Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 27 übersetzt von Schneider unter Redaction von Otto
Dig. XXVII8,
De magistratibus conveniendis
Liber vicesimus septimus
VIII.

De magistratibus conveniendis

(Von der Belangung der Obrigkeiten1.)

1Nämlich der Municipalobrigkeiten, (d. h. obrigkeitlichen Personen.) S. die Anm. 27. zu L. 5. D. de confir. tut. 26. 3. u. v. Glück a. a. O. S. 413. ff.

1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. In or­di­nem sub­si­dia­ria ac­tio non da­bi­tur, sed in ma­gis­tra­tus, nec in fi­de­ius­so­res eo­rum: hi enim rem pu­bli­cam sal­vam fo­re pro­mit­tunt, non pu­pil­li. pro­in­de nec no­mi­na­to­res ma­gis­tra­tuum ex hac cau­sa te­ne­bun­tur, sed so­li ma­gis­tra­tus. sed si or­do re­ce­pe­rit in se pe­ri­cu­lum, di­ci de­bet te­ne­ri eos, qui prae­sen­tes fue­runt: par­vi enim re­fert, no­mi­na­ve­rint vel fi­de­ius­se­rint an in se pe­ri­cu­lum re­ce­pe­rint: uti­lis er­go in eos ac­tio com­pe­tit. sed si a ma­gis­tra­ti­bus mu­ni­ci­pa­li­bus tu­tor da­tus sit, non vi­de­tur per or­di­nem elec­tus. 1Ne­que prae­tor ne­que quis alius, cui tu­to­ris dan­di ius est, hac ac­tio­ne te­ne­bi­tur. 2Si prae­ses pro­vin­ciae de­nun­tia­re ma­gis­tra­tus tan­tum de fa­cul­ta­ti­bus tu­to­rum vo­luit, ut ip­se da­ret, vi­dea­mus, an et qua­te­nus te­nean­tur. et ex­tat di­vi Mar­ci re­scrip­tum, quo vo­luit eos, qui prae­si­di re­nun­tiant, non per­in­de te­ne­ri at­que si ip­si de­dis­sent, sed si de­ce­pe­runt, gra­tia for­te aut pe­cu­nia fal­sa re­nun­tian­tes. pla­ne si prae­ses pro­vin­ciae sa­tis eos ex­ige­re ius­sit, non du­bi­ta­bi­mus te­ne­ri eos, et­iam­si prae­ses de­de­rit. 3Si prae­ses pro­vin­ciae no­mi­ni­bus ab alio ac­cep­tis ad ma­gis­tra­tus mu­ni­ci­pa­les re­mi­se­rit, ut se de no­mi­ni­bus in­struant, et per­in­de in­struc­tus de­de­rit tu­to­res: an ex­em­plo eo­rum qui prae­to­rem in­struunt de­beant ma­gis­tra­tus te­ne­ri, quae­ri­tur: uti­que enim in­ter­est, utrum ip­si ma­gis­tra­tus no­mi­na elec­ta de­de­rint prae­si­di an ea, quae ab alio prae­ses ac­ce­pit, in­qui­sie­rint. et pu­to utro­que ca­su sic te­ne­ri, qua­si do­lo vel la­ta cul­pa ver­sa­ti sunt. 4Non tan­tum pu­pil­li, sed et­iam suc­ces­so­res eo­rum sub­si­dia­ria age­re pos­sunt. 5Si cu­ra­to­res fue­runt mi­nus ido­nei da­ti, di­cen­dum est te­ne­ri ma­gis­tra­tus opor­te­re, si ex sug­ges­tu eo­rum vel no­mi­ni­bus ab eis ac­cep­tis prae­ses de­de­rit. sed et si ad eos re­mi­se­rit, ut ip­si dent vel post da­tio­nem ut ex­ige­rent sa­tis­da­tio­nem, pe­ri­cu­lum ad eos per­ti­ne­bit. 6Ma­gis­tra­ti­bus im­pu­ta­tur et­iam, si om­ni­no tu­tor vel cu­ra­tor da­tus non sit: sed ita de­mum te­nen­tur, si mo­ni­ti non de­de­rint. id­eo dam­num, quod im­pu­be­res vel ad­ules­cen­tes me­dio tem­po­re pas­si sunt, ad eos ma­gis­tra­tus per­ti­ne­re non amb­igi­tur, qui mu­ne­re man­da­to non pa­rue­runt. 7Scien­dum au­tem est, si ma­gis­tra­tus mu­ni­ci­pa­les da­ta ope­ra tu­te­lam dis­tu­le­rint in suc­ces­so­res suos vel si sa­tis­da­tio­nem da­ta ope­ra tra­xe­rint quo­ad suc­ces­so­res ac­ci­piant, ni­hil eis prod­es­se. 8Di­vus Ha­d­ria­nus re­scrip­sit et­iam in eum, qui elec­tus est ad aes­ti­man­das tu­to­rum sa­tis­da­tio­nes, ac­tio­nem dan­dam. 9Si in­ter ma­gis­tra­tus hoc con­ve­ne­rit, ut al­te­rius tan­tum pe­ri­cu­lo tu­to­res da­ren­tur, con­ven­tio­nes pu­pil­lo non prae­iu­di­ca­re di­vus Ha­d­ria­nus re­scrip­sit: con­ven­tio­ne enim duum­vi­ro­rum ius pu­bli­cum mu­ta­ri non pot­est. prius ta­men ar­bi­tror con­ve­nien­dum eum, qui hoc sus­ce­pit, de­in­de ex­cus­sis fa­cul­ta­ti­bus eius tunc ve­nien­dum ad col­le­gam, quem­ad­mo­dum, si so­lus de­dis­set, di­ce­re­mus prius eum, de­in­de col­le­gam ad­gre­dien­dum. 10Si quan­do de­sint in ci­vi­ta­te, ex qua pu­pil­li ori­un­di sunt, qui ido­nei vi­dean­tur, of­fi­cium est ma­gis­tra­tuum ex­qui­re­re ex vi­ci­nis ci­vi­ta­ti­bus ho­nes­tis­si­mum quem­que et no­mi­na prae­si­di­bus pro­vin­ciae mit­te­re, non ip­sos ar­bi­trium dan­di si­bi vin­di­ca­re. 11Si ma­gis­tra­tus ab in­itio tu­to­rem ido­neum de­dit et sa­tis non ex­egit, non suf­fi­cit: quod si sa­tis ex­egit et ido­neum ex­egit, quam­vis post­ea fa­cul­ta­ti­bus lap­si sint tu­to­res vel fi­de­ius­so­res, ni­hil est, quod ei qui de­dit im­pu­te­tur: non enim de­bent ma­gis­tra­tus fu­tu­ros ca­sus et for­tu­nam pu­pil­lo prae­sta­re. 12Sed et si sa­tis non ex­egit, ido­neus ta­men tu­tor eo tem­po­re fuit, quo tu­te­lae agi pot­est, suf­fi­cit. 13Pro­ba­tio au­tem non pu­pil­lo in­cum­bit, ut do­ceat fi­de­ius­so­res sol­ven­do non fuis­se cum ac­ci­pe­ren­tur, sed ma­gis­tra­ti­bus, ut do­ceant eos sol­ven­do fuis­se. 14Pri­vi­le­gium in bo­nis ma­gis­tra­tus pu­pil­lus non ha­bet, sed cum ce­te­ris cre­di­to­ri­bus par­tem ha­bi­tu­rus est. 15Ex­ige­re au­tem cau­tio­nem ma­gis­tra­tus sic opor­tet, ut pu­pil­li ser­vus aut ip­se pu­pil­lus, si fa­ri pot­est et in prae­sen­tia­rum est, sti­pu­le­tur a tu­to­ri­bus, item fi­de­ius­so­ri­bus eo­rum rem sal­vam fo­re: aut, si ne­mo est qui sti­pu­le­tur, ser­vus pu­bli­cus sti­pu­la­ri de­bet rem sal­vam fo­re pu­pil­lo, aut cer­te ip­se ma­gis­tra­tus. 16Pla­ne ubi ser­vus pu­bli­cus vel ip­se ma­gis­tra­tus sti­pu­la­tur, di­cen­dum est uti­lem ac­tio­nem pu­pil­lo dan­dam. 17Si fi­lius fa­mi­lias fuit ma­gis­tra­tus et ca­ve­ri pu­pil­lo non cu­ra­ve­rit aut non ido­nee cau­tum sit cul­pa eius, an et qua­te­nus in pa­trem eius ac­tio dan­da sit, quae­ri­tur. et ait Iu­lia­nus in pa­trem de pe­cu­lio dan­dam, si­ve vo­lun­ta­te eius fi­lius de­cu­rio fac­tus sit si­ve non: nam et si vo­lun­ta­te pa­tris ma­gis­tra­tum ad­mi­nis­tra­vit, at­ta­men non opor­te­re pa­trem ul­tra quam de pe­cu­lio con­ve­ni­ri, qua­si rem pu­bli­cam sal­vam so­lam fo­re pro­mit­tat, qui dat vo­lun­ta­tem, ut fi­lius de­cu­rio cree­tur.

1Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Gegen das Collegium wird die Hülfsklage nicht gegeben werden, sondern gegen die Obrigkeiten, auch nicht gegen die Bürgen derselben; denn diese versprechen, dass das öffentliche Vermögen, nicht das des Mündels, ungeschmälert sein werde; deshalb werden auch die, welche die Obrigkeiten in Vorschlag gebracht haben, aus diesem Grunde nicht gehalten sein, sondern blos die Obrigkeiten. Aber wenn das Collegium die Gefahr auf sich genommen haben sollte, so muss man sagen, dass diejenigen, welche gegenwärtig gewesen sind, gehalten seien; denn es macht wenig Unterschied, ob sie [die Vormünder] in Vorschlag gebracht, oder sich [für dieselben] verbürgt, oder die Gefahr [für dieselben] auf sich genommen haben; es steht also eine analoge Klage gegen dieselben zu. Aber wenn von den Municipalobrigkeiten ein Vormund bestellt sein sollte, so scheint er nicht durch das Collegium erwählt zu sein. 1Weder der Prätor, noch sonst Jemand, dem das Recht, einen Vormund zu bestellen, zusteht, wird auf diese Klage gehalten sein. 2Wenn der Präses einer Provinz gewollt hat, dass die Obrigkeiten nur über die Vermögensumstände der Vormünder Bericht erstatten sollten, damit er selbst sie bestellen könnte, so wollen wir sehen, ob und inwieweit sie gehalten seien; und es ist ein Rescript des höchstseligen Marcus vorhanden, in welchem er seinen Willen dahin ausgesprochen hat, dass die, welche dem Präses Bericht erstatten, nicht eben so gehalten sein sollen, als wenn sie selbst [die Vormünder] bestellt hätten, sondern nur wenn sie betrogen haben, indem sie etwa aus Gunst oder für Geld falsch berichtet haben. Freilich wenn der Präses der Provinz befohlen hat, dass sie Bürgschaft fordern sollten, so werden wir nicht zweifeln, dass sie gehalten seien, obgleich der Präses [die Vormünder] bestellt hat. 3Wenn der Präses der Provinz von einem Anderen die Namen von Vormündern erhalten, und die Municipalobrigkeiten angewiesen haben sollte, ihm22Ut se…. instruant. Se steht hier für eum. S. v. Glück a. a. O. S. 422. Anm. 52. u. L. 5. §. 11. im folg. Tit. über [diese] Namen Auskunft zu geben, und sodann, nachdem er Auskunft erhalten, die Vormünder bestellt haben sollte, so fragt es sich, ob die Obrigkeiten nach dem Muster derer, welche dem Prätor Auskunft geben, gehalten sein müssen; denn es ist allerdings ein Unterschied, ob die Obrigkeiten selbst die Namen ausgewählt und dem Präses gegeben, oder ob sie über die, welche der Präses von einem Anderen erhalten hat, Erkundigung eingezogen haben. Und ich glaube, dass sie in beiden Fällen insofern gehalten sind, inwiefern sie mit böser Absicht oder mit grobem Verschulden verfahren sind. 4Nicht nur die Mündel, sondern auch die Nachfolger derselben können mit der Hülfsklage klagen. 5Wenn weniger tüchtige Curatoren bestellt sein sollten, so muss man sagen, dass die Obrigkeiten gehalten sein müssen, wenn der Präses die Vormünder auf den Bericht derselben, oder nachdem er die Namen von ihnen erhalten hatte, die Curatoren bestellt haben sollte. Aber auch wenn er sie angewiesen haben sollte, dass sie selbst dieselben bestellen sollten, oder nach der Bestellung, dass sie Bürgschaft fordern sollten, so wird sie die Gefahr treffen. 6Es wird den Obrigkeiten zugerechnet, auch wenn überhaupt kein Vormund oder Curator bestellt sein sollte, aber sie sind nur gehalten, wenn sie dazu aufgefordert, keinen bestellt haben. Daher ist es nicht zweifelhaft, dass der Schaden, welchen die Unmündigen oder die Minderjährigen in der Zwischenzeit gelitten haben, diejenigen Obrigkeiten treffe, welche, da ihnen das Amt aufgetragen war, [demselben] nicht nachgekommen sind. 7Man muss aber wissen, dass, wenn die Municipalobrigkeiten mit Fleiss die Vormundschaft[sbestellung] bis auf ihre Nachfolger verschoben, oder wenn sie die Bürgschaftsbestellung mit Fleiss in die Länge gezogen haben, es ihnen nichts nütze. 