Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Achtes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VIII5,
Si servitus vindicetur vel ad alium pertinere negetur
Liber octavus
V.

Si servitus vindicetur vel ad alium pertinere negetur

(Von der Klage auf eine Dienstbarkeit und wegen deren Verweigerung.)

1Ul­pia­nus li­bro quar­to de­ci­mo ad edic­tum. Ac­tio­nes de ser­vi­tu­ti­bus rus­ti­cis si­ve ur­ba­nis eo­rum sunt, quo­rum prae­dia sunt: se­pul­chra au­tem nos­tri do­mi­nii non sunt: ad­quin viam ad se­pul­chrum pos­su­mus vin­di­ca­re.

1Ulp. lib. XIV. ad Ed. Die Klagen wegen ländlicher und städtischer Dienstbarbeiten stehn den Eigenthümern der Grundstücke zu. Begräbnisse sind aber nicht unser Eigenthum; doch kann man auf einen Weg zu einem Begräbniss Klage erheben.

2Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. De ser­vi­tu­ti­bus in rem ac­tio­nes com­pe­tunt no­bis ad ex­em­plum ea­rum quae ad usum fruc­tum per­ti­nent, tam con­fes­so­ria quam ne­ga­to­ria, con­fes­so­ria ei qui ser­vi­tu­tes si­bi com­pe­te­re con­ten­dit, ne­ga­to­ria do­mi­no qui ne­gat. 1Haec au­tem in rem ac­tio con­fes­so­ria nul­li alii quam do­mi­no fun­di com­pe­tit: ser­vi­tu­tem enim ne­mo vin­di­ca­re pot­est quam is qui do­mi­nium in fun­do vi­ci­no ha­bet, cui ser­vi­tu­tem di­cit de­be­ri. 2Rec­te Ne­ra­tius scri­bit, si me­dii lo­ci usus fruc­tus le­ge­tur, iter quo­que se­qui (per ea sci­li­cet lo­ca fun­di, per quae qui usum fruc­tum ces­sit con­sti­tue­ret) qua­te­nus est ad fruen­dum ne­ces­sa­rium: nam­que scien­dum est iter, quod fruen­di gra­tia fruc­tua­rio prae­sta­tur, non es­se ser­vi­tu­tem, ne­que enim pot­est so­li fruc­tua­rio ser­vi­tus de­be­ri: sed si fun­do de­bea­tur, et ip­se fruc­tua­rius ea ute­tur. 3Pom­po­nius di­cit fruc­tua­rium in­ter­dic­to de iti­ne­re uti pos­se, si hoc an­no usus est: ali­bi enim de iu­re, id est in con­fes­so­ria ac­tio­ne, ali­bi de fac­to, ut in hoc in­ter­dic­to, quae­ri­tur: quod et Iu­lia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo di­ges­to­rum scri­bit. pro sen­ten­tia Iu­lia­ni fa­cit, quod La­beo scri­bit, et­iam si tes­ta­tor usus sit qui le­ga­vit usum fruc­tum, de­be­re uti­le in­ter­dic­tum fruc­tua­rio da­ri, quem­ad­mo­dum he­redi vel emp­to­ri com­pe­tunt haec in­ter­dic­ta.

2Idem lib. XVII. ad Ed. In Ansehung der Dienstbarkeiten stehen uns dingliche Klagen zu, nach Art derjenigen, welche den Niessbrauch betreffen, [nämlich] die Confessorienklage und die Negatorienklage11Wegen Beibehaltung dieser Ausdrücke s. Anmerk. 48. zu Tit. VI. Buch VII.; die erstere dem, welcher behauptet, dass ihm eine Dienstbarkeit zustehe, die zweite dem Eigenthümer [des Grundstücks], welcher leugnet [, dass einem Andern an demselben eine Dienstbarkeit zustehe]. 1Diese dingliche Confessorienklage steht keinem Andern, als dem Eigenthümer eines Landgutes, zu; denn eine Dienstbarkeit kann kein Anderer in Anspruch nehmen, als derjenige, welcher das Eigenthum an einem benachbarten Landgute hat, von dem er behauptet, dass ihm eine Dienstbarkeit zustehe. 2Neratius lehrt ganz richtig, dass, wenn der Niessbrauch an einem in der Mitte [anderer Ackerstücke] belegenen Orte vermacht worden sei, auch ein Fusssteigsrecht über diejenigen Ländereien, wo derjenige, welcher einen Niessbrauch [in obiger Art] unter den Lebendigen bestellt hat, ihn bestimmen würde, insoweit es zum Benutzen nothwendig, dazu gehöre; denn es ist zu bemerken, dass ein Fusssteig, welcher dem Niessbraucher der Benutzung wegen gewährt wird, keine Dienstbarkeit ist, indem der Niessbraucher allein kein Recht auf eine Dienstbarkeit haben, wohl aber sich derselben, wenn das Landgut selbst dazu berechtigt ist, bedienen kann. 3Pomponius sagt, der Niessbraucher könne das Interdict wegen Fusssteiges anstellen, wenn er sich dessen im laufenden Jahre bedient hat; denn zuweilen handelt es sich um das Recht selbst, wie bei der Confessorienklage, zuweilen über eine blosse Thatsache, wie bei diesem Interdict; dies schreibt auch Julian im 48. Buche seiner Digesten. Für Julians Ansicht spricht auch das, was Labeo schreibt: dass, wenn der Testator, der den Niessbrauch vermacht hat, sich [schon des Fusssteiges] bedient habe, auch dem Niessbraucher ein analoges Interdict zu verstatten sei, in der Art, wie dem Erben oder Käufer diese Interdicte zustehen.

3Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo ad edic­tum. Sed et si par­tem fun­di quis eme­rit, idem di­cen­dum est.

3Idem lib. LXX. ad Ed. Auch wenn Jemand einen Theil eines Landgutes gekauft hat, gilt dasselbe.

