Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 20 übersetzt von Sintenis
Dig. XX5,
De distractione pignorum et hypothecarum
Liber vicesimus
V.

De distractione pignorum et hypothecarum

(Vom Verkauf der Pfänder und Hypotheken.)

1Pa­pi­nia­nus li­bro vi­ce­si­mo sex­to quaes­tio­num. Cre­di­tor qui prae­dia pig­no­ri ac­ce­pit et post alium cre­di­to­rem, qui pig­no­rum con­ven­tio­nem ad bo­na de­bi­to­ris con­tu­lit, ip­se quo­que si­mi­le pac­tum bo­no­rum ob alium aut eun­dem con­trac­tum in­ter­po­suit, an­te se­cun­dum cre­di­to­rem di­mis­sum nul­lo iu­re ce­te­ra bo­na ti­tu­lo pig­no­ris ven­di­dit. sed ob eam rem in per­so­nam ac­tio con­tra eum cre­di­to­ri, qui pi­g­no­ra sua re­qui­rit, non com­pe­tit nec uti­lis dan­da est: nec fur­ti re­rum mo­bi­lium gra­tia rec­te con­ve­nie­tur, quia pro­priam cau­sam or­di­nis er­ro­re duc­tus per­se­cu­tus vi­de­tur, prae­ser­tim cum al­ter cre­di­tor fur­to pos­ses­sio­nem, quae non fuit apud eum, non amis­se­rit. ad ex­hi­ben­dum quo­que frus­tra li­tem ex­ci­piet, quia ne­que pos­si­det ne­que do­lo fe­cit, ut de­si­ne­ret pos­si­de­re. se­qui­tur ut se­cun­dus cre­di­tor pos­ses­so­res in­ter­pel­la­re de­beat.

1Papin. lib. XXVI. Quaest. Derjenige Gläubiger, der an Grundstücken ein Unterpfandsrecht eingeräumt erhalten, und nach einem andern Gläubiger, der [bereits] übereinkunftsweise ein Pfandrecht an dem gesammten Vermögen des Schuldners erlangt, ebenfalls ein solches Uebereinkommen in Bezug auf dessen ganzes Vermögen, sei es wegen desselben oder eines andern Contracts getroffen hat, hat vor der Abfindung des zweiten Gläubigers kein Recht, das [ausser den ihm verpfändeten Grundstücken] noch übrige Vermögen auf den Grund des Pfandrechts zu verkaufen; allein wenn er es gethan, so steht [auf der andern Seite] dem [zweiten] Gläubiger, wenn er seine Pfänder wieder haben will, auch keine persönliche Klage wider ihn zu; ebenso wenig ist eine analoge zu verstatten, noch kann in Betreff von beweglichen Sachen etwa die Diebstahlsklage erhoben werden, weil angenommen wird, als habe jener daran sein eigenes Interesse, nur durch einen Irrthum über die Rangfolge geleitet, verfolgt, hauptsächlich da der zweite Gläubiger den Besitz, den er nicht innegehabt, nicht durch Diebstahl verloren haben kann; ebenso unbesorgt kann er sich auf die Klage wegen Auslieferung einlassen, weil er sich weder im Besitz befindet, noch sich arglistig desselben entledigt hat. Hieraus folgt, dass der zweite Gläubiger die Besitzer [der Pfänder] selbst angreifen muss.

2Idem li­bro se­cun­do re­spon­so­rum. Fi­de­ius­sor con­ven­tus of­fi­cio iu­di­cis ad­se­cu­tus est, ut emp­tio­nis ti­tu­lo prae­dium cre­di­to­ri pig­no­ri da­tum sus­ci­pe­ret: ni­hi­lo mi­nus al­te­ri cre­di­to­ri, qui post­ea sub eo­dem pig­no­re con­tra­xit, of­fe­ren­dae pe­cu­niae, quam fi­de­ius­sor de­pen­dit, cum usu­ris me­dii tem­po­ris fa­cul­tas erit: nam hu­ius­mo­di ven­di­tio trans­fe­ren­di pig­no­ris cau­sa ne­ces­sia­ta­te iu­ris fie­ri so­let.

