Liber octavus
V.
Si servitus vindicetur vel ad alium pertinere negetur
(Von der Klage auf eine Dienstbarkeit und wegen deren Verweigerung.)
1Ulpianus libro quarto decimo ad edictum. Actiones de servitutibus rusticis sive urbanis eorum sunt, quorum praedia sunt: sepulchra autem nostri dominii non sunt: adquin viam ad sepulchrum possumus vindicare.
2Idem libro septimo decimo ad edictum. De servitutibus in rem actiones competunt nobis ad exemplum earum quae ad usum fructum pertinent, tam confessoria quam negatoria, confessoria ei qui servitutes sibi competere contendit, negatoria domino qui negat. 1Haec autem in rem actio confessoria nulli alii quam domino fundi competit: servitutem enim nemo vindicare potest quam is qui dominium in fundo vicino habet, cui servitutem dicit deberi. 2Recte Neratius scribit, si medii loci usus fructus legetur, iter quoque sequi (per ea scilicet loca fundi, per quae qui usum fructum cessit constitueret) quatenus est ad fruendum necessarium: namque sciendum est iter, quod fruendi gratia fructuario praestatur, non esse servitutem, neque enim potest soli fructuario servitus deberi: sed si fundo debeatur, et ipse fructuarius ea utetur. 3Pomponius dicit fructuarium interdicto de itinere uti posse, si hoc anno usus est: alibi enim de iure, id est in confessoria actione, alibi de facto, ut in hoc interdicto, quaeritur: quod et Iulianus libro quadragensimo octavo digestorum scribit. pro sententia Iuliani facit, quod Labeo scribit, etiam si testator usus sit qui legavit usum fructum, debere utile interdictum fructuario dari, quemadmodum heredi vel emptori competunt haec interdicta.
2Idem lib. XVII. ad Ed. In Ansehung der Dienstbarkeiten stehen uns dingliche Klagen zu, nach Art derjenigen, welche den Niessbrauch betreffen, [nämlich] die Confessorienklage und die Negatorienklage11Wegen Beibehaltung dieser Ausdrücke s. Anmerk. 48. zu Tit. VI. Buch VII.; die erstere dem, welcher behauptet, dass ihm eine Dienstbarkeit zustehe, die zweite dem Eigenthümer [des Grundstücks], welcher leugnet [, dass einem Andern an demselben eine Dienstbarkeit zustehe]. 1Diese dingliche Confessorienklage steht keinem Andern, als dem Eigenthümer eines Landgutes, zu; denn eine Dienstbarkeit kann kein Anderer in Anspruch nehmen, als derjenige, welcher das Eigenthum an einem benachbarten Landgute hat, von dem er behauptet, dass ihm eine Dienstbarkeit zustehe. 2Neratius lehrt ganz richtig, dass, wenn der Niessbrauch an einem in der Mitte [anderer Ackerstücke] belegenen Orte vermacht worden sei, auch ein Fusssteigsrecht über diejenigen Ländereien, wo derjenige, welcher einen Niessbrauch [in obiger Art] unter den Lebendigen bestellt hat, ihn bestimmen würde, insoweit es zum Benutzen nothwendig, dazu gehöre; denn es ist zu bemerken, dass ein Fusssteig, welcher dem Niessbraucher der Benutzung wegen gewährt wird, keine Dienstbarkeit ist, indem der Niessbraucher allein kein Recht auf eine Dienstbarkeit haben, wohl aber sich derselben, wenn das Landgut selbst dazu berechtigt ist, bedienen kann. 3Pomponius sagt, der Niessbraucher könne das Interdict wegen Fusssteiges anstellen, wenn er sich dessen im laufenden Jahre bedient hat; denn zuweilen handelt es sich um das Recht selbst, wie bei der Confessorienklage, zuweilen über eine blosse Thatsache, wie bei diesem Interdict; dies schreibt auch Julian im 48. Buche seiner Digesten. Für Julians Ansicht spricht auch das, was Labeo schreibt: dass, wenn der Testator, der den Niessbrauch vermacht hat, sich [schon des Fusssteiges] bedient habe, auch dem Niessbraucher ein analoges Interdict zu verstatten sei, in der Art, wie dem Erben oder Käufer diese Interdicte zustehen.
4Idem libro septimo decimo ad edictum. Loci corpus non est dominii ipsius, cui servitus debetur, sed ius eundi habet. 1Qui iter sine actu vel actum sine itinere habet, actione de servitute utetur. 2In confessoria actione, quae de servitute movetur, fructus etiam veniunt. sed videamus, qui esse fructus servitutis possunt: et est verius id demum fructuum nomine computandum, si quid sit quod intersit agentis servitute non prohiberi. sed et in negatoria actione, ut Labeo ait, fructus computantur, quanti interest petitoris non uti fundi sui itinere adversarium: et hanc sententiam et Pomponius probat. 3Si fundus, cui iter debetur, plurium sit, unicuique in solidum competit actio, et ita et Pomponius libro quadragensimo primo scribit: sed in aestimationem id quod interest veniet, scilicet quod eius interest, qui experietur. itaque de iure quidem ipso singuli experientur et victoria et aliis proderit, aestimatio autem ad quod eius interest revocabitur, quamvis per unum adquiri servitus non possit. 4Sed et si duorum fundus sit qui servit, adversus unumquemque poterit ita agi et, ut Pomponius libro eodem scribit, quisquis defendit, solidum debet restituere, quia divisionem haec res non recipit. 5Si quis mihi itineris vel actus vel viae controversiam non faciat, sed reficere sternere non patiatur, Pomponius libro eodem scribit confessoria actione mihi utendum: nam et si arborem impendentem habeat vicinus, qua viam vel iter invium vel inhabile facit, Marcellus quoque apud Iulianum notat iter petendum vel viam vindicandam. sed de refectione viae et interdicto uti possumus, quod de itinere actuque reficiendo competit: non tamen si silice quis sternere velit, nisi nominatim id convenit. 6Sed et de haustu, quia servitus est, competunt nobis in rem actiones. 7Competit autem de servitute actio domino aedificii neganti servitutem se vicino debere, cuius aedes non in totum liberae sunt, sed ei cum quo agitur servitutem non debent. verbi gratia habeo aedes, quibus sunt vicinae Seianae et Sempronianae, Sempronianis servitutem debeo, adversus dominum Seianarum volo experiri altius me tollere prohibentem: in rem actione experiar: licet enim serviant aedes meae, ei tamen cum quo agitur non serviunt: hoc igitur intendo habere me ius altius tollendi invito eo cum quo ago: quantum enim ad eum pertinet, liberas aedes habeo. 8Si cui omnino altius tollere non liceat, adversus eum recte agetur ius ei non esse tollere. haec servitus et ei, qui ulteriores aedes habet, deberi poterit.
