Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Neuntes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. IX3,
De his, qui effuderint vel deiecerint
Liber nonus
III.

De his, qui effuderint vel deiecerint

(Von denen, die [Etwas aus dem Hause auf die Strasse] gegossen oder geworfen haben.)

1Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Prae­tor ait de his, qui de­ie­ce­rint vel ef­fu­de­rint: ‘Un­de in eum lo­cum, quo vol­go iter fiet vel in quo con­sis­te­tur, de­iec­tum vel ef­fu­sum quid erit, quan­tum ex ea re dam­num da­tum fac­tum­ve erit, in eum, qui ibi ha­bi­ta­ve­rit, in du­plum iu­di­cium da­bo. si eo ic­tu ho­mo li­ber per­is­se di­ce­tur, quin­qua­gin­ta au­reo­rum iu­di­cium da­bo. si vi­vet no­ci­tum­que ei es­se di­ce­tur, quan­tum ob eam rem ae­quum iu­di­ci vi­de­bi­tur eum cum quo age­tur con­dem­na­ri, tan­ti iu­di­cium da­bo. si ser­vus in­scien­te do­mi­no fe­cis­se di­ce­tur, in iu­di­cio ad­iciam: aut no­xam de­de­re.’ 1Sum­ma cum uti­li­ta­te id prae­to­rem edi­xis­se ne­mo est qui ne­get: pu­bli­ce enim uti­le est si­ne me­tu et pe­ri­cu­lo per iti­ne­ra com­mea­ri. 2Par­vi au­tem in­ter­es­se de­bet, utrum pu­bli­cus lo­cus sit an ve­ro pri­va­tus, dum­mo­do per eum vol­go iter fiat, quia iter fa­cien­ti­bus pro­spi­ci­tur, non pu­bli­cis viis stu­de­tur: sem­per enim ea lo­ca, per quae vol­go iter so­let fie­ri, ean­dem se­cu­ri­ta­tem de­bent ha­be­re. ce­te­rum si ali­quan­do vul­gus in il­la via non com­mea­bat et tunc de­iec­tum quid vel ef­fu­sum, cum ad­huc se­cre­ta lo­ca es­sent, mo­do coe­pit com­mea­ri, non de­bet hoc edic­to te­ne­ri. 3Quod, cum sus­pen­de­re­tur, de­ci­dit, ma­gis de­iec­tum vi­de­ri, sed et quod sus­pen­sum de­ci­dit, pro de­iec­to ha­be­ri ma­gis est. pro­in­de et si quid pen­dens ef­fu­sum sit, quam­vis ne­mo hoc ef­fu­de­rit, edic­tum ta­men lo­cum ha­be­re di­cen­dum est. 4Haec in fac­tum ac­tio in eum da­tur, qui in­ha­bi­tat, cum quid de­ice­re­tur vel ef­fun­de­re­tur, non in do­mi­num ae­dium: cul­pa enim pe­nes eum est. nec ad­ici­tur cul­pae men­tio vel in­fi­tia­tio­nis, ut in du­plum de­tur ac­tio, quam­vis dam­ni in­iu­riae utrum­que ex­iget. 5Sed cum ho­mo li­ber per­iit, dam­ni aes­ti­ma­tio non fit in du­plum, quia in ho­mi­ne li­be­ro nul­la cor­po­ris aes­ti­ma­tio fie­ri pot­est, sed quin­qua­gin­ta au­reo­rum con­dem­na­tio fit. 6Haec au­tem ver­ba ‘si vi­vet no­ci­tum­que ei es­se di­ce­tur’ non per­ti­nent ad dam­na, quae in rem ho­mi­nis li­be­ri fac­ta sunt, si for­te ves­ti­men­ta eius vel quid aliud scis­sum cor­rup­tum­ve est, sed ad ea, quae in cor­pus eius ad­mit­tun­tur. 7Si fi­lius fa­mi­lias ce­na­cu­lum con­duc­tum ha­buit et in­de de­iec­tum vel ef­fu­sum quid sit, de pe­cu­lio in pa­trem non da­tur, quia non ex con­trac­tu venit: in ip­sum ita­que fi­lium haec ac­tio com­pe­tit. 8Cum ser­vus ha­bi­ta­tor est, utrum noxa­lis ac­tio dan­da sit, quia non est ex neg­otio ges­to? an de pe­cu­lio, quia non ex de­lic­to ser­vi venit? ne­que enim rec­te ser­vi di­ci­tur no­xa, cum ser­vus ni­hil no­cue­rit. sed ego pu­to im­pu­ni­tum ser­vum es­se non opor­te­re, sed ex­tra or­di­nem of­fi­cio iu­di­cis cor­ri­gen­dum. 9Ha­bi­ta­re au­tem di­ci­mus vel in suo vel in con­duc­to vel gra­tui­to. hos­pes pla­ne non te­ne­bi­tur, quia non ibi ha­bi­tat, sed tan­tis­per hos­pi­ta­tur, sed is te­ne­tur, qui hos­pi­tium de­de­rit: mul­tum au­tem in­ter­est in­ter ha­bi­ta­to­rem et hos­pi­tem, quan­tum in­ter­est in­ter do­mi­ci­lium ha­ben­tem et per­egri­nan­tem. 10Si plu­res in eo­dem ce­na­cu­lo ha­bi­tent, un­de de­iec­tum est, in quem­vis haec ac­tio da­bi­tur,

