Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Elftes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. XI1,
De interrogationibus in iure faciendis et interrogatoriis actionibus
Liber undecimus
I.

De interrogationibus in iure faciendis et interrogatoriis actionibus

(Von den vor Gericht zu stellenden Fragen und den Frageklagen.)

1Cal­lis­tra­tus li­bro se­cun­do edic­ti mo­ni­to­rii. To­tiens he­res in iu­re in­ter­ro­gan­dus est, qua ex par­te he­res sit, quo­tiens ad­ver­sus eum ac­tio in­sti­tui­tur et du­bi­tat ac­tor, qua ex par­te is, cum quo age­re ve­lit, he­res sit. est au­tem in­ter­ro­ga­tio tunc ne­ces­sa­ria, cum in per­so­nam sit ac­tio et ita, si cer­tum pe­te­tur, ne, dum igno­ret ac­tor, qua ex par­te ad­ver­sa­rius de­func­to he­res ex­sti­te­rit, in­ter­dum plus pe­ten­do ali­quid dam­ni sen­tiat. 1In­ter­ro­ga­to­riis au­tem ac­tio­ni­bus ho­die non uti­mur, quia ne­mo co­gi­tur an­te iu­di­cium de suo iu­re ali­quid re­spon­de­re, id­eo­que mi­nus fre­quen­tan­tur et in de­sue­tu­di­nem ab­ie­runt. sed tan­tum­mo­do ad pro­ba­tio­nes li­ti­ga­to­ri­bus suf­fi­ciunt ea, quae ab ad­ver­sa par­te ex­pres­sa fue­rint apud iu­di­ces vel in he­redi­ta­ti­bus vel in aliis re­bus, quae in cau­sis ver­tun­tur.

1Callistrat. lib. II. Ed. mon. Der Erbe muss vor Gericht allemal dann befragt werden, zu welchem Antheil er Erbe sei, wenn eine Klage wider ihn erhoben werden soll, und der Kläger ungewiss ist, zum wievielten Theile derjenige, den er belangen will, Erbe sei. Die Frage ist dann nothwendig, wenn die Klage eine persönliche ist, und zwar wenn der Gegenstand der Klage ein bestimmter ist, damit nicht der Kläger, während er nicht weiss, zu welchem Antheile sein Gegner Erbe des Verstorbenen geworden, zuweilen durch Zuvielforderung in Schaden gerathe. 1Frageklagen sind jetzt nicht mehr im Gebrauch11Die Erklärung dieser höchst bestrittenen Stelle s. bei Glück XI. p. 288. ff. Glücks Ansicht, dass hier die auf aussergerichtliche Fragen begründeten Klagen, und die ehemaligen Frageklagen, wie sie vor dem Edict, welches der Prätor darüber erlassen hat, in Gebrauch gewesen, gemeint seien, ist wahrscheinlich die richtige. — Die Uebersetzung selbst bietet gar keine Schwierigkeiten dar., weil Niemand mehr genöthigt wird, vor dem Beginn des Verfahrens über sein Recht Antwort zu geben; daher sind sie seltener geworden und [fast ganz] ausser Gebrauch gekommen; es ist vielmehr für die Parteien zum Beweise blos dasjenige dienlich, was vom Gegner vor dem Richter ausdrücklich erklärt worden ist, mag in Betreff von Erbschaften oder andern Angelegenheiten, wo es auf einen Rechtsstreit22Quae in caussis vertuntur. Glück XI. p. 256. n. 43. ankommt.

2Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Edic­tum de in­ter­ro­ga­tio­ni­bus id­eo prae­tor pro­pos­uit, quia scie­bat dif­fi­ci­le es­se ei, qui he­redem bo­no­rum­ve pos­ses­so­rem con­ve­nit, pro­ba­re ali­quem es­se he­redem bo­no­rum­ve pos­ses­so­rem,

2Ulp. lib. XXII. ad Ed. Das Edict wegen der Fragen hat der Prätor darum erlassen, weil er wusste, dass für derjenigen, der einen Erben oder Nachlassbesitzer belangt, der Beweis, dass dieser Erbe oder Nachlassbesitzer sei, Schwierigkeiten habe,

3Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. quia ple­rum­que dif­fi­ci­lis pro­ba­tio ad­itae he­redi­ta­tis est.

3Paul. lib. XVII. ad Ed. weil meistentheils der Beweis des Erbschaftsantritts sehr schwer ist.

4Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Vo­luit prae­tor ad­strin­ge­re eum qui con­ve­ni­tur ex sua in iu­di­cio re­spon­sio­ne, ut vel con­fi­ten­do vel men­tien­do se­se one­ret, si­mul et­iam por­tio­nis, pro qua quis­que he­res ex­ti­tit, ex in­ter­ro­ga­tio­ne cer­tio­re­tur. 1Quod ait prae­tor: ‘qui in iu­re in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­rit’ sic ac­ci­pien­dum est apud ma­gis­tra­tus po­pu­li Ro­ma­ni vel prae­si­des pro­vin­cia­rum vel alios iu­di­ces: ius enim eum so­lum lo­cum es­se, ubi iu­ris di­cen­di vel iu­di­can­di gra­tia con­sis­tat, vel si do­mi vel iti­ne­re hoc agat.

4Ulp. lib. XXII. ad Ed. Der Prätor wollte den Beklagten nöthigen, zufolge seiner Antwort vor Gericht, entweder sich bejahend oder verneinend zu erklären, zugleich auch um Gewissheit darüber, zum wievielsten Theile Jemand Erbe sei, aus der Frage zu erlangen. 1Wenn der Prätor sagt: wer vor Gericht befragt geantwortet hat, so ist zu verstehen: vor den Magistraten des Römischen Volkes, oder den Provincialpräsidenten, oder andern Richtern33Hierunter sind z. B. Municipalbeamte zu verstehen s. Glück XI. p. 250.; denn Gericht heisst derjenige Ort, wo er sich um Recht zu sprechen oder Entscheidungen zu geben, aufhält, oder auch wenn er dies in seinem Hause oder unterwegs thut.

