Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Viertes Buch übersetzt von Otto
Dig. IV9,
Nautae caupones stabularii ut recepta restituant
Liber quartus
IX.

Nautae caupones stabularii ut recepta restituant

(Dass Schiffsrheder, Gastwirthe, Stallwirthe die aufgenommenen [Sachen] zurückgeben sollen.)

1Ul­pia­nus li­bro quar­to de­ci­mo ad edic­tum. Ait prae­tor: ‘Nau­tae cau­po­nes sta­bu­la­rii quod cu­ius­que sal­vum fo­re re­ce­pe­rint ni­si re­sti­tuent, in eos iu­di­cium da­bo’. 1Ma­xi­ma uti­li­tas est hu­ius edic­ti, quia ne­ces­se est ple­rum­que eo­rum fi­dem se­qui et res cus­to­diae eo­rum com­mit­te­re. ne quis­quam pu­tet gra­vi­ter hoc ad­ver­sus eos con­sti­tu­tum: nam est in ip­so­rum ar­bi­trio, ne quem re­ci­piant, et ni­si hoc es­set sta­tu­tum, ma­te­ria da­re­tur cum fu­ri­bus ad­ver­sus eos quos re­ci­piunt co­eun­di, cum ne nunc qui­dem abs­ti­neant hu­ius­mo­di frau­di­bus. 2Qui sunt igi­tur, qui te­nean­tur, vi­den­dum est. ait prae­tor ‘nau­tae’. nau­tam ac­ci­pe­re de­be­mus eum qui na­vem ex­er­cet: quam­vis nau­tae ap­pel­lan­tur om­nes, qui na­vis na­vi­gan­dae cau­sa in na­ve sint: sed de ex­er­ci­to­re so­lum­mo­do prae­tor sen­tit. nec enim de­bet, in­quit Pom­po­nius, per re­mi­gem aut meso­nau­tam ob­li­ga­ri, sed per se vel per na­vis ma­gis­trum: quam­quam si ip­se ali­cui e nau­tis com­mit­ti ius­sit, si­ne du­bio de­beat ob­li­ga­ri. 3Et sunt qui­dam in na­vi­bus, qui cus­to­diae gra­tia na­vi­bus prae­po­nun­tur, ut ναυφύλακες et diae­ta­rii. si quis igi­tur ex his re­ce­pe­rit, pu­to in ex­er­ci­to­rem dan­dam ac­tio­nem, quia is, qui eos hu­ius­mo­di of­fi­cio prae­po­nit, com­mit­ti eis per­mit­tit, quam­quam ip­se na­vi­cu­la­rius vel ma­gis­ter id fa­ciat, quod χειρέμβολον ap­pel­lant. sed et si hoc non ex­er­cet, ta­men de re­cep­to na­vi­cu­la­rius te­ne­bi­tur. 4De ex­er­ci­to­ri­bus ra­tium, item lyn­tra­riis ni­hil ca­ve­tur: sed idem con­sti­tui opor­te­re La­beo scri­bit, et hoc iu­re uti­mur. 5Cau­po­nes au­tem et sta­bu­la­rios ae­que eos ac­ci­pie­mus, qui cau­po­nam vel sta­bu­lum ex­er­cent, in­sti­to­res­ve eo­rum. ce­te­rum si qui ope­ra me­dias­ti­ni fun­gi­tur, non con­ti­ne­tur, ut pu­ta atria­rii et fo­ca­rii et his si­mi­les. 6Ait prae­tor: ‘quod cu­ius11Die Großausgabe liest cu­ius­que statt cu­ius. sal­vum fo­re re­ce­pe­rint’: hoc est quam­cum­que rem si­ve mer­cem re­ce­pe­rint. in­de apud Vi­via­num re­la­tum est ad eas quo­que res hoc edic­tum per­ti­ne­re, quae mer­ci­bus ac­ce­de­rent, vel­uti ves­ti­men­ta qui­bus in na­vi­bus ute­ren­tur et ce­te­ra quae ad cot­ti­dia­num usum ha­be­mus. 7Item Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo quar­to scri­bit par­vi re­fer­re, res nos­tras an alie­nas in­tu­le­ri­mus, si ta­men nos­tra in­ter­sit sal­vas es­se: et­enim no­bis ma­gis, quam quo­rum sunt, de­bent sol­vi. et id­eo si pig­no­ri mer­ces ac­ce­pe­ro ob pe­cu­niam nau­ti­cam, mi­hi ma­gis quam de­bi­to­ri nau­ta te­ne­bi­tur, si an­te eas sus­ce­pit. 8Re­ci­pi22Die Großausgabe liest Re­ci­pit statt Re­ci­pi. au­tem sal­vum fo­re utrum si in na­vem res mis­sae ei ad­sig­na­tae sunt: an et si non sint ad­sig­na­tae, hoc ta­men ip­so, quod in na­vem mis­sae sunt, re­cep­tae vi­den­tur? et pu­to om­nium eum re­ci­pe­re cus­to­diam, quae in na­vem il­la­tae sunt, et fac­tum non so­lum nau­ta­rum prae­sta­re de­be­re, sed et vec­to­rum,

