Liber trigesimus nonus
IV.
De publicanis et vectigalibus et commissis
(Von den Staatspächtern, den Zöllen und verfallenen Sachen.)
1Ulpianus libro quinquagesimo quinto ad edictum. Praetor ait: ‘Quod publicanus eius publici nomine vi ademerit quodve familia publicanorum, si id restitutum non erit, in duplum aut, si post annum agetur, in simplum iudicium dabo. item si damnum iniuria furtumve factum esse dicetur, iudicium dabo. si id ad quos ea res pertinebit non exhibebitur, in dominos sine noxae deditione iudicium dabo’. 1Hic titulus ad publicanos pertinet. publicani autem sunt, qui publico fruuntur (nam inde nomen habent), sive fisco vectigal pendant vel tributum consequantur: et omnes, qui quod a fisco conducunt, recte appellantur publicani. 2Dixerit aliquis: quid utique hoc edictum propositum est, quasi non et alibi praetor providerit furtis damnis vi raptis? sed e re putavit et specialiter adversus publicanos edictum proponere. 3Quod quidem edictum in aliqua parte mitius est, quippe cum in duplum datur, cum vi bonorum raptorum in quadruplum sit et furti manifesti aeque in quadruplum, 4et restituendi facultas publicano vi abreptum datur, quod si fecerit, omni onere exuitur et poenali actione ex hac parte edicti liberatur. unde quaeritur, si quis velit cum publicano non ex hoc edicto, sed ex generali vi bonorum raptorum, damni iniuriae vel furti agere, an possit? et placet posse, idque Pomponius quoque scribit: est enim absurdum meliorem esse publicanorum causam quam ceterorum effectam opinari. 5Familiae nomen hic non tantum ad servos publicanorum referemus, verum et qui in numero familiarum sunt publicani, sive igitur liberi sint sive servi alieni, qui publicanis in eo vectigali ministrant, hoc edicto continebuntur. proinde et si servus publicani rapuit, non tamen in ea familia constitutus, quae publico vectigali ministrat, hoc edictum cessabit. 6Quod novissime praetor ait ‘si hi non exhibebuntur, in dominos sine noxae deditione iudicium dabo’, hoc proprium est huius edicti, quod, si non exhibeantur servi, competit iudicium sine noxae deditione, sive habeant eos in potestate sive non, sive possint exhibere sive non possint,
1Ulp. lib. LV. ad Ed. Der Prätor sagt: „Was ein Staatspächter oder ein Anderer in des Staatspächters Namen11Nach der Lesart ejus publici nomine Cujac. (ὀνόματι τοῦ τέλους, Basilic.)Der Sinn der andern Lesart: „Seu alius publicani nomine,“ ist von selbst klar., mit Gewalt [Jemandem] abgenommen, oder die Familie der Staatspächter, dafür werde ich, wenn es nicht zurückerstattet worden, eine Klage auf das Doppelte, oder, wenn nach Jahresfrist geklagt werden wird, auf das Einfache ertheilen. Ebenso werde ich eine Klage ertheilen, wenn [bei der Zollerhebung] ein widerrechtlicher Schaden oder Diebstahl verübt worden zu sein angegeben werden wird. Werden andiejenigen (Sclaven)22Nach der Lesart: Si ii, ad quos ea res pertinebit, non exhibebuntur., welche die Sache geht, nicht vorgezeigt, so werde ich eine Klage gegen die Herren ertheilen, ohne dass diese von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen dürfen.“ 1Dieser Titel hat auf die Staatspächter Bezug. Staatspächter sind aber Diejenigen, welche das öffentliche Einkommen beziehen, — denn daher haben sie den Namen, — sie mögen solches an den öffentlichen Schatz wiederabliefern, oder es für eigene Rechnung erheben; auch Alle, die etwas mit Recht vom Fiscus pachten, werden mit Recht Staatspächter genannt. 2Es könnte Jemand sagen, wozu denn überhaupt dieses Edict erlassen sei? als ob der Prätor nicht auch sonst den Diebstahlen, den [widerrechtlichen] Schadenstiftungen und dem Raube vorgebeugt habe? Er hielt es aber für nützlich, gegen die Staatspächter auch insbesondere ein Edict ergehen zu lassen. 3Dieses Edict ist einestheils milder: da es nemlich auf das Doppelte verliehen ist, während die Klage wegen Raubes auf das Vierfache geht, und die wegen öffentlichen Diebstahls gleichfalls auf das Vierfache. 4Dem Staatspächter ist auch die Befugniss ertheilt, das widerrechtlich Erpresste zurückzuerstatten: hat er dies gethan, so wird derselbe aller Verbindlichkeit entledigt, und von der Strafklage aus diesem Theile des Edicts frei. Deshalb fragt es sich, wenn Jemand wider einen Staatspächter nicht aus diesem Edicte, sondern überhaupt wegen Raubes, widerrechtlicher Schadenstiftung oder Diebstahls klagen wolle, ob er es könne? Die Meinung ist, er könne es: es schreibt dies auch Pomponius; denn es ist ungereimt, anzunehmen, dass [durch dieses Edict] der Standpunkt der Staatspächter besser, als jener der Uebrigen geworden sei. 5Den Namen „Familie“ müssen wir hier nicht blos auf die Sclaven der Staatspächter beziehen, sondern auch auf Diejenigen, welche zu der Zahl der Familiaren des Staatspächters gehören. Es mögen also Kinder [der Staatspächter] sein, oder fremde Sclaven, welche den Staatspächtern bei [Erhebung] des Zolles Dienste leisten, so werden sie in diesem Edicte begriffen sein. Wenn aber ein Sclave eines Staatspächters, der jedoch nicht zu jener Familie gehört, die den öffentlichen Zoll erhebt, einen Raub verübt hat, so findet dieses Edict nicht Statt. 6Was der Prätor zuletzt sagt: „Wenn diese [Sclaven] nicht vorgezeigt werden, so werde ich eine Klage gegen die Herren ertheilen, ohne dass dieselben von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen dürfen,“ ist eine Eigenthümlichkeit dieses Edicts. Werden die Sclaven nicht vorgezeigt, so findet die Klage Statt, ohne dass die Auslieferung an Schadens Statt [von Seite der Herren] zulässig wäre; diese mögen solche in ihrer Gewalt haben, oder nicht; herausgeben können oder nicht.
