Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 39 übersetzt von Feust unter Redaction von Sintenis
Dig. XXXIX4,
De publicanis et vectigalibus et commissis
Liber trigesimus nonus
IV.

De publicanis et vectigalibus et commissis

(Von den Staatspächtern, den Zöllen und verfallenen Sachen.)

1Ul­pia­nus li­bro quin­qua­ge­si­mo quin­to ad edic­tum. Prae­tor ait: ‘Quod pu­bli­ca­nus eius pu­bli­ci no­mi­ne vi ad­eme­rit quod­ve fa­mi­lia pu­bli­ca­no­rum, si id re­sti­tu­tum non erit, in du­plum aut, si post an­num age­tur, in sim­plum iu­di­cium da­bo. item si dam­num in­iu­ria fur­tum­ve fac­tum es­se di­ce­tur, iu­di­cium da­bo. si id ad quos ea res per­ti­ne­bit non ex­hi­be­bi­tur, in do­mi­nos si­ne no­xae de­di­tio­ne iu­di­cium da­bo’. 1Hic ti­tu­lus ad pu­bli­ca­nos per­ti­net. pu­bli­ca­ni au­tem sunt, qui pu­bli­co fruun­tur (nam in­de no­men ha­bent), si­ve fis­co vec­ti­gal pen­dant vel tri­bu­tum con­se­quan­tur: et om­nes, qui quod a fis­co con­du­cunt, rec­te ap­pel­lan­tur pu­bli­ca­ni. 2Di­xe­rit ali­quis: quid uti­que hoc edic­tum pro­pos­i­tum est, qua­si non et ali­bi prae­tor pro­vi­de­rit fur­tis dam­nis vi rap­tis? sed e re pu­ta­vit et spe­cia­li­ter ad­ver­sus pu­bli­ca­nos edic­tum pro­po­ne­re. 3Quod qui­dem edic­tum in ali­qua par­te mi­tius est, quip­pe cum in du­plum da­tur, cum vi bo­no­rum rap­to­rum in qua­dru­plum sit et fur­ti ma­ni­fes­ti ae­que in qua­dru­plum, 4et re­sti­tuen­di fa­cul­tas pu­bli­ca­no vi ab­rep­tum da­tur, quod si fe­ce­rit, om­ni one­re ex­ui­tur et poe­na­li ac­tio­ne ex hac par­te edic­ti li­be­ra­tur. un­de quae­ri­tur, si quis ve­lit cum pu­bli­ca­no non ex hoc edic­to, sed ex ge­ne­ra­li vi bo­no­rum rap­to­rum, dam­ni in­iu­riae vel fur­ti age­re, an pos­sit? et pla­cet pos­se, id­que Pom­po­nius quo­que scri­bit: est enim ab­sur­dum me­lio­rem es­se pu­bli­ca­no­rum cau­sam quam ce­te­ro­rum ef­fec­tam opi­na­ri. 5Fa­mi­liae no­men hic non tan­tum ad ser­vos pu­bli­ca­no­rum re­fe­re­mus, ve­rum et qui in nu­me­ro fa­mi­lia­rum sunt pu­bli­ca­ni, si­ve igi­tur li­be­ri sint si­ve ser­vi alie­ni, qui pu­bli­ca­nis in eo vec­ti­ga­li mi­nis­trant, hoc edic­to con­ti­ne­bun­tur. pro­in­de et si ser­vus pu­bli­ca­ni ra­puit, non ta­men in ea fa­mi­lia con­sti­tu­tus, quae pu­bli­co vec­ti­ga­li mi­nis­trat, hoc edic­tum ces­sa­bit. 6Quod no­vis­si­me prae­tor ait ‘si hi non ex­hi­be­bun­tur, in do­mi­nos si­ne no­xae de­di­tio­ne iu­di­cium da­bo’, hoc pro­prium est hu­ius edic­ti, quod, si non ex­hi­bean­tur ser­vi, com­pe­tit iu­di­cium si­ne no­xae de­di­tio­ne, si­ve ha­beant eos in po­tes­ta­te si­ve non, si­ve pos­sint ex­hi­be­re si­ve non pos­sint,

1Ulp. lib. LV. ad Ed. Der Prätor sagt: „Was ein Staatspächter oder ein Anderer in des Staatspächters Namen11Nach der Lesart ejus publici nomine Cujac. (ὀνόματι τοῦ τέλους, Basilic.)Der Sinn der andern Lesart: „Seu alius publicani nomine,“ ist von selbst klar., mit Gewalt [Jemandem] abgenommen, oder die Familie der Staatspächter, dafür werde ich, wenn es nicht zurückerstattet worden, eine Klage auf das Doppelte, oder, wenn nach Jahresfrist geklagt werden wird, auf das Einfache ertheilen. Ebenso werde ich eine Klage ertheilen, wenn [bei der Zollerhebung] ein widerrechtlicher Schaden oder Diebstahl verübt worden zu sein angegeben werden wird. Werden andiejenigen (Sclaven)22Nach der Lesart: Si ii, ad quos ea res pertinebit, non exhibebuntur., welche die Sache geht, nicht vorgezeigt, so werde ich eine Klage gegen die Herren ertheilen, ohne dass diese von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen dürfen. 1Dieser Titel hat auf die Staatspächter Bezug. Staatspächter sind aber Diejenigen, welche das öffentliche Einkommen beziehen, — denn daher haben sie den Namen, — sie mögen solches an den öffentlichen Schatz wiederabliefern, oder es für eigene Rechnung erheben; auch Alle, die etwas mit Recht vom Fiscus pachten, werden mit Recht Staatspächter genannt. 2Es könnte Jemand sagen, wozu denn überhaupt dieses Edict erlassen sei? als ob der Prätor nicht auch sonst den Diebstahlen, den [widerrechtlichen] Schadenstiftungen und dem Raube vorgebeugt habe? Er hielt es aber für nützlich, gegen die Staatspächter auch insbesondere ein Edict ergehen zu lassen. 3Dieses Edict ist einestheils milder: da es nemlich auf das Doppelte verliehen ist, während die Klage wegen Raubes auf das Vierfache geht, und die wegen öffentlichen Diebstahls gleichfalls auf das Vierfache. 4Dem Staatspächter ist auch die Befugniss ertheilt, das widerrechtlich Erpresste zurückzuerstatten: hat er dies gethan, so wird derselbe aller Verbindlichkeit entledigt, und von der Strafklage aus diesem Theile des Edicts frei. Deshalb fragt es sich, wenn Jemand wider einen Staatspächter nicht aus diesem Edicte, sondern überhaupt wegen Raubes, widerrechtlicher Schadenstiftung oder Diebstahls klagen wolle, ob er es könne? Die Meinung ist, er könne es: es schreibt dies auch Pomponius; denn es ist ungereimt, anzunehmen, dass [durch dieses Edict] der Standpunkt der Staatspächter besser, als jener der Uebrigen geworden sei. 5Den Namen „Familie“ müssen wir hier nicht blos auf die Sclaven der Staatspächter beziehen, sondern auch auf Diejenigen, welche zu der Zahl der Familiaren des Staatspächters gehören. Es mögen also Kinder [der Staatspächter] sein, oder fremde Sclaven, welche den Staatspächtern bei [Erhebung] des Zolles Dienste leisten, so werden sie in diesem Edicte begriffen sein. Wenn aber ein Sclave eines Staatspächters, der jedoch nicht zu jener Familie gehört, die den öffentlichen Zoll erhebt, einen Raub verübt hat, so findet dieses Edict nicht Statt. 6Was der Prätor zuletzt sagt: „Wenn diese [Sclaven] nicht vorgezeigt werden, so werde ich eine Klage gegen die Herren ertheilen, ohne dass dieselben von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen dürfen,“ ist eine Eigenthümlichkeit dieses Edicts. Werden die Sclaven nicht vorgezeigt, so findet die Klage Statt, ohne dass die Auslieferung an Schadens Statt [von Seite der Herren] zulässig wäre; diese mögen solche in ihrer Gewalt haben, oder nicht; herausgeben können oder nicht.