2Idem lib. II. Resp. Ein in Anspruch genommener Bürge hatte es durch die richterliche Amtspflicht erlangt, ein dem Gläubiger zum Unterpfand eingeräumtes Grundstück kaufweise annehmen zu dürfen; hier hat ein [etwaniger] zweiter Gläubiger, der nachher gegen Verpfändung desselben Grundstücks ein Darlehn vorgeschossen hat, die Befugniss, den Bürgen mittelst Zahlung des von ihm verausgabten Capitals sammt Zinsen der in der Mitte liegenden Zeit abzufinden, denn ein Verkauf dieser Art geschieht in der Regel in Folge einer rechtlichen Nothwendigkeit zur Uebertragung des Pfandrechts.

3Idem li­bro ter­tio re­spon­so­rum. Cum prior cre­di­tor pig­nus iu­re con­ven­tio­nis ven­di­dit, se­cun­do cre­di­to­ri non su­per­es­se ius of­fe­ren­dae pe­cu­niae con­ve­nit. 1Si ta­men de­bi­tor non in­ter­ve­nien­te cre­di­to­re pig­nus ven­di­de­rit eius­que pre­tium prio­ri cre­di­to­ri sol­ve­rit, emp­to­ri pot­erit of­fer­ri quod ad alium cre­di­to­rem de num­mis eius per­ve­nit et usu­rae me­dii tem­po­ris: ni­hil enim in­ter­est, de­bi­tor pig­nus da­tum ven­di­dit an de­nuo pig­no­ri ob­li­get.

3Idem lib. III. Resp. Wenn der erste Gläubiger in Folge geschehener Uebereinkunft das Pfand verkauft hat, so bleibt dem zweiten Gläubiger das Recht, Zahlung anzubieten, nicht vorbehalten. 1Wenn jedoch der Schuldner ohne Zuthun des [ersten] Gläubigers zum Verkauf des Pfandes geschritten ist, und den Erlös davon dem ersten Gläubiger gezahlt hat, so steht [dem zweiten Gläubiger] das Recht zu, dem Käufer dasjenige sammt den Zinsen von der dazwischenliegenden Zeit anzubieten, was der erste von dem von diesem gezahlten Kaufgelde erhalten hat; denn es ist einerlei, ob der Schuldner einen verpfändeten Gegenstand verkauft, oder ihn anderweit verpfändet.

4Idem li­bro un­de­ci­mo re­spon­so­rum. Cum sol­ven­dae pe­cu­niae dies pac­to pro­fer­tur, con­ve­nis­se vi­de­tur, ne prius ven­den­di pig­no­ris po­tes­tas ex­er­cea­tur.

4Idem lib. XI. Resp. Wenn der Zahlungstag durch einen Vertrag hinausgeschoben wird, so wird das Uebereinkommen als getroffen angenommen, dass die Befugniss zum Verkaufe des Pfandes nicht eher ausgeübt werden soll.

5Mar­cia­nus li­bro sin­gu­la­ri ad for­mu­lam hy­po­the­ca­riam. Cum se­cun­dus cre­di­tor ob­la­ta prio­ri pe­cu­nia in lo­cum eius suc­ces­se­rit, ven­di­tio­nem ob pe­cu­niam so­lu­tam et cre­di­tam rec­te fa­cit. 1Si se­cun­dus cre­di­tor vel fi­de­ius­sor so­lu­ta pe­cu­nia pi­g­no­ra sus­ce­pe­rint, rec­te eis of­fer­tur, quam­vis emp­tio­nis ti­tu­lo ea te­nue­runt.

5Marcian. lib. sing. ad form. hyp. Wenn der zweite Gläubiger mittelst Abfindung des ersten an dessen Stelle getreten ist, so kann er sowohl wegen dieser Zahlung als seines eigenen Darlehns zum Verkaufe [des Pfandes] mit vollem Rechte schreiten. 1Ad Dig. 20,5,5,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 248, Note 27.Wenn aber der zweite Gläubiger oder ein Bürge nach geleisteter Zahlung die Pfänder angenommen haben, so kann auch ihnen Abfindung, und selbst dann geboten werden, wenn sie auf den Grund des Kaufs in deren Besitz gekommen sind.

