Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 18 übersetzt von Feust unter Redaction von Sintenis
Dig. XVIII5,
De rescindenda venditione et quando licet ab emptione discedere
Liber octavus decimus
V.

De rescindenda venditione et quando licet ab emptione discedere

(Von der Wiederaufhebung des Verkaufs, und den Fällen, in welchen man vom Kaufe abgehen darf.)

1Pom­po­nius li­bro quin­to de­ci­mo ad Sa­binum. Cel­sus fi­lius pu­ta­bat, si ven­di­dis­set mi­hi fi­lius fa­mi­lias rem pe­cu­lia­rem, et­iam, si con­ve­niat ut ab­ea­tur ab ea ven­di­tio­ne, in­ter pa­trem et fi­lium et me con­ve­ni­re de­be­re, ne, si cum pa­tre so­lo pac­tus sim, fi­lius non pos­sit li­be­ra­ri et quae­ra­tur, utrum­ne ni­hil aga­tur ex ea pac­tio­ne an ve­ro ego qui­dem li­be­rer, fi­lius ma­neat ob­li­ga­tus, sic­uti, si pu­pil­lus si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pa­cis­ca­tur, ip­se qui­dem li­be­ra­tur, non et­iam qui cum eo pac­tus est. nam quod Aris­to di­xit pos­se ita pa­cis­ci, ut unus ma­neat ob­li­ga­tus, non est ve­rum, quia pro una par­te con­tra­hen­tium ab­iri pac­to ab emp­tio­ne non pos­sit: et id­eo si ab una par­te re­no­va­tus sit con­trac­tus, di­ci­tur non va­le­re eius­mo­di pac­tio­nem. sed di­cen­dum est pa­tre pa­cis­cen­te et li­be­ra­to ad­ver­sa­rio fi­lium quo­que obi­ter li­be­ra­ri.

1Pompon. lib. XV. ad Sabin. Celsus der Sohn war der Meinung, wenn mir ein Haussohn eine zu seinem Sondergute gehörige Sache verkauft habe, und die Uebereinkunft getroffen werden wolle, dass der Verkauf rückgängig werden solle; so müsse solches zwischen dem Vater und Sohn und mir Statt finden, damit nicht, wenn ich mit dem Vater allein vertrage, der Sohn noch als verpflichtet betrachtet werden könne, und Veranlassung zu der Frage entstehe, ob die letztere Uebereinkunft gar keine rechtliche Wirkung habe, oder ich zwar von der Verbindlichkeit frei werde, der Sohn aber verpflichtet bleibe? wie etwa der Unmündige, welcher ohne Ermächtigung des Vormunds einen Vertrag abschliesst, selbst zwar [seiner Verbindlichkeit] entledigt wird, nicht aber auch derjenige, der mit ihm den Vertrag eingegangen ist11Hier wäre einzuschieben: aber diese Ansicht ist falsch.. Denn die desfallsige Behauptung Aristo’s, man könne ein solches Uebereinkommen treffen, dass ein Theil verpflichtet bleibe, ist unrichtig, weil durch eine Uebereinkunft nicht einer der Contrahenten vom Kaufe abgehen kann, und wenn daher blos von einer Seite der Contract abgeändert wird, so ist ein solches Uebereinkommen nicht als gültig zu betrachten; allein [es tritt hier der Fall ein, dass] wenn der Vater die Uebereinkunft schliesst und der Gegner seiner Verpflichtung frei wird, auch der Sohn nebenbei seiner Verbindlichkeit entledigt wird22Ueber dieses Gesetz s. Glück XVII. p. 13..

2Idem li­bro vi­cen­si­mo quar­to ad Sa­binum. Si quam rem a te emi, ean­dem rur­sus a te plu­ris mi­no­ris­ve eme­ro, dis­ces­si­mus a prio­re emp­tio­ne (pot­est enim, dum res in­te­gra est, con­ven­tio­ne nos­tra in­fec­ta fie­ri emp­tio) at­que ita con­sis­tit pos­te­rior emp­tio, qua­si nul­la prae­ces­se­rit. sed non pot­eri­mus ea­dem ra­tio­ne uti post pre­tium so­lu­tum emp­tio­ne re­pe­ti­ta, cum post pre­tium so­lu­tum in­fec­tam emp­tio­nem fa­ce­re non pos­su­mus.