2Gaius li­bro vi­ce­si­mo pri­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. nec li­ceat do­mi­no ab­sen­tem de­fen­de­re eum,

2Gaj. lib. XXI. ad Edictum prov. Es wird auch dem Herrn nicht gestattet sein, den abwesenden [Sclaven] zu vertheidigen,

3Ul­pia­nus li­bro quin­qua­gen­si­mo quin­to ad edic­tum. cum, si ex­hi­buis­sent, noxa­li iu­di­cio con­ve­ni­ren­tur. id­cir­co au­tem tam du­ra con­di­cio eo­rum ef­fec­ta est, quia de­bent bo­nos ser­vos ad hoc mi­nis­te­rium eli­ge­re. 1Quod ait ‘in do­mi­nos’, sic ac­ci­pien­dum est ‘in so­cios vec­ti­ga­lis’, li­cet do­mi­ni non sint. 2An­te au­tem ac­to­rem di­ce­re opor­tet, quem vel quos de­si­de­ret ex­hi­be­ri, ut, si non ex­hi­bean­tur, hinc aga­tur. sed si di­ca­tur: ‘ex­hi­be om­nes, ut pos­sim di­nos­ce­re quis sit’, pu­to au­dien­dum. 3Si plu­res ser­vi id fur­tum vel dam­num ad­mi­se­rint, hoc de­bet ser­va­ri, ut, si tan­tum prae­ste­tur, quan­tum, si unus li­ber fe­cis­set, ab­so­lu­tio fiat.

3Ulp. lib. LV. ad Ed. da dieselben, wenn sie diese vorgezeigt hätten, mit der Noxalklage belangt werden würden. Es ist aber darum ihre Stellung so erschwert worden, weil sie zu diesem Dienste gute Sclaven auswählen müssen. 1Der Ausdruck „gegen die Herren“ ist auch so zu verstehen, gegen die Zolltheilhaber, wenn solche gleich nicht die Herren [der Sclaven] sind. 2Zuvor aber muss der Kläger sagen, wen, oder welche [Sclaven] er vorgezeigt haben wolle, so dass, wenn die Vorzeigung nicht erfolgt, aus diesem Edicte Klage gestellt wird. Wenn er aber sagt: Zeige sie alle vor, damit ich unterscheiden kann, welcher es sei, so muss ihm, nach meiner Meinung, gewillfahrt werden. 3Haben mehrere Sclaven den Diebstahl, oder die Beschädigung vollführt, so muss es so gehalten werden, dass, wenn so viel Ersatz geleistet wird, als wenn sie Ein Freier verübt hätte, die Freisprechung erfolgt.

4Pau­lus li­bro quin­qua­ge­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Si pu­bli­ca­nus, qui vi ad­emit, de­ces­se­rit, La­beo ait in he­redem eius, quo lo­cu­ple­tior fac­tus sit, dan­dam ac­tio­nem. 1De re­bus, quas in usus ad­ve­hen­das si­bi man­dant prae­si­des, di­vus Ha­d­ria­nus prae­si­di­bus scrip­sit, ut, quo­tiens quis in usus aut eo­rum, qui pro­vin­ciis ex­er­ci­ti­bus­ve prae­sunt, aut pro­cu­ra­to­rum suo­rum usus sui cau­sa mit­tet quen­dam emp­tu­rum, sig­ni­fi­cet li­bel­lo ma­nu sua sub­scrip­to eum­que ad pu­bli­ca­num mit­tat, ut, si quid am­plius quam man­da­tum est trans­fe­ret, id mu­ni­fi­cum sit. 2In om­ni­bus vec­ti­ga­li­bus fe­re con­sue­tu­do spec­ta­ri so­let id­que et­iam prin­ci­pa­li­bus con­sti­tu­tio­ni­bus ca­ve­tur.

4Paul. lib. LII. ad Ed. Ist ein Staatspächter, der gewaltsam [Zoll] abgenommen hat, gestorben, so findet gegen dessen Erben, insoweit derselbe [dadurch] bereichert worden ist, die Klage Statt. 1Hinsichtlich jener Gegenstände, welche die [Provinzial-]Präsidenten sich zu ihrem eignen Gebrauch zuführen lassen, hat der Kaiser Hadrianus an die Präsidenten in Gallien geschrieben, dass, so oft Einer [von ihnen] Jemanden zum Einkaufe seiner Bedürfnisse aussende, sei es entweder für den Gebrauch Derjenigen, welche über die Provinzen und Herren befehligen, oder für den seiner Procuratoren, er es in einem, von ihm eigenhändig unterschriebenen Verzeichnisse anzeigen, und dieses dem Staatspächter zuschicken solle, damit, wenn Jener etwas mehr, als ihm aufgetragen worden, hereinbringt, solches verzollt werde. 2Bei allen Zöllen pflegt gemeiniglich auf die Gewohnheit Rücksicht genommen zu werden; dies wird auch in kaiserlichen Constitutionen verordnet.

