Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 25 übersetzt von Schneider unter Redaction von Otto
Dig. XXV1,
De inpensis in res dotales factis
Liber vicesimus quintus
I.

De inpensis in res dotales factis

(Von den auf die zum Heirathsgut gehörigen Sachen gemachten Verwendungen.)

1Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Im­pen­sa­rum quae­dam sunt ne­ces­sa­riae, quae­dam uti­les, quae­dam ve­ro vo­lup­ta­riae. 1Ne­ces­sa­riae hae di­cun­tur, quae ha­bent in se ne­ces­si­ta­tem in­pen­den­di: ce­te­rum si nul­la fuit ne­ces­si­tas, alio iu­re ha­ben­tur. 2In ne­ces­sa­riis im­pen­sis hoc scien­dum est eas de­mum in­pen­sas do­tem mi­nue­re, quae in do­tem fac­tae sunt: ce­te­rum si in do­tem fac­tae non sint, non ha­bent in se re­pu­ta­tio­nem. 3In­ter ne­ces­sa­rias in­pen­sas es­se La­beo ait mo­les in ma­re vel flu­men pro­iec­tas. sed et si pis­tri­num vel hor­reum ne­ces­sa­rio fac­tum sit, in ne­ces­sa­riis im­pen­sis ha­ben­dum ait. pro­in­de Ful­ci­nius in­quit, si ae­di­fi­cium ruens quod ha­be­re mu­lie­ri uti­le erat re­fe­ce­rit, aut si oli­ve­ta re­iec­ta re­stau­ra­ve­rit, vel ex sti­pu­la­tio­ne dam­ni in­fec­ti ne com­mit­ta­tur prae­sti­te­rit,

1Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Unter den Verwendungen sind einige nothwendige, andere nützliche, andere aber blos verschönernde11Voluptariae. Die Uebersetzung entspricht dem Lateinischen nicht wörtlich genau; doch schien der gewählte Ausdruck der passendste zu sein. Die Bestimmung des Begriffs der impensae voluptariae oder voluptuosae s. in L. 7. pr. L. 14. §. 2. h. t. L. 79. §. 2. D. de verb. sign.. 1Nothwendige werden diejenigen genannt, welche die Nothwendigkeit des Verwendens an sich tragen; sonst, wenn keine Nothwendigkeit vorhanden gewesen ist, so werden sie nach einem anderen Recht beurtheilt. 2In Betreff der nothwendigen Verwendungen muss man das wissen, dass nur diejenigen Verwendungen das Heirathsgut vermindern, welche auf das Heirathsgut verwendet worden sind; sonst wenn sie nicht auf das Heirathsgut verwendet sein sollten, so eignen sie sich (habent in se) nicht zur Abrechnung. 3Labeo sagt, dass zu den nothwendigen Verwendungen die in dem Meer oder einem Fluss aufgeführten Dämme gehören, aber auch wenn eine Getreidemühle, oder ein Vorrathsgebäude nothwendig errichtet worden sei, so sei dies, sagt er, zu den nothwendigen Verwendungen zu rechnen. Deshalb sagt Fulcinius: wenn [der Ehemann] ein baufälliges Gebäude, welches zu behalten der Frau nützlich war, ausgebessert, oder verwüstete Oelbaumpflanzungen22Oliveta rejecta. S. v. Glück Erl. d. Pand. XXVII. S. 383. Anm. 25. wieder hergestellt, oder [Etwas] wegen der Stipulation wegen eines zu befürchtenden Schadens, damit sie [nämlich] nicht verfalle, geleistet haben wird,

2Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. vel in va­le­tu­di­nem ser­vo­rum im­pen­de­rit,

2Paul. lib. VII. ad Sabin. oder Etwas für die Krankheit der Sclaven verwendet haben wird.

3Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. vel si vi­tes pro­pa­ga­ve­rit vel ar­bo­res cu­ra­ve­rit vel se­mi­na­ria pro uti­li­ta­te agri fe­ce­rit, ne­ces­sa­rias in­pen­sas fe­cis­se vi­de­bi­tur. 1Nos ge­ne­ra­li­ter de­fi­nie­mus mul­tum in­ter­es­se, ad per­pe­tuam uti­li­ta­tem agri vel ad eam quae non ad prae­sen­tis tem­po­ris per­ti­neat, an ve­ro ad prae­sen­tis an­ni fruc­tum: si in prae­sen­tis, cum fruc­ti­bus hoc com­pen­san­dum: si ve­ro non fuit ad prae­sens tan­tum ap­ta ero­ga­tio, ne­ces­sa­riis in­pen­sis com­pu­tan­dum.

3Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. oder wenn er [statt der alten] Weinstöcke neue gepflanzt, oder für die Bäume Sorge getragen, oder Saamenbehältnisse33Seminaria, nach den Basil. XXVIII. 10. 3. p. 417. σπερματοθήκας und nach der Glosse loca, ubi frumentum ad seminandum reponitur. zum Nutzen des Grundstücks angelegt haben wird, so wird er nothwendige Verwendungen gemacht zu haben scheinen. 1Wir werden im Allgemeinen bestimmen, dass es viel darauf ankomme, ob [die Verwendungen] zum immerwährenden Nutzen des Grundstücks, das heisst44Vel. S. v. Glück a. a. O. S. 377. Anm. 14. zu einem solchen, welcher sich nicht auf die [Früchte] der gegenwärtigen Zeit erstreckt, oder aber auf die Früchte des gegenwärtigen Jahres [gemacht seien]; wenn sie auf [die Früchte des] gegenwärtigen [Jahres] gemacht sind, so ist dies gegen die Früchte aufzurechnen, wenn aber die Ausgabe nicht blos auf die gegenwärtige Zeit gerichtet gewesen ist, so ist es zu den nothwendigen Verwendungen zu rechnen.

4Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Et in to­tum id vi­de­tur ne­ces­sa­riis im­pen­sis con­ti­ne­ri, quod si a ma­ri­to omis­sum sit, iu­dex tan­ti eum dam­na­bit, quan­ti mu­lie­ris in­ter­fue­rit eas im­pen­sas fie­ri. sed hoc dif­fert, quod fac­ta­rum ra­tio ha­be­tur, et­si res ma­le ges­ta est, non fac­ta­rum ita, si ob id res ma­le ges­ta est: ita­que si ful­se­rit in­su­lam ruen­tem ea­que ex­us­ta sit, in­pen­sas con­se­qui­tur, si non fe­ce­rit, de­us­ta ea ni­hil prae­sta­bit.

4Paul. lib. XXXVI. ad Ed. Und im Ganzen scheint das unter den nothwendigen Verwendungen begriffen zu werden, wegen dessen, wenn es vom Ehemanne unterlassen worden sein sollte, der Richter ihn in soviel verurtheilen würde, als der Frau daran gelegen haben würde, dass solche Verwendungen gemacht würden. Aber der Unterschied findet Statt, dass auf die gemachten [Verwendungen] Rücksicht genommen wird, wenn auch die Sache schlecht geführt worden ist55D. h. wenn auch die Verwendungen ohne die Schuld des Mannes den beabsichtigten Erfolg nicht gehabt haben. S. v. Glück a. a. O. S. 385., auf die nicht gemachten dann, wenn deswegen die Sache schlecht geführt worden ist66Wenn gerade darum, weil die Verwendungen nicht gemacht worden sind, die zum Heirathsgut gehörigen Sachen Schaden gelitten haben. S. v. Glück a. a. O.. Wenn er daher ein baufälliges Einzelhaus gestützt haben und dasselbe abgebrannt sein sollte, so erlangt er [den Ersatz für] die Verwendungen; wenn er es aber nicht gethan haben sollte, so wird er, wenn es abgebrannt ist, für Nichts stehen77Denn der Schaden ist nicht dadurch, dass er die Verwendung nicht gemacht, sondern durch das Abbrennen entstanden..

5Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Quod di­ci­tur ne­ces­sa­rias im­pen­sas do­tem mi­nue­re, sic erit ac­ci­pien­dum, ut et Pom­po­nius ait, non ut ip­sae res cor­po­ra­li­ter de­mi­nuan­tur, ut pu­ta fun­dus vel quod­cum­que aliud cor­pus: et­enim ab­sur­dum est de­mi­nutio­nem cor­po­ris fie­ri prop­ter pe­cu­niam. ce­te­rum haec ef­fi­ciet11Die Großausgabe liest res fa­ciet statt ef­fi­ciet. de­si­ne­re es­se fun­dum do­ta­lem vel par­tem eius. ma­ne­bit igi­tur ma­ri­tus in re­rum de­ten­ta­tio­nem, do­nec ei sa­tis­fiat: non enim ip­so iu­re cor­po­rum, sed do­tis fit de­mi­nutio. ubi er­go ad­mit­ti­mus de­mi­nutio­nem do­tis ip­so iu­re fie­ri? ubi non sunt cor­po­ra, sed pe­cu­nia: nam in pe­cu­nia ra­tio ad­mit­tit de­mi­nutio­nem fie­ri. pro­in­de si aes­ti­ma­ta cor­po­ra in do­tem da­ta sint, ip­so iu­re dos de­mi­nue­tur per in­pen­sas ne­ces­sa­rias. hoc de his in­pen­sis dic­tum est, quae in do­tem ip­sam fac­tae sint: ce­te­rum si ex­trin­se­cus, non im­mi­nuent do­tem. 1Sed si in­pen­sis ne­ces­sa­riis mu­lier sa­tis­fe­ce­rit, utrum dos cres­cat an ve­ro di­ci­mus ex in­te­gro vi­de­ri do­tem? et ego, ubi pe­cu­nia est, non du­bi­to do­tem vi­de­ri cre­vis­se. 2Si dos to­ta so­lu­ta sit non ha­bi­ta ra­tio­ne in­pen­sa­rum, vi­den­dum est, an con­di­ci pos­sit id, quod pro im­pen­sis ne­ces­sa­riis com­pen­sa­ri so­let. et Mar­cel­lus ad­mit­tit con­dic­tio­ni es­se lo­cum: sed et­si ple­ri­que ne­gent, ta­men prop­ter ae­qui­ta­tem Mar­cel­li sen­ten­tia ad­mit­ten­da est. 3Uti­les au­tem im­pen­sae sunt, quas ma­ri­tus uti­li­ter fe­cit, rem­que me­lio­rem uxo­ris fe­ce­rit, hoc est do­tem,

5Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Wenn man sagt, dass die nothwendigen Verwendungen das Heirathsgut vermindern, so wird dies nicht so zu verstehen sein, wie auch Pomponius sagt, dass die Sachen selbst körperlich vermindert werden, z. B. ein Grundstück, oder irgend ein anderer Körper; denn es würde widersinnig sein, wenn eine Verminderung eines Körpers wegen Geldes Statt fände88D. h. nach v. Glück a. a. O. S. 398: es würde höchst unjuristisch sein, gegen eine species mit einer Forderung auf Geld compensiren zu wollen. Vgl. übrigens mit dieser Stelle L. 56. §. 3. D. de jure dot. 23. 3.. Sonst99Wenn man eine Sache wegen der Kosten vermindern wollte. würde dieser Umstand bewirken, dass das Grundstück oder ein Theil desselben aufhörte, zum Heirathsgut zu gehören; es wird also der Ehemann die Sachen so lange innebehalten1010Manebit …. in rerum detentatione, d. h. detentione. S. L. 15. §. 3. D. ex quib. caus. maj. 4. 6., bis ihm Genüge geschieht, denn es findet ja nicht eine Verminderung der Körper, sondern des Heirathsguts1111S. hierüber v. Glück a. a. O. S. 399. ff. — Wenn es aber weiter heisst, dass die Kosten das Heirathsgut ipso jure vermindern, so ist der Ausdruck ipso jure nach v. Glück a. a. O. S. 403. in demselben Sinne, wie bei der compensatio, zu nehmen. S. darüber die Bem. zu L. 4. D. de compensat. 16. 2. von Rechts wegen Statt. Wo lassen wir es also zu, dass eine Verminderung des Heirathsguts von Rechts wegen Statt finde? Wo nicht Körper [Gegenstand des Heirathsguts] sind, sondern Geld; denn beim Geld lässt es die Regel des gemeinen Rechts1212Ratio. S. v. Glück a. a. O. S. 403. ff. Denn es steht nun Forderung gegen Forderung und beide bestehen in Quantitäten derselben Gattung. zu, dass eine Verminderung Statt finde. Wenn demnach geschätzte1313Nämlich venditionis causa, s. die Bem. zu L. 10. §. 6. D. de jure dot. 23. 3. Körper zum Heirathsgut gegeben sind, so wird das Heirathsgut von Rechts wegen durch die nothwendigen Verwendungen vermindert werden. Dies ist in Betreff der Verwendungen gesagt, welche auf das Heirathsgut selbst gemacht worden sind; sonst, wenn auf Etwas ausser dem Heirathsgut selbst1414Extrinsecus. Dies heisst nicht auf anderes Vermögen, als das Heirathsgut, sondern nicht auf die Substanz des Heirathsguts, wohl aber auf die aus demselben zu ziehenden Früchte. So ist auch die L. 1. §. 2. h. t. zu erklären. Vgl. L. 16. h. t. u. v. Glück a. a. O. S. 376. ff., so werden sie das Heirathsgut nicht vermindern. 1Aber wenn die Frau wegen der nothwendigen Verwendungen Genüge gethan haben wird, ob dann wohl das Heirathsgut wächst, oder sagen wir, dass das Heirathsgut von Neuem [bestellt zu sein] scheine1515Utrum dos crescat, an vero dicimus, ex integro videri dotem? D. h. wird dadurch ein neues Heirathsgut bestellt, oder blos das frühere, welches aufgehört hatte, Heirathsgut zu sein, wieder hergestellt? S. v. Glück a. a. O. S. 407. u. L. 56. §. 3. D. de jure dot. 23. 3., wo dieselbe Redensart vorkommt, die Erklärung aber in der Anm. stehen sollte.? Und ich zweifle nicht, dass in dem Falle, wo Geld Gegenstand des Heirathsguts ist, das Heirathsgut gewachsen zu sein scheine. 2Wenn das ganze Heirathsgut gezahlt sein sollte, ohne dass Rücksicht auf die Verwendungen genommen ist, so ist zu untersuchen, ob das, was gegen die nothwendigen Verwendungen aufgerechnet zu werden pflegt, condicirt werden könne; und Marcellus lässt es zu, dass die Condiction Statt habe; aber obschon sehr Viele es leugnen, so ist gleichwohl die Meinung des Marcellus der Billigkeit wegen zuzulassen. 3Nützliche Verwendungen sind aber diejenigen, welche der Ehemann zum Nutzen gemacht hat, und [mit denen] er die Sache der Ehefrau, das heisst das Heirathsgut, verbessert haben wird,

6Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. vel­uti si no­vel­le­tum in fun­do fac­tum sit, aut si in do­mo pis­tri­num aut ta­ber­nam ad­ie­ce­rit, si ser­vos ar­tes do­cue­rit.

6Paul. lib. VII. ad Sabin. z. B. wenn ein mit jungen Weinstöcken bepflanzter Weinberg auf dem Grundstück angelegt sein, oder wenn [der Ehemann] in dem Hause eine Getreidemühle, oder einen Laden errichtet, wenn er den Sclaven Künste gelehrt haben sollte.

7Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Vo­lup­ta­riae au­tem in­pen­sae sunt, quas ma­ri­tus ad vo­lup­ta­tem fe­cit et quae spe­cies ex­or­nant. qua­rum uti­les non qui­dem mi­nuunt ip­so iu­re do­tem, ve­rum­ta­men ha­bent ex­ac­tio­nem.

7Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. Blos verschönernde1616Voluptariae, s. die Bem. zu L. 1. pr. D. h. t. Verwendungen sind aber diejenigen, welche der Ehemann zum Vergnügen gemacht hat, und welche die Gestalt [der Sache] verzieren. Und von diesen vermindern die nützlichen das Heirathsgut zwar nicht von Rechts wegen, begründen aber doch eine Einklagung.

8Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Uti­lium no­mi­ne ita fa­cien­dam de­duc­tio­nem qui­dam di­cunt, si vo­lun­ta­te mu­lie­ris fac­tae sint: in­iquum enim es­se com­pel­li mu­lie­rem rem ven­de­re, ut im­pen­sas in eam fac­tas sol­ve­ret, si ali­un­de sol­ve­re non pot­est: quod sum­mam ha­bet ae­qui­ta­tis ra­tio­nem.

8Paul. lib. VII. ad Sabin. Einige sagen, dass ein Abzug wegen der nützlichen [Verwendungen] dann zu machen sei, wenn sie mit dem Willen der Frau gemacht seien; denn es sei unbillig, wenn die Frau angetrieben werde, eine Sache zu verkaufen, um die auf sie gemachten Verwendungen zu bezahlen, wenn sie sie anders woher nicht bezahlen kann; und das hat den höchsten Grund der Billigkeit [für sich].

9Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. Pro vo­lup­ta­riis im­pen­sis, ni­si pa­ra­ta sit mu­lier pa­ti ma­ri­tum tol­len­tem, ex­ac­tio­nem pa­ti­tur. nam si vult ha­be­re mu­lier, red­de­re ea quae im­pen­sa sunt de­bet ma­ri­to: aut si non vult, pa­ti de­bet tol­len­tem, si mo­do re­ci­piant se­pa­ra­tio­nem: ce­te­rum si non re­ci­piant, re­lin­quen­dae sunt: ita enim per­mit­ten­dum est ma­ri­to au­fer­re or­na­tum quem po­suit, si fu­tu­rum est eius quod abs­tu­lit.

9Ulp. lib. XXXXVI. ad Sabin. Wegen der blos verschönernden Verwendungen erleidet die Frau eine Einklagung, wenn sie nicht bereit sein sollte, es zu dulden, dass der Ehemann [den Aufwand] wegnimmt; denn wenn die Frau [denselben] behalten will, so muss sie dem Ehemann das, was aufgewendet worden ist, ersetzen, oder, wenn sie das nicht will, so muss sie dulden, dass er es wegnimmt, wenn es nur zu einer Trennung geeignet ist. Sonst wenn es [zu einer solchen] nicht geeignet sein sollte, so muss es [bei der Sache] gelassen werden; denn es ist [nur] dann dem Ehemanne zu erlauben, die Verzierung, welche er angebracht hat, wegzunehmen, wenn das, was er weggenommen hat, das Seinige werden wird1717Si futurum est ejus; dies erklärt man nach dem Vorgang der Glosse so: wenn es für den Mann von Nutzen sein wird. Auf ähnliche Weise erklärt es auch das Schol. g. Basil. T. IV. p. 461..

10Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Quod si hae res, in qui­bus im­pen­sae fac­tae sunt, pro­mer­ca­les fue­rint, ta­les im­pen­sae non vo­lup­ta­riae, sed uti­les sunt.

10Paul. lib. XXXVI. ad Ed. Wenn aber diese Sachen, auf welche die Verwendungen gemacht worden sind, zum Verkauf bestimmt sind, so sind solche Verwendungen nicht blos verschönernde, sondern nützliche.

