Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Fünftes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. V4,
Si pars hereditatis petatur
Liber quintus
IV.

Si pars hereditatis petatur

(Wenn ein Theil der Erbschaft gefordert wird.)

1Ul­pia­nus li­bro quin­to ad edic­tum. Post ac­tio­nem, quam pro­pos­uit prae­tor ei qui ad se so­lum he­redi­ta­tem per­ti­ne­re con­ten­dit, con­se­quens fuit et ei pro­po­ne­re qui par­tem he­redi­ta­tis pe­tit. 1Qui he­redi­ta­tem vel par­tem he­redi­ta­tis pe­tit, is non ex eo me­ti­tur quod pos­ses­sor oc­cu­pa­vit, sed ex suo iu­re: et id­eo si­ve ex as­se he­res sit, to­tam he­redi­ta­tem vin­di­ca­bit, li­cet tu unam rem pos­si­deas, si­ve ex par­te, par­tem, li­cet tu to­tam he­redi­ta­tem pos­si­deas. 2Quin im­mo si duo pos­si­deant he­redi­ta­tem et duo sint, qui ad se par­tes per­ti­ne­re di­cant, non sin­gu­li a sin­gu­lis pe­te­re con­ten­ti es­se de­bent, pu­ta Pri­mus a Pri­mo vel Se­cun­dus a Se­cun­do, sed am­bo a Pri­mo et am­bo a Se­cun­do: ne­que enim al­ter Pri­mi, al­ter Se­cun­di par­tem pos­si­det, sed am­bo utrius­que pro he­rede. et si pos­ses­sor et pe­ti­tor pos­si­deant he­redi­ta­tem, cum unus­quis­que eo­rum par­tem di­mi­diam he­redi­ta­tis si­bi ad­se­rat, in­vi­cem pe­te­re de­be­bunt, ut par­tes re­rum con­se­quan­tur: aut si con­tro­ver­siam si­bi non fa­ciunt he­redi­ta­tis, fa­mi­liae her­cis­cun­dae ex­per­i­ri eos opor­te­bit. 3Si ego ex par­te me di­cam he­redem, co­he­res au­tem meus pos­si­deat he­redi­ta­tem cum ex­tra­neo, cum non plus co­he­res ha­be­ret sua par­te, utrum a so­lo ex­tra­neo an ve­ro et a co­he­rede de­be­rem pe­te­re he­redi­ta­tem, quae­ri­tur. et Pe­ga­sus fer­tur ex­is­ti­mas­se a so­lo ex­tra­neo me pe­te­re de­be­re eum­que re­sti­tu­tu­rum quid­quid pos­si­det, et for­tas­sis hoc of­fi­cio iu­di­cis de­beat fie­ri: ce­te­rum ra­tio fa­cit, ut a duo­bus pe­tam he­redi­ta­tem, hoc est et a co­he­rede meo, et il­le quo­que di­ri­gat ac­tio­nem ad­ver­sus ex­te­rum pos­ses­so­rem: sed Pe­ga­si sen­ten­tia uti­lior est. 4Item si, cum me ex par­te di­mi­dia he­redem di­ce­rem, trien­tem he­redi­ta­tis pos­si­de­rem, de­in­de re­si­duum sex­tan­tem ve­lim per­se­qui, qua­li­ter agam vi­dea­mus. et La­beo scri­bit uti­que par­tem di­mi­diam me pe­te­re de­be­re a sin­gu­lis: sic fie­ri ut a sin­gu­lis sex­tan­tem con­se­quar, et ha­be­bo bes­sem: quod ve­rum pu­to: sed ip­se te­ne­bor ad re­sti­tu­tio­nem sex­tan­tis ex trien­te quem pos­si­de­bam. et id­eo of­fi­cio iu­di­cis in­vi­cem com­pen­sa­tio erit ad­mit­ten­da eius quod pos­si­deo, si for­te co­he­redes sint a qui­bus he­redi­ta­tem pe­to. 5In­ter­dum prae­tor in­cer­tae par­tis he­redi­ta­tis pe­ti­tio­nem in­dul­get ido­neis cau­sis in­ter­ve­nien­ti­bus: ut pu­ta est de­func­ti fra­tris fi­lius, sunt et uxo­res de­func­to­rum fra­trum prae­gna­tes: quam par­tem fra­tris fi­lius he­redi­ta­tis vin­di­cet in­cer­tum est, quia quot edan­tur fra­trum de­func­ti fi­lii in­cer­tum est. ae­quis­si­mum igi­tur est in­cer­tae par­tis vin­di­ca­tio­nem ei con­ce­di. non au­den­ter ita­que di­ce­tur, ubi­cum­que me­ri­to quis in­cer­tus est quam par­tem vin­di­cet, de­be­re ei in­cer­tae par­tis vin­di­ca­tio­nem con­ce­di.

