Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 41 übersetzt von Sintenis
Dig. XLI5,
Pro herede vel pro possessore
Liber quadragesimus primus
V.

Pro herede vel pro possessore

(Als Erbe oder als Besitzer.)

1Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Pro he­rede ex vi­vi bo­nis ni­hil usu­ca­pi pot­est, et­iam­si pos­ses­sor mor­tui rem fuis­se ex­is­ti­ma­ve­rit.

1Pompon. lib. XXXII. ad Sabin. Als Erbe kann von Niemandem aus dem Vermögen eines Lebenden etwas ersessen werden, wenn der Besitzer auch geglaubt hat, dass die Sache einem Verstorbenen gehört habe.

2Iu­lia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo quar­to di­ges­to­rum. Qui le­ga­to­rum ser­van­do­rum cau­sa in pos­ses­sio­nem mit­ti­tur, non in­ter­pel­lat pos­ses­sio­nem eius, qui pro he­rede usu­ca­pit: cus­to­diae enim cau­sa rem te­net. quid er­go est? et­iam im­ple­ta usu­ca­pio­ne ius pig­no­ris re­ti­ne­bit, ut non prius dis­ce­dat, quam si so­lu­tum ei le­ga­tum fue­rit aut eo no­mi­ne sa­tis­da­tum. 1Quod vol­go re­spon­de­tur cau­sam pos­ses­sio­nis ne­mi­nem si­bi mu­ta­re pos­se, sic ac­ci­pien­dum est, ut pos­ses­sio non so­lum ci­vi­lis, sed et­iam na­tu­ra­lis in­tel­le­ga­tur. et prop­ter­ea re­spon­sum est ne­que co­lo­num ne­que eum, apud quem res de­po­si­ta aut cui com­mo­da­ta est, lu­cri fa­cien­di cau­sa pro he­rede usu­ca­pe­re pos­se. 2Fi­lium quo­que do­na­tam rem a pa­tre pro he­rede ne­ga­vit usu­ca­pe­re Ser­vius, sci­li­cet qui ex­is­ti­ma­bat na­tu­ra­lem pos­ses­sio­nem pe­nes eum fuis­se vi­vo pa­tre. cui con­se­quens est, ut fi­lius a pa­tre he­res in­sti­tu­tus res he­redi­ta­rias a pa­tre si­bi do­na­tas pro par­te co­he­redum usu­ca­pe­re non pos­sit.

2Julian. lib. XLIV. Dig. Wer zur Erhaltung von Vermächtnissen in den Besitz gesetzt wird, der unterbricht den Besitz Dessen, der als Erbe ersitzt, nicht; er hat die Sache blos der Verwahrung wegen inne; was findet also hier nun für ein Verhältniss statt? Er wird auch nach Erfüllung der Ersitzung das Pfandrecht behalten, sodass er nicht eher zu weichen braucht, als wenn ihm das Vermächtniss entrichtet, oder desfalls Bürgschaft bestellt worden ist. 1Die bekannte Rechtsregel, es könne Niemand den Grund seines Besitzes ändern, ist so zu verstehen, dass darunter nicht blos der bürgerlichrechtliche, sondern auch der natürliche gemeint ist. Deshalb ist auch zur Antwort ertheilt worden, dass weder der Pächter, noch Der, bei dem eine Sache niedergelegt, oder dem sie geliehen worden, in gewinnsüchtiger Absicht als Erbe ersitzen könne. 2Servius leugnet auch, dass der Sohn eine, ihm von seinem Vater geschenkte Sache als Erbe ersitzen könne, weil er nemlich glaubte, dass er bei Lebzeiten des Vaters den natürlichen Besitz gehabt habe. Diesem ist entsprechend, dass der vom Vater zum Erben eingesetzte Sohn die ihm von seinem Vater geschenkten Erbschaftsstücke zum Antheile der Miterben nicht ersitzen könne11Man vergleiche die weitläuftige Erörterung dieser Stelle bei Unterholzner Thl. I. S. 345 fg..

3Pom­po­nius li­bro vi­cen­si­mo ter­tio ad Quin­tum Mu­cium. Ple­ri­que pu­ta­ve­runt, si he­res sim et pu­tem rem ali­quam ex he­redi­ta­te es­se quae non sit, pos­se me usu­ca­pe­re.

3Pompon. lib. XXIII. ad Quint. Muc. Die Meisten haben geglaubt, dass, wenn ich Erbe sei, und glaube, es gehöre eine Sache zur Erbschaft, die nicht dazu gehört, ich ersitzen könne.

4Pau­lus li­bro quin­to ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Con­stat eum, qui tes­ta­men­ti fac­tio­nem ha­bet, pro he­rede usu­ca­pe­re pos­se.

4Paul. lib. V. ad leg. Jul. et Pap. Es ist bekannt, dass [nur] Derjenige, wer Testamentsfähigkeit hat, als Erbe ersitzen könne.