4Idem li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Lo­ci cor­pus non est do­mi­nii ip­sius, cui ser­vi­tus de­be­tur, sed ius eun­di ha­bet. 1Qui iter si­ne ac­tu vel ac­tum si­ne iti­ne­re ha­bet, ac­tio­ne de ser­vi­tu­te ute­tur. 2In con­fes­so­ria ac­tio­ne, quae de ser­vi­tu­te mo­ve­tur, fruc­tus et­iam ve­niunt. sed vi­dea­mus, qui es­se fruc­tus ser­vi­tu­tis pos­sunt: et est ve­rius id de­mum fruc­tuum no­mi­ne com­pu­tan­dum, si quid sit quod in­ter­sit agen­tis ser­vi­tu­te non pro­hi­be­ri. sed et in ne­ga­to­ria ac­tio­ne, ut La­beo ait, fruc­tus com­pu­tan­tur, quan­ti in­ter­est pe­ti­to­ris non uti fun­di sui iti­ne­re ad­ver­sa­rium: et hanc sen­ten­tiam et Pom­po­nius pro­bat. 3Si fun­dus, cui iter de­be­tur, plu­rium sit, uni­cui­que in so­li­dum com­pe­tit ac­tio, et ita et Pom­po­nius li­bro qua­dra­gen­si­mo pri­mo scri­bit: sed in aes­ti­ma­tio­nem id quod in­ter­est ve­niet, sci­li­cet quod eius in­ter­est, qui ex­pe­rie­tur. ita­que de iu­re qui­dem ip­so sin­gu­li ex­pe­rien­tur et vic­to­ria et aliis prod­erit, aes­ti­ma­tio au­tem ad quod eius in­ter­est re­vo­ca­bi­tur, quam­vis per unum ad­quiri ser­vi­tus non pos­sit. 4Sed et si duo­rum fun­dus sit qui ser­vit, ad­ver­sus unum­quem­que pot­erit ita agi et, ut Pom­po­nius li­bro eo­dem scri­bit, quis­quis de­fen­dit, so­li­dum de­bet re­sti­tue­re, quia di­vi­sio­nem haec res non re­ci­pit. 5Si quis mi­hi iti­ne­ris vel ac­tus vel viae con­tro­ver­siam non fa­ciat, sed re­fi­ce­re ster­ne­re non pa­tia­tur, Pom­po­nius li­bro eo­dem scri­bit con­fes­so­ria ac­tio­ne mi­hi uten­dum: nam et si ar­bo­rem im­pen­den­tem ha­beat vi­ci­nus, qua viam vel iter in­vium vel in­ha­bi­le fa­cit, Mar­cel­lus quo­que apud Iu­lia­num no­tat iter pe­ten­dum vel viam vin­di­can­dam. sed de re­fec­tio­ne viae et in­ter­dic­to uti pos­su­mus, quod de iti­ne­re ac­tu­que re­fi­cien­do com­pe­tit: non ta­men si si­li­ce quis ster­ne­re ve­lit, ni­si no­mi­na­tim id con­ve­nit. 6Sed et de haus­tu, quia ser­vi­tus est, com­pe­tunt no­bis in rem ac­tio­nes. 7Com­pe­tit au­tem de ser­vi­tu­te ac­tio do­mi­no ae­di­fi­cii ne­gan­ti ser­vi­tu­tem se vi­ci­no de­be­re, cu­ius ae­des non in to­tum li­be­rae sunt, sed ei cum quo agi­tur ser­vi­tu­tem non de­bent. ver­bi gra­tia ha­beo ae­des, qui­bus sunt vi­ci­nae Se­ia­nae et Sem­pro­nia­nae, Sem­pro­nia­nis ser­vi­tu­tem de­beo, ad­ver­sus do­mi­num Se­ia­na­rum vo­lo ex­per­i­ri al­tius me tol­le­re pro­hi­ben­tem: in rem ac­tio­ne ex­pe­riar: li­cet enim ser­viant ae­des meae, ei ta­men cum quo agi­tur non ser­viunt: hoc igi­tur in­ten­do ha­be­re me ius al­tius tol­len­di in­vi­to eo cum quo ago: quan­tum enim ad eum per­ti­net, li­be­ras ae­des ha­beo. 8Si cui om­ni­no al­tius tol­le­re non li­ceat, ad­ver­sus eum rec­te age­tur ius ei non es­se tol­le­re. haec ser­vi­tus et ei, qui ul­te­rio­res ae­des ha­bet, de­be­ri pot­erit.

4Idem lib. XVII. ad Ed. Die Stelle [auf einem fremden Landgute, über welche der Fusssteig führt] ist nicht Eigenthum dessen, dem das Recht auf die Dienstbarkeit zusteht, sondern er hat [nur] das Recht, [darauf] zu gehen. 1Wer ein Fusssteigsrecht ohne Uebertrift, oder Uebertrift ohne Fusssteig hat, kann auch die Klage wegen der Dienstbarkeit anstellen. 2Bei Erhebung der Confessorienklage wegen einer Dienstbarkeit kommen auch die Nutzungen in Betracht. Doch fragt es sich, was als Nutzung einer Dienstbarkeit angesehen werden könne? — Als Nutzung, dient hier zur Antwort, ist nur dasjenige anzusehen, wieviel dem Kläger daran gelegen ist, in [der Ausübung] der Dienstbarkeit nicht gestört zu werden. Aber auch bei der Negatorienklage werden, wie Labeo sagt, die Nutzungen in Anschlag gebracht, insofern dem Kläger daran gelegen ist, dass sein Gegner sich des Fusssteiges über sein Landgut nicht bediene; diese Meinung billigt Pomponius auch. 3Ad Dig. 8,5,4,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 132, Note 4.Wenn ein Landgut, dem ein Recht auf einen Fusssteig zusteht, Mehreren gehört, so steht Jedem die Klage auf das Ganze [desselben] zu; dies lehrt Pomponius im 41. Buche; bei der Abschätzung kommt aber [nur] das in Betracht, inwiefern und um wieviel der Kläger [allein] betheiligt ist. Was daher das Recht selbst betrifft, so kann deshalb jeder Einzelne Klage erheben, und wenn er obsiegt, so nützt er dadurch auch den Andern mit; die Abschätzung [etwanigen Schadens] beschränkt sich aber nur auf das, womit er betheiligt ist; wenn gleich eine Dienstbarkeit durch einen [von mehreren Miteigenthümern eines Grundstücks für dasselbe] nicht erworben werden kann. 4Ad Dig. 8,5,4,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 132, Note 5.Wenn aber ein dienstbares Landgut Zweien gehört, so kann gegen jeden derselben also Klage erhoben werden, und es muss, wie Pomponius in demselben Buche schreibt, jeder, wer sich auf die Klage einlässt, das Ganze gewähren, weil die [Beschaffenheit der] Sache keine Theilung zulässt. 5Wenn mir Jemand wegen des Fusssteiges, der Uebertrift, oder des Weges [selbst] zwar keine Schwierigkeit macht, aber Ausbesserungen [derselben] oder dass etwas darauf hingeworfen werde, nicht leiden will, so, lehrt Pomponius in demselben Buche, kann ich mich auch der Confessorienklage bedienen; denn, auch wenn der Nachbar einen überhängenden Baum hat, wodurch der Gebrauch des Fahrweges oder Fusssteiges verhindert oder erschwert wird, so, bemerkt auch Marcell beim Julian, sei auf den Fusssteig oder den Fahrweg Klage zu erheben. Wegen der Ausbesserung des Fahrweges kann man auch das Interdict anstellen, welches wegen Ausbesserung des Fusssteiges und der Uebertrift Statt findet; nicht aber, wenn man [z. B.] mit Feldsteinen pflastern wollte, es sei denn, dass man besonders darüber übereingekommen wäre. 6Auch wegen des Wasserschöpfens stehen uns, weil es eine Dienstbarkeit ist, dingliche Klagen zu. 7Die Klage wegen Dienstbarkeiten steht dem Hauseigenthümer, welcher leugnet, dem Nachbar zu einer Dienstbarkeit verpflichtet zu sein, auch dann zu, wenn dessen Gebäude nicht ganz und gar frei von allen Dienstbarkeiten ist, sondern nur dem Beklagten zu keiner solchen verpflichtet ist. Zum Beispiel ich habe ein Gebäude, dem das Sejanische und Sempronianische benachbart sind, dem letztern bin ich zu einer Dienstbarkeit verpflichtet, und ich beabsichtige gegen den Eigenthümer des erstern, der mich höher zu bauen, hindert, Klage anzustellen, so erhebe ich die dingliche Klage. Denn wiewohl mein Gebäude [überhaupt] dienstbar ist, so ist es dies doch nicht in Ansehung des Beklagten. Ich bezwecke also damit, dass mir das Recht, höher zu bauen, wider den Willen des Beklagten zustehe; denn in Ansehung dessen ist mein Gebäude befreiet. 8Wenn Jemandem überhaupt höher zu bauen nicht gestattet ist, so kann mit Recht gegen denselben die Klage erhoben werden, dass er kein Recht dazu habe, [falls er es versuchen sollte]. Zu dieser Dienstbarkeit kann auch Jemand, dem entfernt liegende Gebäude gehören, berechtigt sein.

5Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Et id­eo si in­ter meas et Ti­tii ae­des tuae ae­des in­ter­ce­dant, pos­sum Ti­tii ae­di­bus ser­vi­tu­tem im­po­ne­re, ne li­ceat ei al­tius tol­le­re, li­cet tuis non im­po­na­tur: quia do­nec tu non ex­tol­lis, est uti­li­tas ser­vi­tu­tis.

5Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn daher zwischen meinen und des Titius Gebäuden das deinige liegt, so kann ich gegen das Gebäude des Titius die Dienstbarkeit erwerben, dass er nicht höher bauen dürfe, wenn dieselbe auch dem deinigen nicht obliegt, weil so lange du nicht höher bauest, die Dienstbarkeit von Nutzen ist.

6Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Et si for­te qui me­dius est, quia ser­vi­tu­tem non de­be­bat, al­tius ex­tu­le­rit ae­di­fi­cia sua, ut iam ego non vi­dear lu­mi­ni­bus tuis ob­sta­tu­rus, si ae­di­fi­ca­ve­ro, frus­tra in­ten­des ius mi­hi non es­se ita ae­di­fi­ca­tum ha­be­re in­vi­to te: sed si in­tra tem­pus sta­tu­tum rur­sus de­po­sue­rit ae­di­fi­cium suum vi­ci­nus, re­nas­ce­re­tur ti­bi vin­di­ca­tio. 1Scien­dum ta­men in his ser­vi­tu­ti­bus pos­ses­so­rem es­se eum iu­ris et pe­ti­to­rem. et si for­te non ha­beam ae­di­fi­ca­tum al­tius in meo, ad­ver­sa­rius meus pos­ses­sor est: nam cum ni­hil sit in­no­va­tum, il­le pos­si­det et ae­di­fi­can­tem me pro­hi­be­re pot­est et ci­vi­li ac­tio­ne et in­ter­dic­to quod vi aut clam: idem et si la­pil­li iac­tu im­pe­die­rit. sed et si pa­tien­te eo ae­di­fi­ca­ve­ro, ego pos­ses­sor ero ef­fec­tus. 2Et­iam de ser­vi­tu­te, quae one­ris fe­ren­di cau­sa im­po­si­ta erit, ac­tio no­bis com­pe­tit, ut et one­ra fe­rat et ae­di­fi­cia re­fi­ciat ad eum mo­dum, qui ser­vi­tu­te im­po­si­ta com­pre­hen­sus est. et Gal­lus pu­tat non pos­se ita ser­vi­tu­tem im­po­ni, ut quis fa­ce­re ali­quid co­ge­re­tur, sed ne me fa­ce­re pro­hi­be­ret: nam in om­ni­bus ser­vi­tu­ti­bus re­fec­tio ad eum per­ti­net, qui si­bi ser­vi­tu­tem ad­se­rit, non ad eum, cu­ius res ser­vit. sed eva­luit ser­vi sen­ten­tia, in pro­pos­i­ta spe­cie ut pos­sit quis de­fen­de­re ius si­bi es­se co­ge­re ad­ver­sa­rium re­fi­ce­re pa­rie­tem ad one­ra sua sus­ti­nen­da. La­beo au­tem hanc ser­vi­tu­tem non ho­mi­nem de­be­re, sed rem, de­ni­que li­ce­re do­mi­no rem de­relin­que­re scri­bit. 3Haec au­tem ac­tio in rem ma­gis est quam in per­so­nam et non alii com­pe­tit quam do­mi­no ae­dium et ad­ver­sus do­mi­num, sic­uti ce­te­ra­rum ser­vi­tu­tium in­ten­tio. 4Si ae­des plu­rium do­mi­no­rum sint, an in so­li­dum aga­tur, Pa­pi­nia­nus li­bro ter­tio quaes­tio­num trac­tat: et ait sin­gu­los do­mi­nos in so­li­dum age­re, sic­uti de ce­te­ris ser­vi­tu­ti­bus ex­cep­to usu fruc­tu. sed non idem re­spon­den­dum in­quit, si com­mu­nes ae­des es­sent, quae one­ra vi­ci­ni sus­ti­ne­rent. 5Mo­dus au­tem re­fec­tio­nis in hac ac­tio­ne ad eum mo­dum per­ti­net, qui in ser­vi­tu­te im­po­si­ta con­ti­ne­tur: for­te ut re­fi­ciat la­pi­de qua­dra­to vel la­pi­de struc­ti­li vel quo­vis alio ope­re, quod in ser­vi­tu­te dic­tum est. 6Ve­niunt et fruc­tus in hac ac­tio­ne, id est com­mo­dum quod ha­be­ret, si one­ra ae­dium eius vi­ci­nus sus­ti­ne­ret. 7Pa­rie­tem au­tem me­lio­rem qui­dem, quam in ser­vi­tu­te im­po­si­tum est, fa­ce­re li­cet: de­te­rio­rem si fa­cit, aut per hanc ac­tio­nem aut per ope­ris no­vi nun­tia­tio­nem pro­hi­be­tur.

6Ulp. lib. XVII. ad Ed. Wenn nun [der Eigenthümer des] in der Mitte [liegenden Gebäudes], seine Gebäude erhöhet, indem er zu keiner Dienstbarkeit verpflichtet war, so dass das meinige22Das ich und du steht in diesem Gesetz in Bezug auf das vorige im umgekehrten Verhältniss. als deine Hellung schmälernd nicht mehr betrachtet werden kann, so wirst du, wenn ich [dann höher] gebauet habe, vergebens verlangen, dass mir wider deinen Willen, so zu bauen, kein Recht zustehe; wenn aber der Nachbar sein [in der Mitte liegendes ] Gebäude innerhalb der gesetzlichen [Verjährungs-] Zeit wieder erniedrigt, so lebt für dich das Klagrecht wieder auf. 1Ad Dig. 8,5,6,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 163, Note 4; Bd. II, § 465, Note 18.Es ist aber zu bemerken, dass bei diesen Dienstbarkeiten der Besitzer des Rechts zugleich auch der Kläger ist; habe ich nun z. B. auf meinem Grund und Boden kein Gebäude erhöhet, so befindet sich mein Gegner im Besitz; denn wenn keine Neuerung geschehen ist, so besitzt jener und kann mich am [Höher]bauen sowohl durch eine bürgerlichrechtliche Klage, als durch das Interdict Was mit Gewalt oder heimlich hindern. Dasselbe ist der Fall, wenn die Verhinderung durch den Steinwurf33Eine altrömische symbolische Bezeichnung des Einspruchs. geschehen ist; wenn ich aber, während er es ruhig geduldet, gebauet habe, so werde ich dadurch zum Besitzer. 2Auch wegen einer zur Tragung der Last [eines Nachbarhauses] auferlegten Dienstbarkeit, steht uns eine Klage sowohl wegen Tragung der Last [selbst], als wegen der Wiederherstellung der Gebäude in der Maasse, wie es bei Auferlegung der Dienstbarkeit ausgemacht worden ist, zu. Gallus glaubt, es könne keine Dienstbarkeit in der Art auferlegt werden, dass Jemand dadurch zum Handeln genöthigt werde, sondern [nur], dass er mich am Handeln nicht hindern wolle; denn bei allen Dienstbarkeiten fallen die Ausbesserungen auf den, welcher die Dienstbarkeit für sich in Anspruch nimmt, nicht auf den Eigenthümer der dienstbaren Sache. Allein es überwog in Ansehung dieser Frage die Meinung des Servius, dass nämlich Jemand das Recht, den Gegner zur Ausbesserung der Wand, um die Last seines [Hauses] zu tragen, zu nöthigen, als ihm zuständig in Anspruch nehmen könne. Labeo setzt auch hinzu, dass ja nicht der Mensch selbst, sondern nur die Sache zu dieser Dienstbarkeit verpflichtet sei und es stehe ja dem erstern frei, die Sache in Stich zu lassen. 3Diese Klage ist nun mehr eine dingliche als eine persönliche, und steht ebenso, wie Forderungen wegen anderer Dienstbarkeiten Niemandem weiter zu, als dem Eigenthümer von Gebäuden und gegen den Eigenthümer [von solchen]. 4Ob, wenn ein Gebäude mehreren Eigenthümern gehört, jeder einzelne auf das Ganze [der Dienstbarkeit] Klage erheben könne, diese Frage behandelt Papinian im dritten Buche seiner Quästionen und entscheidet sie bejahend, so wie es in Ansehung aller andern Dienstbarkeiten, mit Ausnahme des Niessbrauchs, [geschehen könne]. Anders hingegen sei es, sagt er, wenn die die Last des Nachbarhauses tragenden Gebäude Mehrern gemeinschaftlich gehören. 5Die Art und Weise der Ausbesserung, welche diese Klage begreift, beschränkt sich darauf, wie sie bei Auferlegung der Dienstbarkeit bestimmt worden ist, also z. B. zur Ausbesserung mit Quadersteinen, oder Ziegeln, oder irgend einem andern Stoff der bei [der Bestellung] der Dienstbarkeit benannt worden ist. 6Auch die Nutzungen kommen bei dieser Klage in Betracht, das heisst derjenige Vortheil, welchen man haben würde, wenn der Nachbar die Last unseres Gebäudes tragen würde. 7Eine bessere Wand, als bei Bestellung der Dienstbarkeit ausgemacht worden ist, kann er zwar bauen, an dem Bau einer schlechtern aber wird er entweder durch diese Klage, oder durch die Anmeldung eines Neubaues verhindert.

7Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ha­rum ac­tio­num even­tus hic est, ut vic­to­ri of­fi­cio iu­di­cis aut res prae­ste­tur aut cau­tio. res ip­sa haec est, ut iu­beat ad­ver­sa­rium iu­dex emen­da­re vi­tium pa­rie­tis et ido­neum prae­sta­re. cau­tio haec est, ut eum iu­beat de re­fi­cien­do pa­rie­te ca­ve­re ne­que se ne­que suc­ces­so­res suos pro­hi­bi­tu­ros al­tius tol­le­re sub­la­tum­que ha­be­re: et si ca­ve­rit, ab­sol­ve­tur. si ve­ro ne­que rem prae­stat ne­que cau­tio­nem, tan­ti con­dem­net, quan­ti ac­tor in li­tem iu­ra­ve­rit.

7Paul. lib. XXI. ad Ed. Der Erfolg dieser Klagen ist der, dass dem Obsiegenden mittelst richterlicher Hülfe entweder die Sache44Res; Hofacker und Westphal (s. Glück X. p. 240.) sind über die Erklärung verschiedener Meinung; ich sehe darin nichts als die Sachbitte des Klägers, dies ergibt die gleich folgende Erläuterung selbst., oder eine Sicherheitsbestellung gewährt wird. Die Sache selbst heisst soviel, dass der Richter dem Beklagten, den Fehler der Wand zu verbessern und sie gehörig einzurichten anbefiehlt; die Sicherheit besteht darin, dass ihm [der Richter] anbefiehlt, wegen Wiederherstellung der Wand und dafür Sicherheit zu bestellen, dass weder er noch seine Nachfolger das Höherbauen und Höhergebauthaben stören werden; nach Bestellung dieser Sicherheit wird [der Beklagte] freigesprochen; wenn er aber weder die Sache selbst gewährt noch Sicherheit [bestellt], so wird er zur Zahlung derjenigen Summe verurtheilt, als der Kläger zur Streitwürderung schwört.

8Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Sic­ut au­tem re­fec­tio pa­rie­tis ad vi­ci­num per­ti­net, ita ful­tu­ra ae­di­fi­cio­rum vi­ci­ni cui ser­vi­tus de­be­tur, quam­diu pa­ries re­fi­ci­tur, ad in­fe­rio­rem vi­ci­num non de­bet per­ti­ne­re: nam si non vult su­pe­rior ful­ci­re, de­po­nat, et re­sti­tuet, cum pa­ries fue­rit re­sti­tu­tus. et hic quo­que sic­ut in ce­te­ris ser­vi­tu­ti­bus ac­tio con­tra­ria da­bi­tur, hoc est ius ti­bi non es­se me co­ge­re. 1Com­pe­tit mi­hi ac­tio ad­ver­sus eum, qui ces­sit mi­hi ta­lem ser­vi­tu­tem, ut in pa­rie­tem eius tig­na in­mit­te­re mi­hi li­ceat su­pra­que ea tig­na ver­bi gra­tia por­ti­cum am­bu­la­to­riam fa­ce­re su­per­que eum pa­rie­tem co­lum­nas struc­ti­les im­po­ne­re, quae tec­tum por­ti­cus am­bu­la­to­riae sus­ti­neant. 2Di­stant au­tem hae ac­tio­nes in­ter se, quod su­pe­rior qui­dem lo­cum ha­bet et­iam ad com­pel­len­dum vi­ci­num re­fi­ce­re pa­rie­tem meum, haec ve­ro lo­cum ha­bet ad hoc so­lum, ut tig­na sus­ci­piat, quod non est con­tra ge­ne­ra ser­vi­tu­tium. 3Sed si quae­ri­tur, quis pos­ses­so­ris, quis pe­ti­to­ris par­tes sus­ti­neat, scien­dum est pos­ses­so­ris par­tes sus­ti­ne­re, si qui­dem tig­na im­mis­sa sint, eum, qui ser­vi­tu­tem si­bi de­be­ri ait, si ve­ro non sunt im­mis­sa, eum qui ne­gat. 4Et si qui­dem is op­ti­nue­rit, qui ser­vi­tu­tem si­bi de­fen­dit, non de­bet ei ser­vi­tus ce­di, si­ve rec­te pro­nun­tia­tum est, quia ha­bet, si­ve per­pe­ram, quia per sen­ten­tiam non de­bet ser­vi­tus con­sti­tui, sed quae est de­cla­ra­ri. pla­ne si non uten­do amis­it do­lo ma­lo do­mi­ni ae­dium post li­tem con­tes­ta­tam, re­sti­tui ei opor­tet, quem­ad­mo­dum pla­cet in do­mi­no ae­dium. 5Aris­to Cerel­lio Vi­ta­li re­spon­dit non pu­ta­re se ex ta­ber­na ca­sia­ria fu­mum in su­pe­rio­ra ae­di­fi­cia iu­re im­mit­ti pos­se, ni­si ei rei ser­vi­tu­tem ta­lem ad­mit­tit. idem­que ait: et ex su­pe­rio­re in in­fe­rio­ra non aquam, non quid aliud im­mit­ti li­cet: in suo enim alii hac­te­nus fa­ce­re li­cet, qua­te­nus ni­hil in alie­num im­mit­tat, fu­mi au­tem sic­ut aquae es­se im­mis­sio­nem: pos­se igi­tur su­pe­rio­rem cum in­fe­rio­re age­re ius il­li non es­se id ita fa­ce­re. Al­fe­num de­ni­que scri­be­re ait pos­se ita agi ius il­li non es­se in suo la­pi­dem cae­de­re, ut in meum fun­dum fra­g­men­ta ca­dant. di­cit igi­tur Aris­to eum, qui ta­ber­nam ca­sia­riam a Min­tur­nen­si­bus con­du­xit, a su­pe­rio­re pro­hi­be­ri pos­se fu­mum im­mit­te­re, sed Min­tur­nen­ses ei ex con­duc­to te­ne­ri: agi­que sic pos­se di­cit cum eo, qui eum fu­mum im­mit­tat, ius ei non es­se fu­mum im­mit­te­re. er­go per con­tra­rium agi pot­erit ius es­se fu­mum im­mit­te­re: quod et ip­sum vi­de­tur Aris­to pro­ba­re. sed et in­ter­dic­tum uti pos­si­de­tis pot­erit lo­cum ha­be­re, si quis pro­hi­bea­tur, qua­li­ter ve­lit, suo uti. 6Apud Pom­po­nium du­bi­ta­tur li­bro qua­dra­gen­si­mo pri­mo lec­tio­num, an quis pos­sit ita age­re li­ce­re fu­mum non gra­vem, pu­ta ex fo­co, in suo fa­ce­re aut non li­ce­re. et ait ma­gis non pos­se agi, sic­ut agi non pot­est ius es­se in suo ig­nem fa­ce­re aut se­de­re aut la­va­re. 7Idem in di­ver­sum pro­bat: nam et in ba­li­neis, in­quit, va­po­ri­bus cum Quin­til­la cu­ni­cu­lum per­gen­tem in Ur­si Iu­li in­stru­xis­set, pla­cuit po­tuis­se ta­les ser­vi­tu­tes im­po­ni.