1Ulp. lib. XXIII. ad Ed. Der Prätor spricht von denen, die [Etwas aus dem Hause auf die Strasse] gegossen oder geworfen haben, folgendermaassen: Wider denjenigen, welcher in dem Hause wohnt, aus welchem auf einen Ort, wo eine gewöhnliche Strasse entlang geht, oder wo Leute zu stehen pflegen, Etwas geworfen oder gegossen worden ist, werde ich eine Klage auf den doppelten Betrag des dadurch angerichteten und entstandenen Schadens ertheilen. Ist durch eine daher entstandene Verletzung ein freier Mensch umgekommen, so werde ich Klage auf 50 Goldstücke ertheilen; wenn er aber am Leben geblieben und [nur] beschädigt worden ist, so ertheile ich Klage auf so hoch, als dem Richter dieserhalb billig scheinen wird, den Beklagten zu verurtheilen. Hat ein Sclav es ohne Wissen seines Herrn gethan, so werde ich bei [Ertheilung] der Klage hinzusetzen: oder an Schädens Statt auszuliefern. 1Dass der Prätor dies so zum grössten [allgemeinen] Nutzen verfügt habe, wird Niemand in Abrede stellen; denn es ist zum allgemeinen Besten, dass man ohne Furcht und Gefahr über die Strassen gehen kann. 2Es ist auch einerlei, ob der Ort ein öffentlicher, oder ein Privatort ist, sobald über denselben nur die gewöhnliche Strasse führt, weil für die Vorübergehenden gesorgt wird, und man nicht [blos] für die öffentlichen Wege beflissen ist; denn diejenigen Stellen, über welche die gewöhnliche Strasse zu führen pflegt, müssen stets dieselbe Sicherheit darbieten. Wenn übrigens das Volk eine Zeitlang auf einer Strasse nicht hin- und wiedergegangen, und dann Etwas [aus einem Hause] geworfen oder gegossen worden ist, so lange keine Passage Statt fand, nachher aber der Durchgang durch jene Strasse wieder anfängt, so findet keine Verpflichtung aus diesem Edict Statt. 3Dasjenige, was, während es aufgehangen wird, herunterfällt, wird als herabgeworfen angesehen, aber auch was bereits aufgehangen ist und herabfällt, wird für herabgeworfen angenommen. Deshalb findet auch das Edict Anwendung, wenn Etwas, das aufgehangen worden, ausgegossen worden ist11Etwa durch einen Windstoss; man muss hier nämlich einen Fall denken, wo eine Flüssigkeit in einem Gefäss auf die Strasse hinausgehangen worden ist., selbst wenn es Niemand ausgegossen hat. 4Diese Klage auf das Geschehene kommt gegen denjenigen zur Anwendung, welcher in dem Hause wohnt, während Etwas herausgeworfen oder gegossen worden ist, nicht gegen den Eigenthümer des Gebäudes; denn die Schuld ist auf Seiten jenes. Es geschieht auch der Schuld oder des Leugnens keiner Erwähnung [in dem Edict], so dass die Klage [nur in diesen Fällen] auf das Doppelte gehe, wiewohl die Klage wegen widerrechtlichen Schadens beides berücksichtigt. 5Ist ein freier Mensch umgekommen, so findet keine Schadensschätzung auf das Doppelte Statt, weil an einem Freien keine Schätzung des Körpers geschehen kann, sondern es findet Verurtheilung zu 50 Goldstücken Statt. 6Die Worte: wenn er am Leben geblieben und [nur] beschädigt worden ist, beziehen sich nicht auf den der Sache eines Freien zugefügten Schaden, z. B. wenn ihm Kleider oder etwas Anderes zerrissen oder verdorben worden ist, sondern auf das, was seinen Körper selbst verletzt. 7Wenn ein Familiensohn ein Stockwerk gemiethet hat, und aus demselben Etwas herausgeworfen oder gegossen worden ist, so findet in Beziehung auf das Sondergut wider den Vater keine Klage Statt, weil ihr keine Contractsverbindlichkeit zum Grunde liegt; die Klage geht vielmehr gegen den Sohn selbst. 8Ist der Bewohner ein Sclav, so fragt es sich, ob die Noxalklage zu ertheilen sei, weil die Verbindlichkeit nicht aus der Geschäftsführung, oder die wegen des Sonderguts, weil keine solche aus einem Verbrechen desselben vorhanden ist? Denn von einer Noxa des Sclaven kann nicht füglich die Rede sein, wenn er keinen Schaden gestiftet hat. Nach meinem Dafürhalten darf aber der Sclav nicht ungestraft davonkommen, sondern er muss von Richter Amtswegen mit einer ausserordentlichen Ahndung belegt werden. 9Wohnen kann Jemand in seinem eignen, einem gemietheten oder ihm umsonst dazu überlassenen Hause. Ein Gast haftet aber nicht, weil er nicht daselbst wohnt, sondern nur auf einige Zeit da einkehrt; aber derjenige, welcher ihn als Gast eingenommen hat, haftet dafür. Zwischen dem Bewohner und dem Gast ist aber ein ebenso grosser Unterschied, wie zwischen dem, der seinen festen Wohnsitz wo hat, und einem Reisenden. 10Wenn Mehrere in demselben Stockwerk wohnen, woraus Etwas geworfen worden ist, so findet diese Klage gegen jeden Statt;