2Gaj. lib. XXI. ad Edictum prov. Es wird auch dem Herrn nicht gestattet sein, den abwesenden [Sclaven] zu vertheidigen,
3Ulpianus libro quinquagensimo quinto ad edictum. cum, si exhibuissent, noxali iudicio convenirentur. idcirco autem tam dura condicio eorum effecta est, quia debent bonos servos ad hoc ministerium eligere. 1Quod ait ‘in dominos’, sic accipiendum est ‘in socios vectigalis’, licet domini non sint. 2Ante autem actorem dicere oportet, quem vel quos desideret exhiberi, ut, si non exhibeantur, hinc agatur. sed si dicatur: ‘exhibe omnes, ut possim dinoscere quis sit’, puto audiendum. 3Si plures servi id furtum vel damnum admiserint, hoc debet servari, ut, si tantum praestetur, quantum, si unus liber fecisset, absolutio fiat.
3Ulp. lib. LV. ad Ed. da dieselben, wenn sie diese vorgezeigt hätten, mit der Noxalklage belangt werden würden. Es ist aber darum ihre Stellung so erschwert worden, weil sie zu diesem Dienste gute Sclaven auswählen müssen. 1Der Ausdruck „gegen die Herren“ ist auch so zu verstehen, gegen die Zolltheilhaber, wenn solche gleich nicht die Herren [der Sclaven] sind. 2Zuvor aber muss der Kläger sagen, wen, oder welche [Sclaven] er vorgezeigt haben wolle, so dass, wenn die Vorzeigung nicht erfolgt, aus diesem Edicte Klage gestellt wird. Wenn er aber sagt: Zeige sie alle vor, damit ich unterscheiden kann, welcher es sei, so muss ihm, nach meiner Meinung, gewillfahrt werden. 3Haben mehrere Sclaven den Diebstahl, oder die Beschädigung vollführt, so muss es so gehalten werden, dass, wenn so viel Ersatz geleistet wird, als wenn sie Ein Freier verübt hätte, die Freisprechung erfolgt.
4Paulus libro quinquagesimo secundo ad edictum. Si publicanus, qui vi ademit, decesserit, Labeo ait in heredem eius, quo locupletior factus sit, dandam actionem. 1De rebus, quas in usus advehendas sibi mandant praesides, divus Hadrianus praesidibus scripsit, ut, quotiens quis in usus aut eorum, qui provinciis exercitibusve praesunt, aut procuratorum suorum usus sui causa mittet quendam empturum, significet libello manu sua subscripto eumque ad publicanum mittat, ut, si quid amplius quam mandatum est transferet, id munificum sit. 2In omnibus vectigalibus fere consuetudo spectari solet idque etiam principalibus constitutionibus cavetur.
4Paul. lib. LII. ad Ed. Ist ein Staatspächter, der gewaltsam [Zoll] abgenommen hat, gestorben, so findet gegen dessen Erben, insoweit derselbe [dadurch] bereichert worden ist, die Klage Statt. 1Hinsichtlich jener Gegenstände, welche die [Provinzial-]Präsidenten sich zu ihrem eignen Gebrauch zuführen lassen, hat der Kaiser Hadrianus an die Präsidenten in Gallien geschrieben, dass, so oft Einer [von ihnen] Jemanden zum Einkaufe seiner Bedürfnisse aussende, sei es entweder für den Gebrauch Derjenigen, welche über die Provinzen und Herren befehligen, oder für den seiner Procuratoren, er es in einem, von ihm eigenhändig unterschriebenen Verzeichnisse anzeigen, und dieses dem Staatspächter zuschicken solle, damit, wenn Jener etwas mehr, als ihm aufgetragen worden, hereinbringt, solches verzollt werde. 2Bei allen Zöllen pflegt gemeiniglich auf die Gewohnheit Rücksicht genommen zu werden; dies wird auch in kaiserlichen Constitutionen verordnet.
5Gaius ad edictum praetoris urbani titulo de publicanis. Hoc edicto efficitur, ut ante acceptum quidem iudicium restituta re actio evanescat, post acceptum vero iudicium nihilo minus poena duret. sed tamen absolvendus est etiam qui post acceptum iudicium restituere paratus est. 1Quaerentibus autem nobis, utrum duplum totum poena sit et praeterea rei sit persecutio, an in duplo sit et rei persecutio, ut poena simpli sit, magis placuit, ut res in duplo sit.
