Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I8,
De divisione rerum et qualitate
Liber primus
VIII.

De divisione rerum et qualitate

(Von der Eintheilung der Sachen und deren Beschaffenheit.)

1Gaius li­bro se­cun­do in­sti­tu­tio­num. Sum­ma re­rum di­vi­sio in duos ar­ti­cu­los de­du­ci­tur: nam aliae sunt di­vi­ni iu­ris, aliae hu­ma­ni. di­vi­ni iu­ris sunt vel­uti res sa­crae et re­li­gio­sae. sanc­tae quo­que res, vel­uti mu­ri et por­tae, quo­dam­mo­do di­vi­ni iu­ris sunt. quod au­tem di­vi­ni iu­ris est, id nul­lius in bo­nis est: id ve­ro, quod hu­ma­ni iu­ris est, ple­rum­que ali­cu­ius in bo­nis est, pot­est au­tem et nul­lius in bo­nis es­se: nam res he­redi­ta­riae, an­te­quam ali­quis he­res ex­is­tat, nul­lius in bo­nis sunt. hae au­tem res, quae hu­ma­ni iu­ris sunt, aut pu­bli­cae sunt aut pri­va­tae. quae pu­bli­cae sunt, nul­lius in bo­nis es­se cre­dun­tur, ip­sius enim uni­ver­si­ta­tis es­se cre­dun­tur: pri­va­tae au­tem sunt, quae sin­gu­lo­rum sunt. 1Quae­dam prae­ter­ea res cor­po­ra­les sunt, quae­dam in­cor­po­ra­les. cor­po­ra­les hae sunt, quae tan­gi pos­sunt, vel­uti fun­dus ho­mo ves­tis au­rum ar­gen­tum et de­ni­que aliae res in­nu­me­ra­bi­les: in­cor­po­ra­les sunt, quae tan­gi non pos­sunt, qua­lia sunt ea, quae in iu­re con­sis­tunt, sic­ut he­redi­tas, usus fruc­tus, ob­li­ga­tio­nes quo­quo mo­do con­trac­tae. nec ad rem per­ti­net, quod in he­redi­ta­te res cor­po­ra­les con­ti­nen­tur: nam et fruc­tus, qui ex fun­do per­ci­piun­tur, cor­po­ra­les sunt, et id quod ex ali­qua ob­li­ga­tio­ne no­bis de­be­tur ple­rum­que cor­po­ra­le est, vel­uti fun­dus ho­mo pe­cu­nia: nam ip­sum ius suc­ces­sio­nis et ip­sum ius uten­di fruen­di et ip­sum ius ob­li­ga­tio­nis in­cor­po­ra­le est. eo­dem nu­me­ro sunt et iu­ra prae­dio­rum ur­ba­no­rum et rus­ti­co­rum, quae et­iam ser­vi­tu­tes vo­can­tur.

1Gaj. lib. II. Institut. Ad Dig. 1,8,1 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 146, Note 16.Die oberste Eintheilung der Sachen zerfällt in zwei Abtheilungen, denn sie sind theils göttlichen, theils menschlichen Rechtens. Göttlichen Rechtens sind z. B. die heiligen und religiösen Sachen. Auch die geheiligten Sachen, wie Mauern und Thore, sind gewissermaassen göttlichen Rechtens. Was aber göttlichen Rechtens ist, gehört Niemandem; was menschlichen Rechtens ist, gehört meist Jemandem; doch kann es auch Niemandem gehören; denn Erbschaftssachen gehören, bevor Jemand als Erbe antritt, Niemandem. Diejenigen Sachen aber, welche menschlichen Rechtens sind, sind entweder öffentliche oder Privatsachen; die öffentlichen werden als Niemandem gehörig betrachtet, denn sie werden als der Gesammtheit gehörig angesehen. Privatsachen aber sind diejenigen, welche Einzelnen gehören. 1Ausserdem sind die Sachen theils körperliche, theils unkörperliche. Körperliche sind diejenigen, welche berührt werden können, wie ein Landgut, ein Sclav, ein Kleid, Gold, Silber und unzählige andere. Unkörperliche Sachen sind solche, die nicht berührt werden können, wie diejenigen, welche in einer Recht[svorstellung] bestehen, wie eine Erbschaft, der Niessbrauch, und alle auf irgend eine Weise vollzogene Verbindlichkeiten. Auch thut es nichts zur Sache, dass in der Erbschaft körperliche Sachen begriffen sind; denn auch die von einem Grundstück gewonnenen Früchte sind körperlich, sowie das, was uns aus einer Verbindlichkeit geschuldet wird, meistentheils körperlich ist, wie z. B. Landgüter, Sclaven, Geld; denn das Recht der Erbfolge selbst, das Recht des Niessbrauchs selbst, und das Recht der Verbindlichkeit selbst, ist unkörperlich. Zu derselben Zahl gehören die Rechte städtischer und ländlicher Grundstücke, welche aus Dienstbarkeiten genannt werden.