2Gaius li­bro sex­to ad edic­tum pro­vin­cia­le. cum sa­ne im­pos­si­bi­le est sci­re, quis de­ie­cis­set vel ef­fu­dis­set,

2Gaj. lib. VI. ad Ed. prov. indem es unmöglich ist, zu wissen, wer herausgeworfen, oder herausgegossen habe;

3Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo ter­tio ad edic­tum. et qui­dem in so­li­dum: sed si cum uno fue­rit ac­tum, ce­te­ri li­be­ra­bun­tur

3Ulp. lib. XXIII. ad Ed. und zwar auf das Ganze. Wenn aber wider den eine Klage erhoben worden ist, so werden die übrigen

4Pau­lus li­bro no­no de­ci­mo ad edic­tum. per­cep­tio­ne, non li­tis con­tes­ta­tio­ne, prae­sta­tu­ri par­tem dam­ni so­cie­ta­tis iu­di­cio vel uti­li ac­tio­ne ei qui sol­vit.

4Paul. lib. XIX. ad Ed. durch Erstattung des Schadens, nicht aber durch die Einlassung auf die Klage befreiet, wiewohl dieselben dem, welcher Uahlung geleistet hat, ihren Antheil am Schadensersatz durch die Gesellschaftsklage oder eine analoge Klage vergüten müssen.

5Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Si ve­ro plu­res di­vi­so in­ter se ce­na­cu­lo ha­bi­tent, ac­tio in eum so­lum da­tur, qui in­ha­bi­ta­bat eam par­tem, un­de ef­fu­sum est. 1Si quis gra­tui­tas ha­bi­ta­tio­nes de­de­rit li­ber­tis et clien­ti­bus vel suis vel uxo­ris, ip­sum eo­rum no­mi­ne te­ne­ri Tre­ba­tius ait: quod ve­rum est. idem erit di­cen­dum et si quis ami­cis suis mo­di­ca hos­pi­tio­la dis­tri­bue­rit. nam et si quis ce­na­cu­la­riam ex­er­cens ip­se ma­xi­mam par­tem ce­na­cu­li ha­beat, so­lus te­ne­bi­tur: sed si quis ce­na­cu­la­riam ex­er­cens mo­di­cum si­bi hos­pi­tium re­ti­nue­rit, re­si­duum lo­ca­ve­rit plu­ri­bus, om­nes te­ne­bun­tur qua­si in hoc ce­na­cu­lo ha­bi­tan­tes, un­de de­iec­tum ef­fu­sum­ve est. 2In­ter­dum ta­men, quod si­ne cap­tio­ne ac­to­ris fiat, opor­te­bit prae­to­rem ae­qui­ta­te mo­tum in eum po­tius da­re ac­tio­nem, ex cu­ius cu­bicu­lo vel exe­dra de­iec­tum est, li­cet plu­res in eo­dem ce­na­cu­lo ha­bi­tent: quod si ex me­dia­no ce­na­cu­li quid de­iec­tum sit, ve­rius est om­nes te­ne­ri. 3Si hor­rea­rius ali­quid de­ie­ce­rit vel ef­fu­de­rit aut con­duc­tor apo­the­cae vel qui in hoc dum­ta­xat con­duc­tum lo­cum ha­be­bat, ut ibi opus fa­ciat vel do­ceat, in fac­tum ac­tio­ni lo­cus est, et­iam si quis ope­ran­tium de­ie­ce­rit vel ef­fu­de­rit vel si quis dis­cen­tium. 4Cum au­tem le­gis Aqui­liae ac­tio­ne prop­ter hoc quis con­dem­na­tus est, me­ri­to ei, qui ob hoc, quod hos­pes vel quis alius de ce­na­cu­lo de­ie­cit, in fac­tum dan­dam es­se La­beo di­cit ad­ver­sus de­iec­to­rem, quod ve­rum est. pla­ne si lo­ca­ve­rat de­iec­to­ri, et­iam ex lo­ca­to ha­be­bit ac­tio­nem. 5Haec au­tem ac­tio, quae com­pe­tit de ef­fu­sis et de­iec­tis, per­pe­tua est et he­redi com­pe­tit, in he­redem ve­ro non da­tur. quae au­tem de eo com­pe­tit, quod li­ber per­is­se di­ce­tur, in­tra an­num dum­ta­xat com­pe­tit, ne­que in he­redem da­tur ne­que he­redi si­mi­li­bus­que per­so­nis: nam est poe­na­lis et po­pu­la­ris: dum­mo­do scia­mus ex plu­ri­bus de­si­de­ran­ti­bus hanc ac­tio­nem ei po­tis­si­mum da­ri de­be­re cu­ius in­ter­est vel qui ad­fi­ni­ta­te co­gna­tio­ne­ve de­func­tum con­tin­gat. sed si li­be­ro no­ci­tum sit, ip­si per­pe­tua erit ac­tio: sed si alius ve­lit ex­per­i­ri, an­nua erit haec ac­tio, nec enim he­redi­bus iu­re he­redi­ta­rio com­pe­tit, quip­pe quod in cor­po­re li­be­ro dam­ni da­tur, iu­re he­redi­ta­rio trans­ire ad suc­ces­so­res non de­bet, qua­si non sit dam­num pe­cu­nia­rium, nam ex bo­no et ae­quo ori­tur. 6Prae­tor ait: ‘Ne quis in sug­grun­da pro­tec­to­ve su­pra eum lo­cum, quo11Die Großausgabe liest qua statt quo. vol­go iter fiet in­ve quo con­sis­te­tur, id po­si­tum ha­beat, cu­ius ca­sus no­ce­re cui pos­sit. qui ad­ver­sus ea fe­ce­rit, in eum so­li­do­rum de­cem in fac­tum iu­di­cium da­bo. si ser­vus in­scien­te do­mi­no fe­cis­se di­ce­tur, aut no­xae de­di iu­be­bo.’ 7Hoc edic­tum su­pe­rio­ris por­tio est: con­se­quens et­enim fuit prae­to­rem et­iam in hunc ca­sum pro­spi­ce­re, ut, si quid in his par­ti­bus ae­dium pe­ri­cu­lo­se po­si­tum es­set, non no­ce­ret. 8Ait prae­tor: ‘ne quis in sug­grun­da pro­tec­to­ve.’ haec ver­ba ‘ne quis’ ad om­nes per­ti­nent vel in­qui­li­nos vel do­mi­nos ae­dium, si­ve in­ha­bi­tent si­ve non, ha­bent ta­men ali­quid ex­po­si­tum his lo­cis. 9‘Su­pra eum lo­cum, qua vol­go iter fie­ret in­ve quo con­sis­te­tur, id po­si­tum ha­beat.’ ac­ci­pe­re de­be­mus po­si­tum si­ve in ha­bi­ta­tio­nis vel ce­na­cu­li, si­ve et­iam in hor­rei vel cu­ius al­te­rius ae­di­fi­cii. 10Po­si­tum ha­be­re et­iam is rec­te vi­de­tur, qui ip­se qui­dem non po­suit, ve­rum ab alio po­si­tum pa­ti­tur: qua­re si ser­vus po­sue­rit, do­mi­nus au­tem po­si­tum pa­tia­tur, non noxa­li iu­di­cio do­mi­nus, sed suo no­mi­ne te­ne­bi­tur. 11Prae­tor ait ‘cu­ius ca­sus no­ce­re pos­set’. ex his ver­bis ma­ni­fes­ta­tur non om­ne quid­quid po­si­tum est, sed quid­quid sic po­si­tum est, ut no­ce­re pos­sit, hoc so­lum pro­spi­ce­re prae­to­rem, ne pos­sit no­ce­re: nec spec­ta­mus ut no­ceat, sed om­ni­no si no­ce­re pos­sit, edic­to lo­cus sit. co­er­ce­tur au­tem, qui po­si­tum ha­buit, si­ve no­cuit id quod po­si­tum erat si­ve non no­cuit. 12Si id quod po­si­tum erat de­ci­de­rit et no­cue­rit, in eum com­pe­tit ac­tio qui po­suit, non in eum qui ha­bi­ta­ve­rit, qua­si haec ac­tio non suf­fi­ciat, quia po­si­tum ha­buis­se non uti­que vi­de­tur qui po­suit, ni­si vel do­mi­nus fuit ae­dium vel in­ha­bi­ta­tor. nam et cum pic­tor in per­gu­la cli­peum vel ta­bu­lam ex­po­si­tam ha­buis­set ea­que ex­ci­dis­set et trans­eun­ti dam­ni quid de­dis­set, Ser­vius re­spon­dit ad ex­em­plum hu­ius ac­tio­nis da­ri opor­te­re ac­tio­nem: hanc enim non com­pe­te­re pa­lam es­se, quia ne­que in sug­grun­da ne­que in pro­tec­to ta­bu­la fue­rat po­si­ta. idem ser­van­dum re­spon­dit et si am­pho­ra ex re­ti­cu­lo sus­pen­sa de­ci­dis­set et dam­ni de­dis­set, quia et le­gi­ti­ma et ho­no­ra­ria ac­tio de­fi­cit. 13Is­ta au­tem ac­tio po­pu­la­ris est et he­redi si­mi­li­bus­que com­pe­tit, in he­redes au­tem non com­pe­tit, quia poe­na­lis est.

