Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 43 übersetzt von Sintenis
Dig. XLIII22,
De fonte
Liber quadragesimus tertius
XXII.

De fonte

(Von den Quellen.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­gen­si­mo ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Uti de eo fon­te, quo de agi­tur, hoc an­no aqua nec vi nec clam nec pre­ca­rio ab il­lo usus es, quo mi­nus ita uta­ris, vim fie­ri ve­to. de la­cu pu­teo pis­ci­na item in­ter­di­cam’. 1Hoc in­ter­dic­tum pro­po­ni­tur ei, qui fon­ta­na aqua uti pro­hi­be­tur: ser­vi­tu­tes enim non tan­tum aquae du­cen­dae es­se so­lent, ve­rum et­iam hau­rien­dae, et sic­ut dis­cre­tae sunt ser­vi­tu­tes duc­tus aquae et haus­tus aquae, ita in­ter­dic­ta se­pa­ra­tim red­dun­tur. 2Hoc au­tem in­ter­dic­tum lo­cum ha­bet, si quis uti pro­hi­bea­tur aqua, hoc est si­ve hau­ri­re pro­hi­bea­tur si­ve et­iam pe­cus ad aquam ap­pel­le­re. 3Et ea­dem sunt hic di­cen­da, quae ad per­so­nam at­ti­nent, quae­cum­que in su­pe­rio­ri­bus in­ter­dic­tis di­xi­mus. 4Hoc in­ter­dic­tum de cis­ter­na non com­pe­tit: nam cis­ter­na non ha­bet per­pe­tuam cau­sam nec vi­vam aquam. ex quo ap­pa­ret in his om­ni­bus ex­igen­dum, ut vi­va aqua sit: cis­ter­nae au­tem im­bri­bus con­ci­piun­tur. de­ni­que con­stat in­ter­dic­tum ces­sa­re, si la­cus pis­ci­na pu­teus vi­vam aquam non ha­beat. 5Pla­ne si quis ire ad haus­tum pro­hi­bea­tur, ae­que in­ter­dic­tum suf­fi­ciet. 6De­in­de ait prae­tor: ‘Quo mi­nus fon­tem, quo de agi­tur, pur­ges re­fi­cias, ut aquam co­er­ce­re uti­que ea pos­sis, dum ne ali­ter uta­ris, at­que uti hoc an­no non vi non clam non pre­ca­rio ab il­lo usus es, vim fie­ri ve­to’. 7Hoc in­ter­dic­tum ean­dem ha­bet uti­li­ta­tem, quam ha­bet in­ter­dic­tum de ri­vis re­fi­cien­dis: ni­si enim pur­ga­re et re­fi­ce­re fon­tem li­cue­rit, nul­lus usus eius erit. 8Pur­gan­dus au­tem et re­fi­cien­dus est ad aquam co­er­cen­dam, ut uti quis aqua pos­sit, dum­mo­do non ali­ter uta­tur, quam sic uti hoc an­no usus est. 9Co­er­ce­re aquam est con­ti­ne­re sic, ne dif­fluat, ne di­la­ba­tur, dum­mo­do non per­mit­ta­tur cui no­vas quae­re­re vel ape­ri­re: hic enim in­no­vat ali­quid prae­ter id, quam prae­ce­den­ti an­no usus est. 10Sed et de la­cu pu­teo pis­ci­na re­fi­cien­dis pur­gan­dis in­ter­dic­tum com­pe­tit. 11Et om­ni­bus per­so­nis da­bi­tur, qui­bus per­mit­ti­tur in­ter­dic­tum de aqua aes­ti­va.

1Ulp. lib. LXX. ad Ed. Der Prätor sagt: Wie du aus dem Quell, um den es sich handelt, in dem [verflossenen] Jahre weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise wider Den und Den Wasser gebraucht hast, dass du es nicht so gebrauchen mögest, verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. In Betreff von Seen, Brunnen und Fischbehältern werde ich dasselbe Interdict ertheilen. 1Dieses Interdict wird für Den ertheilt, der an dem Gebrauch von springendem Wasser verhindert wird; denn es finden nicht nur Dienstbarkeiten wegen der Leitung von Wasser statt, sondern auch wegen Wasserschöpfens, und gleichwie die Dienstbarkeit der Wasserleitung von der des Wasserschöpfens verschieden ist, so werden auch besondere desfalsige Interdicte ertheilt. 2Dieses Interdict findet dann statt, wenn Jemand an dem Gebrauch von Wasser verhindert wird, d. h. er möge am Schöpfen desselben, oder am Antreiben des Viehs zur Tränke gehindert werden. 3Was die persönlichen Verhältnisse betrifft, so gilt hier ganz Dasselbe, was wir bei den vorigen Interdicten gesagt haben. 4Wegen Cisternen11Cisterna hier ganz in der gewöhnlichen Bedeutung, d. h. ein Behälter, worin sich das Regenwasser sammelt. findet dieses Interdict nicht statt, denn eine Cisterne hat keinen immerwährenden Grund, noch lebendiges Wasser. Hieraus erhellt, dass lebendiges Wasser überall das erste Erforderniss sei. Cisternen füllen sich aber mit Regenwasser. Es fällt mithin das Interdict auch dann hinweg, wenn ein See, ein Fischbehälter, oder ein Brunnen kein lebendiges Wasser hat. 5Wird aber Jemand am Hinzugehen zum Schöpfen verhindert, so wird dieses Interdict ebenfalls hinreichend sein. 6Nachher sagt der Prätor: Dass du nicht den Quell, um den es sich handelt, reinigen oder ausbessern mögest, um das Wasser zu halten und davon Gebrauch machen zu können, sobald du nur keinen andern Gebrauch davon machst, als du denselben in dem [verflossenen] Jahre weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise wider jenen geübt hast, dagegen verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. 7Dieses Interdict hat denselben Nutzen, wie das Interdict wegen Ausbesserung der Kanäle, denn wenn es nicht gestattet ist, einen Quell zu reinigen und auszubessern, so wird gar kein Gebrauch stattfinden. 8Gereinigt und ausgebessert muss derselbe werden, um das Wasser halten zu können, damit der Gebrauch davon möglich sei, sobald man nur keinen andern Gebrauch davon macht, als man in dem [verflossenen] Jahre davon gemacht hat. 9Wasser halten heisst, es so halten, dass es nicht hinwegfliesse und nicht sich zertheile; das Aufsuchen und Eröffnen neuer Quellen braucht nicht gestattet zu werden; denn wer dies thäte, der machte gegen den vorjährigen Gebrauch eine Neuerung. 10Dieses Interdict findet auch wegen Ausbesserung und Reinigung von Seen, Brunnen und Fischbehältern statt. 11Es wird allen Denjenigen ertheilt, denen das Interdict wegen des Sommerwassers verstattet wird.