2Mar­cia­nus li­bro ter­tio in­sti­tu­tio­num. Quae­dam na­tu­ra­li iu­re com­mu­nia sunt om­nium, quae­dam uni­ver­si­ta­tis, quae­dam nul­lius, ple­ra­que sin­gu­lo­rum, quae va­riis ex cau­sis cui­que ad­quirun­tur. 1Et qui­dem na­tu­ra­li iu­re om­nium com­mu­nia sunt il­la: aer, aqua pro­fluens, et ma­re, et per hoc li­to­ra ma­ris.

2Marcian. lib. III. Institut. Einige [Sachen] sind nach dem naturrecht allen gemeinschaftliche, einige Gesammtheiten, einige Niemandem, die meisten Einzelnen [gehörig], welche von denselben auf mannigfache Weise erworben werden. 1Nach dem Naturrecht sind allen gemeinschaftlich: die Luft, das fliessende Wasser, das Meer, und daher die Meeresufer.

3Flo­ren­ti­nus in­sti­tu­tio­num li­bro sex­to. Item la­pil­li, gem­mae ce­te­ra­que, quae in li­to­re in­ve­ni­mus, iu­re na­tu­ra­li nos­tra sta­tim fiunt.

3Florentin. lib. VI. Institut. Ebenso werden die Steine, Edelsteine und alles andere, was wir am Meeresufer finden, nach dem Naturrecht sogleich unser, [sobald wir es ergreifen].

4Mar­cia­nus li­bro ter­tio in­sti­tu­tio­num. Ne­mo igi­tur ad li­tus ma­ris ac­ce­de­re pro­hi­be­tur pis­can­di cau­sa, dum ta­men vil­lis et ae­di­fi­ciis et mo­nu­men­tis abs­ti­nea­tur, quia non sunt iu­ris gen­tium sic­ut et ma­re: id­que et di­vus Pius pis­ca­to­ri­bus For­mi­a­nis et Ca­pe­na­tis re­scrip­sit. 1Sed flu­mi­na pae­ne om­nia et por­tus pu­bli­ca sunt.

4Marcian. lib. III. Instit. Niemandem ist also verwehrt, an das Meeresufer zu gehen, [z. B.] um zu fischen, dahingegen ihm Landhäuser, Gebäude und Denkmäler zu betreten untersagt werden kann, weil diese nicht Völkerrechtens sind, wie das Meer; dies rescribirte der Kaiser Pius auch den Formianischen und Capenatischen Fischern. 1Die Flüsse wie die Häfen sind beinahe alle öffentlich.

5Gaius li­bro se­cun­do re­rum cot­ti­dia­na­rum si­ve au­reo­rum. Ri­pa­rum usus pu­bli­cus est iu­re gen­tium sic­ut ip­sius flu­mi­nis. ita­que na­vem ad eas ap­pel­le­re, fu­nes ex ar­bo­ri­bus ibi na­tis re­li­ga­re, re­tia sic­ca­re et ex ma­re re­du­ce­re, onus ali­quid in his re­po­ne­re cui­li­bet li­be­rum est, sic­uti per ip­sum flu­men na­vi­ga­re. sed pro­prie­tas il­lo­rum est, quo­rum prae­diis hae­rent: qua de cau­sa ar­bo­res quo­que in his na­tae eo­run­dem sunt. 1In ma­re pis­can­ti­bus li­be­rum est ca­sam in li­to­re po­ne­re, in qua se re­ci­piant,