2Idem lib. XXIV. ad Sabin. Wenn ich dieselbe Sache, welche ich von dir gekauft, dir wiederum theurer oder wohlfeiler abkaufe, so sind wir vom früheren Kaufe abgegangen; denn, so lange der Contract noch von keiner Seite erfüllt ist, kann durch gegenseitige Uebereinkunft der Kauf ungeschehen gemacht werden, und der letztere Kauf besteht ebenso gut zu Recht, als ob ein anderer gar nicht vorangegangen wäre. Dieser Grund ist jedoch nicht anwendbar, wenn nach geschehener Bezahlung des Kaufpreises der Kauf wiederholt wird, weil man nach erfolgter Berichtigung des Kaufpreises den Kauf nicht ungeschehen machen kann.

3Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo ter­tio ad edic­tum. Emp­tio et ven­di­tio sic­ut con­sen­su con­tra­hi­tur, ita con­tra­rio con­sen­su resol­vi­tur, an­te­quam fue­rit res se­cu­ta: id­eo­que quae­si­tum est, si emp­tor fi­de­ius­so­rem ac­ce­pe­rit, vel ven­di­tor sti­pu­la­tus fue­rit, an nu­da vo­lun­ta­te resol­va­tur ob­li­ga­tio. Iu­lia­nus scrip­sit ex emp­to qui­dem agi non pos­se, quia bo­nae fi­dei iu­di­cio ex­cep­tio­nes pac­ti in­sunt: an au­tem fi­de­ius­so­ri uti­lis sit ex­cep­tio, vi­den­dum: et pu­to li­be­ra­to reo et fi­de­ius­so­rem li­be­ra­ri. item ven­di­to­rem ex sti­pu­la­tu agen­tem ex­cep­tio­ne sum­mo­ve­ri opor­tet, idem­que iu­ris es­se, si emp­tor quo­que rem in sti­pu­la­tio­nem de­du­xe­rit.

3Paul. lib. XXXIII. ad Ed. Sowie der Kauf durch wechselseitige Uebereinstimmung abgeschlossen wird, so kann derselbe auch vor der Erfüllung durch eine entgegengesetzte Uebereinstimmung wieder aufgehoben werden. Es wurde deshalb auch die Anfrage gestellt, ob, wenn der Käufer einen Bürgen gestellt erhalten hat, oder eine Stipulation von Seiten des Verkäufers erfolgt ist, die [gegenseitige] Verbindlichkeit durch den blossen Willen wieder aufgelöst zu werden vermöge? Julianus behauptete, die Klage aus dem Kaufe finde wenigstens nicht Statt, weil bei einer Klage guten Glaubens die aus einem Vertrage entspringenden Einreden vom Richter unaufgefordert33S. Noodt Opp. T. I. p. 320. n. berücksichtigt werden müssten. Ob aber dem Bürgen die Einrede von Nutzen sei, bleibt noch zu untersuchen. Ich bin der Meinung, dass, wenn der Schuldner von der Verbindlichkeit frei werde, es auch der Bürge werde. Ebenso muss der Verkäufer, wenn er mit der Klage aus der Stipulation auftritt, durch jene Einrede, zurückgewiesen werden; dasselbe ist auch Rechtens, wenn der Käufer sich die erkaufte Sache durch Stipulation zusichern liess.

4Li­bro oc­ta­vo di­ges­to­rum Iu­lia­ni Pau­lus no­tat. Si emp­tio con­trac­ta sit to­gae pu­ta aut lan­cis, et pac­tus sit ven­di­tor, ne al­ter­utrius emp­tio ma­neat, pu­to resol­vi ob­li­ga­tio­nem hu­ius rei no­mi­ne dum­ta­xat.

