Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 40 übersetzt von Schneider unter Redaction von Sintenis
Dig. XL10,
De iure aureorum anulorum
Liber quadragesimus
X.

De iure aureorum anulorum

(Von dem Recht der goldenen Ringe.)

1Pa­pi­nia­nus li­bro pri­mo re­spon­so­rum. In­ter ce­te­ros ali­men­ta li­ber­to re­lic­ta non id­cir­co non de­ben­tur, quia ius au­reo­rum anu­lo­rum ab im­pe­ra­to­re li­ber­tus ac­ce­pe­rit. 1Di­ver­sum in eo pro­ba­tur, qui iu­di­ca­tus in­ge­nuus con­lu­sio­ne per alium pa­tro­num de­tec­ta con­di­cio­ni suae red­di­tus ali­men­ta si­bi, quae ter­tius pa­tro­nus re­li­que­rat, prae­be­ri de­si­de­rat. hunc enim et­iam be­ne­fi­cium anu­lo­rum amit­te­re pla­cuit.

1Papin. lib. I. Respons. Wenn einem Freigelassenen unter den übrigen [Freigelassenen] Alimente hinterlassen worden sind, so gebühren sie ihm deshalb nicht weniger, weil derselbe das Recht der goldenen Ringe vom Kaiser erhalten hat. 1Das Gegentheil nimmt man von Dem an, welcher für einen Freigeborenen durch Urtheil erklärt war, [nachher aber], nachdem ein heimliches Einverständniss durch einen andern Patron entdeckt worden, in seinen Zustand zurückversetzt worden ist, [und nun] verlangt, dass ihm die Alimente gereicht werden sollen, welche ein dritter Patron [ihm] hinterlassen hat; denn man hat angenommen, dass ein solcher auch die Wohlthat der goldenen Ringe verliere.

2Idem li­bro quin­to de­ci­mo re­spon­so­rum. In­tra quin­que an­nos pro in­ge­nui­ta­te sen­ten­tia dic­ta re­scis­sa fue­rat: vic­tum anu­lo­rum au­reo­rum be­ne­fi­cium, quod an­te sen­ten­tiam pro in­ge­nui­ta­te dic­tam ac­ce­pe­rit ac de­po­suit, non re­ti­nuis­se re­spon­di.

2Idem lib. XV. Respons. Ein für die freie Geburt gesprochenes Urtheil war innerhalb fünf Jahren wieder aufgehoben worden. Ich habe das Gutachten ertheilt, dass der Besiegte die Wohlthat der goldenen Ringe, welche er vor dem für die freie Geburt gesprochenen Urtheil erhalten und aufgegeben hatte, nicht behalten habe.

3Mar­cia­nus li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Di­vus Com­mo­dus et ius anu­lo­rum da­tum ad­emit il­lis, qui in­vi­tis aut igno­ran­ti­bus pa­tro­nis ac­ce­pe­rant.

3Marcian. lib. I. Inst. Der höchstselige Commodus hat auch das ertheilte Recht der goldenen Ringe Denen genommen, welche es wider Willen oder Wissen ihrer Patrone erhalten hatten.

4Ul­pia­nus li­bro ter­tio ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Et­iam fe­mi­nae ius anu­lo­rum au­reo­rum im­pe­tra­re et na­ta­li­bus re­sti­tui pot­erunt.

4Ulp. lib. III. ad leg. Jul. et Pap. Auch Frauenspersonen können das Recht der goldenen Ringe erlangen. Aber sie werden auch die Rechte der freien Geburt erlangen, und in den Geburtsstand zurückversetzt werden können.

5Pau­lus li­bro no­no ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Is, qui ius anu­lo­rum im­pe­tra­vit, ut in­ge­nuus ha­be­tur, quam­vis in he­redi­ta­te eius pa­tro­nus non ex­clu­da­tur.

5Paul. lib. IX. ad leg. Jul. et Pap. Wer das Recht der Ringe erlangt hat, wird als Freigeborner angesehen, obwohl sein Patron nicht von der Erbschaft desselben ausgeschlossen wird.

6Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad le­gem Iu­liam et Pa­piam. Li­ber­ti­nus si ius anu­lo­rum im­pe­tra­ve­rit, quam­vis iu­ra in­ge­nui­ta­tis sal­vo iu­re pa­tro­ni nac­tus sit, ta­men in­ge­nuus in­tel­le­gi­tur: et hoc di­vus Ha­d­ria­nus re­scrip­sit.

6Ulp. lib. I. ad leg. Jul. et Pap. Ein Freigelassener wird, wenn er das Recht der Ringe erlangt hat, obwohl er [dadurch] die Rechte der freien Geburt unbeschadet des Rechts seines Patrons erhalten hat, doch als Freigeborner angesehen; und dies hat der höchstselige Hadrianus rescribirt.