fun­dum ob­li­ga­tum fuis­se: in­ve­nie­ba­tur au­tem Mae­vius in­stru­men­to cau­tio­nis cum re pu­bli­ca fac­to a Se­io in­ter­fuis­se et sub­scrip­sis­se, quo ca­ve­rat Se­ius fun­dum nul­li alii es­se ob­li­ga­tum: quae­ro, an ac­tio ali­qua in rem Mae­vio com­pe­te­re pot­est. Mo­des­ti­nus re­spon­dit pig­nus, cui is de quo quae­ri­tur con­sen­sit, mi­ni­me eum re­ti­ne­re pos­se.

9Modestin. lib. IV. Resp. Titius verpfändete dem Sempronius ein Landgut, und dasselbe nachher an den Cajus Sejus; hierauf verkaufte es Titius dem Sempronius und Cajus Sejus für die gesammte Summe, wofür er es vorher jedem einzeln im Ganzen verpfändet hatte; wird, frage ich, durch diesen Verkauf das Pfandrecht erlöschen, und in Folge dessen zwischen ihnen beiden nur das Rechtsverhältniss aus dem Kauf vorwalten? Modestinus antwortet: das Eigenthum gebührt den in Rede stehenden Personen auf den Grund des Kaufs, und da sie gegenseitig ihre Einwilligung zum Verkauf gegeben haben, so könne keiner wider den Andern die Pfandklage erheben. 1Titius hatte dem Sejus Geld auf ein Landgut vorgeschossen; da dieses Landgut schon vorher einer Stadtgemeinde verpfändet worden war, so bezahlte der zweite Gläubiger der Stadtgemeinde ihre Forderung; nun trat Mävius auf, und behauptete, das Landgut sei ihm schon früher als der Stadtgemeinde verpfändet gewesen; es ergab sich aber, dass Mävius bei Abfassung der Urkunde zwischen der Stadtgemeinde und dem Sejus zugegen gewesen sei, und dieselbe mit unterschrieben habe, worin Sejus versichert hatte, dass das Landgut Niemandem weiter verpfändet sei; ich frage nun, kann dem Mävius die dingliche Klage zustehen? Modestinus antwortet: wenn er in Betreff des Pfandes seine Einwilligung ertheilt hat, so kann er sich an dasselbe nicht halten.

10Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Vo­lun­ta­te cre­di­to­ris pig­nus de­bi­tor ven­di­dit et post­ea pla­cuit in­ter eum et emp­to­rem, ut a ven­di­tio­ne dis­ce­de­rent. ius pig­no­rum sal­vum erit cre­di­to­ri: nam sic­ut de­bi­to­ri, ita et cre­di­to­ri pris­ti­num ius re­sti­tui­tur, ne­que om­ni mo­do cre­di­tor pig­nus re­mit­tit, sed ita de­mum, si emp­tor rem re­ti­neat nec red­dat ven­di­to­ri. et id­eo si iu­di­cio quo­que ac­cep­to ven­di­tor ab­so­lu­tus sit vel quia non tra­de­bat in id quod in­ter­est con­dem­na­tus, sal­vum fo­re pig­nus cre­di­to­ri di­cen­dum est: haec enim ac­ci­de­re po­tuis­sent, et­iam­si non vo­lun­ta­te cre­di­to­ris ven­di­dis­set. 1Cre­di­tor quo­que si pig­nus dis­tra­xit et ex ven­di­tio­ne re­ces­sum fue­rit vel ho­mo red­hi­bi­tus, do­mi­nium ad de­bi­to­rem re­ver­ti­tur. idem­que est in om­ni­bus, qui­bus con­ces­sum est rem alie­nam ven­de­re: non enim quia do­mi­nium trans­fe­runt, id­eo ab emp­to­re ius re­ci­piunt: sed in pris­ti­nam cau­sam res red­it reso­lu­ta ven­di­tio­ne.