5Gaius ad edic­tum prae­to­ris ur­ba­ni ti­tu­lo de pu­bli­ca­nis. Hoc edic­to ef­fi­ci­tur, ut an­te ac­cep­tum qui­dem iu­di­cium re­sti­tu­ta re ac­tio eva­nes­cat, post ac­cep­tum ve­ro iu­di­cium ni­hi­lo mi­nus poe­na du­ret. sed ta­men ab­sol­ven­dus est et­iam qui post ac­cep­tum iu­di­cium re­sti­tue­re pa­ra­tus est. 1Quae­ren­ti­bus au­tem no­bis, utrum du­plum to­tum poe­na sit et prae­ter­ea rei sit per­se­cu­tio, an in du­plo sit et rei per­se­cu­tio, ut poe­na sim­pli sit, ma­gis pla­cuit, ut res in du­plo sit.

5Gaj. ad Ed. Praet. Urb. tit. de publ. Durch dieses Edict wird bewirkt, dass, wenn die Zurückgabe [des widerrechtlich Erhobenen] vor der Einlassung auf die Klage geschieht, die Klage erlischt, nach der Einlassung auf die Klage aber nichtsdestoweniger [ungeachtet der Zurückgabe] die Strafe fortbesteht; doch muss auch Derjenige, welcher nach der Einlassung auf die Klage zur Zurückgabe bereit ist, freigesprochen werden. 1Auf unsere Anfrage aber, ob das ganze Doppelte Strafe sei, und ausserdem noch die Verfolgung der Sache33D. h. eine Klage auf Schadensersatz. Statt finde, oder in dem Doppelten auch die Verfolgung der Sache begriffen sei, so dass die Strafe auf das Einfache gehe, entschied man sich dahin, dass im Doppelten die Verfolgung der Sache mitbegriffen sei.

6Mo­des­ti­nus li­bro se­cun­do de poe­nis. Si mul­ti pu­bli­ca­ni sint, qui il­li­ci­te quid ex­ege­runt, non mul­ti­pli­ca­tur du­pli ac­tio, sed om­nes par­tes prae­sta­bunt et quod ab alio prae­sta­ri non pot­est, ab al­te­ro ex­ige­tur, sic­ut di­vus Se­ve­rus et An­to­ni­nus re­scrip­se­runt: nam in­ter cri­mi­nis reos et frau­dis par­ti­ci­pes mul­tum es­se con­sti­tue­runt.

6Modestin. lib. II. de poen. Sind der Staatspächter, die etwas auf unerlaubte Art erhoben haben, mehrere, so tritt keine Vervielfältigung der Klage auf das Doppelte ein, sondern es hat jeder derselben seinen Antheil [dazu] zu leisten; und was der Eine nicht zu leisten vermag, kann von dem Andern gefordert werden, wie die Kaiser Severus und Antoninus verordnet haben; denn zwischen den Mitschuldigen eines Verbrechens und den Theilnehmern einer Bevortheilung sei, so verordneten sie, ein grosser Unterschied.

7Pa­pi­rius Ius­tus li­bro se­cun­do de con­sti­tu­tio­ni­bus. Im­pe­ra­to­res An­to­ni­nus et Ve­rus re­scrip­se­runt in vec­ti­ga­li­bus ip­sa prae­dia, non per­so­nas con­ve­ni­ri et id­eo pos­ses­so­res et­iam prae­ter­iti tem­po­ris vec­ti­gal sol­ve­re de­be­re eo­que ex­em­plo ac­tio­nem, si igno­ra­ve­rint, ha­bi­tu­ros. 1Item re­scrip­se­runt pu­pil­lo re­mit­te­re se poe­nam com­mis­si, si in­tra diem tri­gen­si­mum vec­ti­gal in­tu­lis­set.

7Papir. Just. lib. II. de Constit. Die Kaiser Antoninus und Verus verordneten: bei Staatsgefällen würden die Güter selbst, nicht die Personen belangt: daher müssten die Besitzer auch für die verflossene Zeit die Gefälle bezahen, und es stehe ihnen desfalls, wenn sie [den Rückstand] nicht gekannt, die Klage [aus dem Kaufe] zu. 1Desgleichen verordneten dieselben, einem Unmündigen erliessen sie die Strafe des Verfalls, wenn derselbe binnen dreissig Tagen den Zoll nachgezahlt habe.

8Pa­pi­nia­nus li­bro ter­tio de­ci­mo re­spon­so­rum. Frau­da­ti vec­ti­ga­lis cri­men ad he­redem eius, qui frau­dem con­tra­xit, com­mis­si ra­tio­ne trans­mit­ti­tur. 1Sed si unus ex plu­ri­bus he­redi­bus rem com­mu­nem cau­sa vec­ti­ga­lis sub­ri­piat, por­tio­nes ce­te­ris non au­fe­run­tur.

8Papin. lib. XIII. Resp. Das Verbrechen der Zollübertretung geht, hinsichtlich des Verfalls, auf den Erben Desjenigen, welcher die Uebertretung begangen hat, über. 1Wenn aber Einer von mehreren Erben eine gemeinschaftliche Sache der Verzollung entzogen hat, so verwirken die Uebrigen ihre Antheile nicht.

9Pau­lus li­bro quin­to sen­ten­tia­rum. Lo­ca­tio vec­ti­ga­lium, quae ca­lor Li­ci­tan­tis ul­tra mo­dum so­li­tae con­duc­tio­nis in­fla­vit, ita de­mum ad­mit­ten­da est, si fi­de­ius­so­res ido­neos et cau­tio­nem is qui li­ci­ta­tio­ne vi­ce­rit of­fer­re pa­ra­tus sit. 1Ad con­du­cen­dum vec­ti­gal in­vi­tus ne­mo com­pel­li­tur et id­eo im­ple­to tem­po­re con­duc­tio­nis elo­can­da sunt. 2Re­li­qua­to­res vec­ti­ga­lium ad ite­ran­dam con­duc­tio­nem, an­te­quam su­pe­rio­ri con­duc­tio­ni sa­tis­fa­ciant, ad­mit­ten­di non sunt. 3De­bi­to­res fis­ci item­que rei pu­bli­cae vec­ti­ga­lia con­du­ce­re pro­hi­ben­tur, ne ex alia cau­sa eo­rum de­bi­ta one­ren­tur: ni­si for­te ta­les fi­de­ius­so­res op­tu­le­rint, qui de­bi­tis eo­rum sa­tis­fa­ce­re pa­ra­ti sint. 4So­ci vec­ti­ga­lium si se­pa­ra­tim par­tes ad­mi­nis­trent, al­ter ab al­te­ro mi­nus ido­neo in se por­tio­nem trans­fer­ri iu­re de­si­de­rat. 5Quod il­li­ci­te pu­bli­ce pri­va­tim­que ex­ac­tum est, cum al­te­ro tan­to pas­sis in­iu­riam ex­sol­vi­tur. per vim ve­ro ex­tor­tum cum poe­na tri­pli re­sti­tui­tur: am­plius ex­tra or­di­nem plec­tun­tur: al­te­rum enim uti­li­tas pri­va­to­rum, al­te­rum vi­gor pu­bli­cae dis­ci­pli­nae pos­tu­lat. 6Ea­rum re­rum vec­ti­gal, qua­rum num­quam prae­sti­tum est, prae­sta­ri non pot­est: quod si prae­sta­ri con­sue­tum in­di­li­gen­tia pu­bli­ca­ni omi­se­rat, alius ex­er­ce­re non pro­hi­be­tur. 7Res ex­er­ci­tui pa­ra­tas prae­sta­tio­ni vec­ti­ga­lium sub­ici non pla­cuit. 8Fis­cus ab om­nium vec­ti­ga­lium prae­sta­tio­ni­bus im­mu­nis est. mer­ca­to­res au­tem, qui de fun­dis fis­ca­li­bus mer­ca­ri con­sue­runt, nul­lam im­mu­ni­ta­tem sol­ven­di pu­bli­ci vec­ti­ga­lis usur­pa­re pos­sunt.