5Gaj. ad Ed. Praet. Urb. tit. de publ. Durch dieses Edict wird bewirkt, dass, wenn die Zurückgabe [des widerrechtlich Erhobenen] vor der Einlassung auf die Klage geschieht, die Klage erlischt, nach der Einlassung auf die Klage aber nichtsdestoweniger [ungeachtet der Zurückgabe] die Strafe fortbesteht; doch muss auch Derjenige, welcher nach der Einlassung auf die Klage zur Zurückgabe bereit ist, freigesprochen werden. 1Auf unsere Anfrage aber, ob das ganze Doppelte Strafe sei, und ausserdem noch die Verfolgung der Sache33D. h. eine Klage auf Schadensersatz. Statt finde, oder in dem Doppelten auch die Verfolgung der Sache begriffen sei, so dass die Strafe auf das Einfache gehe, entschied man sich dahin, dass im Doppelten die Verfolgung der Sache mitbegriffen sei.
6Modestinus libro secundo de poenis. Si multi publicani sint, qui illicite quid exegerunt, non multiplicatur dupli actio, sed omnes partes praestabunt et quod ab alio praestari non potest, ab altero exigetur, sicut divus Severus et Antoninus rescripserunt: nam inter criminis reos et fraudis participes multum esse constituerunt.
6Modestin. lib. II. de poen. Sind der Staatspächter, die etwas auf unerlaubte Art erhoben haben, mehrere, so tritt keine Vervielfältigung der Klage auf das Doppelte ein, sondern es hat jeder derselben seinen Antheil [dazu] zu leisten; und was der Eine nicht zu leisten vermag, kann von dem Andern gefordert werden, wie die Kaiser Severus und Antoninus verordnet haben; denn zwischen den Mitschuldigen eines Verbrechens und den Theilnehmern einer Bevortheilung sei, so verordneten sie, ein grosser Unterschied.
7Papirius Iustus libro secundo de constitutionibus. Imperatores Antoninus et Verus rescripserunt in vectigalibus ipsa praedia, non personas conveniri et ideo possessores etiam praeteriti temporis vectigal solvere debere eoque exemplo actionem, si ignoraverint, habituros. 1Item rescripserunt pupillo remittere se poenam commissi, si intra diem trigensimum vectigal intulisset.
7Papir. Just. lib. II. de Constit. Die Kaiser Antoninus und Verus verordneten: bei Staatsgefällen würden die Güter selbst, nicht die Personen belangt: daher müssten die Besitzer auch für die verflossene Zeit die Gefälle bezahen, und es stehe ihnen desfalls, wenn sie [den Rückstand] nicht gekannt, die Klage [aus dem Kaufe] zu. 1Desgleichen verordneten dieselben, einem Unmündigen erliessen sie die Strafe des Verfalls, wenn derselbe binnen dreissig Tagen den Zoll nachgezahlt habe.
8Papinianus libro tertio decimo responsorum. Fraudati vectigalis crimen ad heredem eius, qui fraudem contraxit, commissi ratione transmittitur. 1Sed si unus ex pluribus heredibus rem communem causa vectigalis subripiat, portiones ceteris non auferuntur.
8Papin. lib. XIII. Resp. Das Verbrechen der Zollübertretung geht, hinsichtlich des Verfalls, auf den Erben Desjenigen, welcher die Uebertretung begangen hat, über. 1Wenn aber Einer von mehreren Erben eine gemeinschaftliche Sache der Verzollung entzogen hat, so verwirken die Uebrigen ihre Antheile nicht.
9Paulus libro quinto sententiarum. Locatio vectigalium, quae calor Licitantis ultra modum solitae conductionis inflavit, ita demum admittenda est, si fideiussores idoneos et cautionem is qui licitatione vicerit offerre paratus sit. 1Ad conducendum vectigal invitus nemo compellitur et ideo impleto tempore conductionis elocanda sunt. 2Reliquatores vectigalium ad iterandam conductionem, antequam superiori conductioni satisfaciant, admittendi non sunt. 3Debitores fisci itemque rei publicae vectigalia conducere prohibentur, ne ex alia causa eorum debita onerentur: nisi forte tales fideiussores optulerint, qui debitis eorum satisfacere parati sint. 4Soci vectigalium si separatim partes administrent, alter ab altero minus idoneo in se portionem transferri iure desiderat. 5Quod illicite publice privatimque exactum est, cum altero tanto passis iniuriam exsolvitur. per vim vero extortum cum poena tripli restituitur: amplius extra ordinem plectuntur: alterum enim utilitas privatorum, alterum vigor publicae disciplinae postulat. 6Earum rerum vectigal, quarum numquam praestitum est, praestari non potest: quod si praestari consuetum indiligentia publicani omiserat, alius exercere non prohibetur. 7Res exercitui paratas praestationi vectigalium subici non placuit. 8Fiscus ab omnium vectigalium praestationibus immunis est. mercatores autem, qui de fundis fiscalibus mercari consuerunt, nullam immunitatem solvendi publici vectigalis usurpare possunt.