1Ulp. lib. XIV. ad Edict. Ad Dig. 4,9,1 pr.ROHGE, Bd. 25 (1880), Nr. 79, S. 333: Haftpflicht des Gastwirths für das Receptum.Es sagt der Prätor: Wenn Schiffsrheder, Gastwirthe, Stallwirthe dasjenige, was sie nur irgend von Jemandem [unter dem Versprechen], dass es gesichert sein werde, aufgenommen haben sollten, nicht zurückgeben werden, so werde ich gegen sie eine Klage gestatten. 1Ad Dig. 4,9,1,1ROHGE, Bd. 17 (1875), Nr. 12, S. 40: Haftung des Gastwirths für die Sachen eines Reisenden ohne Rücksicht auf die Dauer und Bezahlung der Beherbergung.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 384, Note 5.Sehr gross ist der Nutzen dieses Edicts, weil es nothwendig ist, meistens [nur dem in sie gesetzten] Vertrauen zu folgen und Sachen ihrer Verwahrung anzuvertrauen. Halte Niemand dafür, es sei dies auf [zu] strenge Weise gegen sie angeordnet worden, denn es steht in ihrer Willkühr, Jemanden nicht aufzunehmen; und wenn dies nicht verordnet worden wäre, so würde ihnen Veranlassung gegeben werden, sich mit Dieben gegen diejenigen, welche sie bei sich aufnehmen, zu vereinigen, zumal da sie nicht einmal jetzt sich solcher Betrügereien enthalten. 2Welche nun es sind, die [nach diesem Edicte] gehalten werden, ist zu betrachten. Der Prätor sagt: nautae (Schiffsrheder). Unter nauta müssen wir [hier] den verstehen, welcher ein Schiff zum Gewerbe hält (navem exercet), obschon [sonst] alle diejenigen nautae heissen, welche, um das Schiff zu leiten, auf dem Schiffe sich befinden. Aber der Prätor hat blos den Schiffsrheder (exercitorem11Cf. Fr. 1. §. 15. de exercitor. act. 14. 1.) im Sinne, denn es soll ja [einem solchen nauta, wie ihn der Prätor sich denkt], sagt Pomponius, nicht durch den Ruderknecht oder Signalgeber (mesonautam22Nach der Erklärung des Dion. Gothofredus nämlich ist mesonauta ein in der Mitte der Schiffsleute sich befindender Schiffer, der den Ruderknechten das Signal zum Rudern gibt. Cf. auch Anton Faber l. l. p. 819.) eine Verpflichtung auferlegt werden, sondern [nur] durch sich selbst oder den Schiffsmeister (navis magistrum), obgleich er, wenn er etwa selbst, dass einem von den Schiffern [die Verwahrung fremder Sachen] überlassen werde, befohlen hat, unstreitig für verpflichtet angesehen werden muss. 3Es gibt nun Einige auf den Schiffen, welche zur Verwahrung [fremder Sachen] den Schiffen vorgesetzt werden, z. B. die Schiffswächter (ναυφύλακες) und Kajütenaufseher (diaetarii). Wenn also einer von diesen [fremde Sachen] aufgenommen haben sollte, so glaube ich, dass gegen den Schiffsrheder eine Klage zu gestatten sei, weil derjenige, welcher dergleichen [Leute] einem solchen Geschäftskreise vorsetzt, [dadurch zugleich] die Erlaubniss gibt, dass ihnen etwas anvertraut werde, wenn auch der Schiffspatron (navicularius) selbst oder der Schiffsmeister das vornähme, was [die Griechen] χειρέμβολον33χειρέμβολον, manus immissionem nach der gewöhnlichen Uebersetzung; Anton Faber aber meint (l. l. p. 820.), dass unter diesem Ausdrucke dasjenige Zeichen zu verstehen sei, womit dem Eigenthümern angedeutet wird, dass ihre Sachen in das Schiff aufgenommen werden sollen. nennen. Wenn dies aber auch nicht geschehen wäre, so wird doch der Schiffspatron aus der Aufnahme [der fremden Sachen] gehalten sein. 4Ueber diejenigen, welche mit Flössen ein Gewerbe treiben (exercitores ratium), desgleichen über Kahnführer (lintrarii) wird [im Edicte] nichts verordnet, aber Labeo schreibt, es müsse bei ihnen dasselbe zur Anwendung kommen, und dies ist bei uns Rechtens. 5Unter [den Ausdrücken] caupones (Gastwirthe) aber, und stabularii (Stallwirthe), werden wir auf ähnliche Weise diejenigen verstehen, welche mit einem Gasthofe oder einem Stalle ihr Gewerbe treiben, wie auch ihre Untergebenen (institores). Wer jedoch den Dienst eines blossen Aufwärters (mediastini), wie z. B. Thürhüter (atriarii) und Heerdbesorger (focari) und ähnliche Leute, verrichtet, ist darunter nicht mit begriffen. 6Es sagt der Prätor: was sie nur irgend von Jemandem [unter dem Versprechen], dass es gesichert sein werde, aufgenommen haben sollten, das heisst, was für irgend eine Sache oder Waare nur sie aufgenommen haben sollten. Daher findet man denn beim Vivianus angeführt, dass auch auf solche Sachen dieses Edict gehe, welche den Waaren etwa ähnlich sind44Oder soll vielleicht der Sinn folgender sein (?): als Accessionen der eigentlichen Waaren betrachtet werden können., z. B. Kleidungsstücke, deren man sich auf dem Schiffe bedient, und andere [Gegenstände], die wir zum täglichen Gebrauche haben. 7Desgleichen schreibt Pomponius im 34. Buche, es mache wenig Unterschied, ob wir unsere Sachen oder fremde hineingeschafft haben, wenn uns nur daran gelegen sei, dass sie unbeschädigt bleiben; denn sie müssen ja vielmehr uns, als denen, welchen sie angehören, ausgehändigt werden. Und demnach wird, wenn ich Waaren als Pfand für eine zu Schiffe zu versendende Geldsumme (ob pecuniam nauticam) empfangen haben sollte, der Schiffsrheder, wenn er sie von mir in Empfang genommen hat, mir mehr, als dem Schuldner, verpflichtet sein. 8Ad Dig. 4,9,1,8ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 108, S. 344: Haftpflicht des Gasthofbesitzers für die vom Gaste eingebrachten Effecten. Uebergabe von Sachen an den Portier zur Beförderung mit dem Gasthofomnibus zur Post.ROHGE, Bd. 25 (1880), Nr. 79, S. 333: Haftpflicht des Gastwirths für das Receptum.Es nimmt aber [der Schiffsrheder fremde Sachen mit dem Versprechen], dass sie unbeschädigt bleiben werden, auf, werden nun die auf das Schiff geschickten Sachen [erst], wenn sie ihm namentlich angegeben (ei assignatae sunt) worden sind, oder, obschon sie nicht namentlich angegeben worden sind, blos des Umstandes wegen, dass sie in das Schiff geschickt worden sind, als aufgenommen angesehen? Und ich bin der Meinung, dass er die Verwahrung aller Sachen übernehme, welche in das Schiff gebracht worden sind, und dass er nicht blos für die Handlungsweise der Schiffsleute, sondern auch der Mitfahrenden stehen müsse,