4Lib. VIII. Dig. Jul. Paul. notat. Wenn, etwa über eine Toga oder eine Schüssel, ein Kauf contrahirt worden ist, und sich der Verkäufer bedungen hat, den Kauf eines dieser beiden Gegenstände solle nicht bestehen bleiben, so glaube ich, die Verbindlichkeit werde nur hinsichtlich dieses Gegenstandes aufgelöst.

5Iu­lia­nus li­bro quin­to de­ci­mo di­ges­to­rum. Cum emp­tor ven­di­to­ri vel emp­to­ri ven­di­tor ac­cep­tum fa­ciat, vo­lun­tas utrius­que os­ten­di­tur id agen­tis, ut a neg­otio dis­ce­da­tur et per­in­de ha­bea­tur, ac si con­ve­nis­set in­ter eos, ut ne­uter ab al­te­ro quic­quam pe­te­ret, sed ut evi­den­tius ap­pa­reat, ac­cep­ti­la­tio in hac cau­sa non sua na­tu­ra, sed po­tes­ta­te con­ven­tio­nis va­let. 1Emp­tio nu­da con­ven­tio­ne dis­sol­vi­tur, si res se­cu­ta non fue­rit. 2Mor­tuo au­tem ho­mi­ne per­in­de ha­ben­da est ven­di­to ac si tra­di­tus fuis­set, ut­po­te cum ven­di­tor li­be­re­tur et emp­to­ri ho­mo per­eat: qua­re ni­si ius­ta con­ven­tio in­ter­ve­ne­rit, ac­tio­nes ex emp­to et ven­di­to ma­ne­bunt.

5Julian. lib. XV. Dig. Ad Dig. 18,5,5 pr.ROHGE, Bd. 15 (1875), Nr. 20, S. 50: Aufrechterhaltung einer Willenserklärung, wenn das geschlossene Geschäft zwar wegen eines juristischen Mangels ungiltig, indeß die Erfordernisse eines andern Geschäfts vorhanden sind.Wenn der Käufer dem Verkäufer, oder der Verkäufer dem Käufer seine Verpflichtung als geleistet annimmt, so zeigt sich hierin die Absicht beider Parteien, dass vom Handel abgegangen und die Sache so angesehen werden soll, als wenn eine wechselseitige Uebereinkunft getroffen worden wäre, dass keiner an den Andern etwas zu fordern haben solle: um jedoch deutlicher zu reden, so gilt in diesem Falle die Annahme als Empfangen nicht vermöge ihrer eigenen Natur, sondern in Folge der Uebereinkunft. 1Der Kauf wird durch blosse Uebereinkunft wieder aufgelöst, wenn die Erfüllung noch von keiner Seite erfolgt ist. 2Stirbt aber ein [verkaufter] Sclav, so ist der Verkauf ebenso zu betrachten, als wenn dessen Uebergabe erfolgt wäre; der Verkäufer wird nämlich frei, und der Sclav stirbt dem Käufer [zum Nachtheil]; daher bleiben auch die Klagen aus dem Kaufe und Verkauf, wenn nicht eine rechtmässige [darauf bezügliche] Uebereinkunft getroffen worden ist.

6Pau­lus li­bro se­cun­do ad edic­tum. Si con­ve­nit, ut res quae venit, si in­tra cer­tum tem­pus dis­pli­cuis­set, red­de­re­tur, ex emp­to ac­tio est, ut Sa­b­inus pu­tat, aut pro­xi­ma emp­ti in fac­tum da­tur.

6Paul. lib. II. ad Ed. Wenn die Uebereinkunft getroffen worden ist, dass die verkaufte Sache, wenn innerhalb einer bestimmten Zeit der Kauf gereuen sollte, zurückgegeben werden könne, so findet, nach der Meinung des Sabinus, die Klage aus dem Kaufe oder die derselben zunächst kommende Klage auf das Geschehene Statt.