5Ulp. lib. XXIII. ad Ed. Wenn Mehrere ein unter sich getheiltes Stockwerk bewohnen, so findet die Klage gegen den allein Statt, welcher denjenigen Theil bewohnt, aus dem Etwas herausgegossen worden ist. 1Wer seinen oder seiner Gattin Freigelassenen und Clienten unentgeldliche Wohnungen eingeräumt hat, der, sagt Trebatius, haftet selbst für sie; dies ist richtig. Dasselbe ist der Fall, wenn Jemand seinen Freunden kleine Zimmer angewiesen hat. Denn es haftet auch derjenige allein, welcher aus dem Vermiethen von Zimmern ein Gewerbe macht, selbst aber den grössten Theil des Stockwerkes inne hat; ebenso jeder für seine Fremdenzimmer22Hier folgen in unserm Text die Worte: sed si quis coenaculi ipse solus aeque tenebitur. Diese sind nach allgemeiner Uebereinstimmung der Codd. (s. not. 28. zu dieser Stelle in der Göttinger Ausgabe des Corp. Jur.) falsch. Da sie nur eine Wiederholung etwas schon Gesagten ohne Sinn enthalten, so habe ich sie ausgelassen.. Wenn aber Jemand Zimmer zu vermiethen pflegt, und sich selbst nur eine kleine Wohnung vorbehalten, alles Uebrige aber an Mehrere vermiethet hat, so haften Alle, als Bewohner des Stockwerkes, woraus Etwas geworfen oder gegossen worden ist. 2Zuweilen muss jedoch der Prätor aus dem Grunde der Billigkeit, dafern es nur ohne Gefährdung des Klägers geschieht, gegen den allein die Klage zulassen, aus dessen Schlafzimmer oder Saal Etwas geworfen worden ist, wenn auch Mehrere in demselben Stockwerk wohnen; ist aber Etwas aus der Mitte eines Stockwerkes geworfen worden, so ist es richtiger, dass Alle haften. 3Wenn der Miether einer Scheuer Etwas aus derselben geworfen oder gegossen hat, oder der Miether einer Niederlage, oder derjenige, wer einen Raum blos zu dem Zweck gemiethet hat, um daselbst eine Werkstätte anzulegen, oder um zu unterrichten, so findet eine Klage auf das Geschehene Statt, wenn auch einer von den Arbeitern oder den Lernenden Etwas herausgeworfen oder gegossen hat. 4Wer dieserhalb, dass ein Gast oder ein Anderer Etwas aus dem Stockwerk herabgeworfen hat, durch die Klage aus dem Aquilischen Gesetz verurtheilt worden ist, dem wird, sagt Labeo, mit Recht gegen den Thäter eine Klage auf das Geschehene gegeben; dies ist richtig. Hatte er an denselben vermiethet, so steht ihm ohnehin die Klage aus der Vermiethung zu. 5Die Klage wegen des Herausgeworfenen und Herausgegossenen ist immerwährend, und geht auch auf den Erben über; gegen den Erben aber findet sie nicht Statt. Die Klage wegen Tödtung eines Freien dauert nur ein Jahr, findet aber weder gegen den Erben Statt, noch geht sie auf den Erben und ähnliche Personen [als solche] über, denn sie ist eine Straf- und Volksklage, wobei nur zu bemerken ist, dass, wenn Mehrere dieselbe verlangen, sie vorzugsweise dem gegeben werden müsse, der dabei betheiligt ist, oder mit dem Verstorbenen in Verwandschafts- oder Schwägerschaftsverhältniss steht. Ist ein Freier beschädigt worden, so ist für ihn selbst die Klage immerwährend; will sie ein Anderer austellen, so dauert dieselbe für ihn nur ein Jahr; denn den Erben steht sie in Folge des Erbrechtes nicht zu, weil der dem Körper eines Freien zugefügte Schaden nicht auf die Nachfolger vermöge Erbrechts übergehen darf, indem derselbe gleichsam kein zu Geld anzuschlagender Schaden ist, denn [die Schätzung desselben] entspringt aus einem billigen Ermessen. 6Der Prätor sagt: Es soll Niemand auf einem Regen- oder Wetterdach über einen Ort, wo eine gewöhnliche Strasse geht, oder Leute zu stehen pflegen, Etwas aufstellen, dessen Herabfall Jemandem Schaden zufügen kann. Wer dawider handelt, gegen den werde ich eine Klage auf das Geschehene auf Höhe von 10 Goldstücken ertheilen, oder, wenn es ein Sclav ohne Wissen seines Herrn gethan hat, befehlen, denselben an Schädens Statt auszuliefern. 7Dieses Edict ist ein Theil des vorherigen; denn es war folgerichtig, dass der Prätor auch für den Fall Sorge trage, dass, was in diesen Theilen der Gebäude gefährlicher Weise hingesetzt worden, keinen Schaden verursache. 