8Der höchstselige Hadrianus hat rescribirt, dass auch gegen den, welcher gewählt worden ist, um die Bürgschaften der Vormünder zu schätzen, die Klage zu geben sei. 9Der höchstselige Hadrianus hat rescribirt, dass wenn unter den Obrigkeiten diese Uebereinkunft getroffen sei, dass nur auf die Gefahr der einen Vormünder bestellt werden sollten, diese Uebereinkunft dem Mündel keinen Nachtheil bringe; denn durch eine Uebereinkunft der Duumvirn33S. d. Bem. zu L. 6. §. 1. Quod cujuscunq. univ. 3. 4. kann das öffentliche Recht nicht geändert werden; ich glaube jedoch, dass zuvor derjenige, welcher diese [Gefahr] übernommen hat, zu belangen sei, und dass man, nachdem das Vermögen desselben ausgeklagt worden ist, zu seinem Collegen kommen müsse, ebenso wie wir [dann], wenn er allein den Vormund bestellt hätte, sagen würden, dass zuvor er, und dann sein College in Anspruch zu nehmen sei. 10Wenn es einmal in der Stadt, aus welcher die Mündel geboren sind, an solchen fehlen sollte, welche tüchtig zu sein scheinen, so ist es die Pflicht der Obrigkeiten, aus den benachbarten Städten die ehrbarsten zu erforschen und die Namen [derselben] den Präsides der Provinz zu schicken, nicht aber sich selbst die Macht, sie zu bestellen, anzumaassen. 11Wenn eine Obrigkeit einen Anfangs tüchtigen Vormund bestellt hat, und keine Bürgschaft gefordert hat, so ist es nicht hinreichend; wenn sie aber Bürgschaft gefordert, und einen tüchtigen erwählt hat, so ist, ob wohl die Vormünder oder ihre Bürgen nachher mit ihrem Vermögen in Abfall gekommen sein sollten, [doch] kein Grund vorhanden, um es dem, welcher sie bestellt hat, zuzurechnen; denn es brauchen ja die Obrigkeiten dem Mündel nicht für künftige Unglücksfälle und für sein Vermögen zu stehen. 12Aber auch wenn [die Obrigkeit] keine Bürgschaft gefordert hat, der Vormund jedoch zu der Zeit, wo mit der Vormundschaftsklage geklagt werden kann, tüchtig gewesen ist, so genügt es. 13Ad Dig. 27,8,1,13ROHGE, Bd. 6 (1872), S. 216: Beweislast bei einem Anspruche gegen den Mandatar wegen Verabsäumung der vertragsmäßigen Diligenz. Rechenschaftspflicht des Mandatars.Der Beweis liegt aber nicht dem Mündel ob, dass er darthue, die Bürgen seien [damals], als sie angenommen wurden, nicht zahlungsfähig gewesen, sondern den Obrigkeiten, dass sie darthun, dieselben seien zahlungsfähig gewesen. 14Ein Vorzugsrecht an dem Vermögen der Obrigkeiten hat der Mündel nicht, sondern er wird [zugleich] mit den übrigen Gläubigern seinen Theil haben. 15Die Obrigkeit muss aber die Sicherheit so fordern, dass ein Sclav des Mündels, oder der Mündel selbst, wenn er sprechen kann, und gegenwärtig ist von den Vormündern, desgleichen von den Bürgen derselben stipulire, dass das Vermögen [des Mündels] ungeschmälert sein werde, oder wenn Niemand da ist, welcher stipuliren könnte, so muss ein öffentlicher Sclav, oder doch die Obrigkeit selbst, stipuliren, dass das Vermögen dem Mündel ungeschmälert sein werde. 16Freilich wenn ein öffentlicher Sclav oder die Obrigkeit selbst stipulirt, so muss man sagen, dass dem Mündel eine analoge Klage zu geben sei. 17Wenn die Obrigkeit ein Haussohn gewesen ist, und nicht dafür gesorgt haben sollte, dass dem Mündel Sicherheit gegeben wurde, oder wenn durch die Schuld desselben nicht gehörig Sicherheit gegeben sein sollte, so fragt es sich, ob und inwieweit gegen den Vater desselben eine Klage zu geben sei; und Julianus sagt, dass gegen den Vater die Klage wegen des Sonderguts zu geben sei, möge nun der Sohn mit dem Willen desselben Decurio geworden sein, oder nicht; denn auch wenn er mit dem Willen des Vaters das Amt verwaltet hat, so müsse der Vater doch nicht auf mehr, als soweit das Sondergut reicht, belangt werden, gleichsam ob der, welcher seine Einwilligung gibt, dass sein Sohn zum Decurio gewählt werde, verspräche, dass blos das öffentliche Vermögen ungeschmälert sein werde.