5Gaius li­bro ter­tio ad edic­tum pro­vin­cia­le. Qui in­ter­ro­ga­tur, an he­res vel quo­ta ex par­te sit vel an in po­tes­ta­te ha­beat eum, cu­ius no­mi­ne noxa­li iu­di­cio agi­tur, ad de­li­be­ran­dum tem­pus im­pe­tra­re de­bet, quia, si per­pe­ram con­fes­sus fue­rit, in­com­mo­do ad­fi­ci­tur:

5Gaj. lib. III. ad Ed. prov. Wer darüber, ob er Erbe und zum wievielsten Theile er es sei, oder ob er denjenigen in seiner Gewalt habe, dessen wegen die Noxalklage erhoben werden soll, befragt worden ist, darf eine Frist zur Ueberlegung verlangen, weil, wenn er eine unrichtige Erklärung gegeben, er in Nachtheil verfällt.

6Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. et quia hoc de­func­to­rum in­ter­est, ut ha­beant suc­ces­so­res, in­ter­est et vi­ven­tium, ne prae­ci­pi­ten­tur, quam­diu ius­te de­li­be­rant. 1In­ter­dum in­ter­ro­ga­tus quis, an he­res sit, non co­gi­tur re­spon­de­re, ut pu­ta si con­tro­ver­siam he­redi­ta­tis ab alio pa­tia­tur: et ita di­vus Ha­d­ria­nus con­sti­tuit, ne aut ne­gan­do se he­redem prae­iu­di­cet si­bi aut di­cen­do he­redem il­li­ge­tur et­iam ab­la­ta si­bi he­redi­ta­te.

6Ulp. lib. XXII. ad Ed. Sowohl aber den Erblassern daran gelegen sein kann, Nachfolger zu haben, so ist auch den Lebenden daran gelegen, so lange sie rechtmässig überlegen, [dabei] nicht übereilt zu werden. 1Es können Fälle eintreten, wo Jemand die ihm vorgelegte Frage, ob er Erbe sei, nicht zu beantworten braucht, z. B. wenn er wegen der Erbschaft von Jemand Anfechtung erleidet. Dies hat der Kaiser Hadrian darum verordnet, damit er nicht, wenn er Erbe zu sein leugnet, sich Nachtheil bereite, oder wenn er es zugesteht, auch wenn ihm die Erbschaft entwunden worden, [als Erbe] verpflichtet bleibe.

7Idem li­bro oc­ta­vo de­ci­mo ad edic­tum. Si quis in iu­re in­ter­ro­ga­tus, an qua­dru­pes quae pau­pe­r­iem fe­cit eius sit, re­spon­de­rit, te­ne­tur.

7Idem lib. XVIII. ad Ed. Wer vor Gericht befragt worden, ob ihm das Thier gehöre, welches Schaden angerichtet, dies bejahet hat, haftet deshalb.

8Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Si quis in­ter­ro­ga­tus de ser­vo qui dam­num de­dit, re­spon­dit suum es­se ser­vum, te­ne­bi­tur le­ge Aqui­lia qua­si do­mi­nus et, si cum eo ac­tum sit qui re­spon­dit, do­mi­nus ea ac­tio­ne li­be­ra­tur.

8Paul. lib. XXII. ad Ed. Wer wegen eines Sclaven, der einen Schaden angerichtet hat, auf Befragen geantwortet hat, dass er ihm gehöre, haftet aus dem Aquilischen Gesetz gleichsam als Herr; und es wird dadurch, dass wider den Antworter geklagt worden ist, der Herr von der Klage befreiet.

9Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Si si­ne in­ter­ro­ga­tio­ne quis re­spon­de­rit se he­redem, pro in­ter­ro­ga­to ha­be­tur. 1In­ter­ro­ga­tum non so­lum a prae­to­re ac­ci­pe­re de­be­mus, sed et ab ad­ver­sa­rio. 2Sed si ser­vus in­ter­ro­ge­tur, nul­la erit in­ter­ro­ga­tio, non ma­gis quam si ser­vus in­ter­ro­get. 3Alius pro alio non de­bet re­spon­de­re co­gi, an he­res sit: de se enim de­bet quis in iu­di­cio in­ter­ro­ga­ri, hoc est cum ip­se con­ve­ni­tur. 4Cel­sus li­bro quin­to di­ges­to­rum scri­bit: si de­fen­sor in iu­di­cio in­ter­ro­ga­tus, an is quem de­fen­dit he­res vel quo­ta ex par­te sit, fal­so re­spon­de­rit, ip­se qui­dem de­fen­sor ad­ver­sa­rio te­ne­bi­tur, ip­si au­tem quem de­fen­dit nul­lum fa­cit prae­iu­di­cium. ve­ram ita­que es­se Cel­si sen­ten­tiam du­bium non est. an er­go non vi­dea­tur de­fen­de­re, si non re­spon­de­rit, vi­den­dum: quod uti­que con­se­quens erit di­ce­re, quia non ple­ne de­fen­dit. 5Qui in­ter­ro­ga­tus he­redem se re­spon­de­rit nec ad­ie­ce­rit ex qua par­te, ex as­se re­spon­dis­se di­cen­dum est, ni­si for­te ita in­ter­ro­ge­tur, an ex di­mi­dia par­te he­res sit, et re­spon­de­rit ‘he­res sum’: hic enim ma­gis eum pu­to ad in­ter­ro­ga­tum re­spon­dis­se. 6Il­lud quae­ri­tur, an quis co­ga­tur re­spon­de­re, utrum ex tes­ta­men­to he­res sit, et utrum suo no­mi­ne ei quae­si­ta sit he­redi­tas an per eos quos suo iu­ri sub­iec­tos ha­bet vel per eum cui he­res ex­ti­tit. sum­ma­tim igi­tur prae­tor co­gnos­ce­re de­be­bit, cum quae­ra­tur, an quis re­spon­de­re de­beat quo iu­re he­res sit, ut, si val­de in­ter­es­se com­pe­re­rit, ple­nius re­spon­de­ri iu­beat. quae op­ti­ne­re de­bent non so­lum in he­redi­bus sed et­iam in ho­no­ra­riis suc­ces­so­ri­bus. 7De­ni­que Iu­lia­nus scri­bit eum quo­que, cui est he­redi­tas re­sti­tu­ta, de­be­re in iu­re in­ter­ro­ga­tum re­spon­de­re, an ei he­redi­tas sit re­sti­tu­ta. 8Si de pe­cu­lio aga­tur, non opor­te­re re­spon­de­ri a pa­tre vel do­mi­no, an in po­tes­ta­te ha­beat fi­lium vel ser­vum, quia hoc so­lum quae­ri­tur, an pe­cu­lium apud eum cum quo agi­tur est.