11Ul­pia­nus li­bro tri­ge­si­mo sex­to ad Sa­binum. In vo­lup­ta­riis au­tem Aris­to scri­bit nec si vo­lun­ta­te mu­lie­ris fac­tae sunt, ex­ac­tio­nem pa­re­re. 1Do­na­tio­nem in­ter vi­rum et uxo­rem cir­ca im­pen­sas quo­que in­hi­bi­tam ve­re Sa­b­inus scri­bit.

11Ulp. lib. XXXVI. ad Sabin. In Betreff der blos verschönernden [Verwendungen] aber schreibt Aristo, dass [dieselben], wenn sie mit dem Willen der Frau gemacht sind, eine Einklagung verschaffen. 1Sabinus schreibt der Wahrheit gemäss, dass eine Schenkung zwischen dem Manne und der Ehefrau auch in Betreff der Verwendungen verboten sei.

12Pau­lus li­bro sep­ti­mo ad Sa­binum. Om­ni­no et in ae­di­fi­can­dis ae­di­bus et in re­po­nen­dis pro­pa­gan­dis­que vi­neis et in va­le­tu­di­ne man­ci­pio­rum mo­di­cas im­pen­sas non de­bet ar­bi­ter cu­ra­re: alio­quin neg­otio­rum ges­to­rum po­tius quam de do­te iu­di­cium vi­de­bi­tur.

12Paul. lib. VII. ad Sabin. Ueberhaupt darf der nach seinem Ermessen entscheidende Richter bei dem Erbauen eines Hauses, bei dem Wiederbesetzen und Wiederbepflanzen der Weinberge, und bei der Krankheit der Sclaven unbedeutende Verwendungen nicht beachten, sonst wird vielmehr die Geschäftsführung[sklage], als die Klage wegen des Heirathsguts [Statt zu finden] scheinen.

13Idem li­bro sep­ti­mo bre­vium. Ne­que sti­pen­dium ne­que tri­bu­tum ob do­ta­lem fun­dum prae­sti­ta ex­ige­re vir a mu­lie­re pot­est: onus enim fruc­tuum haec im­pen­dia sunt.

13Idem lib. VII. Brev. Weder die Abgaben, noch die Steuern1818Neque stipendium, neque tributum; der Unterschied dieser beiden Worte beruht bekanntlich auf der Verschiedenheit der Provinzen, in welchen die Grundstücke gelegen sind, indem diese, wenn sie in den Provinzen des Volks liegen, stipendiaria, wenn in den Provinzen des Kaisers, tributaria praedia genannt werden. S. Gaj. Comment. II. §. 21. Dieser Unterschied fällt im justin. Recht weg. S. §. 40. I. de rer. div. 2. 1., welche wegen eines zum Heirathsgut gehörigen Grundstücks geleistet worden sind, kann der Mann von der Frau fordern; denn solche Kosten sind eine Last der Früchte.

14Ul­pia­nus li­bro quin­to re­gu­la­rum. Im­pen­sae ne­ces­sa­riae sunt, qui­bus non fac­tis dos im­mi­nui­tur, vel­uti ag­ge­res fa­ce­re, flu­mi­na aver­te­re, ae­di­fi­cia ve­te­ra ful­ci­re item­que re­fi­ce­re, ar­bo­res in lo­cum mor­tua­rum re­po­ne­re. 1Uti­les sunt vel­uti pe­co­ra prae­diis im­po­ne­re, id est ster­co­ra­re. 2Vo­lup­tuo­sae sunt ba­li­nea ex­strue­re.

14Ulp. lib. V. Regul. Nothwendige Verwendungen sind diejenigen, ohne welche das Heirathsgut vermindert wird, z. B. Dämme aufführen, Flüsse wegleiten, alte Gebäude stützen und ebenso ausbessern, Bäume wieder an die Stelle der abgestorbenen setzen. 1Nützliche sind, z. B. Vieh auf die Grundstücke bringen, das heisst, düngen. 2Blos verschönernde sind [z. B.] Bäder erbauen.

