Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I14,
De officio praetorum
Liber primus
XIV.

De officio praetorum

(Von der Amtspflicht der Prätoren.)

1Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo sex­to ad Sa­binum. Apud fi­lium fa­mi­lias prae­to­rem pot­est pa­ter eius ma­nu­mit­te­re.

1Ulp. lib. XXVI. ad Sabin. Vor einem Familiensohn, der Prätor ist, kann dessen Vater [Sclaven] freilassen.

2Pau­lus li­bro quar­to ad Sa­binum. Sed et­iam ip­sum apud se em­an­ci­pa­ri vel in ad­op­tio­nem da­ri pla­cet.

2Paul. lib. IV. ad Sabin. Aber er kann sich auch bei sich selbst aus der Gewalt entlassen, oder in Annahme an Kindes Statt geben lassen.

3Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo oc­ta­vo ad Sa­binum. Bar­ba­rius Phi­lip­pus cum ser­vus fu­gi­ti­vus es­set, Ro­mae prae­tu­ram pe­tiit et prae­tor de­sig­na­tus est. sed ni­hil ei ser­vi­tu­tem ob­ste­tis­se ait Pom­po­nius, qua­si prae­tor non fue­rit: at­quin ve­rum est prae­tu­ra eum func­tum. et ta­men vi­dea­mus: si ser­vus quam­diu la­tuit, dig­ni­ta­te prae­to­ria func­tus sit, quid di­ce­mus? quae edi­xit, quae de­cre­vit, nul­lius fo­re mo­men­ti? an fo­re prop­ter uti­li­ta­tem eo­rum, qui apud eum ege­runt vel le­ge vel quo alio iu­re? et ve­rum pu­to ni­hil eo­rum re­pro­ba­ri: hoc enim hu­ma­nius est: cum et­iam po­tuit po­pu­lus Ro­ma­nus ser­vo de­cer­ne­re hanc po­tes­ta­tem, sed et si scis­set ser­vum es­se, li­be­rum ef­fe­cis­set. quod ius mul­to ma­gis in im­pe­ra­to­re ob­ser­van­dum est.

3Ulp. lib. XXXVIII. ad Sabin. Ein Sclav, Barbarius Philippus, der flüchtig geworden war, bewarb sich in Rom um die Prätur, und wurde zum Prätor bestimmt; hier, sagt Pomponius, steht ihm sein Sclavenverhältniss nicht entgegen, als wäre er nicht Prätor gewesen11Dies ist die ebenso wörtliche als richtige Uebersetzung; es will dies soviel sagen, dass trotz des Umstandes, dass er Sclav sei, er dennoch als Prätor angesehen werden müsse. Man sehe zur Erklärung Cujacii Obs. XVIII. 33. und die Marginalnote bei Russardus.. Nun ist und bleibt es zwar wahr, dass er die Prätur bekleidet habe; wenn aber ein Sclav, so lange er sich nicht entdeckte, die prätorische Würde bekleidet hat, wie soll es da gehalten werden? Soll das, was er öffentlich bekannt gemacht und beschlossen hat, ungültig sein, oder zum Besten derjenigen, welche vor ihm rechtliche Verhandlungen oder ausserordentliche [Streitsachen] gepflogen haben, Gültigkeit haben? — Ich halte für richtiger, dass nichts von allem umgestossen werde. Denn dies ist der Billigkeit angemessener, indem ja das Römische Volk [, wenn es gewollt hätte,] auch einem Sclaven diese Gewalt hätte zugestehen können, wenn es aber gewusst hätte, dass derselbe ein Sclave sei, ihn zum Freien gemacht haben würde. Diese Befugniss ist um so mehr rücksichtlich des Kaisers zu beobachten.

4Idem li­bro pri­mo de om­ni­bus tri­bu­na­li­bus. Prae­tor ne­que tu­to­rem ne­que spe­cia­lem iu­di­cem ip­se se da­re pot­est.

4Id. lib. I. de omnib. Tribunal. Zum Vormund kann sich der Prätor so wenig, als zum Richter für einen besondern Fall bestellen.