9Ulp. lib. XXII. ad Ed. Wer ungefragt gesagt hat, er sei Erbe, der haftet, wie wenn er befragt worden wäre. 1Gefragt ist nicht blos als von Seiten des Prätors, sondern auch des Gegners zu verstehen. 2Wenn aber ein Sclav befragt worden, so ist die Frage ebenso ungültig, als wenn der Sclav fragt. 3Niemand darf für einen Andern zur Antwort genöthigt werden, ob er Erbe sei; denn es darf Jeder nur seiner selbst wegen vor Gericht befragt werden, d. h. wenn er selbst belangt wird. 4Celsus schreibt im fünften Buche der Digesten, dass, wenn ein vor Gericht befragter Vertheidiger, ob der, den er vertritt, und zum wievielsten Theile er Erbe sei, eine Unwahrheit gesagt hat, so haftet zwar der Vertheidiger selbst dem Gegner, allein dem, den er vertheidigt, bereitet er dadurch keinen Schaden. Dass diese Ansicht des Celsus richtig sei, unterliegt keinem Zweifel. Es fragt sich aber, ob, wenn er nicht geantwortet habe, anzunehmen sei, dass er ihn vertrete? Es ist folgerichtig, dies zu verneinen, weil die Vertheidigung unvollständig ist. 5Wer auf Befragen Erbe zu sein zugegeben, allein nicht hinzugefügt hat, zum wievielsten Theile er es sei, von dem wird angenommen, als sei er geständig, Universalerbe zu sein; er müsste denn so befragt worden sein, ob er Erbe zur Hälfte sei, und geantwortet haben: ich bin Erbe; denn hier ist, nach meiner Ansicht, seine Antwort auf die Frage zu beziehen. 6Es fragt sich, ob Jemand die Frage zu beantworten genöthigt werden könne, ob er aus einem Testament Erbe, und ob die Erbschaft in seinem Namen in Anspruch genommen worden sei, oder durch diejenigen, welche er in seiner Gewalt hat, oder durch den, dessen Erbe er geworden? — Der Prätor muss, wenn gefragt wird, ob Jemand zu der Antwort, zufolge welchen Rechtes er Erbe sei, genöthigt werden könne, den Fall im Allgemeinen untersuchen, und nach Befinden, wenn er sieht, dass viel davon abhänge, eine vollständigere Antwort anbefehlen; dies gilt nicht nur in Ansehung der Erben, sondern auch der würdenrechtlichen Nachfolger. 7So schreibt Julian, dass auch derjenige, dem eine Erbschaft herausgegeben worden, vor Gericht befragt, antworten müsse, ob ihm die Erbschaft herausgegeben worden sei. 8Wenn wegen Sonderguts Klage erhoben werden soll, so braucht der Vater oder Herr darüber, ob er einen Sohn oder Sclaven in seiner Gewalt habe, nicht Antwort zu geben, weil die Frage blos darauf geht, ob derjenige, der verklagt werden soll, das Sondergut in Händen habe.

10Pau­lus li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Non alie­num est eum, a quo dam­ni in­fec­ti sti­pu­la­ri ve­li­mus, in­ter­ro­ga­re in iu­re, an ae­des eius vel lo­cus sit, ex quo dam­num ti­mea­tur, et pro qua par­te, ut, si ne­get suum prae­dium es­se nec ca­veat dam­ni in­fec­ti, aut ce­de­re aut, re­sis­ten­dum pu­ta­ve­rit, qua­si do­lo ver­sa­tus tra­de­re com­pel­la­tur.

10Paul. lib. LXVIII. ad Ed. Es ist angemessen, dass derjenige, von dem man sich einer Stipulation wegen drohenden Schadens versichern will, vor Gericht befragt werden könne, ob das Gebäude oder die Stelle, von der der Schaden befürchtet wird, ihm gehöre, und zum wievielsten Theile, um, wenn er in Abrede ist, dass das Grundstück ihm gehörig sei, und er wegen drohenden Schadens keine Sicherheit stellen will, ihn entweder zur Räumung des Grundstücks, oder wenn44Unser Text hat hier in der Note die sehr richtige Bemerkung, dass das si der Vulgate einzuschieben sei. er sich dem widersetzt, zu dessen Uebergabe wegen seiner arglistigen Handlungsweise zu nöthigen.

11Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. De ae­ta­te quo­que in­ter­dum in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­re de­be­bit. 1Si quis, cum he­res non es­set, in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­rit ex par­te he­redem es­se, sic con­ve­nie­tur, at­que si ex ea par­te he­res es­set: fi­des enim ei con­tra se ha­be­bi­tur. 2Qui ex qua­dran­te he­res vel om­ni­no cum he­res non es­set re­spon­de­rit se he­redem ex as­se, in as­sem in­sti­tu­ta ac­tio­ne con­ve­nie­tur. 3Si, cum es­set quis ex sem­is­se he­res, di­xe­rit se ex qua­dran­te, men­da­cii hanc poe­nam fe­ret, quod in so­li­dum con­ve­ni­tur: non enim de­buit men­ti­ri, dum se mi­no­ris por­tio­nis he­redem ad­se­ve­rat. in­ter­dum ta­men ius­ta ra­tio­ne pot­est opi­na­ri es­se he­redem ex mi­no­re par­te: quid enim, si ne­scit si­bi par­tem ad­cre­vis­se vel ex in­cer­ta par­te fuit in­sti­tu­tus? cur ei re­spon­sum no­ceat? 4Qui ta­cuit quo­que apud prae­to­rem, in ea cau­sa est, ut in­sti­tu­ta ac­tio­ne in so­li­dum con­ve­nia­tur, qua­si ne­ga­ve­rit se he­redem es­se. nam qui om­ni­no non re­spon­dit, con­tu­max est: con­tu­ma­ciae au­tem poe­nam hanc fer­re de­bet, ut in so­li­dum con­ve­nia­tur, quem­ad­mo­dum si ne­gas­set, quia prae­to­rem con­tem­ne­re vi­de­tur. 5Quod au­tem ait prae­tor ‘om­ni­no non re­spon­dis­se’, pos­te­rio­res sic ex­ce­pe­runt, ut om­ni­no non re­spon­dis­se vi­dea­tur, qui ad in­ter­ro­ga­tum non re­spon­dit, id est πρὸς ἔπος. 6Si in­ter­ro­ga­tus quis, an ex as­se he­res es­set, re­spon­de­rit ex par­te, si ex di­mi­dia es­set, ni­hil ei no­ce­re re­spon­sum: quae sen­ten­tia hu­ma­na est. 7Ni­hil in­ter­est, ne­get quis an ta­ceat in­ter­ro­ga­tus an ob­scu­re re­spon­deat, ut in­cer­tum di­mit­tat in­ter­ro­ga­to­rem. 8Ex cau­sa suc­cur­ri ei, qui in­ter­ro­ga­tus re­spon­dit, non du­bi­ta­mus: nam et si quis in­ter­ro­ga­tus, an pa­tri he­res es­set, re­spon­de­rit, mox pro­la­to tes­ta­men­to in­ven­tus sit ex­he­redatus, ae­quis­si­mum est suc­cur­ri ei: et ita Cel­sus scri­bit, hic qui­dem et alia ra­tio­ne, quod ea quae post­ea emer­gunt au­xi­lio ind­igent: quid enim si oc­cul­tae ta­bu­lae et re­mo­tae post­ea pro­la­tae sunt? cur no­ceat ei, qui id re­spon­de­rit, quod in prae­sen­tia­rum vi­de­ba­tur? idem di­co et si qui he­redem se re­spon­de­rit, mox fal­sum vel in­of­fi­cio­sum vel ir­ri­tum tes­ta­men­tum fue­rit pro­nun­tia­tum: non enim im­pro­be re­spon­dit, sed scrip­tu­ra duc­tus. 9Qui in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­rit, sic te­ne­tur qua­si ex con­trac­tu ob­li­ga­tus pro quo pul­sa­bi­tur, dum ab ad­ver­sa­rio in­ter­ro­ga­tur: sed et si a prae­to­re fue­rit in­ter­ro­ga­tus, ni­hil fa­cit prae­to­ris auc­to­ri­tas, sed ip­sius re­spon­sum si­ve men­da­cium. 10Qui ius­to er­ro­re duc­tus ne­ga­ve­rit se he­redem, ve­nia dig­nus est. 11Sed et si quis si­ne do­lo ma­lo, cul­pa ta­men re­spon­de­rit, di­cen­dum erit ab­sol­vi eum de­be­re, ni­si cul­pa do­lo pro­xi­ma sit. 12Cel­sus scri­bit li­ce­re re­spon­si pae­ni­te­re, si nul­la cap­tio ex eius pae­ni­ten­tia sit ac­to­ris: quod ve­ris­si­mum mi­hi vi­de­tur, ma­xi­me si quis post­ea ple­nius in­struc­tus quid fa­ciat, in­stru­men­tis vel epis­tu­lis ami­co­rum iu­ris sui edoc­tus.

11Ulp. lib. XXII. ad Ed. Zuweilen muss auch der, wer wegen seines Alters befragt worden ist, Antwort geben. 1Wer, ohne Erbe zu sein, auf Befragen geantwortet hat, Erbe zum Theil zu sein, kann dergestalt belangt werden, wie wenn er wirklich zu dem Antheil Erbe wäre; denn es wird ihm wider ihn selbst Glauben beigemessen. 2Wer Erbe zum Viertheil oder überhaupt gar nicht Erbe ist, und antwortet, er sei Universalerbe, der kann mit der Erbschaftsklage auf den Gesammtnachlass belangt werden. 3Wer Erbe zur Hälfte ist, und angibt, er sei es zum Viertheil, der leidet für seine Lüge die Strafe, dass er auf das Ganze angegriffen werden kann; denn er durfte nicht lügen, da er Erbe zu einem geringern Antheil zu sein versichert. Es kann allerdings der Fall eintreten, dass er aus einem rechtmässigen Grunde muthmaast, zu einem geringern Antheil Erbe zu sein. Denn wie, wenn er nicht weiss, dass ihm ein Antheil zugewachsen sei, oder er zu einem unbestimmten Antheile eingesetzt worden ist? Warum soll ihm da die Antwort schaden? 4Wer auch vor dem Prätor beim Schweigen beharrt hat, der kann mit der Klage auf das Ganze angegriffen werden, als wenn er Erbe zu sein in Abrede gewesen wäre; denn wer gar nicht antwortet, ist ungehorsam und als Ungehorsamsstrafe muss er sich dem unterwerfen, dass er auf das Ganze belangt wird, gleichwie wenn er geleugnet hätte, weil er den Prätor gering zu schätzen scheint. 5Wenn der Prätor sagt: gar nicht geantwortet haben, so verstanden die Spätern dies so, dass derjenige überhaupt nicht geantwortet zu haben angenommen werde, der auf die Frage nicht geantwortet hat, d. h. auf das Wort. 6Wer befragt worden ist, ob er Universalerbe sei, und geantwortet hat, er sei es zum Theil, während er es zur Hälfte war, dem schadet seine Antwort nicht, diese Meinung hat die Billigkeit für sich. 7Es ist ganz gleich, ob man auf geschehenes Befragen leugnet, oder schweigt, oder dunkel antwortet, so dass der Fragende in Ungewissheit bleibt. 8Dass dem, wer auf Befragen geantwortet, nach Umständen geholfen werden müsse, daran findet kein Zweifel Statt; denn wenn [z. B.] Jemand auf Befragen, ob er Erbe seines Vaters geworden, dies bejahet hat, kurz darauf aber nach Eröffnung des Testaments als enterbt befunden worden ist, so ist es höchst billig, ihm zu Hülfe zu kommen; dies sagt Celsus. Hier geschieht es auch aus einem andern Grunde, weil das, was erst später sich ergibt, der Hülfe bedürftig ist; denn wie, wenn das Testament verborgen und entfernt gewesen, und erst nachher zum Vorschein gekommen ist, warum soll dann der, der so antwortete, wie es für den Augenblick der Wahrheit angemessen schien, dadurch zu Schaden kommen? Dasselbe behaupte ich, auch wenn Jemand zur Antwort gegeben hat, er sei Erbe und das Testament nachher als falsch, lieblos oder ungültig erkannt worden ist. Denn hier hat er nicht unredlich geantwortet, sondern veranlasst durch das, was geschrieben steht. 9Wer auf Befragen geantwortet hat, haftet so, wie wenn er durch den Contract verpflichtet worden wäre55S. Glück XI. 275. Glücks Erklärung ist zwar die ganz richtige, allein mir scheint der Hauptgrund für dieselbe übersehen zu sein. Dieser liegt in dem pro quo pulsabatur. Wenn man dies richtig versteht, ist es fast unerklärbar, wie die falsche Auslegung hat Eingang finden können., aus dem nachher Klage erhoben wird, wenn er [deshalb] vom Gegner befragt worden ist. Aber auch wenn er vom Prätor befragt worden ist, so thut es nicht das Ansehen des Prätors, sondern seine Antwort oder Lüge. 10Wer aus einem rechtmässig [zu entschuldigenden] Irrthum Erbe zu sein geleugnet hat, verdient Verzeihung. 11Auch wer ohne Arglist, jedoch aus Verschuldung geantwortet hat, muss freigesprochen werden, wenn nicht die Schuld der Arglist ganz nahe steht. 12Celsus sagt, es sei ein Zurücknehmen der Antwort zulässig, wenn das Zurücknehmen für den Kläger nicht verfänglich sei; dies scheint mir ganz richtig, besonders wenn Jemand nachher vollständiger unterrichtet etwas thut, [z. B.] durch Urkunden oder Briefe seiner Freunde über sein Rechtsverhältniss belehrt.

12Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad edic­tum. Si fi­lius, qui abs­ti­nuit se pa­ter­na he­redi­ta­te, in iu­re in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­rit se he­redem es­se, te­ne­bi­tur: nam ita re­spon­den­do pro he­rede ges­sis­se vi­de­tur. sin au­tem fi­lius, qui se abs­ti­nuit, in­ter­ro­ga­tus tac­ue­rit, suc­cur­ren­dum est ei: quia hunc qui abs­ti­nuit prae­tor non ha­bet he­redis lo­co. 1Ex­cep­tio­ni­bus, quae in­sti­tu­tis in iu­di­cio con­tra reos ac­tio­ni­bus op­po­nun­tur, et­iam is uti pot­est, qui ex sua re­spon­sio­ne con­ve­ni­tur, vel­uti pac­ti con­ven­ti, rei iu­di­ca­tae et ce­te­ris.

12Paul. lib. XVII. ad Ed. Wenn ein Sohn, der sich der väterlichen Erbschaft enthalten, vor Gericht befragt, Erbe zu sein geantwortet hat, der haftet daraus; denn durch die Antwort scheint er als Erbe gehandelt zu haben66Pro herede gessisse videtur. Cujaz Obs. XXII. c. 27. erklärt diese Stelle so, dass der suus heres hier aus seinem mendacio hafte, atque si pro herede gessisset. Glück XI. p. 272. glaubt hier wieder, dass der grosse Cujaz die Sache aus einem falschen Gesichtspunct ansehe; denn das Gesetz sage kein Wort von einer Lüge, sondern setze den Grund in: quod ita respondendo pro herede gessisse videtur, wodurch ein Wiederantreten der Erbschaft, was dem suus heres erlaubt sei, bezeichnet werde; er hafte also nicht quasi als heres; sondern als wirklicher Erbe, wobei er sich auf Anton Faber Rational. ad h. l. beziehe. Allein Cujaz hat meines Bedünkens (wie in dubio überall) auch diesmal wieder Recht. Denn wenn man l. 12. dieses Tit. mit den vorgehenden im Zusammenhang fortliest, so findet man durchgehends den Grundsatz erläutert, dass der in jure interrogatus überall durch die (affirmative) responsio qua talis, ganz abgesehen von allen übrigen Verhältnissen, d. h. die Antwort mag wahr oder gelogen sein, hafte. Nun ist es doch aber viel wahrscheinlicher und natürlicher, hier auch einen solchen Fall anzunehmen, weil nur die Kraft der beantworteten interrogatio durch ein Beispiel erläutert werden soll, als eine poenitentia des Erben gegen seine frühere abstentio zu suchen. Im letztern Fall versteht sich die obligatio des Erben so sehr von selbst, und aus andern Gründen, dass hier gar nicht der Ort wäre, es zu erwähnen. Die l. 8. D. de jure delib. u. l. ult. cod. de rep. vel abst. her., welche Glück anzieht, dienen auch gar nicht zum Beweis seiner Erklärung. Denn das Zurückkehren des Erben zu einer Erbschaft, von der er sich losgesagt, ist darin von einer impetratio spatii deliberandi abhängig gemacht, und diese kann man doch unmöglich in der beantworteten interrogatio finden wollen; ja es könnte ja die pro herede gestio nicht einmal die Stelle der impetratio vertreten. — Der ganze Zusammenhang und Inhalt der l. 12. kann vielmehr gar nicht anders erklärt werden, als dass der Erbe, der sich von der Erbschaft losgesagt, und doch interrogatus responderit se heredem esse, wegen seiner Lüge hafte; und das hinzugesetzte quod ita respondendo pro herede gessisse videtur ist hier, weil hier die Verpflichtung des Erben doch auf einem, wenn auch nur fingirten Rechtsgrunde beruhen muss, ebenso zu verstehen, wie vorher in l. 11. §. 9. gesagt wird: qui interrogatus responderit, sic tenetur, quasi ex contractu obligatus, pro quo pulsabitur, dum ab adversario interrogatur, indem auch hier kein Contractsverhältniss in der That Statt findet, sondern blos in Folge der Lüge angenommen wird.. Wenn aber der Sohn, der sich der Erbschaft enthaten, auf geschehenes Befragen, geschwiegen hat, so ist ihm zu helfen, weil der Prätor den, der sich der Erbschaft enthalten, nicht als Erben behandelt. 1Der Einreden, welche, wenn Klagen wider die Beklagten erhoben worden, vorgeschützt werden, kann sich auch derjenige bedienen, der aus seiner Antwort belangt wird, z. B. des vertragsmässigen Uebereinkommens, der entschiedenen Sache und aller anderen.