5Gaj. lib. II. Rer. quotid. sive aureor. Der Gebrauch der Flussufer ist nach dem Völkerrecht öffentlich. Daher steht jedem frei, an dem Ufer zu landen, Taue an auf demselben wachsenden Bäumen zu befestigen, Netze zu trocknen und aus dem Meere zu ziehen, Lasten darauf niederzulegen, sowie den Fluss selbst zu beschiffen. Das Eigenthum daran steht aber denen zu mit deren Grundstücken es zusammenhängt, weshalb denselben auch die darauf gewachsenen Bäume gehören. 1Wer im Meere fischt, dem steht auch frei, eine Hütte an der Küste zu erbauen, um sich daselbst aufzuhalten,

6Mar­cia­nus li­bro ter­tio in­sti­tu­tio­num. in tan­tum, ut et so­li do­mi­ni con­sti­tuan­tur qui ibi ae­di­fi­cant, sed quam­diu ae­di­fi­cium ma­net: alio­quin ae­di­fi­cio di­lap­so qua­si iu­re post­li­mi­nii re­ver­ti­tur lo­cus in pris­ti­nam cau­sam, et si alius in eo­dem lo­co ae­di­fi­ca­ve­rit, eius fiet. 1Uni­ver­si­ta­tis sunt, non sin­gu­lo­rum vel­uti quae in ci­vi­ta­ti­bus sunt thea­tra et sta­dia et si­mi­lia et si qua alia sunt com­mu­nia ci­vi­ta­tium. id­eo­que nec ser­vus com­mu­nis ci­vi­ta­tis sin­gu­lo­rum pro par­te in­tel­le­gi­tur, sed uni­ver­si­ta­tis et id­eo tam con­tra ci­vem quam pro eo pos­se ser­vum ci­vi­ta­tis tor­que­ri di­vi fra­tres re­scrip­se­runt. id­eo et li­ber­tus ci­vi­ta­tis non ha­bet ne­ces­se ve­niam edic­ti pe­te­re, si vo­cet in ius ali­quem ex ci­vi­bus. 2Sa­crae res et re­li­gio­sae et sanc­tae in nul­lius bo­nis sunt. 3Sa­crae au­tem res sunt hae, quae pu­bli­ce con­se­cra­tae sunt, non pri­va­te: si quis er­go pri­va­tim si­bi sa­crum con­sti­tue­rit11Die Großausgabe liest con­sti­tue­rit sa­crum statt sa­crum con­sti­tue­rit., sa­crum non est, sed pro­fa­num. se­mel au­tem ae­de sa­cra fac­ta et­iam di­ru­to ae­di­fi­cio lo­cus sa­cer ma­net. 4Re­li­gio­sum au­tem lo­cum unus­quis­que sua vo­lun­ta­te fa­cit, dum mor­tuum in­fert in lo­cum suum. in com­mu­ne au­tem se­pul­chrum et­iam in­vi­tis ce­te­ris li­cet in­fer­re. sed et in alie­num lo­cum con­ce­den­te do­mi­no li­cet in­fer­re: et li­cet post­ea ra­tum ha­bue­rit quam il­la­tus est mor­tuus, re­li­gio­sus lo­cus fit. 5Ce­no­ta­phium quo­que ma­gis pla­cet lo­cum es­se re­li­gio­sum, sic­ut tes­tis in ea re est Ver­gi­lius.

