Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 43 übersetzt von Sintenis
Dig. XLIII32,
De migrando
Liber quadragesimus tertius
XXXII.

De migrando

(Vom Ausziehen lassen.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Si is ho­mo, quo de agi­tur, non est ex his re­bus, de qui­bus in­ter te et ac­to­rem con­ve­nit, ut, quae in eam ha­bi­ta­tio­nem qua de agi­tur in­tro­duc­ta im­por­ta­ta ibi na­ta fac­ta­ve es­sent, ea pig­no­ri ti­bi pro mer­ce­de eius ha­bi­ta­tio­nis es­sent, si­ve ex his re­bus est et ea mer­ces ti­bi so­lu­ta eo­ve no­mi­ne sa­tis­fac­tum est aut per te stat, quo mi­nus sol­va­tur: ita, quo mi­nus ei, qui eum pig­no­ris no­mi­ne in­du­xit, in­de ab­du­ce­re li­ceat, vim fie­ri ve­to’. 1Hoc in­ter­dic­tum pro­po­ni­tur in­qui­li­no, qui so­lu­ta pen­sio­ne vult mi­gra­re: nam co­lo­no non com­pe­tit. 2Cui rei et­iam ex­tra or­di­nem sub­ve­ni­ri pot­est: er­go in­fre­quens est hoc in­ter­dic­tum. 3Si ta­men gra­tui­tam quis ha­bi­ta­tio­nem ha­beat, hoc in­ter­dic­tum uti­le ei com­pe­tet. 4Si pen­sio non­dum de­bea­tur, ait La­beo in­ter­dic­tum hoc ces­sa­re, ni­si pa­ra­tus sit eam pen­sio­nem sol­ve­re. pro­in­de si se­mens­trem sol­vit, se­x­mens­tris de­bea­tur, in­uti­li­ter in­ter­di­cet, ni­si sol­ve­rit et se­quen­tis se­x­mens­tris, ita ta­men, si con­ven­tio spe­cia­lis fac­ta est in con­duc­tio­ne do­mus, ut non li­ceat an­te fi­ni­tum an­num vel cer­tum tem­pus mi­gra­re. idem est et si quis in plu­res an­nos con­du­xe­rit et non­dum prae­ter­ie­rit tem­pus. nam cum in uni­ver­sam con­duc­tio­nem pi­g­no­ra sunt ob­li­ga­ta, con­se­quens erit di­ce­re in­ter­dic­to lo­cum non fo­re, ni­si li­be­ra­ta fue­rint. 5Il­lud no­tan­dum est prae­to­rem hic non ex­egis­se, ut in bo­nis fue­rit con­duc­to­ris, nec ut es­set pig­no­ri res il­la­ta, sed si pig­no­ris no­mi­ne in­duc­ta sit. pro­in­de et si alie­na sint et si ta­lia, quae pig­no­ris no­mi­ne te­ne­ri non po­tue­rint, pig­no­ris ta­men no­mi­ne in­tro­duc­ta sint, in­ter­dic­to hoc lo­cus erit: quod si nec pig­no­ris no­mi­ne in­duc­ta sint, nec re­ti­ne­ri pot­erunt a lo­ca­to­re. 6Hoc in­ter­dic­tum per­pe­tuum est et in suc­ces­so­res et suc­ces­so­ri­bus da­bi­tur.

1Ulp. lib. LXXIII. ad Ed. Der Prätor sagt: Wenn der Sclave, um den es sich handelt, nicht zu denjenigen Sachen gehört, worüber du mit dem Kläger einig bist, dass Alles, was in die Wohnung, um die es sich handelt, eingeführt, hineingeschafft und daselbst geboren und gefertigt worden, dir zum Pfande für den Miethszins dieser Wohnung haften solle, oder dir letzterer aus diesen Gegenständen bezahlt, und du hierfür völlig befriedigt worden bist, oder es an dir gelegen, dass die Zahlung unterblieben, so verbiete ich alle Gewaltthätigkeit, dass nicht Dem, der ihn als Unterpfand hineingeführt, freistehe, ihn von da wieder fortzuführen. 1Dieses Interdict ist für den Miethsmann begründet, der nach Abzahlung des Miethzinses ausziehen will. Dem Pächter ist es aber nicht zuständig. 2Es kann übrigens hier11Cui rei — infrequens; cui rei bezieht man auf den colonus; ob infrequens sehr häufig oder nicht häufig heisse, darüber finden sich schon in der Glosse getheilte Ansichten; Gothofred lässt die Sache auch unentschieden. Ich in der Ansicht, dass eine Negation anzunehmen sei, glaube aber auch, dass cui rei auf den ersten Theil des §. 1. zu beziehen ist, und nam colono etc. eine beiläufige Bemerkung ist. So scheint auch Henr. a Suerin Repet. prael. jur. c. 28. (T. O. IV. 46.) die Sache zu verstehn. auch eine ausserordentliche Rechtshülfe stattfinden, mithin ist dieses Interdict nicht häufig. 3Wenn jedoch Jemand eine Wohnung umsonst gehabt hat, so steht ihm dieses Interdict analog zu. 4Wenn der Miethzins noch nicht gefällig ist, sagt Labeo, falle dieses Interdict weg, es müsste denn [der Miether] zur Zahlung desselben bereit sein. Wenn er daher den halbjährigen Miethzins gezahlt hat, und der andere halbjährige noch restirt, so wird er das Interdict vergebens ergreifen, wenn er nicht für das folgende Halbjahr ebenfalls bezahlt hat; vorausgesetzt natürlich, dass bei der Vermiethung das ausdrückliche Uebereinkommen getroffen worden ist, es solle der Vermiether vor Ablauf des Jahres oder einer bestimmten Zeit nicht ausziehen dürfen. Dasselbe ist der Fall, wenn Jemand auf mehrere Jahre gemiethet hat, und die Zeit noch nicht vorübergegangen ist, denn da die Pfänder für die Miethe insgesammt haften, so wird die Folgerung richtig sein, dass das Interdict nur dann zur Anwendung kommen werde, wenn sie befreiet worden sind. 5Es ist dabei zu bemerken, dass es der Prätor zu keinem Erforderniss mache, dass der fragliche Gegenstand dem Miether gehöre, noch dass er als Pfand [ausdrücklich] bestellt, sondern nur, dass er Namens eines Pfandes hineingeschafft worden sei. Sind sie daher auch Andern gehörig und von der Art, dass sie als Pfand nicht haften können, jedoch Namens eines Pfandes hineingeschafft, so wird dieses Interdict zur Anwendung kommen; sind sie hingegen nicht Namens eines Pfandes hineingeschafft, so kann sie auch der Vermiether nicht innebehalten. 6Dieses Interdict ist von immerwährender Dauer, und wird wider die Rechtsnachfolger und den Rechtsnachfolgern ertheilt.

2Gaius li­bro vi­ce­si­mo sex­to ad edic­tum pro­vin­cia­le. Hoc in­ter­dic­tum in­qui­li­no et­iam de his re­bus, quae non ip­sius sint, sed for­te com­mo­da­tae ei vel lo­ca­tae vel apud eum de­po­si­tae sunt, uti­le es­se non du­bi­ta­tur.

2Gaj. lib. XXVI. ad Ed. prov. Dass dem Miethsmann dieses Interdict auch in Betreff derjenigen Sachen von Nutzen sei, welche ihm nicht gehören, sondern etwa geliehen oder gemiethet, oder bei ihm niedergelegt worden sind, unterliegt keinem Zweifel.