9Paul. lib. V. Sentent. Eine Verpachtung der Zölle, welche die Hitze des Meistbietenden über den Betrag des gewöhnlichen Pachts hinaufgetrieben hat, ist lediglich alsdann zu genehmigen, wenn Derjenige, welcher in der Versteigerung die Oberhand behielt, zuverlässige Bürgen und Sicherheit zu stellen bereit ist. 1Zur Zollpachtung wird Niemand wider seinen Willen genöthigt; daher sind sie, nach vollendeter Pachtzeit [von Neuem] zu verpachten. 2Diejenigen Staatspächter, welche sich mit ihrem Pachtgelde noch im Rückstande befinden, dürfen zur Erneuerung des Pachts nicht zugelassen werden, bevor sie nicht [ihrer Verpflichtung aus] dem früheren Pachte Genüge leisten. 3Den Schuldnern des Fiscus, und ebenso jenen des Staats, ist der Pacht der Zölle untersagt, damit sich nicht ihre Verbindlichkeiten durch eine neue Veranlassung übermässig vermehren: wenn sie nicht etwa solche Bürgen gestellt haben, die ihre Schulden zu berichtigen bereit sind. 4Wenn die Theilhaber an den Zöllen ihre Antheile gesondert verwalten, so kann der Eine mit Recht verlangen, dass der Antheil des Andern, der weniger zahlungsfähig ist, auf ihn übertragen werde. 5Was [von den Staatspächtern] unerlaubterweise öffentlich oder heimlich erhoben worden ist, wird Denjenigen, die den Schaden erlitten haben, doppelt zurückerstattet: das gewaltsam Erpresste aber wird mit der Strafe des Dreifachen zurückgegeben. Ausserdem verfallen [die Staatspächter] noch in eine ausserordentliche Strafe: denn das Eine erheischt das Beste der Privaten, das Andere die Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung. 6Diejenigen Gegenstände, von welchen nie ein Zoll entrichtet worden, brauchen nicht verzollt zu werden. Ist die Erhebung eines herkömmlichen Zolles durch Nachlässigkeit eines Staatspächters unterblieben, so bleibt es einem andern Pächter unverwehrt, solchen einzufordern. 7Gegenstände, die für das Heer angeschafft werden, sind der Zollentrichtung nicht unterworfen. 8Der Fiscus ist von Entrichtung aller Zölle befreit; Kaufleute aber, die [den Ertrag] von fiscalischen Gütern zu kaufen pflegen, können keine Befreiung vom öffentlichen Zoll in Anspruch nehmen.

10Her­mo­ge­nia­nus li­bro quin­to epi­to­ma­rum. Vec­ti­ga­lia si­ne im­pe­ra­to­rum prae­cep­to ne­que prae­si­di ne­que cu­ra­to­ri ne­que cu­riae con­sti­tue­re nec prae­ce­den­tia re­for­ma­re et his vel ad­de­re vel de­mi­nue­re li­cet. 1Non so­lu­tis vec­ti­ga­lium pen­sio­ni­bus pel­le­re con­duc­to­res nec­dum et­iam tem­po­re con­duc­tio­nis com­ple­to vel ab his usu­ras ex mo­ra ex­ige­re per­mit­ti­tur.

10Hermogen. lib. V. Epit. Ohne kaiserlichen Befehl können weder der [Provinzial-]Präsident, noch der Procurator [des Kaisers], noch die Curien44In Munizipalstädten., [neue] Zölle einführen, oder bereits bestehende abändern und erhöhen, oder herabsetzen. 1Haben die Pächter das Pachtgeld für die Zölle nicht entrichtet, so ist es gestattet, dieselben, wenn auch die Pachtzeit noch nicht vollendet ist, [aus dem Pacht] zu treiben, oder von ihnen Verzugszinsen zu fordern.

11Pau­lus li­bro quin­to sen­ten­tia­rum. Co­tem fer­ro sub­igen­do ne­ces­sa­riam hos­ti­bus quo­que ve­nun­da­ri, ut fer­rum et fru­men­tum et sa­les, non si­ne pe­ri­cu­lo ca­pi­tis li­cet. 1Agri pu­bli­ci, qui in per­pe­tuum lo­can­tur, a cu­ra­to­re si­ne auc­to­ri­ta­te prin­ci­pa­li re­vo­ca­ri non pos­sunt. 2Do­mi­nus na­vis si il­li­ci­te ali­quid in na­ve vel ip­se vel vec­to­res im­po­sue­rint, na­vis quo­que fis­co vin­di­ca­tur: quod si ab­sen­te do­mi­no id a ma­gis­tro vel gu­ber­na­to­re aut prore­ta nau­ta­ve ali­quo id fac­tum sit, ip­si qui­dem ca­pi­te pu­niun­tur com­mis­sis mer­ci­bus, na­vis au­tem do­mi­no re­sti­tui­tur. 3Il­li­ci­ta­rum mer­cium per­se­cu­tio he­redem quo­que ad­fli­git. 4Eam rem, quae com­mis­so vin­di­ca­ta est, do­mi­nus eme­re non pro­hi­be­tur vel per se vel per alios qui­bus hoc man­da­ve­rit. 5Qui ma­xi­mos fruc­tus ex red­emp­tio­ne vec­ti­ga­lium con­se­quun­tur, si post­ea tan­to lo­ca­ri non pos­sunt, ip­si ea prio­ri­bus pen­sio­ni­bus sus­ci­pe­re com­pel­lun­tur.