6Marcian. lib. III. Instit. so dass sogar die Erbauer alleinige Eigenthümer derselben werden, aber nur, so lange das Gebäude steht; ist das Gebäude zerfallen, so kehrt die Stelle, wie durch das Heimkehrrecht, wieder in ihren vorigen Zustand zurück, und wenn ein Anderer auf derselben Stelle [nachher eine solche] gebauet hat, so gehört sie ihm. 1Ad Dig. 1,8,6,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 146, Note 16.Gemeinheiten, und nicht den Einzelnen, gehört, was in den Städten sich z. B. an Theatern, Rennbahnen, und ähnlichen [Gebäuden] findet, und was sonst den Städten an Gemeingut gehört. Deshalb werden auch Gemeinheits-Sclaven der Städte nicht als den Einzelnen theilweise, sondern als der Gesammtheit gehörig angesehen. Die Kaiserlichen Gebrüder rescribirten daher, es könne ein Gesammtheits-Sclav sowohl für, als gegen einen Bürger peinlich befragt werden. Deshalb hat auch ein Gemeinheits-Freigelassener nicht nöthig, die Erlaubniss des Edictes in Anspruch zu nehmen, wenn er einen der Bürger vor Gericht fordert. 2Heilige, religiöse und geweihte Sachen gehören Niemandem. 3Heilige Sachen sind solche, welche öffentlich und nicht privatim heilig gesprochen worden sind; wenn sich also Jemand privatim etwas als heilig hinstellt, so ist dies nicht heilig, sondern profan. Ist aber einmal ein Gebäude heilig geworden, so bleibt es auch die Stelle noch, selbst wenn das Gebäude niedergerissen worden ist. 4Religiös kann Jeder einen Ort nach seinem Belieben dadurch machen, wenn er an einen ihm gehörigen Ort einen Todten hinbringt. In ein [Mehrern] gemeinschaftlich gehöriges Begräbniss kann [der Eine] auch ohne Einwilligung der Uebrigen eine Leiche beisetzen. Auch an einen fremden Ort darf man dieselbe mit Einwilligung des Eigenthümers hinbringen und es wird der Ort, selbst wenn die Genehmigung erst später erfolgt, als der Todte hingebracht worden ist, religiös. 5Auch ein blosses Denkmal wird [zwar] richtiger als ein religiöser Ort angesehen, wie dies Virgil bezeugt,

7Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo quin­to ad edic­tum. Sed di­vi fra­tres con­tra re­scrip­se­runt.

7Ulp. lib. XXV. ad Ed. allein die Kaiserlichen Gebrüder haben das Gegentheil verordnet.

8Mar­cia­nus li­bro quar­to re­gu­la­rum. Sanc­tum est, quod ab in­iu­ria ho­mi­num de­fen­sum at­que mu­ni­tum est. 1Sanc­tum au­tem dic­tum est a sag­mi­ni­bus: sunt au­tem sag­mi­na quae­dam her­bae, quas le­ga­ti po­pu­li Ro­ma­ni fer­re so­lent, ne quis eos vio­la­ret, sic­ut le­ga­ti Grae­co­rum fe­runt ea quae vo­can­tur ce­ry­cia. 2In mu­ni­ci­piis quo­que mu­ros es­se sanc­tos Sa­binum rec­te re­spon­dis­se Cas­sius re­fert, pro­hi­be­ri­que opor­te­re ne quid in his im­mit­te­re­tur.

8Marcian. lib. IV. Regul. Geweiht (sanctum) ist dasjenige, was gegen die Widerrechtlichkeiten der Menschen gesichert und geschützt ist. 1Sanctum kommt her von sagmen; so heisst nämlich ein gewisses Kraut, welches die Gesandten des Römischen Volkes zu tragen pflegen, damit sie Niemand verletze, sowie die Gesandten der Griechen sogenannte Heroldstäbe tragen. 2Dass auch die Mauern der Municipalstädte geweiht seien, sagt Cassius, habe Sabinus mit Recht gelehrt, und es müsse verboten werden, sich an denselben dadurch, dass auf dieselben etwas gesetzt wird, zu vergreifen11S. die Note zur Göttinger Corp. Jur.-Ausgabe..

9Ul­pia­nus li­bro se­xa­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Sa­cra lo­ca ea sunt, quae pu­bli­ce sunt de­di­ca­ta, si­ve in ci­vi­ta­te sint si­ve in agro. 1Scien­dum est lo­cum pu­bli­cum tunc sa­crum fie­ri pos­se, cum prin­ceps eum de­di­ca­vit vel de­di­can­di de­dit po­tes­ta­tem. 2Il­lud no­tan­dum est aliud es­se sa­crum lo­cum, aliud sa­cra­rium. sa­cer lo­cus est lo­cus con­se­cra­tus, sa­cra­rium est lo­cus, in quo sa­cra re­po­nun­tur, quod et­iam in ae­di­fi­cio pri­va­to es­se pot­est, et so­lent, qui li­be­ra­re eum lo­cum re­li­gio­ne vo­lunt, sa­cra in­de evo­ca­re. 3Pro­prie di­ci­mus sanc­ta, quae ne­que sa­cra ne­que pro­fa­na sunt, sed sanc­tio­ne qua­dam con­fir­ma­ta: ut le­ges sanc­tae sunt, sanc­tio­ne enim qua­dam sunt sub­ni­xae. quod enim sanc­tio­ne qua­dam sub­ni­xum est, id sanc­tum est, et­si deo non sit con­se­cra­tum: et in­ter­dum in sanc­tio­ni­bus ad­ici­tur, ut qui ibi ali­quid com­mi­sit, ca­pi­te pu­nia­tur. 4Mu­ros au­tem mu­ni­ci­pa­les nec re­fi­ce­re li­cet si­ne prin­ci­pis vel prae­si­dis auc­to­ri­ta­te nec ali­quid eis con­iun­ge­re vel su­per­po­ne­re. 5Res sa­cra non re­ci­pit aes­ti­ma­tio­nem.

