Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I4,
De constitutionibus principum
Liber primus
IV.

De constitutionibus principum

(Von den Constitutionen der Kaiser.)

1Ul­pia­nus li­bro pri­mo in­sti­tu­tio­num. Quod prin­ci­pi pla­cuit, le­gis ha­bet vi­go­rem: ut­po­te cum le­ge re­gia, quae de im­pe­rio eius la­ta est, po­pu­lus ei et in eum om­ne suum im­pe­rium et po­tes­ta­tem con­fe­rat. 1Quod­cum­que igi­tur im­pe­ra­tor per epis­tu­lam et sub­scrip­tio­nem sta­tuit vel co­gnos­cens de­cre­vit vel de pla­no in­ter­lo­cu­tus est vel edic­to prae­ce­pit, le­gem es­se con­stat. haec sunt quas vul­go11Die Großausgabe liest vol­go statt vul­go. con­sti­tu­tio­nes ap­pel­la­mus. 2Pla­ne ex his quae­dam sunt per­so­na­les nec ad ex­em­plum tra­hun­tur: nam quae prin­ceps ali­cui ob me­ri­ta in­dul­sit vel si quam poe­nam ir­ro­ga­vit vel si cui si­ne ex­em­plo sub­ve­nit, per­so­nam non egre­di­tur.

1Ulp. lib. I. Instit. Was der Kaiser befiehlt, hat Gesetzeskraft, indem das Volk durch das Königliche Gesetz, welches über dessen Macht gegeben worden ist, seine ganze Macht und Gewalt demselben und an denselben übertragen hat. 1Was also nun der Kaiser durch einen Brief und eine Unterschrift bestimmt, oder erkennend beschliesst, oder im allgemeinen ausspricht, oder durch ein Edict vorschreibt, ist Gesetz; alles dies begreift man gewöhnlich unter dem Namen der Constitutionen. 2Allerdings haben einige von diesen nur persönliche Beziehungen, und dann keine allgemeine Anwendung; denn was der Kaiser Jemandem wegen einer besondern Ursach erlassen, oder wenn er Jemandem eine [ausserordentliche] Strafe auferlegt hat, oder zu Hülfe gekommen ist, ohne dass dies Regel sein soll, so beschränkt sich dies nur auf die Person.

2Ul­pia­nus fi­dei­com­mis­so­rum li­bro quar­to. In re­bus no­vis con­sti­tuen­dis evi­dens es­se uti­li­tas de­bet, ut re­ce­da­tur ab eo iu­re, quod diu ae­quum vi­sum est.

2Ulp. lib. IV. Fideicss. Bei der Erlassung neuer Bestimmungen muss ein in die Augen springender Nutzen vorhanden sein, um von demjenigen Rechte abzuweichen, was lange passend geschienen hat.

3Ia­vo­le­nus epis­tu­la­rum li­bro ter­tio de­ci­mo. Be­ne­fi­cium im­pe­ra­to­ris, quod a di­vi­na sci­li­cet eius in­dul­gen­tia pro­fi­cis­ci­tur, quam ple­nis­si­me in­ter­pre­ta­ri de­be­mus.

3Javolen. Epistol. lib. XIII. Gnadenertheilungen des Kaisers, welche von seiner huldreichen Nachsicht ausgehen, muss man in deren vollkommenster Ausdehnung verstehen.

4Mo­des­ti­nus li­bro se­cun­do ex­cu­sa­tio­num. Αἱ μεταγενέστεραι διατάξεις ἰσχυρότεραι τῶν πρὸ αὐτῶν εἰσιν.

4Modestin. lib. II. Excusat. Die spätern Verordnungen gehen den frühern vor.