8Der Prätor sagt: dass Niemand auf einem Regen- oder Wetterdach; die Worte: dass Niemand, beziehen sich auf einen Jeden, auf Miethsleute, wie auf die Eigenthümer der Gebäude, sie mögen darin wohnen oder nicht, sobald sie nur Etwas an dergleichen Stellen hingestellt haben. 9Ueber diejenige Stelle, wo die gewöhnliche Strasse geht, oder wo Leute zu stehen pflegen, Etwas hingestellt hat; das Wort hingestellt muss von irgend einem Orte der Wohnung, oder des Stockwerkes, oder der Scheuer, oder irgend eines andern Gebäudes verstanden werden. 10Etwas hingestellt zu haben wird auch von demjenigen mit Recht angenommen, der es zwar selbst nicht hingestellt, aber, dass es von einem Andern hingestellt worden, gelitten hat. Wenn es daher ein Sclav hingestellt, der Herr aber es hat stehen lassen, so haftet der Herr nicht durch die Noxalklage, sondern wegen seiner eigenen Handlung. 11Der Prätor sagt: dessen Herabfall Schaden anrichten kann; aus diesen Worten erhellt, dass der Prätor nicht für Alles, was hingestellt worden, sondern blos für dasjenige, was so hingestellt worden ist, dass es Schaden anrichten kann, Sorge trage, dass dies nicht geschehe; und es wird nicht so lange gewartet, bis der Schade geschehen ist, sondern das Edict kommt sogleich zur Anwendung, wenn nur die Möglichkeit des Schadens vorhanden ist. Bestraft wird aber derjenige, welcher Etwas hingestellt gehabt hat, es möge dasselbe bereits Schaden gestiftet haben, oder nicht. 12Wenn dasjenige, was hingestellt worden war, herabgefallen ist, und Schaden angerichtet hat, so findet Klage wider denjenigen Statt, welcher es hingestellt hat, und nicht wider denjenigen, welcher [in dem Stockwerk] wohnt, weil wider denselben diese Klage nicht anwendbar ist, indem nicht durchaus derjenige, welcher Etwas hingestellt hat, so angesehen werden kann, als habe er es hingestellt gehabt, ausser wenn er Eigenthümer oder Bewohner des Hauses gewesen ist33Diese schwierige und bestrittene Stelle habe ich ganz wörtlich wiedergegeben. Wer dieselbe (die verschiedenen Erläuterungsversuche s. bei Glück X. p. 403. ssq.) auch so, wie sie übersetzt ist, besonders, wenn man fortwährend l. 1. §. 9. und l. 5. §. 4. dieses Titels vor Augen hat, cum grano salis versteht, wird zwar in der Sache selbst nichts Auffallendes finden, indessen möge hier noch folgende kurze Erläuterung stehen. Die im obigen Fall Statt findende Klage (welche zu verstehen sei s. bei Glück a. a. O. — actio de posito vel suspenso utilis —) geht nur wider denjenigen Thäter, welcher zugleich Eigenthümer oder Bewohner des Hauses ist, von dem etwas Aufgehangenes oder Hingestelltes herabgefallen ist, und nicht gegen den Eigenthümer oder Bewohner, sobald er nicht zugleich der Thäter ist. Dies ist, in die Kürze gezogen, der Sinn obiger Stelle. Denn gegen den Thäter, der nicht zugleich Eigenthümer oder Bewohner des Hauses ist, kann zwar auch Klage erhoben werden, aber eine andere, als die im obigen Fall gemeinte, nämlich die actio ex lege Aquil. utilis, und der Unterschied liegt darin, dass nicht diese, sondern nur die ebengenannte eine actio poenalis und popularis ist.. Es muss aber auch, lehrt Servius, wenn ein Maler in einem offenen Laden ein Schildgemälde oder Bild ausgestellt gehabt, und dieses herausgefallen ist, und einem Vorübergehenden Schaden zugefügt hat, nach Art dieser Klage, eine Klage ertheilt werden; denn dass jene [direct] nicht Statt finden könne, ist klar, indem das Bild weder auf einem Regen-, noch einem Wetterdach ausgestellt war. Dasselbe, sagt er, sei zu beobachten, wenn ein Gefäss aus einem Netze gefallen ist, worin es aufgehangen gewesen, und Schaden angerichtet hat, weil die gesetzmässige und prätorische Klage nicht Statt hat. 13Jene Klage ist aber eine Volksklage, und geht [nach der Einleitung des Verfahrens]44Dieser Zusatz nach Glück X. 401. auf den Erben und ähnliche Personen über; gegen die Erben aber nicht, weil sie eine Strafklage ist.

