Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I22,
De officio adsessorum
Liber primus
XXII.

De officio adsessorum

(Von der Amtspflicht der [Gerichts-] Beisitzer.)

1Pau­lus li­bro sin­gu­la­ri de of­fi­cio ad­ses­so­rum. Om­ne of­fi­cium ad­ses­so­ris, quo iu­ris stu­dio­si par­ti­bus suis fun­gun­tur, in his fe­re cau­sis con­stat: in co­gni­tio­ni­bus pos­tu­la­tio­ni­bus li­bel­lis edic­tis de­cre­tis epis­tu­lis.

1Paul. lib. sing. de off. Ass. Der gesammte Inbegriff der Amtspflicht eines [Gerichts-] Beisitzers, wodurch die Rechtsgelehrten ihre Obliegenheiten erfüllen, besteht in [der Besorgung] folgender Geschäfte: Untersuchungen und Entscheidungen rechtlicher Anträge, [und] Bittschreiben, [und der Entwerfung von] Edicten, Decreten und Briefen.

2Mar­cia­nus li­bro pri­mo de iu­di­ciis pu­bli­cis. Li­ber­ti ad­si­de­re pos­sunt. in­fa­mes au­tem li­cet non pro­hi­bean­tur le­gi­bus ad­si­de­re, at­ta­men ar­bi­tror, ut ali­quo quo­que de­cre­to prin­ci­pa­li re­fer­tur con­sti­tu­tum, non pos­se of­fi­cio ad­ses­so­ris fun­gi.

2Marcian. lib. I. de Jud. publ. Freigelassene können Beisitzer sein. Infamirte Personen aber können, wiewohl ihnen nach den Gesetzen das Beisitzeramt nicht verwehrt ist, dennoch, wie ich glaube, und auch in einem kaiserlichen Decret als verordnet angeführt wird, das Amt eines Gerichtsbeisitzers nicht bekleiden.

3Ma­cer li­bro pri­mo de of­fi­cio prae­si­dis. Si ea­dem pro­vin­cia post­ea di­vi­sa sub duo­bus prae­si­di­bus con­sti­tu­ta est, vel­ut Ger­ma­nia, Mysia, ex al­te­ra or­tus in al­te­ra ad­si­de­bit nec vi­de­tur in sua pro­vin­cia ad­se­dis­se.

3Macer. lib. I. de off. Praes. Wenn eine Provinz nachher getheilt, und unter zwei Präsidenten gestellt worden ist, wie Germanien und Mysien, so kann ein Eingeborener der einen in der andern ein Beisitzeramt bekleiden, ohne dass er angenommen wird, als bekleide er es in seiner Heimath.

4Pa­pi­nia­nus li­bro quar­to re­spon­so­rum. Diem func­to le­ga­to Cae­sa­ris sa­la­rium com­iti­bus re­si­dui tem­po­ris, quod a le­ga­tis prae­sti­tu­tum est, de­be­tur, mo­do si non post­ea com­ites cum aliis eo­dem tem­po­re fue­runt. di­ver­sum in eo ser­va­tur, qui suc­ces­so­rem an­te tem­pus ac­ce­pit.

4Papin. lib. IV. Respons. Wenn ein Legat des Kaisers gestorben ist, so haben die Beisitzer für die noch übrige, vom Legaten ihnen bestimmte Zeit, den [ganzen] Gehalt zu fordern, wenn sie nur nicht nachher mit Andern zu gleicher Zeit Beisitzer gewesen sind. Anders ist es dann, wenn jener einen Nachfolger vor der [bestimmten] Zeit erhält.

5Pau­lus li­bro pri­mo sen­ten­tia­rum. Con­si­lia­ri eo tem­po­re quo ad­si­det neg­otia trac­ta­re in suum qui­dem au­di­to­rium nul­lo mo­do con­ces­sum est, in alie­num au­tem non pro­hi­be­tur.

5Paul. lib. I. Sententiar. Einem Rathsbeisitzer ist es durchaus nicht gestattet, während der Zeit, da er Beisitzer ist, Geschäfte vor seinem Gerichtshof vorzunehmen; vor einem andern es zu thun, steht ihm frei.

6Pa­pi­nia­nus li­bro pri­mo re­spon­so­rum. In con­si­lium cu­ra­to­ris rei pu­bli­cae vir eius­dem ci­vi­ta­tis ad­si­de­re non pro­hi­be­tur, quia pu­bli­co sa­la­rio non frui­tur.

6Papin. lib. I. Respons. Bei dem Rathe des Curators eines städtischen Gemeinwesens kann ein Eingeborener aus derselben Stadt ein Beisitzeramt bekleiden, weil er keinen öffentlichen Gehalt bezieht.