9Paul. lib. V. Sentent. Eine Verpachtung der Zölle, welche die Hitze des Meistbietenden über den Betrag des gewöhnlichen Pachts hinaufgetrieben hat, ist lediglich alsdann zu genehmigen, wenn Derjenige, welcher in der Versteigerung die Oberhand behielt, zuverlässige Bürgen und Sicherheit zu stellen bereit ist. 1Zur Zollpachtung wird Niemand wider seinen Willen genöthigt; daher sind sie, nach vollendeter Pachtzeit [von Neuem] zu verpachten. 2Diejenigen Staatspächter, welche sich mit ihrem Pachtgelde noch im Rückstande befinden, dürfen zur Erneuerung des Pachts nicht zugelassen werden, bevor sie nicht [ihrer Verpflichtung aus] dem früheren Pachte Genüge leisten. 3Den Schuldnern des Fiscus, und ebenso jenen des Staats, ist der Pacht der Zölle untersagt, damit sich nicht ihre Verbindlichkeiten durch eine neue Veranlassung übermässig vermehren: wenn sie nicht etwa solche Bürgen gestellt haben, die ihre Schulden zu berichtigen bereit sind. 4Wenn die Theilhaber an den Zöllen ihre Antheile gesondert verwalten, so kann der Eine mit Recht verlangen, dass der Antheil des Andern, der weniger zahlungsfähig ist, auf ihn übertragen werde. 5Was [von den Staatspächtern] unerlaubterweise öffentlich oder heimlich erhoben worden ist, wird Denjenigen, die den Schaden erlitten haben, doppelt zurückerstattet: das gewaltsam Erpresste aber wird mit der Strafe des Dreifachen zurückgegeben. Ausserdem verfallen [die Staatspächter] noch in eine ausserordentliche Strafe: denn das Eine erheischt das Beste der Privaten, das Andere die Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung. 6Diejenigen Gegenstände, von welchen nie ein Zoll entrichtet worden, brauchen nicht verzollt zu werden. Ist die Erhebung eines herkömmlichen Zolles durch Nachlässigkeit eines Staatspächters unterblieben, so bleibt es einem andern Pächter unverwehrt, solchen einzufordern. 7Gegenstände, die für das Heer angeschafft werden, sind der Zollentrichtung nicht unterworfen. 8Der Fiscus ist von Entrichtung aller Zölle befreit; Kaufleute aber, die [den Ertrag] von fiscalischen Gütern zu kaufen pflegen, können keine Befreiung vom öffentlichen Zoll in Anspruch nehmen.
10Hermogenianus libro quinto epitomarum. Vectigalia sine imperatorum praecepto neque praesidi neque curatori neque curiae constituere nec praecedentia reformare et his vel addere vel deminuere licet. 1Non solutis vectigalium pensionibus pellere conductores necdum etiam tempore conductionis completo vel ab his usuras ex mora exigere permittitur.
10Hermogen. lib. V. Epit. Ohne kaiserlichen Befehl können weder der [Provinzial-]Präsident, noch der Procurator [des Kaisers], noch die Curien44In Munizipalstädten., [neue] Zölle einführen, oder bereits bestehende abändern und erhöhen, oder herabsetzen. 1Haben die Pächter das Pachtgeld für die Zölle nicht entrichtet, so ist es gestattet, dieselben, wenn auch die Pachtzeit noch nicht vollendet ist, [aus dem Pacht] zu treiben, oder von ihnen Verzugszinsen zu fordern.
11Paulus libro quinto sententiarum. Cotem ferro subigendo necessariam hostibus quoque venundari, ut ferrum et frumentum et sales, non sine periculo capitis licet. 1Agri publici, qui in perpetuum locantur, a curatore sine auctoritate principali revocari non possunt. 2Dominus navis si illicite aliquid in nave vel ipse vel vectores imposuerint, navis quoque fisco vindicatur: quod si absente domino id a magistro vel gubernatore aut proreta nautave aliquo id factum sit, ipsi quidem capite puniuntur commissis mercibus, navis autem domino restituitur. 3Illicitarum mercium persecutio heredem quoque adfligit. 4Eam rem, quae commisso vindicata est, dominus emere non prohibetur vel per se vel per alios quibus hoc mandaverit. 5Qui maximos fructus ex redemptione vectigalium consequuntur, si postea tanto locari non possunt, ipsi ea prioribus pensionibus suscipere compelluntur.
11Paul. lib. V. Sent. Schleifsteine, welche zum Schärfen des Eisens nothwendig sind, kann man ebensowenig als Eisen, Getraide und Salz, ohne die Todesstrafe zu verwirken, an die Feinde verkaufen. 1Dem Staate gehörige Aecker, die für immer verpachtet werden, können [den Pächtern], ohne kaiserlichen Befehl, vom Procurator [des Kaisers] nicht entzogen werden. 2Wenn der Schiffseigenthümer selbst, oder die Reisenden, etwas unerlaubterweise in das Schiff geladen haben, so verfällt auch das Schiff dem Fiscus. Ist dieses in Abwesenheit des Eigenthümers, vom Schiffsrheder oder dem Steuermanne, oder dem Untersteuermanne55Proreta, der im Vordertheile des Schiffes commandirt. Brisson., oder einem Matrosen geschehen, so werden diese selbst mit dem Tode bestraft, und die Waaren eingezogen, das Schiff aber dem Eigenthümer zurückgegeben. 3Die Beschlagnahme verbotener Waaren geht auch wider den Erben. 4Eine Sache, welche [dem Fiscus] verfallen eingezogen worden ist, darf der [frühere] Eigenthümer entweder selbst, oder durch Andere, denen er es aufgetragen, wieder kaufen. 5Diejenigen, welche aus der Pachtung der Zölle sehr grossen Nutzen gezogen haben, müssen, im Falle solche später nicht eben so hoch verpachtet werden können, dieselben um das frühere Pachtgeld selbst übernehmen.
