Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 26 übersetzt von Hunger unter Redaction von Otto
Dig. XXVI3,
De confirmando tutore vel curatore
Liber vicesimus sextus
III.

De confirmando tutore vel curatore

(Von der Bestätigung des Tutor oder Curator.)

1Mo­des­ti­nus li­bro sex­to ex­cu­sa­tio­num. Ἵνα μηδὲ περὶ τῶν βεβαιωθῆναι δυναμένων ἐπιτρόπων παραλείψωμεν, βραχέα καὶ περὶ τούτων σκεψώμεθα. 1Εἰσί τινες οἱ διδόμενοι ὀρθῶς κατὰ διαθήκας ἐπίτροποι, τουτ’ ἔστι καὶ ὑφ’ ὧν ἐχρῆν καὶ οἷς ἐχρῆν καὶ ὃν τρόπον ἐχρῆν καὶ ὅπου ἐχρῆν. πατὴρ γὰρ υἱοῖς ἢ ἐκγόνοις, οὓς ἔχει ἐν ἐξουσίᾳ, ὀρθῶς δίδωσιν ἐπίτροπον ἀλλ’ ἐν διαθήκῃ. ἐὰν δὲ ᾖ πρόσωπον τοιοῦτον ὃ μὴ δύναται δοῦναι, οἷον μήτηρ ἢ πάτρων ἢ ἀλλότριός τις, ἢ πρόσωπον ᾧ μὴ δύναται δοῦναι, οἷον πατὴρ υἱῷ τῷ μὴ ὄντι ἐν ἐξουσίᾳ ἢ θυγατρί, ἢ ἐὰν εἴπῃ ‘παρακαλῶ ἐπιμέλεσθαι τῶν πραγμάτων’, ἢ ἐν κωδικίλλοις μὴ βεβαιωθεῖσι δῷ ἐπίτροπον ἢ κουράτορα, τότε τὸ ἐνδέον ἀναπληροῦσθαι ἐκ τῆς τοῦ ὑπατικοῦ ἐξουσίας αἱ διατάξεις συνεχώρησαν καὶ κατὰ τὴν γνώμην βεβαιοῦσθαι τοὺς ἐπιτρόπους. 2Καὶ ἐὰν μὲν πατὴρ ᾖ ὁ δεδωκώς, περαιτέρω οὐδὲν ὡς ἐπὶ τὸ πλεῖστον πολυπραγμονεῖ ὁ ἡγούμενος, ἀλλὰ ἁπλῶς αὐτὸν βεβαιοῖ· ἐὰν δὲ ἄλλος τις, τότε πολυπραγμονεῖ, τὸ πρόσωπον εἰ ἔστιν ἐπιτήδειον. 3Ἔτι εἰδέναι δεῖ ὅτι κουράτωρ κατὰ διαθήκας οὐδὲ ὑπὸ πατρὸς ὀρθῶς δίδοται, ἀλλὰ δοθεὶς εἴωθε βεβαιοῦσθαι ὑπὸ τοῦ ἡγουμένου.

1Modestin. lib. VI. Excus. Um die Bestimmungen über Bestätigung der Vormünder nicht unerörtert zu lassen, wollen wir einiges Wenige auch davon in Betrachtung ziehen. 1Einige Vormünder werden auf gültige Weise im Testamente gegeben, d. i. von solchen, welche dies dürfen, auf die Art, wie man dies darf, und da, wo man dies darf. Ein Vater nämlich gibt seinen Söhnen und Enkeln, die in seiner Gewalt stehen, auf gültige Weise einen Vormund, jedoch muss dies in einem Testamente geschehen. War es aber eine zu diesem Geschäfte unfähige Person, wie die Mutter, der Freilasser, oder sonst ein Dritter; oder war es eine Person, die nicht so bevormundet werden kann, wie wenn der Vater den Sohn, oder eine Tochter, die nicht in seiner Gewalt stehen, bevormundet; oder wenn er [zum Vormunde] sagte: ich bitte dich, übernimm die Besorgung des Vermögens, oder wenn er einen Tutor oder Curator in nicht bestätigten Codicillen gab, so verwilligen es die kaiserlichen Gesetze in allen diesen Fällen, den Mangel durch die consularische Macht zu ergänzen, und nach dem Willen [des Erblassers] die Vormünder zu bestätigen. 2War es nun der Vater, der einen Vormund gab, so untersucht die Obrigkeit, wie meistens, weiter nichts, sondern bestätigt diesen einfach. Gab aber ein Anderer einen Vormund, so wird die Fähigkeit der Person untersucht. 3Weil im Testamente vom Vater nicht gültig ein Curator bestellt wird, so ist ferner zu wissen, dass [auch] ein solcher Curator gewöhnlich von der Obrigkeit bestätigt wird.

