Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 43 übersetzt von Sintenis
Dig. XLIII25,
De remissionibus
Liber quadragesimus tertius
XXV.

De remissionibus

(Von den Remissionen.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo pri­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Quod ius sit il­li pro­hi­be­re, ne se in­vi­to fiat, in eo nun­tia­tio te­n­eat: ce­te­rum nun­tia­tio­nem mis­sam fa­cio’. 1Sub hoc ti­tu­lo re­mis­sio­nes pro­po­nun­tur. 2Et ver­ba prae­to­ris os­ten­dunt re­mis­sio­nem ibi de­mum fac­tam, ubi nun­tia­tio non te­net, et nun­tia­tio­nem ibi de­mum vo­luis­se prae­to­rem te­ne­re, ubi ius est nun­tian­ti pro­hi­be­re, ne se in­vi­to fiat. ce­te­rum si­ve sa­tis­da­tio in­ter­ve­niat si­ve non, re­mis­sio fac­ta hoc tan­tum re­mit­tit, in quo non te­nuit nun­tia­tio. pla­ne si sa­tis­da­tum est, ex­in­de re­mis­sio fac­ta est, non est ne­ces­sa­ria re­mis­sio. 3Ius ha­bet opus no­vum nun­tian­di, qui aut do­mi­nium aut ser­vi­tu­tem ha­bet. 4Item Iu­lia­no pla­cet fruc­tua­rio vin­di­can­da­rum ser­vi­tu­tium ius es­se: se­cun­dum quod opus no­vum nun­tia­re pot­erit vi­ci­no et re­mis­sio uti­lis erit. ip­si au­tem do­mi­no prae­dii si nun­tia­ve­rit, re­mis­sio in­uti­lis erit: ne­que sic­ut ad­ver­sus vi­ci­num, ita ad­ver­sus do­mi­num age­re pot­est ius ei non es­se in­vi­to se al­tius ae­di­fi­ca­re. sed si hoc fac­to usus fruc­tus de­te­rior fiat, pe­te­re usum fruc­tum de­be­bit. idem Iu­lia­nus di­cit de ce­te­ris, qui­bus ali­qua ser­vi­tus a vi­ci­no de­be­tur. 5Ei quo­que, qui pig­no­ri fun­dum ac­ce­pe­rit, scri­bit Iu­lia­nus non es­se in­iquum de­ten­tio­nem ser­vi­tu­tis da­ri.

1Ulp. lib. LXXI. ad Ed. Der Prätor sagt: Welches Recht Der und Der hat, zu verhindern, dass Etwas wider seinen Willen geschehe, darin soll der geschehene Einspruch gelten; übrigens werde ich den Einspruch in seiner Wirksamkeit erlassen11Missam facio.. 1Unter diesem Titel werden die Remissionen vorgetragen. 2Die Worte des Prätors zeigen, dass eine Remission nur da statthabe, wo der geschehene Einspruch wirkungslos wird, und dass er dem Einspruch nur da habe seine Wirkung lassen wollen, wo Der, welcher ihn thut, ein Recht zu dem Verbote hat, dass ohne seinen Willen Etwas nicht geschehe. Uebrigens mag eine Bürgschaft erfolgt sein, oder nicht, die geschehene Remission erlässt den Einspruch nur insoweit, als derselbe nicht wirksam bleibt. Wenn freilich Bürgschaft bestellt worden ist, so tritt dadurch sofort Remission ein, und es ist die [förmliche Ertheilung der] Remission nicht nothwendig. 3Das Recht, Einspruch wegen Neubaus zu thun, hat Derjenige, wer entweder das Eigenthum oder eine Dienstbarkeit hat. 4Ingleichen nimmt Julianus an, dass der Niessbraucher ein Recht auf die Anspruchnahme der Dienstbarkeit habe; hiernach wird er also dem Nachbar Einspruch wegen Neubaus thun können, und es wird die Remission von Wirkung sein; wenn er aber wider den Eigenthümer des Grundstücks selbst Einspruch erhoben hat, so wird die Remission unnütz sein, denn wider den Eigenthümer kann er nicht wie gegen den Nachbar klagen, dass er kein Recht habe, wider seinen Willen [z. B.] höher zu bauen, sondern wenn dadurch der Niessbrauch schlechter wird, so wird er den Niessbrauch klagend in Anspruch nehmen müssen. Dasselbe sagt Julianus von den Uebrigen, denen der Nachbar zu einer Dienstbarkeit verpflichtet ist. 5Auch Dem, der ein Landgut zum Pfande empfangen, schreibt Julianus, sei es nicht unbillig, die Vertheidigung22Das Bynkershoek’sche (Obs. V. 25) defensionem ist wohl die beste (hier nöthige) Conjectur, statt detentionem. einer Dienstbarkeit zu verstatten.