2Idem li­bro ter­tio dis­pu­ta­tio­num. Pro­po­ne­ba­tur duos tu­to­res a ma­gis­tra­ti­bus mu­ni­ci­pa­li­bus da­tos cau­tio­ne non ex­ac­ta, quo­rum al­te­rum in­opem de­ces­sis­se, al­te­rum in so­li­dum con­ven­tum sa­tis pu­pil­lo fe­cis­se, et quae­re­ba­tur, an tu­tor is­te ad­ver­sus ma­gis­tra­tum mu­ni­ci­pa­lem ha­be­re pos­sit ali­quam ac­tio­nem, cum sci­ret a con­tu­to­re suo sa­tis non es­se ex­ac­tum. di­ce­bam, cum a tu­to­re sa­tis pu­pil­lo fac­tum sit, ne­que pu­pil­lum ad ma­gis­tra­tus red­ire pos­se ne­que tu­to­rem, cum num­quam tu­tor ad­ver­sus ma­gis­tra­tus ha­beat ac­tio­nem: se­na­tus enim con­sul­tum pu­pil­lo sub­ve­nit: prae­ser­tim cum sit, quod tu­to­ri im­pu­te­tur, quod sa­tis a con­tu­to­re non ex­egit vel su­spec­tum non fe­cit, si scit, ut pro­po­ni­tur, ma­gis­tra­ti­bus eum non ca­vis­se.