2Ne­ra­tius li­bro ter­tio re­gu­la­rum. Mu­lier li­be­ris non rec­te tes­ta­men­to tu­to­rem dat: sed si de­de­rit, de­cre­to prae­to­ris vel pro­con­su­lis ex in­qui­si­tio­ne con­fir­ma­bi­tur nec sa­tis­da­bit pu­pil­lo rem sal­vam fo­re. 1Sed et si cu­ra­tor a ma­tre tes­ta­men­to da­tus sit fi­liis eius, de­cre­to con­fir­ma­tur ex in­qui­si­tio­ne.

2Nerat. lib. III. Reg. Eine Frau gibt ihren Kindern nicht gültig im Testamente einen Vormund. That sie dies doch, so soll der Vormund nach [vorgängiger] Untersuchung vom Prätor oder Proconsul bestätigt werden, aber Sicherheit, dass das Mündelvermögen in gutem Zustande verbleiben werde, soll der dem Mündel nicht leisten. 1Wenn aber gleich die Mutter für ihre Söhne einen Curator im Testamente bestellt, so wird dieser doch nach vorgängiger Untersuchung bestätigt.

3Iu­lia­nus li­bro vi­ce­si­mo pri­mo di­ges­to­rum. Qui a pa­tre tu­tor scrip­tus est aut non ius­to tes­ta­men­to aut non ut le­ge prae­ci­pie­ba­tur, con­fir­man­dus est ad tu­te­lam ge­ren­dam per­in­de ac si ex tes­ta­men­to tu­tor es­set, id est ut sa­tis­da­tio ei re­mit­ta­tur.

3Julian. lib. XXI. Digest. Ein Vormund, der vom Vater in einem ungültigen Testamente, oder nicht nach gesetzlicher Vorschrift bestellt wurde, muss zur Vormundschaftsführung erst bestätigt werden, und dies hat dieselbe Wirkung, als wenn er Vormund aus dem Testamente wäre, d. h. es wird ihm die Sicherheitsleistung erlassen.

4Pau­lus li­bro sin­gu­la­ri de ex­cu­sa­tio­ni­bus tu­te­la­rum. Tu­te­la­rum. si pa­tro­nus vel qui­vis ex­tra­neus im­pu­be­ri, quem he­redem in­sti­tue­rit, tu­to­rem de­de­rit et ex­tra ea ni­hil in bo­nis ha­beat pu­pil­lus, non ma­le di­ce­tur iu­di­cium eius se­quen­dum es­se, qui et per­so­nam eius, quem tu­to­rem es­se vo­lue­rit, no­ve­rit et im­pu­be­rem ita di­le­xit, ut eum he­redem in­sti­tue­ret.

4Paul. lib. sing. de Excus. tut. Wenn ein Freilasser, oder irgend ein Dritter einem Unmündigen, den er zum Erben einsetzte, einen Vormund bestellte, so wird man, wenn der Unmündige sonst kein Vermögen besitzt, mit Recht für die Befolgung des Willens desjenigen stimmen, der die Person des erwählten Vormundes kannte, und den Unmündigen so liebte, dass er ihn zum Erben einsetzte.

5Pa­pi­nia­nus li­bro un­de­ci­mo quaes­tio­num. Tu­to­res a pa­truo tes­ta­men­to da­tos ius­sit prae­tor ma­gis­tra­tus con­fir­ma­re: hi cau­tio­nem quo­que ac­ci­pe­re de­bue­runt nec vo­lun­tas eius, qui tu­to­rem da­re non po­tuit, neg­le­gen­tiam ma­gis­tra­tuum ex­cu­sat. de­ni­que prae­tor non an­te de­cre­tum in­ter­po­ne­re pot­est quam per in­qui­si­tio­nem ido­neis pro­nun­tia­tis. un­de se­qui­tur, ut, si tu­te­lae tem­po­re sol­ven­do non fue­runt, in id, quod de bo­nis eo­rum ser­va­ri non pos­sit, con­tra ma­gis­tra­tus ac­tio de­cer­na­tur.