12Ulpianus libro trigensimo octavo ad edictum. Quantae audaciae, quantae temeritatis sint publicanorum factiones, nemo est qui nesciat. idcirco praetor ad compescendam eorum audaciam hoc edictum proposuit: 1‘Quod familia publicanorum furtum fecisse dicetur, item si damnum iniuria fecerit et id ad quos ea res pertinet non exhibetur: in dominum sine noxae deditione iudicium dabo’. 2Familiae autem appellatione hic servilem familiam contineri sciendum est. sed et si bona fide publicano alienus servus servit, aeque continebitur: fortassis et mala fide, plerumque enim vagi servi et fugitivi in huiusmodi operis etiam a scientibus habentur. ergo et si homo liber serviat, hoc edictum locum habet. 3Publicani autem dicuntur, qui publica vectigalia habent conducta.
12Ulp. lib. XXXVIII. ad Ed. Wie keck und verwegen die Staatspächterbanden seien, ist Jedermann bekannt; deshalb hat der Prätor, um ihrer Frechheit Zügel anzulegen, dieses Edict erlassen. 1Wenn das Gesinde der Staatspächter einen Diebstahl, ebenso, wenn dasselbe einen widerrechtlichen Schaden verübt zu haben angegeben wird, und diejenigen [Sclaven], welche die Sache angeht, nicht vorgezeigt werden, so werde ich eine Klage gegen den Herrn verleihen, ohne dass dass dieser von der Auslieferung an Schadens Statt Gebrauch machen darf. 2Unter der Benennung Gesinde (familia) werden aber hier die zum Gesinde gehörigen Sclaven verstanden. Aber auch wenn ein fremder Sclave in guten Glauben dem Staatspächter als Sclave dient, so wird solcher ebenfalls darin begriffen sein; vielleicht auch wenn in bösem Glauben; denn gemeiniglich werden herumstreifende und flüchtige Sclaven auch von Solchen, die das wissen, zu diesen Geschäften gehalten. Also auch wenn ein freier Mensch als Sclave dient, hat dieses Edict Statt. 3Publicani (Staatspächter) aber heissen Diejenigen, welche publica vectigalia (Staatsgefälle) gepachtet haben.
13Gaius libro tertio decimo ad edictum provinciale. Sed et hi, qui salinas et cretifodinas et metalla habent, publicanorum loco sunt. 1Praeterea et si quis vectigal conductum a re publica cuiusdam municipii habet, hoc edictum locum habet. 2Sive autem vendidit servum vel manumisit vel etiam fugit servus, tenebitur servi nomine, qui tam factiosam familiam habuit. 3Quid tamen, si servus decesserit? videndum, an publicanus teneatur quasi facti sui nomine: sed puto, quia facultatem non habet exhibendi nec dolus eius intercessit, debere eum liberari. 4Hanc actionem perpetuam dabimus et heredi ceterisque successoribus.
13Gaj. lib. XIII. ad Ed. prov. Aber auch Diejenigen, welche Salinen, Kreidegruben und Bergwerke [gepachtet] haben, gelten als Staatspächter. 1Ferner, wenn Jemand von einer Stadtgemeinde ein Gefälle gepachtet hat, erleidet dieses Edict auch Anwendung. 2Es mag aber der Sclave verkauft, oder freigelassen, oder flüchtig geworden sein, so kann Derjenige, welcher ein so schlechtes66Factiosam, i. e. malam. Accurs. Gesinde gehalten hat, wegen des Sclaven belangt werden. 3Wie jedoch, wenn der Sclave gestorben ist? hat alsdann der Staatspächter, gleichwie für seine eigene Handlung zu haften? Ich glaube aber, derselbe müsse, weil er [den Sclaven] nicht auszuliefern vermag, auch keine Arglist von seiner Seite vorliegt, freigesprochen werden. 4Diese Klage werden wir auf immerwährende Dauer, sowie dem Erben und den übrigen Nachfolgern verleihen.
14Ulpianus libro octavo disputationum. Commissa vectigalium nomine etiam ad heredem transmittuntur. nam quod commissum est, statim desinit eius esse qui crimen contraxit dominiumque rei vectigali adquiritur: eapropter commissi persecutio sicut adversus quemlibet possessorem, sic et adversus heredem competit.
14Ulp. lib. VIII. Disput. [Die Strafe] des Verfalls wegen einer Zoll [Uebertretung] geht auch auf den Erben über; denn was verfallen ist, hört alsbald auf, Eigenthum Desjenigen zu sein, der das Verbrechen verübt hat, und das Eigenthum der Sache fällt der Zollstelle anheim. Deshalb steht die gerichtliche Verfolgung des Verfallenen sowie gegen jeden Besitzer, auch wider den Erben zu.