6Pau­lus li­bro no­no de­ci­mo ad edic­tum. Hoc edic­tum non tan­tum ad ci­vi­ta­tes et vi­cos, sed et ad vias, per quas vol­go iter fit, per­ti­net. 1La­beo ait lo­cum ha­be­re hoc edic­tum, si in­ter­diu de­iec­tum sit, non noc­te: sed qui­bus­dam lo­cis et noc­te iter fit. 2Ha­bi­ta­tor suam suo­rum­que cul­pam prae­sta­re de­bet. 3Si de na­ve de­iec­tum sit, da­bi­tur ac­tio uti­lis in eum qui na­vi prae­po­si­tus sit.

6Paul. lib. XIX. ad Ed. Dieses Edict bezieht sich nicht blos auf Städte und Dörfer, sondern auch auf Landstrassen, über welche gewöhnlich Passage Statt findet. 1Labeo sagt, es habe dieses Interdict nur Statt, wenn Etwas bei Tage herabgeworfen worden ist, und nicht, wenn bei Nacht; allein an manchen Orten ist auch bei Nacht Passage. 2Der Bewohner muss seine und der Seinigen Schuld vertreten. 3Ist Etwas von einem Schiffe herabgeworfen worden, so findet wider den Vorsteher des Schiffes eine analoge Klage Statt.

