Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 43 übersetzt von Sintenis
Dig. XLIII17,
Uti possidetis
Liber quadragesimus tertius
XVII.

Uti possidetis

(Wie ihr besitzet.)

1Ul­pia­nus li­bro se­xa­gen­si­mo no­no ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Uti eas ae­des, qui­bus de agi­tur, nec vi nec clam nec pre­ca­rio al­ter ab al­te­ro pos­si­de­tis, quo mi­nus ita pos­si­dea­tis, vim fie­ri ve­to. de cloa­cis hoc in­ter­dic­tum non da­bo. ne­que plu­ris, quam quan­ti res erit: in­tra an­num, quo pri­mum ex­per­i­un­di po­tes­tas fue­rit, age­re per­mit­tam’. 1Hoc in­ter­dic­tum de so­li pos­ses­so­re scrip­tum est, quem po­tio­rem prae­tor in so­li pos­ses­sio­ne ha­beat, et est pro­hi­bi­to­rium ad re­ti­nen­dam pos­ses­sio­nem. 2Hu­ius au­tem in­ter­dic­ti pro­po­nen­di cau­sa haec fuit, quod se­pa­ra­ta es­se de­bet pos­ses­sio a pro­prie­ta­te: fie­ri et­enim pot­est, ut al­ter pos­ses­sor sit, do­mi­nus non sit, al­ter do­mi­nus qui­dem sit, pos­ses­sor ve­ro non sit: fie­ri pot­est, ut et pos­ses­sor idem et do­mi­nus sit. 3In­ter li­ti­ga­to­res er­go quo­tiens est pro­prie­ta­tis con­tro­ver­sia, aut con­ve­nit in­ter li­ti­ga­to­res, uter pos­ses­sor sit, uter pe­ti­tor, aut non con­ve­nit. si con­ve­nit, ab­so­lu­tum est: il­le pos­ses­so­ris com­mo­do, quem con­ve­nit pos­si­de­re, il­le pe­ti­to­ris one­re fun­ge­tur. sed si in­ter ip­sos con­ten­da­tur, uter pos­si­deat, quia al­ter­uter se ma­gis pos­si­de­re ad­fir­mat, tunc, si res so­li sit, in cu­ius pos­ses­sio­ne con­ten­di­tur, ad hoc in­ter­dic­tum re­mit­ten­tur. 4Est igi­tur hoc in­ter­dic­tum, quod vol­go uti pos­si­de­tis ap­pel­la­tur, re­ti­nen­dae pos­ses­sio­nis (nam hu­ius rei cau­sa red­di­tur, ne vis fiat ei qui pos­si­det) et con­se­quen­ter pro­po­ni­tur post in­ter­dic­tum un­de vi. il­lud enim re­sti­tuit vi amis­sam pos­ses­sio­nem, hoc in­ter­dic­tum tue­tur, ne amit­ta­tur pos­ses­sio, de­ni­que prae­tor pos­si­den­ti vim fie­ri ve­tat: et il­lud qui­dem in­ter­dic­tum ob­pug­nat pos­ses­so­rem, hoc tue­tur. et ut Pe­dius ait, om­nis de pos­ses­sio­ne con­tro­ver­sia aut eo per­ti­net, ut, quod non pos­si­de­mus, no­bis re­sti­tua­tur, aut ad hoc, ut re­ti­ne­re no­bis li­ceat quod pos­si­de­mus. re­sti­tu­tae pos­ses­sio­nis or­do aut in­ter­dic­to ex­pe­di­tur aut per ac­tio­nem: re­ti­nen­dae ita­que pos­ses­sio­nis du­plex via est, aut ex­cep­tio aut in­ter­dic­tum. ex­cep­tio da­tur ex mul­tis cau­sis ei qui pos­si­det. 5Per­pe­tuo au­tem hoc in­ter­dic­to in­sunt haec: ‘quod nec vi nec clam nec pre­ca­rio ab il­lo pos­si­des’. 