Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 27 übersetzt von Schneider unter Redaction von Otto
Dig. XXVII4,
De contraria tutelae et utili actione
Liber vicesimus septimus
IV.

De contraria tutelae et utili actione

(Von der Gegen- und der analogen Vormundschaftsklage.)

1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Con­tra­riam tu­te­lae ac­tio­nem prae­tor pro­pos­uit in­du­xit­que in usum, ut fa­ci­lius tu­to­res ad ad­mi­nis­tra­tio­nem ac­ce­de­rent scien­tes pu­pil­lum quo­que si­bi ob­li­ga­tum fo­re ex sua ad­mi­nis­tra­tio­ne. quam­quam enim si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pu­pil­li non ob­li­gen­tur nec in rem suam tu­tor ob­li­ga­re pu­pil­lum pos­sit, at­ta­men re­cep­tum est, ut tu­to­ri suo pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te ci­vi­li­ter ob­li­ge­tur ex ad­mi­nis­tra­tio­ne sci­li­cet. et­enim pro­vo­can­di fue­rant tu­to­res, ut promp­tius de suo ali­quid pro pu­pil­lis im­pen­dant, dum sciunt se re­cep­tu­ros id quod im­pen­de­rint. 1Haec ac­tio non so­lum tu­to­ri, ve­rum et­iam ei, qui pro tu­to­re neg­otia ges­sit, com­pe­te­re de­bet. 2Sed et si cu­ra­tor sit vel pu­pil­li vel ad­ules­cen­tis vel fu­rio­si vel prod­igi, di­cen­dum est et­iam his con­tra­rium dan­dum. idem in cu­ra­to­re quo­que ven­tris pro­ban­dum est. quae sen­ten­tia Sa­b­ini fuit ex­is­ti­man­tis ce­te­ris quo­que cu­ra­to­ri­bus ex is­dem cau­sis dan­dum con­tra­rium iu­di­cium. 3Fi­ni­to au­tem of­fi­cio hanc ac­tio­nem com­pe­te­re di­ce­mus tu­to­ri: ce­te­rum quam­diu du­rat, non­dum com­pe­tit. sed si pro tu­to­re neg­otia ges­sit vel et­iam cu­ram ad­mi­nis­tra­vit, lo­cus erit iu­di­cio et­iam sta­tim, quia hoc ca­su in ip­sum quo­que sta­tim ac­tio com­pe­tit. 4Prae­ter­ea si tu­te­lae iu­di­cio quis con­ve­nie­tur, re­pu­ta­re pot­est id quod in rem pu­pil­li im­pen­dit: sic erit ar­bi­trii eius, utrum com­pen­sa­re an pe­te­re ve­lit sump­tus. quid er­go, si iu­dex com­pen­sa­tio­nis eius ra­tio­nem non ha­buit, an con­tra­rio iu­di­cio ex­per­i­ri pos­sit? et uti­que pot­est: sed si re­pro­ba­ta est haec re­pu­ta­tio et ad­quie­vit, non de­bet iu­dex con­tra­rio iu­di­cio id sar­ci­re. 5An in hoc iu­di­cio non tan­tum quae pro pu­pil­lo vel in rem eius im­pen­sa sunt ve­niant, ve­rum et­iam ea quo­que, quae de­be­ban­tur alias tu­to­ri, ut pu­ta a pa­tre pu­pil­li si quid de­bi­tum fuit, quae­ri­tur. et ma­gis pu­to, cum in­te­gra sit ac­tio tu­to­ri, non es­se in con­tra­rium iu­di­cium de­du­cen­dum. 6Quid ta­men si id­eo ex­spec­ta­vit, quia tu­tor erat et id­eo non ex­egit? vi­dea­mus, an con­tra­rio iu­di­cio tu­te­lae in­dem­ni­ta­tem con­se­qua­tur. quod ma­gis pro­ban­dum est: nam sic­uti quod­cum­que aliud ges­sit pro uti­li­ta­te pu­pil­li, id con­tra­rio iu­di­cio con­se­que­tur, ita et­iam id quod si­bi de­be­tur con­se­qui de­bet vel eius se­cu­ri­ta­tem. 7Ego et si ex cau­sa, quae tem­po­re fi­ni­tur, ob­li­ga­tio ali­qua fuit, tu­te­lae con­tra­rium iu­di­cium es­se ei opi­nor. 8Hanc ac­tio­nem dan­dam pla­cet et si tu­te­lae iu­di­cio non aga­tur: et­enim non­num­quam pu­pil­lus id­cir­co age­re tu­te­lae non vult, quia ni­hil ei de­be­tur, im­mo plus in eum im­pen­sum est, quam quod ei ab­est, nec im­pe­dien­dus est tu­tor con­tra­rio age­re.

1Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Der Prätor hat die Gegenvormundschaftsklage aufgestellt und zum Gebrauch eingeführt, damit die Vormünder desto leichter die Verwaltung übernehmen möchten, wenn sie wüssten, dass auch der Mündel ihnen in Folge ihrer Verwaltung verbindlich sein werde. Denn obwohl die Mündel ohne die Ermächtigung des Vormunds nicht verbindlich werden, auch der Vormund in seiner eigenen Angelegenheit den Mündel nicht verbindlich machen kann, so hat man dennoch angenommen, dass der Mündel seinem Vormund ohne Ermächtigung des Vormunds bürgerrechtlich verbindlich werde, nämlich in Folge der Verwaltung; denn man musste die Vormünder dazu auffordern, damit sie williger Etwas für den Mündel verwendeten, wenn sie [nämlich] wüssten, dass sie das, was sie verwendet hätten, zurückbekommen würden. 1Diese Klage muss nicht blos dem Vormund, sondern auch dem zustehen, der als Protutor11S. den 5. Tit. dieses Buchs. Geschäfte geführt hat. 2Aber auch wenn es ein Curator entweder eines Mündels, oder eines Minderjährigen, oder eines Rasenden, oder eines Verschwenders sein sollte, so muss man sagen, dass auch diesem die Gegenklage zu geben sei. Dasselbe ist auch bei dem Curator einer Leibesfrucht anzunehmen; und dies ist die Meinung des Sabinus gewesen, der der Meinung war, dass auch den übrigen Curatoren aus denselben Gründen die Gegenklage zu geben sei. 3Wir werden aber sagen, dass diese Klage dem Vormund dann zustehe, wenn [sein] Amt beendigt ist, sonst, so lange es dauert, steht sie noch nicht zu. Aber wenn er als Protutor1 Geschäfte geführt, oder auch eine Curatel verwaltet hat, so wird die Klage auch sogleich Statt haben, weil in diesem Falle auch gegen ihn die Klage sogleich zusteht. 4Ueberdies kann der, welcher mit der Vormundschaftsklage belangt werden wird, das in Anrechnung bringen, was er auf das Vermögen des Mündels verwendet hat; so wird es in dem Ermessen desselben stehen, ob er die Kosten aufrechnen, oder fordern will. Wie also, wenn der Richter keine Rücksicht auf die Aufrechnung desselben genommen hat, kann er [dann] mit der Gegenklage verfahren? Und er kann es allerdings; aber wenn diese Anrechnung verworfen worden ist, und er sich dabei beruhigt hat, so darf der Richter das bei der Gegenklage nicht wieder gut machen. 5Es fragt sich, ob in den Bereich dieser Klage nicht nur das komme, was für den Mündel oder auf sein Vermögen verwendet worden ist, sondern auch das, was dem Vormund sonst geschuldet wurde, z. B. wenn vom Vater des Mündels Etwas geschuldet gewesen ist; und ich glaube mehr, dass, da dem Vormund [deshalb] eine Klage unbenommen ist, dies nicht in die Gegenklage zu bringen sei. 6Wie jedoch, wenn er darum gewartet hat, weil er Vormund war, und darum [seine Forderung] nicht eingeklagt hat? Wir wollen sehen, ob er auf die Gegenklage Schadloshaltung erlange, und das ist mehr anzunehmen. Denn sowie er Alles, was er sonst nur immer zum Besten des Mündels ausgeführt hat, auf die Gegenklage [ersetzt] erlangen wird, so muss er auch das, was ihm selbst geschuldet wird, oder Sicherheit deswegen erlangen. 7Daher glaube ich, dass er auch, wenn irgend eine Verbindlichkeit aus einem Grund, welcher mit [dem Ablauf] einer [gewissen] Zeit aufhört, vorhanden gewesen ist, die Gegenvormundschaftsklage habe. 8Man nimmt an, dass diese Klage auch wenn mit der Vormundschaftsklage nicht geklagt werde, zu geben sei; denn zuweilen will der Mündel mit der Vormundschaftsklage deshalb nicht klagen, weil ihm nichts geschuldet wird, vielmehr noch mehr auf ihn verwendet worden ist, als ihm fehlt, und es ist [dann] der Vormund nicht zu verhindern, mit der Gegenklage zu klagen.

2Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Lon­ge ma­gis dan­dum est et si ra­tio­ni­bus dis­tra­hen­dis ac­tio in­ten­da­tur.

2Julian. lib. XXI. Dig. Noch weit mehr ist sie zu geben, wenn auch die Klage zur Anfechtung der Rechnungen angestellt werden sollte.

3Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Quid er­go si plus in eum im­pen­dit, quam est in fa­cul­ta­ti­bus? vi­dea­mus an pos­sit hoc con­se­qui. et La­beo scrip­sit pos­se. sic ta­men ac­ci­pien­dum est, si ex­pe­dit pu­pil­lo ita tu­te­lam ad­mi­nis­tra­ri: ce­te­rum si non ex­pe­dit, di­cen­dum est ab­sol­vi pu­pil­lum opor­te­re: ne­que enim in hoc ad­mi­nis­tran­tur tu­te­lae, ut mer­gan­tur pu­pil­li. iu­dex igi­tur, qui con­tra­rio iu­di­cio co­gnos­cit, uti­li­ta­tem pu­pil­li spec­ta­bit et an tu­tor ex of­fi­cio sump­tus fe­ce­rit. 1Con­tra­rium iu­di­cium an ad hoc quo­que com­pe­tat, ut quis a pu­pil­lo ex­igat li­be­ra­tio­nem, vi­den­dum est. et ne­mo di­xit in hoc age­re quem con­tra­rio pos­se, ut tu­te­lae iu­di­cio li­be­re­tur, sed tan­tum de his, quae ei prop­ter tu­te­lam ab­sunt. con­se­qui­tur au­tem pe­cu­niam, si quam de suo con­sump­sit, et­iam cum usu­ris, sed vel trien­ti­bus, vel his quae in re­gio­ne ob­ser­van­tur, vel his qui­bus mu­tua­tus est, si ne­ces­se ha­buit mu­tua­ri, ut pu­pil­lo ex ius­ta cau­sa pro­ro­ga­ret, vel his a qui­bus pu­pil­lum li­be­ra­vit, vel qui­bus ca­ruit tu­tor, si ni­mium pro­fuit pu­pil­lo pe­cu­niam es­se ex­so­lu­tam. 2Pla­ne si for­te tu­tor ali­quid pe­cu­niae de­buit fae­ne­ra­re, ali­quid ip­se pro pu­pil­lo sol­vit, nec ip­se usu­ras con­se­qui­tur nec pu­pil­lo prae­sta­bit. 3Qua­re et si in usus suos con­ver­tit, de­in­de ali­quid im­pen­dit in rem pu­pil­la­rem, quam im­pen­dit de­si­nit ver­tis­se et ex­in­de usu­ras non prae­sta­bit. et si an­te im­pen­dit in rem pu­pil­la­rem, mox in usus suos ver­tit, non vi­de­bi­tur ver­tis­se quan­ti­ta­tem, quae con­cur­rit cum quan­ti­ta­te si­bi de­bi­ta, ut eius sum­mae non prae­stet usu­ras. 4Usu­ras utrum tam­diu con­se­que­tur tu­tor quam­diu tu­tor est, an et­iam post fi­ni­tam tu­te­lam, vi­dea­mus, an ex mo­ra tan­tum. et ma­gis est, ut, quo­ad ei red­da­tur pe­cu­nia, con­se­qua­tur: nec enim de­bet ei ste­ri­lis es­se pe­cu­nia. 5Si ta­men fuit in sub­stan­tia pu­pil­li un­de con­se­que­tur, di­cen­dum est non opor­te­re eum usu­ras a pu­pil­lo ex­ige­re. 6Quid er­go, si de re pu­pil­la­ri non po­tuit si­bi sol­ve­re, quia erat de­po­si­ta ad prae­dio­rum com­pa­ra­tio­nem? si qui­dem non pos­tu­la­vit a prae­to­re, ut pro­ma­tur pe­cu­nia vel hoc mi­nus de­po­na­tur, si­bi im­pu­tet: si ve­ro hoc de­si­de­ra­vit nec im­pe­tra­vit, di­cen­dum est non de­per­ire ei usu­ras. 7In con­tra­rio iu­di­cio suf­fi­cit tu­to­ri be­ne et di­li­gen­ter neg­otia ges­sis­se, et­si even­tum ad­ver­sum ha­buit quod ges­tum est. 8Iu­di­cio con­tra­rio tu­te­lae prae­sta­tur et id, quod in rem pu­pil­li ver­sum an­te tu­te­lam vel post tu­te­lam, si neg­otiis tu­te­lae tem­po­re ges­tis ne­xum pro­ba­tur, et quod an­te im­pen­sum est, si­ve pro tu­to­re neg­otia ges­sit et post­ea tu­tor con­sti­tu­tus est, vel ven­tri erat cu­ra­tor: sed et si non pro tu­to­re neg­otia ge­re­bat, de­bet venire quod an­te im­pen­sum est: de­du­cun­tur enim in tu­te­lae iu­di­cium sump­tus, quos­cum­que fe­ce­rit in rem pu­pil­li, sic ta­men, si ex bo­na fi­de fe­cit. 9Hanc ac­tio­nem per­pe­tuam es­se pa­lam est, et he­redi et in he­redem da­ri ce­te­ros­que suc­ces­so­res et ad quos ea res per­ti­net et in eos.