11Paul. lib. V. Sent. Schleifsteine, welche zum Schärfen des Eisens nothwendig sind, kann man ebensowenig als Eisen, Getraide und Salz, ohne die Todesstrafe zu verwirken, an die Feinde verkaufen. 1Dem Staate gehörige Aecker, die für immer verpachtet werden, können [den Pächtern], ohne kaiserlichen Befehl, vom Procurator [des Kaisers] nicht entzogen werden. 2Wenn der Schiffseigenthümer selbst, oder die Reisenden, etwas unerlaubterweise in das Schiff geladen haben, so verfällt auch das Schiff dem Fiscus. Ist dieses in Abwesenheit des Eigenthümers, vom Schiffsrheder oder dem Steuermanne, oder dem Untersteuermanne55Proreta, der im Vordertheile des Schiffes commandirt. Brisson., oder einem Matrosen geschehen, so werden diese selbst mit dem Tode bestraft, und die Waaren eingezogen, das Schiff aber dem Eigenthümer zurückgegeben. 3Die Beschlagnahme verbotener Waaren geht auch wider den Erben. 4Eine Sache, welche [dem Fiscus] verfallen eingezogen worden ist, darf der [frühere] Eigenthümer entweder selbst, oder durch Andere, denen er es aufgetragen, wieder kaufen. 5Diejenigen, welche aus der Pachtung der Zölle sehr grossen Nutzen gezogen haben, müssen, im Falle solche später nicht eben so hoch verpachtet werden können, dieselben um das frühere Pachtgeld selbst übernehmen.

12Ul­pia­nus li­bro tri­gen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Quan­tae au­da­ciae, quan­tae te­me­ri­ta­tis sint pu­bli­ca­no­rum fac­tio­nes, ne­mo est qui ne­sciat. id­cir­co prae­tor ad com­pes­cen­dam eo­rum au­da­ciam hoc edic­tum pro­pos­uit: 1‘Quod fa­mi­lia pu­bli­ca­no­rum fur­tum fe­cis­se di­ce­tur, item si dam­num in­iu­ria fe­ce­rit et id ad quos ea res per­ti­net non ex­hi­be­tur: in do­mi­num si­ne no­xae de­di­tio­ne iu­di­cium da­bo’. 2Fa­mi­liae au­tem ap­pel­la­tio­ne hic ser­vi­lem fa­mi­liam con­ti­ne­ri scien­dum est. sed et si bo­na fi­de pu­bli­ca­no alie­nus ser­vus ser­vit, ae­que con­ti­ne­bi­tur: for­tas­sis et ma­la fi­de, ple­rum­que enim va­gi ser­vi et fu­gi­ti­vi in hu­ius­mo­di ope­ris et­iam a scien­ti­bus ha­ben­tur. er­go et si ho­mo li­ber ser­viat, hoc edic­tum lo­cum ha­bet. 3Pu­bli­ca­ni au­tem di­cun­tur, qui pu­bli­ca vec­ti­ga­lia ha­bent con­duc­ta.

12Ulp. lib. XXXVIII. ad Ed. Wie keck und verwegen die Staatspächterbanden seien, ist Jedermann bekannt; deshalb hat der Prätor, um ihrer Frechheit Zügel anzulegen, dieses Edict erlassen. 1Wenn das Gesinde der Staatspächter einen Diebstahl, ebenso, wenn dasselbe einen widerrechtlichen Schaden verübt zu haben angegeben wird, und diejenigen [Sclaven], welche die Sache angeht, nicht vorgezeigt werden, so werde ich eine Klage gegen den Herrn verleihen, ohne dass dass dieser von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen darf. 2Unter der Benennung Gesinde (familia) werden aber hier die zum Gesinde gehörigen Sclaven verstanden. Aber auch wenn ein fremder Sclave in guten Glauben dem Staatspächter als Sclave dient, so wird solcher ebenfalls darin begriffen sein; vielleicht auch wenn in bösem Glauben; denn gemeiniglich werden herumstreifende und flüchtige Sclaven auch von Solchen, die das wissen, zu diesen Geschäften gehalten. Also auch wenn ein freier Mensch als Sclave dient, hat dieses Edict Statt. 3Publicani (Staatspächter) aber heissen Diejenigen, welche publica vectigalia (Staatsgefälle) gepachtet haben.

13Gaius li­bro ter­tio de­ci­mo ad edic­tum pro­vin­cia­le. Sed et hi, qui sa­li­nas et cre­ti­fo­di­nas et me­tal­la ha­bent, pu­bli­ca­no­rum lo­co sunt. 1Prae­ter­ea et si quis vec­ti­gal con­duc­tum a re pu­bli­ca cu­ius­dam mu­ni­ci­pii ha­bet, hoc edic­tum lo­cum ha­bet. 2Si­ve au­tem ven­di­dit ser­vum vel ma­nu­mi­sit vel et­iam fu­git ser­vus, te­ne­bi­tur ser­vi no­mi­ne, qui tam fac­tio­sam fa­mi­liam ha­buit. 3Quid ta­men, si ser­vus de­ces­se­rit? vi­den­dum, an pu­bli­ca­nus te­n­ea­tur qua­si fac­ti sui no­mi­ne: sed pu­to, quia fa­cul­ta­tem non ha­bet ex­hi­ben­di nec do­lus eius in­ter­ces­sit, de­be­re eum li­be­ra­ri. 4Hanc ac­tio­nem per­pe­tuam da­bi­mus et he­redi ce­te­ris­que suc­ces­so­ri­bus.

13Gaj. lib. XIII. ad Ed. prov. Aber auch Diejenigen, welche Salinen, Kreidegruben und Bergwerke [gepachtet] haben, gelten als Staatspächter. 1Ferner, wenn Jemand von einer Stadtgemeinde ein Gefälle gepachtet hat, erleidet dieses Edict auch Anwendung. 2Es mag aber der Sclave verkauft, oder freigelassen, oder flüchtig geworden sein, so kann Derjenige, welcher ein so schlechtes66Factiosam, i. e. malam. Accurs. Gesinde gehalten hat, wegen des Sclaven belangt werden. 3Wie jedoch, wenn der Sclave gestorben ist? hat alsdann der Staatspächter, gleichwie für seine eigene Handlung zu haften? Ich glaube aber, derselbe müsse, weil er [den Sclaven] nicht auszuliefern vermag, auch keine Arglist von seiner Seite vorliegt, freigesprochen werden. 4Diese Klage werden wir auf immerwährende Dauer, sowie dem Erben und den übrigen Nachfolgern verleihen.