8Ulp. lib. XVII. ad Ed. In der Art, wie die Ausbesserung der Wand dem Nachbar [d. h. dem Eigenthümer des dienstbaren Gebäudes] obliegt, ist das Stützen der Gebäude des Nachbars, der zur Dienstbarkeit berechtigt ist, während die Wand ausgebessert wird, nicht als Pflicht des dienstbaren55Inferior und superior, der wörtliche, den Bauverhältnissen nach leicht erkennbare Sinn lässt sich nicht gut wörtlich geben. Nachbar[hauses] anzusehen; denn wenn der Berechtigte5 [sein eigenes Gebäude] nicht stützen will, so kann er es abtragen, und nach Wiederherstellung der Wand wieder aufbauen. Auch hier wird, wie bei allen andern Dienstbarkeiten, die Negatorienklage gegeben, dass du nämlich kein Recht habest, mich dazu zu zwingen. 1Wer mir eine Dienstbarkeit in der Art bewilligt hat, dass ich in seine Wand soll Balken einlegen, auf denselben z. B. einen Spatziergang anlegen und auf die Wand Säulen von Backsteinen, zur Tragung eines Daches über dem Spatziergang, setzen dürfen, gegen den steht mir die [Confessorien-] Klage zu. 2Diese Klagen sind aber insofern verschieden, als die erstere auch dazu angewendet werden kann, um den Nachbar zu nöthigen, die mir dienstbare66Meum, schon Accursius erklärt dies so. Wand auszubessern die letztere aber nur dazu, die Balken aufzunehmen; dies ist den Regeln der Dienstbarkeiten nicht zuwider. 3Ad Dig. 8,5,8,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 198, Note 16.Wenn aber darüber Frage entsteht, wer die Rolle des Besitzers77Possessor kann hier füglich in dieser Bedeutung beibehalten werden. und wer die des Klägers übernehmen solle, so merke man, dass, wenn die Balken schon eingelegt sind, derjenige, welcher die Zuständigkeit der Dienstbarkeit behauptet, die Stelle des Besitzers einnehme, wenn aber die Einlegung noch nicht Statt gefunden hat, der, welcher [das Recht dazu] leugnet. 4Wenn nun der, welcher die Zuständigkeit der Dienstbarbeit behauptet, obsiegt, so braucht ihm dieselbe nicht erst abgetreten zu werden, es mag nun richtig erkannt worden sein, weil er sie schon hat, oder unrichtig, weil die Dienstbarkeit durch das Urtheil nicht bestellt, sondern in ihrem Umfange erklärt werden soll. Hat er aber dieselbe durch Nichtgebrauch in Folge einer Arglist des Eigenthümers des [dienstbaren] Gebäudes nach der Einleitung des Verfahrens verloren, so muss sie ihm wiedergewährt werden, sowie man dies in Betreff des Eigenthums88Domino. Hal. und die Vulg. haben dominio, was offenbar richtiger ist; Accurs. hat auch dominio gelesen. an einem Hause als gültig angenommen hat. 5Aristo antwortete dem Cerellius Vitalis, er glaube nicht, dass aus einem Käseladen Rauch in die oberen Gemächer rechtlicher Weise entlassen werden dürfe, wenn nicht deshalb99S. Glück X. p. 69. n. 56. [der Eigenthümer der letztern] eine Dienstbarkeit zugestehe. Er sagt auch, aus einem obern [Gemach] dürfe in ein unteres weder Wasser noch sonst etwas Anderes herabgegossen werden; auf seinem eigenen Grund und Boden stehe zwar Jedem dies frei, insofern er nichts auf fremden Boden dringen lässt; Eindringen von Rauch und Wasser sei aber einerlei; es könne daher der obere [Bewohner] wider den untern Klage erheben, dass er dies zu thun kein Recht habe. Auch lehre, sagt er, Alfenus, man könne deshalb Klage erheben, dass Jemand kein Recht habe, auf seinem Grund und Boden Steine in der Art zu brechen, dass die Stücken davon auf unsern Grund und Boden fliegen. Aristo sagt also, dass demjenigen, welcher von den Minturnensern einen Käseladen gemiethet hat, vom obern [Bewohner] das Eindringenlassen des Rauches verboten werden könne, die Minturnenser ihm aber aus dem Pachtcontract deshalb verpflichtet seien, und es könne wider denselben, wenn er den Rauch eindringen lasse, in der Art geklagt werden, dass er kein Recht dazu habe; es wird mithin auch im umgekehrten Fall Klage erhoben werden können, dass ein Recht dazu vorhanden sei, ja, es scheint dies Aristo selbst zuzugeben. Es kann aber auch das Interdict Wie ihr besitzet angewendet werden, wenn Jemand verhindert wird, sein Eigenthum nach Belieben zu brauchen. 6Ad Dig. 8,5,8,6Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 198, Note 8.Im 41. Buche der Lectionen des Pomponius wird Zweifel deshalb erregt, ob Jemand wegen des Erlaubtseins oder Nichterlaubtseins, nicht dicken Rauch auf seinem Grund und Boden, etwa auf einem Heerde, zu machen, Klage erheben könne, und es entscheidet sich derselbe verneinend, so wenig als man deshalb Klage erheben könne, dass man ein Recht habe, auf seinem eigenen Boden Feuer anzumachen, sich zu setzen oder zu waschen. 7Im umgekehrten Fall1010Nämlich wenn Jemand etwas thut, was er der natürlichen Freiheit nach nicht darf. aber bejahet er es; denn so hat man [in einem vorgekommenen Fall,] als [eine gewisse] Quintilla Röhren zur Ableitung der Dämpfe aus dem Badehause in des Ursus Julius [Grundstück] angelegt hatte, sich dafür bestimmt, dass solche Dienstbarkeiten bestellt werden können.

9Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Si eo lo­co, per quem mi­hi iter de­be­tur, tu ae­di­fi­ca­ve­ris, pos­sum in­ten­de­re ius mi­hi es­se ire age­re: quod si pro­ba­ve­ro, in­hi­be­bo opus tuum. item Iu­lia­nus scrip­sit, si vi­ci­nus in suo ae­di­fi­can­do ef­fe­ce­rit, ne stil­li­ci­dium meum re­ci­pe­ret, pos­se me age­re de iu­re meo, id est ius es­se im­mit­ten­di stil­li­ci­dium, sic­ut in via di­xi­mus. sed si qui­dem non­dum ae­di­fi­ca­vit, si­ve usum fruc­tum si­ve viam ha­bet, ius si­bi es­se ire age­re vel frui in­ten­de­re pot­est: quod si iam ae­di­fi­ca­vit do­mi­nus, is qui iter et ac­tum ha­bet ad­huc pot­est in­ten­de­re ius si­bi es­se, fruc­tua­rius au­tem non pot­est, quia amis­it usum fruc­tum: et id­eo de do­lo ac­tio­nem dan­dam hoc ca­su Iu­lia­nus ait. con­tra si in iti­ne­re, quod per fun­dum ti­bi de­beo, ae­di­fi­ces, rec­te in­ten­dam ius ti­bi non es­se ae­di­fi­ca­re vel ae­di­fi­ca­tum ha­be­re, quem­ad­mo­dum si in area mea quid ae­di­fi­ces. 1Qui la­tio­re via vel an­gus­tio­re usus est, re­ti­net ser­vi­tu­tem, sic­uti qui aqua, ex qua ius ha­bet uten­di, alia mix­ta usus est, re­ti­net ius suum.

9Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn du an einer Stelle, über welche mir ein Fusssteig zusteht, ein Gebäude aufgeführt hast, so kann ich mein Recht wegen des Fusssteigs oder Weges1111S. Glück X. 59. n. 35. geltend machen; habe ich es erwiesen, so kann ich deinen begonnenen Bau verhindern. Ebenso lehrt Julian, dass, wenn der Nachbar durch einen Bau auf seinem Grund und Boden sich der Aufnahme meiner Traufe entzogen hat, ich wegen des mir zuständigen Rechts Klage erheben könne, d. h. auf das Recht, meine Traufe herabfallen zu lassen, so wie wir vom Wege gesagt haben. Hat er aber den Bau noch nicht aufgeführt, so kann man, mag man nun den Niessbrauch oder ein Wegerecht haben, das Recht, zu gehen und zu fahren, sowie das der Benutzung in Anspruch nehmen. Hat der Eigenthümer [des dienstbaren Grundstücks] bereits gebauet, so kann derjenige, welcher ein Fusssteigs- und Uebertriftsrecht hat, demungeachtet noch sein Recht geltend machen, der Niessbraucher kann es aber nicht, weil er den Niessbrauch verloren hat. Daher, sagt Julian, sei in diesem Fall die Klage wegen Arglist zu ertheilen. Wenn umgekehrt aber du auf einem Fusssteige, zu dem dir [mein] Grundstück verpflichtet ist, ein Gebäude aufführen willst, so kann ich mit allem Rechte verlangen, dass du kein Recht habest, zu bauen oder ein Gebäude zu haben, so wenig, wie wenn du auf meinem Hofe bauen wolltest. 1Wer einen Fahrweg in grösserer oder minderer [, als der gesetzlichen,] Breite gebraucht hat, behält die Dienstbarkeit ebensowohl, wie derjenige, welcher das Recht des Gebrauchs an einem Wasser hat, sein Recht behält, wenn er sich jenes mit andern vermischt bedient hat.

10Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Si quis diu­tur­no usu et lon­ga qua­si pos­ses­sio­ne ius aquae du­cen­dae nac­tus sit, non est ei ne­ces­se do­ce­re de iu­re, quo aqua con­sti­tu­ta est, vel­uti ex le­ga­to vel alio mo­do, sed uti­lem ha­bet ac­tio­nem, ut os­ten­dat per an­nos for­te tot usum se non vi non clam non pre­ca­rio pos­se­dis­se. 1Agi au­tem hac ac­tio­ne pot­erit non tan­tum cum eo, in cu­ius agro aqua ori­tur vel per cu­ius fun­dum du­ci­tur, ve­rum et­iam cum om­ni­bus agi pot­erit, qui­cum­que aquam non du­ce­re im­pe­diunt, ex­em­plo ce­te­ra­rum ser­vi­tu­tium. et ge­ne­ra­li­ter qui­cum­que aquam du­ce­re im­pe­diat, hac ac­tio­ne cum eo ex­per­i­ri pot­ero.

10Ulp. lib. LIII. ad Ed. Wenn Jemand durch langjährigen Gebrauch und langfortgesetzten Quasibesitz ein Recht der Wasserleitung erworben hat, so hat er nicht nöthig, das Recht darzuthun, vermöge dessen die Wasserleitung bestellt worden ist, wie z. B. in Folge eines Vermächtnisses, oder [der Erwerbung des Rechts] auf andere Weise, sondern er hat eine analoge Klage, wonach er darzuthun hat, dass er so viel Jahre lang weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise den Gebrauch [der Dienstbarkeit] besessen habe. 1Es kann diese Klage nicht nur wider denjenigen angestellt werden, auf dessen Grund und Boden das Wasser entspringt, oder durch dessen Landgut es geleitet wird, sondern auch wider alle und jeden, der die Leitung des Wassers stört, nach Art der übrigen Dienstbarkeiten. Man kann sie also im Allgemeinen gegen Jeden, wer der Wasserleitung ein Hinderniss in den Weg legen will, zur Anwendung bringen.

11Mar­cel­lus li­bro sex­to di­ges­to­rum. An unus ex so­ciis in com­mu­ni lo­co in­vi­tis ce­te­ris iu­re ae­di­fi­ca­re pos­sit, id est an, si pro­hi­bea­tur a so­ciis, pos­sit cum his ita ex­per­i­ri ius si­bi es­se ae­di­fi­ca­re, et an so­cii cum eo ita age­re pos­sint ius si­bi pro­hi­ben­di es­se vel il­li ius ae­di­fi­can­di non es­se: et si ae­di­fi­ca­tum iam sit, non pos­sit cum eo ita ex­per­i­ri ius ti­bi non es­se ita ae­di­fi­ca­tum ha­be­re, quae­ri­tur. et ma­gis di­ci pot­est pro­hi­ben­di po­tius quam fa­cien­di es­se ius so­cio, quia ma­gis il­le, qui fa­ce­re co­na­tur ut di­xi, quo­dam­mo­do si­bi alie­num quo­que ius prae­ri­pit, si qua­si so­lus do­mi­nus ad suum ar­bi­trium uti iu­re com­mu­ni ve­lit.

11Marcell. lib. VI. Dig. Ob einer von mehrern Miteigenthümern auf einem gemeinschaftlichen Platz wider den Willen der Uebrigen zu bauen ein Recht habe, d. h. ob, wenn er von seinen Mitgenossen daran verhindert wird, wider dieselben darüber Klage erheben könne, dass er ein Recht zum Bauen habe, und ob die Miteigenthümer wider ihn deshalb Klage erheben können, dass sie ein Recht haben, das Bauen zu verbieten, oder jener kein Recht, zu bauen, und ob sie, wenn bereits gebauet ist, darüber Klage anstellen können, dass er kein Recht dazu habe, ein solches Gebäude zu halten, ist streitig. Richtiger kann man hier sagen, es habe der Miteigenthümer vielmehr ein Recht, [das Bauen] zu verhindern, als es zu thun, weil derjenige, welcher dasselbe beabsichtigt, gewissermaassen ein fremdes Recht an sich reisst, wenn er, wie ein alleiniger Eigenthümer, ein gemeinschaftliches Recht nach seinem Gutdünken gebrauchen will.

12Ia­vo­le­nus li­bro se­cun­do epis­tu­la­rum. Egi ius il­li non es­se tig­na in pa­rie­tem meum im­mis­sa ha­be­re: an et de fu­tu­ris non im­mit­ten­dis ca­ven­dum est? re­spon­di: iu­di­cis of­fi­cio con­ti­ne­ri pu­to, ut de fu­tu­ro quo­que ope­re ca­ve­ri de­beat.

12Javolen. lib. II. Epistol. Ich habe geklagt, dass [meinem Nachbar] das Recht, Balken in meine Wand eingelegt zu haben, nicht zustehe; muss hier auch dafür Sicherheit bestellt werden, dass auch künftig keine dergleichen eingelegt werden? Ich habe geantwortet, dass, nach meinem Dafürhalten, in der Amtspflicht des Richters beruhe, dass auch für ein künftig [nicht] zu unternehmendes Beginnen der Art Sicherheit bestellt werden müsse.