6In­ter­dic­tum au­tem pos­ses­so­rem prae­dii tue­tur, quod est uti pos­si­de­tis. ac­tio enim num­quam ul­tro pos­ses­so­ri da­tur, quip­pe suf­fi­cit ei quod pos­si­deat. 7Hoc in­ter­dic­tum lo­cum ha­bet, si­ve quis to­tum fun­dum pos­si­de­re se di­cat, si­ve pro cer­ta par­te, si­ve pro in­di­vi­so pos­si­deat. 8Hoc in­ter­dic­tum in om­ni­bus et­iam pos­ses­sio­ni­bus, quae sunt so­li, si­ne du­bio lo­cum ha­be­bit, dum­mo­do pos­si­de­ri pos­sit. 9Quod ait prae­tor in in­ter­dic­to: ‘nec vi nec clam nec pre­ca­rio al­ter ab al­te­ro pos­si­de­tis’, hoc eo per­ti­net, ut, si quis pos­si­det vi aut clam aut pre­ca­rio, si qui­dem ab alio, pro­sit ei pos­ses­sio, si ve­ro ab ad­ver­sa­rio suo, non de­beat eum prop­ter hoc quod ab eo pos­si­det vin­ce­re: has enim pos­ses­sio­nes non de­be­re pro­fi­ce­re pa­lam est.

1Ulp. lib. LXIX. ad Ed. Der Prätor sagt: Wie ihr dies Gebäude, um das es sich handelt, weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise Einer wider11Hiermit ist die wider ihn verübte dejectio etc. etc. zu verstehent. den Andern besitzet22Savigny a. a. O. S. 371. n. (3.), dass ihr nicht so besitzet, verbiete ich alle Gewaltthätigkeit. In Betreff der Kloaken werde ich dieses Interdict nicht ertheilen, und ich werde nicht erlauben auf mehr zu klagen, als die Sache werth ist, innerhalb des Jahres, wo sich die erste Gelegenheit darbot. 1Dieses Interdict ist in Bezug auf Grundbesitzer abgefasst, wem der Prätor nemlich im Grundbesitz den Vorzug geben will, und es ist ein verbietendes zur Erhaltung des Besitzes. 2Der Grund dieses Interdicts war der, weil der Besitz vom Eigenthum getrennt [gedacht] werden muss; denn es kann der Fall eintreten, dass der Eine Besitzer und Nichteigenthümer ist, und der Andere zwar Eigenthümer, aber nicht Besitzer; freilich kann auch der Besitzer zugleich Eigenthümer sein. 3Sobald nun zwischen zwei streitenden Parteien über das Eigenthum Streit ist, so sind dieselben entweder darüber einig, wer Besitzer und wer Kläger ist, oder nicht. Im erstern Fall ist die Sache damit abgethan, jener geniesst der Vortheile des Besitzers, der ohne Widerrede im Besitz ist, und dieser übernimmt die Lasten des Klägers. Ist es aber zwischen ihnen streitig, wer besitze, indem jeder versichert, dass vielmehr er besitze, dann werden Beide, wenn es eine unbewegliche Sache ist, um deren Besitz es sich handelt, zu diesem Interdicte verwiesen. 4Es bezweckt also dieses Interdict, gewöhnlich Wie ihr besitzet genennt, die Erhaltung des Besitzes, denn es wird zu dem Ende ertheilt, dass Dem, der sich im Besitze befindet, keine Gewalt angethan werde. Darum wird es folgerichtig nach dem Interdicte Von wo mit Gewalt vorgetragen; denn dieses verschafft den gewaltsamerweise verlorenen Besitz wieder, jenes verleihet den Schutz, dass der Besitz nicht verloren gehe; auch verbietet der Prätor dem Besitzer Gewalt anzuthun, und zu dem Ende greift das letztere Interdict den Besitzer an, das erstere beschützt ihn. Jeder Streit über den Besitz zweckt, wie Pedius sagt, entweder dahin ab, dass uns Etwas, was wir nicht besitzen, herausgegeben werde, oder Das, was wir besitzen, behalten zu dürfen. Das Verfahren über die Herausgabe des Besitzes wird entweder durch ein Interdict oder durch eine Klage geregelt. Der Weg zur Erhaltung des Besitzes ist also ein doppelter, entweder eine Einrede oder ein Interdict; die erstere wird dem Besitzer aus vielen Gründen ertheilt. 