2Gaius li­bro quin­to ad edic­tum pro­vin­cia­le. sic­ut et cau­po via­to­rum.

2Gaj. lib. V. ad Ed. prov. wie auch der Gastwirth für die der Reisenden;

3Ul­pia­nus li­bro quar­to de­ci­mo ad edic­tum. Et ita de fac­to vec­to­rum et­iam Pom­po­nius li­bro tri­gen­si­mo quar­to scri­bit. idem ait, et­iam­si non­dum sint res in na­vem re­cep­tae, sed in li­to­re per­ie­rint, quas se­mel re­ce­pit, pe­ri­cu­lum ad eum per­ti­ne­re. 1Ait prae­tor: ‘ni­si re­sti­tuent, in eos iu­di­cium da­bo’. ex hoc edic­to in fac­tum ac­tio pro­fi­cis­ci­tur. sed an sit ne­ces­sa­ria, vi­den­dum, quia agi ci­vi­li ac­tio­ne ex hac cau­sa pot­erit: si qui­dem mer­ces in­ter­ve­ne­rit, ex lo­ca­to vel con­duc­to: sed si to­ta na­vis lo­ca­ta sit, qui con­du­xit ex con­duc­to et­iam de re­bus quae de­sunt age­re pot­est: si ve­ro res per­fe­ren­das nau­ta con­du­xit, ex lo­ca­to con­ve­nie­tur: sed si gra­tis res sus­cep­tae sint, ait Pom­po­nius de­po­si­ti agi po­tuis­se. mi­ra­tur igi­tur, cur ho­no­ra­ria ac­tio sit in­duc­ta, cum sint ci­vi­les: ni­si for­te, in­quit, id­eo, ut in­no­tes­ce­ret prae­tor cu­ram age­re re­pri­men­dae im­pro­bi­ta­tis hoc ge­nus ho­mi­num: et quia in lo­ca­to con­duc­to cul­pa, in de­po­si­to do­lus dum­ta­xat prae­sta­tur, at hoc edic­to om­ni­mo­do qui re­ce­pit11Die Großausgabe liest re­ce­pe­rit statt re­ce­pit. te­ne­tur, et­iam­si22Die Großausgabe liest et­iam si statt et­iam­si. si­ne cul­pa eius res per­iit vel dam­num da­tum est, ni­si si quid dam­no fa­ta­li con­tin­git. in­de La­beo scri­bit, si quid nau­fra­gio aut per vim pi­ra­ta­rum per­ie­rit, non es­se in­iquum ex­cep­tio­nem ei da­ri. idem erit di­cen­dum et si in sta­bu­lo aut in cau­po­na vis ma­ior con­ti­ge­rit. 2Eo­dem mo­do te­nen­tur cau­po­nes et sta­bu­la­rii, quo ex­er­cen­tes neg­otium suum re­ci­piunt: ce­te­rum si ex­tra neg­otium re­ce­pe­runt, non te­ne­bun­tur. 3Si fi­lius fa­mi­lias aut ser­vus re­ce­pe­rit et vo­lun­tas pa­tris do­mi­ni in­ter­ve­nit, in so­li­dum erit con­ve­nien­dus. item si ser­vus ex­er­ci­to­ris sub­ri­puit vel dam­num de­dit, noxa­lis ac­tio ces­sa­bit, quia ob re­cep­tum suo no­mi­ne do­mi­nus con­ve­ni­tur. sin ve­ro si­ne vo­lun­ta­te ex­er­ceant, de pe­cu­lio da­bi­tur. 4Haec au­tem rei per­se­cu­tio­nem con­ti­net, ut Pom­po­nius ait, et id­eo et in he­redem et per­pe­tuo da­bi­tur33Die Großausgabe liest da­tur statt da­bi­tur.. 5No­vis­si­me vi­den­dum, an eius­dem rei no­mi­ne et de re­cep­to ho­no­ra­ria ac­tio­ne et fur­ti agen­dum sit: et Pom­po­nius du­bi­tat: sed ma­gis est, ut vel of­fi­cio iu­di­cis vel do­li ex­cep­tio­ne al­ter­utra es­se con­ten­tus de­beat.