5Papinian. lib. XI. Quaest. Ein Oheim (Vatersbruder) gab in seinem Testamente Vormünder. Der Prätor befahl den Behörden11Unter magistratus sind hier Municipalbehörden zu verstehen, die schlechthin magistratus, ohne den Beisatz populi Romani genannt werden. Blos diese, nicht auch die Römischen und Provinzialbeamten, müssen sich Sicherheit leisten lassen, wenn ihnen vom Prätor befohlen wurde, Vormünder zu bestätigen; Cujaz. erklärt dieses Gesetz sehr weitläufig., diese zu bestätigen; diese hätten sich auch Sicherheit sollen leisten lassen, und es entschuldigt der Wille dessen, der nicht bevormunden konnte, diese Nachlässigkeit der Beamten nicht. Kurz, es kann der Prätor nicht eher seine Entscheidung erlassen, als bis diese (Vormünder) nach vorgängiger Untersuchung für tüchtig erklärt wurden. Daraus folgt, dass wenn sie zur Zeit, wo die Vormundschaftsklage angestellt wird, zahlungsunfähig sind, eine [subsidiäre] Klage gegen die Beamten auf das, was man von dem Vermögen der Vormünder nicht erhalten konnte, ertheilt werde.

6Idem li­bro quin­to re­spon­so­rum. Si fi­lio pu­be­ri pa­ter tu­to­rem aut im­pu­be­ri cu­ra­to­rem de­de­rit, ci­tra in­qui­si­tio­nem prae­tor eos con­fir­ma­re de­be­bit.

6Idem lib. V. Respons. Wenn ein Vater seinem mündigen Sohne einen Tutor, oder seinem unmündigen einen Curator gab, so muss diese der Prätor ohne Untersuchung bestätigen22Die Uebersetzung folgt hier der Florent. Lesart, weil die Haloandrina, die nach Mehrern auch Beck aufnahm, nur eine höchst gezwungene Auslegung zulässt, nach der Florentina aber der Sinn deutlich hervortritt, wie dies v. Glück a. a. O. S. 273. und 274. einleuchtend darthut..

7Her­mo­ge­nia­nus li­bro se­cun­do iu­ris epi­to­ma­rum. Na­tu­ra­li fi­lio, cui ni­hil re­lic­tum est, tu­tor frus­tra da­tur a pa­tre nec si­ne in­qui­si­tio­ne con­fir­ma­tur. 1Si quae­ra­tur, an ex in­qui­si­tio­ne rec­te da­tus sit tu­tor, quat­tuor haec con­si­de­ran­da sunt: an hic de­de­rit qui da­re po­tuit, et il­le ac­ce­pe­rit cui fue­rat dan­dus, et is da­tur cu­ius dan­di fa­cul­tas erat, et pro tri­bu­na­li de­cre­tum in­ter­po­si­tum.

7Hermogen. lib. II. Jur. Epit. Einem natürlichen Kinde gibt sein Vater ohne Erfolg einen Vormund, wenn er ihm nichts hinterlässt; es wird auch [ein, von einem solchen Vater, wenn auch nicht nutzlos gegebener, Vormund] nicht ohne Untersuchung bestätigt33Diese Stelle sagt nichts Anderes, als: die vom Vater geschehene Bevormundung eines natürlichen Kindes ist nur dann von Wirkung, wenn der Vater dem Kinde etwas hinterlassen hat; hat er ihm nichts hinterlassen, so ist die Bevormundung ungültig. Aber auch im ersten Falle ist einfache Bestätigung des Vormundes nicht hinreichend, sondern es wird Untersuchung seiner Fähigkeit zu diesem Amte erfordert. v. Glück a. a. O. S. 267—271.. 1Wenn gefragt wird, ob nach vorgängiger Untersuchung gehörig ein Vormund gegeben wurde, so kommen folgende vier Puncte in Betrachtung: ob der, welcher konnte, bevormundete; ob der, welcher bevormundet werden musste, einen Vormund erhielt; ob der als Vormund gegeben wurde, welcher die Fähigkeit dazu besitzt; ob von dem Tribunale44Siehe Briss. de verb. sign. v. Tribunal. herab die prätorische Entscheidung erfolgte.

8Try­pho­ni­nus li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. In con­fir­man­do tu­to­re hoc prae­tor in­qui­re­re de­bet, an du­ra­ve­rit pa­tris vo­lun­tas: quod in fa­ci­li est, si pro­xi­mo mor­tis tem­po­re tu­to­res non iu­re vel cu­ra­to­res scrip­se­rit pa­ter. nam si an­te an­nos, ut spa­tio me­dio po­tue­rit fa­cul­ta­tium da­ti non iu­re tu­to­ris a pa­tre fie­ri de­mi­nutio, vel mo­rum an­te ce­la­ta vel igno­ra­ta emer­sit im­pro­bi­tas, aut in­imi­ci­tiae cum pa­tre ex­ar­se­runt,