14Ul­pia­nus li­bro oc­ta­vo dis­pu­ta­tio­num. Com­mis­sa vec­ti­ga­lium no­mi­ne et­iam ad he­redem trans­mit­tun­tur. nam quod com­mis­sum est, sta­tim de­si­nit eius es­se qui cri­men con­tra­xit do­mi­nium­que rei vec­ti­ga­li ad­quiri­tur: ea­prop­ter com­mis­si per­se­cu­tio sic­ut ad­ver­sus quem­li­bet pos­ses­so­rem, sic et ad­ver­sus he­redem com­pe­tit.

14Ulp. lib. VIII. Disput. [Die Strafe] des Verfalls wegen einer Zoll [Uebertretung] geht auch auf den Erben über; denn was verfallen ist, hört alsbald auf, Eigenthum Desjenigen zu sein, der das Verbrechen verübt hat, und das Eigenthum der Sache fällt der Zollstelle anheim. Deshalb steht die gerichtliche Verfolgung des Verfallenen sowie gegen jeden Besitzer, auch wider den Erben zu.

15Al­fe­nus Va­rus li­bro sep­ti­mo di­ges­to­rum. Cae­sar cum in­su­lae Cre­tae co­to­rias lo­ca­ret, le­gem ita di­xe­rat: ‘ne quis prae­ter red­emp­to­rem post idus Mar­tias co­tem ex in­su­la Cre­ta fo­di­to ne­ve ex­imi­to ne­ve avel­li­to’. cu­ius­dam na­vis on­us­ta co­ti­bus an­te idus Mar­tias ex por­tu Cre­tae pro­fec­ta ven­to re­la­ta in por­tum erat, de­in­de ite­rum post idus Mar­tias pro­fec­ta erat. con­su­le­ba­tur, num con­tra le­gem post idus Mar­tias ex in­su­la Cre­ta co­tes ex­is­se vi­de­ren­tur. re­spon­dit, tam­et­si por­tus quo­que, qui in­su­lae es­sent, om­nes eius in­su­lae es­se vi­de­ren­tur, ta­men eum, qui an­te idus Mar­tias pro­fec­tus ex por­tu es­set et re­la­tus tem­pes­ta­te in in­su­lam de­duc­tus es­set, si in­de ex­is­set non vi­de­ri con­tra le­gem fe­cis­se, prae­ter­ea quod iam in­itio evec­tae co­tes vi­de­ren­tur, cum et ex por­tu na­vis pro­fec­ta es­set.

15Alfen. Var. lib. VII. Dig. Cäsar hatte, als er die Schleifsteingruben der Insel Creta verpachtete, eine Verordnung des Inhalts erlassen: „Es solle Niemand, ausser dem Pächter, nach dem funfzehnten März einen Schleifstein auf der Insel Creta graben, ausheben oder brechen.“ Ein Schiff war, mit Schleifsteinen beladen, vor dem funfzehnten März aus dem Hafen von Creta ausgelaufen, durch den Wind aber wieder in den Hafen zurückgetrieben worden, und hierauf nach dem funfzehnten März wiederholt abgegangen. Es wurde angefragt, ob die Schleifsteine als, der Verordnung zuwider, nach dem funfzehnten März aus Creta ausgeführt zu betrachten seien? Ich habe zur Antwort ertheilt: obgleich auch die auf einer Insel befindlichen Häfen alle als zur Insel gehörig zu betrachten seien, so scheine dennoch Derjenige, welcher vor dem funfzehnten März den Hafen verlassen und, durch einen Sturm zurückgehalten, auf der Insel wieder gelandet habe, nicht gegen das Gesetz gehandelt zu haben, wenn er von dort wieder ausgelaufen sei: aus dem Grunde, weil ohnehin die Schleifsteine als schon zu Anfang, da das Schiff vom Hafen ausgelaufen war, ausgeführt zu betrachten seien.