4Idem lib. XVII. ad Ed. Die Stelle [auf einem fremden Landgute, über welche der Fusssteig führt] ist nicht Eigenthum dessen, dem das Recht auf die Dienstbarkeit zusteht, sondern er hat [nur] das Recht, [darauf] zu gehen. 1Wer ein Fusssteigsrecht ohne Uebertrift, oder Uebertrift ohne Fusssteig hat, kann auch die Klage wegen der Dienstbarkeit anstellen. 2Bei Erhebung der Confessorienklage wegen einer Dienstbarkeit kommen auch die Nutzungen in Betracht. Doch fragt es sich, was als Nutzung einer Dienstbarkeit angesehen werden könne? — Als Nutzung, dient hier zur Antwort, ist nur dasjenige anzusehen, wieviel dem Kläger daran gelegen ist, in [der Ausübung] der Dienstbarkeit nicht gestört zu werden. Aber auch bei der Negatorienklage werden, wie Labeo sagt, die Nutzungen in Anschlag gebracht, insofern dem Kläger daran gelegen ist, dass sein Gegner sich des Fusssteiges über sein Landgut nicht bediene; diese Meinung billigt Pomponius auch. 3Ad Dig. 8,5,4,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 132, Note 4.Wenn ein Landgut, dem ein Recht auf einen Fusssteig zusteht, Mehreren gehört, so steht Jedem die Klage auf das Ganze [desselben] zu; dies lehrt Pomponius im 41. Buche; bei der Abschätzung kommt aber [nur] das in Betracht, inwiefern und um wieviel der Kläger [allein] betheiligt ist. Was daher das Recht selbst betrifft, so kann deshalb jeder Einzelne Klage erheben, und wenn er obsiegt, so nützt er dadurch auch den Andern mit; die Abschätzung [etwanigen Schadens] beschränkt sich aber nur auf das, womit er betheiligt ist; wenn gleich eine Dienstbarkeit durch einen [von mehreren Miteigenthümern eines Grundstücks für dasselbe] nicht erworben werden kann. 4Ad Dig. 8,5,4,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 132, Note 5.Wenn aber ein dienstbares Landgut Zweien gehört, so kann gegen jeden derselben also Klage erhoben werden, und es muss, wie Pomponius in demselben Buche schreibt, jeder, wer sich auf die Klage einlässt, das Ganze gewähren, weil die [Beschaffenheit der] Sache keine Theilung zulässt. 5Wenn mir Jemand wegen des Fusssteiges, der Uebertrift, oder des Weges [selbst] zwar keine Schwierigkeit macht, aber Ausbesserungen [derselben] oder dass etwas darauf hingeworfen werde, nicht leiden will, so, lehrt Pomponius in demselben Buche, kann ich mich auch der Confessorienklage bedienen; denn, auch wenn der Nachbar einen überhängenden Baum hat, wodurch der Gebrauch des Fahrweges oder Fusssteiges verhindert oder erschwert wird, so, bemerkt auch Marcell beim Julian, sei auf den Fusssteig oder den Fahrweg Klage zu erheben. Wegen der Ausbesserung des Fahrweges kann man auch das Interdict anstellen, welches wegen Ausbesserung des Fusssteiges und der Uebertrift Statt findet; nicht aber, wenn man [z. B.] mit Feldsteinen pflastern wollte, es sei denn, dass man besonders darüber übereingekommen wäre. 6Auch wegen des Wasserschöpfens stehen uns, weil es eine Dienstbarkeit ist, dingliche Klagen zu. 7Die Klage wegen Dienstbarkeiten steht dem Hauseigenthümer, welcher leugnet, dem Nachbar zu einer Dienstbarkeit verpflichtet zu sein, auch dann zu, wenn dessen Gebäude nicht ganz und gar frei von allen Dienstbarkeiten ist, sondern nur dem Beklagten zu keiner solchen verpflichtet ist. Zum Beispiel ich habe ein Gebäude, dem das Sejanische und Sempronianische benachbart sind, dem letztern bin ich zu einer Dienstbarkeit verpflichtet, und ich beabsichtige gegen den Eigenthümer des erstern, der mich höher zu bauen, hindert, Klage anzustellen, so erhebe ich die dingliche Klage. Denn wiewohl mein Gebäude [überhaupt] dienstbar ist, so ist es dies doch nicht in Ansehung des Beklagten. Ich bezwecke also damit, dass mir das Recht, höher zu bauen, wider den Willen des Beklagten zustehe; denn in Ansehung dessen ist mein Gebäude befreiet. 8Wenn Jemandem überhaupt höher zu bauen nicht gestattet ist, so kann mit Recht gegen denselben die Klage erhoben werden, dass er kein Recht dazu habe, [falls er es versuchen sollte]. Zu dieser Dienstbarkeit kann auch Jemand, dem entfernt liegende Gebäude gehören, berechtigt sein.
5Paulus libro vicensimo primo ad edictum. Et ideo si inter meas et Titii aedes tuae aedes intercedant, possum Titii aedibus servitutem imponere, ne liceat ei altius tollere, licet tuis non imponatur: quia donec tu non extollis, est utilitas servitutis.
5Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn daher zwischen meinen und des Titius Gebäuden das deinige liegt, so kann ich gegen das Gebäude des Titius die Dienstbarkeit erwerben, dass er nicht höher bauen dürfe, wenn dieselbe auch dem deinigen nicht obliegt, weil so lange du nicht höher bauest, die Dienstbarkeit von Nutzen ist.