6Mo­des­ti­nus li­bro oc­ta­vo re­gu­la­rum. Cum pos­te­rior cre­di­tor a prio­re pig­nus emit, non tam ad­quiren­di do­mi­nii quam ser­van­di pig­no­ris sui cau­sa in­tel­le­gi­tur pe­cu­niam de­dis­se et id­eo of­fer­ri ei a de­bi­to­re pot­est.

6Ad Dig. 20,5,6Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 248, Note 27.Modestin. lib. VIII. Regul. Wenn der zweite Gläubiger das Pfand vom ersten gekauft hat, so wird angenommen, als habe er dies nicht sowohl um das Eigenthum zu erwerben gethan, als vielmehr zur Erhaltung seines Pfandrechts, und darum kann der Schuldner auch ihm Abfindung anbieten.

7Mar­cia­nus li­bro sin­gu­la­ri ad for­mu­lam hy­po­the­ca­riam. Si cre­di­tor pig­nus vel hy­po­the­cam ven­di­de­rit hoc pac­to, ut li­ceat si­bi red­de­re pe­cu­niam et pig­nus re­ci­pe­ra­re: an, si pa­ra­tus sit de­bi­tor red­de­re pe­cu­niam, con­se­qui id pos­sit? et Iu­lia­nus li­bro un­de­ci­mo di­ges­to­rum scri­bit rec­te qui­dem dis­trac­tum es­se pig­nus, ce­te­rum agi pos­se cum cre­di­to­re, ut, si quas ac­tio­nes ha­beat, eas ce­dat de­bi­to­ri. sed quod Iu­lia­nus scri­bit in pig­no­re, idem et cir­ca hy­po­the­cam est. 1Il­lud in­spi­cien­dum est, an li­ceat de­bi­to­ri, si hy­po­the­ca ven­ie­rit, pe­cu­nia so­lu­ta eam re­ci­pe­ra­re. et si qui­dem ita ven­ie­rit, ut, si in­tra cer­tum tem­pus a de­bi­to­re pe­cu­nia so­lu­ta fue­rit, emp­tio re­scin­da­tur, in­tra il­lud tem­pus pe­cu­nia so­lu­ta re­ci­pit hy­po­the­cam: si ve­ro tem­pus prae­ter­iit aut si non eo pac­to res ven­ie­rit, non pot­est re­scin­di ven­di­tio, ni­si mi­nor sit an­nis vi­gin­ti quin­que de­bi­tor aut pu­pil­lus aut rei pu­bli­cae cau­sa ab­sens vel in ali­qua ea­rum cau­sa­rum erit, ex qui­bus edic­to suc­cur­ri­tur. 2Quae­ri­tur, si pac­tum sit a cre­di­to­re, ne li­ceat de­bi­to­ri hy­po­the­cam ven­de­re vel pig­nus, quid iu­ris sit, et an pac­tio nul­la sit ta­lis, qua­si con­tra ius sit po­si­ta, id­eo­que veniri pos­sit. et cer­tum est nul­lam es­se ven­di­tio­nem, ut pac­tio­ni ste­tur.

7Marcian. lib. sing. ad form. hyp. Wenn der Gläubiger ein Pfand oder eine Hypothek unter dem Nebenvertrag verkauft hat, dass ihm die Rückzahlung des Geldes und Wiedererlangung des Pfandes freistehen solle, wird der Schuldner da, wenn er sich zur Zurückzahlung des Geldes bereit erklärt, dies auch verlangen können? Julianus beantwortet dies im elften Buche seiner Digesten dahin, dass zwar das Pfand ganz rechtmässig verkauft worden sei, im übrigen aber könne nur wider den Gläubiger auf Abtretung seiner etwanigen Klagen an den Schuldner Klage erhoben werden; was Julianus vom Pfande sagt, gilt jedoch auch von der Hypothek. 1Ad Dig. 20,5,7,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 117, Note 6.Es ist zu untersuchen, ob der Schuldner eine verkaufte Hypothek vermittelst geleisteter Zahlung wiederverlangen dürfe. Ist der Verkauf unter der Bedingung geschlossen worden, dass, wenn das Geld binnen einer bestimmten Zeit vom Schuldner zurückgezahlt werde, der Kauf wieder aufgehoben sein solle, so empfängt er, wenn Zahlung binnen derselben erfolgt ist, die Hypothek zurück; ist aber die Zeit verstrichen, oder kein Nebenvertrag der Art eingegangen, so kann der Kauf auch nicht rückgängig gemacht werden, es müsste denn der Schuldner minderjährig oder unmündig, oder in Staatsgeschäften abwesend sein, oder sonst in irgend einem Verhältniss stehen, wo ihm durch das Edict zu Hülfe gekommen wird. 2Ad Dig. 20,5,7,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 172a, Note 8.Es ist die Frage, was Rechtens sei, wenn von dem Gläubiger ausgemacht worden ist, dass der Schuldner das Pfand oder die Hypothek nicht solle verkaufen dürfen, und ob ein solcher Vertrag, als den Rechten zuwider, ungültig sei, und daher dennoch der Verkauf Statt finden könne? Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass es bei dem Vertrage, der Verkauf solle nichtig sein, sein Bewender behalte.

