Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 43 übersetzt von Sintenis
Dig. XLIII11,
De via publica et itinere publico reficiendo
Liber quadragesimus tertius
XI.

De via publica et itinere publico reficiendo

(Von der Ausbesserung öffentlicher Strassen und Wege.)

1Ul­pia­nus li­bro se­xa­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Quo mi­nus il­li viam pu­bli­cam iter­ve pu­bli­cum ape­ri­re re­fi­ce­re li­ceat, dum ne ea via id­ve iter de­te­rius fiat, vim fie­ri ve­to’. 1Viam ape­ri­re est ad ve­te­rem al­ti­tu­di­nem la­ti­tu­di­nem­que re­sti­tue­re. sed et pur­ga­re re­fec­tio­nis por­tio est: pur­ga­re au­tem pro­prie di­ci­tur ad li­bra­men­tum pro­prium red­ige­re sub­la­to eo quod su­per eam es­set. re­fi­cit enim et qui ape­rit et qui pur­gat et om­nes om­ni­no, qui in pris­ti­num sta­tum re­du­cunt. 2Si quis in spe­cie re­fec­tio­nis de­te­rio­rem viam fa­cit, im­pu­ne vim pa­tie­tur. prop­ter quod ne­que la­tio­rem ne­que lon­gio­rem ne­que al­tio­rem ne­que hu­mi­lio­rem viam sub no­mi­ne re­fec­tio­nis is qui in­ter­ci­dit pot­est fa­ce­re, vel in viam ter­re­nam gla­ream in­ice­re aut ster­ne­re viam la­pi­de quae ter­re­na sit, vel con­tra la­pi­de stra­tam ter­re­nam fa­ce­re. 3In­ter­dic­tum hoc per­pe­tuo da­bi­tur et om­ni­bus et in om­nes, et ha­bet con­dem­na­tio­nem in id quod ac­to­ris in­ter­erit.

1Ulp. lib. LXVIII. ad Ed. Der Prätor sagt: dass Dem und Dem eine öffentliche Strasse oder einen öffentlichen Weg gangbar zu machen und auszubessern nicht gestattet sei, sobald er die Strasse oder den Weg nicht verschlechtert, verbiete ich Gewalt anzuthun. 1Einen Weg gangbar machen (aperire), heisst, ihn in seiner vorigen Höhe und Breite wiederherstellen. Das Reinigen gehört auch zur Ausbesserung. Reinigen heisst eigentlich Etwas wagerecht machen, durch Hinwegschaffung Dessen, was darauf liegt. Denn es bessert sowohl Derjenige aus, wer gangbar macht, als wer reinigt, und überhaupt Jeder, wer Etwas in den vorigen Zustand wiederherstellt. 2Wenn Jemand unter dem Anschein des Ausbesserns eine Strasse schlechter macht, so darf man ihn ungestraft mit Gewalt daran verhindern, daher darf der Interdicirende eine Strasse weder breiter noch länger, weder höher noch tiefer unter dem Vorwande des Ausbesserns machen, noch Kies auf die Strasse werfen, noch dieselbe, wenn sie ungepflastert ist, pflastern, noch auf einer gepflasterten das Pflaster aufreissen. 3Dieses Interdict wird immerwährend ertheilt werden, und Allen and wider Alle, und zieht die Verurtheilung in das Interesse des Klägers nach sich.

2Ia­vo­le­nus li­bro de­ci­mo ex Cas­sio. Viam pu­bli­cam po­pu­lus non uten­do amit­te­re non pot­est.

2Javolen. lib. X. ex Cass. Eine öffentliche Strasse kann das Volk durch Nichtgebrauch nicht verlieren.

3Pau­lus li­bro pri­mo sen­ten­tia­rum. Si in agrum vi­ci­ni viam pu­bli­cam quis re­ie­ce­rit, tan­tum in eum viae re­cep­tae ac­tio da­bi­tur, quan­ti eius in­ter­est, cu­ius fun­do in­iu­ria ir­ro­ga­ta est. 1Qui viam pu­bli­cam ex­a­ra­ve­rit, ad mu­ni­tio­nem eius so­lus com­pel­li­tur.

3Paul. lib. I. Sentent. Wer eine öffentliche Strasse auf seines Nachbars Acker hinüberdrängt, wider den wird die Klage wegen Hinüberdrängens des Weges auf so hoch ertheilt, als Der dabei interessirt ist, dessen Landgute dieses Unrecht angethan worden ist. 1Wer eine öffentliche Strasse umgepflügt hat, wird allein zu deren Wiederinstandsetzung angehalten.