1Ulp. lib. V. ad Ed. Nach derjenigen Klage welche der Prätor dem darbot, der behauptet, dass eine Erbschaft ihm allein gehöre, war es folgerecht, auch dem eine solche zu gewähren, der einen Theil der Erbschaft verlangt. 1Wer eine Erbschaft oder einen Theil derselben verlangt, der nimmt nicht darauf Rücksicht, was der Besitzer inne hat, sondern [nur] auf sein Recht, und daher kann er, wenn er Gesammterbe ist, die ganze Erbschaft [wider dich] in Anspruch nehmen, auch wenn du nur eine einzige Erbschaftssache besitzest; wenn er Theilerbe ist, seinen Theil, auch wenn du die ganze Erbschaft besitzest. 2Ja es braucht sich sogar, wenn zwei eine Erbschaft besitzen, und zwei Andere behaupten, dass jedem von ihnen die Hälfte [davon] gebühre, nicht jeder Einzelne an einen Einzelnen zu halten, zu begnügen, z. B. der Erste an den Ersten, und der Zweite an den Zweiten, sondern [es können sich] beide an den Ersten, oder beide an den Zweiten [halten]; denn es besitzt nicht der Eine die Hälfte des Ersten, und der Andere die des Zweiten, sondern Beide die Beider als Erben. Besitzen aber der Besitzer und der Kläger die Erbschaft, während jeder von ihnen die Hälfte derselben in Anspruch nimmt, so müssen sie gegenseitig klagen, um die Antheile an den [verschiedenen ] Sachen zu erlangen, oder wenn sie sich die Erbschaft selbst nicht streitig machen, die Erbtheilungsklage anstellen. 3Wenn ich Erbe zum Theil zu sein behaupte, mein Miterbe aber die Erbschaft zusammen mit einem Fremden besitzt, so fragt es sich, ob ich, wenn der Miterbe nicht mehr als seinen Theil besitzt, gegen den Fremden allein, oder auch gegen den Miterben die Erbschaftsklage erheben muss? Pegasus soll der Ansicht gewesen sein, ich müsste den Fremden allein verklagen, und dieser müsse herausgeben, was er besitze, und es dürfte hierfür sogar die Amtspflicht des Richters sorgen müssen. Uebrigens ergibt die Natur der Sache, dass ich die Erbschaftsklage [zwar] gegen Beide, das heisst auch gegen meinen Miterben anstellen, und dieser eine Klage dann gegen den fremden Besitzer richten kann; aber die Meinung des Pegasus ist vortheilhafter. 4Lass sehen, wie ich klagen muss, wenn ich Erbe zur Hälfte zu sein behaupte, und das Drittheil der Erbschaft besitze, und das noch fehlende Sechstheil erlangen will. Labeo schreibt, ich müsse die Hälfte durchaus von den einzelnen [Miterben] fordern, und so werde es geschehen, dass ich von jedem einzelnen ein Sechstheil erlange, und also zwei Drittheile bekomme. Dies halte ich für richtig; ich selbst aber werde wieder zur Herausgabe eines Sechstheils vom Drittheil gehalten, das ich besass, und daher muss, nach der Amtspflicht des Richters, eine Gegenrechnung dessen Statt finden, was ich besitze, wenn diejenigen, gegen welche ich die Erbschaftsklage angestellt habe, etwa Miterben sind. 5Zuweilen lässt der Prätor aus geeigneten eintretenden Ursachen eine Klage auf einen unbestimmten Theil der Erbschaft zu; so z. B. ist es unbestimmt, wenn ein Bruderssohn des Erblassers und schwangere Frauen von verstorbenen Brüdern vorhanden sind, welchen Theil der Erbschaft der Bruderssohn fordern kann, weil es unbestimmt ist, wie viel Kinder der [verstorbenen] Brüder geboren werden. Es ist also billig, jenem die Forderung eines unbestimmten Theiles nachzulassen. Man kann daher nicht mit Unrecht behaupten, dass, wo Jemand ungewiss ist, einen wie grossen Theil er fordern solle, ihm die Forderung eines unbestimmten gestattet werden müsse.

