Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 41 übersetzt von Sintenis
Dig. XLI6,
Pro donato
Liber quadragesimus primus
VI.

Pro donato

(Als geschenkt.)

1Pau­lus li­bro quin­qua­gen­si­mo quar­to ad edic­tum. Pro do­na­to is usu­ca­pit, cui do­na­tio­nis cau­sa res tra­di­ta est: nec suf­fi­cit opi­na­ri, sed et do­na­tum es­se opor­tet. 1Si pa­ter fi­lio quem in po­tes­ta­te ha­bet do­net, de­in­de de­ce­dat, fi­lius pro do­na­to non ca­piet usu, quon­iam nul­la do­na­tio fuit. 2Si in­ter vi­rum et uxo­rem do­na­tio fac­ta sit, ces­sat usu­ca­pio. item si vir uxo­ri rem do­na­ve­rit et di­vor­tium in­ter­ces­se­rit, ces­sa­re usu­ca­pio­nem Cas­sius re­spon­dit, quon­iam non pos­sit cau­sam pos­ses­sio­nis si­bi ip­sa mu­ta­re: alias ait post di­vor­tium ita usu­cap­tu­ram, si eam ma­ri­tus con­ces­se­rit, qua­si nunc do­nas­se in­tel­le­ga­tur. pos­si­de­re au­tem uxo­rem rem a vi­ro do­na­tam Iu­lia­nus pu­tat.

1Paul. lib. LIV. ad Ed. Als geschenkt ersitzt Derjenige, dem eine Sache auf den Grund einer Schenkung übergeben worden ist; und es ist nicht hinreichend, es blos zu glauben, sondern die Schenkung muss in der That geschehn sein. 1Wenn der Vater seinem Sohne, den er in der Gewalt hat, Etwas schenkt, und darauf stirbt, so wird der Sohn es nicht als geschenkt ersitzen, weil diese Schenkung ungültig ist. 2Ad Dig. 41,6,1,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 176, Note 6.Wenn eine Schenkung zwischen Mann und Frau geschehen ist, so fällt die Ersitzung weg. Ingleichen, sagt Cassius, fällt die Ersitzung weg, wenn der Mann der Frau eine Sache geschenkt hat, und eine Ehescheidung erfolgt ist, weil sie sich den Grund ihres Besitzes nicht selbst verändern kann; an einem andern Orte sagt er, sie werde nach geschehener Ehescheidung dann ersitzen, wenn ihr der Mann die Sache gelassen, und also angenommen werden, als habe er sie ihr erst jetzt geschenkt.

2Mar­cel­lus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do di­ges­to­rum. Si is, qui alie­nam rem do­na­ve­rit, re­vo­ca­re con­sti­tue­rit do­na­tio­nem, et­iam­si iu­di­cium edi­de­rit rem­que coe­pe­rit vin­di­ca­re, cur­ret usu­ca­pio.

2Marcell. lib. XXII. Dig. Wenn Derjenige, wer eine fremde Sache verschenkt hat, beschlossen hat, die Schenkung zu widerrufen, so wird die Ersitzung doch fortgehen, wenn er auch die Klage schon angezeigt, und die Sache klagend zu fordern angefangen hat.

3Pom­po­nius li­bro vi­gen­si­mo quar­to ad Quin­tum Mu­cium. Si vir uxo­ri vel uxor vi­ro do­na­ve­rit, si alie­na res do­na­ta fue­rit, ve­rum est, quod Tre­ba­tius pu­ta­bat, si pau­pe­rior is qui do­nas­set non fie­ret, usu­ca­pio­nem pos­si­den­ti pro­ce­de­re.

3Pompon. lib. XXIV. ad Quint. Muc. Wenn der Mann die Frau oder die Frau dem Manne ein Geschenk gemacht hat, und der Gegenstand des Geschenks ein fremder gewesen ist, so ist die Meinung des Trebatius richtig, dass, wenn der Schenker nicht ärmer würde, die Ersitzung für den Besitzer vor sich gehe11S. Unterholzner Thl. I. S. 394..

4Idem li­bro tri­gen­si­mo se­cun­do ad Sa­binum. Si pa­ter fi­liae do­na­ve­rit, quae in po­tes­ta­te eius erat, et eam ex­he­reda­ve­rit: si id he­res eius ra­tum ha­beat, ex­in­de ea usu­ca­piet do­na­tio­nem, qua ex die ra­tam he­res do­na­tio­nem ha­bue­rit.

4Pompon. lib. XXXIV. ad Sabin. Wenn der Vater der Tochter ein Geschenk gemacht hat, die sich in seiner Gewalt befindet, und sie enterbt hat, so wird sie, wenn der Erbe es genehmigt, von dem Tage an, die Schenkung ersitzen, wo der Erbe die Schenkung genehmigt hat.

5Scae­vo­la li­bro quin­to re­spon­so­rum. Qui pro do­na­to coe­pe­rat usu­ca­pe­re, ma­nu­mit­ten­do ni­hil egit, quia nec do­mi­nium nanc­tus fue­rit: quae­si­tum est, an usu­ca­pe­re de­sie­rit. re­spon­di eum de quo quae­ri­tur omis­sis­se vi­de­ri pos­ses­sio­nem et id­eo usu­ca­pio­nem in­ter­rup­tam.

5Scaevola lib. V. Resp. Jemand, der [einen Sclaven] als geschenkt zu besitzen angefangen, handelte dadurch, dass er ihn freiliess, ungültig, weil er das Eigenthum nicht erlangt hatte; es frug sich nun, ob er [auch] zu ersitzen aufgehört habe? Ich habe zur Antwort gegeben: die fragliche Person scheine den Besitz verloren zu haben, und daher sei die Ersitzung unterbrochen.

6Her­mo­ge­nia­nus li­bro se­cun­do iu­ris epi­to­ma­rum. Do­na­tio­nis cau­sa fac­ta ven­di­tio­ne non pro emp­to­re, sed pro do­na­to res tra­di­ta usu­ca­pi­tur.

6Hermogen. lib. II. jur. Epit. Wenn ein Verkauf in der Absicht, eine Schenkung zu machen, geschehen ist, so wird die übergebene Sache [von Seiten des Käufers] nicht als Käufer sondern als geschenkt ersessen.