15Ne­ra­tius li­bro se­cun­do mem­bra­na­rum. Quod di­ci­tur im­pen­sas, quae in res do­ta­les ne­ces­sa­rio fac­tae sunt, do­tem de­mi­nue­re, ita in­ter­pre­tan­dum est, ut, si quid ex­tra tu­te­lam ne­ces­sa­riam in res do­ta­les im­pen­sum est, id in ea cau­sa sit: nam tue­ri res do­ta­les vir suo sump­tu de­bet. alio­quin tam ci­ba­ria do­ta­li­bus man­ci­piis da­ta et quae­vis mo­di­ca ae­di­fi­cio­rum do­ta­lium re­fec­tio et agro­rum quo­que cul­tu­ra do­tem mi­nuent: om­nia enim haec in spe­cie ne­ces­sa­ria­rum in­pen­sa­rum sunt. sed ip­sae res ita prae­sta­re in­tel­le­gun­tur, ut non tam in­pen­das in eas, quam de­duc­to eo mi­nus ex his per­ce­pis­se vi­dea­ris. quae au­tem im­pen­dia se­cun­dum eam di­stinc­tio­nem ex do­te de­du­ci de­beant, non tam fa­ci­le in uni­ver­sum de­fi­ni­ri, quam per sin­gu­la ex ge­ne­re et mag­ni­tu­di­ne in­pen­dio­rum aes­ti­ma­ri pos­sunt.

15Nerat. lib. II. Membran. Wenn man sagt, dass die Verwendungen, welche auf die zum Heirathsgut gehörigen Sachen nothwendiger Weise gemacht worden sind, das Heirathsgut vermindern, so ist das so zu erklären, dass, wenn Etwas ausser der nothwendigen Erhaltung auf die zum Heirathsgut gehörigen Sachen verwendet worden ist, dies sich in jenem Verhältniss befindet; denn erhalten muss der Mann die zum Heirathsgut gehörigen Sachen auf seine Kosten, sonst würden sowohl die den zum Heirathsgut gehörigen Sclaven gegebenen Nahrungsmittel, als eine jede unbedeutende Ausbesserung der zum Heirathsgut gehörigen Gebäude und auch die Bebauung der Aecker das Heirathsgut vermindern, denn dies Alles gehört unter den Begriff der nothwendigen Verwendungen. Aber man sieht es so an, als ob die Sache selbst [solche Verwendungen] so ersetze, dass man nicht sowohl Etwas auf sie verwendet, sondern nach Abzug dessen [, was verwendet worden ist,] weniger aus ihnen gezogen zu haben scheint. Welcher Aufwand aber dieser Unterscheidung gemäss von dem Heirathsgut abgezogen werden dürfe, kann nicht so leicht im Allgemeinen bestimmt, als im Einzelnen nach der Art und Grösse des Aufwands beurtheilt werden.

16Idem li­bro sex­to mem­bra­na­rum. Et an­te om­nia quae­cum­que in­pen­sae quae­ren­do­rum fruc­tuum cau­sa fac­tae erunt, quam­quam eae­dem et­iam co­len­di cau­sa fiant id­eo­que non so­lum ad per­ci­pien­dos fruc­tus, sed et­iam ad con­ser­van­dam ip­sam rem spe­ciem­que eius ne­ces­sa­riae sint, eas vir ex suo fa­cit nec ul­lam ha­bet eo no­mi­ne ex do­te de­duc­tio­nem.

16Idem lib. VI. Membran. Und vor allen Dingen macht der Mann alle Verwendungen, welche um der Fruchtgewinnung willen gemacht sein werden — obwohl eben dieselben auch um des Bebauens willen gemacht werden, und darum nicht blos zur Fruchtziehung, sondern auch zur Erhaltung der Sache selbst und ihres Körpers nothwendig sind — aus seinem Vermögen und hat deshalb durchaus keinen Abzug vom Heirathsgut.