2Gaius li­bro sex­to ad edic­tum pro­vin­cia­le. Si ex plu­ri­bus, ad quos ea­dem he­redi­tas per­ti­net, qui­dam ad­ie­rint, qui­dam ad­huc de­li­be­rent: eos qui ad­ie­rint, si pe­tant he­redi­ta­tem, non ma­io­rem par­tem pe­te­re de­be­re, quam ha­bi­tu­ri es­sent ce­te­ris ad­eun­ti­bus: nec eis prod­erit, si ce­te­ri non ad­ie­rint. non ad­eun­ti­bus au­tem ce­te­ris pot­erunt tunc par­tes eo­rum pe­te­re, si mo­do ad eos per­ti­ne­rent.

2Gaj. lib. VI. ad Ed. prov. Wenn von Mehreren, denen dieselbe Erbschaft zukommt, einige antreten, andere aber noch berathschlagen, so dürfen diejenigen, welche angetreten haben, auf keinen grössern Theil Klage erheben, als welchen sie haben würden, wenn die übrigen anträten; und es nützt ihnen nichts11Nämlich um der Strafe des Zuvielgeforderten zu entgehen. Glück B. VIII. p. 10. n. 19., wenn die übrigen [nachher auch] nicht angetreten haben. Wenn die übrigen aber gar nicht antreten, so können sie auch auf deren Antheile, dafern sie ihnen sonst zukommen, Klage erheben.

3Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. An­ti­qui li­be­ro ven­tri ita pro­spe­xe­runt, ut in tem­pus nas­cen­di om­nia ei iu­ra in­te­gra re­ser­va­rent: sic­ut ap­pa­ret in iu­re he­redi­ta­tium, in qui­bus qui post eum gra­dum sunt ad­gna­tio­nis, quo est id quod in ute­ro est, non ad­mit­tun­tur, dum in­cer­tum est, an nas­ci pos­sit. ubi au­tem eo­dem gra­du sunt ce­te­ri quo et ven­ter, tunc quae por­tio in sus­pen­so es­se de­beat, quae­sie­runt id­eo, quia non pot­erant sci­re, quot nas­ci pos­sunt: id­eo nam mul­ta de hu­ius­mo­di re tam va­ria et in­cre­di­bi­lia cre­dun­tur, ut fa­bu­lis ad­nu­me­ren­tur. nam tra­di­tum est et quat­tuor pa­ri­ter puel­las a ma­tre fa­mi­lias na­tas es­se: alio­quin tra­di­de­re non le­ves auc­to­res quin­quies qua­ter­nos eni­xam Pe­lo­po­nen­si, mul­tas Ae­gyp­ti uno ute­ro sep­te­nos. sed et tre­ge­mi­nos se­na­to­res cinc­tos vi­di­mus Ho­ra­tios. sed et Lae­lius scri­bit se vi­dis­se in Pa­la­tio mu­lie­rem li­be­ram, quae ab Ale­xan­dria per­duc­ta est, ut Ha­d­ria­no os­ten­de­re­tur, cum quin­que li­be­ris, ex qui­bus quat­tuor eo­dem tem­po­re eni­xa, in­quit, di­ce­ba­tur, quin­tum post diem qua­dra­gen­si­mum. quid est er­go? pru­den­tis­si­me iu­ris auc­to­res me­die­ta­tem quan­dam se­cu­ti sunt, ut quod fie­ri non ra­rum ad­mo­dum pot­est, in­tue­ren­tur, id est quia fie­ri pot­erat, ut tre­ge­mi­ni nas­ce­ren­tur, quar­tam par­tem su­per­sti­ti fi­lio ad­sig­na­ve­rint: τὸ γὰρ ἅπαξ ἢ δίς, ut ait Theo­phras­tus, παραβαίνουσιν οἱ νομοθέται. id­eo­que et si unum pa­ri­tu­ra sit, non ex par­te di­mi­dia, sed ex quar­ta in­ter­im he­res erit:

3Paul. lib. XVII. ad Plaut. Die Alten sorgten für eine freie Leibesfrucht auf die Art, dass sie ihr bis auf die Zeit der Geburt alle Rechte unverkürzt vorbehielten, sowie man es beim Erbschaftsrechte sehen kann, wo die Seitenverwandten fernern Grades als die Leibesfrucht nicht zugelassen werden, so lange es ungewiss ist, ob dieselbe geboren werden könne. Stehn aber die übrigen in gleichem Grade wie die Leibesfrucht, so hat man die Frage, ein wie grosser Theil ausgesetzt bleiben müsse, darum aufgeworfen, weil man nicht wissen konnte, wieviel geboren werden würden; denn über diesen Umstand wird soviel, so Mannigfaltiges und Unglaubliches geglaubt, dass man es zu den Fabeln zählen kann. Denn so erzählt man, es seien vier Mädchen auf einmal von einer Mutter geboren worden; auch berichten glaubwürdige Schriftsteller, dass eine Frau im Peloponnes fünfmal je vier Kinder, viele Weiber in Aegypten aber auf einmal sieben Kinder geboren haben. Wir haben ebenfalls drei Senatoren, die Drillingsbrüder waren, gesehen, die zum Kampf auszieheden22Cinctos, s. Brisson. und Ulr. Huber. Prael. ad h. t. §. 3. Horatier. Auch Lälius berichtet, dass er im kaiserlichen Pallast eine freie Frau gesehen habe, die von Alexandrien herbeigeführt worden, um dem Hadrian gezeigt zu werden, mit fünf Kindern; von denen sie vier zu gleicher Zeit, fünfte nach vierzig Tagen geboren haben sollte. Wie nun also? Die Rechtsgelehrten haben sehr klüglich gewissermaassen den Mittelweg befolgt, so dass sie darauf Rücksicht nehmen, was nicht gerade sehr selten geschehen kann, d. h. sie haben, weil es öfters geschieht, dass Drillinge geboren werden, dem überlebenden Sohn33In diesen beiden Fragmenten, die ursprünglich zusammengehangen haben mögen, ist der Fall vorausgesetzt, dass ein Sohn und dessen schwangere Mutter den Vater überleben. das Viertheil angewiesen; denn was einmal oder zweimal [nur] geschieht, übergehen, wie Theophilus sagt, die Gesetzgeber. Wenn die Mutter daher nachher auch nur ein Kind gebiert, so wird [jener doch] einstweilen nicht zur Hälfte, sondern zum Viertheil Erbe sein.

4Ul­pia­nus li­bro quin­to de­ci­mo ad edic­tum. et si pau­cio­res fue­rint na­ti, re­si­duum ei pro ra­ta ad­cres­ce­re, si plu­res quam tres, de­cres­ce­re de ea par­te ex qua he­res fac­tus est.

4Ulp. lib. IV. ad Ed. Werden weniger geboren, so wächst ihm der Ueberrest antheilsmässig zu; wenn aber mehr als drei, so geht von dem Theile, zu welchem er Erbe geworden, [das Verhältnissmässige] ab.

5Pau­lus li­bro sep­ti­mo de­ci­mo ad Plau­tium. Il­lud scien­dum est, si mu­lier prae­gnans non sit, ex­is­ti­me­tur au­tem prae­gnans es­se, in­ter­im fi­lium he­redem es­se ex as­se, quam­quam igno­ret se ex as­se he­redem es­se. 1Idem est in ex­tra­neo, si ex cer­ta por­tio­ne he­res in­sti­tu­tus sit, ex re­li­qua pos­tu­mi. quod si for­te ita in­sti­tu­tio fac­ta est: ‘quot­cum­que mi­hi na­ti erunt et Lu­cius Ti­tius pro vi­ri­li­bus por­tio­ni­bus he­redes mi­hi sun­to’, ha­be­bit hae­si­ta­tio­nem, num­quid ad­ire non pos­sit, at­que qui in tes­ta­men­to por­tio­nem suam ne­scit. sed uti­lius est pos­se eum ad­ire qui ne­scit por­tio­nem, si ce­te­ra, quae opor­tet eum sci­re, non igno­ret.