13Pro­cu­lus li­bro quin­to epis­tu­la­rum. Fis­tu­las, qui­bus aquam du­co, in via pu­bli­ca ha­beo et hae rup­tae in­un­dant pa­rie­tem tuum: pu­to pos­se te me­cum rec­te age­re ius mi­hi non es­se flu­mi­na ex meo in tuum pa­rie­tem flue­re.

13Proculus lib. V. Epistolar. Ich habe Röhren, wodurch ich Wasser leite, an einer öffentlichen Strasse, und durch Einbrechen derselben tritt Wasser an deine Wand. Nach meinem Dafürhalten kannst du wider mich mit Recht die Klage anstellen, dass ich kein Recht habe, einen Abfluss gegen deine Wand fliessen zu lassen.

14Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad Sa­binum. Si, cum meus pro­prius es­set pa­ries, pas­sus sim te im­mit­te­re tig­na quae ant­ea ha­bue­ris: si no­va ve­lis im­mit­te­re, pro­hi­be­ri a me potes: im­mo et­iam age­re te­cum pot­ero, ut ea, quae no­va im­mi­se­ris, tol­las. 1Si pa­ries com­mu­nis ope­re abs te fac­to in ae­des meas se in­cli­na­ve­rit, pot­ero te­cum age­re ius ti­bi non es­se pa­rie­tem il­lum ita ha­be­re.

14Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn ich dir gestattet habe, in meine Wand Balken einzulegen, wie du sie bisher gehabt hast, so kann ich dir, wenn du mehrere Balken [als du zu Anfang hattest1212S. Glück X. 74.] einlegen willst, dir dies verbieten; ja ich kann selbst Klage wider dich erheben, die neueingelegten wieder herauszunehmen. 1Wenn eine [mir und dir] gemeinschaftlich gehörige Wand durch einen von dir unternommenen Bau sich gegen mein Gebäude zu senkt, so kann ich wider dich klagen, dass du kein Recht habest, dass die Wand in solchem Zustande bleibe.

15Ul­pia­nus li­bro sex­to opi­nio­num. Al­tius ae­des suas ex­tol­len­do, ut lu­mi­ni­bus do­mus mi­no­ris an­nis vi­gin­ti quin­que vel im­pu­be­ris, cu­ius cu­ra­tor vel tu­tor erat, of­fi­cia­tur, ef­fi­cit: quam­vis hoc quo­que no­mi­ne ac­tio­ne ip­se he­redes­que te­nean­tur, quia quod alium fa­cien­tem pro­hi­be­re ex of­fi­cio ne­ces­se ha­buit, id ip­se com­mit­te­re non de­buit, ta­men et ad­ver­sus pos­si­den­tem eas­dem ae­des dan­da est im­pu­be­ri vel mi­no­ri ac­tio, ut quod non iu­re fac­tum est tol­la­tur.

15Ulp. lib. VI. Opin. Jemand bewirkt durch Erhöhung seiner Gebäude, dass die Hellung des einem Minderjährigen oder Unmündigen gehörigen Hauses, dessen Curator oder Vormund er war, geschmälert wird. Wiewohl nun derselbe und seine Erben aus diesem Grunde auch durch die [Vormundschafts-] Klage haften, weil er etwas, das er selbst, wenn ein Anderer es gethan hätte, seiner Pflicht nach hätte verhindern müssen, nicht selbst thun durfte, so ist doch dem Unmündigen oder Minderjährigen auch gegen den Besitzer jener Gebäude die Klage auf Wiederhinwegnahme des widerrechtlich Hingebauten zu ertheilen.

16Iu­lia­nus li­bro sep­ti­mo di­ges­to­rum. Si a te eme­ro, ut mi­hi li­ceat ex ae­di­bus meis in ae­des tuas stil­li­ci­dium im­mit­te­re et post­ea te scien­te ex cau­sa emp­tio­nis im­mis­sum ha­beam, quae­ro, an ex hac cau­sa ac­tio­ne qua­dam vel ex­cep­tio­ne tuen­dus sim. re­spon­di utro­que au­xi­lio me usu­rum.

16Julian. lib. VII. Dig. Wenn ich von dir die Erlaubniss erkauft habe, von meinem Gebäude auf das deine die Traufe zu leiten, und nachher mit deinem Wissen auf den Grund des Kaufes mich im Besitz des Rechts befinde, muss ich da aus diesem Grunde mit einer Klage oder Einrede geschützt werden? Ich habe geantwortet, man könne sich beider Rechtsmittel bedienen.

17Al­fe­nus li­bro se­cun­do di­ges­to­rum. Si quan­do in­ter ae­des bi­nas pa­ries es­set, qui ita ven­trem fa­ce­ret, ut in vi­ci­ni do­mum se­mi­pe­dem aut am­plius pro­cum­be­ret, agi opor­tet ius non es­se il­lum pa­rie­tem ita pro­iec­tum in suum es­se in­vi­to se. 1Cum in do­mo Gaii Sei lo­cus qui­dam ae­di­bus an­ni ita ser­vi­ret, ut in eo lo­co po­si­tum ha­be­re ius Se­io non es­set, et Se­ius in eo sil­vam se­vis­set, in qua la­bra et te­nes cu­cumel­las po­si­tas ha­be­ret, an­nio con­si­lium om­nes iu­ris periti de­de­runt, ut cum eo age­ret ius ei non es­se in eo lo­co ea po­si­ta ha­be­re in­vi­to se. 2Se­cun­dum cu­ius pa­rie­tem vi­ci­nus ster­cu­li­num fe­ce­rat, ex quo pa­ries ma­d­es­ce­bat, con­su­le­ba­tur, quem­ad­mo­dum pos­set vi­ci­num co­ge­re, ut ster­cu­li­num tol­le­ret. re­spon­di, si in lo­co pu­bli­co id fe­cis­set, per in­ter­dic­tum co­gi pos­se, sed si in pri­va­to, de ser­vi­tu­te age­re opor­te­re: si dam­ni in­fec­ti sti­pu­la­tus es­set, pos­sit per eam sti­pu­la­tio­nem, si quid ex ea re si­bi dam­ni da­tum es­set, ser­va­re.

17Alfen. lib. II. Dig. Wenn zwischen zwei Gebäuden eine Wand ist, die sich dergestalt senkt, dass sie sich in des einen Nachbars Haus einen halben Fuss oder noch mehr hineinlehnt, so kann derselbe Klage erheben, dass kein Recht vorhanden sei, jene Wand soweit wider seinen Willen auf seinen Grund und Boden vorgeschoben zu haben. 1Als in dem Hause des Cajus Sejus eine Stelle dem Gebäude des Annius dergestalt dienstbar war, dass Sejus auf derselben nichts anlegen durfte, und Sejus auf derselben ein Gärtchen1313Die Glosse interpretirt hortulariam. angelegt und in demselben Wasserbehälter und metallene Röhren angebracht hatte, so gaben dem Annius alle Rechtsgelehrten den Rath, er solle gegen jenen Klage erheben, dass er, wider seinen Willen auf jener Stelle dergleichen nicht anlegen dürfe. 2Ad Dig. 8,5,17,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 169, Note 7.Es hatte ein Nachbar längs der Wand eines andern eine Mistgrube angelegt, wovon Feuchtigkeit in die Wand drang; er bat um rechtlichen Rath, auf welche Weise er den Nachbar zwingen könne, die Mistgrube wieder abzuschaffen? Ich habe geantwortet, dass, wenn der Nachbar dies an einem öffentlichen Orte gethan hätte, er durch ein Interdict dazu genöthigt werden könne; wenn aber auf Privatgrund und Boden, so sei die Negatorienklage anzustellen1414De servitute agere oportere.; wäre eine Stipulation wegen drohenden Schadens eingegangen worden, so könne jener auch dem aus jenem Umstand erwachsenen Schaden beikommen.