8Mo­des­ti­nus li­bro quar­to re­gu­la­rum. Cre­di­to­ris ar­bi­trio per­mit­ti­tur ex pig­no­ri­bus si­bi ob­li­ga­tis qui­bus ve­lit dis­trac­tis ad suum com­mo­dum per­ve­ni­re.

8Modestin. lib. IV. Regul. Es ist dem Ermessen des Gläubigers anheimgegeben, von den ihm verpfändeten Gegenständen, um seiner Befriedigung zu gelangen, zu verkaufen, was er will.

9Pau­lus li­bro ter­tio quaes­tio­num. Quae­si­tum est, si cre­di­tor ab emp­to­re pig­no­ris pre­tium ser­va­re non po­tuis­set, an de­bi­tor li­be­ra­tus es­set. pu­ta­vi, si nul­la cul­pa im­pu­ta­ri cre­di­to­ri pos­sit, ma­ne­re de­bi­to­rem ob­li­ga­tum, quia ex ne­ces­si­ta­te fac­ta ven­di­tio non li­be­rat de­bi­to­rem ni­si pe­cu­nia per­cep­ta. 1Pom­po­nius au­tem lec­tio­num li­bro se­cun­do ita scribsit: quod in pig­no­ri­bus dan­dis ad­ici so­let, ut, quo mi­nus pig­nus venis­set, re­li­quum de­bi­tor red­de­ret, su­per­va­cuum est, quia ip­so iu­re ita se res ha­bet et­iam non ad­iec­to eo.

9Paul. lib. III. Quaest. Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob der Schuldner von Verbindlichkeit frei werde, wenn der Gläubiger vom Käufer des Pfandes den Kaufpreis nicht erlangen könne? Meine Ansicht ist die, dass, wenn dem Gläubiger keine Schuld aufgebürdet werden könne, der Schuldner verpflichtet bleibe, weil der nothwendiger Weise geschehene Verkauf den Schuldner nur dann befreiet, wenn das Geld dafür vereinnahmt worden ist. 1Pomponius schreibt im zweiten Buche seiner Lectionen folgendes: der gewöhnliche Zusatz bei geschehender Pfandübergabe, dass der Schuldner dem Gläubiger den Rest, um wieviel das Pfand unter dem Betrag der Forderung verkauft werde, nachzahlen solle, ist ganz überflüssig, weil dies dem Rechte selbst zufolge auch ohne diesen Zusatz Statt findet.

10Idem li­bro sex­to re­spon­so­rum. Et­si is, qui le­ge pig­no­ris emit, ob evic­tio­nem rei red­ire ad ven­di­to­rem non pot­est, ta­men non es­se au­dien­dum cre­di­to­rem qui fun­dum ven­di­dit, si ve­lit eius­dem rei ex alia cau­sa quaes­tio­nem mo­ve­re.

10Idem lib. VI. Resp. Obwohl derjenige, der in Folge eines Statt findenden Pfandrechts [das Pfand] gekauft hat, wegen geschehender Entwährung desselben sich nicht an den Verkäufer halten kann, so ist doch auch auf der andern Seite der Gläubiger, der [z. B.] ein Landgut verkauft hat, nicht zu hören, wenn er darüber aus einem andern Grunde Streit erheben will.