7Gaius li­bro sex­to ad edic­tum pro­vin­cia­le. Cum li­be­ri ho­mi­nis cor­pus ex eo, quod de­iec­tum ef­fu­sum­ve quid erit, lae­sum fue­rit, iu­dex com­pu­tat mer­ce­des me­di­cis prae­sti­tas ce­te­ra­que im­pen­dia, quae in cu­ra­tio­ne fac­ta sunt, prae­ter­ea ope­ra­rum, qui­bus ca­ruit aut ca­ri­tu­rus est ob id, quod in­uti­lis fac­tus est. ci­ca­tri­cium au­tem aut de­for­mi­ta­tis nul­la fit aes­ti­ma­tio, quia li­be­rum cor­pus nul­lam re­ci­pit aes­ti­ma­tio­nem.

7Gaj. lib. VI. ad Ed. prov. Wenn der Körper eines freien Menschen durch Etwas, was herausgeworfen oder gegossen worden, verletzt worden ist, so berechnet der Richter das verlegte Arztlohn und die übrigen auf die Heilung verwendeten Kosten, und überdies noch die Arbeit, welche jener nicht hat verrichten können, oder künftighin darum, dass er untüchtig dazu gemacht worden, nicht mehr wird verrichten können. Eine Schätzung der Wunden oder Entstellungen findet nicht Statt, weil der Körper eines freien Menschen keiner Schätzung unterliegt.