10Paul. lib. III. Quaest. Der Schuldner hat das Pfand mit Einwilligung des Gläubigers verkauft, und darauf ist er mit dem Käufer dahin übereingekommen, den Kauf wieder aufzuheben; hier verbleibt dem Gläubiger sein Pfandrecht unverkürzt, denn ebensowohl als dem Schuldner wird auch dem Gläubiger sein voriges Recht wieder hergestellt; auch erlässt der Gläubiger das Pfand nicht ganz und gar, sondern blos auf den Fall, dass der Käufer die Sache behält, und sie dem Verkäufer nicht zurückgibt. Wenn auch mithin der Verkäufer [vom Käufer] belangt und freigesprochen, oder weil er die Uebergabe nicht geleistet, zum Interesse verurtheilt worden ist, so wird dem Gläubiger sein Pfandrecht dennoch aufrecht erhalten bleiben; denn dies hätte sich doch zutragen können, wenn er auch nicht mit Einwilligung des Gläubigers verkauft hätte. 1Auch wenn der Gläubiger das Pfand verkauft hat, und der Verkauf wieder rückgängig gemacht worden ist, oder ein Sclav wieder hat zurückgenommen werden müssen, kehrt das Eigenthum zum Schuldner zurück. Dasselbe findet in Ansehung aller derer Statt, denen der Verkauf einer ihnen nicht gehörigen Sache zusteht; denn sie erhalten das Recht des Käufers nicht darum von demselben zurück, weil sie das Eigenthum auf ihn übertragen, sondern die Sache tritt, wenn der Kauf aufgehoben worden ist, überhaupt in den vorigen Stand wieder ein.

11Idem li­bro quar­to re­spon­so­rum. Lu­cius Ti­tius cum es­set uxo­ri suae Gaiae Se­iae de­bi­tor sub pig­no­re si­ve hy­po­the­ca prae­dio­rum, ea­dem prae­dia cum uxo­re sua Se­iae Sep­ti­ciae com­mu­nis fi­liae no­mi­ne Sem­pro­nio ma­ri­to eius fu­tu­ro in do­tem de­dit: 1post­ea de­func­to Lu­cio Ti­tio Sep­ti­cia fi­lia abs­ti­nuit se he­redi­ta­te pa­ter­na: quae­ro, an ma­ter eius hy­po­the­cam per­se­qui pos­sit. Pau­lus re­spon­dit pig­no­ris qui­dem ob­li­ga­tio­nem prae­dio­rum Gaiam Se­iam, quae vi­ro pro fi­lia com­mu­ni in do­tem ea­dem dan­ti con­sen­sit, cum com­mu­nis fi­liae no­mi­ne da­ren­tur, re­mis­sis­se vi­de­ri, ob­li­ga­tio­nem au­tem per­so­na­lem per­se­ve­ras­se: sed ad­ver­sus eam, quae pa­tris he­redi­ta­te se abs­ti­nuit, ac­tio­nem non es­se dan­dam.

11Idem lib. IV. Resp. Lucius Titius, der seiner Frau, der Caja Seja, gegen Pfand oder Hypothek an Grundstücken etwas verschuldete, gab dieselben Grundstücke zusammen mit seiner Frau, der Seja, für ihre beiderseitige Tochter Septicia deren künftigen Ehemann, dem Sempronius, zur Mitgift; 1nachdem hierauf Lucius Titius mit Tode abgegangen war, entsagte sich seine Tochter Septicia der väterlichen Erbschaft; kann die Mutter derselben nun ihre Hypothek ausklagen? Paulus sprach sich dahin aus: es sei zwar anzunehmen, als habe Caja Seja sich ihres Unterpfandsrechtes an denjenigen Grundstücken, zu deren Bestellung von Seiten ihres Ehemannes zur Mitgift ihrer gemeinschaftlichen Tochter sie ihre Einwilligung ertheilt, begeben, allein die persönliche Verbindlichkeit habe fortgedauert; die Klage wider die Tochter, die sich der väterlichen Erbschaft entsagt habe, sei jedoch nicht zu verstatten.

12Idem li­bro quin­to re­spon­so­rum. Pau­lus re­spon­dit Sem­pro­nium an­ti­quio­rem cre­di­to­rem con­sen­tien­tem, cum de­bi­tor ean­dem rem ter­tio cre­di­to­ri ob­li­ga­ret, ius suum pig­no­ris re­mis­sis­se vi­de­ri, non et­iam ter­tium in lo­cum eius suc­ces­sis­se, et id­eo me­dii cre­di­to­ris me­lio­rem cau­sam ef­fec­tam. idem ob­ser­van­dum est et si res pu­bli­ca ter­tio lo­co cre­di­de­rit. 1Qui pig­no­ris iu­re rem per­se­quun­tur, a vin­di­ca­tio­ne rei eos re­mo­ve­ri so­le­re, si qua­lis­cum­que pos­ses­sor of­fer­re vel­let: ne­que enim de­bet quae­ri de iu­re pos­ses­so­ris, cum ius pe­ti­to­ris re­mo­vea­tur so­lu­to pig­no­re.