15Alfenus Varus libro septimo digestorum. Caesar cum insulae Cretae cotorias locaret, legem ita dixerat: ‘ne quis praeter redemptorem post idus Martias cotem ex insula Creta fodito neve eximito neve avellito’. cuiusdam navis onusta cotibus ante idus Martias ex portu Cretae profecta vento relata in portum erat, deinde iterum post idus Martias profecta erat. consulebatur, num contra legem post idus Martias ex insula Creta cotes exisse viderentur. respondit, tametsi portus quoque, qui insulae essent, omnes eius insulae esse viderentur, tamen eum, qui ante idus Martias profectus ex portu esset et relatus tempestate in insulam deductus esset, si inde exisset non videri contra legem fecisse, praeterea quod iam initio evectae cotes viderentur, cum et ex portu navis profecta esset.
15Alfen. Var. lib. VII. Dig. Cäsar hatte, als er die Schleifsteingruben der Insel Creta verpachtete, eine Verordnung des Inhalts erlassen: „Es solle Niemand, ausser dem Pächter, nach dem funfzehnten März einen Schleifstein auf der Insel Creta graben, ausheben oder brechen.“ Ein Schiff war, mit Schleifsteinen beladen, vor dem funfzehnten März aus dem Hafen von Creta ausgelaufen, durch den Wind aber wieder in den Hafen zurückgetrieben worden, und hierauf nach dem funfzehnten März wiederholt abgegangen. Es wurde angefragt, ob die Schleifsteine als, der Verordnung zuwider, nach dem funfzehnten März aus Creta ausgeführt zu betrachten seien? Ich habe zur Antwort ertheilt: obgleich auch die auf einer Insel befindlichen Häfen alle als zur Insel gehörig zu betrachten seien, so scheine dennoch Derjenige, welcher vor dem funfzehnten März den Hafen verlassen und, durch einen Sturm zurückgehalten, auf der Insel wieder gelandet habe, nicht gegen das Gesetz gehandelt zu haben, wenn er von dort wieder ausgelaufen sei: aus dem Grunde, weil ohnehin die Schleifsteine als schon zu Anfang, da das Schiff vom Hafen ausgelaufen war, ausgeführt zu betrachten seien.
16Marcianus libro singulari de delatoribus. Interdum nec vendendus est is servus qui in commissum cecidit, sed pro eo aestimatio a domino danda est. divi enim Severus et Antoninus rescripserunt, cum is servus, qui actum domini gessisse diceretur, in commissum cecidisset, venire non debuisse, sed pro eo viri boni arbitratu aestimationem oportuisse dari. 1Idem autem eadem epistula rescripserunt, si quis inprofessus servus fuerit et probabitur in commissum cecidisse, et aut uxorem corrupisse domini dicatur aut aliud quid gravius admisisse, ut cognoscat procurator et, si in his causis esse compertus sit, aestimetur et ad poenam domino tradatur. 2Idem divi Severus et Antoninus rescripserunt mancipiis commissis res peculiares non esse in eadem causa nisi hoc, quod proprio nomine in causam commissi incidit. 3Quotiens quis mancipia invecta professus non fuerit sive venalia sive usualia, poena commissi est, si tamen novicia mancipia fuerint, non etiam veterana. sunt autem veterana, quae anno continuo in urbe servierint: novicia autem mancipia intelleguntur, quae annum nondum servierint. 4Servi, qui in fuga sunt, in commissum non cadunt, cum sine voluntate domini fines egressi sunt: et ita principalibus constitutionibus cavetur, sicut divus quoque Pius saepissime rescripsit, ne, inquit, in potestate servorum sit invitis vel ignorantibus dominis fugae se tradendo potestati dominorum se subtrahere. 5Licet quis se ignorasse dicat, nihilo minus eum in poenam vectigalis incidere divus Hadrianus constituit. 6Divi quoque Marcus et Commodus rescripserunt non imputari publicano, quod non instruxit transgredientem: sed illud custodiendum, ne decipiat profiteri volentes. 7Species pertinentes ad vectigal: cinnamomum: piper longum: piper album: folium pentasphaerum: folium barbaricum: costum: costamomum: nardi stachys: cassia turiana: xylocassia: smurna: amomum: zingiberi: malabathrum: aroma Indicum: chalbane: laser: alche: lucia: sargogalla: onyx Arabicus: cardamomum: xylocinnamomum: opus byssicum: pelles Babylonicae: pelles Parthicae: ebur: ferrum Indicum: carpasum: lapis universus: margarita: sardonyx: ceraunium: hyacinthus: smaragdus: adamas: saffirinus: callainus: beryllus: chelyniae: opia indica vel adserta: metaxa: vestis serica vel subserica: vela tincta carbasea: nema sericum: spadones Indici: leones, leaenae: pardi: leopardi: pantherae: purpura: item marocorum lana: fucus: capilli Indici. 8Si propter necessitatem adversae tempestatis expositum onus fuerit, non debere hoc commisso vindicari divi fratres rescripserunt. 9Divus quoque Pius rescripsit, cum quidam intra legitimam aetatem esse dicebat et usus causa mancipia duxisset et in sola professione errasset, ignoscendum esse ei. 10Divi quoque fratres rescripserunt, cum quidam non per fraudem, sed per errorem in causam commissi incidisset, ut duplo vectigali contenti publicani servos restituant. 11Magnus Antoninus rescripsit, si colonus vel servi domini praedii ferrum illicite in praedio fecerint ignorante domino, nulla poena dominum teneri. 12Si quis professus apud publicanum fuerit, non tamen vectigal solverit, hoc concedente publicano, ut solent facere, divi Severus et Antoninus rescripserunt res in commissum non cadere: cum enim, inquiunt, professiones recitantur, commissum cessat, cum poterit satisfieri fisco ex bonis publicanorum vel fideiussorum. 13Poenae ab heredibus peti non possunt, si non est quaestio mota vivo eo qui deliquit: et hoc sicut in ceteris poenis, ita et in vectigalibus est. 14Si quid autem indebitum per errorem solventis publicanus accepit, retro eum restituere oportere divi Severus et Antoninus rescripserunt.
