Corpus iurisprudentiae Romanae

Repertorium zu den Quellen des römischen Rechts

Digesta Iustiniani Augusti

Recognovit Mommsen (1870) et retractavit Krüger (1928)
Deutsche Übersetzung von Otto/Schilling/Sintenis (1830–1833)
Erstes Buch übersetzt von Sintenis
Dig. I19,
De officio procuratoris Caesaris vel rationalis
Liber primus
XIX.

De officio procuratoris Caesaris vel rationalis

(Von der Amtspflicht des Procurators des Kaisers oder Rentbeamten.)

1Ul­pia­nus li­bro sex­to de­ci­mo ad edic­tum. Quae ac­ta ges­ta­que sunt a pro­cu­ra­to­re Cae­sa­ris, sic ab eo com­pro­ban­tur, at­que si a Cae­sa­re ges­ta sunt. 1Si rem Cae­sa­ris pro­cu­ra­tor eius qua­si rem pro­priam tra­dat, non pu­to eum do­mi­nium trans­fer­re: tunc enim trans­fert, cum neg­otium Cae­sa­ris ge­rens con­sen­su ip­sius tra­dit. de­ni­que si ven­di­tio­nis vel do­na­tio­nis vel trans­ac­tio­nis cau­sa quid agat, ni­hil agit: non enim alie­na­re ei rem Cae­sa­ris, sed di­li­gen­ter ge­re­re com­mis­sum est. 2Est hoc prae­ci­puum in pro­cu­ra­to­re Cae­sa­ris, quod et eius ius­su ser­vus Cae­sa­ris ad­ire he­redi­ta­tem pot­est et, si Cae­sar he­res in­sti­tua­tur, mis­cen­do se opu­len­tae he­redi­ta­ti pro­cu­ra­tor he­redem Cae­sa­rem fa­cit.

1Ulp. lib. XVI. ad Ed. Was von Seiten des Procurators des Kaisers gethan und besorgt worden ist, genehmigt letzterer so, wie wenn er es selbst besorgt hätte. 1Wenn der Procurator des Kaisers eine diesem gehörige Sache als seine eigene übergiebt, so glaube ich nicht, dass er das Eigenthum daran übertrage; denn er überträgt sie blos dann, wenn er sie, eine Angelegenheit für den Kaiser besorgend, mit dessen Einwilligung übergiebt. Wenn er [ausserdem] etwas verkauft, verschenkt, oder sich vergleicht, so handelt er ungültig; denn es ist ihm nicht übertragen worden, Sachen des Kaisers zu veräussern, sondern fleissig die Geschäfte zu verwalten. 2Der Procurator des Kaisers hat das besondere Recht, dass auf seinen Befehl ein Sclav des Kaisers eine Erbschaft antreten kann, und wenn der Kaiser zum Erben eingesetzt worden ist, er selbst dadurch, dass er sich mit einer reichen Erbschaft befasst, den Kaiser zum Erben macht.

2Pau­lus li­bro quin­to sen­ten­tia­rum. Quod si ea bo­na, ex qui­bus im­pe­ra­tor he­res in­sti­tu­tus est, sol­ven­do non sint, re per­spec­ta con­su­li­tur im­pe­ra­tor: he­redis enim in­sti­tu­ti in ad­eun­dis vel re­pu­dian­dis hu­ius­mo­di he­redi­ta­ti­bus vo­lun­tas ex­plo­ran­da est.

2Paul. lib. V. Sententiar. Wenn das Vermögen, worauf der Kaiser zum Erben eingesetzt worden, überschuldet ist, so wird der Kaiser, nach vorgängiger Untersuchung, [über seine Erklärung] befragt; denn es muss zu dem Antritt oder der Ausschlagung solcher Erbschaften der Wille des eingesetzten Erben eingeholt werden.

3Cal­lis­tra­tus li­bro sex­to de co­gni­tio­ni­bus. Cu­ra­to­res Cae­sa­ris ius de­por­tan­di non ha­bent, quia hu­ius poe­nae con­sti­tuen­dae ius non ha­bent. 1Si ta­men qua­si tu­mul­tuo­sum vel in­iu­rio­sum ad­ver­sus co­lo­nos Cae­sa­ris pro­hi­bue­rint in prae­dia Cae­sa­ria­na ac­ce­de­re, abs­ti­ne­re de­be­bit id­que di­vus Pius Iu­lio re­scrip­sit. 2De­in­de ne­que red­ire cui­quam per­mit­te­re pos­sunt id­que im­pe­ra­to­res nos­tri Se­ve­rus et An­to­ni­nus ad li­bel­lum Her­miae re­scrip­se­runt.

3Callistrat. lib. VI. de Cognit. Das Recht zu deportiren, haben die Procuratoren des Kaisers nicht, weil sie kein Recht haben, diese Strafe zu verhängen. 1Wenn sie aber Jemanden, als einen Störenfried, oder der sich widerrechtlicher Handlungen gegen des Kaisers Pächter schuldig gemacht, verbieten, die kaiserlichen Güter zu betreten, so muss er dem Folge leisten; dies hat der Kaiser Pius an den Julius rescribirt. 2Sie können aber auch Niemanden nachher die Rückkehr erlauben; dies haben unsere Kaiser Severus und Antoninus auf den Antrag der Hermia rescribirt.