6Ulpianus libro septimo decimo ad edictum. Et si forte qui medius est, quia servitutem non debebat, altius extulerit aedificia sua, ut iam ego non videar luminibus tuis obstaturus, si aedificavero, frustra intendes ius mihi non esse ita aedificatum habere invito te: sed si intra tempus statutum rursus deposuerit aedificium suum vicinus, renasceretur tibi vindicatio. 1Sciendum tamen in his servitutibus possessorem esse eum iuris et petitorem. et si forte non habeam aedificatum altius in meo, adversarius meus possessor est: nam cum nihil sit innovatum, ille possidet et aedificantem me prohibere potest et civili actione et interdicto quod vi aut clam: idem et si lapilli iactu impedierit. sed et si patiente eo aedificavero, ego possessor ero effectus. 2Etiam de servitute, quae oneris ferendi causa imposita erit, actio nobis competit, ut et onera ferat et aedificia reficiat ad eum modum, qui servitute imposita comprehensus est. et Gallus putat non posse ita servitutem imponi, ut quis facere aliquid cogeretur, sed ne me facere prohiberet: nam in omnibus servitutibus refectio ad eum pertinet, qui sibi servitutem adserit, non ad eum, cuius res servit. sed evaluit servi sententia, in proposita specie ut possit quis defendere ius sibi esse cogere adversarium reficere parietem ad onera sua sustinenda. Labeo autem hanc servitutem non hominem debere, sed rem, denique licere domino rem derelinquere scribit. 3Haec autem actio in rem magis est quam in personam et non alii competit quam domino aedium et adversus dominum, sicuti ceterarum servitutium intentio. 4Si aedes plurium dominorum sint, an in solidum agatur, Papinianus libro tertio quaestionum tractat: et ait singulos dominos in solidum agere, sicuti de ceteris servitutibus excepto usu fructu. sed non idem respondendum inquit, si communes aedes essent, quae onera vicini sustinerent. 5Modus autem refectionis in hac actione ad eum modum pertinet, qui in servitute imposita continetur: forte ut reficiat lapide quadrato vel lapide structili vel quovis alio opere, quod in servitute dictum est. 6Veniunt et fructus in hac actione, id est commodum quod haberet, si onera aedium eius vicinus sustineret. 7Parietem autem meliorem quidem, quam in servitute impositum est, facere licet: deteriorem si facit, aut per hanc actionem aut per operis novi nuntiationem prohibetur.
6Ulp. lib. XVII. ad Ed. Wenn nun [der Eigenthümer des] in der Mitte [liegenden Gebäudes], seine Gebäude erhöhet, indem er zu keiner Dienstbarkeit verpflichtet war, so dass das meinige22Das ich und du steht in diesem Gesetz in Bezug auf das vorige im umgekehrten Verhältniss. als deine Hellung schmälernd nicht mehr betrachtet werden kann, so wirst du, wenn ich [dann höher] gebauet habe, vergebens verlangen, dass mir wider deinen Willen, so zu bauen, kein Recht zustehe; wenn aber der Nachbar sein [in der Mitte liegendes ] Gebäude innerhalb der gesetzlichen [Verjährungs-] Zeit wieder erniedrigt, so lebt für dich das Klagrecht wieder auf. 1Ad Dig. 8,5,6,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 163, Note 4; Bd. II, § 465, Note 18.Es ist aber zu bemerken, dass bei diesen Dienstbarkeiten der Besitzer des Rechts zugleich auch der Kläger ist; habe ich nun z. B. auf meinem Grund und Boden kein Gebäude erhöhet, so befindet sich mein Gegner im Besitz; denn wenn keine Neuerung geschehen ist, so besitzt jener und kann mich am [Höher]bauen sowohl durch eine bürgerlichrechtliche Klage, als durch das Interdict Was mit Gewalt oder heimlich hindern. Dasselbe ist der Fall, wenn die Verhinderung durch den Steinwurf33Eine altrömische symbolische Bezeichnung des Einspruchs. geschehen ist; wenn ich aber, während er es ruhig geduldet, gebauet habe, so werde ich dadurch zum Besitzer. 2Auch wegen einer zur Tragung der Last [eines Nachbarhauses] auferlegten Dienstbarkeit, steht uns eine Klage sowohl wegen Tragung der Last [selbst], als wegen der Wiederherstellung der Gebäude in der Maasse, wie es bei Auferlegung der Dienstbarkeit ausgemacht worden ist, zu. Gallus glaubt, es könne keine Dienstbarkeit in der Art auferlegt werden, dass Jemand dadurch zum Handeln genöthigt werde, sondern [nur], dass er mich am Handeln nicht hindern wolle; denn bei allen Dienstbarkeiten fallen die Ausbesserungen auf den, welcher die Dienstbarkeit für sich in Anspruch nimmt, nicht auf den Eigenthümer der dienstbaren Sache. Allein es überwog in Ansehung dieser Frage die Meinung des Servius, dass nämlich Jemand das Recht, den Gegner zur Ausbesserung der Wand, um die Last seines [Hauses] zu tragen, zu nöthigen, als ihm zuständig in Anspruch nehmen könne. Labeo setzt auch hinzu, dass ja nicht der Mensch selbst, sondern nur die Sache zu dieser Dienstbarkeit verpflichtet sei und es stehe ja dem erstern frei, die Sache in Stich zu lassen. 3Diese Klage ist nun mehr eine dingliche als eine persönliche, und steht ebenso, wie Forderungen wegen anderer Dienstbarkeiten Niemandem weiter zu, als dem Eigenthümer von Gebäuden und gegen den Eigenthümer [von solchen]. 4Ob, wenn ein Gebäude mehreren Eigenthümern gehört, jeder einzelne auf das Ganze [der Dienstbarkeit] Klage erheben könne, diese Frage behandelt Papinian im dritten Buche seiner Quästionen und entscheidet sie bejahend, so wie es in Ansehung aller andern Dienstbarkeiten, mit Ausnahme des Niessbrauchs, [geschehen könne]. Anders hingegen sei es, sagt er, wenn die die Last des Nachbarhauses tragenden Gebäude Mehrern gemeinschaftlich gehören. 5Die Art und Weise der Ausbesserung, welche diese Klage begreift, beschränkt sich darauf, wie sie bei Auferlegung der Dienstbarkeit bestimmt worden ist, also z. B. zur Ausbesserung mit Quadersteinen, oder Ziegeln, oder irgend einem andern Stoff der bei [der Bestellung] der Dienstbarkeit benannt worden ist. 6Auch die Nutzungen kommen bei dieser Klage in Betracht, das heisst derjenige Vortheil, welchen man haben würde, wenn der Nachbar die Last unseres Gebäudes tragen würde. 7Eine bessere Wand, als bei Bestellung der Dienstbarkeit ausgemacht worden ist, kann er zwar bauen, an dem Bau einer schlechtern aber wird er entweder durch diese Klage, oder durch die Anmeldung eines Neubaues verhindert.
