Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Siebentes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. VII3,
Quando dies usus fructus legati cedat
Liber septimus
III.

Quando dies usus fructus legati cedat

(Wenn eher der Anfangspunct eines vermachten Niessbrauchs eintritt.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Sa­binum. Quam­quam usus fruc­tus ex fruen­do con­sis­tat, id est fac­to ali­quo eius qui frui­tur et uti­tur, ta­men se­mel ce­dit dies: ali­ter at­que si cui in men­ses vel in dies vel in an­nos sin­gu­los quid le­ge­tur: tunc enim per dies sin­gu­los vel men­ses vel an­nos dies le­ga­ti ce­dit. un­de quae­ri pot­est, si usus fruc­tus cui per dies sin­gu­los le­ge­tur vel in an­nos sin­gu­los, an se­mel ce­dat: et pu­to non ce­de­re si­mul, sed per tem­po­ra ad­iec­ta, ut plu­ra le­ga­ta sint: et ita li­bro quar­to di­ges­to­rum Mar­cel­lus pro­bat in eo, cui al­ter­nis die­bus usus fruc­tus le­ga­tus est. 1Et id­eo si is fruc­tus le­ga­tus sit, qui cot­ti­die per­ci­pi non pot­est, non erit in­uti­le le­ga­tum, sed dies ha­be­bunt le­ga­tum, qui­bus frui pot­est. 2Dies au­tem usus fruc­tus, item usus non prius ce­det quam he­redi­tas ad­ea­tur: tunc enim con­sti­tui­tur usus fruc­tus, cum quis iam frui pot­est. hac ra­tio­ne et si ser­vo he­redi­ta­rio usus fruc­tus le­ge­tur, Iu­lia­nus scri­bit, quam­vis ce­te­ra le­ga­ta he­redi­ta­ti ad­quiran­tur, in usu fruc­tu ta­men per­so­nam do­mi­ni ex­spec­ta­ri, qui uti et frui pos­sit. 3Item si ex die usus fruc­tus le­ge­tur, dies eius non­dum ce­det, ni­si cum dies venit: pos­se enim usum fruc­tum ex die le­ga­ri et in diem con­stat. 4Non so­lum au­tem usus fruc­tus an­te ad­itam he­redi­ta­tem dies non ce­dit, sed nec ac­tio de usu fruc­tu: idem­que et si ex die fue­rit le­ga­tus usus fruc­tus: de­ni­que Scae­vo­la ait agen­tem an­te diem usus fruc­tus ni­hil fa­ce­re, quam­vis alias qui an­te diem agit, ma­le agit.

1Ulp. lib. XVII. ad Sabin. Wenn gleich der Niessbrauch im Genuss besteht, d. h. in einer Handlung dessen, der nutzen und gebrauchen soll, so tritt doch der Anfangspunct [nur] einmal ein; anders ist es, wenn Jemandem etwas auf einzelne Monate, Tage oder Jahre vermacht worden ist, dann tritt der Anfangspunct je nach den einzelnen Tagen, Monaten oder Jahren ein. Daher kann man fragen, ob, wenn der Niessbrauch Jemandem für einzelne Tage oder Jahre vermacht worden ist, der Anfangspunct nur einmal eintrete? Ich glaube, dass er nicht zugleich [für alle], eintrete, sondern für jeden bestimmten Zeitraum [ein besonderer], so dass [also eigentlich] mehrere Vermächtnisse vorhanden sind. So erklärt sich auch Marcell im vierten Buche seiner Digesten in Betreff dessen, dem der Niessbrauch einen Tag um den andern vermacht worden ist. 1Wenn daher solche Nutzungen vermacht worden sind, die nicht alle Tage gewonnen werden können, so wird das Vermächtniss nicht ungültig, sondern dasselbe erstreckt sich auf diejenigen Tage, an denen die Nutzung gezogen werden kann. 2Der Anfangspunct eines [vermachten] Niessbrauchs, sowie des Gebrauchs, tritt aber nicht eher ein, als bis die Erbschaft angetreten ist; denn der Niessbrauch wird dann wirksam, wenn Jemand [da ist, der] den Nutzen ziehen kann. Aus diesem Grunde, schreibt Julian, wird auch, wenn einem Erbschaftssclaven der Niessbrauch vermacht worden, der Niessbrauch erst von der Person des [künftigen] Herrn abhängig, und ob er des Niessbrauchs fähig sei, obschon andere Vermächtnisse für die Erbschaft erworben werden. 3Ebenso tritt, wenn der Niessbrauch von einem bestimmten Zeitpunct an vermacht wird, der Anfangspunct nicht eher ein, als bis jener erschienen ist; dass der Niessbrauch von einem bestimmten Tage an, und bis zu einem bestimmten Tage vermacht werden könne, ist bekannt. 4Vor dem Erbantritt hebt aber nicht nur der Anfangspunct des Niessbrauchs nicht an, sondern auch nicht die Klage wegen des Niessbrauchs; ebenso, wenn der Niessbrauch von einem bestimmten Zeitpunct an vermacht worden ist. Auch sagt Scävola, wer vor dem Zeitpunct des Eintritts des Niessbrauchs Klage erhebt, klagt [nur] vergeblich11Eigentlich: begeht eine nichtige Handlung, s. Glück IX. p. 196. n. 64., wenn schon sonst derjenige, welcher vor der Zeit klagt, straffällig wird.