5Es liegt aber im Allgemeinen in diesem Interdicte als wesentliche Bedingung, dass man wider den Andern weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise besitze. 6Das Interdict, welches den Besitzer eines Grundstücks schützt, ist das Wie ihr besitzet; denn eine Klage wird dem Besitzer niemals weiter ertheilt, weil für ihn der Besitz hinreicht. 7Es hat dieses Interdict statt, gleichviel ob Jemand behauptet, ein ganzes Landgut zu besitzen, oder wenn er es zu einem bestimmten Antheile, oder ungetheilt [mit einem Andern] besitzt. 8Dieses Interdict wird ohne Zweifel auch bei jedem Grundbesitz ohne Ausnahme stattfinden, sobald überhaupt nur Besitz möglich ist. 9Die Worte des Prätors in diesem Interdict: weder gewaltsam, noch heimlich, noch bittweise Einer wider den Andern besitzet, wollen sagen, dass, wenn auch Jemand gewaltsam, heimlich oder bittweise, jedoch wider einen Andern besitzt, ihm der Besitz von Nutzen sei; wenn aber wider seinen Gegner, er deshalb, dass erwider ihn besitzt, nicht den Sieg Rechtens erhalten dürfe; denn es ist einleuchtend, dass ein solcher Besitz nicht von Nutzen sein dürfe.

2Pau­lus li­bro se­xa­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. Ius­ta enim an in­ius­ta ad­ver­sus ce­te­ros pos­ses­sio sit, in hoc in­ter­dic­to ni­hil re­fert: qua­lis­cum­que enim pos­ses­sor hoc ip­so, quod pos­ses­sor est, plus iu­ris ha­bet quam il­le qui non pos­si­det.

2Paul. lib. LXV. ad Ed. Denn ob der Besitz wider Andere rechtmässig oder unrechtmässig sei, darauf kommt bei diesem Interdict nichts an; denn jeder Besitzer hat dadurch, dass er besitzt, mehr Recht, als Der, welcher nicht besitzt.

3Ul­pia­nus li­bro se­xa­ge­si­mo no­no ad edic­tum. Si duo pos­si­deant in so­li­dum, vi­dea­mus, quid sit di­cen­dum. quod qua­li­ter pro­ce­dat, trac­te­mus, si quis pro­po­ne­ret pos­ses­sio­nem ius­tam et in­ius­tam. ego pos­si­deo ex ius­ta cau­sa, tu vi aut clam: si a me pos­si­des, su­pe­rior sum in­ter­dic­to, si ve­ro non a me, ne­uter nos­trum vin­ce­tur: nam et tu pos­si­des et ego. 1Hoc in­ter­dic­tum du­plex est et hi, qui­bus com­pe­tit, et ac­to­res et rei sunt. 2Hoc in­ter­dic­tum suf­fi­cit ei, qui ae­di­fi­ca­re in suo pro­hi­be­tur: et­enim vi­de­ris mi­hi pos­ses­sio­nis con­tro­ver­siam fa­ce­re, qui pro­hi­bes me uti mea pos­ses­sio­ne. 3Cum in­qui­li­nus do­mi­num ae­des re­fi­ce­re vo­len­tem pro­hi­be­ret, ae­que com­pe­te­re in­ter­dic­tum uti pos­si­de­tis pla­cuit tes­ta­ri­que do­mi­num non pro­hi­be­re in­qui­li­num, ne ha­bi­ta­ret, sed ne pos­si­de­ret. 4Item vi­dea­mus, si