7Paulus libro vicensimo primo ad edictum. Harum actionum eventus hic est, ut victori officio iudicis aut res praestetur aut cautio. res ipsa haec est, ut iubeat adversarium iudex emendare vitium parietis et idoneum praestare. cautio haec est, ut eum iubeat de reficiendo pariete cavere neque se neque successores suos prohibituros altius tollere sublatumque habere: et si caverit, absolvetur. si vero neque rem praestat neque cautionem, tanti condemnet, quanti actor in litem iuraverit.
7Paul. lib. XXI. ad Ed. Der Erfolg dieser Klagen ist der, dass dem Obsiegenden mittelst richterlicher Hülfe entweder die Sache44Res; Hofacker und Westphal (s. Glück X. p. 240.) sind über die Erklärung verschiedener Meinung; ich sehe darin nichts als die Sachbitte des Klägers, dies ergibt die gleich folgende Erläuterung selbst., oder eine Sicherheitsbestellung gewährt wird. Die Sache selbst heisst soviel, dass der Richter dem Beklagten, den Fehler der Wand zu verbessern und sie gehörig einzurichten anbefiehlt; die Sicherheit besteht darin, dass ihm [der Richter] anbefiehlt, wegen Wiederherstellung der Wand und dafür Sicherheit zu bestellen, dass weder er noch seine Nachfolger das Höherbauen und Höhergebauthaben stören werden; nach Bestellung dieser Sicherheit wird [der Beklagte] freigesprochen; wenn er aber weder die Sache selbst gewährt noch Sicherheit [bestellt], so wird er zur Zahlung derjenigen Summe verurtheilt, als der Kläger zur Streitwürderung schwört.
8Ulpianus libro septimo decimo ad edictum. Sicut autem refectio parietis ad vicinum pertinet, ita fultura aedificiorum vicini cui servitus debetur, quamdiu paries reficitur, ad inferiorem vicinum non debet pertinere: nam si non vult superior fulcire, deponat, et restituet, cum paries fuerit restitutus. et hic quoque sicut in ceteris servitutibus actio contraria dabitur, hoc est ius tibi non esse me cogere. 1Competit mihi actio adversus eum, qui cessit mihi talem servitutem, ut in parietem eius tigna inmittere mihi liceat supraque ea tigna verbi gratia porticum ambulatoriam facere superque eum parietem columnas structiles imponere, quae tectum porticus ambulatoriae sustineant. 2Distant autem hae actiones inter se, quod superior quidem locum habet etiam ad compellendum vicinum reficere parietem meum, haec vero locum habet ad hoc solum, ut tigna suscipiat, quod non est contra genera servitutium. 3Sed si quaeritur, quis possessoris, quis petitoris partes sustineat, sciendum est possessoris partes sustinere, si quidem tigna immissa sint, eum, qui servitutem sibi deberi ait, si vero non sunt immissa, eum qui negat. 4Et si quidem is optinuerit, qui servitutem sibi defendit, non debet ei servitus cedi, sive recte pronuntiatum est, quia habet, sive perperam, quia per sententiam non debet servitus constitui, sed quae est declarari. plane si non utendo amisit dolo malo domini aedium post litem contestatam, restitui ei oportet, quemadmodum placet in domino aedium. 5Aristo Cerellio Vitali respondit non putare se ex taberna casiaria fumum in superiora aedificia iure immitti posse, nisi ei rei servitutem talem admittit. idemque ait: et ex superiore in inferiora non aquam, non quid aliud immitti licet: in suo enim alii hactenus facere licet, quatenus nihil in alienum immittat, fumi autem sicut aquae esse immissionem: posse igitur superiorem cum inferiore agere ius illi non esse id ita facere. Alfenum denique scribere ait posse ita agi ius illi non esse in suo lapidem caedere, ut in meum fundum fragmenta cadant. dicit igitur Aristo eum, qui tabernam casiariam a Minturnensibus conduxit, a superiore prohiberi posse fumum immittere, sed Minturnenses ei ex conducto teneri: agique sic posse dicit cum eo, qui eum fumum immittat, ius ei non esse fumum immittere. ergo per contrarium agi poterit ius esse fumum immittere: quod et ipsum videtur Aristo probare. sed et interdictum uti possidetis poterit locum habere, si quis prohibeatur, qualiter velit, suo uti. 6Apud Pomponium dubitatur libro quadragensimo primo lectionum, an quis possit ita agere licere fumum non gravem, puta ex foco, in suo facere aut non licere. et ait magis non posse agi, sicut agi non potest ius esse in suo ignem facere aut sedere aut lavare. 7Idem in diversum probat: nam et in balineis, inquit, vaporibus cum Quintilla cuniculum pergentem in Ursi Iuli instruxisset, placuit potuisse tales servitutes imponi.