5Paul. lib. XVII. ad Plaut. Es ist zu merken, dass, wenn eine Frau nicht schwanger ist, aber dafür gehalten wird, der Sohn3, unterdessen Gesammterbe ist, wenn er auch nichts davon weiss, dass er Gesammterbe sei. 1Dasselbe gilt vom Fremden, wenn er auf einen bestimmten Theil zum Erben eingesetzt worden ist, und auf den übrigen die Nachkömmlinge. Ist vielleicht die Einsetzung mit den Worten geschehen: soviel Kinder mir geboren werden und Lucius Titius sollen zu Kopftheilen meine Erben sein, so kann die Frage entstehen, ob er nicht antreten könne, sowie derjenige, welcher den ihm im Testament [beschiedenen] Antheil nicht kennt. Es ist aber vortheilhafter für den, der seinen Antheil nicht kennt, antreten zu können, wenn ihm nur sonst das, was er wissen muss, nicht unbekannt ist.

6Ul­pia­nus li­bro sex­to opi­nio­num. So­ro­ri, quam co­he­redem fra­tri­bus quat­tuor in bo­nis ma­tris es­se pla­cuit, quin­ta por­tio pro por­tio­ni­bus quae ad eos per­ti­nuit ce­det, ita ut sin­gu­li in quar­ta, quam an­te­hac ha­be­re cre­de­ban­tur, non am­plius ei quin­tam con­fe­rant. 1Sump­tus, qui prop­ter one­ra to­tius he­redi­ta­tis ius­ti fiunt, ei, qui pa­tro­ni iu­re por­tio­nem evi­ce­rit, pro ra­ta com­pu­ten­tur.

6Ulp. lib. VI. Opin. Der Schwester, welche mit vier Brüdern44Welche nämlich die Erbschaft besitzen. Miterbin zum Vermögen der Mutter geworden ist, wird der fünfte Theil von jedem Antheile, der an jene fiel, zukommen, so dass jeder Einzelne auf das Viertheil [eingesetzte], welches er vorher zu haben angenommen ward, ihr [davon] nicht mehr als das Fünftheil abzutreten braucht. 1Die Kosten, welche auf die Lasten der ganzen Erbschaft rechtmässig verwendet worden sind, werden demjenigen, der auf den Grund des Rechts eines Freilassers seinen Antheil entwährt hat, verhältnissmässig angerechnet.

7Iu­lia­nus li­bro oc­ta­vo di­ges­to­rum. Non pos­su­mus con­se­qui per he­redi­ta­tis pe­ti­tio­nem id quod fa­mi­liae er­cis­cun­dae iu­di­cio con­se­qui­mur, ut a com­mu­nio­ne dis­ce­da­mus, cum ad of­fi­cium iu­di­cis ni­hil am­plius per­ti­neat, quam ut par­tem he­redi­ta­tis pro in­di­vi­so re­sti­tui mi­hi iu­beat.

7Julian. lib. VIII. Digest. Dasjenige, was wir mit der Erbtheilungsklage erlangen, die Auseinandersetzung der Gemeinschaft, können wir durch die Erbschaftsklage nicht erreichen, indem [bei dieser] zur Amtspflicht des Richters nichts weiter gehört, als dass er befiehlt, mir das [mir gebührende] Erbantheil ungetheilt herauszugeben.

8Idem li­bro qua­dra­gen­si­mo oc­ta­vo di­ges­to­rum. Per­mit­ten­dum erit pos­ses­so­ri he­redi­ta­tis par­tem qui­dem he­redi­ta­tis de­fen­de­re, par­te ve­ro ce­de­re, nec enim pro­hi­bet ali­quem to­tam he­redi­ta­tem pos­si­de­re et par­tem sci­re di­mi­diam ad se per­ti­ne­re, de al­te­ra par­te con­tro­ver­siam non fa­ce­re.