12Idem lib. V. Resp. Paulus sagt in einem Gutachten: dadurch, dass Sempronius, der ältere Gläubiger, wenn der Schuldner dieselbe Sache einem dritten Gläubiger verpfänden will, seine Einwilligung dazu ertheilt, wird angenommen, als habe er sich seines Pfandrechtes begeben, allein an seine Stelle trete der dritte nicht, und mithin verbessere sich dadurch die Lage des mittlern Gläubigers. Derselbe Fall ist auch dann vorhanden, wenn eine Stadtgemeinde ein Darlehn als dritter Gläubiger vorgeschossen hat. 1Wer eine Sache auf den Grund eines Pfandrechts verfolgt, den kann der Beklagte von dem Angriff der Hypothek in der Regel dadurch abhalten, wenn ihm der Besitzer, es sei dies, wer da wolle, Zahlung anbietet; denn sobald das Recht des Klägers durch Auflösung des Pfandes abgewendet wird, braucht das Recht des Besitzers gar nicht in Betracht gezogen zu werden.

13Try­pho­ni­nus li­bro oc­ta­vo dis­pu­ta­tio­num. Si de­fe­ren­te cre­di­to­re iu­ra­vit de­bi­tor se da­re non opor­te­re, pig­nus li­be­ra­tur, quia per­in­de ha­be­tur, at­que si iu­di­cio ab­so­lu­tus es­set: nam et si a iu­di­ce quam­vis per in­iu­riam ab­so­lu­tus sit de­bi­tor, ta­men pig­nus li­be­ra­tur.

13Ad Dig. 20,6,13Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 129, Note 7.Tryphonin. lib. VIII. Disp. Wenn der Gläubiger dem Schuldner den Eid angetragen, und dieser ihn dahin geleistet hat, dass er zu nichts verpflichtet sei, so wird das Pfand gelöst, weil in Folge dessen die Sache so betrachtet wird, wie wenn er durch Erkenntniss freigesprochen worden wäre; denn es wird ja das Pfand auch dann befreiet, wenn der Schuldner vom Richter, wiewohl ungerechter Weise, freigesprochen worden ist.

14La­beo li­bro quin­to pos­te­rio­rum a Ia­vo­le­no epi­to­ma­to­rum. Cum co­lo­no ti­bi con­ve­nit, ut in­vec­ta im­por­ta­ta pig­no­ri es­sent, do­nec mer­ces ti­bi so­lu­ta aut sa­tis­fac­tum es­set: de­in­de mer­ce­dis no­mi­ne fi­de­ius­so­rem a co­lo­no ac­ce­pis­ti. sa­tis­fac­tum ti­bi vi­de­ri ex­is­ti­mo et id­eo il­la­ta pig­no­ri es­se de­sis­se.

14Labeo lib. V. Poster. a Javol. epit. Du bist mit deinem Pächter dahin übereingekommen, dass dasjenige was er [in das erpachtete Gehöfte] gebracht und geschafft habe, bis zur Zahlung des Pachtzinses oder sonstiger Befriedigung verpfändet sein solle, und darauf hast du dir für den Pachtzins von dem Pächter einen Bürgen stellen lassen; hier ist dir, meiner Ansicht nach, Befriedigung zu Theil geworden, und darum hört dasjenige, was hineingeschafft worden ist, auf, verpfändet zu sein.

15Scae­vo­la li­bro sex­to di­ges­to­rum. Pri­mi cre­di­to­ris, qui pig­no­ri prae­dia ac­ce­pe­rat, et pos­te­rio­ris, cui qui­dam ex is­dem fun­dis da­ti erant, ad ean­dem per­so­nam he­redi­tas de­ve­ne­rat: de­bi­tor of­fe­re­bat, quan­tum a pos­te­rio­re cre­di­to­re mu­tua­tus fue­rat. re­spon­dit co­gen­dum ac­ci­pe­re sal­vo iu­re pig­no­ris prio­ris con­trac­tus.

15Scaevola lib. VI. Dig. Es war der Nachlass des ersten Gläubigers, der an Grundstücken eine Hypothek eingeräumt erhalten hatte, und der eines zweiten, dem einige derselben Ländereien pfandweise eingeräumt worden waren, an eine Person gefallen; der Schuldner erbot sich derselben diejenige Summe zu zahlen, welche er vom zweiten Gläubiger erborgt hatte; [auf geschehenes Befragen] erging das Gutachten: der [nunmehrige Gläubiger] müsse zur Annahme genöthigt werden, jedoch vorbehältlich seines Pfandrechts aus dem frühern Contract.