8Ulp. lib. XVII. ad Ed. In der Art, wie die Ausbesserung der Wand dem Nachbar [d. h. dem Eigenthümer des dienstbaren Gebäudes] obliegt, ist das Stützen der Gebäude des Nachbars, der zur Dienstbarkeit berechtigt ist, während die Wand ausgebessert wird, nicht als Pflicht des dienstbaren55Inferior und superior, der wörtliche, den Bauverhältnissen nach leicht erkennbare Sinn lässt sich nicht gut wörtlich geben. Nachbar[hauses] anzusehen; denn wenn der Berechtigte5 [sein eigenes Gebäude] nicht stützen will, so kann er es abtragen, und nach Wiederherstellung der Wand wieder aufbauen. Auch hier wird, wie bei allen andern Dienstbarkeiten, die Negatorienklage gegeben, dass du nämlich kein Recht habest, mich dazu zu zwingen. 1Wer mir eine Dienstbarkeit in der Art bewilligt hat, dass ich in seine Wand soll Balken einlegen, auf denselben z. B. einen Spatziergang anlegen und auf die Wand Säulen von Backsteinen, zur Tragung eines Daches über dem Spatziergang, setzen dürfen, gegen den steht mir die [Confessorien-] Klage zu. 2Diese Klagen sind aber insofern verschieden, als die erstere auch dazu angewendet werden kann, um den Nachbar zu nöthigen, die mir dienstbare66Meum, schon Accursius erklärt dies so. Wand auszubessern die letztere aber nur dazu, die Balken aufzunehmen; dies ist den Regeln der Dienstbarkeiten nicht zuwider. 3Ad Dig. 8,5,8,3Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 198, Note 16.Wenn aber darüber Frage entsteht, wer die Rolle des Besitzers77Possessor kann hier füglich in dieser Bedeutung beibehalten werden. und wer die des Klägers übernehmen solle, so merke man, dass, wenn die Balken schon eingelegt sind, derjenige, welcher die Zuständigkeit der Dienstbarkeit behauptet, die Stelle des Besitzers einnehme, wenn aber die Einlegung noch nicht Statt gefunden hat, der, welcher [das Recht dazu] leugnet. 4Wenn nun der, welcher die Zuständigkeit der Dienstbarbeit behauptet, obsiegt, so braucht ihm dieselbe nicht erst abgetreten zu werden, es mag nun richtig erkannt worden sein, weil er sie schon hat, oder unrichtig, weil die Dienstbarkeit durch das Urtheil nicht bestellt, sondern in ihrem Umfange erklärt werden soll. Hat er aber dieselbe durch Nichtgebrauch in Folge einer Arglist des Eigenthümers des [dienstbaren] Gebäudes nach der Einleitung des Verfahrens verloren, so muss sie ihm wiedergewährt werden, sowie man dies in Betreff des Eigenthums88Domino. Hal. und die Vulg. haben dominio, was offenbar richtiger ist; Accurs. hat auch dominio gelesen. an einem Hause als gültig angenommen hat. 5Aristo antwortete dem Cerellius Vitalis, er glaube nicht, dass aus einem Käseladen Rauch in die oberen Gemächer rechtlicher Weise entlassen werden dürfe, wenn nicht deshalb99S. Glück X. p. 69. n. 56. [der Eigenthümer der letztern] eine Dienstbarkeit zugestehe. Er sagt auch, aus einem obern [Gemach] dürfe in ein unteres weder Wasser noch sonst etwas Anderes herabgegossen werden; auf seinem eigenen Grund und Boden stehe zwar Jedem dies frei, insofern er nichts auf fremden Boden dringen lässt; Eindringen von Rauch und Wasser sei aber einerlei; es könne daher der obere [Bewohner] wider den untern Klage erheben, dass er dies zu thun kein Recht habe. Auch lehre, sagt er, Alfenus, man könne deshalb Klage erheben, dass Jemand kein Recht habe, auf seinem Grund und Boden Steine in der Art zu brechen, dass die Stücken davon auf unsern Grund und Boden fliegen. Aristo sagt also, dass demjenigen, welcher von den Minturnensern einen Käseladen gemiethet hat, vom obern [Bewohner] das Eindringenlassen des Rauches verboten werden könne, die Minturnenser ihm aber aus dem Pachtcontract deshalb verpflichtet seien, und es könne wider denselben, wenn er den Rauch eindringen lasse, in der Art geklagt werden, dass er kein Recht dazu habe; es wird mithin auch im umgekehrten Fall Klage erhoben werden können, dass ein Recht dazu vorhanden sei, ja, es scheint dies Aristo selbst zuzugeben. Es kann aber auch das Interdict Wie ihr besitzet angewendet werden, wenn Jemand verhindert wird, sein Eigenthum nach Belieben zu brauchen. 6Ad Dig. 8,5,8,6Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 198, Note 8.Im 41. Buche der Lectionen des Pomponius wird Zweifel deshalb erregt, ob Jemand wegen des Erlaubtseins oder Nichterlaubtseins, nicht dicken Rauch auf seinem Grund und Boden, etwa auf einem Heerde, zu machen, Klage erheben könne, und es entscheidet sich derselbe verneinend, so wenig als man deshalb Klage erheben könne, dass man ein Recht habe, auf seinem eigenen Boden Feuer anzumachen, sich zu setzen oder zu waschen. 7Im umgekehrten Fall1010Nämlich wenn Jemand etwas thut, was er der natürlichen Freiheit nach nicht darf. aber bejahet er es; denn so hat man [in einem vorgekommenen Fall,] als [eine gewisse] Quintilla Röhren zur Ableitung der Dämpfe aus dem Badehause in des Ursus Julius [Grundstück] angelegt hatte, sich dafür bestimmt, dass solche Dienstbarkeiten bestellt werden können.
9Paulus libro vicensimo primo ad edictum. Si eo loco, per quem mihi iter debetur, tu aedificaveris, possum intendere ius mihi esse ire agere: quod si probavero, inhibebo opus tuum. item Iulianus scripsit, si vicinus in suo aedificando effecerit, ne stillicidium meum reciperet, posse me agere de iure meo, id est ius esse immittendi stillicidium, sicut in via diximus. sed si quidem nondum aedificavit, sive usum fructum sive viam habet, ius sibi esse ire agere vel frui intendere potest: quod si iam aedificavit dominus, is qui iter et actum habet adhuc potest intendere ius sibi esse, fructuarius autem non potest, quia amisit usum fructum: et ideo de dolo actionem dandam hoc casu Iulianus ait. contra si in itinere, quod per fundum tibi debeo, aedifices, recte intendam ius tibi non esse aedificare vel aedificatum habere, quemadmodum si in area mea quid aedifices. 1Qui latiore via vel angustiore usus est, retinet servitutem, sicuti qui aqua, ex qua ius habet utendi, alia mixta usus est, retinet ius suum.