2Idem lib. III. Disp. Man legte den Fall vor, dass zwei Vormünder von Municipalobrigkeiten bestellt worden wären, ohne dass Sicherheit gefordert worden wäre, und von denselben wäre der eine dürftig gestorben, der andere aufs Ganze belangt worden, und habe dem Mündel Genüge gethan; und man fragte, ob jener Vormund gegen die Municipalobrigkeit irgend eine Klage haben könne, weil er wüsste, dass man von seinem Mitvormunde keine Bürgschaft gefördert habe. Ich sagte, da von dem Vormund dem Mündel Genüge geschehen ist, so könne weder der Mündel noch der Vormund die Obrigkeiten in Auspruch nehmen, da der Vormund niemals gegen die Obrigkeiten eine Klage habe, — denn der Senatsschluss kommt [blos] dem Mündel zu Hülfe —, vorzüglich da Grund vorhanden ist, dass es dem Vormund zugerechnet werden kann, dass er von dem Mitvormund keine Bürgschaft gefordert, oder ihn nicht verdächtig gemacht hat, wenn er, wie man anführt, weiss, dass derselbe den Obrigkeiten keine Sicherheit gegeben habe.

3Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Quod si tu­tor ab hac par­te cul­pa va­cet, non erit in­iquum ad­ver­sus ma­gis­tra­tus ac­tio­nem ei da­ri.

3Julian. lib. XXI. Dig. Wenn aber der Vormund von dieser Seite von Schuld frei ist so wird es nicht unbillig sein, demselben gegen die Obrigkeiten eine Klage zu geben.

4Ul­pia­nus li­bro ter­tio dis­pu­ta­tio­num. Non si­mi­li­ter te­nen­tur he­redes ma­gis­tra­tuum, ut ip­si te­nen­tur: nam nec he­res tu­to­ris neg­le­gen­tiae no­mi­ne te­ne­tur. nam ma­gis­tra­tus qui­dem in om­ne pe­ri­cu­lum suc­ce­dit, he­res ip­sius do­lo pro­xi­mae cul­pae suc­ce­da­neus est.