8Tryphonin. lib. XIV. Disp. Bei der Bestätigung eines Vormundes muss der Prätor untersuchen, ob der Wille des Vaters fortbestand. Dies ist leicht, wenn der Vater kurz vor seinem Tode nicht auf die rechtliche Weise Tutoren und Curatoren bestellte. Denn geschah dies vor [vielen] Jahren, so dass in der Zwischenzeit das Vermögen des vom Vater nicht rechtlich gegebenen Vormundes sich hatte verringern können, oder es offenbarte sich sein des (Vormundes) früherhin verborgen und unerkannt gewesener schlechter Charakter, oder es entbrannten Feindschaften mit dem Vater,

9Pau­lus li­bro sin­gu­la­ri de co­gni­tio­ni­bus. vel cum fis­co ali­quem con­trac­tum dam­no­sum mis­cuis­sent,

9Paul. lib. sing. de Cognit. oder die Vormünder traten mit dem Fiscus in schadendrohende Vertragsverhältnisse55Z. B. in eine conductio vectigalium. C. 5. 41. ne tutor vel curator vectigalia conducat..

10Try­pho­ni­nus li­bro quar­to de­ci­mo dis­pu­ta­tio­num. uti­li­ta­tem pu­pil­lo­rum prae­tor se­qui­tur, non scrip­tu­ram tes­ta­men­ti vel co­di­cil­lo­rum. nam pa­tris vo­lun­ta­tem prae­tor ita ac­ci­pe­re de­bet, si non fuit igna­rus sci­li­cet eo­rum, quae ip­sa prae­tor de tu­to­re com­per­ta ha­bet. quid de­ni­que si post­ea de eo, quem pa­ter tes­ta­men­to co­di­cil­lis­ve non iu­re de­dit, scrip­sit tu­to­rem es­se nol­le? nem­pe non se­qui­tur pri­mam vo­lun­ta­tem prae­tor, a qua pa­ter dis­ces­sit.

10Tryphonin. lib. XIV. Disp. so muss unter solchen Umständen der Prätor auf den Vortheil des Mündels, nicht auf die Schrift des Testamentes oder der Codicille sehen; denn der Prätor muss den Willen des Vaters so auffassen, [wie dieser sich etwa bestimmt haben würde,] wenn ihm die Lage der Dinge so, wie ihm nun (dem Prätor), wäre bekannt gewesen66Anders, als auf die geschehene Weise, vermöchte ich es nicht, den Sinn des Gesetzes in der Uebersetzung zu geben.. Wie steht es aber dann, wenn der Vater nachher schrieb, er wolle den nicht zum Vormunde haben, den er im Testamente oder in Codicillen nicht auf die rechtliche Weise gab? Natürlich wird hier der Prätor nicht die erste Willensäusserung, von welcher der Erblasser zurücktrat, befolgen.

11Scae­vo­la li­bro vi­ce­si­mo di­ges­to­rum. Avia ne­po­ti­bus cu­ra­to­rem de­dit fi­dei­com­mis­so ei re­lic­to: quae­si­tum est, an ad­mi­nis­tra­re cu­ra­tor com­pel­li de­beat. re­spon­dit cu­ra­to­rem qui­dem non es­se, sed cum ali­quid ei tes­ta­men­to da­tum es­set, te­ne­ri eum ex fi­dei­com­mis­so, si non cu­ram sus­ci­pe­ret, ni­si id quod ei da­tum es­set nol­let pe­te­re aut red­de­re es­set pa­ra­tus. 1Item quae­si­tum est, an is­te cu­ra­tor sa­tis­da­re ne­po­ti­bus de­beat. re­spon­dit qua­si cu­ra­to­rem non de­be­re, sed cum fi­dei­com­mis­sum ab eo pe­ti pos­set, fi­dei­com­mis­si no­mi­ne sa­tis­da­re de­be­re.

11Scaevola lib. XX. Digest. Eine Grossmutter gab ihren Enkeln einen Curator mit Hinterlassung eines Fideicommisses. Nun entstand die Frage: ob dieser zur Verwaltung angehalten werden dürfe? Die Antwort war: dieser sei zwar als kein Curator zu betrachten, da ihm aber etwas in dem Testamente hinterlassen wurde, so könne er, wenn er die Curatel nicht übernahm, aus dem Fideicommisse belangt werden; es müsste denn sein, dass er das ihm Zugedachte nicht begehrte oder es zurückzugeben bereit wäre. 1Ebenso war die Frage: ob dieser Curator den Enkeln Sicherheit leisten müsse? Die Antwort war: als Curator wäre er dies nicht schuldig, da aber das Fideicommiss von ihm gefordert werden könne, so müsse er, in Beziehung auf dieses, Sicherheit leisten.