Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Zweites Buch übersetzt von Heimbach unter Redaction von Otto
Dig. II5,
Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit
Liber secundus
V.

Si quis in ius vocatus non ierit sive quis eum vocaverit, quem ex edicto non debuerit

(Wenn Jemand vor Gericht berufen worden und nicht gegangen ist, oder die dahin berufen worden sind, welche man dem Edicte nach nicht hätte berufen sollen.)

1Ul­pia­nus li­bro pri­mo ad edic­tum. Si quis in ius vo­ca­tus fi­de­ius­so­rem de­de­rit in iu­di­cio sis­ten­di cau­sa non sup­po­si­tum iu­ris­dic­tio­ni il­lius, ad quem vo­ca­tur, pro non da­to fi­de­ius­sor ha­be­tur, ni­si suo pri­vi­le­gio spe­cia­li­ter re­nun­tia­ve­rit.

1Ulp. lib. I. ad Edictum. Wenn Jemand vor Gericht berufen worden, und des vor Gericht Erscheinens halber, einen Bürgen gestellt hat, der nicht der Gerichtsbarkeit dessen unterworfen ist, vor welchen Jener berufen wird, so gilt dieser Bürge für nichtgestellt, es müsste denn sein, dass er ausdrücklich seinem Vorrecht entsagt hätte.

2Pau­lus li­bro pri­mo ad edic­tum. Ex qua­cum­que cau­sa ad prae­to­rem vel alios, qui iu­ris­dic­tio­ni prae­sunt, in ius vo­ca­tus venire de­bet, ut hoc ip­sum scia­tur, an iu­ris­dic­tio eius sit. 1Si quis in ius vo­ca­tus non ie­rit, ex cau­sa a com­pe­ten­ti iu­di­ce mul­ta pro iu­ris­dic­tio­ne iu­di­cis dam­na­bi­tur: rus­ti­ci­ta­ti enim ho­mi­nis par­cen­dum erit: item si ni­hil in­ter­sit ac­to­ris eo tem­po­re in ius ad­ver­sa­rium venis­se, re­mit­tit prae­tor poe­nam, pu­ta quia fe­ria­tus dies fuit.

2Paul. lib. I. ad Edictum. Aus jedem Grunde muss der vor Gericht Berufene zum Prätor oder den andern, welche der Gerichtsbarkeit vorstehen, gehen, damit man sich davon unterrichte, ob er der fraglichen Gerichtsbarkeit unterworfen sei. 1Wenn ein vor Gericht Berufener nicht dahin gegangen ist, so wird er, der Sache nach, vom competenten Richter, dessen Gerichtsbestellung gemäss, zu einer Geldstrafe verurtheilt: denn wenn er es aus schuldloser Unerfahrenheit gethan, so muss man seiner schonen. Ebenfalls dann, wenn dem Kläger nichts daran liegt, dass sein Gegner gerade zu der Zeit vor Gericht erschienen sei, erlässt der Prätor die Strafe, z. B., weil der Tag zu den Gerichtsferien gehörte.

3Ul­pia­nus li­bro qua­dra­gen­si­mo sep­ti­mo ad Sa­binum. Cum quis in iu­di­cio sis­ti pro­mi­se­rit ne­que ad­ie­ce­rit poe­nam, si sta­tus non es­set: in­cer­ti cum eo agen­dum es­se in id quod in­ter­est ve­ris­si­mum est, et ita Cel­sus quo­que scri­bit.

3Ulp. lib. XLVII. ad Sabinum. Hat Jemand versprochen, sich vor Gericht zu stellen, und auf den Fall, dass er sich nicht gestellt, keine Strafe hinzugefügt, so ist es wohl das richtigste, gegen ihn auf das Interesse vermöge der incerti condictio zu klagen; und so schreibt auch Celsus.