Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 41 übersetzt von Sintenis
Dig. XLI9,
Pro dote
Liber quadragesimus primus
IX.

Pro dote

(Als Mitgift.)

1Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo pri­mo ad Sa­binum. Ti­tu­lus est usu­ca­pio­nis et qui­dem ius­tis­si­mus, qui ap­pel­la­tur pro do­te, ut, qui in do­tem rem ac­ci­piat, usu­ca­pe­re pos­sit spa­tio sol­lem­ni, quo so­lent, qui pro emp­to­re usu­ca­piunt. 1Et ni­hil re­fert, sin­gu­lae res an pa­ri­ter uni­ver­sae in do­tem da­ren­tur. 2Et pri­mum de tem­po­re vi­dea­mus, quan­do pro do­te quis usu­ca­pe­re pos­sit, utrum post tem­po­ra nup­tia­rum an ve­ro et an­te nup­tias. est quaes­tio vol­ga­ta, an spon­sus pos­sit (hoc est qui non­dum ma­ri­tus est) rem pro do­te usu­ca­pe­re. et Iu­lia­nus in­quit, si spon­sa spon­so ea men­te tra­di­de­rit res, ut non an­te eius fie­ri vel­let, quam nup­tiae se­cu­tae sint, usu quo­que ca­pio ces­sa­bit: si ta­men non evi­den­ter id ac­tum fue­rit, cre­den­dum es­se id agi Iu­lia­nus ait, ut sta­tim res eius fiant et, si alie­nae sint, usu­ca­pi pos­sint: quae sen­ten­tia mi­hi pro­ba­bi­lis vi­de­tur. an­te nup­tias au­tem non pro do­te usu­ca­pit, sed pro suo. 3Con­stan­te au­tem ma­tri­mo­nio pro do­te usu­ca­pio in­ter eos lo­cum ha­bet, in­ter quos est ma­tri­mo­nium: ce­te­rum si ces­set ma­tri­mo­nium, Cas­sius ait ces­sa­re usu­ca­pio­nem, quia et dos nul­la sit. 4Idem scri­bit et si pu­ta­vit ma­ri­tus es­se si­bi ma­tri­mo­nium, cum non es­set, usu­ca­pe­re eum non pos­se, quia nul­la dos sit: quae sen­ten­tia ha­bet ra­tio­nem.

1Ulp. lib. XXXI. ad Sabin. Es giebt einen Titel der Ersitzung, und zwar einen äusserst rechtmässigen, der „als Mitgift“ genannt wird, sodass Derjenige, wer eine Sache zur Mitgift empfängt, binnen des gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraums ersitzen kann, wie11S. Unterholzner Thl. I. S. 332 f. Diejenigen, welche als Käufer ersitzen. 1Es ist dabei einerlei, ob einzelne Sachen, oder alle zusammen insgesammt zur Mitgift übergeben werden. 2Zuerst wollen wir von der Zeit sehen, wenneher Jemand Etwas als Mitgift ersitzen kann, ob nach eingegangener Ehe, oder schon vorher. — Es ist eine bekannte Frage, ob der Verlobte, d. h. der noch nicht Verheirathete, Etwas als Mitgift ersitzen könne? Und Julianus beantwortet sie dahin, dass, wenn eine Verlobte ihrem Verlobten Sachen in der Absicht übergeben habe, dass sie wolle, sie sollen nicht eher sein werden, als die Hochzeit erfolgt ist, auch die Ersitzung aufhören werde; wenn dies jedoch nicht als die unbestreitbare Absicht erscheint, so, sagt Julianus, müsse man annehmen, es sei Absicht, dass die Sachen sogleich sein werden sollen, und wenn es fremde seien, so können sie ersessen werden; diese Meinung scheint mir beifallswürdig. Vor der Hochzeit ersitzt er jedoch nicht als Mitgift, sondern als sein. 3Während stehender Ehe findet aber die Ersitzung als Mitgift zwischen Denen statt, die miteinander in der Ehe leben. Wenn es aber an einer Ehe fehlt22S. Unterholzner Thl. I. S. 390. Anm. 392., so, sagt Cassius, fällt auch die Ersitzung weg, weil dann auch der Begriff Mitgift wegfällt. 4Derselbe schreibt, dass, wenn auch ein Ehemann in dem Glauben gestanden habe, er lebe in der Ehe, während dies nicht der Fall war, er nicht ersitzen könne, weil der Begriff Mitgift wegfalle; diese Meinung hat Grund.

2Pau­lus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Si aes­ti­ma­ta res an­te nup­tias tra­di­ta sit, nec pro emp­to­re nec pro suo an­te nup­tias usu­ca­pie­tur.

2Paul. lib. LIV. ad Ed. Wenn eine Sache abgeschätzt vor der Hochzeit übergeben worden ist, so wird [sie vom Empfänger] weder als Käufer, noch als sein vor der Hochzeit ersessen werden.

3Scae­vo­la li­bro vi­cen­si­mo quin­to di­ges­to­rum. Duae fi­liae in­tes­ta­to pa­tri he­redes ex­sti­te­runt et man­ci­pia com­mu­nia sin­gu­lae in do­tem de­de­runt et post ali­quot an­nos mor­te pa­tris fa­mi­liae her­cis­cun­dae iu­di­cium in­ter eas dic­ta­tum est. quae­si­tum est, cum ma­ri­ti bo­na fi­de man­ci­pia in do­tem ac­cep­ta ut do­ta­lia mul­tis an­nis pos­se­de­runt, an usu­ce­pis­se vi­dean­tur, si qui ac­ci­pie­bant, dan­tis cre­di­dis­sent es­se. re­spon­dit ni­hil pro­po­ni, cur non usu­ce­pis­sent.

3Scaevola lib. XXV. Dig. Zwei Töchter wurden testamentslos Erbinnen ihres Vaters und gaben jede ihnen gemeinschaftlich gehörige Sclaven zur Mitgift; einige Jahre nach dem Tode des Vaters fand Erbtheilungsklage zwischen ihnen statt. Es entstand nun die Frage, ob, da ihre Ehemänner die zur Mitgift im guten Glauben angenommenen Sclaven, als Mitgiftsstücke, viele Jahre besessen hatten, angenommen werden könne, dass sie dieselben ersessen hätten, wenn die Empfänger geglaubt hätten, dass sie den Geberinnen gehörten? Antwort: es liege kein Grund vor, warum sie nicht ersessen hätten.