18Iu­lia­nus li­bro sex­to ex Mi­n­icio. Is, cu­ius fa­mi­lia vi­ci­num pro­hi­be­bat aquam du­ce­re, sui po­tes­ta­tem non fa­cie­bat, ne se­cum agi pos­set: quae­rit ac­tor, quid si­bi fa­cien­dum es­set. re­spon­di opor­te­re prae­to­rem cau­sa co­gni­ta iu­be­re bo­na ad­ver­sa­rii pos­si­de­ri et non an­te in­de dis­ce­de­re, quam is ac­to­ri ius aquae du­cen­dae con­sti­tuis­set et si quid, quia aquam du­ce­re pro­hi­bi­tus es­set, sic­ci­ta­ti­bus de­tri­men­ti ce­pis­set, vel­uti si pra­ta ar­bo­res­ve exa­ruis­set.

18Julian. lib. VI. ex Minicio. Jemand, dessen Gesinde den Nachbar an der [ihm rechtlich zustehenden] Leitung des Wassers hinderte, liess sich nirgends treffen, damit man ihn nicht belangen könne; der Kläger fragte nun an, was er zu thun habe? Ich habe geantwortet, es müsse der Prätor, nach Untersuchung der Sache, ihn in den Besitz der Güter des Gegners setzen, so dass er nicht eher daraus zu weichen brauche, als bis dieser dem Kläger das Recht der Wasserleitung wieder gewährt1515Constituisset, Haloander hat restituisset; wenn man den Nachsatz in der obigen Stelle betrachtet, so wird es einleuchten, dass die letztere Lesart vorzuziehen wäre, wenn Handschriften sie unterstützten; indessen lässt sich die Uebersetzung durch den Sinn des Zusammenhanges rechtfertigen; die Glosse erklärt constituisset, sc. de novo., und was er, wegen Störung der Wasserleitung, durch Trockenheit an Schaden [erlitten], z. B. wenn Wiesen oder Bäume verdorrt sind, [vergütigt hat].

19Mar­cia­nus li­bro quin­to re­gu­la­rum. Si de com­mu­ni ser­vi­tu­te quis be­ne qui­dem de­be­ri in­ten­dit, sed ali­quo mo­do li­tem per­di­dit cul­pa sua, non est ae­quum hoc ce­te­ris dam­no es­se: sed si per col­lu­sio­nem ces­sit li­te ad­ver­sa­rio, ce­te­ris dan­dam es­se ac­tio­nem de do­lo Cel­sus scrip­sit, id­que ait Sa­b­ino pla­cuis­se.

19Marcian. lib. V. Regular. Wenn einer [von mehreren Miteigenthümern] wegen einer sonst rechtlichbegründeten gemeinschaftlichen Dienstbarkeit Klage erhoben und den Process auf irgend eine Weise durch seine Schuld verloren hat, so ist es unbillig, dass dies den übrigen von Nachtheil sein solle; wenn er aber mit dem Gegner in Einverständniss, demselben gewichen ist, so findet wie Celsus schreibt, für die übrigen gegen ihn die Klage wegen Arglist Statt; auch, sagt er, sei dies des Sabinus Meinung gewesen.

20Scae­vo­la li­bro quar­to di­ges­to­rum. Tes­ta­trix fun­do, quem le­ga­ve­rat, ca­sas iunc­tas ha­buit: quae­si­tum est, si hae fun­do le­ga­to non ce­de­rent eum­que le­ga­ta­rius vin­di­cas­set, an is­te fun­dus ali­quam ser­vi­tu­tem ca­sis de­be­ret aut, si ex fi­dei­com­mis­si cau­sa cum si­bi da­ri le­ga­ta­rius de­si­de­ra­ret, he­redes ser­vi­tu­tem ali­quam ca­sis ex­ci­pe­re de­be­rent. re­spon­dit de­be­ri. 1Plu­res ex mu­ni­ci­pi­bus, qui di­ver­sa prae­dia pos­si­de­bant, sal­tum com­mu­nem, ut ius com­pas­cen­di ha­be­rent, mer­ca­ti sunt id­que et­iam a suc­ces­so­ri­bus eo­rum est ob­ser­va­tum: sed non­nul­li ex his, qui hoc ius ha­be­bant, prae­dia sua il­la pro­pria ve­num de­de­runt. quae­ro, an in ven­di­tio­ne et­iam ius il­lud se­cu­tum sit prae­dia, cum eius vo­lun­ta­tis ven­di­to­res fue­rint, ut et hoc alie­na­rent. re­spon­dit id ob­ser­van­dum, quod ac­tum in­ter con­tra­hen­tes es­set: sed si vo­lun­tas con­tra­hen­tium ma­ni­fes­ta non sit, et hoc ius ad emp­to­res trans­ire. item quae­ro, an, cum pars il­lo­rum pro­prio­rum fun­do­rum le­ga­to ad ali­quem trans­mis­sa sit, ali­quid iu­ris se­cum hu­ius com­pas­cui tra­xe­rit. re­spon­dit, cum id quo­que ius fun­di, qui le­ga­tus es­set, vi­de­re­tur, id quo­que ces­su­rum le­ga­ta­rio.

20Scaevola lib. IV. Dig. Eine Testatricin hatte Gebäude, welche an ein Landgut, das sie Jemandem vermacht hatte, stiessen; es entstand die Frage, ob, wenn dieselben von dem vermachten Landgute getrennt würden, und der Vermächtnissinhaber dasselbe mittelst Klage erlangt hätte, es den Gebäuden zu einer Dienstbarkeit [des Zugangs u. s. w.] verpflichtet sein würde, oder, wenn derselbe verlangte, dass ihm dasselbe auf den Grund eines Fideicommisses gegeben werden solle, die Erben für die Gebäude eine Dienstbarkeit vorbehalten müssten? Ich habe bejahend entschieden. 1Mehrere Municipalbürger, welche verschiedene Grundstücke besassen, erkauften gemeinschaftlich eine Wiese, um ein gemeinschaftliches Weiderecht daran zu üben; dies ward auch von ihren Nachfolgern beobachtet; einige von ihnen, welche dieses Recht hatten, verkauften aber ihre ihnen allein gehörigen Grundstücke; ich frage nun, ob beim Verkauf jenes Recht auch den Grundstücken folge, wenn die Verkäufer den Willen hatten, dasselbe mitzuveräussern? Man hat geantwortet, es ginge darnach, wie es unter den Contrahenten ausgemacht worden wäre; wenn aber der Wille derselben auch nicht ausser Zweifel liege, so gehe das Recht doch auf die Käufer über. Ebenso frage ich, ob, wenn ein Theil von jenen [den Eigenthümern] allein gehörigen Landgütern durch ein Vermächtniss auf einen Andern übergegangen ist, derselbe ein Recht von dieser Mithuthung zum Theil nach sich zöge? Die Antwort hat gelautet, dass wenn dies als ein Recht des vermachten Grundstücks erschiene, es auch dem Vermächtnissinhaber zukomme.

21La­beo li­bro pri­mo pi­tha­non a Pau­lo epi­to­ma­to­rum. Si qua aqua non­dum ap­pa­ret, eius iter duc­tus con­sti­tui non pot­est. Paulus: im­mo pu­to id­cir­co id fal­sum es­se, quia ce­di pot­est, ut aquam quae­re­res et in­ven­tam du­ce­re li­ce­ret.

21Labeo lib. I. Pithanon a Paulo epitomat. Wo kein Wasser ist, da kann auch kein Zugang dazu, oder keine Leitung bestellt werden. Paulus: im Gegentheil, ich halte dies für falsch, weil man Jemandem das Aufsuchen das Wassers, und wenn er es gefunden, dessen Leitung gestatten kann.