4Ulp. lib. III. Disp. Die Erben der Obrigkeiten sind nicht auf gleiche Weise gehalten, wie sie selbst gehalten sind, denn auch der Erbe des Vormundes ist nicht wegen Nachlässigkeit gehalten; denn die Obrigkeit tritt zwar in die ganze Gefahr ein, der Erbe derselben [aber] tritt nur in das Verschulden ein, welches der bösen Absicht ganz nahe kommt.

5Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Duo tu­to­res par­ti­ti sunt in­ter se ad­mi­nis­tra­tio­nem tu­te­lae: al­ter si­ne he­rede de­ces­sit: quae­si­tum est, in ma­gis­tra­tum, qui non cu­ras­set ut ca­ve­re­tur, an in al­te­rum tu­to­rem ac­tio pu­pil­lo da­ri de­be­ret. re­spon­di ae­quius es­se in al­te­rum tu­to­rem da­ri quam in ma­gis­tra­tum: de­buis­se enim eum, cum sci­ret pu­pil­lo cau­tum non es­se, uni­ver­sa neg­otia cu­ra­re, et in ea par­te, quam al­te­ri tu­to­ri com­mi­sis­set, si­mi­lem es­se ei, qui ad ad­mi­nis­tra­tio­nem quo­run­dam neg­otio­rum pu­pil­li non ac­ces­sis­set: nam et­si ali­quam par­tem neg­otio­rum pu­pil­li ad­mi­nis­tra­ve­rit, te­ne­tur et­iam ob rem, quam non ges­sit, cum ge­re­re de­be­ret.

5Julian. lib. XXI. Dig. Zwei Vormünder haben unter sich die Verwaltung der Vormundschaft getheilt, der eine ist ohne Erben verstorben; man hat gefragt, ob dem Mündel gegen die Obrigkeit, welche nicht dafür gesorgt hätte, dass Sicherheit gegeben wurde, oder gegen den anderen Vormund eine Klage gegeben werden müsste? Ich habe das Gutachten ertheilt, es sei billiger, dass sie gegen den anderen Vormund, als dass sie gegen die Obrigkeit gegeben werde; denn es hätte derselbe, da er wusste, dass dem Mündel keine Sicherheit gegeben sei, die gesammten Geschäfte besorgen sollen, und in Bezug auf den Theil derselben, welchen er dem anderen Vormunde anvertraut hätte, sei er dem gleich, welcher die Verwaltung einiger Geschäfte des Mündels gar nicht angetreten hätte; denn wenn er auch einen Theil der Geschäfte des Mündels verwaltet habe, so ist er [doch] auch wegen der Angelegenheiten gehalten, welche er nicht geführt hat, da er sie hätte führen sollen.

6Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum. Quod ad he­redem ma­gis­tra­tus per­ti­net, ex­stat di­vi Pii re­scrip­tum cau­sa co­gni­ta de­be­re da­ri ac­tio­nem: nam ma­gis­tra­tus si tan­ta fuit neg­le­gen­tia, ut om­nem cau­tio­nem omit­te­ret, ae­quum est ha­be­ri eum lo­co fi­de­ius­so­ris, ut et he­res eius te­n­ea­tur: si ve­ro ca­vit et tunc ido­nei fue­runt et post­ea de­sie­runt, sic­ut et ip­se ma­gis­tra­tus pro­be re­cu­sa­ret hanc ac­tio­nem, ita et he­res mul­to ius­tius. no­vis­si­me non alias ait in he­redem ac­tio­nem dan­dam, quam si evi­den­ter ma­gis­tra­tus cum mi­nus ido­neis fi­de­ius­so­ri­bus con­tra­hunt.

6Ulp. lib. I. ad Ed. Was den Erben der Obrigkeit betrifft, so ist ein Rescript des höchstseligen Pius vorhanden, dass nach Untersuchung der Sache eine Klage [gegen denselben] gegeben werden solle; denn wenn die Nachlässigkeit der Obrigkeit so gross gewesen ist, dass sie jede Sicherheitsbestellung [zu fordern] unterliess, so ist es billig, dass sie als Bürge angesehen werde, so dass auch ihr Erbe gehalten ist; wenn sie aber Sicherheit hat bestellen lassen, und [die Vormünder] damals tüchtig gewesen sind, und [erst] nachher aufgehört haben, [es zu sein,] so [wird], wie auch die Obrigkeit selbst [die Einlassung auf] diese Klage mit Recht verweigern würde, so auch ihr Erbe [dieselbe] noch mit viel mehr Recht [verweigern]. Zuletzt sagt er, dass die Klage nicht anders gegen den Erben zu geben sei, als wenn die Obrigkeiten augenscheinlich mit weniger tüchtigen Bürgen contrahiren.