7Idem li­bro quin­to quaes­tio­num. Si id quod pu­re emi sub con­di­cio­ne rur­sus emam, ni­hil agi­tur pos­te­rio­re emp­tio­ne. 1Si pu­pil­li per­so­na in­ter­ve­nit, qui an­te si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te, de­in­de tu­to­re auc­to­re emit, quam­vis ven­di­tor iam ei ob­li­ga­tus fuit, ta­men quia pu­pil­lus non te­ne­ba­tur, re­no­va­ta ven­di­tio ef­fi­cit, ut in­vi­cem ob­li­ga­ti sint: quod si an­te tu­to­ris auc­to­ri­tas in­ter­ve­ne­rit, de­in­de si­ne tu­to­re auc­to­re emit, ni­hil ac­tum est pos­te­rio­re emp­tio­ne. idem pot­est quae­ri, si si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te pac­tus fue­rit, ut dis­ce­da­tur ab emp­tio­ne: an pro­in­de sit, at­que si ab in­itio si­ne tu­to­ris auc­to­ri­ta­te emis­set, ut sci­li­cet ip­se non te­n­ea­tur, sed agen­te eo re­ten­tio­nes com­pe­tant. sed nec il­lud si­ne ra­tio­ne di­ce­tur, quon­iam in­itio rec­te emp­tio sit con­trac­ta, vix bo­nae fi­dei con­ve­ni­re eo pac­to sta­ri, quod al­te­ri cap­tio­sum sit, et ma­xi­me, si ius­to er­ro­re sit de­cep­tus.

7Idem lib. V. Quaest. Wenn ich dasjenige, was ich unbedingt gekauft habe, nochmals unter einer Bedingung kaufe, so hat der letztere Kauf keine rechtliche Wirkung. 1Ad Dig. 18,5,7,1Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 321, Note 22.Wenn die Person eines Unmündigen im Spiel ist, der vorher ohne Ermächtigung des Vormundes, später aber auf diese Ermächtigung gekauft hat, so bewirkt, obwohl ihm der Verkäufer schon vorher, nicht aber diesem der Unmündige verpflichtet war, doch erst der erneuerte Verkauf, dass eine gegenseitige Verbindlichkeit eintritt. Wenn hingegen die Ermächtigung des Vormundes vorher erfolgt ist, und [der Unmündige] nachher ohne dieselbe gekauft hat, so ist der letztere Kauf ungültig. Ferner lässt sich noch die Frage aufwerfen, ob, wenn der Unmündige ohne Ermächtigung des Vormundes den Vertrag eingegangen ist, dass vom Kaufe wieder abgegangen werden solle, dies dem gleich stehe, als ob er ursprünglich ohne Ermächtigung des Vormundes gekauft hätte, so dass er selbst nicht daran gebunden ist, aber auch, wenn er klagt, ihm [die erkaufte Sache] vorenthalten werden kann? Nicht ohne Grund darf man aber behaupten, dass es mit dem guten Glauben unvereinbar sei, nachdem ursprünglich ein rechtsgültiger Verkauf abgeschlossen worden ist, eine Uebereinkunft aufrecht zu erhalten, welche für den einen der Contrahenten verfänglich ist, zumal wenn dieser durch einen, Entschuldigung verdienenden Irrthum verleitet wurde.

8Scae­vo­la li­bro se­cun­do re­spon­so­rum. Ti­tius Se­ii pro­cu­ra­tor de­func­to Se­io ab eo scrip­tus he­res, cum igno­ra­ret, fun­dum ven­den­te ser­vo he­redi­ta­rio, qua­si pro­cu­ra­tor sub­scrip­sit: quae­si­tum est, an co­gni­to eo, prius­quam emp­tio per­fi­ce­re­tur, a ven­di­tio­ne dis­ce­de­re pos­sit. re­spon­dit Ti­tium, si non ip­se ven­di­dit, non id­cir­co ac­tio­ni­bus ci­vi­li­bus te­ne­ri, quod ser­vo ven­den­te sub­scrip­se­rat, sed ser­vi no­mi­ne prae­to­ria ac­tio­ne te­ne­ri.