8Idem lib. XLVIII. Dig. Dem Besitzer einer Erbschaft muss gestattet werden, einen Theil der Erbschaft zu vertheidigen, und den andern abzutreten; denn es hindert Niemanden etwas, eine Erbschaft ganz zu besitzen, und zu wissen, dass ihm die Hälfte davon gebühre, wegen der andern aber keinen Streit zu erheben.

9Pau­lus li­bro ter­tio epi­to­ma­rum Al­fe­ni di­ges­to­rum. Cum mul­ti he­redes in­sti­tu­ti es­sent, ex his unus in Asia erat: eius pro­cu­ra­tor ven­di­tio­nem fe­cit et pe­cu­niam pro par­te eius abs­tu­le­rat: post­ea ap­pa­rue­rit eum qui in Asia erat ant­ea de­ces­sis­se in­sti­tu­to ex par­te di­mi­dia he­rede pro­cu­ra­to­re suo et ex par­te alio. quae­si­tum est, quem­ad­mo­dum pe­cu­nia ex he­redi­ta­te pe­ten­da es­set. re­spon­sum est ab eo, qui pro­cu­ra­tor eius fuis­set, to­tam he­redi­ta­tem, quia ex he­redi­ta­te ea pe­cu­nia fuis­set quae ad pro­cu­ra­to­rem ex ven­di­tio­ne per­ve­nis­set, pe­te­re eos opor­te­re: et ni­hi­lo mi­nus par­tem di­mi­diam he­redi­ta­tis a co­he­redi­bus eius. ita fo­re, si­ve om­nis ea pe­cu­nia pe­nes eum qui pro­cu­ra­tor fuis­set re­si­de­ret, ut om­nem per iu­di­cem ab eo­dem re­cu­pe­ra­rent, si­ve is par­tem di­mi­diam co­he­redi suo red­di­dis­set, ip­sum ex di­mi­dia par­te et ex di­mi­dia co­he­redes eius con­dem­na­rent.

9Paul. lib. III. Epitom. Alfeni Dig. Während mehrere Erben eingesetzt waren, befand sich einer derselben in Asien; sein Geschäftsbesorger schloss einen Vergleich ab, und nahm das Geld für dessen Antheil in Empfang; nachher ergab sich, dass der, welcher sich in Asien befand, vorher schon mit Einsetzung seines Geschäftsbesorgers zum Erben zur Hälfte und eines Andern zur andern Hälfte gestorben sei. Hier entstand die Frage, auf welche Weise das Erbgeld einzuklagen wäre? Es ward geantwortet, die [Miterben] müssten von dem Geschäftsbesorger das ganze Erbgeld verlangen, weil dasjenige Geld, was aus dem Verkauf an den Procurator gelangt sei, aus der Erbschaft gelöst wäre; nichts desto weniger aber [könnten sie auch] die Hälfte derselben von dessen Miterben [einfordern]55Coherede und coheredem; diese Lesart ist jedenfalls die allein richtige, denn der Plural, den unser Text mit der Florentine hat, gibt einen grossen Missverstand, weshalb ihn auch Brencmann verwirft. Wie man übrigens die letzte Hälfte des Satzes, wenn man mit der Göttinger C. J.-Ausgabe (auch der Simon v. Leeuwenschen) darin zwischen ejus und Ita fore die Interpunction weglässt, verstehen will, ist mir ein Räthsel.. Wenn nämlich bei dem gewesenen Geschäftsbesorger noch alles Geld vorhanden sei, so würden sie auch alles von ihm durch den Richter[lichen Ausspruch] erlangen; wenn er aber die Hälfte davon seinem Miterben gegeben hat, so würde er selbst zur Hälfte, und zur andern Hälfte der Miterbe verurtheilt werden66Condemnarent = condemnari facerent. Glosse, s. auch Brisson..