9Paul. lib. XXI. ad Ed. Wenn du an einer Stelle, über welche mir ein Fusssteig zusteht, ein Gebäude aufgeführt hast, so kann ich mein Recht wegen des Fusssteigs oder Weges1111S. Glück X. 59. n. 35. geltend machen; habe ich es erwiesen, so kann ich deinen begonnenen Bau verhindern. Ebenso lehrt Julian, dass, wenn der Nachbar durch einen Bau auf seinem Grund und Boden sich der Aufnahme meiner Traufe entzogen hat, ich wegen des mir zuständigen Rechts Klage erheben könne, d. h. auf das Recht, meine Traufe herabfallen zu lassen, so wie wir vom Wege gesagt haben. Hat er aber den Bau noch nicht aufgeführt, so kann man, mag man nun den Niessbrauch oder ein Wegerecht haben, das Recht, zu gehen und zu fahren, sowie das der Benutzung in Anspruch nehmen. Hat der Eigenthümer [des dienstbaren Grundstücks] bereits gebauet, so kann derjenige, welcher ein Fusssteigs- und Uebertriftsrecht hat, demungeachtet noch sein Recht geltend machen, der Niessbraucher kann es aber nicht, weil er den Niessbrauch verloren hat. Daher, sagt Julian, sei in diesem Fall die Klage wegen Arglist zu ertheilen. Wenn umgekehrt aber du auf einem Fusssteige, zu dem dir [mein] Grundstück verpflichtet ist, ein Gebäude aufführen willst, so kann ich mit allem Rechte verlangen, dass du kein Recht habest, zu bauen oder ein Gebäude zu haben, so wenig, wie wenn du auf meinem Hofe bauen wolltest. 1Wer einen Fahrweg in grösserer oder minderer [, als der gesetzlichen,] Breite gebraucht hat, behält die Dienstbarkeit ebensowohl, wie derjenige, welcher das Recht des Gebrauchs an einem Wasser hat, sein Recht behält, wenn er sich jenes mit andern vermischt bedient hat.
10Ulpianus libro quinquagensimo tertio ad edictum. Si quis diuturno usu et longa quasi possessione ius aquae ducendae nactus sit, non est ei necesse docere de iure, quo aqua constituta est, veluti ex legato vel alio modo, sed utilem habet actionem, ut ostendat per annos forte tot usum se non vi non clam non precario possedisse. 1Agi autem hac actione poterit non tantum cum eo, in cuius agro aqua oritur vel per cuius fundum ducitur, verum etiam cum omnibus agi poterit, quicumque aquam non ducere impediunt, exemplo ceterarum servitutium. et generaliter quicumque aquam ducere impediat, hac actione cum eo experiri potero.
10Ulp. lib. LIII. ad Ed. Wenn Jemand durch langjährigen Gebrauch und langfortgesetzten Quasibesitz ein Recht der Wasserleitung erworben hat, so hat er nicht nöthig, das Recht darzuthun, vermöge dessen die Wasserleitung bestellt worden ist, wie z. B. in Folge eines Vermächtnisses, oder [der Erwerbung des Rechts] auf andere Weise, sondern er hat eine analoge Klage, wonach er darzuthun hat, dass er so viel Jahre lang weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise den Gebrauch [der Dienstbarkeit] besessen habe. 1Es kann diese Klage nicht nur wider denjenigen angestellt werden, auf dessen Grund und Boden das Wasser entspringt, oder durch dessen Landgut es geleitet wird, sondern auch wider alle und jeden, der die Leitung des Wassers stört, nach Art der übrigen Dienstbarkeiten. Man kann sie also im Allgemeinen gegen Jeden, wer der Wasserleitung ein Hinderniss in den Weg legen will, zur Anwendung bringen.
11Marcellus libro sexto digestorum. An unus ex sociis in communi loco invitis ceteris iure aedificare possit, id est an, si prohibeatur a sociis, possit cum his ita experiri ius sibi esse aedificare, et an socii cum eo ita agere possint ius sibi prohibendi esse vel illi ius aedificandi non esse: et si aedificatum iam sit, non possit cum eo ita experiri ius tibi non esse ita aedificatum habere, quaeritur. et magis dici potest prohibendi potius quam faciendi esse ius socio, quia magis ille, qui facere conatur ut dixi, quodammodo sibi alienum quoque ius praeripit, si quasi solus dominus ad suum arbitrium uti iure communi velit.
11Marcell. lib. VI. Dig. Ob einer von mehrern Miteigenthümern auf einem gemeinschaftlichen Platz wider den Willen der Uebrigen zu bauen ein Recht habe, d. h. ob, wenn er von seinen Mitgenossen daran verhindert wird, wider dieselben darüber Klage erheben könne, dass er ein Recht zum Bauen habe, und ob die Miteigenthümer wider ihn deshalb Klage erheben können, dass sie ein Recht haben, das Bauen zu verbieten, oder jener kein Recht, zu bauen, und ob sie, wenn bereits gebauet ist, darüber Klage anstellen können, dass er kein Recht dazu habe, ein solches Gebäude zu halten, ist streitig. Richtiger kann man hier sagen, es habe der Miteigenthümer vielmehr ein Recht, [das Bauen] zu verhindern, als es zu thun, weil derjenige, welcher dasselbe beabsichtigt, gewissermaassen ein fremdes Recht an sich reisst, wenn er, wie ein alleiniger Eigenthümer, ein gemeinschaftliches Recht nach seinem Gutdünken gebrauchen will.
12Iavolenus libro secundo epistularum. Egi ius illi non esse tigna in parietem meum immissa habere: an et de futuris non immittendis cavendum est? respondi: iudicis officio contineri puto, ut de futuro quoque opere caveri debeat.
12Javolen. lib. II. Epistol. Ich habe geklagt, dass [meinem Nachbar] das Recht, Balken in meine Wand eingelegt zu haben, nicht zustehe; muss hier auch dafür Sicherheit bestellt werden, dass auch künftig keine dergleichen eingelegt werden? Ich habe geantwortet, dass, nach meinem Dafürhalten, in der Amtspflicht des Richters beruhe, dass auch für ein künftig [nicht] zu unternehmendes Beginnen der Art Sicherheit bestellt werden müsse.