3Ad Dig. 4,9,3ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 108, S. 344: Haftpflicht des Gasthofbesitzers für die vom Gaste eingebrachten Effecten. Uebergabe von Sachen an den Portier zur Beförderung mit dem Gasthofomnibus zur Post.Ulp. lib. XIV. ad Ed. und so schreibt von der Handlungsweise der Mitfahrenden auch Pomponius im 34. Buche. Derselbe sagt, dass, wenn die Sachen, deren Aufnahme er einmal zugesagt hat, auch noch nicht in das Schiff aufgenommen worden, sondern am Gestade zu Grunde gegangen wären, doch die Gefahr ihn treffe. 1Es sagt der Prätor: nicht zurückgeben werden, so werde ich gegen sie eine Klage gestatten. Aus diesem [Theile] des Edicts geht eine Klage in factum hervor. Ob sie aber nothwendig sei, ist in Erwägung zu ziehen, weil in diesem Falle eine Klage des Civilrechts wird angestellt werden können. Wenn nämlich ein Lohn ausbedungen worden ist, [wird] sowohl ex locato, wie ex conducto55Deutsche Ausdrücke für diese Klagen lassen sich in diesem Zusammenhange ohne grosse Umschreibung nicht gut anwenden, es sei mir daher die Beibehaltung der ohnehin sehr bekannten lateinischen hier und im Folgenden vergönnt., [geklagt werden können]; wenn aber das ganze Schiff verdungen worden wäre, so kann derjenige, welcher es gedungen hat, auch rücksichtlich der Sachen, die ihm fehlen, ex conducto klagen; wenn aber der Schiffsrheder Sachen, um sie an einen bestimmten Ort zu bringen, miethweise übernommen hat, so wird er auch ex locato belangt werden; sollten aber die Sachen von ihm ohne Vergütung aufgenommen worden sein, so hätte gegen ihn, sagt Pomponius, die Klage aus dem Verwahrungsvertrage angestellt werden können. Er äussert daher seine Verwunderung, warum [hier noch] eine Klage aus obrigkeitlichen Edicten (actio honoraria) eingeführt worden sei, da doch civilrechtliche Klagen vorhanden seien; es müsste denn etwa, sagt er, deshalb [dies geschehen sein], damit bekannt werden möchte, dass der Prätor für die Unterdrückung der Unredlichkeit dieser Art von Menschen Sorge trage, und weil beim Pacht und Miethcontracte [nur] für Fahrlässigkeit, beim Verwahrungscontracte nur für bösen Vorsatz gehaftet wird. Allein diesem Edicte zu Folge ist derjenige, welcher aufgenommen hat, auf jede Weise gehalten, wenn auch ohne seine Fahrlässigkeit die Sache zu Grunde gegangen oder der Schaden zugefügt worden ist, es müsste denn der Schaden durch reinen Zufall veranlasst werden. Weshalb Labeo schreibt, es sei, wenn etwas durch Schiffbruch oder Gewaltthätigkeit der Seeräuber zu Grunde gegangen wäre, nicht unbillig, dass ihm eine Ausflucht gestattet werde. Dasselbe auch wird zu behaupten sein, wenn im Stalle oder im Gasthofe eine grössere [unabwendbare] Gewalt66Oder: ein von menschlicher Willkühr unabhängiger Zufall [denn bekanntlich ist vis major das, was sonst casus oder casus fortuitus oder damnum fatale genannt wird]. (vis major) eingetreten sein sollte. 2Auf die selbe Weise sind Gastwirthe und Stallwirthe gehalten, wenn sie bei der Ausübung ihres Gewerbes [Sachen] aufnehmen. Im Gegentheile aber werden sie, wenn sie etwa, abgesehen von ihrem Gewerbe, Sachen aufnehmen, nicht gehalten sein. 3Wenn ein Haussohn oder ein Sclav aufgenommen haben sollte, und die Einwilligung des Vaters, des Herrn, ist dazu gekommen, so wird derselbe auf das Ganze zu belangen sein. Desgleichen wird, wenn ein Sclav des Schiffsrheders etwas weggenommen oder einen Schaden verursacht hat, die Noxalklage nicht Statt finden, weil wegen der Aufnahme der Herr in seinem eigenen Namen belangt wird. Wenn dagegen [der Haussohn oder der Sclav] etwa ohne Einwilligung [des Vaters oder des Herrn] ihr Gewerbe treiben, so wird gegen sie die Klage de peculio gestattet werden. 4Diese geht aber auf Wiedererlangung der Sache, wie Pomponius sagt; und aus diesem Grunde wird sie nicht nur gegen den Erben [des Beklagten], sondern auch als unverjährbar bewilligt werden. 5Endlich ist zu sehen, ob Jemand in Beziehung auf dieselbe Sache sowohl die Klage aus den obrigkeitlichen Edicten in Beziehung auf die geschehene Aufnahme, als auch die Diebstahlsklage, anstellen könne. Und Pomponius steht hierüber in Zweifel; aber es ist mehr dafür, dass er, entweder vermöge einer Verordnung des Richters oder in Folge der [gegen ihn gebrauchten] Einrede des bösen Vorsatzes, mit einer von beiden Klagen sich begnügen müsse.