16Marcian. lib. sing. de Delat. Zuweilen darf auch derjenige Sclave, welcher wegen Zollübertretung verfallen ist, nicht verkauft werden, sondern der Herr muss statt desselben die Würderung zahlen. Denn die Kaiser Severus und Antoninus haben verordnet: wenn ein Sclave, der ein Geschäft seines Herrn verrichtet habe, wegen Zollübertretung verfallen sei, so müsse derselbe nicht verkauft werden, sondern statt seiner die nach dem Ermessen eines rechtlichen Mannes zu bestimmende Würderung entrichtet werden. 1Dieselben aber verordneten in dem nemlichen Sendschreiben: wenn ein Sclave nicht angezeigt worden, und erweislich wegen Zollübertretung verfallen sei, und entweder die Ehefrau seines Herrn verführt, oder noch etwas Schwereres begangen zu haben beschuldigt werde, so solle der Procurator [des Fiscus] die Sache untersuchen, und wenn sich diese Anschuldigungen bestätigten, die Würderung des Sclaven entrichtet und derselbe seinem Herrn zur Bestrafung übergeben werden. 2Die nemlichen Kaiser Severus und Antoninus verordneten: wenn Sclaven verfallen seien, so sei ihr Sondergut nicht mitverfallen, mit Ausnahme dessen, was für sich wegen Zollübertretung verfallen ist. 3So oft Jemand eingeführte Sclaven nicht angezeigt hat, es mögen solche zum Verkaufe oder zum eigenen Gebrauche bestimmt sein, tritt die Strafe des Verfalls ein, wenn es anders neue Sclaven gewesen, und nicht alte. Alte aber sind diejenigen, welche ein Jahr lang ununterbrochen in der Stadt Sclavendienste geleistet haben; unter neuen Sclaven hingegen werden jene verstanden, die noch kein Jahr lang Sclave gewesen. 4Sclaven, die sich auf der Flucht befinden, verfallen nicht wegen Zollübertretung, da sie ohne Zustimmung des Herrn die Grenzen überschritten haben. Dies wird auch in kaiserlichen Constitutionen verordnet; gleichwie es auch Kaiser Pius sehr oft rescribirt hat, damit [sagt derselbe] es nicht in der Macht der Sclaven liege, dadurch, dass sie wider den Willen oder ohne Wissen der Herren sich auf die Flucht begeben, sich deren Herrschaft zu entziehen. 5Wenngleich Jemand behaupte, [das Zollgesetz] nicht gekannt zu haben, so verfalle derselbe demohngeachtet, verordnete der Kaiser Hadrianus, in die Zollstrafe. 6Auch verordneten die Kaiser Marcus und Commodus: es könne einem Staatspächter nicht zur Last gelegt werden, dass er einen Vorübergehenden nicht [von dem Zollgesetze] unterrichtet habe; darüber aber müsse man wachen, dass er Diejenigen, welche die Anzeige machen wollen, nicht [zur Verheimlichung] verleite. 7Gegenstände, welche der Verzollung unterliegen [sind folgende]: Zimmet77Cinnamomum, s. Plin. H. N. Lib. XII. §. 42. A. d. R. (Ebenso was in (-) in den folgenden Anm. folgt)., langer Pfeffer, weisser Pfeffer, folium pentasphaerum88Eine Art Specereien., folium barbaricum99(Bynkershoek Obs. IV. Cap. 5.), Kostwurzel1010Ein wohlriechendes Kraut. (Plin. H. N. Lib. XIII. §. 2.), costamomum1111Eine Gewürzpflanze., Narde, cassia turiana1212Eine Art Gewürz. (Plin. H. N. XII. §. 43. Den Beisatz erklärt Bynkershoek l. l. entweder für Tyriana, oder Syriaca.), Cassienholz, Myrrhe, amomum1313Ein gewürztes Holz, oder eine gewürzhafte Frucht, woraus die Römer eine Art Balsam machten. (Plin. H. N. XII. §. 28. und XIII. §. 2.), Ingwer, malabathrum1414Ein syrischer Baum, woraus ein Oel zum Salben gepresst wurde. (Plin. l. l. XII. §. 59.), indisches Gewürz, Galban1515(Plin. l. l. §. 56.), Lasersaft1616(laser, s. Vitruv. VIII. 3. u. Rode’s Wörterbuch zu Vitruv.), alchelucia1717(wird für verfälscht gehalten, u. geglaubt, man müsse agallochus lesen — Aloeholz. Brisson. h. v.), Fischleim, arabischer Onyx, Cardamome1818(Plin. l. l. XIII. §. 2.), Zimmtholz1919(Plin. l. l. XII. §. 