Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Buch 14 übersetzt von Treitschke
Dig. XIV3,
De institoria actione
Liber quartus decimus
III.

De institoria actione

(Von der Factorklage.)

1Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Ae­quum prae­to­ri vi­sum est, sic­ut com­mo­da sen­ti­mus ex ac­tu in­sti­to­rum, ita et­iam ob­li­ga­ri nos ex con­trac­ti­bus ip­so­rum et con­ve­ni­ri. sed non idem fa­cit cir­ca eum qui in­sti­to­rem prae­po­suit, ut ex­per­i­ri pos­sit: sed si qui­dem ser­vum pro­prium in­sti­to­rem ha­buit, pot­est es­se se­cu­rus ad­quisi­tis si­bi ac­tio­ni­bus: si au­tem vel alie­num ser­vum vel et­iam ho­mi­nem li­be­rum, ac­tio­ne de­fi­cie­tur: ip­sum ta­men in­sti­to­rem vel do­mi­num eius con­ve­ni­re pot­erit vel man­da­ti vel neg­otio­rum ges­to­rum. Mar­cel­lus au­tem ait de­be­re da­ri ac­tio­nem ei qui in­sti­to­rem prae­po­suit in eos, qui cum eo con­tra­xe­rint.

1Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Dem Prätor hat billig geschienen, dass, sowie Einem aus den Handlungen seines Factors Vortheil erwächst, man auch aus den Contracten eines solchen verbindlich werde und belangt werden könne. Aber in Beziehung auf den, der einen Factor angestellt hat, thut er nicht dasselbe, dass jener klagen könne; sondern wenn er seinen eigenen Sclaven zum Factor gehabt hat, so ist er vermöge der ihm selbst erworbenen Klagen gesichert; wenn aber einen fremden Sclaven, oder einen freien Menschen, so wird er keine Klage haben, jedoch den Factor selbst oder dessen Herrn mit der Auftrags- oder Geschäftsführungsklage belangen können. Marcellus aber sagt, es müsse dem, der den Factor angestellt hat, eine Klage gegen die, welche mit demselben contrahirt haben, gegeben werden;

2Gaius li­bro no­no ad edic­tum pro­vin­cia­le. Eo no­mi­ne, quo in­sti­tor con­tra­xit, si mo­do ali­ter rem suam ser­va­re non pot­est.

2Ad Dig. 14,3,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 330, Note 12.Gaj. lib. IX. ad Ed. prov. auf dieselbe Weise, wie der Factor contrahirt hat; wenn er nämlich auf andere Weise zu dem Seinigen nicht gelangen kann.

3Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. In­sti­tor ap­pel­la­tus est ex eo, quod neg­otio ge­ren­do in­stet: nec mul­tum fa­cit, ta­ber­nae sit prae­po­si­tus an cui­li­bet alii neg­otia­tio­ni,

3Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Institor ist deshalb genannt worden, weil er die Verwaltung des Geschäfts anwesend führt (instat), und es macht nicht viel Unterschied, ob er einem Kaufladen oder was immer sonst für einem Geschäft vorgesetzt ist;

4Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo ad edic­tum. cum in­ter­dum et­iam ad ho­mi­nes ho­nes­tos ad­fe­rant mer­ces et ibi ven­dant. nec mu­tat cau­sam ac­tio­nis lo­cus ven­den­di emen­di­ve, cum utro­que mo­do ve­rum sit in­sti­to­rem emis­se aut ven­di­dis­se.

4Paul. lib. XXX. ad Ed. da man bisweilen zu vornehmen leuten auch Waaren ins Haus trägt und dort verkauft. Auch verändert der Ort des Kaufs oder Verkaufs das Klagerecht nicht, sofern der Factor auf die eine oder die andere Weise wirklich gekauft hat.

5Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Cui­cum­que igi­tur neg­otio prae­po­si­tus sit, in­sti­tor rec­te ap­pel­la­bi­tur. 1Nam et Ser­vius li­bro pri­mo ad Bru­tum ait, si quid cum in­su­la­rio ges­tum sit vel eo, quem quis ae­di­fi­cio prae­po­suit vel fru­men­to co­emen­do, in so­li­dum eum te­ne­ri. 2La­beo quo­que scrip­sit, si quis pe­cu­niis fae­ne­ran­dis, agris co­len­dis, mer­ca­tu­ris red­emp­tu­ris­que fa­cien­dis prae­po­sue­rit, in so­li­dum eum te­ne­ri. 3Sed et si in men­sa ha­buit quis ser­vum prae­po­si­tum, no­mi­ne eius te­ne­bi­tur. 4Sed et­iam eos in­sti­to­res di­cen­dos pla­cuit, qui­bus ves­tia­rii vel lin­tea­rii dant ves­tem cir­cum­fe­ren­dam et dis­tra­hen­dam, quos vol­go cir­ci­to­res ap­pel­la­mus. 5Sed et mu­lio­nes quis pro­prie in­sti­to­res ap­pel­let, 6Item ful­lo­num et sar­ci­na­to­rum prae­po­si­tus. sta­bu­la­rii quo­que lo­co in­sti­to­rum ha­ben­di sunt. 7Sed et si ta­ber­na­rius ser­vum suum per­egre mit­te­ret ad mer­ces com­pa­ran­das et si­bi mit­ten­das, lo­co in­sti­to­ris ha­ben­dum La­beo scrip­sit. 8Idem ait, si li­bi­ti­na­rius ser­vum pol­linc­to­rem ha­bue­rit is­que mor­tuum spo­lia­ve­rit, dan­dam in eum qua­si in­sti­to­riam ac­tio­nem, quam­vis et fur­ti et in­iu­ria­rum ac­tio com­pe­te­ret. 9Idem La­beo ait: si quis pis­tor ser­vum suum so­li­tus fuit in cer­tum lo­cum mit­te­re ad pa­nem ven­den­dum, de­in­de is pe­cu­nia ac­cep­ta prae­sen­ti, ut per dies sin­gu­los eis pa­nem prae­sta­ret, con­tur­ba­ve­rit, du­bi­ta­ri non opor­tet, quin, si per­mi­sit ei ita da­ri sum­mas, te­ne­ri de­beat. 10Sed et cum ful­lo per­egre pro­fi­cis­cens ro­gas­set, ut dis­ci­pu­lis suis, qui­bus ta­ber­nam in­struc­tam tra­di­de­rat, im­pe­ra­ret, post cu­ius pro­fec­tio­nem ves­ti­men­ta dis­ci­pu­lus ac­ce­pis­set et fu­gis­set, ful­lo­nem non te­ne­ri, si qua­si pro­cu­ra­tor fuit re­lic­tus: sin ve­ro qua­si in­sti­tor, te­ne­ri eum. pla­ne si ad­fir­ma­ve­rit mi­hi rec­te me cre­de­re ope­ra­riis suis, non in­sti­to­ria, sed ex lo­ca­to te­ne­bi­tur. 11Non ta­men om­ne, quod cum in­sti­to­re ge­ri­tur, ob­li­gat eum qui prae­po­suit, sed ita, si eius rei gra­tia, cui prae­po­si­tus fue­rit, con­trac­tum est, id est dum­ta­xat ad id quod eum prae­po­suit. 12Pro­in­de si prae­po­sui ad mer­cium dis­trac­tio­nem, te­ne­bor no­mi­ne eius ex emp­to ac­tio­ne: item si for­te ad emen­dum eum prae­po­sue­ro, te­ne­bor dum­ta­xat ex ven­di­to: sed ne­que si ad emen­dum, et il­le ven­di­de­rit, ne­que si ad ven­den­dum, et il­le eme­rit, de­be­bit te­ne­ri, id­que Cas­sius pro­bat. 13Sed si pe­cu­niam quis cre­di­de­rit in­sti­to­ri ad emen­das mer­ces prae­po­si­to, lo­cus est in­sti­to­riae, idem­que et si ad pen­sio­nem pro ta­ber­na ex­sol­ven­dam: quod ita ve­rum pu­to, ni­si pro­hi­bi­tus fuit mu­tua­ri. 14Si ei, quem ad ven­den­dum emen­dum­ve oleum prae­po­sui, mu­tuum oleum da­tum sit, di­cen­dum erit in­sti­to­riam lo­cum ha­be­re. 15Item si in­sti­tor, cum oleum ven­di­dis­set, anu­lum ar­rae no­mi­ne ac­ce­pe­rit ne­que eum red­dat, do­mi­num in­sti­to­ria te­ne­ri: nam eius rei, in quam prae­po­si­tus est, con­trac­tum est: ni­si for­te man­da­tum ei fuit prae­sen­ti pe­cu­nia ven­de­re. qua­re si for­te pig­nus in­sti­tor ob pre­tium ac­ce­pe­rit, in­sti­to­riae lo­cus erit. 16Item fi­de­ius­so­ri, qui pro in­sti­to­re in­ter­ve­ne­rit, in­sti­to­ria com­pe­tit: eius enim rei se­quel­la est. 17Si ab alio in­sti­tor sit prae­po­si­tus, is ta­men de­ces­se­rit qui prae­po­suit et he­res ei ex­ti­te­rit, qui eo­dem in­sti­to­re uta­tur, si­ne du­bio te­ne­ri eum opor­te­bit. nec non, si an­te ad­itam he­redi­ta­tem cum eo con­trac­tum est, ae­quum est igno­ran­ti da­ri in­sti­to­riam ac­tio­nem. 18Sed et si pro­cu­ra­tor meus, tu­tor, cu­ra­tor in­sti­to­rem prae­po­sue­rit, di­cen­dum erit vel­uti a me prae­po­si­to dan­dam in­sti­to­riam ac­tio­nem.

5Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Es mag also Einer einem Geschäfte vorgesetzt sein, welchem er wolle, so wird er mit Recht Factor (institor) genannt werden können. 1Denn auch Servius sagt im ersten Buche an den Brutus, wenn man mit dem Vorsteher eines Miethhauses etwas gehandelt habe, oder mit Einem, den Jemand über einen Bau gesetzt hat, oder über den Ankauf von Getreide, so sei dieser aufs Ganze gehalten. 2Auch Labeo schreibt, wenn Jemand Einen zum Geldausleihen, zum Feldbau, zum Grosshandel oder zu Accordunternehmungen anstellt, sei er aufs Ganze gehalten. 3Aber auch wenn Jemand einen Sclaven einer Wechselbank vorsetzt, wird er seinetwegen verbindlich sein. 4Auch diejenigen — dies ist angenommen — sind Factore zu nennen, welchen die Kleider- oder Leinwandhändler Gewänder zum Herumtragen und Verkaufen geben, und die gewöhnlich Herumträger, Hausirer (circitores) genannt werden. 5Aber auch die Maulthiertreiber kann man richtig Factore nennen. 6So sind auch ein Vorsteher von Walkern, oder von Flickschneidern, und der Aufseher eines Miethstalles wie Factore zu beurtheilen. 7Aber auch wenn der Inhaber eines Kaufladens seinen Sclaven auf Reisen schickt, um Waaren einzukaufen und ihm zu senden, so ist dieser, schreibt Labeo, als Factor anzusehen. 8Ad Dig. 14,3,5,8Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 482, Note 15.Derselbe sagt, wenn ein Leichenbesorger (welche Leute man griechisch νεκροθάπτας, Begraber der Todten, nennt) einen Sclaven zum Leichenwäscher hält, und dieser den Todten beraubt, so sei gegen ihn eine Klage nach dem Beispiel der Factorklage (quasi institoria) zu geben, obgleich auch die Diebstahls- und die Injurienklage Statt habe. 9Derselbe Labeo sagt: wenn ein Bäcker seinen Sclaven gewöhnlich an einen gewissen Ort geschickt hat, um Brod zu verkaufen, und dieser, nachdem er das Geld baar vorausbekommen hat, damit er das Brod dann täglich liefern sollte, zahlungsunfähig wird, so ist nicht daran zu zweifeln, dass der Bäcker verbindlich ist, dafern er gestattet hat, dass das Geld ihm so gegeben werde. 10Ad Dig. 14,3,5,10Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 482, Note 15.Aber auch wenn ein Walker, verreisend, [einen seiner Lehrlinge] ersucht hat, über die [andern] Lehrlinge, denen er seine Werkstatt eingerichtet übergeben hat, Aufsicht zu führen, und nach der Abreise jener Lehrling Gewänder übernommen hat, und entwichen ist, so ist der Walker nicht verbindlich, wenn Jener als Beauftragter zurückgelassen ward; wenn aber als Factor, so ist er verbindlich. Freilich wenn er mir bestätigt hat, dass ich seinen Arbeitern trauen dürfe, so wird er zwar nicht mit der Factorklage, aber mit der Miethklage zu belangen sein. 11Jedoch verpflichtet nicht Alles, was mit einem Factor gehandelt wird, den, welcher ihn angestellt hat; sondern [nur] dann, wenn in Beziehung auf das, wozu er angestellt ist, contrahirt worden ist, das heisst nur dazu, weshalb er ihn angestellt hat. 12Wenn ich also zum Verkauf von Waaren Einen angestellt habe, so werde ich seinetwegen mit der Kaufklage belangbar sein. So auch, wenn ich ihn etwa zum Einkauf angestellt habe, kann ich blos mit der Verkaufsklage belangt werden. Hingegen wird man weder wenn man zum Einkaufen Einen angestellt hat, und dieser verkauft, noch wenn zum Verkaufen, und derselbe einkauft, verbindlich sein; dies billigt Cassius. 13Wenn aber Jemand einem Factor, der zum Einkauf von Waaren angestellt ist, Geld vorschiesst, so findet die Factorklage Statt. Eben so, wenn dies zu Bezahlung des Miethzinses für den Laden geschehen ist; was ich insoweit für richtig halte, als nicht das Borgen ihm untersagt worden ist. 14Wenn demjenigen, den ich zum Verkaufe oder Einkaufe von Oel angestellt habe, Oel geliehen worden ist, so wird die Factorklage für statthaft zu erachten sein. 15So auch wenn der Factor beim Oelverkauf einen Ring statt Angelds empfangen hat, und nicht zurückgibt: wird der Herr mit der Factorklage zu belangen sein; denn es ist desjenigen Geschäfts wegen, zu dem er angestellt ist, contrahirt worden; es wäre denn ihm aufgetragen worden, für baares Geld zu verkaufen. Daher wird die Factorklage auch Statt haben, wenn der Factor etwa des Kaufpreises wegen ein Pfand genommen hat. 16Auch einem Bürgen, der für einen Factor eingetreten ist, steht die Factorklage zu; denn es ist dies eine Folge jenes Geschäfts. 17Wenn ein Factor von Jemand bestellt worden, aber derjenige, der ihn bestellt hat, verstorben ist, und Einer sein Erbe worden ist, der nun sich desselben Factors bedient, so wird er ohne Zweifel gehalten sein; nicht minder ist es billig, dass, wenn vor dem Antritt der Erbschaft mit ihm contrahirt worden, dem, der dies nicht gewusst, die Factorklage gegeben werde. 18Ad Dig. 14,3,5,18Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. I, § 73, Note 13a.Aber auch wenn mein Bevollmächtigter, mein Curator, mein Vormund einen Factor bestellt hat, wird zu behaupten sein, dass die Factorklage gegeben werden müsse, als ob ich ihn selbst bestellt hätte.

6Pau­lus li­bro tri­gen­si­mo ad edic­tum. Sed et in ip­sum pro­cu­ra­to­rem, si om­nium re­rum pro­cu­ra­tor est, da­ri de­be­bit in­sti­to­ria.

6Paul. lib. XXX. ad Ed. Aber auch gegen den Bevollmächtigten selbst wird, wenn er allgemeiner Bevollmächtigter ist, die Factorklage zugelassen werden müssen.

7Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Sed et si quis meam rem ge­rens prae­po­sue­rit et ra­tum ha­bue­ro, idem erit di­cen­dum. 1Par­vi au­tem re­fert, quis sit in­sti­tor, mas­cu­lus an fe­mi­na, li­ber an ser­vus pro­prius vel alie­nus. item quis­quis prae­po­suit: nam et si mu­lier prae­po­suit, com­pe­tet in­sti­to­ria ex­em­plo ex­er­ci­to­riae ac­tio­nis et si mu­lier sit prae­po­si­ta, te­ne­bi­tur et­iam ip­sa. sed et si fi­lia fa­mi­lias sit vel an­cil­la prae­po­si­ta, com­pe­tit in­sti­to­ria ac­tio. 2Pu­pil­lus au­tem in­sti­tor ob­li­gat eum, qui eum prae­po­suit, in­sti­to­ria ac­tio­ne, quon­iam si­bi im­pu­ta­re de­bet, qui eum prae­po­suit.

7Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Aber auch wenn Jemand, der mein Geschäft11Ohne Auftrag. führte, denselben angestellt hat, und ich es genehmigt habe, wird dasselbe zu behaupten sein. 1Wenig aber kommt darauf an, wer der Factor sei, Mann oder Weib, Freier oder Sclav, und [im letztern Falle] mein eigener oder ein fremder; so auch wer ihn bestellt hat; denn auch wenn ein Weib ihn bestellt hat, wird, nach dem Beispiel der Rhederklage, die Factorklage Statt haben, und wenn ein Weib angestellt ist, wird sie auch selbst gehalten sein. Aber auch wenn eine Haustochter, oder eine Sclavin angestellt worden ist, hat die Factorklage Statt. 2Ein unmündiger Factor verpflichtet den, der ihn bestellt hat, so dass er mit der Factorklage zu belangen ist; weil dieser, der ihn angestellt hat, sich es selbst zuzuschreiben hat22S. oben Anm. 1.;

8Gaius li­bro no­no ad edic­tum pro­vin­cia­le. Nam et ple­ri­que pue­ros puel­las­que ta­ber­nis prae­po­nunt.

8Gaj. lib. IX. ad Ed. prov. denn es stellen auch sehr Viele Knaben und kleine Mädchen in den Läden an.

9Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Ve­rum si ip­se pu­pil­lus prae­po­sue­rit, si qui­dem tu­to­ris auc­to­ri­ta­te, ob­li­ga­bi­tur, si mi­nus, non.

9Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Wenn hingegen ein Mündel selbst einen Factor anstellt, so wird er, wenn dies unter Autorität des Vormunds geschehen ist, verbindlich, widrigen Falls nicht;

10Gaius li­bro no­no ad edic­tum pro­vin­cia­le. Ea­te­nus ta­men da­bi­tur in eum ac­tio, qua­te­nus ex ea re lo­cu­ple­tior est.

10Gaj. lib. IX. ad Ed. prov. doch wird insoweit, als er dadurch bereichert worden ist, die Klage wider ihn zugelassen werden.

11Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Sed si pu­pil­lus he­res ex­ti­te­rit ei qui prae­po­sue­rat, ae­quis­si­mum erit pu­pil­lum te­ne­ri, quam­diu prae­po­si­tus ma­net: re­mo­ven­dus enim fuit a tu­to­ri­bus, si nol­lent ope­ra eius uti. 1Sed et si mi­nor vi­gin­ti quin­que an­nis erit qui prae­po­suit, au­xi­lio ae­ta­tis ute­tur non si­ne cau­sae co­gni­tio­ne. 2De quo pa­lam pro­scrip­tum fue­rit, ne cum eo con­tra­ha­tur, is prae­po­si­ti lo­co non ha­be­tur: non enim per­mit­ten­dum erit cum in­sti­to­re con­tra­he­re, sed si quis no­lit con­tra­hi, pro­hi­beat: ce­te­rum qui prae­po­suit te­ne­bi­tur ip­sa prae­po­si­tio­ne. 3Pro­scri­be­re pa­lam sic ac­ci­pi­mus cla­ris lit­te­ris, un­de de pla­no rec­te le­gi pos­sit, an­te ta­ber­nam sci­li­cet vel an­te eum lo­cum in quo neg­otia­tio ex­er­ce­tur, non in lo­co re­mo­to, sed in evi­den­ti. lit­te­ris utrum Grae­cis an La­ti­nis? pu­to se­cun­dum lo­ci con­di­cio­nem, ne quis cau­sa­ri pos­sit igno­ran­tiam lit­te­ra­rum. cer­te si quis di­cat igno­ras­se se lit­te­ras vel non ob­ser­vas­se quod pro­pos­i­tum erat, cum mul­ti le­ge­rent cum­que pa­lam es­set pro­pos­i­tum, non au­die­tur. 4Pro­scrip­tum au­tem per­pe­tuo es­se opor­tet: ce­te­rum si per id tem­po­ris, quo pro­pos­i­tum non erat, vel ob­scu­ra­ta pro­scrip­tio­ne con­trac­tum sit, in­sti­to­ria lo­cum ha­be­bit. pro­in­de si do­mi­nus qui­dem mer­cis pro­scrip­sis­set, alius au­tem sus­tu­lit aut ve­tus­ta­te vel plu­via vel quo si­mi­li con­tin­git, ne pro­scrip­tum es­set vel non pa­re­ret, di­cen­dum eum qui prae­po­suit te­ne­ri. sed si ip­se in­sti­tor de­ci­pien­di mei cau­sa de­tra­xit, do­lus ip­sius prae­po­nen­ti no­ce­re de­bet, ni­si par­ti­ceps do­li fue­rit qui con­tra­xit. 5Con­di­cio au­tem prae­po­si­tio­nis ser­van­da est: quid enim si cer­ta le­ge vel in­ter­ven­tu cu­ius­dam per­so­nae vel sub pig­no­re vo­luit cum eo con­tra­hi vel ad cer­tam rem? ae­quis­si­mum erit id ser­va­ri, in quo prae­po­si­tus est. item si plu­res ha­buit in­sti­to­res, vel cum om­ni­bus si­mul con­tra­hi vo­luit vel cum uno so­lo. sed et si de­nun­tia­vit cui, ne cum eo con­tra­he­ret, non de­bet in­sti­to­ria te­ne­ri: nam et cer­tam per­so­nam pos­su­mus pro­hi­be­re con­tra­he­re vel cer­tum ge­nus ho­mi­num vel neg­otia­to­rum, vel cer­tis ho­mi­ni­bus per­mit­te­re. sed si alias cum alio con­tra­hi ve­tuit con­ti­nua va­ria­tio­ne, dan­da est om­ni­bus ad­ver­sus eum ac­tio: ne­que enim de­ci­pi de­bent con­tra­hen­tes. 6Sed si in to­tum pro­hi­buit cum eo con­tra­hi, prae­po­si­ti lo­co non ha­be­tur, cum ma­gis hic cus­to­dis sit lo­co quam in­sti­to­ris: er­go nec ven­de­re mer­cem hic pot­erit nec mo­di­cum quid ex ta­ber­na. 7Si in­sti­to­ria rec­te ac­tum est, tri­bu­to­ria ip­so iu­re lo­cum non ha­bet: ne­que enim pot­est ha­be­re lo­cum tri­bu­to­ria in mer­ce do­mi­ni­ca. quod si non fuit in­sti­tor do­mi­ni­cae mer­cis, tri­bu­to­ria su­per­est ac­tio. 8Si a ser­vo tuo ope­ras vi­ca­rii eius con­du­xe­ro et eum mer­ci meae in­sti­to­rem fe­ce­ro is­que ti­bi mer­cem ven­di­de­rit, emp­tio est: nam cum do­mi­nus a ser­vo emit, est emp­tio, li­cet non sit do­mi­nus ob­li­ga­tus, us­que ad­eo, ut et­iam pro emp­to­re et pos­si­de­re et usu­ca­pe­re do­mi­nus pos­sit:

11Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Wenn aber der Unmündige Erbe dessen wird, der den Factor angestellt hat, so wird es höchst gerecht sein, den Unmündigen verbindlich zu achten, so lange, als derselbe angestellt bleibt; denn die Vormünder hätten ihn entlassen sollen, wenn sie seine Dienste nicht brauchen wollten. 1Aber auch wenn der, welcher einen Factor angestellt hat, jünger als fünfundzwanzig Jahre ist, so wird er sich mit dem Vorwande des Alters33Mit der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. nicht ohne vorgängige Untersuchung der Sache helfen können. 2Ad Dig. 14,3,11,2ROHGE, Bd. 10 (1874), S. 381: Wirkung des theilweisen Widerrufs bez. der Einschränkung einer bisher unbeschränkten Vollmacht auf den Verkehr mit dritten Contrahenten.Wenn öffentlich angeschlagen worden ist, dass mit Einem [Diener] nicht contrahirt werden solle, so wird derselbe nicht als Vorgesetzter des Geschäfts angesehen; denn es gibt keine Pflicht, das Contrahiren mit einem Factor zu gestatten; wer aber nicht will, dass es geschehe, der möge es verbieten; ansserdem wird der, der ihn angestellt hat, vermöge der Anstellung selbst verbindlich sein. 3Oeffentlich anschlagen ist so zu verstehen: mit deutlichen Buchstaben geschrieben, an einem Orte, wo es vom Boden aus gut gelesen werden kann, nämlich vor dem Laden, oder dem Orte, wo das Geschäft betrieben wird, nicht an einem abgelegenen, sondern an einem leicht sichtbaren Platze. Ob mit griechischer oder mit lateinischer Schrift? Ich glaube, nach dem Gebrauche des Ortes, damit Niemand die Unkunde der Schrift vorschützen könne. Indess wenn Jemand sagte, er verstehe die Schrift nicht, oder er habe nicht auf das geachtet, was angeschlagen gewesen, da doch Viele es gelesen, und es öffentlich angeschlagen war, so würde er nicht gehört werden. 4Ad Dig. 14,3,11,4ROHGE, Bd. 6 (1872), S. 85: Umfang der Ermächtigung des Inspectors einer Feuerversicherungsgesellschaft zur Feststellung des Schadens.ROHGE, Bd. 6 (1872), S. 403: Recht des durch den Procuristen Betrogenen, die ganze Contractsobligation gegen den Geschäftsführer oder gegen den Principal geltend zu machen.Es muss aber selbiges fortwährend angeschlagen sein. Wenn nun während einer Zeit, wo es nicht angeschlagen, oder nachdem der Anschlag unleserlich worden war, contrahirt worden ist, so wird die Factorklage Statt finden. Daher, wenn der Herr der Waaren es angeschlagen, ein Anderer aber es abgerissen hat, oder durch die Länge der Zeit, durch Regen, oder dergleichen geschehen ist, dass es nicht mehr da stand, oder nicht sichtbar war, so ist zu sagen, dass der, der es angeschlagen hat, verpflichtet sei. Auch wenn der Factor selbst, um mich zu täuschen, es abgerissen hat, so wird seine Arglist dem, der es angeschlagen, zum Schaden gereichen, es müsste denn der, der mit ihm contrahirt hat, an dem Betruge Theil genommen haben. 5Die Bedingungen der Anstellung müssen jedoch beobachtet werden; denn wie, wenn der Herr gewollt hat, dass [nur] auf eine gewisse Art, oder mit Zuziehung einer gewissen Person, oder gegen Unterpfand, oder nur über eine gewisse Sache mit ihm contrahirt werde? Es wird höchst billig sein, sich innerhalb dessen zu halten, wozu er angestellt ist. So auch wenn Einer mehrere Factore hatte und entweder nur mit allen zusammen, oder nur mit Einem allein contrahiren lassen wollte, — aber auch wenn er Jemanden gewarnt hat, dass er nicht mit ihm contrahiren solle, kann die Factorklage wider ihn nicht Statt finden; denn man kann auch einer bestimmten Person das Contrahiren mit dem Factor untersagen, oder einer gewissen Classe von Menschen, oder von Kaufleuten, oder [nur] gewissen Menschen es gestatten. Wenn er aber, beständig ändernd, bald mit Diesem, bald mit Jenem zu contrahiren verboten hat, so ist Allen die Klage gegen ihn zu geben; denn die Contrahenten sollen nicht getäuscht werden. 6Hat er hingegen gänzlich untersagt, mit ihm zu contrahiren, so wird er nicht als Vorgesetzter des Geschäfts betrachtet, da er mehr als Aufseher, denn als Factor dient. Ein solcher wird also keine Waare, auch nicht eine Kleinigkeit aus dem Laden verkaufen können. 7Wenn die Factorklage statthafter Weise angestellt worden ist, so fällt die Zulässigkeit der tributorischen Klage von selbst weg; denn diese kann bei einem Handel des Herrn nicht Statt finden; nur wenn er nicht Factor über den Handel des Herrn gewesen ist, bleibt die tributorische Klage übrig. 8Wenn ich von deinem Sclaven die Dienste seines Stellvertreters [Unterknechts] miethe, und diesen als Factor bei meinem Handel anstelle, darauf dieser dir Waare verkauft, so ist dies ein [gültiger] Kauf; denn wenn der Herr vom Sclaven kauft, gilt der Kauf, obwohl der Herr nicht verpflichtet wird; so dass der Herr sogar als Käufer besitzen und ersitzen kann.

12Iu­lia­nus li­bro un­de­ci­mo di­ges­to­rum. et id­eo uti­lis in­sti­to­ria ac­tio ad­ver­sus me ti­bi com­pe­tet, mi­hi ve­ro ad­ver­sus te vel de pe­cu­lio dis­pen­sa­to­ris, si ex con­duc­to age­re ve­lim, vel de pe­cu­lio vi­ca­rii, quod ei mer­cem ven­den­dam man­da­ve­rim: pre­tium­que, quo emis­ti, in rem tuam ver­sum vi­de­ri pot­erit eo, quod de­bi­tor ser­vi tui fac­tus es­ses.

12Julian. lib. XI. Dig. Und daher wird dir die abgeleitete (utilis) Factorklage gegen mich zustehen, und mir gregen dich, oder die Klage wegen des Sonderguts des Verwalters, wenn ich der Miethklage mich bedienen will, oder die wegen des Sonderguts des Stellvertreters, weil ich ihm den Waarenverkauf aufgetragen habe, und der Preis, wofür du gekauft hast, deshalb als in deinem Nutzen verwendet gelten kann, weil du Schuldner deines Sclaven worden bist.

13Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. Ha­be­bat quis ser­vum mer­ci olea­riae prae­po­si­tum Are­la­tae, eun­dem et mu­tuis pe­cu­niis ac­ci­pien­dis: ac­ce­pe­rat mu­tuam pe­cu­niam: pu­tans cre­di­tor ad mer­ces eum ac­ce­pis­se egit pro­pos­i­ta ac­tio­ne: pro­ba­re non po­tuit mer­cis gra­tia eum ac­ce­pis­se. li­cet con­sump­ta est ac­tio nec am­plius age­re pot­erit, qua­si pe­cu­niis quo­que mu­tuis ac­ci­pien­dis es­set prae­po­si­tus, ta­men Iu­lia­nus uti­lem ei ac­tio­nem com­pe­te­re ait. 1Me­mi­nis­se au­tem opor­te­bit in­sti­to­ria do­mi­num ita de­mum te­ne­ri, si non no­va­ve­rit quis eam ob­li­ga­tio­nem vel ab in­sti­to­re vel ab alio no­van­di ani­mo sti­pu­lan­do. 2Si duo plu­res­ve ta­ber­nam ex­er­ceant et ser­vum, quem ex dis­pa­ri­bus par­ti­bus ha­be­bant, in­sti­to­rem prae­po­sue­rint, utrum pro do­mi­ni­cis par­ti­bus te­nean­tur an pro ae­qua­li­bus an pro por­tio­ne mer­cis an ve­ro in so­li­dum, Iu­lia­nus quae­rit. et ve­rius es­se ait ex­em­plo ex­er­ci­to­rum et de pe­cu­lio ac­tio­nis in so­li­dum unum­quem­que con­ve­ni­ri pos­se, et quid­quid is prae­sti­te­rit qui con­ven­tus est, so­cie­ta­tis iu­di­cio vel com­mu­ni di­vi­dun­do con­se­que­tur, quam sen­ten­tiam et su­pra pro­ba­vi­mus.

13Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Jemand hatte zu Arelate seinen Sclaven einem Oelhandel vorgesetzt, und eben denselben zugleich der Aufnahme von Darlehnen; dieser hatte Geld aufgenommen, der Gläubiger, in der Meinung, er habe zum Handel geborgt, stellte die darnach angemessene Klage an, konnte aber nicht beweisen, dass Jener zum Handel geborgt habe. Obgleich nun die Klage hiermit verbraucht ist, und er nicht noch einmal deshalb wird klagen können, weil Jener auch zum Gelderborgen angestellt gewesen, so sagt doch Julianus, es stehe ihm eine abgeleitete (utilis) Klage zu. 1Es ist aber wohl zu merken, dass der Herr nur dann mit der Factorklage belangt werden kann, wenn nicht Jemand diese Verbindlichkeit geneuert hat, indem er sich entweder vom Factor, oder von einem Andern, in der Absicht, eine solche Neuerung vorzunehmen, [novandi animo] stipulirt hat. 2Ad Dig. 14,3,13,2Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 407, Note 7; Bd. II, § 482, Note 16.Wenn Zwei oder Mehrere einen Kaufladen halten, und einen Sclaven, den sie zu ungleichen Theilen besassen, als Factor dabei anstellen, so wirft Julianus die Frage auf, ob sie nach ihren Eigenthumsantheilen, oder nach gleichen Theilen, oder nach ihren Antheilen am Handel, oder Beide für Einen und Einer für Beide verbindlich seien. Und er sagt, es sei das Richtigste dieses, dass sie, nach dem Beispiel der Schiffsrheder- und der Sondergutsklage, ein Jeder aufs Ganze belangt werden können; und was derjenige, der verklagt worden ist, geleistet hat, deshalb wird er durch die Gesellschaftsklage oder die Theilungsklage sich erholen können; welcher Meinung ich auch oben beigestimmt habe.

14Pau­lus li­bro quar­to ad Plau­tium. Idem erit et si alie­nus ser­vus com­mu­ni mer­ci prae­po­si­tus sit: nam ad­ver­sus utrum­que in so­li­dum ac­tio da­ri de­bet et quod quis­que prae­sti­te­rit, eius par­tem so­cie­ta­tis vel com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cio con­se­que­tur. cer­te ubi­cum­que ac­tio so­cie­ta­tis vel com­mu­ni di­vi­dun­do ces­sat, quem­que pro par­te sua con­dem­na­ri opor­te­re con­stat, vel­uti si is, cu­ius ser­vo cre­di­tum est, duo­bus he­redi­bus in­sti­tu­tis ei ser­vo li­ber­ta­tem de­de­rit: nam he­redum quis­que pro sua par­te con­ve­nien­di sunt, quia ces­sat in­ter eos com­mu­ni di­vi­dun­do iu­di­cium.

14Ad Dig. 14,3,14Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 407, Note 7.Paul. lib. IV. ad Plaut. Dasselbe gilt auch, wenn ein fremder Sclav dem gemeinschaftlichen Handel vorgesetzt ist; es muss nämlich die Klage gegen Beide aufs Ganze gegeben werden, und was er geleistet hat, deshalb wird er sich durch die Gesellschaftsklage oder die Theilungsklage theilweise erholen können. Freilich, wo die Gesellschaftsklage oder die Theilungsklage nicht Statt findet, muss bekanntlich ein Jeder nach seinem Antheil verurtheilt werden, zum Beispiel wenn Einer, dessen Sclaven man geborgt hat, zwei Erben einsetzt, und diesem Sclaven die Freiheit gibt; denn Erben sind Jeder nach seinem Antheil zu belangen, weil die Theilungsklage (communi dividundo judicium) zwischen ihnen wegfällt.

15Ul­pia­nus li­bro vi­cen­si­mo oc­ta­vo ad edic­tum. No­vis­si­me scien­dum est has ac­tio­nes per­pe­tuo da­ri et in he­redem et he­redi­bus.

15Ulp. lib. XXVIII. ad Ed. Endlich ist zu wissen, dass diese Klagen, unverjährbar, sowohl gegen die Erben, als den Erben gegeben werden.