auc­tor vi­ci­ni tui ex fun­do tuo vi­tes in suas ar­bo­res trans­du­xit, quid iu­ris sit. et ait Pom­po­nius pos­se te ei de­nun­tia­re et vi­tes prae­ci­de­re, id­que et La­beo scri­bit, aut uti eum de­be­re in­ter­dic­to uti pos­si­de­tis de eo lo­co, quo ra­di­ces con­ti­nen­tur vi­tium: nam si ti­bi vim fe­ce­rit, quo mi­nus eas vi­tes vel prae­ci­das vel trans­du­cas, vim ti­bi fa­ce­re vi­de­tur, quo mi­nus pos­si­deas: et­enim qui co­le­re fun­dum pro­hi­be­tur, pos­si­de­re pro­hi­be­tur, in­quit Pom­po­nius. 5Item vi­dea­mus, si pro­iec­tio su­pra vi­ci­ni so­lum non iu­re ha­be­ri di­ca­tur, an in­ter­dic­tum uti pos­si­de­tis sit uti­le al­te­ri ad­ver­sus al­te­rum. et est apud Cas­sium re­la­tum utri­que es­se in­uti­le, quia al­ter so­lum pos­si­det, al­ter cum ae­di­bus su­per­fi­ciem. 6La­beo quo­que scri­bit: ex ae­di­bus meis in ae­des tuas pro­iec­tum ha­beo: in­ter­di­cis me­cum, si eum lo­cum pos­si­dea­mus, qui pro­iec­to te­ge­tur. an, quo fa­ci­lius pos­sim re­ti­ne­re pos­ses­sio­nem eius pro­iec­tio­nis, in­ter­di­co te­cum sic ‘uti nunc pos­si­de­tis eas ae­des, ex qui­bus pro­iec­tus est?’ 7Sed si su­pra ae­des, quas pos­si­deo, ce­na­cu­lum sit, in quo alius qua­si do­mi­nus mo­re­tur, in­ter­dic­to uti pos­si­de­tis me uti pos­se La­beo ait, non eum qui in ce­na­cu­lo mo­re­tur: sem­per enim su­per­fi­ciem so­lo ce­de­re. pla­ne si ce­na­cu­lum ex pu­bli­co ad­itum ha­beat, ait La­beo vi­de­ri non ab eo ae­des pos­si­de­ri, qui κρύπτας pos­si­de­ret, sed ab eo, cu­ius ae­des su­pra κρύπτας es­sent. ve­rum est hoc in eo, qui ad­itum ex pu­bli­co ha­buit: ce­te­rum su­per­fi­cia­rii pro­prio in­ter­dic­to et ac­tio­ni­bus a prae­to­re ute­tur. do­mi­nus au­tem so­li tam ad­ver­sus alium quam ad­ver­sus su­per­fi­cia­rium po­tior erit in­ter­dic­to uti pos­si­de­tis: sed prae­tor su­per­fi­cia­rium tue­bi­tur se­cun­dum le­gem lo­ca­tio­nis: et ita Pom­po­nius quo­que pro­bat. 8Cre­di­to­res mis­sos in pos­ses­sio­nem rei ser­van­dae cau­sa in­ter­dic­to uti pos­si­de­tis uti non pos­se, et me­ri­to, quia non pos­si­dent: idem­que et in ce­te­ris om­ni­bus, qui cus­to­diae cau­sa mis­si sunt in pos­ses­sio­nem, di­cen­dum est. 9Si vi­ci­nus meus in par­te in pa­rie­te meo tec­to­ria ha­beat et in par­te sua, ‘uti pos­si­de­tis’ mi­hi ef­fi­cax est ut ea tol­le­re com­pel­la­tur. 10Non vi­deor vi pos­si­de­re, qui ab eo, quem sci­rem vi in pos­ses­sio­nem es­se, fun­dum ac­ci­piam. 11In hoc in­ter­dic­to con­dem­na­tio­nis sum­ma re­fer­tur ad rei ip­sius aes­ti­ma­tio­nem. ‘quan­ti res est’ sic ac­ci­pi­mus ‘quan­ti unius­cu­ius­que in­ter­est pos­ses­sio­nem re­ti­ne­re’. Ser­vii au­tem sen­ten­tia est ex­is­ti­man­tis tan­ti pos­ses­sio­nem aes­ti­man­dam, quan­ti ip­sa res est: sed hoc ne­qua­quam opi­nan­dum est: lon­ge enim aliud est rei pre­tium, aliud pos­ses­sio­nis.