4Pau­lus li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum. Sed et ip­si nau­tae fur­ti ac­tio com­pe­tit, cu­ius sit pe­ri­cu­lo, ni­si si ip­se sub­ri­piat et post­ea ab eo sub­ri­pia­tur, aut alio sub­ri­pien­te ip­se nau­ta sol­ven­do non sit. 1Si nau­ta nau­tae, sta­bu­la­rius sta­bu­la­rii, cau­po cau­po­nis re­ce­pe­rit, ae­que te­ne­bi­tur. 2Vi­via­nus di­xit et­iam ad eas res hoc edic­tum per­ti­ne­re, quae post im­po­si­tas mer­ces in na­vem lo­ca­tas­que in­fe­ren­tur, et­si ea­rum vec­tu­ra non de­be­tur, ut ves­ti­men­to­rum, pe­no­ris cot­ti­dia­ni, quia haec ip­sa ce­te­ra­rum re­rum lo­ca­tio­ni ac­ce­dunt.

4Paul. lib. XIII. ad Ed. Aber auch dem Schiffsrheder selbst kommt, da er die Gefahr zu tragen hat, die Diebstahlsklage zu, er müsste denn selbst [eine fremde Sache] entwenden, und diese nachher wieder ihm entwendet werden, oder es müsste etwa, wenn ein Anderer [die Sache] entwendet, der Schiffsrheder selbst nicht zahlungsfähig sein. 1Wenn ein Schiffsrheder eines Schiffsrheders, ein Stallwirth eines Stallwirthes, ein Gastwirth eines Gastwirthes [Sachen] aufgenommen haben sollte, so wird er auf gleiche Weise gehalten halten sein. 2Vivianus hat gesagt, dass das Edict auch auf solche Sachen sich beziehe, welche, nachdem die Waaren schon in das Schiff getragen und verdungen worden sind, etwa noch hinzugebracht werden möchten, obwohl für sie kein Frachtgeld bezahlt wird, wohin z. B. Kleidungsstücke, der tägliche Mundvorrath, gehören, indem solche Gegenstände der Verdingung der übrigen Sachen sich anschliessen.

5Gaius li­bro quin­to ad edic­tum pro­vin­cia­le. Nau­ta et cau­po et sta­bu­la­rius mer­ce­dem ac­ci­piunt non pro cus­to­dia, sed nau­ta ut tra­iciat vec­to­res, cau­po ut via­to­res ma­ne­re in cau­po­na pa­tia­tur, sta­bu­la­rius ut per­mit­tat iu­men­ta apud eum sta­bu­la­ri: et ta­men cus­to­diae no­mi­ne te­nen­tur. nam et ful­lo et sar­ci­na­tor non pro cus­to­dia, sed pro ar­te mer­ce­dem ac­ci­piunt, et ta­men cus­to­diae no­mi­ne ex lo­ca­to te­nen­tur. 1Quae­cum­que de fur­to di­xi­mus, ea­dem et de dam­no de­bent in­tel­le­gi: non enim du­bi­ta­ri opor­tet, quin is, qui sal­vum fo­re re­ci­pit, non so­lum a fur­to, sed et­iam a dam­no re­ci­pe­re vi­dea­tur.