11Scae­vo­la li­bro pri­mo re­spon­so­rum. Ar­bi­ter di­vi­den­dae he­redi­ta­tis cum cor­po­ra he­redi­ta­ria di­vi­sis­set, no­mi­na quo­que com­mu­nium de­bi­to­rum se­pa­ra­tim sin­gu­lis in so­li­dum ad­sig­na­vit: quae­si­tum est, an de­bi­to­ris ces­san­ti­bus pro so­li­do pig­nus ven­de­re quis­que pot­est. re­spon­di pos­se.

11Scaevola lib. I. Resp. Ein zur Theilung einer Erbschaft bestellter Schiedsrichter hatte die körperlichen Gegenstände der Erbschaft getheilt, und wies darauf den einzelnen Erben die Forderungen an gemeinschaftliche Schuldner im Ganzen an; nun fragte es sich, ob, wenn die letztern mit der Zahlung nicht innehielten, jeder das Pfand im Ganzen zum Verkauf bringen dürfe? Ich habe bejahend geantwortet.

12Try­pho­ni­nus li­bro oc­ta­vo dis­pu­ta­tio­num. Re­scrip­tum est ab im­pe­ra­to­re li­bel­los agen­te Pa­pi­nia­no cre­di­to­rem a de­bi­to­re pig­nus eme­re pos­se, quia in do­mi­nio ma­net de­bi­to­ris. 1Si alie­na res pig­no­ri da­ta fue­rit et cre­di­tor eam ven­di­de­rit, vi­dea­mus, an pre­tium quod per­ce­pit cre­di­tor li­be­ret de­bi­to­rem per­so­na­li ac­tio­ne pe­cu­niae cre­di­tae. quod ve­re re­spon­de­re­tur, si ea le­ge ven­di­dit, ne evic­tio­nis no­mi­ne ob­li­ga­re­tur, quia ex con­trac­tu et qua­li­qua­li ob­li­ga­tio­ne a de­bi­to­re in­ter­po­si­ta cer­te ex oc­ca­sio­ne eius red­ac­tum id pre­tium ae­quius pro­fi­ce­ret de­bi­to­ri, quam cre­di­to­ris lu­cro ce­de­ret. sed quan­tum ad cre­di­to­rem de­bi­tor li­be­ra­tur: quan­tum ve­ro ad do­mi­num rei, si nec­dum pig­nus evic­tum est, vel ad emp­to­rem post evic­tio­nem ip­si de­bi­tor uti­li ac­tio­ne te­ne­tur, ne ex alie­na iac­tu­ra si­bi lu­crum ad­quirat. nam et si ma­io­res fruc­tus for­te pe­tens a pos­ses­so­re cre­di­tor abs­tu­lit, uni­ver­sos in quan­ti­ta­tem de­bi­tam ac­cep­to fer­re de­be­bit: et cum per in­iu­riam iu­di­cis do­mi­no rem, quae de­bi­to­ris non fuis­set, abs­tu­lis­set cre­di­tor qua­si ob­li­ga­tam si­bi, et quae­re­re­tur, an so­lu­to de­bi­to re­sti­tui eam opor­te­ret de­bi­to­ri, Scae­vo­la nos­ter re­sti­tuen­dam pro­ba­vit. quod si non ita ven­di­dit, ut cer­tum sit om­ni­mo­do apud eum pre­tium re­man­su­rum, ve­rum ob­li­ga­tus est ad id re­sti­tuen­dum, ar­bi­tror in­ter­im qui­dem ni­hil a de­bi­to­re pe­ti pos­se, sed in sus­pen­so ha­be­ri li­be­ra­tio­nem: ve­rum si ac­tio­ne ex emp­to con­ven­tus prae­sti­tis­set cre­di­tor emp­to­ri, de­bi­tum per­se­qui eum a de­bi­to­re pos­se, quia ap­pa­ruit non es­se li­be­ra­tum.