3Ulp. lib. LXIX. ad Ed. Wenn sich Zwei im Besitz auf das Ganze befinden, so ist es die Frage, wie es da zu halten sei; wir wollen davon handeln, wie dies der Fall sein könne. Wenn ein rechtmässiger und ein unrechtmässiger Besitz zusammentreffen, und zwar ich aus einer rechtmässigen Ursache besitze, du aber gewaltsam, oder heimlich, so werde ich, wenn du wider mich besitzest, durch das Interdict obsiegen, wenn aber nicht wider mich, so wird keiner von uns [vom Andern] besiegt werden, denn du besitzest sowohl wie ich. 1Dieses Interdict ist ein zweiseitiges, und Diejenigen, denen es zuständig ist, können33Savigny S. 369. f. beide Kläger und Beklagter sein. 2Dieses Interdict genügt Dem, der verhindert wird, auf seinem Grund und Boden zu bauen, denn wer mich daran verhindert, von meinem Besitze Gebrauch zu machen, der scheint mir wegen meines Besitzes Streit zu erheben. 3Wenn der Miethsmann den Eigenthümer abhalten will, sein Gebäude auszubessern, so, hat man angenommen, steht ihm ebenfalls das Interdict Wie ihr besitzet zu, und der Herr muss nur vor Zeugen erklären, dass er seinen Miether nicht am Bewohnen verhindern wolle, sondern nur am Besitz. 4Ingleichen frägt es sich, was Rechtens sei, wenn der Verwalter deines Nachbars von deinem Landgute herüber Weinstöcke um seine Bäume gerankt hat? — Pomponius sagt, du könnest ihm Anzeige davon machen, und die Weinstöcke abschneiden (dies sagt auch Labeo), oder er müsse sich wegen der Stelle, wo die Weinstöcke wurzeln, des Interdicts Wie ihr besitzet bedienen; wenn er dir nemlich Gewalt entgegengesetzt, dass du die Weinstöcke nicht abschneidest, oder wieder herüberleitest, so scheint er dir darin Gewalt anzuthun, dass du sie nicht besitzest; denn, sagt Pomponius, wer an der [Garten]cultur44Colere ist hier wohl so zu nehmen. auf einem Landgute verhindert wird, der wird am Besitz verhindert. 5Wird ferner, wenn behauptet wird, es habe Jemand widerrechtlicher Weise einen Erker über des Nachbars Grund und Boden, dem Einen wider den Andern das Interdict Wie ihr besitzet von Nutzen sein? — Bei Cassius findet sich berichtet, es sei für Beide ohne Erfolg, weil der Eine den Grund und Boden besitzt, und der Andere mit dem Gebäude Das, was sich darüber befindet. 6Auch schreibt Labeo, wenn ich von meinem Gebäude Etwas in das deinige hineingebauet habe, so kannst du wider mich interdiciren, wenn wir den Ort besitzen, der durch den Vorbau bedeckt wird, oder kann ich wider dich das Interdict, so wie ihr das Gebäude besitzet, von dem der Vorbau ausgeht, um den Besitz des Vorbaues um so leichter zu behalten, erheben?55Diese unbeantwortete Frage ist durch die Stellung bejahet. Glosse. 