10Pa­pi­nia­nus li­bro sex­to quaes­tio­num. Cum he­redis ex par­te in­sti­tu­ti fi­lius, qui pa­trem suum igno­ra­bat vi­vo tes­ta­to­re de­ces­sis­se, par­tem he­redi­ta­tis no­mi­ne pa­tris ut ab­sen­tis ad­mi­nis­tra­ve­rit et pe­cu­nias dis­trac­tis re­bus ac­ce­pe­rit, he­redi­tas ab eo pe­ti non pot­est, quia ne­que pro he­rede ne­que pro pos­ses­so­re pre­tia pos­si­det, sed ut fi­lius pa­tris neg­otium cu­ra­vit. neg­otio­rum au­tem ges­to­rum ac­tio ce­te­ris co­he­redi­bus, ad quos por­tio de­func­ti per­ti­net, da­bi­tur. il­lud enim uti­que non est me­tuen­dum, ne et­iam pa­tris, a quo for­te ex­he­redatus est, te­n­ea­tur he­redi­bus, qua­si neg­otia he­redi­ta­ria ges­se­rit, cum id quod ad­mi­nis­tra­vit non fue­rit pa­ter­nae he­redi­ta­tis. nam et­si neg­otio­rum ges­to­rum ac­tio sit ei, cu­ius no­mi­ne per­cep­tum est: ei cu­ius no­mi­ne11Die Großausgabe fügt per­cep­tum est per­cep­tum alie­no no­mi­ne ein. re­sti­tui ae­quum est. sed in pro­pos­i­to ne­que pa­tris neg­otia fue­runt, qui es­se de­sie­rat, ne­que pa­ter­nae suc­ces­sio­nis, quae fue­runt al­te­rius he­redi­ta­tis. quod si fi­lius is­te pa­tri suo he­res ex­ti­tit et mo­vet con­tro­ver­siam, quod pa­ter eius, post­quam he­res ex­ti­tit, mor­tem ob­ie­rit, il­le trac­ta­tus in­cur­rit, an ip­se si­bi cau­sam pos­ses­sio­nis mu­ta­re vi­dea­tur. quon­iam ta­men qui neg­otia he­redi­ta­ria ges­sit et de­bi­tor es­se coe­pit, post­ea fa­ciens con­tro­ver­siam he­redi­ta­tis ut iu­ris pos­ses­sor con­ve­ni­tur, idem et­iam in hoc fi­lio re­spon­den­dum erit.

10Papinian. lib. VI. Quaest. Wenn der Sohn eines auf einen Theil eingesetzten Erben, der nicht wusste, dass sein Vater schon bei Lebzeiten des Testators gestorben sei, den Theil der Erbschaft im Namen seines Vaters als Abwesenden verwaltet, und Gelder aus verkauften Sachen eingenommen hat, so kann die Erbschaftsklage gegen ihn nicht angestellt werden, weil er den Erlös weder als Erbe noch als Besitzer besitzt, sondern als Sohn des Vaters Geschäft besorgt hat. Aber die Geschäftsführungsklage wird den übrigen Miterben, denen der Antheil des Verstorbenen gebührt, gegeben. Das ist jedoch keineswegs zu befürchten, dass er auch den Erben des Vaters, wenn dieser ihn etwa enterbt hat, gehalten werde, als habe er Erbschaftsgeschäfte geführt, indem dasjenige, was er verwaltet hat, nicht zur väterlichen Erbschaft gehörte. Denn wenn77Es ist eine bekannte Sache, dass der Text der Florentine, welchem der unsrige hier folgt, verdorben sei; ich folge daher dem Haloander und der Vulgata, s. auch die Göttinger C. J.-Ausgabe. auch demjenigen die Geschäftsführungsklage zusteht, in dessen Namen etwas eingenommen worden ist, so muss doch dasjenige, was in fremden Namen eingenommen worden, billiger Weise herausgegeben werden. Im vorliegenden Fall waren aber die Geschäfte, die zu einer andern Erbschaft gehörten, weder die des Vaters, der zu leben aufgehört hatte, noch des väterlichen Nachlasses. Wenn jener Sohn aber selbst Erbe seines Vaters wird, und Streit erhebt, weil sein Vater, nachdem er Erbe geworden, gestorben sei, so entsteht die Frage, ob er den Grund seines eigenen Besitzes zu verändern, angenommen werden könne? Weil aber derjenige, der erbschaftliche Geschäfte übernommen und Schuldner geworden ist, nachher, nachdem er Streit wegen der Erbschaft verursacht, wie der Besitzer eines Rechts belangt werden kann, so kann man auch dasselbe von dem Sohn in diesem Fall sagen.