16Mar­cia­nus li­bro sin­gu­la­ri de de­la­to­ri­bus. In­ter­dum nec ven­den­dus est is ser­vus qui in com­mis­sum ce­ci­dit, sed pro eo aes­ti­ma­tio a do­mi­no dan­da est. di­vi enim Se­ve­rus et An­to­ni­nus re­scrip­se­runt, cum is ser­vus, qui ac­tum do­mi­ni ges­sis­se di­ce­re­tur, in com­mis­sum ce­ci­dis­set, venire non de­buis­se, sed pro eo vi­ri bo­ni ar­bi­tra­tu aes­ti­ma­tio­nem opor­tuis­se da­ri. 1Idem au­tem ea­dem epis­tu­la re­scrip­se­runt, si quis in­pro­fes­sus ser­vus fue­rit et pro­ba­bi­tur in com­mis­sum ce­ci­dis­se, et aut uxo­rem cor­ru­pis­se do­mi­ni di­ca­tur aut aliud quid gra­vius ad­mi­sis­se, ut co­gnos­cat pro­cu­ra­tor et, si in his cau­sis es­se com­per­tus sit, aes­ti­me­tur et ad poe­nam do­mi­no tra­da­tur. 2Idem di­vi Se­ve­rus et An­to­ni­nus re­scrip­se­runt man­ci­piis com­mis­sis res pe­cu­lia­res non es­se in ea­dem cau­sa ni­si hoc, quod pro­prio no­mi­ne in cau­sam com­mis­si in­ci­dit. 3Quo­tiens quis man­ci­pia in­vec­ta pro­fes­sus non fue­rit si­ve ve­na­lia si­ve usua­lia, poe­na com­mis­si est, si ta­men no­vi­cia man­ci­pia fue­rint, non et­iam ve­te­ra­na. sunt au­tem ve­te­ra­na, quae an­no con­ti­nuo in ur­be ser­vie­rint: no­vi­cia au­tem man­ci­pia in­tel­le­gun­tur, quae an­num non­dum ser­vie­rint. 4Ser­vi, qui in fu­ga sunt, in com­mis­sum non ca­dunt, cum si­ne vo­lun­ta­te do­mi­ni fi­nes egres­si sunt: et ita prin­ci­pa­li­bus con­sti­tu­tio­ni­bus ca­ve­tur, sic­ut di­vus quo­que Pius sae­pis­si­me re­scrip­sit, ne, in­quit, in po­tes­ta­te ser­vo­rum sit in­vi­tis vel igno­ran­ti­bus do­mi­nis fu­gae se tra­den­do po­tes­ta­ti do­mi­no­rum se sub­tra­he­re. 5Li­cet quis se igno­ras­se di­cat, ni­hi­lo mi­nus eum in poe­nam vec­ti­ga­lis in­ci­de­re di­vus Ha­d­ria­nus con­sti­tuit. 6Di­vi quo­que Mar­cus et Com­mo­dus re­scrip­se­runt non im­pu­ta­ri pu­bli­ca­no, quod non in­stru­xit trans­gre­dien­tem: sed il­lud cus­to­dien­dum, ne de­ci­piat pro­fi­te­ri vo­len­tes. 7Spe­cies per­ti­nen­tes ad vec­ti­gal: cin­namo­mum: pi­per lon­gum: pi­per al­bum: fo­lium pen­ta­sphae­rum: fo­lium bar­ba­ri­cum: cos­tum: cos­tamo­mum: nar­di sta­chys: cas­sia tu­ria­na: xy­lo­cas­sia: smur­na: amo­mum: zin­gi­be­ri: ma­la­ba­thrum: aro­ma In­di­cum: chal­ba­ne: la­ser: al­che: lu­cia: sar­go­gal­la: onyx Ara­bi­cus: cardamo­mum: xy­lo­cin­namo­mum: opus bys­si­cum: pel­les Ba­by­lo­ni­cae: pel­les Par­thi­cae: ebur: fer­rum In­di­cum: car­pa­sum: la­pis uni­ver­sus: mar­ga­ri­ta: sar­do­nyx: ce­rau­nium: hya­cin­thus: sma­rag­dus: adamas: saf­fi­ri­nus: cal­lai­nus: be­ryl­lus: che­ly­niae: opia in­di­ca vel ad­ser­ta: me­ta­xa: ves­tis se­ri­ca vel sub­se­ri­ca: ve­la tinc­ta car­ba­sea: ne­ma se­ri­cum: spa­do­nes In­di­ci: leo­nes, leae­nae: par­di: leo­par­di: pan­the­rae: pur­pu­ra: item ma­r­o­co­rum la­na: fu­cus: ca­pil­li In­di­ci. 8Si prop­ter ne­ces­si­ta­tem ad­ver­sae tem­pes­ta­tis ex­po­si­tum onus fue­rit, non de­be­re hoc com­mis­so vin­di­ca­ri di­vi fra­tres re­scrip­se­runt. 9Di­vus quo­que Pius re­scrip­sit, cum qui­dam in­tra le­gi­ti­mam ae­ta­tem es­se di­ce­bat et usus cau­sa man­ci­pia du­xis­set et in so­la pro­fes­sio­ne er­ras­set, ignos­cen­dum es­se ei. 10Di­vi quo­que fra­tres re­scrip­se­runt, cum qui­dam non per frau­dem, sed per er­ro­rem in cau­sam com­mis­si in­ci­dis­set, ut du­plo vec­ti­ga­li con­ten­ti pu­bli­ca­ni ser­vos re­sti­tuant. 11Mag­nus An­to­ni­nus re­scrip­sit, si co­lo­nus vel ser­vi do­mi­ni prae­dii fer­rum il­li­ci­te in prae­dio fe­ce­rint igno­ran­te do­mi­no, nul­la poe­na do­mi­num te­ne­ri. 12Si quis pro­fes­sus apud pu­bli­ca­num fue­rit, non ta­men vec­ti­gal sol­ve­rit, hoc con­ce­den­te pu­bli­ca­no, ut so­lent fa­ce­re, di­vi Se­ve­rus et An­to­ni­nus re­scrip­se­runt res in com­mis­sum non ca­de­re: cum enim, in­quiunt, pro­fes­sio­nes re­ci­tan­tur, com­mis­sum ces­sat, cum pot­erit sa­tis­fie­ri fis­co ex bo­nis pu­bli­ca­no­rum vel fi­de­ius­so­rum. 13Poe­nae ab he­redi­bus pe­ti non pos­sunt, si non est quaes­tio mo­ta vi­vo eo qui de­li­quit: et hoc sic­ut in ce­te­ris poe­nis, ita et in vec­ti­ga­li­bus est. 14Si quid au­tem in­de­bi­tum per er­ro­rem sol­ven­tis pu­bli­ca­nus ac­ce­pit, re­tro eum re­sti­tue­re opor­te­re di­vi Se­ve­rus et An­to­ni­nus re­scrip­se­runt.