7Ad Dig. 43,17,3,7Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 154, Note 7; Bd. I, § 223, Note 2.Befindet sich aber über dem Gebäude, welches ich besitze, ein Stockwerk, worin sich ein Anderer, als wäre er Eigenthümer, aufhält, so, sagt Labeo, könne ich von dem Interdicte Wie ihr besitzet [allein] Gebrauch machen, und nicht Derjenige, der sich in dem Stockwerke aufhält, denn zum Boden gehört allemal Das, was sich darüber befindet. Hat ein Stockwerk aber einen Zugang von der Strasse66Ex publico, überhaupt von aussen her; man s. die Erkl. dieser Stelle bei Savigny S. 247. ff. aus, so, sagt Labeo, ist nicht anzunehmen, dass er das Haus wider Den besitze, der blos das Kellergeschoss besitzt, sondern wider Den, dem das Gebäude über dem Kellergeschoss gehört; dies gilt von Dem, der einen Zugang von der Strasse her hat. Der Erbpächter hingegen wird sich eines eigenen Interdictes und vom Prätor [begründeter] Klagen bedienen; der Eigenthümer des Bodens wird nemlich mit dem Interdicte Wie ihr besitzet sowohl gegen jeden Andern, als gegen den Erbpächter Recht erhalten, den Erbpächter aber wird der Prätor in Folge des Pachtcontracts schützen, und dieser Meinung ist auch Pomponius. 8Die zur Erhaltung einer Sache in den Besitz gesetzten Gläubiger können von dem Interdicte Wie ihr besitzet keinen Gebrauch machen, und mit Recht, weil sie nicht besitzen77Sondern blos detiniren, s. Savigny S. 242.. Dasselbe gilt von allen Andern, die zur Verwahrung einer Sache in den Besitz gesetzt worden sind. 9Wenn mein Nachbar [eine uns gemeinschaftliche Wand] auf meiner und seiner Seite mit Wetterdächern88in parte mea; die alte Florentinische Lesart (unsers Textes) lässt sich mit Cujac. Obs. V. 27. recht wohl vertheidigen. versieht, so ist das Interdict Wie ihr besitzet für mich von Nutzen, sodass er zur Hinwegnahme genöthigt wird. 10Wenn ich von Jemandem ein Landgut übergeben erhalte, von dem ich weiss, dass er sich gewaltsamerweise im Besitz befindet, so wird nicht angenommen, dass ich gewaltsamerweise besitze. 11Die Summe der Verurtheilung wird bei diesem Interdicte auf die Schätzung des Gegenstandes selbst bezogen. Wieviel der Gegenstand beträgt, ist so zu verstehen, wie viel Jeder, bei der Zurückbehaltung des Besitzes betheiligt ist. Servius ist aber der Meinung, der Besitz müsse so hoch geschätzt werden, als der Gegenstand selbst werth ist; allein dies kann man durchaus nicht annehmen, denn etwas ganz Anderes ist der Werth einer Sache und der ihres Besitzes99Der Sinn dieser Stelle ist besonders durch die letzten Worte klar, allein die Exposition ist etwas undeutlich; s. Savigny S. 376..

4Idem li­bro sep­tua­gen­si­mo ad edic­tum. In sum­ma pu­to di­cen­dum et in­ter fruc­tua­rios hoc in­ter­dic­tum red­den­dum: et si al­ter usum fruc­tum, al­ter pos­ses­sio­nem si­bi de­fen­dat. idem erit pro­ban­dum et si usus fruc­tus quis si­bi de­fen­dat pos­ses­sio­nem, et ita Pom­po­nius scri­bit. per­in­de et si al­ter usum, al­ter fruc­tum si­bi tuea­tur, et his in­ter­dic­tum erit dan­dum.

4Ulp. lib. LXX. ad Ed. Ich glaube, man kann im Allgemeinen sagen, dass dieses Interdict anch zwischen Niessbrauchern stattfinden könne, wenn der Eine den Niessbrauch für sich in Anspruch nimmt, und der Andere den Besitz. Ingleichen wenn Einer den Besitz des Niessbrauchs für sich in Anspruch nimmt; das sagt Pomponius. Auch wenn der Eine den Gebrauch in Anspruch nimmt und der Andere die Benutzung, wird ihnen das Interdict ertheilt werden müssen.