13Idem li­bro se­cun­do ad Plau­tium. Con­fes­sio­ni­bus fal­sis re­spon­den­tes ita ob­li­gan­tur, si eius no­mi­ne, de quo quis in­ter­ro­ga­tus sit, cum ali­quo sit ac­tio, quia quae cum alio ac­tio es­set, si do­mi­nus es­set, in nos­met con­fes­sio­ne nos­tra con­fe­ri­mus. et si eum, qui in po­tes­ta­te pa­tris es­set, re­spon­dis­sem fi­lium meum es­se, ita me ob­li­ga­ri, si ae­tas eius pa­te­re­tur, ut fi­lius meus es­se pos­sit, quia fal­sae con­fes­sio­nes na­tu­ra­li­bus con­ve­ni­re de­be­rent. prop­ter quae fiat, ut pa­tris fa­mi­lias no­mi­ne re­spon­den­do non ob­li­ger. 1Eum, qui pa­trem fa­mi­lias suum es­se re­spon­de­rit ser­vum, non te­ne­ri noxa­li ac­tio­ne: ac ne, si bo­na fi­de li­ber ho­mo mi­hi ser­viat, me­cum noxa­li iu­di­cio agi pot­est et, si ac­tum fue­rit, ma­ne­bit in­te­gra ac­tio cum ip­so qui ad­mi­sit.

13Idem lib. II. ad Plaut. Wer bei der Antwort ein falsches Geständniss ablegt, haftet unter der Voraussetzung, dass wegen desjenigen Gegenstandes, worüber er befragt worden ist, überhaupt für Jemand eine Klage gegen irgend Einen Statt findet, weil wir die Klage, welche, wenn jener sonst das Eigenthumsrecht hat, wider einen Andern Statt finden würde, durch unser Geständniss wider uns selbst begründen. Wenn ich daher denjenigen, der sich in väterlicher Gewalt befindet, antwortend als meinen Sohn anerkenne, so verpflichte ich mich nur dann, wenn sein Alter die Möglichkeit zulässt, dass er mein Sohn sei, weil ein falsches Geständniss [wenigstens] den natürlichen Bedingungen entsprechen muss; wornach ich, wenn ich wegen eines Familienvaters antworte, nicht verpflichtet werde. 1Wer einen Familienvater in der Antwort für seinen Sclaven ausgibt, haftet durch die Noxalklage nicht; ebensowenig kann, wenn mir ein freier Mensch im guten Glauben als Sclav dient, die Noxalklage wider mich erhoben werden, und sie bleibt, auch wenn sie angestellt worden ist, dennoch wider den Thäter bei vollen Kräften.

14Ia­vo­le­nus li­bro no­no ex Cas­sio. Si is, cu­ius no­mi­ne no­xae iu­di­cium ac­cep­tum est, ma­nen­te iu­di­cio li­ber iu­di­ca­tus est, reus ab­sol­vi de­bet, nec quic­quam in­ter­ro­ga­tio in iu­re fac­ta prod­erit, quia eius per­so­nae, cu­ius no­mi­ne quis cum alio ac­tio­nem ha­bet, ob­li­ga­tio­nem trans­fer­re pot­est in eum, qui in iu­re suum es­se con­fi­te­tur, vel­ut alie­num ser­vum suum es­se con­fi­ten­do: li­be­ri au­tem ho­mi­nis no­mi­ne quia cum alio ac­tio non est, ne per in­ter­ro­ga­tio­nem qui­dem aut con­fes­sio­nem trans­fer­ri pot­erit. quo ca­su eve­niet, ut non rec­te ho­mi­nis li­be­ri no­mi­ne ac­tum sit cum eo qui con­fes­sus est. 1In to­tum au­tem con­fes­sio­nes ita ra­tae sunt, si id, quod in con­fes­sio­nem venit, et ius et na­tu­ram re­ci­pe­re pot­est.

14Javolen. lib. IX. ex Cassio. Wenn derjenige, dessen wegen Einlassung auf eine Noxalklage erfolgt ist, im Laufe des Verfahrens77S. Glück XI. p. 269. n. 68. als Freier anerkannt worden ist, so muss der Beklagte freigesprochen werden, und es hilft die vor Gericht geschehene Befragung nichts, indem sie die Verbindlichkeit derjenigen Person, deren wegen Jemand eine Klage wider einen Dritten hat, nicht auf den übertragen kann, der vor Gericht geständig ist, dass jene Person ihm gehöre, z. B. gesteht, dass ein fremder Sclav der seinige sei, die eines freien Menschen aber, weil dann wider einen Dritten keine Klage zuständig ist, nicht einmal durch die Frage oder das Geständniss übertragen werden kann. In diesem Fall ist also die wider den Geständigen, wegen eines freien Menschen erhobene Klage unzulässig. 1Ueberhaupt ist das Geständniss nur dann von Wirksamkeit, wenn dessen Inhalt den natürlichen und rechtlichen Verhältnissen angemessen ist.

15Pom­po­nius li­bro oc­ta­vo de­ci­mo ad Sa­binum. Si an­te ad­itam he­redi­ta­tem ser­vum he­redi­ta­rium meum es­se re­spon­deam, te­neor, quia do­mi­ni lo­co ha­be­tur he­redi­tas. 1Mor­tuo ser­vo, quem in iu­re in­ter­ro­ga­tus suum es­se con­fes­sus sit, non te­ne­tur is qui re­spon­dit, quem­ad­mo­dum, si pro­prius eius fuis­set, post mor­tem eius non te­ne­re­tur.