13Proculus libro quinto epistularum. Fistulas, quibus aquam duco, in via publica habeo et hae ruptae inundant parietem tuum: puto posse te mecum recte agere ius mihi non esse flumina ex meo in tuum parietem fluere.
13Proculus lib. V. Epistolar. Ich habe Röhren, wodurch ich Wasser leite, an einer öffentlichen Strasse, und durch Einbrechen derselben tritt Wasser an deine Wand. Nach meinem Dafürhalten kannst du wider mich mit Recht die Klage anstellen, dass ich kein Recht habe, einen Abfluss gegen deine Wand fliessen zu lassen.
14Pomponius libro trigensimo tertio ad Sabinum. Si, cum meus proprius esset paries, passus sim te immittere tigna quae antea habueris: si nova velis immittere, prohiberi a me potes: immo etiam agere tecum potero, ut ea, quae nova immiseris, tollas. 1Si paries communis opere abs te facto in aedes meas se inclinaverit, potero tecum agere ius tibi non esse parietem illum ita habere.
14Pompon. lib. XXXIII. ad Sabin. Wenn ich dir gestattet habe, in meine Wand Balken einzulegen, wie du sie bisher gehabt hast, so kann ich dir, wenn du mehrere Balken [als du zu Anfang hattest1212S. Glück X. 74.] einlegen willst, dir dies verbieten; ja ich kann selbst Klage wider dich erheben, die neueingelegten wieder herauszunehmen. 1Wenn eine [mir und dir] gemeinschaftlich gehörige Wand durch einen von dir unternommenen Bau sich gegen mein Gebäude zu senkt, so kann ich wider dich klagen, dass du kein Recht habest, dass die Wand in solchem Zustande bleibe.
15Ulpianus libro sexto opinionum. Altius aedes suas extollendo, ut luminibus domus minoris annis viginti quinque vel impuberis, cuius curator vel tutor erat, officiatur, efficit: quamvis hoc quoque nomine actione ipse heredesque teneantur, quia quod alium facientem prohibere ex officio necesse habuit, id ipse committere non debuit, tamen et adversus possidentem easdem aedes danda est impuberi vel minori actio, ut quod non iure factum est tollatur.
15Ulp. lib. VI. Opin. Jemand bewirkt durch Erhöhung seiner Gebäude, dass die Hellung des einem Minderjährigen oder Unmündigen gehörigen Hauses, dessen Curator oder Vormund er war, geschmälert wird. Wiewohl nun derselbe und seine Erben aus diesem Grunde auch durch die [Vormundschafts-] Klage haften, weil er etwas, das er selbst, wenn ein Anderer es gethan hätte, seiner Pflicht nach hätte verhindern müssen, nicht selbst thun durfte, so ist doch dem Unmündigen oder Minderjährigen auch gegen den Besitzer jener Gebäude die Klage auf Wiederhinwegnahme des widerrechtlich Hingebauten zu ertheilen.
16Iulianus libro septimo digestorum. Si a te emero, ut mihi liceat ex aedibus meis in aedes tuas stillicidium immittere et postea te sciente ex causa emptionis immissum habeam, quaero, an ex hac causa actione quadam vel exceptione tuendus sim. respondi utroque auxilio me usurum.
16Julian. lib. VII. Dig. Wenn ich von dir die Erlaubniss erkauft habe, von meinem Gebäude auf das deine die Traufe zu leiten, und nachher mit deinem Wissen auf den Grund des Kaufes mich im Besitz des Rechts befinde, muss ich da aus diesem Grunde mit einer Klage oder Einrede geschützt werden? Ich habe geantwortet, man könne sich beider Rechtsmittel bedienen.
17Alfenus libro secundo digestorum. Si quando inter aedes binas paries esset, qui ita ventrem faceret, ut in vicini domum semipedem aut amplius procumberet, agi oportet ius non esse illum parietem ita proiectum in suum esse invito se. 1Cum in domo Gaii Sei locus quidam aedibus anni ita serviret, ut in eo loco positum habere ius Seio non esset, et Seius in eo silvam sevisset, in qua labra et tenes cucumellas positas haberet, annio consilium omnes iuris periti dederunt, ut cum eo ageret ius ei non esse in eo loco ea posita habere invito se. 2Secundum cuius parietem vicinus sterculinum fecerat, ex quo paries madescebat, consulebatur, quemadmodum posset vicinum cogere, ut sterculinum tolleret. respondi, si in loco publico id fecisset, per interdictum cogi posse, sed si in privato, de servitute agere oportere: si damni infecti stipulatus esset, possit per eam stipulationem, si quid ex ea re sibi damni datum esset, servare.
17Alfen. lib. II. Dig. Wenn zwischen zwei Gebäuden eine Wand ist, die sich dergestalt senkt, dass sie sich in des einen Nachbars Haus einen halben Fuss oder noch mehr hineinlehnt, so kann derselbe Klage erheben, dass kein Recht vorhanden sei, jene Wand soweit wider seinen Willen auf seinen Grund und Boden vorgeschoben zu haben. 1Als in dem Hause des Cajus Sejus eine Stelle dem Gebäude des Annius dergestalt dienstbar war, dass Sejus auf derselben nichts anlegen durfte, und Sejus auf derselben ein Gärtchen1313Die Glosse interpretirt hortulariam. angelegt und in demselben Wasserbehälter und metallene Röhren angebracht hatte, so gaben dem Annius alle Rechtsgelehrten den Rath, er solle gegen jenen Klage erheben, dass er, wider seinen Willen auf jener Stelle dergleichen nicht anlegen dürfe. 2Ad Dig. 8,5,17,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 169, Note 7.Es hatte ein Nachbar längs der Wand eines andern eine Mistgrube angelegt, wovon Feuchtigkeit in die Wand drang; er bat um rechtlichen Rath, auf welche Weise er den Nachbar zwingen könne, die Mistgrube wieder abzuschaffen? Ich habe geantwortet, dass, wenn der Nachbar dies an einem öffentlichen Orte gethan hätte, er durch ein Interdict dazu genöthigt werden könne; wenn aber auf Privatgrund und Boden, so sei die Negatorienklage anzustellen1414De servitute agere oportere.; wäre eine Stipulation wegen drohenden Schadens eingegangen worden, so könne jener auch dem aus jenem Umstand erwachsenen Schaden beikommen.