16Pau­lus li­bro vi­cen­si­mo no­no ad edic­tum. Si cum vi­li­co ali­cu­ius con­trac­tum sit, non da­tur in do­mi­num ac­tio, quia vi­li­cus prop­ter fruc­tus per­ci­pien­dos, non prop­ter quaes­tum prae­po­ni­tur. si ta­men vi­li­cum dis­tra­hen­dis quo­que mer­ci­bus prae­po­si­tum ha­bue­ro, non erit in­iquum ex­em­plo in­sti­to­riae ac­tio­nem in me com­pe­te­re.

16Paul. lib. XXIX. ad Ed. Wenn mit einem Gutsverwalter ein Contract geschlossen worden ist, so wird gegen den Herrn keine Klage gegeben, weil ein Verwalter nicht zum Gelderwerb, sondern zum Ernten der Früchte angestellt ist. Wenn ich jedoch den Verwalter auch dem Verkaufe von Waaren vorsetze, so wird nicht ungerechter Weise nach dem Beispiel der Factorklage eine Klage gegen mich Statt finden.

17Idem li­bro tri­gen­si­mo ad edic­tum. Si quis man­ci­piis vel iu­men­tis pe­co­ri­bus­ve emen­dis ven­den­dis­que prae­po­si­tus sit, non so­lum in­sti­to­ria com­pe­tit ad­ver­sus eum qui prae­po­suit, sed et­iam red­hi­bi­to­ria vel ex sti­pu­la­tu du­plae sim­plae­ve in so­li­dum ac­tio dan­da est. 1Si ser­vum Ti­tii in­sti­to­rem ha­bue­ris, vel te­cum ex hoc edic­to vel cum Ti­tio ex in­fe­rio­ri­bus edic­tis age­re pot­ero. sed si tu cum eo con­tra­hi ve­tuis­ti, cum Ti­tio dum­ta­xat agi pot­erit. 2Si im­pu­bes pa­tri ha­ben­ti in­sti­to­res he­res ex­sti­te­rit, de­in­de cum his con­trac­tum fue­rit, di­cen­dum est in pu­pil­lum da­ri ac­tio­nem prop­ter uti­li­ta­tem pro­mis­cui usus, quem­ad­mo­dum ubi post mor­tem tu­to­ris, cu­ius auc­to­ri­ta­te in­sti­tor prae­po­si­tus est, cum eo con­tra­hi­tur. 3Eius con­trac­tus cer­te no­mi­ne, qui an­te ad­itam he­redi­ta­tem in­ter­ces­sit, et­iam­si fu­rio­sus he­res ex­sis­tat, dan­dam es­se ac­tio­nem et­iam Pom­po­nius scrip­sit: non enim im­pu­tan­dum est ei, qui sciens do­mi­num de­ces­sis­se cum in­sti­to­re ex­er­cen­te mer­cem con­tra­hat. 4Pro­cu­lus ait, si de­nun­tia­ve­ro ti­bi, ne ser­vo a me prae­po­si­to cre­de­res, ex­cep­tio­nem dan­dam: ‘si il­le il­li non de­nun­tia­ve­rit, ne il­li ser­vo cre­de­ret’. sed si ex eo con­trac­tu pe­cu­lium ha­beat aut in rem meam ver­sum sit nec ve­lim quo lo­cu­ple­tior sim sol­ve­re, re­pli­ca­ri de do­lo ma­lo opor­tet: nam vi­de­ri me do­lum ma­lum fa­ce­re, qui ex alie­na iac­tu­ra lu­crum quae­ram. 5Ex hac cau­sa et­iam con­di­ci pos­se ve­rum est.

17Idem lib. XXX. ad Ed. Wenn Jemand dem Einkauf von Sclaven oder von Zug- oder Heerdenvieh vorgesetzt ist, so hat gegen den, der ihn angestellt hat, nicht nur die Factorklage Statt, sondern auch die redhibitorische Klage und die aus der Stipulation des doppelten oder einfachen Werthes44der Entwährung halber. muss zugelassen werden. 1Wenn du einen Sclaven des Titius zum Factor hast, so kann ich entweder dich aus diesem Edict, oder den Titius aus den nachstehenden Edicten belangen; hast jedoch du verboten, mit ihm zu contrahiren, so wird nur gegen den Titius geklagt werden können. 2Wenn ein Unmündiger Erbe seines Vaters wird, welcher Factore hatte, und darauf mit diesen contrahirt worden ist, so ist zu sagen, dass, wegen der Nützlichkeit des ununterbrochenen Dienstes, gegen den Mündel eine Klage zu gestatten sei; wie auch wenn nach dem Tode des Vormunds, mit dessen Autorität ein Factor angestellt worden ist, mit diesem contrahirt wird. 3Dass zumal aus einem Contracte, der vor Antritt der Erbschaft vorgegangen ist, wenn auch der Erbe wahnsinnig wäre, die Klage auch bewilligt werden müsse, schreibt Pomponius; denn es ist dem nichts zur Last zu legen, der, wissend, dass der Herr verstorben, mit dem den Handel führenden Factor contrahirt. 4Ad Dig. 14,3,17,4Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 483, Note 4.Proculus sagt, wenn ich dich warne, einem von mir angestellten Sclaven nicht zu leihen, so müsse die Einrede zugelassen werden: wenn nicht Jener diesen gewarnt hätte, jenem Sclaven nicht zu leihen. Hätte er aber durch selbigen Contract ein Sondergut, oder es wäre davon in meinen Nutzen verwendet, und ich wollte nicht bezahlen, um wie viel ich reicher worden wäre, so muss die Replik der Arglist entgegengesetzt werden; denn ich erscheine als arglistig, indem ich durch den Verlust eines Andern Gewinn suche. 5Es ist richtig, dass aus diesem Grunde auch eine persönliche Klage Statt hat (condici posse).

18Idem li­bro sin­gu­la­ri de va­riis lec­tio­ni­bus. In­sti­tor est, qui ta­ber­nae lo­co­ve ad emen­dum ven­den­dum­ve prae­po­ni­tur qui­que si­ne lo­co ad eun­dem ac­tum prae­po­ni­tur.

18Idem lib. sing. de variis Lectionibus. Factor ist, wer einem Laden oder einem gewissen Orte zum Kaufen oder Verkaufen, und wer ohne einen bestimmten Ort zu eben diesem Geschäft angestellt ist.