12Tryphonin. lib. VIII. Disp. Es ist ein kaiserliches von Papinianus abgefasstes Rescript vorhanden, wonach der Gläubiger vom Schuldner das Pfand kaufen darf, weil es in dessen Eigenthum verbleibt. 1Ad Dig. 20,5,12,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 422, Note 4.Wenn eine fremde Sache verpfändet und vom Gläubiger verkauft worden ist, so fragt es sich, ob der von demselben vereinnahmte Kaufpreis den Schuldner von der persönlichen Darlehnsklage befreiet? Dies würde in dem Fall zu bejahen sein, wenn der Verkauf unter der Bedingung geschehen ist, dass in Ansehung etwa geschehener Entwährung keine Verbindlichkeit übernommen werde, weil, sobald eine Verbindlichkeit des Schuldners, gleichviel ob aus einem Contract, oder aus irgend einem andern Grunde, vorhanden ist, der bei dieser Gelegenheit vereinnahmte Kaufpreis dem Schuldner mehr zum Nutzen gereicht, als dem Gläubiger zum Gewinn; der Schuldner wird also zwar in Ansehung des Gläubigers befreiet, allein rücksichtlich des Eigenthümers der Sache, wenn noch keine Entwährung des Pfandes geschehen ist, oder des Käufers, wenn eine solche Statt gefunden, haftet derselbe mittelst einer analogen Klage, um nicht aus dem Verlust eines Andern einen Gewinn zu ziehen. Denn so muss auch der Gläubiger, der etwa [die Zinsen seines Capitals] übersteigende Nutzungen [eines Pfandes] vom Besitzer erlangt hat, dieselben ganz auf den zu fordern habenden Hauptstamm abrechnen; und wenn der Gläubiger dem Eigenthümer die Sache, welche dem Schuldner nicht gehörte, in Folge einer Ungerechtigkeit des Richters, als wäre sie ihm verpfändet, entrissen hat, und Frage entsteht, ob dieselbe nach Bezahlung der Schuld an den Schuldner zurückgegeben werden müsse, so muss, wie unser Scävola lehrt, deren Rückgabe erfolgen. Hat er sie aber nicht dergestalt verkauft, dass ihm bestimmt und jeden Falls der Kaufpreis verbleibt, sondern er zur Herausgabe desselben verpflichtet ist, so kann er, meiner Ansicht nach, zwar einstweilen noch keine Anforderung an den Schuldner erheben, allein es bleibt dann die Befreiung obschwebend; wenn aber der Gläubiger dann, mit der Klage aus dem Kaufe belangt, dem Käufer Gewähr geleistet hat, so kann er wider den Schuldner seine Forderung geltend machen, weil sich dann ergibt, dass letzterer nicht befreiet worden sei.

13Pau­lus li­bro pri­mo de­cre­to­rum. Cre­di­tor, qui iu­re suo pig­nus dis­tra­hit, ius suum ce­de­re de­bet et, si pig­nus pos­si­det, tra­de­re uti­que de­bet pos­ses­sio­nem.

13Paul. lib. I. Decret. Der Gläubiger, der in Folge seines Rechts ein Pfand verkauft, muss sein Recht abtreten, und wenn er das Pfand besitzt, muss er den Besitz jeden Falls übergeben.

14Scae­vo­la li­bro sex­to di­ges­to­rum. Ar­bi­tri di­vi­dun­dae he­redi­ta­tis in­ter he­redes cum cor­po­ra he­redi­ta­ria di­vi­sis­sent, no­mi­na quo­que com­mu­nium de­bi­to­rum se­pa­ra­tim di­ver­sa sin­gu­lis in so­li­dum ad­sig­na­ve­runt. quae­si­tum est an unus­quis­que eo­rum, de­bi­to­re si­bi ad­dic­to ces­san­te in so­lu­tio­ne, pro so­li­do pig­nus sub eo no­mi­ne ob­li­ga­tum ven­de­re pos­sit. re­spon­dit po­tuis­se.

14Scaevola lib. VI. Dig. Schiedsrichter, welche zur Theilung einer Erbschaft zwischen mehreren Erben bestellt worden waren, hatten die erbschaftlichen körperlichen Sachen getheilt, und die verschiedenen ausstehenden Forderungen an gemeinschaftliche Schuldner den einzelnen Erben im Ganzen angewiesen; es entstand die Frage, ob jeder derselben gegen den ihm angewiesenen mit der Bezahlung säumigen Schuldner das für die betreffende Forderung im Ganzen gestellte Pfand verkaufen könne? Die Antwort lautete: ja, er könne es.