9Ulp. lib. LXVIII. ad Ed. Heilige Orte sind diejenigen, welche öffentlich heilig gesprochen worden sind, sie mögen in einer Stadt oder auf dem Lande belegen sein. 1Ein öffentlicher Ort kann dann heilig werden, wenn ihn der Kaiser heilig gesprochen, oder dazu Macht und Gewalt ertheilt hat. 2Es ist aber zu bemerken, dass ein Unterschied zwischen einem heiligen Ort und einem Heiligthum sei; ein heiliger Ort ist ein solcher, der eingesegnet worden ist, ein Heiligthum ist aber ein solcher Ort, wo heilige Gegenstände aufbewahrt werden, was auch in einem Privatgebäude der Fall sein kann; wenn man daher dem Ort die Religiosität wieder entziehen will, so pflegt man das Heilige daraus feierlich abzurufen. 3Geweiht nennt man eigentlich dasjenige, was weder heilig noch profan, sondern was durch eine Weihe bestätigt worden ist, wie die Gesetze geweiht sind, denn sie sind durch eine Weihe bestärkt, und was durch eine Weihe bekräftigt worden ist, ist geweiht, wenn es Gott auch nicht geheiligt ist. Zuweilen wird bei der Weihe hinzugesetzt, dass wer dawider etwas verbricht, am Leben gestraft werden solle. 4Die Mauern der Municipalstädte dürfen auch ohne Genehmigung des Kaisers oder des Präsidenten nicht ausgebessert, noch an dieselben etwas angebauet, oder auf dieselben gesetzt werden. 5Eine heilige Sache erlaubt keine Werthschätzung.

10Pom­po­nius li­bro sex­to ex Plau­tio. Aris­to ait, sic­ut id, quod in ma­re ae­di­fi­ca­tum sit, fie­ret pri­va­tum, ita quod ma­ri oc­cu­pa­tum sit, fie­ri pu­bli­cum.

10Pompon. lib. VI. ex Plautio. Aristo sagt, dass, sowie dasjenige, was im Meere erbauet worden, Privateigentum wird, auch dasjenige, was vom Meere eingenommen worden, öffentlich werde.

11Pom­po­nius li­bro se­cun­do ex va­riis lec­tio­ni­bus. Si quis vio­la­ve­rit mu­ros, ca­pi­te pu­ni­tur, sic­uti si quis tran­scen­det sca­lis ad­mo­tis vel alia qua­li­bet ra­tio­ne. nam ci­ves Ro­ma­nos alia quam per por­tas egre­di non li­cet, cum il­lud hos­ti­le et ab­omi­nan­dum sit: nam et Ro­mu­li fra­ter Re­mus oc­ci­sus tra­di­tur ob id, quod mu­rum tran­scen­de­re vo­lue­rit.

11Pompon. lib. II. ex variis lection. Wer die Stadtmauern beschädigt, wird mit dem Tode bestraft, sowie derjenige, welcher mit angelegten Leitern, oder auf jede andere Weise darüber steigt; denn die Römischen Bürger dürfen auf keinem andern Wege, als durch die Thore [aus der Stadt] gehen, indem jene Art und Weise feindlich und verwerflich ist. Denn auch Remus, des Romulus Bruder, soll deswegen mit dem Tode bestraft worden sein, weil er über die Stadtmauer habe steigen wollen.