Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 21 übersetzt von Schneider unter Redaction von Otto
Dig. XXI3,
De exceptione rei venditae et traditae
Liber vicesimus primus
III.

De exceptione rei venditae et traditae

(Von der Einrede der verkauften und übergebenen Sache.)

1Ul­pia­nus li­bro sep­tua­ge­si­mo sex­to ad edic­tum. Mar­cel­lus scri­bit, si alie­num fun­dum ven­di­de­ris et tuum post­ea fac­tum pe­tas, hac ex­cep­tio­ne rec­te re­pel­len­dum. 1Sed et si do­mi­nus fun­di he­res ven­di­to­ri ex­is­tat, idem erit di­cen­dum. 2Si quis rem meam man­da­tu meo ven­di­de­rit, vin­di­can­ti mi­hi rem ven­di­tam no­ce­bit haec ex­cep­tio, ni­si pro­be­tur me man­das­se, ne tra­de­re­tur, an­te­quam pre­tium sol­va­tur. 3Cel­sus ait: si quis rem meam ven­di­dit mi­no­ris quam ei man­da­vi, non vi­de­tur alie­na­ta et, si pe­tam eam, non ob­sta­bit mi­hi haec ex­cep­tio: quod ve­rum est. 4Si ser­vus mer­ces pe­cu­lia­ri­ter eme­rit, de­in­de do­mi­nus eum, prius­quam pro­prie­ta­tem re­rum nan­cis­ce­re­tur, tes­ta­men­to li­be­rum es­se ius­se­rit ei­que pe­cu­lium prae­le­ga­ve­rit et ven­di­tor a ser­vo mer­ces pe­te­re coe­pe­rit: ex­cep­tio in fac­tum lo­cum ha­be­bit, quia is tunc ser­vus fuis­set cum con­tra­xis­set. 5Si quis rem eme­rit, non au­tem fue­rit ei tra­di­ta, sed pos­ses­sio­nem si­ne vi­tio fue­rit nac­tus, ha­bet ex­cep­tio­nem con­tra ven­di­to­rem, ni­si for­te ven­di­tor ius­tam cau­sam ha­beat, cur rem vin­di­cet: nam et si tra­di­de­rit pos­ses­sio­nem, fue­rit au­tem ius­ta cau­sa vin­di­can­ti, re­pli­ca­tio­ne ad­ver­sus ex­cep­tio­nem ute­tur.

1Ulp. lib. LXXVI. ad Ed. Marcellus schreibt, wenn du ein fremdes Grundstück verkauft habest, und es, da es nachher das deinige geworden war, fordern solltest, so seist du mit Recht durch diese Einrede zurückzuweisen. 1Aber auch wenn der Eigenthümer des Grundstücks Erbe des Verkäufers werden sollte, so wird dasselbe zu sagen sein. 2Wenn Jemand meine Sache in meinem Auftrag verkauft haben wird, so wird mir, wenn ich die verkaufte Sache vindicire, diese Einrede schaden, wenn nicht bewiesen wird, dass ich aufgetragen habe, dass [die Sache] nicht übergeben werden sollte, bevor der Preis bezahlt werde. 3Celsus sagt, wenn Jemand meine Sache um weniger, als ich ihm aufgetragen habe, verkauft hat, so scheint sie nicht veräussert zu sein, und wenn ich sie fordern sollte, so wird mir diese Einrede nicht entgegenstehen; und das ist wahr. 4Wenn ein Sclav Waaren für Sondergutsgeld gekauft, sodann, sein Herr, ehe er das Eigenthum an den Sachen erlangte, im Testament verordnet haben wird, dass er frei sein solle, und ihm das Sondergut vorweg legirt haben wird, und der Verkäufer nun von dem Sclaven die Waaren fordern will, so wird eine Einrede auf das Geschehene Statt haben, weil er damals, als er contrahirt hatte, Sclav gewesen war11Und deshalb das Eigenthum nicht erwerben konnte. Obgleich dies aber auch von seinem verstorbenen Herrn nicht erworben worden ist, der Verkäufer also die Sachen zurückfordern könnte, so wird doch der Billigkeit wegen eine Einrede gegeben, welche blos auf einer Thatsache, nicht auf dem Rechtsprincip beruht, daher exceptio in factum.. 5Wenn Jemand eine Sache gekauft haben, sie ihm aber nicht übergeben sein wird, sondern er den Besitz ohne Fehler erlangt haben wird, so hat er die Einrede gegen den Verkäufer, wenn nicht etwa der Verkäufer einen rechtmässigen Grund hat, warum er die Sache vindicirt; denn auch wenn er den Besitz übergeben haben, aber ein rechtmässiger Grund zum Vindiciren vorhanden sein wird, so wird er sich einer Gegeneinrede gegen die Einrede bedienen.

2Pom­po­nius li­bro se­cun­do ex Plau­tio. Si a Ti­tio fun­dum eme­ris qui Sem­pro­nii erat is­que ti­bi tra­di­tus fue­rit, pre­tio au­tem so­lu­to Ti­tius Sem­pro­nio he­res ex­sti­te­rit et eun­dem fun­dum Mae­vio ven­di­de­rit et tra­di­de­rit: Iu­lia­nus ait ae­quius es­se prio­rem te tue­ri, quia et si ip­se Ti­tius fun­dum a te pe­te­ret, ex­cep­tio­ne sum­mo­ve­re­tur et si ip­se Ti­tius eum pos­si­de­ret, Pu­bli­cia­na pe­te­res.

2Pompon. lib. II. ex Plaut. Wenn du vom Titius ein Grundstück, welches dem Sempronius gehörte, gekauft haben wirst und dasselbe dir übergeben sein wird, Titius aber, nachdem der Preis bezahlt worden war, Erbe des Sempronius geworden sein und eben dasselbe Grundstück dem Mävius verkauft und übergeben haben wird, so sagt Julianus, dass es billiger sei, dich als den frühern zu schützen, weil auch Titius, wenn er selbst das Grundstück von dir fordern würde, durch eine Einrede zurückgewiesen würde und du es, auch wenn es Titius besitzen sollte, mit der Publicianischen [Klage] fordern würdest.

3Her­mo­ge­nia­nus li­bro sex­to iu­ris epi­to­ma­to­rum. Ex­cep­tio rei ven­di­tae et tra­di­tae non tan­tum ei cui res tra­di­ta est, sed suc­ces­so­ri­bus et­iam eius et emp­to­ri se­cun­do, et­si res ei non fue­rit tra­di­ta, prod­erit: in­ter­est enim emp­to­ris pri­mi se­cun­do rem non evin­ci. 1Pa­ri ra­tio­ne ven­di­to­ris et­iam suc­ces­so­ri­bus no­ce­bit, si­ve in uni­ver­sum ius si­ve in eam dum­ta­xat rem suc­ces­se­rint.

3Hermogen. lib. VI. Juris epitomat. Ad Dig. 21,3,3 pr.Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 186, Note 16.Die Einrede der verkauften und übergebenen Sache wird nicht blos dem, welchem die Sache übergeben worden ist, sondern auch den Nachfolgern desselben und dem zweiten Käufer, wenn auch demselben die Sache nicht [vom ersten Verkäufer] übergeben sein wird, nützen; denn es liegt dem ersten Käufer daran, dass dem zweiten die Sache nicht entwährt werde. 1Auf gleiche Weise wird sie auch den Nachfolgern des Verkäufers schaden, mögen sie in das gesammte Recht, oder nur in diese Sache nachgefolgt sein.