7Cel­sus li­bro un­de­ci­mo di­ges­to­rum. In ma­gis­tra­tus qui tu­to­rem de­de­runt ro­go re­scri­bas utrum pro vi­ri­li por­tio­ne ac­tio dan­da sit, an op­tio sit eius qui pu­pil­lus fuit, cum quo po­tis­si­mum agat. re­spon­dit, si do­lo fe­ce­runt ma­gis­tra­tus, ut mi­nus pu­pil­lo ca­ve­re­tur, in quem vult ac­tio ei dan­da in so­li­dum est: sin cul­pa dum­ta­xat eo­rum ne­que do­lo ma­lo id fac­tum est, ae­quius es­se ex­is­ti­mo pro por­tio­ne in quem­que eo­rum ac­tio­nem da­ri, dum pu­pil­lo sal­va res sit.

7Cels. lib. XI. Dig. Ich bitte dich, antworte mir, ob gegen die Obrigkeiten, welche einen Vormund bestellt haben, die Klage [gegen jede einzelne] nach Verhältniss des Antheils einer jeden zu geben sei, oder ob der, welcher Mündel gewesen ist, die Wahl hat, gegen welche er am liebsten [aufs Ganze] klagen wolle. [Celsus] hat das Gutachten ertheilt. Wenn die Obrigkeiten es mit böser Absicht bewirkt haben, dass dem Mündel keine Sicherheit gegeben würde, so ist ihm gegen jede, gegen welche er will, die Klage aufs Ganze zu geben; wenn es aber nur durch Verschulden, nicht aber durch böse Absicht derselben geschehen ist, so glaube ich, dass es billiger sei, dass gegen jede von ihnen nach Verhältniss ihres Antheils die Klage gegeben werde, bis dem Mündel sein Vermögen ungeschmälert ist.

8Mo­des­ti­nus li­bro sex­to re­spon­so­rum. Ma­gis­tra­tus a cu­ra­to­ri­bus ad­ul­ti cau­tio­nem ex­ege­runt rem sal­vam fo­re: ex his al­ter si­ne he­rede de­ces­sit: quae­ro, an in­dem­ni­ta­tem in so­li­dum col­le­ga eius prae­sta­re de­beat. Mo­des­ti­nus re­spon­dit ni­hil pro­po­ni, cur non de­beat.

8Modestin. lib. VI. Resp. Die Obrigkeiten haben von den Curatoren eines Minderjährigen die Sicherheit, dass das Vermögen [desselben] ungeschmälert sein werde, gefordert; von ihnen ist der Eine ohne einen Erben verstorben; ich frage, ob der College desselben die Schadloshaltung aufs Ganze leisten müsse; Modestinus hat das Gutachten ertheilt, dass kein Grund angeführt würde, warum er es nicht müsse.

9Idem li­bro quar­to pan­dec­ta­rum. An in ma­gis­tra­tus ac­tio­ne da­ta cum usu­ris sors ex­igi de­beat, an ve­ro usu­rae pe­ti non pos­sint, quon­iam con­sti­tu­tum est poe­na­rum usu­ras pe­ti non pos­se, quae­si­tum est. et re­scrip­tum est a di­vis Se­ve­ro et An­to­ni­no et usu­ras pe­ti pos­se, quon­iam ea­dem in ma­gis­tra­ti­bus ac­tio da­tur, quae com­pe­tit in tu­to­res.

9Idem lib. IV. Pandect. Man hat gefragt, ob, wenn die Klage gegen die Obrigkeiten gegeben sei, das Capital mit Zinsen eingeklagt werden dürfe, oder aber keine Zinsen gefordert werden können, weil verordnet worden ist, dass von Strafen keine Zinsen gefordert werden können; und es ist von den höchstseligen Severus und Antoninus rescribirt worden, dass auch die Zinsen gefordert werden können, weil gegen die Obrigkeiten dieselbe Klage gegeben wird, welche gegen die Vormünder zusteht.