3Ulp. lib. XXXVI. ad Ed. Wie also, wenn [der Vormund] mehr auf den [Mündel] verwendet hat, als sich in dem Vermögen [desselben] befindet? Wir wollen sehen, ob er das erlangen könne; und Labeo hat geschrieben, dass er es könne. Es ist [dies] jedoch so zu verstehen, wenn es dem Mündel dienlich ist, dass die Vormundschaft so verwaltet werde; sonst wenn es [ihm] nicht dienlich ist, so muss man sagen, dass der Mündel freigesprochen werden müsse; denn es werden ja die Vormundschaften nicht zu dem Zweck verwaltet, damit die Mündel um ihr Vermögen kommen. Es wird daher der Richter, welcher in Folge der Gegenklage erkennt, auf den Nutzen des Mündels und darauf sehen, ob der Vormund seiner Pflicht getreu den Aufwand gemacht habe. 1Es ist zu untersuchen, ob die Gegenklage auch zu dem Behufe zustehe, um von dem Mündel Befreiung zu fordern. Und noch Niemand hat gesagt, dass ein [Vormund] zu dem Behuf mit der Gegenklage klagen könne, damit er von der Vormundschaftsklage befreit werde, sondern nur wegen dessen, was ihm um der Vormundschaft willen fehlt; er erlangt aber das Geld, welches er etwa von dem Seinigen ausgegeben hat, auch mit Zinsen, aber entweder mit vier vom Hundert, oder mit denen, welche in der Gegend in Gebrauch sind, oder mit denen, zu welchen er geborgt hat, wenn er nothwendig borgen musste, um es dem Mündel aus einem rechtmässigen Grunde vorzuschiessen, oder mit denen, von denen er den Mündel befreit hat, oder die der Vormund entbehrt hat, wenn es nämlich22Nimirum mit einigen alten Ausgaben statt nimium. Vergl. v. Glück XXXII. S. 272. Anm. 26. dem Mündel von Nutzen gewesen ist, dass das Geld bezahlt worden ist. 2Freilich wenn der Vormund etwa einiges Geld des Mündels auf Zinsen hätte ausleihen sollen33Und weil er es nicht gethan hat, eigentlich Zinsen leisten muss. Es werden hier die beiderseitigen Zinsenforderungen compensirt., einiges selbst für den Mündel gezahlt hat, so erlangt er weder selbst Zinsen, noch wird er dem Mündel [Zinsen] leisten. 3Deshalb hört er auch [dann], wenn er Geld des Mündels zu seinem Gebrauch verwendet hat, sodann Etwas auf das Mündelvermögen aufgewendet hat, auf, [das Geld,] welches er aufgewendet hat, [zu seinem Gebrauch] verwendet zu haben, und wird davon keine Zinsen leisten. Und wenn er vorher [Etwas] auf das Mündelvermögen aufgewendet, bald darauf [Etwas] zu seinem Gebrauch verwendet hat, so wird er den Betrag, welcher mit dem ihm [für den Aufwand] geschuldeten Betrag zusammenfällt, nicht [für sich] verwendet zu haben scheinen, sodass er keine Zinsen von jener Summe leistet. 4Wir wollen sehen, ob der Vormund die Zinsen für die Zeit, während welcher er Vormund ist, oder auch [für die Zeit] nach beendigter Vormundschaft, oder nur in Folge eines Verzugs erlangen wird; und es ist mehr dafür, dass er sie [für die ganze Zeit], bis ihm das Geld zurückgegeben wird, erlange, denn es darf das Geld für ihn nicht unfruchtbar sein. 5Wenn sich jedoch im Vermögen des Mündels [Geld] befunden hat, von welchem er die Zinsen hätte bekommen können, so muss man sagen, dass er von dem Mündel keine Zinsen fordern dürfe. 6Wie also, wenn er sich von dem Mündelgeld Nichts hat zahlen können, weil dasselbe zur Anschaffung von Grundstücken niedergelegt worden war? Wenn er es vom Prätor nicht verlangt hat, dass das [ihm schuldige] Geld davon genommen, oder um soviel weniger niedergelegt werden solle, so mag er es sich zurechnen; wenn er dies aber gefordert, und nicht erlangt hat, so muss man sagen, dass für ihn die Zinsen bei der Gegenklage nicht verloren gehen. 7Es genügt für den Vormund, die Geschäfte gut und fleissig geführt zu haben, wenn auch das, was ausgeführt worden ist, einen ungünstigen Erfolg gehabt hat. 8Auf die Gegenvormundschaftsklage wird auch das geleistet, was auf das Mündelvermögen vor der Vormundschaft, oder nach der Vormundschaft verwendet worden ist, wenn es als mit den zur Zeit der Vormundschaft geführten Geschäften zusammenhängend erwiesen wird; auch was vor der Vormundschaft aufgewendet worden ist, mag er als Protutor44S. die Bem. zur Ueberschrift des folg. Tit. die Geschäfte geführt haben, und nachher zum Vormund bestellt worden sein, oder Curator für die Leibesfrucht gewesen sein; aber auch wenn er die Geschäfte nicht als Protutor4 führte, muss [doch] das, was vorher aufgewendet worden ist, in [die Gegenklage] kommen; denn es wird bei der Vormundschaftsklage der Aufwand abgerechnet, welchen er nur immer auf das Mündelvermögen gemacht haben wird, jedoch [nur] dann, wenn er ihn im guten Glauben gemacht hat. 9Es ist bekannt, dass diese Klage eine immerwährende sei, sowohl dem Erben, als gegen den Erben, und gegen die übrigen Nachfolger, und [denen,] welche diese Sache angeht, und gegen dieselben gegeben werde.

4Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. A tu­te­la re­mo­tus eo lo­co ha­be­ri de­bet, quo es­set fi­ni­ta tu­te­la, et sic­ut ac­tio­nes pa­ti­tur per­in­de ac si pu­pil­lus pu­bes fac­tus es­set, ita con­tra­rio iu­di­cio, si quid ei ab­erit, per­se­qui de­be­bit: ni­hil enim pro­hi­bet su­spec­tum tu­to­rem es­se, quam­vis com­plu­ra in rem pu­pil­li im­pen­de­rit, quae eum amit­te­re non opor­tet.

4Julian. lib. XXI. Dig. Ein von der Vormundschaft Abgesetzter muss als in derselben Lage befindlich angesehen werden, in welcher er sich befinden würde, wenn die Vormundschaft beendigt wäre; und sowie er sich die Klagen [gegen sich] ebenso gefallen lassen muss, als wenn der Mündel mündig geworden wäre, so wird er mit der Gegenklage das, was ihm etwa fehlen wird, verfolgen dürfen; denn obwohl er Mehreres auf das Vermögen des Mündels verwendet hat, was er nicht verlieren muss, so verhindert das doch nicht, dass er ein verdächtiger Vormund sei.

5Ul­pia­nus li­bro pri­mo re­spon­so­rum. He­redem tu­to­ris, si eam sum­mam sol­ve­rit, in quam ob­li­ga­ti pu­pil­li fue­runt, ac­tio­nem con­tra­riam ad­ver­sus eos ha­be­re pos­se re­spon­di.

5Ulp. lib. I. Resp. Ich habe das Gutachten ertheilt, dass der Erbe des Vormunds, wenn er die Summe gezahlt habe, auf welche die Mündel verbindlich gewesen sind, die Gegenklage gegen dieselben haben könne.

6Pau­lus li­bro quin­to ad Plau­tium. Si tu­tor pro pu­pil­lo se ob­li­ga­vit, ha­bet con­tra­riam ac­tio­nem et an­te­quam sol­vat.

6Paul. lib. V. ad Plaut. Wenn der Vormund sich für den Mündel verbindlich gemacht hat, so hat er, auch ehe er zahlt, die Gegenklage.