5Gaj. lib. V. ad Ed. prov. Ad Dig. 4,9,5 pr.ROHGE, Bd. 17 (1875), Nr. 12, S. 40: Haftung des Gastwirths für die Sachen eines Reisenden ohne Rücksicht auf die Dauer und Bezahlung der Beherbergung.Der Schiffsrheder und Gastwirth und Stallwirth empfangen Lohn nicht für Verwahrung [fremder Sachen], sondern der Schiffsrheder, dass er Passagiere übersetze, der Gastwirth, damit er Reisende in dem Gasthofe verweilen lasse, der Stallwirth, um zu erlauben, dass Zugthiere bei ihm stallen; und doch sind sie rücksichtlich der Verwahrung verantwortlich. Denn auch ein Kleiderreiniger und ein Kleiderausbesserer empfangen nicht für Verwahrung, sondern für ihre Kunst, Lohn, und doch sind sie in Rücksicht auf Verwahrung der Klage ex locato unterworfen. 1Alles, was wir vom Diebstahle gesagt haben, muss auch vom Schaden angenommen werden, denn es darf nicht bezweifelt werden, dass derjenige, welcher etwas [mit dem Versprechen], dass es gesichert sein werde, aufnimmt, sich nicht allein des Diebstahls, sondern auch der [Zufügung] eines Schadens zu begeben scheine.

6Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Li­cet gra­tis na­vi­ga­ve­ris vel in cau­po­na gra­tis de­ver­te­ris, non ta­men in fac­tum ac­tio­nes ti­bi de­ne­ga­bun­tur, si dam­num in­iu­ria pas­sus es. 1Si ser­vo meo in na­ve vel in cau­po­na uta­ris et dam­num mi­hi det vel fur­tum fa­ciat, quam­quam et fur­ti ac­tio et dam­ni in­iu­ria me­cum sit, haec ta­men ac­tio, quia in fac­tum est, et­iam ser­vi mei no­mi­ne ad­ver­sus te com­pe­tit. idem di­ce­tur, et si com­mu­nis sit: tu ta­men quod mi­hi prae­sti­te­ris eius no­mi­ne, vel com­mu­ni di­vi­dun­do vel pro so­cio ac­tio­ne, aut si par­tem eius vel to­tum con­du­xis­ti, et­iam ex con­duc­to ha­be­bis me ob­li­ga­tum. 2Sed si dam­num in eo da­tum sit ab alio, qui in ea­dem na­ve vel cau­po­na est, cu­ius fac­tum prae­tor aes­ti­ma­re so­let, non pu­tat Pom­po­nius eius no­mi­ne hanc ac­tio­nem uti­lem fu­tu­ram. 3In fac­tum ac­tio­ne cau­po te­ne­tur pro his, qui ha­bi­tan­di cau­sa in cau­po­na sunt: hoc au­tem non per­ti­net ad eum, qui hos­pi­tio re­pen­ti­no re­ci­pi­tur, vel­uti via­tor. 4Pos­su­mus au­tem fur­ti vel dam­ni in­iu­riae ac­tio­ne uti cum nau­tis, ut cer­ti ho­mi­nis fac­tum ar­gua­mus: sed una con­ten­ti es­se de­be­bi­mus, et si cum ex­er­ci­to­re ege­ri­mus, prae­sta­re ei de­be­mus ac­tio­nes nos­tras, quam­vis ex con­duc­to ac­tio ad­ver­sus eos com­pe­tat ex­er­ci­to­ri. sed si ab­so­lu­tus sit ex­er­ci­tor hac ac­tio­ne, de­in­de aga­tur cum nau­ta, ex­cep­tio da­bi­tur, ne sae­pius de eius­dem ho­mi­nis ad­mis­so quae­ra­tur. et con­tra, si de ad­mis­so unius ho­mi­nis ac­tum sit, de­in­de in fac­tum ac­tio­ne aga­tur, ex­cep­tio da­bi­tur.

