Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 44 übersetzt von Sintenis
Dig. XLIV6,
De litigiosis
Liber quadragesimus quartus
VI.

De litigiosis

(Von streitigen Sachen.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo sex­to ad edic­tum. Liti­gio­sam rem non fa­cit de­nun­tia­tio, quae im­pe­dien­dae ven­di­tio­nis cau­sa fit. 1Si in­ter Pri­mum et Se­cun­dum sit lis con­tes­ta­ta et ego a Ter­tio eme­ro, qui nul­lam con­tro­ver­siam pa­tie­ba­tur, vi­dea­mus, an ex­cep­tio­ni lo­cus sit. et pu­tem sub­ve­nien­dum mi­hi, quia is, qui mi­hi ven­di­dit, nul­lam li­tem ha­buit et quod fie­ri pot­est, ut duo in ne­cem eius li­tem in­ter se iun­gant, qui cum ip­so li­ti­ga­re non pot­erant. si ta­men cum pro­cu­ra­to­re tu­to­re cu­ra­to­re­ve ali­cu­ius iu­di­cium ac­cep­tum sit, con­se­quens erit di­ce­re, qua­si cum ip­so li­ti­ge­tur, ita eum ad ex­cep­tio­nem per­ti­ne­re.

1Ulp. lib. LXXVI. ad Ed. Die Anzeige, welche zur Hintertreibung eines Kaufes geschieht, macht eine Sache nicht zur streitigen. 1Wenn zwischen dem Ersten und Zweiten das Verfahren eingeleitet worden ist, und ich vom Dritten gekauft habe, der keine Anfechtung erlitt, so ist es die Frage, ob eine Einrede statthabe? — Ich sollte glauben, es müsse mir geholfen werden, weil mein Verkäufer keinen Streit hatte, und weil es sich zutragen kann, dass Zwei zum Schaden Dessen mit einander sich in einen Rechtsstreit einlassen, wider den sie selbst nicht klagen konnten. Ist aber ein Rechtsstreit mit Jemandes Geschäftsbesorger, Vormund oder Curator eingegangen worden, so wird es folgerichtig sein, zu behaupten, er sei von der Einrede mit begriffen, als werde wider ihn selbst gestritten.

2Idem li­bro sex­to fi­dei­com­mis­so­rum. Si ser­vus cum eme­rit scit, igno­ra­vit au­tem do­mi­nus, vel con­tra, vi­den­dum est, cu­ius po­tius spec­tan­da sit scien­tia. et ma­gis est, ut scien­tia in­spi­cien­da sit eius qui com­pa­ra­vit, non eius, cui ad­quire­tur, et id­eo poe­na liti­gio­si com­pe­tit, sic ta­men, si non man­da­tu do­mi­ni emit: nam si man­da­tu, et­iam­si scit ser­vus, do­mi­nus au­tem igno­ra­vit, scien­tia non no­cet: et ita Iu­lia­nus in re liti­gio­sa scri­bit.

2Idem lib. VI. Fideicommiss. Wenn ein Sclave, welcher Etwas kauft, es weiss, sein Herr aber nicht, oder umgekehrt, so ist die Frage, wessen Wissenschaft hier vorgehe? — spricht mehr dafür, auf die Wissenschaft Dessen zu sehen, der die Sache gehandelt hat, als Dessen, für den sie erworben wird; und darum tritt die Strafe des Streitigen11D. h. die Einrede. ein; natürlich setze ich hiebei voraus, dass er nicht im Auftrage des Herrn gekauft habe; hat er dies gethan, so schadet, wenn es der Sclave gewusst und der Herr nicht, [des Erstern] Wissenschaft nicht; dies schreibt Julianus von streitigen Gegenständen.

3Gaius li­bro sex­to ad le­gem duo­de­cim ta­bu­la­rum. Rem de qua con­tro­ver­sia est pro­hi­be­mur in sa­crum de­di­ca­re: alio­quin du­pli poe­nam pa­ti­mur, nec im­me­ri­to, ne li­ceat eo mo­do du­rio­rem ad­ver­sa­rii con­di­cio­nem fa­ce­re. sed du­plum utrum fis­co an ad­ver­sa­rio prae­stan­dum sit, ni­hil ex­pri­mi­tur: for­tas­sis au­tem ma­gis ad­ver­sa­rio, ut id vel­uti so­la­cium ha­beat pro eo, quod po­ten­tio­ri ad­ver­sa­rio tra­di­tus est.

3Gaj. lib. VI. ad leg. XII. Tab. Es ist verboten, eine streitige Sache heilig sprechen zu lassen, man wird sonst in die Strafe des Doppelten genommen, und mit Recht, damit es Niemandem freistehe, auf diese Weise dem Gegner einen härtern Stand zu bereiten. Ob aber das Doppelte dem Fiscus oder dem Gegner geleistet werden müsse, daüber ist nichts gesagt. Indessen ist wohl mehr der Gegner gemeint, damit er gleichsam einen Trost dafür finde, dass er nun mit einem mächtigern Gegner zu thun hat.