19Pa­pi­nia­nus li­bro ter­tio re­spon­so­rum. In eum, qui mu­tuis ac­ci­pien­dis pe­cu­niis pro­cu­ra­to­rem prae­po­suit, uti­lis ad ex­em­plum in­sti­to­riae da­bi­tur ac­tio: quod ae­que fa­cien­dum erit et si pro­cu­ra­tor sol­ven­do sit, qui sti­pu­lan­ti pe­cu­niam pro­mi­sit. 1Si do­mi­nus, qui ser­vum in­sti­to­rem apud men­sam pe­cu­niis ac­ci­pien­dis ha­buit, post li­ber­ta­tem quo­que da­tam idem per li­ber­tum neg­otium ex­er­cuit, va­rie­ta­te sta­tus non mu­ta­bi­tur pe­ri­cu­li cau­sa. 2Ta­ber­nae prae­po­si­tus a pa­tre fi­lius mer­cium cau­sa mu­tuam pe­cu­niam ac­ce­pit: pro eo pa­ter fi­de­ius­sit: et­iam in­sti­to­ria ab eo pe­te­tur, cum ac­cep­tae pe­cu­niae spe­ciem fi­de­iu­ben­do neg­otio ta­ber­nae mis­cue­rit. 3Ser­vus pe­cu­niis tan­tum fae­ne­ran­dis prae­po­si­tus per in­ter­ces­sio­nem aes alie­num sus­ci­piens ut in­sti­to­rem do­mi­num in so­li­dum iu­re prae­to­rio non ad­strin­git: quod au­tem pro eo, qui pe­cu­niam fae­ne­ra­vit, per dele­ga­tio­nem alii pro­mi­sit, a do­mi­no rec­te pe­te­tur, cui pe­cu­niae cre­di­tae con­tra eum qui dele­ga­vit ac­tio quae­si­ta est.

19Papinian. lib. III. Respons. Gegen Einen, der einen Bevollmächtigten zur Aufnahme von Darlehnen bestellt hat, wird nach dem Beispiel der Factorklage eine abgeleitete Klage gestattet; was auch dann geschehen muss, wenn der Bevollmächtigte, der dem stipulirenden Gläubiger das Versprechen gethan hat, zahlungsfähig ist. 1Wenn ein Herr, der seinen Sclaven bei seiner Wechselbank zur Geldeinnahme angestellt hatte, nachdem er demselben die Freiheit geschenkt, durch ihn, als Freigelassenen, dasselbe Geschäft fortbetrieben hat, so wird durch die Veränderung des persönlichen Standes das Rechtsverhältniss in Hinsicht der Gefahr nicht verändert. 2Ein Sohn, der von seinem Vater einem Kaufladen vorgesetzt war, hatte des Handels wegen Geld aufgenommen, und der Vater sich für ihn verbürgt. Dieser wird auch mit der Factorklage zu belangen sein, da er seine Verbürgung, nach welcher das Geld als ihm selbst übergeben anzusehen ist, [als eine neue Verbindlichkeit der Verbindlichkeit aus] dem Kaufladengeschäft [nur] beigemischt hat (cum acceptae pecuniae speciem fidejubendo negotio tabernae miscuerit). 3Ein Sclav, der nur zum zinsbaren Geldausleihen angestellt ist, verkündet, wenn er mittelst Verbürgung eine Schuld auf sich nimmt, nach Prätorischem Recht den Herrn nicht als Factor; was er aber für Einen, der Geld auf Zinsen borgte, mittelst Ueberweisung (Delegation) einem Andern versprochen hat, das wird vom Herrn mit Recht gefordert; welchem wieder den, der überwiesen hat, die Darlehnsklage erworben worden ist.

20Scae­vo­la li­bro quin­to di­ges­to­rum. Lu­cius Ti­tius men­sae num­mu­la­riae quam ex­er­ce­bat ha­buit li­ber­tum prae­po­si­tum: is Gaio Se­io ca­vit in haec ver­ba: ‘Oc­ta­vius Ter­mi­na­lis rem agens Oc­ta­vii Fe­li­cis Do­mi­tio Fe­li­ci sa­lu­tem. ha­bes pe­nes men­sam pa­tro­ni mei de­na­rios mil­le, quos de­na­rios vo­bis nu­me­ra­re de­be­bo pri­die ka­len­das Maias.’ quae­si­tum est, Lu­cio Ti­tio de­func­to si­ne he­rede bo­nis eius ven­di­tis an ex epis­tu­la iu­re con­ve­ni­ri Ter­mi­na­lis pos­sit. re­spon­dit nec iu­re his ver­bis ob­li­ga­tum nec ae­qui­ta­tem con­ve­nien­di eum su­per­es­se, cum id in­sti­to­ris of­fi­cio ad fi­dem men­sae pro­tes­tan­dam scrip­sis­set.

20Ad Dig. 14,3,20Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts, 7. Aufl. 1891, Bd. II, § 482, Note 17.Scaevola lib. V. Digest. Lucius Titius hatte einer Wechselbank, die er betrieb, seinen Freigelassenen vorgesetzt; dieser verschrieb dem Cajus Sejus auf folgende Weise: Octavius Terminalis, Geschäftsführer des Octavius Felix, dem Domitius Felix Gruss55Lucius Titius ist hier offenbar mit Octavius Felix, und Domitius Felix mit dem Cajus Sejus Eine Person.. Du hast bei der Wechselbank meines Patrons tausend Denarien gut, welche ich auch den letzten April zu zahlen schuldig bin. Da nun Lucius Titius ohne Erben verstorben und zu seinem Vermögen Gant eröffnet war, so wurde gefragt: ob Terminalis aus dem Briefe mit Recht in Anspruch genommen werden könne? Er [Scävola] antwortete: er sei weder nach dem [Römischen] Rechte durch diese Worte verpflichtet, noch bleibe ein Grund der Billigkeit [des natürlichen Rechts] übrig, ihn zu belangen, da er solches vermöge seines Factordienstes, um ein Versprechen für die Wechselbank zu thun, geschrieben hat.