42.), Gewebe von Byssus2020Eine sehr feine Art von Flachs., babylonische Felle, parthische Felle, Elfenbein, indisches Eisen, carpasum2121Planta, ex qua succus medicamentis utilis exprimebatur. Brisson., alle Edelsteine, Perlen, Sardonix2222(Plin. l. l. XXXVII. §. 23.), ceraunium2323Eine Art Krystall. (Plin. XXXIII. §. 51.), Hyazinthen, Smaragde, Diamanten, Saphire, callainus2424Ein Edelstein. (Plin. l. l. XXXVII. §. 56.), Beryllus2525(Plin. l. l. §. 20.), Chelynien2626(es dürfte hier doch wohl chelonia zu lesen sein, was Plin. l. l. §. 56. für das Auge einer Schildkröte ausgiebt.), alle indische Produkte2727hopia indica; man hat hier theils opia (Opium), theils weil man hier und da chopia liest, durch Versetzung der Buchstaben cophia (Caffée!!) herausbringen wollen. Bynkershoek l. l. hat wohl Recht, wenn er statt hopia: opera lesen will; Haloander hat omnia. Die darauf folgenden Worte vel adserta sind aller Bemühungen ungeachtet nicht zu enträthseln, und mit Bynkershoek’s Emendation es zu indica zu ziehen, und zu lesen, vela, serica, geräth man in ein ebenso grosses Labyrinth, und muss hopia herauswerfen; incidit in Seylam qui vult vitare Charybdin. A. d. R., rohe Seide, seidene, halbseidene, oder gefärbte Kleider, Kleider von Leinwand, Seidenfaden, Verschnittene, indische Löwen, Löwinnen, Pardel, Leoparden, Panther, Purpur; ferner Wolle2828marocorum lana. Hierüber sind die ungereimtesten Verbesserungen an das Tageslicht gekommen. Es wird wohl am besten sein, mit Bynkershoek lieber ignorantiam suam fateri, als nach unnützen Speculationen zu haschen. Uebrigens ist es wohl immer noch einerlei an Güte, ob man mit Pancirol. arborum, oder mit Bynkershoek ombricorum emendirt; am kürzesten hielt sich Haloander, der das Wort marocorum herauswirft! — A. d. R., Färbestrauch, indische Haare2929Bynkershoek l. l. erklärt dies von Thierhaaren. Ueber dieses Fragment hat ein eigner Unstern gewaltet; die Codd. fördern, wie Brencman sagt, mera monstra zu Tage. A. d. R.. 8Ist eine [Schiffs-]Ladung nothgedrungen wegen eines Sturmes gelöscht worden, so darf sie nicht, als wegen Zollübertretung verfallen, in Anspruch genommen werden, also verordneten die kaiserlichen Gebrüder. 9Auch verordnete der Kaiser Pius, wenn Jemand, der im Alter der Minderjährigkeit zu stehen behaupte, Sclaven zum eigenen Gebrauche eingeführt und sich blos hinsichtlich der Anzeige verfehlt habe, so sei ihm die Strafe zu erlassen. 10Auch verordneten die kaiserlichen Gebrüder, wenn Jemand nicht absichtlich, sondern aus Irrthum eine Zollübertretung begangen habe, so hätten sich die Staatspächter mit dem doppelten Betrage des Zolles zu begnügen und die Sclaven zurückzugeben. 11Marcus Antoninus verordnete: wenn ein Pächter oder die Sclaven des Eigenthümers eines Grundstücks, ohne Wissen des Eigenthümers, unerlaubterweise auf dem Grundstücke einen Diebstahl3030Hal. liest ferrum; und in der That weiss ich nicht, was man hier mit factum anstellen soll. S. d. Anm. bei Gothfr. A. d. R. begangen hätten, so sei der Eigenthümer zu keiner Strafe gehalten. 12Hat Jemand beim Staatspächter [die Waaren] angezeigt, jedoch den Zoll nicht entrichtet, und zwar mit Bewilligung des Staatspächters [wie es zu geschehen pflegt], so verfallen die Waaren nicht wegen Zollübertretung; also verordneten die Kaiser Severus und Antoninus: „Denn da, [sagen sie] die Anzeigen gemacht werden, so hat die Strafe des Verfalles nicht Statt, weil der Fiscus aus dem Vermögen der Staatspächter oder deren Bürgen seine Befriedigung erhalten kann.“ 13Strafen können von dem Erben nicht gefordert werden, wenn nicht bei Lebzeiten Dessen, der die Uebertretung begangen, die Untersuchung begonnen hat: und es findet dies, wie bei den übrigen Strafen, so auch bei den Zöllen Statt. 14Hat aber ein Zollpächter durch Irrthum des Entrichters etwas [als Zoll] über die Gebühr erhalten, so müsse er, verordneten die Kaiser Severus und Antoninus, es zurückerstatten.