Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 19 übersetzt von Sintenis
Dig. XIX4,
De rerum permutatione
Liber nonus decimus
IV.

De rerum permutatione

(Vom Tausch.)

1Pau­lus li­bro tri­ge­si­mo se­cun­do ad edic­tum. Sic­ut aliud est ven­de­re, aliud eme­re, alius emp­tor, alius ven­di­tor, ita pre­tium aliud, aliud merx. at in per­mu­ta­tio­ne dis­cer­ni non pot­est, uter emp­tor vel uter ven­di­tor sit, mul­tum­que dif­fe­runt prae­sta­tio­nes. emp­tor enim, ni­si num­mos ac­ci­pien­tis fe­ce­rit, te­ne­tur ex ven­di­to, ven­di­to­ri suf­fi­cit ob evic­tio­nem se ob­li­ga­re pos­ses­sio­nem tra­de­re et pur­ga­ri do­lo ma­lo, ita­que, si evic­ta res non sit, ni­hil de­bet: in per­mu­ta­tio­ne ve­ro si utrum­que pre­tium est, utrius­que rem fie­ri opor­tet, si merx, ne­utrius. sed cum de­beat et res et pre­tium es­se, non pot­est per­mu­ta­tio emp­tio ven­di­tio es­se, quon­iam non pot­est in­ve­ni­ri, quid eo­rum merx et quid pre­tium sit, nec ra­tio pa­ti­tur, ut una ea­dem­que res et ven­eat et pre­tium sit emp­tio­nis. 1Un­de si ea res, quam ac­ce­pe­rim vel de­de­rim, post­ea evin­ca­tur, in fac­tum dan­dam ac­tio­nem re­spon­de­tur. 2Item emp­tio ac ven­di­tio nu­da con­sen­tien­tium vo­lun­ta­te con­tra­hi­tur, per­mu­ta­tio au­tem ex re tra­di­ta in­itium ob­li­ga­tio­ni prae­bet: alio­quin si res non­dum tra­di­ta sit, nu­do con­sen­su con­sti­tui ob­li­ga­tio­nem di­ce­mus, quod in his dum­ta­xat re­cep­tum est, quae no­men suum ha­bent, ut in emp­tio­ne ven­di­tio­ne, con­duc­tio­ne, man­da­to. 3Id­eo­que Pe­dius ait alie­nam rem dan­tem nul­lam con­tra­he­re per­mu­ta­tio­nem. 4Igi­tur ex al­te­ra par­te tra­di­tio­ne fac­ta si al­ter rem no­lit tra­de­re, non in hoc age­mus ut res tra­di­ta no­bis red­da­tur, sed in id quod in­ter­est nos­tra il­lam rem ac­ce­pis­se, de qua con­ve­nit: sed ut res con­tra no­bis red­da­tur, con­dic­tio­ni lo­cus est qua­si re non se­cu­ta.

1Paul. lib. XXXII. ad Ed. Sowie Kaufen etwas Anderes ist, als Verkaufen, und der Käufer ein Anderer als der Verkäufer, so ist auch der Preis etwas Anderes als die Waare; aber beim Tausch kann nicht unterschieden werden, wer von Beiden Käufer und wer Verkäufer sei, und die [gegenseitigen] Leistungen sind [davon] sehr verschieden. Denn der Käufer haftet aus dem Verkauf, wenn er die [den Kaufpreis bildenden] Geldstücke nicht zum Eigenthum des Empfängers macht; für den Verkäufer ist es genügend, sich für Entwährung verbindlich zu machen, den Besitz zu übergeben, und von Arglist fern zu halten; sobald daher der [verkaufte] Gegenstand nicht entwährt wird, ist er zu nichts verpflichtet. Beim Tausch11Paulus will in den folgenden Worten nur den Unterschied zwischen Tausch und Verkauf hervorheben; mann muss daher hinter den Worten: da nun aber, hinzudenken: beim Verkauf. hingegen müsste, wenn von beiden Seiten Zahlung eines Preises anzunehmen wäre, die Sache Eigenthum eines Jeden werden, wenn aber [die Verabreichung einer] Waare, keines von Beiden; da nun aber sowohl eine Waare als ein Kaufpreis vorhanden sein muss, so ist es unmöglich zu bestimmen, was von Beidem Waare und was Kaufpreis sei, und dass eine und dieselbe Sache sowohl Gegenstand des Verkaufes als Kaufpreis sein solle, macht die Vernunft unzulässig. 1Wenn daher diejenige Sache, welche ich gegeben oder empfangen habe, nachher entwährt wird, so muss eine Klage auf das Geschehene ertheilt werden. 2Ingleichen wird der Kauf wie der Verkauf durch den blossen Willen der Uebereinstimmenden geschlossen; der Tausch hingegen stellt den Anfang der Verbindlichkeit erst von der Uebergabe der Sache; bei andern Geschäften sagen wir, auch wenn die Uebergabe der Sache noch nicht erfolgt ist, dass die Verbindlichkeit schon durch die blosse gegenseitige Einwilligung begründet werde, was jedoch nur bei denjenigen [Contracten] der Fall ist, die ihren bestimmten Namen haben, wie Kauf, Miethe und Auftrag. 3Darum, sagt Pedius, wer eine ihm nicht gehörige Sache übergebe, contrahire keinen Tausch. 4Will daher der Eine, wenn von der andern Seite die Uebergabe geschehen, nicht ebenfalls zur Uebergabe schreiten, so kann man nicht [nur]22Glosse. auf das Interesse wegen Nichtempfangs der Sache, worüber man übereingekommen, klagen, sondern es findet [auch] eine Condiction auf Rückgabe der [diesseits bereits übergebenen] Sache Statt, gleichsam wegen nicht erfolgter Gegenleistung.

2Idem li­bro quin­to ad Plau­tium. Aris­to ait, quon­iam per­mu­ta­tio vi­ci­na es­set emp­tio­ni, sa­num quo­que fur­tis no­xis­que so­lu­tum et non es­se fu­gi­ti­vum ser­vum prae­stan­dum, qui ex cau­sa da­re­tur.

2Ad Dig. 19,4,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 392, Note 2.Idem lib. V. ad Plaut. Aristo sagt: weil der Tausch mehr an den Kauf grenzt, so muss auch [z. B.] in Ansehung des aus einem solchen Grunde übergeben werden sollenden Sclaven vertreten werden, dass er gesund und nicht in Diebstähle oder Noxen verwickelt sei.