15Pompon. lib. XVIII. ad Sabin. Wenn ich vor geschehenem Erbschaftsantritt, einen Erbschaftssclaven antwortend für den meinigen ausgebe, so hafte ich, weil die Erbschaft des Herrn Stelle vertritt. 1Wenn der Sclav gestorben, den Jemand vor Gericht befragt für den seinigen ausgegeben hat, so haftet der Antworter ebensowenig, wie er, wenn es sein eigener gewesen, nach dessen Tode haften würde.

16Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo sep­ti­mo ad edic­tum. Si ser­vus ab hos­ti­bus cap­tus sit, de quo quis in iu­re in­ter­ro­ga­tus re­spon­de­rit in sua po­tes­ta­te es­se, quam­vis iu­ra post­li­mi­nio­rum pos­sint ef­fi­ce­re du­bi­ta­re nos, at­ta­men11Die Großausgabe liest ad­ta­men statt at­ta­men. non pu­to lo­cum es­se noxa­li ac­tio­ni, quia non est in nos­tra po­tes­ta­te. 1Quam­quam au­tem pla­cet et­iam eum te­ne­ri, qui alie­num ser­vum suum fas­sus es­set, at­ta­men22Die Großausgabe liest ad­ta­men statt at­ta­men. rec­tis­si­me pla­cuit eum de­mum te­ne­ri, qui suum po­tuit ha­be­re, ce­te­rum, si do­mi­nium quae­re­re non po­tuit, non te­ne­ri.

16Ulp. lib. XXXVII. ad Ed. Wenn ein Sclav in feindliche Gefangenschaft gerathen ist, dessen wegen Jemand vor Gericht befragt die Antwort gegeben hat, dass er sich in seiner Gewalt befinde, so kann, meiner Meinung nach, selbst wenn das Heimkehrrecht uns zweifelhaft machen könnte, dennoch die Noxalklage nicht Statt haben, weil er sich nicht in unserer Gewalt befindet. 1Wiewohl nun auch derjenige haften muss, der einen fremden Sclaven für den seinigen ausgegeben hat, so hat man doch mit vollem Rechte angenommen, dass [in diesem Fall] nur derjenige hafte, der ihn in seiner Gewalt haben konnte; denn wenn er das Eigenthum nicht hat erwerben können, so haftet er nicht.

17Idem li­bro tri­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Si ser­vus non sit unius, sed plu­rium et om­nes men­ti­ti sunt eum in sua po­tes­ta­te non es­se vel qui­dam ex il­lis, aut do­lo fe­ce­runt quo mi­nus sit in po­tes­ta­te, unus­quis­que il­lo­rum te­ne­bi­tur in so­li­dum, quem­ad­mo­dum te­ne­ren­tur, si ha­be­rent in po­tes­ta­te: is ve­ro, qui ni­hil do­lo fe­ce­rit quo mi­nus in po­tes­ta­te ha­be­ret, vel non ne­ga­vit, non te­ne­bi­tur.

17Idem lib. XXXVIII. ad Ed. Wenn ein Sclav nicht einem, sondern Mehreren gehört, und Alle geleugnet haben, dass er sich in ihrer Gewalt befinde, oder einige von ihnen, oder arglistiger Weise ihn aus ihrer Gewalt geschafft haben, so haftet jeder von ihnen auf das Ganze, wie sie haften würden, wenn sie ihn in ihrer Gewalt hätten. Derjenige aber, der nicht arglistig gehandelt, ihn aus seiner Gewalt zu schaffen, oder es nicht in Abrede gewesen ist, haftet nicht.

18Iu­lia­nus li­bro quar­to ad Ur­seium Fe­ro­cem. Qui ex par­te di­mi­dia he­res erat cum ab­sen­tem co­he­redem suum de­fen­de­re vel­let, ut sa­tis­da­tio­nis onus evi­ta­re pos­sit, re­spon­dit se so­lum he­redem es­se et con­dem­na­tus est: quae­re­bat ac­tor, cum ip­se sol­ven­do non es­set, an re­scis­so su­pe­rio­re iu­di­cio in eum, qui re ve­ra he­res erat, ac­tio da­ri de­be­ret. Pro­cu­lus re­spon­dit re­scis­so iu­di­cio pos­se agi, id­que est ve­rum.

18Ad Dig. 11,1,18Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 118, Note 6.Julian. lib. IV. ad Urseium Ferocem. Jemand, der Erbe zur Halbscheid war, gab, indem er seinen abwesenden Miterben vertreten wollte, um der Last der Bürgschaft überhoben zu sein, [auf geschehenes Befragen] die Antwort, er sei allein Erbe, und ward verurtheilt; der Kläger fragte nun an, ob, da jener zahlungsunfähig war, nach geschehener Beendigung des ersteren Verfahrens, wider den wirklichen Erben eine Klage ertheilt werden müsse? — Proculus gab dahin sein Gutachten, dass nach Beendigung des Verfahrens Klage erhoben werden könne; und dies ist richtig.

19Pa­pi­nia­nus li­bro oc­ta­vo quaes­tio­num. Si fi­lius, cum pro pa­tre suo age­ret, ta­ceat in­ter­ro­ga­tus, om­nia per­in­de ob­ser­van­da erunt, ac si non es­set in­ter­ro­ga­tus.

19Papin. lib. VIII. Quaest. Wenn ein Sohn, während er für seinen Vater gerichtlich auftrat, eine ihm vorgelegte Frage unbeantwortet gelassen hat, so ist Alles nachher so zu betrachten, wie wenn er nicht befrag worden wäre.