8Scaevola lib. II. Resp. Titius, der Geschäftsbesorger des Sejus, wurde, als letzterer starb, von ihm zum Erben eingesetzt, und unterzeichnete, ohne davon Kunde zu erhalten, als ein zur Erbschaft gehöriger Sclav ein Landgut verkaufte, den Contract in seiner Eigenschaft als Geschäftsbesorger. Es wurde nun die Anfrage gestellt, ob derselbe, nachdem er jenes Verhältniss in Erfahrung gebracht hatte, noch vor Vollendung des Kaufs vom Verkaufe abgehen könne? Es wurde zum Gutachten ertheilt, Titius könne, wenn er nicht selbst den Verkauf abgeschlossen habe, darum noch nicht mit einer bürgerlichrechtlichen Klage belangt werden, dass er den von dem Sclaven abgeschlossenen Verkauf mit unterzeichnet habe, allein es finde gegen ihn wegen [der Handlung] des Sclaven eine prätorische Klage Statt.

9Idem li­bro quar­to di­ges­to­rum. Fun­dus qui Lu­cii Ti­tii erat ob vec­ti­ga­le rei pu­bli­cae ven­iit: sed cum Lu­cius Ti­tius de­bi­tor pro­fes­sus es­set pa­ra­tum se es­se vec­ti­gal ex­sol­ve­re so­li­dum, cum mi­no­re venis­set fun­dus, quam de­bi­ta sum­ma es­set, prae­ses pro­vin­ciae re­sci­dit11Die Großausgabe liest re­scin­dit statt re­sci­dit. ven­di­tio­nem eum­que re­sti­tui ius­sit Lu­cio Ti­tio: quae­si­tum est, an post sen­ten­tiam prae­si­dis, an­te­quam re­sti­tue­re­tur, in bo­nis Lu­cii Ti­tii fun­dus emp­tus es­set. re­spon­dit non prius, quam emp­to­ri pre­tium es­set il­la­tum vel, si pre­tium non­dum es­set ab emp­to­re so­lu­tum, in vec­ti­gal sa­tis­fac­tum es­set.

9Idem lib. IX. Dig. Ein Landgut, welches dem Lucius Titius gehörte, wurde wegen rückständiger Staatsabgaben verkauft; als sich nun der Schuldner Lucius Titius bereit erklärte, den ganzen Abgabenrückstand zu bezahlen, da das Grundstück unter dem Betrage der geschuldeten Summe verkauft worden war, so hob der Provinzialpräsident den Verkauf auf, und befahl die Zurückgabe des Landguts an Lucius Titius. Hier entstand nun die Frage, ob das gekaufte Landgut, sofort nach erlassenem Ausspruch des Präsidenten, und ehe noch die Zurückgabe erfolgt ist, zum Vermögen des Lucius Titius gehöre? Die Antwort war: nicht eher, als wenn dem Käufer der Kaufschillung zurückerstattet worden, oder, falls solcher vom Käufer noch nicht bezahlt ist, der Abgabenrückstand getilgt sei.