16Marcian. lib. sing. de Delat. Zuweilen darf auch derjenige Sclave, welcher wegen Zollübertretung verfallen ist, nicht verkauft werden, sondern der Herr muss statt desselben die Würderung zahlen. Denn die Kaiser Severus und Antoninus haben verordnet: wenn ein Sclave, der ein Geschäft seines Herrn verrichtet habe, wegen Zollübertretung verfallen sei, so müsse derselbe nicht verkauft werden, sondern statt seiner die nach dem Ermessen eines rechtlichen Mannes zu bestimmende Würderung entrichtet werden. 1Dieselben aber verordneten in dem nemlichen Sendschreiben: wenn ein Sclave nicht angezeigt worden, und erweislich wegen Zollübertretung verfallen sei, und entweder die Ehefrau seines Herrn verführt, oder noch etwas Schwereres begangen zu haben beschuldigt werde, so solle der Procurator [des Fiscus] die Sache untersuchen, und wenn sich diese Anschuldigungen bestätigten, die Würderung des Sclaven entrichtet und derselbe seinem Herrn zur Bestrafung übergeben werden. 2Die nemlichen Kaiser Severus und Antoninus verordneten: wenn Sclaven verfallen seien, so sei ihr Sondergut nicht mitverfallen, mit Ausnahme dessen, was für sich wegen Zollübertretung verfallen ist. 3So oft Jemand eingeführte Sclaven nicht angezeigt hat, es mögen solche zum Verkaufe oder zum eigenen Gebrauche bestimmt sein, tritt die Strafe des Verfalls ein, wenn es anders neue Sclaven gewesen, und nicht alte. Alte aber sind diejenigen, welche ein Jahr lang ununterbrochen in der Stadt Sclavendienste geleistet haben; unter neuen Sclaven hingegen werden jene verstanden, die noch kein Jahr lang Sclave gewesen. 4Sclaven, die sich auf der Flucht befinden, verfallen nicht wegen Zollübertretung, da sie ohne Zustimmung des Herrn die Grenzen überschritten haben. Dies wird auch in kaiserlichen Constitutionen verordnet; gleichwie es auch Kaiser Pius sehr oft rescribirt hat, damit [sagt derselbe] es nicht in der Macht der Sclaven liege, dadurch, dass sie wider den Willen oder ohne Wissen der Herren sich auf die Flucht begeben, sich deren Herrschaft zu entziehen. 5Wenngleich Jemand behaupte, [das Zollgesetz] nicht gekannt zu haben, so verfalle derselbe demohngeachtet, verordnete der Kaiser Hadrianus, in die Zollstrafe. 6Auch verordneten die Kaiser Marcus und Commodus: es könne einem Staatspächter nicht zur Last gelegt werden, dass er einen Vorübergehenden nicht [von dem Zollgesetze] unterrichtet habe; darüber aber müsse man wachen, dass er Diejenigen, welche die Anzeige machen wollen, nicht [zur Verheimlichung] verleite. 7Gegenstände, welche der Verzollung unterliegen [sind folgende]: Zimmet77Cinnamomum, s. Plin. H. N. Lib. XII. §. 42. A. d. R. (Ebenso was in (-) in den folgenden Anm. folgt)., langer Pfeffer, weisser Pfeffer, folium pentasphaerum88Eine Art Specereien., folium barbaricum99(Bynkershoek Obs. IV. Cap. 5.), Kostwurzel1010Ein wohlriechendes Kraut. (Plin. H. N. Lib. XIII. §. 2.), costamomum1111Eine Gewürzpflanze., Narde, cassia turiana1212Eine Art Gewürz. (Plin. H. N. XII. §. 43. Den Beisatz erklärt Bynkershoek l. l. entweder für Tyriana, oder Syriaca.), Cassienholz, Myrrhe, amomum1313Ein gewürztes Holz, oder eine gewürzhafte Frucht, woraus die Römer eine Art Balsam machten. (Plin. H. N. XII. §. 28. und XIII. §. 2.), Ingwer, malabathrum1414Ein syrischer Baum, woraus ein Oel zum Salben gepresst wurde. (Plin. l. l. XII. §. 59.), indisches Gewürz, Galban1515(Plin. l. l. §. 56.), Lasersaft1616(laser, s. Vitruv. VIII. 3. u. Rode’s Wörterbuch zu Vitruv.), alchelucia1717(wird für verfälscht gehalten, u. geglaubt, man müsse agallochus lesen — Aloeholz. Brisson. h. v.), Fischleim, arabischer Onyx, Cardamome1818(Plin. l. l. XIII. §. 2.), Zimmtholz1919(Plin. l. l. XII. §. 42.), Gewebe von Byssus2020Eine sehr feine Art von Flachs., babylonische Felle, parthische Felle, Elfenbein, indisches Eisen, carpasum2121Planta, ex qua succus medicamentis utilis exprimebatur. Brisson., alle Edelsteine, Perlen, Sardonix2222(Plin. l. l. XXXVII. §. 23.), ceraunium2323Eine Art Krystall. (Plin. XXXIII. §. 51.), Hyazinthen, Smaragde, Diamanten, Saphire, callainus2424Ein Edelstein. (Plin. l. l. XXXVII. §. 56.), Beryllus2525(Plin. l. l. §. 20.), Chelynien2626(es dürfte hier doch wohl chelonia zu lesen sein, was Plin. l. l. §. 56. für das Auge einer Schildkröte ausgiebt.), alle indische Produkte2727hopia indica; man hat hier theils opia (Opium), theils weil man hier und da chopia liest, durch Versetzung der Buchstaben cophia (Caffée!!) herausbringen wollen. Bynkershoek l. l. hat wohl Recht, wenn er statt hopia: opera lesen will; Haloander hat omnia. Die darauf folgenden Worte vel adserta sind aller Bemühungen ungeachtet nicht zu enträthseln, und mit Bynkershoek’s Emendation es zu indica zu ziehen, und zu lesen, vela, serica, geräth man in ein ebenso grosses Labyrinth, und muss hopia herauswerfen; incidit in Seylam qui vult vitare Charybdin. A. d. R., rohe Seide, seidene, halbseidene, oder gefärbte Kleider, Kleider von Leinwand, Seidenfaden, Verschnittene, indische Löwen, Löwinnen, Pardel, Leoparden, Panther, Purpur; ferner Wolle2828marocorum lana. Hierüber sind die ungereimtesten Verbesserungen an das Tageslicht gekommen. Es wird wohl am besten sein, mit Bynkershoek lieber ignorantiam suam fateri, als nach unnützen Speculationen zu haschen. Uebrigens ist es wohl immer noch einerlei an Güte, ob man mit Pancirol. arborum, oder mit Bynkershoek ombricorum emendirt; am kürzesten hielt sich Haloander, der das Wort marocorum herauswirft! — A. d. R., Färbestrauch, indische Haare2929Bynkershoek l. l. erklärt dies von Thierhaaren. Ueber dieses Fragment hat ein eigner Unstern gewaltet; die Codd. fördern, wie Brencman sagt, mera monstra zu Tage. A. d. R.. 8Ist eine [Schiffs-]Ladung nothgedrungen wegen eines Sturmes gelöscht worden, so darf sie nicht, als wegen Zollübertretung verfallen, in Anspruch genommen werden, also verordneten die kaiserlichen Gebrüder. 9Auch verordnete der Kaiser Pius, wenn Jemand, der im Alter der Minderjährigkeit zu stehen behaupte, Sclaven zum eigenen Gebrauche eingeführt und sich blos hinsichtlich der Anzeige verfehlt habe, so sei ihm die Strafe zu erlassen. 10Auch verordneten die kaiserlichen Gebrüder, wenn Jemand nicht absichtlich, sondern aus Irrthum eine Zollübertretung begangen habe, so hätten sich die Staatspächter mit dem doppelten Betrage des Zolles zu begnügen und die Sclaven zurückzugeben. 11Marcus Antoninus verordnete: wenn ein Pächter oder die Sclaven des Eigenthümers eines Grundstücks, ohne Wissen des Eigenthümers, unerlaubterweise auf dem Grundstücke einen Diebstahl3030Hal. liest ferrum; und in der That weiss ich nicht, was man hier mit factum anstellen soll. S. d. Anm. bei Gothfr. A. d. R. begangen hätten, so sei der Eigenthümer zu keiner Strafe gehalten. 12Hat Jemand beim Staatspächter [die Waaren] angezeigt, jedoch den Zoll nicht entrichtet, und zwar mit Bewilligung des Staatspächters [wie es zu geschehen pflegt], so verfallen die Waaren nicht wegen Zollübertretung; also verordneten die Kaiser Severus und Antoninus: „Denn da, [sagen sie] die Anzeigen gemacht werden, so hat die Strafe des Verfalles nicht Statt, weil der Fiscus aus dem Vermögen der Staatspächter oder deren Bürgen seine Befriedigung erhalten kann.“ 13Strafen können von dem Erben nicht gefordert werden, wenn nicht bei Lebzeiten Dessen, der die Uebertretung begangen, die Untersuchung begonnen hat: und es findet dies, wie bei den übrigen Strafen, so auch bei den Zöllen Statt. 14Hat aber ein Zollpächter durch Irrthum des Entrichters etwas [als Zoll] über die Gebühr erhalten, so müsse er, verordneten die Kaiser Severus und Antoninus, es zurückerstatten.