6Ad Dig. 4,9,6ROHGE, Bd. 17 (1875), Nr. 12, S. 40: Haftung des Gastwirths für die Sachen eines Reisenden ohne Rücksicht auf die Dauer und Bezahlung der Beherbergung.Paul. lib. XXII. ad Ed. Solltest du auch unentgeltlich geschifft oder im Gasthofe unentgeltlich eingekehrt sein, so werden dir doch Klagen in factum [auf Entschädigung] nicht abgesprochen werden, wenn du unrechtlicher Weise Schaden erlitten hast. 1Wenn etwa du dich meines Sclaven im Schiffe oder im Gasthofe bedienest und er mir Schaden zufügt oder mich bestiehlt, so kommt, wiewohl mir theils die Diebstahlsklage, theils die auf den unrechtlicher Weise zugefügten Schaden (damni injuria dati) sich beziehende Klage zusteht, mir doch jene Klage (in factum), weil sie auf die Thatsache geht (quia in factum est), auch wegen meines Sclaven gegen dich zu. Dasselbe wird zu behaupten sein, wenn er auch uns beiden angehörte, doch wirst du [wegen desjenigen], was du mir in seinem Namen geleistet haben solltest, theils durch die Theilungsklage, theils durch die Klage aus dem Gesellschaftsvertrage, oder, wenn du ihn theilweise oder ganz gedungen hast, auch durch die Klage aus dem Miethvertrage, mich als dir verpflichtet belangen können. 2Allein wenn ihm ein Schaden durch einen Andern, der auf demselben Schiffe oder in demselben Gasthofe sich befindet, [und] über dessen Handlungsweise der Prätor zu urtheilen pflegt, zugefügt worden ist, so glaubt Pomponius nicht, dass seinetwegen diese Klage von Nutzen sein werde. 3Der Klage in factum ist der Gastwirth rücksichtlich derjenigen ausgesetzt, welche des Verweilens wegen im Gasthofe sich befinden; dies geht aber nicht auf den, welcher bei unerwartetem Einkehren aufgenommen wird, wie der Durchreisende. 4Wir können aber gegen die Schiffsleute uns der Diebstahlsklage oder der Klage wegen eines ungerechter Weise zugefügten Schadens bedienen, allein wir werden mit einer derselben uns begnügen müssen. Und wenn wir gegen den Schiffsrheder Klage angestellt hätten, so müssen wir ihm unsere Klagen [gegen Jene] überlassen, wiewohl die Klage ex conducto gegen dieselben dem Schiffsrheder zusteht. Sollte aber der Schiffsrheder von dieser Klage freigesprochen worden sein, hierauf aber nur gegen einen Schiffsmann geklagt werden, so wird Einrede zugelassen werden, damit nicht mehrere Male über das Vergehen eines und desselben Menschen Untersuchung angestellt werde. Und im entgegengesetzten Falle wird, wenn über das Vergehen eines und desselben Menschen verhandelt, dann aber die Klage in factum angestellt worden ist, Einrede gestattet werden.

7Ul­pia­nus li­bro oc­ta­vo de­ci­mo ad edic­tum. De­bet ex­er­ci­tor om­nium nau­ta­rum suo­rum, si­ve li­be­ri sint si­ve ser­vi, fac­tum prae­sta­re: nec im­me­ri­to fac­tum eo­rum prae­stat, cum ip­se eos suo pe­ri­cu­lo ad­hi­bue­rit. sed non alias prae­stat, quam si in ip­sa na­ve dam­num da­tum sit: ce­te­rum si ex­tra na­vem li­cet a nau­tis, non prae­sta­bit. item si prae­di­xe­rit, ut unus­quis­que vec­to­rum res suas ser­vet ne­que dam­num se prae­sta­tu­rum, et con­sen­se­rint vec­to­res prae­dic­tio­ni, non con­ve­ni­tur. 1Haec ac­tio in fac­tum in du­plum est. 2Sed si quid nau­tae in­ter se dam­ni de­de­rint, hoc ad ex­er­ci­to­rem non per­ti­net. sed si quis sit nau­ta et mer­ca­tor, de­be­bit il­li da­ri: quod si quis quos vol­go ναυτεπιβάτας di­cunt, et huic te­ne­bi­tur, sed hu­ius fac­tum prae­stat, cum sit et nau­ta. 3Si ser­vus nau­tae dam­num de­de­rit, li­cet ser­vus nau­ta non sit, ae­quis­si­mum erit in ex­er­ci­to­rem ac­tio­nem uti­lem da­re. 4Hac au­tem ac­tio­ne suo no­mi­ne ex­er­ci­tor te­ne­tur, cul­pae sci­li­cet suae qui ta­les ad­hi­buit: et id­eo et si de­ces­se­rint, non rele­va­bi­tur. ser­vo­rum au­tem suo­rum no­mi­ne noxa­li dum­ta­xat te­ne­tur: nam cum alie­nos ad­hi­bet, ex­plo­ra­re eum opor­tet, cu­ius fi­dei, cu­ius in­no­cen­tiae sint: in suis ve­nia dig­nus est, si qua­lesqua­les ad in­struen­dam na­vem ad­hi­bue­rit. 5Si plu­res na­vem ex­er­ceant, unus­quis­que pro par­te, qua na­vem ex­er­cet, con­ve­ni­tur. 6Haec iu­di­cia quam­vis ho­no­ra­ria sunt, ta­men per­pe­tua sunt: in he­redem au­tem non da­bun­tur. pro­in­de et si ser­vus na­vem ex­er­cuit et mor­tuus est, de pe­cu­lio non da­bi­tur ac­tio in do­mi­num nec in­tra an­num. sed cum vo­lun­ta­te pa­tris vel do­mi­ni ser­vus vel fi­lius ex­er­cent na­vem vel cau­po­nam vel sta­bu­lum, pu­to et­iam hanc ac­tio­nem in so­li­dum eos pa­ti de­be­re, qua­si om­nia, quae ibi con­tin­gunt, in so­li­dum re­ce­pe­rint.