10Idem li­bro sep­ti­mo di­ges­to­rum. Se­ius a Lu­cio Ti­tio emit fun­dum le­ge dic­ta, ut, si ad diem pe­cu­niam non sol­vis­set, res in­emp­ta fie­ret. Se­ius par­te pre­tii prae­sen­ti die so­lu­ta, de­func­to ven­di­to­re, fi­liis eius pu­pil­la­ris ae­ta­tis et ip­se tu­tor cum aliis da­tus, ne­que con­tu­to­ri­bus pre­tium se­cun­dum le­gem nu­me­ra­vit nec ra­tio­ni­bus tu­te­lae ret­tu­lit: quae­si­tum est, an ir­ri­ta emp­tio fac­ta es­set. re­spon­dit se­cun­dum ea quae pro­po­ne­ren­tur in­emp­tam vi­de­ri. 1Emp­tor prae­dio­rum cum su­spi­ca­re­tur Nu­me­riam et Sem­pro­niam con­tro­ver­siam mo­tu­ras, pac­tus est cum ven­di­to­re, ut ex pre­tio ali­qua sum­ma apud se ma­ne­ret, do­nec emp­to­ri fi­de­ius­sor da­re­tur a ven­di­to­re: post­ea ven­di­tor eam le­gem in­se­ruit, ut, si ex die pe­cu­nia om­nis so­lu­ta non es­set et ven­di­tor ea prae­dia venis­se nol­let, in­ven­di­ta es­sent: in­ter­ea de ad­ver­sa­riis al­te­ram mu­lie­rem ven­di­tor su­pe­ra­vit, cum al­te­ra trans­egit, ita ut si­ne ul­la quaes­tio­ne emp­tor prae­dia pos­si­de­ret: quae­si­tum est, cum ne­que fi­de­ius­sor da­tus est nec om­nis pe­cu­nia se­cun­dum le­gem suis die­bus so­lu­ta sit, an prae­dia in­ven­di­ta sint. re­spon­dit, si con­ve­nis­set, ut non prius pe­cu­nia sol­ve­re­tur quam fi­de­ius­sor ven­di­ti cau­sa da­re­tur, nec id fac­tum es­set, cum per emp­to­rem non sta­ret quo mi­nus fie­ret, non pos­se pos­te­rio­rem le­gis par­tem ex­er­ce­ri.

10Idem lib. VII. Dig. Sejus erkaufte von Lucius Titius ein Landgut unter der Verabredung, dass, wenn bis zu einer bestimmten Zeit der Kaufschilling nicht bezahlt würde, dasselbe als nicht gekauft gelten sollte. Sejus zahlte, als der Tag herankam, einen Theil des Kaufpreises, und wurde, nachdem der Verkäufer mit Tode abgegangen, dessen hinterlassenen unmündigen Söhnen, neben Andern, als Mitvormund bestellt, bezahlte jedoch weder seinen Mitvormündern den Kaufschilling der getroffenen Verabredung gemäss, noch trug er denselben in die Vormundschaftsrechnungen ein. Es wurde angefragt, ob der Kauf ungültig geworden sei? Die Antwort war, nach den vorliegenden Verhältnissen gelte [das Landgut] als nicht gekauft. 1Der Käufer einiger Grundstücke bedung sich, aus Besorgniss, dass Numeria und Sempronia ihm Streitigkeiten erregen möchten, vom Verkäufer, dass eine gewisse Summe des Kaufschillings in seinen Händen bleiben solle, bis ihm der Verkäufer einen Bürgen gestellt habe; später schaltete der Verkäufer die Bedingung ein, dass, wenn bis zu einer bestimmten Zeit nicht der ganze Kaufpreis bezahlt wäre, und, er, der Verkäufer den Verkauf der Grundstücke nicht mehr halten wolle, der Kauf als nicht abgeschlossen gelten solle. Unterdessen trug der Verkäufer über eine jener Gegnerinnen den Sieg Rechtens davon, mit der andern verglich er sich, so dass nun der Käufer die Grundstücke ohne alle Anfechtung besass. Hier entstand die Frage, ob, nachdem weder ein Bürge gestellt, noch der ganze Kaufschilling zu der vertragsmässig festgesetzten Zeit bezahlt worden sei, die Grundstücke als nicht verkauft gelten? Die Antwort war: wenn verabredet wurde, dass der Kaufschilling nicht eher bezahlt werden solle, als bis ein Bürge zur Sicherung der Verkaufserfüllung bestellt worden, und solches nicht geschehen sei, so könne der letztere Theil des Vertrags nicht zur Anwendung kommen, weil es nicht in des Käufers Macht stand, dass [die Bürgschaftsbestellung] bewirkt werde.