18Iulianus libro sexto ex Minicio. Is, cuius familia vicinum prohibebat aquam ducere, sui potestatem non faciebat, ne secum agi posset: quaerit actor, quid sibi faciendum esset. respondi oportere praetorem causa cognita iubere bona adversarii possideri et non ante inde discedere, quam is actori ius aquae ducendae constituisset et si quid, quia aquam ducere prohibitus esset, siccitatibus detrimenti cepisset, veluti si prata arboresve exaruisset.
18Julian. lib. VI. ex Minicio. Jemand, dessen Gesinde den Nachbar an der [ihm rechtlich zustehenden] Leitung des Wassers hinderte, liess sich nirgends treffen, damit man ihn nicht belangen könne; der Kläger fragte nun an, was er zu thun habe? Ich habe geantwortet, es müsse der Prätor, nach Untersuchung der Sache, ihn in den Besitz der Güter des Gegners setzen, so dass er nicht eher daraus zu weichen brauche, als bis dieser dem Kläger das Recht der Wasserleitung wieder gewährt1515Constituisset, Haloander hat restituisset; wenn man den Nachsatz in der obigen Stelle betrachtet, so wird es einleuchten, dass die letztere Lesart vorzuziehen wäre, wenn Handschriften sie unterstützten; indessen lässt sich die Uebersetzung durch den Sinn des Zusammenhanges rechtfertigen; die Glosse erklärt constituisset, sc. de novo., und was er, wegen Störung der Wasserleitung, durch Trockenheit an Schaden [erlitten], z. B. wenn Wiesen oder Bäume verdorrt sind, [vergütigt hat].
19Marcianus libro quinto regularum. Si de communi servitute quis bene quidem deberi intendit, sed aliquo modo litem perdidit culpa sua, non est aequum hoc ceteris damno esse: sed si per collusionem cessit lite adversario, ceteris dandam esse actionem de dolo Celsus scripsit, idque ait Sabino placuisse.
19Marcian. lib. V. Regular. Wenn einer [von mehreren Miteigenthümern] wegen einer sonst rechtlichbegründeten gemeinschaftlichen Dienstbarkeit Klage erhoben und den Process auf irgend eine Weise durch seine Schuld verloren hat, so ist es unbillig, dass dies den übrigen von Nachtheil sein solle; wenn er aber mit dem Gegner in Einverständniss, demselben gewichen ist, so findet wie Celsus schreibt, für die übrigen gegen ihn die Klage wegen Arglist Statt; auch, sagt er, sei dies des Sabinus Meinung gewesen.
20Scaevola libro quarto digestorum. Testatrix fundo, quem legaverat, casas iunctas habuit: quaesitum est, si hae fundo legato non cederent eumque legatarius vindicasset, an iste fundus aliquam servitutem casis deberet aut, si ex fideicommissi causa cum sibi dari legatarius desideraret, heredes servitutem aliquam casis excipere deberent. respondit deberi. 1Plures ex municipibus, qui diversa praedia possidebant, saltum communem, ut ius compascendi haberent, mercati sunt idque etiam a successoribus eorum est observatum: sed nonnulli ex his, qui hoc ius habebant, praedia sua illa propria venum dederunt. quaero, an in venditione etiam ius illud secutum sit praedia, cum eius voluntatis venditores fuerint, ut et hoc alienarent. respondit id observandum, quod actum inter contrahentes esset: sed si voluntas contrahentium manifesta non sit, et hoc ius ad emptores transire. item quaero, an, cum pars illorum propriorum fundorum legato ad aliquem transmissa sit, aliquid iuris secum huius compascui traxerit. respondit, cum id quoque ius fundi, qui legatus esset, videretur, id quoque cessurum legatario.
20Scaevola lib. IV. Dig. Eine Testatricin hatte Gebäude, welche an ein Landgut, das sie Jemandem vermacht hatte, stiessen; es entstand die Frage, ob, wenn dieselben von dem vermachten Landgute getrennt würden, und der Vermächtnissinhaber dasselbe mittelst Klage erlangt hätte, es den Gebäuden zu einer Dienstbarkeit [des Zugangs u. s. w.] verpflichtet sein würde, oder, wenn derselbe verlangte, dass ihm dasselbe auf den Grund eines Fideicommisses gegeben werden solle, die Erben für die Gebäude eine Dienstbarkeit vorbehalten müssten? Ich habe bejahend entschieden. 1Mehrere Municipalbürger, welche verschiedene Grundstücke besassen, erkauften gemeinschaftlich eine Wiese, um ein gemeinschaftliches Weiderecht daran zu üben; dies ward auch von ihren Nachfolgern beobachtet; einige von ihnen, welche dieses Recht hatten, verkauften aber ihre ihnen allein gehörigen Grundstücke; ich frage nun, ob beim Verkauf jenes Recht auch den Grundstücken folge, wenn die Verkäufer den Willen hatten, dasselbe mitzuveräussern? Man hat geantwortet, es ginge darnach, wie es unter den Contrahenten ausgemacht worden wäre; wenn aber der Wille derselben auch nicht ausser Zweifel liege, so gehe das Recht doch auf die Käufer über. Ebenso frage ich, ob, wenn ein Theil von jenen [den Eigenthümern] allein gehörigen Landgütern durch ein Vermächtniss auf einen Andern übergegangen ist, derselbe ein Recht von dieser Mithuthung zum Theil nach sich zöge? Die Antwort hat gelautet, dass wenn dies als ein Recht des vermachten Grundstücks erschiene, es auch dem Vermächtnissinhaber zukomme.
21Labeo libro primo pithanon a Paulo epitomatorum. Si qua aqua nondum apparet, eius iter ductus constitui non potest. Paulus: immo puto idcirco id falsum esse, quia cedi potest, ut aquam quaereres et inventam ducere liceret.
21Labeo lib. I. Pithanon a Paulo epitomat. Wo kein Wasser ist, da kann auch kein Zugang dazu, oder keine Leitung bestellt werden. Paulus: im Gegentheil, ich halte dies für falsch, weil man Jemandem das Aufsuchen das Wassers, und wenn er es gefunden, dessen Leitung gestatten kann.