7Ulp. lib. XVIII. ad Ed. Ad Dig. 4,9,7 pr.ROHGE, Bd. 11 (1874), Nr. 108, S. 344: Haftpflicht des Gasthofbesitzers für die vom Gaste eingebrachten Effecten. Uebergabe von Sachen an den Portier zur Beförderung mit dem Gasthofomnibus zur Post.ROHGE, Bd. 12 (1874), Nr. 35, S. 109: Ausschluß der Haftpflicht ex recepto durch Anordnungen des Absenders zur Sicherung des Frachtguts im Falle drohender Gefahr.Es muss der Schiffsrheder für aller seiner Schiffsleute, sie seien Freie oder Sclaven, Handlungsweise Gewähr leisten. Und nicht wider Gebühr leistet er für ihr Betragen Gewähr, da er selbst sie auf seine Gefahr in Dienste genommen hat; jedoch steht er nur dafür, wenn der Schaden im Schiffe selbst zugefügt worden ist. Widrigenfalls, wenn der Schaden ausserhalb des Schiffes, obschon von den Schiffsleuten, [veranlasst worden wäre], wird er nicht dafür stehen. Desgleichen, wenn er vorher erklärt haben sollte, dass jeder der Mitreisenden auf seine Sachen Acht haben möge und dass er für keinen Schaden stehen werde, und die Mitfahrenden ihre Zustimmung in diese Erklärung gegeben hätten, so wird er nicht belangt. 1Die Klage in factum [aus diesem Edicte] geht auf das Zwiefache, 2Wenn aber die Schiffsleute sich unter einander Schaden zugefügt haben, so geht dies den Schiffsrheder nichts an. Sollte jedoch Jemand Schiffer und [zugleich] Kaufmann sein, so wird ihm [eine Klage gegen den Schiffsrheder] gestattet werden Wenn nun ferner Jemand [etwa unter diejenigen] gehört, welche man insgemein ναυτεπιβάτας77In der Ausgabe von Beck findet sich folgende Lesart: Et quid, si quis ex his, quos vulgo μεσοναύτας, Graeci ναυτεπιβάτας dicunt? Es sind aber ναυτεπιβάται nach der gewöhnlichen lateinischen Uebersetzung: remum pro naulo et vecturae pretio ducentes. [d. h. Menschen, die für ein Fahrgeld die Ruder führen] nennt, so wird [der Schiffsrheder] auch diesem verpflichtet sein, aber [auf der andern Seite] steht, da jener zugleich unter die Schiffsleute gehört, [der Schiffsrheder] für dessen Handlungen. 3Wenn der Sclav eines Schiffers Schaden verursacht haben sollte, so wird es, obwohl der Sclav kein Schiffer ist, doch der Billigkeit höchst angemessen sein, gegen den Schiffsrheder eine analoge Klage zu gewähren. 4Dieser Klage ist aber der Schiffsrheder in seinem eigenen Namen ausgesetzt, wegen seiner Fahrlässigkeit nämlich, dass er solche Menschen in seine Dienste genommen hat; und daher wird er auch, wenn sie gestorben sein sollten, seiner Verbindlichkeit nicht entledigt werden. Wegen seiner eignen Sclaven aber ist er lediglich einer Noxalklage unterworfen; denn wenn er fremde [Sclaven] in seine Dienste nimmt, so muss er [zuvor] eine Untersuchung darüber anstellen, von welcher Zuverlässigkeit und von welcher Rechtschaffenheit sie seien; bei seinen eignen [aber] verdient er Entschuldigung, wenn er sie, wie sie nur beschaffen sein mögen (qualesquales), zur Ausrüstung des Schiffes gebraucht haben sollte. 5Wenn Mehrere mit einem Schiffe Gewerbe treiben, so wird Jeder nach demjenigen Antheile, zu welchem er sein Gewerbe mit dem Schiffe treibt, belangt. 6Diese [als hierher gehörig erwähnten] Klagen sind, wiewohl sie aus obrigkeitlichen Edicten ihren Ursprung haben, doch unverjährbar; gegen den Erben jedoch werden sie nicht gestattet werden. Demnach wird auch, wenn ein Sclav mit einem Schiffe Gewerbe getrieben hat und gestorben ist, die Klage de peculio gegen den Herrn nicht bewilligt werden, nicht einmal innerhalb Jahresfrist. Wenn aber unter Einwilligung des Vaters oder des Herrn ein Sclav oder ein Haussohn mit einem Schiffe oder mit einem Gasthofe oder mit einem Stalle Gewerbe treiben, so meine ich, dass sie auch dieser Klage in Beziehung auf die ganze Schuld [des Sclaven oder des Haussohnes] sich unterwerfen müssen, gleich als ob sie alles, was daselbst vorfällt88Oder nach der Lesart ab illis contingunt: was durch jene geschieht., mit der Verpflichtung, für das Ganze zu haften (in solidum), übernommen hätten.