20Pau­lus li­bro se­cun­do quaes­tio­num. Qui ser­vum alie­num re­spon­de­rit suum es­se, si noxa­li iu­di­cio con­ven­tus sit, do­mi­num li­be­rat: ali­ter at­que si quis con­fes­sus sit se oc­ci­dis­se ser­vum quem alius oc­ci­dit, vel si quis re­spon­de­rit se he­redem: nam his ca­si­bus non li­be­ra­tur qui fe­cit vel qui he­res est. nec haec in­ter se con­tra­ria sunt: nam su­pe­rio­re ca­su ex per­so­na ser­vi duo te­nen­tur, sic­ut in ser­vo com­mu­ni di­ci­mus, ubi al­te­ro con­ven­to al­ter quo­que li­be­ra­tur: at is qui con­fi­te­tur se oc­ci­dis­se vel vul­ne­ras­se suo no­mi­ne te­ne­tur, nec de­bet im­pu­ni­tum es­se de­lic­tum eius qui fe­cit prop­ter eum qui re­spon­dit: ni­si qua­si de­fen­sor eius qui ad­mi­sit vel he­redis li­tem sub­iit hoc ge­ne­re: tunc enim in fac­tum ex­cep­tio­ne da­ta sum­mo­ven­dus est ac­tor, quia il­le neg­otio­rum ges­to­rum vel man­da­ti ac­tio­ne re­cep­tu­rus est quod prae­sti­tit: idem est in eo, qui man­da­tu he­redis he­redem se es­se re­spon­dit vel cum eum alias de­fen­de­re vel­let. 1In iu­re in­ter­ro­ga­tus, an fun­dum pos­si­deat, quae­ro an re­spon­de­re co­gen­dus sit et quo­ta ex par­te fun­dum pos­si­deat. re­spon­di: Ia­vo­le­nus scri­bit pos­ses­so­rem fun­di co­gi de­be­re re­spon­de­re, quo­ta ex par­te fun­dum pos­si­deat, ut si mi­no­re ex par­te pos­si­de­re se di­cat, in aliam par­tem, quae non de­fen­de­re­tur, in pos­ses­sio­nem ac­tor mit­ta­tur. 2Idem et si dam­ni in­fec­ti ca­vea­mus: nam et hic re­spon­de­re de­bet, quo­ta ex par­te eius sit prae­dium, ut ad eam par­tem sti­pu­la­tio­nem ac­com­mo­de­mus: poe­na au­tem non re­pro­mit­ten­tis haec est, ut in pos­ses­sio­nem ea­mus, et id­eo eo per­ti­net sci­re an pos­si­deat.

20Paul. lib. II. Quaest. Wenn Jemand, der antwortend einen fremden Sclaven für den seinigen ausgegeben hat, mit einer Noxalklage belangt worden ist, so befreiet er dadurch den Herrn; das Gegentheil findet Statt, wenn Jemand bekannt hat, einen fremden Sclaven getödtet zu haben, den ein Anderer getödtet, oder wenn er sich für [Jemandes] Erben ausgegeben hat, denn in diesen Fällen wird der Thäter oder der Erbe nicht befreiet. Dies steht auch mit einander in keinem Widerstreit; denn im ersten Fall haften zwei Personen Namens des Sclaven, sowie wir dies vom Mehreren gemeinschaftlich gehörigen Sclaven sagen, wo wenn der Eine belangt worden, der Andere auch befreit wird; derjenige aber, der der Tödtung oder Verwundung geständig ist, haftet im eigenen Namen, und [auf der andern Seite] darf das Verbrechen des wahren Thäters nicht wegen des Antworters ungestraft bleiben, er müsste denn etwa als Vertreter des Thäters oder dessen Erben sich auf die Klage in dieser Art88In hoc genere = hoc modo, s. Glück XI. p. 279. n. 86. eingelassen haben; alsdann muss der Kläger mit einer Einrede auf das Geschehene abgewiesen werden, weil jener das, was er [für den letztern] geleistet hat, durch die Geschäftsführungs- oder Auftragsklage wieder erlangen kann. Derselbe Fall findet rücksichtlich dessen Statt, der in Auftrag des Erben selbst Erbe zu sein angegeben, oder ihn sonst hat vertheidigen wollen. 1Kann Jemand, der vor Gericht befragt worden ist, ob er ein Landgut besitze, zur Antwort genöthigt werden, und zum wievielsten Theile er es besitze? Ich habe geantwortet: Javolen schreibt: der Besitzer des Landguts müsse zur Antwort genöthigt werden, zum wievielsten Theile er das Landgut besitze, damit der Kläger, wenn jener aussage, dass er einen geringern Antheil besitze, in den Besitz des andern Theils, der nicht vertheidigt wird, eingesetzt werde. 2Desgleichen, wenn wir Sicherheitsstellung wegen drohenden Schadens verlangen99Caveamus = caveri postulemus. Glosse.; auch hier muss [der Befragte] Antwort geben, zum wievielsten Theile ihm das [betreffende] Grundstück gehört, um dem Antheile gemäss die Stipulation einzurichten. Die Strafe dessen, der das Versprechen nicht leistet, ist die, dass wir in den Besitz eingesetzt werden, und darum gehört es dazu, zu wissen, ob er besitze.

21Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Ubi­cum­que iu­di­cem ae­qui­tas mo­ve­rit, ae­que opor­te­re fie­ri in­ter­ro­ga­tio­nem du­bium non est.

21Ulp. lib. XXII. ad Ed. Ueberall, wo1010Ubicunque, s. Glück XI. p. 251. n. 27. der Richter es der Billigkeit entsprechend erachtet, unterliegt es keinem Zwweifel, dass gleichfalls eine Befragung Statt finden müsse.

22Scae­vo­la li­bro quar­to di­ges­to­rum. Pro­cu­ra­to­re Cae­sa­ris ob de­bi­tum fis­ca­le in­ter­ro­gan­te unus ex fi­liis, qui nec bo­no­rum pos­ses­sio­nem ac­ce­pe­rat nec he­res erat, re­spon­dit se he­redem es­se: an qua­si in­ter­ro­ga­to­ria cre­di­to­ri­bus ce­te­ris te­n­ea­tur? re­spon­dit ab his, qui in iu­re non in­ter­ro­gas­sent, ex re­spon­so suo con­ve­ni­ri non pos­se.

22Scaevola lib. IV. Dig. Auf Befragen des kaiserlichen Procurators wegen einer fiscalischen Anforderung, antwortete einer von [des Erblassers] Söhnen, der weder den Nachlassbesitz empfangen hatte, noch Erbe war, dass er Erbe sei; haftet er hier, durch eine analoge1111Quasi interrogatoria, s. Glück XI. p. 256 sq. Frageklage, auch den übrigen Gläubigern? Die Antwort ging dahin: von denen, die ihn vor Gericht nicht befragt hätten, könne er aus seiner Antwort nicht belangt werden.